Am Walchsee fragen wir uns verwundert: „Ist das wirklich schon WoMo Reise 100?“
11. Juni bis 14. Juni 2020
Innsbruck-Walchsee-Innsbruck 191km
Das wird jetzt also unsere 100. Reise mit dem Wohnmobil. Wobei man über das
Wort „Reise“ eventuell diskutieren könnte, denn manche Fahrt ist „nur“ nach
Oberbayern gegangen und bei einigen anderen sind wir überhaupt in Tirol
geblieben. Aber - jede dieser Fahrten war etwas Besonderes, jeder noch so
kleine Ausflug hat uns große Freude gemacht. Noch nie haben wir unser WoMo
daheim abgestellt und gesagt „Also diese Reise hätten wir uns sparen können.“ Noch
nie! Das ist wirklich schön. Wir haben mit unserem Schneckchen mittlerweile
längst die Welt umrundet, waren in den meisten Ländern Europas unterwegs, auch
mal vier Wochen am Stück. Seit wir im Juli 2007 zum ersten Mal am Steuer eines
(Leih)-Wohnmobil gesessen sind, haben wir uns zu richtigen Campern entwickelt.
Es ist zu unserem liebsten Hobby geworden und es gibt für ein Paar wohl nichts
besseres, als der gleichen Leidenschaft nachgehen zu können. So werden wir auch
zukünftig auf den Campingplätzen Europas zu finden sein oder uns auf den
schönsten Stellplätzen einparken. Wenn das keine lässigen Aussichten sind. Aber
jetzt geht erst mal unsere 100. WoMo Reise los.
Donnerstag, 11. Juni 2020
Die ganze Nacht lang hat es in Strömen geregnet, auch gestern war das Wetter so schlecht, dass wir nicht einmal unsere Vespa aufladen konnten. Wurscht, machen wir das halt heute vor der Abfahrt. Die meisten Dinge wie Lebensmittel, Getränke, Note-Books etc. haben wir schon gestern ins WoMo geladen, heute brauchen wir nur mehr unser Gewand einräumen. Um 10 Uhr haben wir mit Nadja und Christian ausgemacht, also fahren wir so gegen 8 Uhr 30 in unsere WoMo-Garage - Ilse mit dem PKW, Gernot mit der Vespa. Weil heute Feiertag ist können wir hemmungslos alle Parkplätze für unsere Vespa-Auflade-Aktion nutzen, natürlich völlig unabhängig vom Wetter. Aber das passt eh halbwegs, zumindest regnet es nicht. Unser Roller lässt sich dann widerstandslos auf seinen Träger hieven und ist keine 10 Minuten später fahrfertig vertäut. Danach noch schnell die Kennzeichentafeln ummontieren und weg sind wir. Zuerst fahren wir zu einer Tankstelle, vor allem, weil wir noch Milch kaufen müssen. Bei der Gelegenheit tanken wir gleich voll, unser Häuschen hat uns mal wieder mit einem 10-Liter-Verbrauch je 100 Kilometer durch die Gegend kutschiert - brav. Dann holen wir Nadja und Christian ab. Sie haben ziemlich viel Gepäck für drei Tage campen, man könnte die beiden durchaus mit Auswanderern verwechseln 😊 Passt natürlich, wir haben einiges an Stauraum im WoMo, ihre zwei Kisten Bier haben wir schon gestern eingeladen. Unser Ziel für das kommende verlängerte Wochenende ist der Walchsee, scharf an der Grenze zu Bayern gelegen und an die 100 Kilometer weit entfernt. Nach dem tagelangen Schlechtwetter ist es fast unglaublich, dass es morgen und übermorgen wolkenlos sein soll, mit Temperaturen bis weit über 25 Grad. Heute ist es noch ein wenig trüb, die Sonne zeigt sich nur ganz selten. Aber Hauptsache ist, vorerst kein Regen! Wir haben den „Camping Seespitz“ am Walchsee ja schon vor ein paar Tagen „ausspioniert“ und sind gemeinsam mit Nadja drei in Frage kommende Campingplätze abgefahren. Wir werden ja an die 15 Personen sein, da wollen wir lieber nichts dem Zufall überlassen.
Hier am „Seespitz“ steht uns
eine ausreichend große Fläche zur Verfügung, wo sich die vier WoMos und die
Zelte lässig zusammenstellen können. Passt perfekt. Ziemlich genau um 11 Uhr 30
kommen wir am Campingplatz an und weil Ilse bisweilen sehr penibel ihr
Notizbuch mit Daten füttert, können wir an dieser Stelle festhalten, dass wir
bereit um 11 Uhr 54 in unseren Stühlen vor unserem WoMo gesessen sind. Da war
schon das Bett umgebaut, die Vespa abgeladen und der Strom angesteckt. Nadja
und Christian haben den Aufbau ihres Zeltes noch verschoben, der
regendurchtränkte Boden darf ruhig noch ein wenig auftrocknen. Lange bleiben
wir dann nicht sitzen, sondern gehen zum platzeigenen Restaurant hinauf. Auf
der Terrasse nehmen wir Platz und werden sofort von einer sehr freundlichen
Kellnerin bedient. Daran, dass sie einen Mundschutz tragen muss, werden wir uns
nie gewöhnen und müssen es auch hoffentlich nicht. Auch beim Betreten der
Rezeption ist der Mundschutz Pflicht und auch die Angestellten arbeiten hinter
Plexiglasscheiben und mit Plastikvisier vor dem Gesicht. Scheiß Virus. Aber so
wie es ausschaut, wird die Maskenpflicht ab nächster Woche eh sehr gelockert
werden, die stark gesunkene Zahl der Infizierten lässt das zu. Gut so, denn einkaufen
mit Maske ist uns extrem unsympathisch und wir hetzen nur so durch die Regale,
um möglichst schnell wieder aus einem Geschäft draußen zu sein. Genug
gejammert, widmen wir uns lieber wieder den positiven Dingen des Lebens - also
zum Beispiel dem Essen im Campingplatz-Restaurant.




Das war ausgezeichnet bis hervorragend, die Bedienung exzellent, eine runde Sache. Christian hat sich das Zanderfilet kommen lassen, Gernot das Tagesgericht Schweinebraten mit Knödel, Ilse und Nadja haben Toasts gegessen. Übrigens sind wir von Nadja und Christian aufs Essen eingeladen worden, sehr nett! Pünktlich zum zweiten Bier hat dann endlich auch die Sonne ein paar Strahlen auf den Platz geworfen, manchmal scheint das Leben wie ein Wunschkonzert zu sein … Eher ungewohnt ist, dass am Campingplatz fast ausschließlich Tiroler Camper anzutreffen sind, nur vereinzelt sehen wir andere Österreicher und noch vereinzelter Camper aus Deutschland. Das wird sich jetzt aber ganz rasch wieder ändern, denn ab nächster Woche gehen fast überall in Europa die Grenzen wieder auf. Nach und nach trudeln dann unsere Freunde ein, zuerst Babsi und Christian mit ihren drei Hunden, danach Evi und kurz darauf Mirijam und Simon mit ihren zwei Kindern plus der besten Freundin der Tochter.
Jetzt stehen schon zwei
VW-Busse neben unserem WoMo, morgen komplettiert dann Michael mit seinem neuen „Malibu“
unsere Wagenburg. Zwischendurch sind die Kinder schon zum ersten Mal zum See
hinuntergelaufen, obwohl der bei weitem keine 20 Grad „warm“ ist. Doch das
stört die Kleinen nicht, sie haben ihren Spaß im Wasser und trotzen halt dessen
Kälte, solange es auszuhalten ist. Wie es dann angefangen hat zuzuziehen sind
sie eh wieder schnell am Platz zurück gewesen und statt Schwimmen mit den
Hunden spazieren gegangen. Es beginnt dann leicht zu tröpfeln, also fahren alle
ihre Markisen aus bzw. spannen Regenplanen und Sonnensegel. So haben wir jede
Menge Platz, um uns stets im Trockenen zu bewegen. Dieser Campingaufenthalt
steht für sieben Personen auch im Zeichen eines „Pasch-Turniers“, also klappern
ab Mitte Nachmittag allerorten die Würfel. Insgesamt müssen alle SpielerInnen
sechs Partien absolvieren, jede einzelne davon dauert (ohne Pause) an die
eineinhalb Stunden … „Arbeit“ genug also.
A propos Arbeit - für eine solche
sorgt dann auch die liebe Evi, wenn auch für keinen von uns, sondern für einen
Mitarbeiter des ÖAMTC. Sie hat es nämlich tatsächlich geschafft, beide (!!)
Autoschlüssel im Fahrzeug einzusperren bzw. hat ihr die eigenwillige
Selbstabschließe-Technik ihres Autos dabei geholfen. Dabei hat Evi extra immer
einen Ersatzschlüssel mit, denn aussperren kann man sich schließlich bald
einmal. Aber der lag, wie gesagt, auch im Auto, so wie das Handy und die
Geldtasche. Der Pannendienst hat dann Evis Auto schnell aufgesperrt, natürlich
werden wir hier nicht ins Detail gehen, wie er das gemacht hat. Obwohl das
durchaus erstaunlich funktioniert … Das
Abendessen lassen wir, die wir schon zu Mittag gegessen haben, ausfallen bzw.
geben wir uns mit einer kleinen Jause zufrieden. Inzwischen sind alle Zelte
aufgebaut, unser Lager steht komplett da und sieht richtig gut aus. Jetzt fehlt
nur noch Stefan, der ist aber ein halber Alleinerziehender von zwei Kindern,
das kann sich also noch hinziehen … Den
weiteren Abend verbringen dann die Pascher mit ihren Spielen, es wird gelacht,
gescherzt und getrunken, wir haben wirklich eine lässige Zeit. Irgendwann
treibt uns dann die auf unter 15 Grad gesunkene Temperatur ins Innere unserer
Behausungen und es ist wohl schon weit nach Mitternacht gewesen sein, bis für
diesen Tag der letzte Würfel gerollt und das letzte Bier ausgetrunken worden
ist.
Freitag, 12. Juni 2020
Die Nacht war relativ kurz und sie war relativ frisch. Schon unmittelbar nach dem Aufstehen wissen wir, dass das heute ein wunderbarer Tag werden wird. Keine Wolke ist zu sehen und in der direkten Sonne wird es schon ab 10 Uhr zu warm. Ein Traum! Überall wird Kaffee gekocht, es duftet sozusagen aus allen Richtungen, es werden Müslis angerührt und Obst aufgeschnitten. Wir geben uns wie immer mit Kaffee zufrieden, heute haben wir nicht einmal einen Nussstrudel oder einen Marmorkuchen mit. Später werden wir dann eh eine Runde mit der Vespa fahren und dann können wir ja beim Spar in der Nähe ein wenig einkaufen, Brot brauchen wir eh auch noch. Schon am Vormittag geben sich die TeilnehmerInnen des Pasch-Turniers wieder ihrer Leidenschaft hin und es wird gelacht, gejubelt, geflucht und gehadert - einfach nur lässig!
Die drei Kinder kriegen immer
wieder einen Hund von Barbara überantwortet und dürfen mit ihnen über den Platz
tollen oder auch eine Runde außerhalb des Campingareals spazieren gehen. Der
mittelgroße Rüde Otto und die kleine Hupi (Hoopy?) sind absolut
kinderfreundlich, nur die schüchterne und stets verängstigte Issi bleibt viel
lieber am Platz. Zwischendurch springen die nicht Wasserscheuen in den
eiskalten Walchsee, Gernot geht erst gar nicht zum Seeufer runter und auch Ilse
verzichtet auf zu enge Bekanntschaft mit dem klaren Gewässer. Ihr hat schon die
„Zehenprobe“ gereicht … Wir starten dann unseren Roller und fahren zum Spar rüber und kaufen dort
kurzerhand den Korb mit den knusperfrischen Baguettes leer, es gilt schließlich
14 Personen (wenn Steve noch kommt, dann 15) mir Brot zu versorgen. Dazu nehmen
wir uns noch ein paar Mini-Marmorkuchen und schon sind wir wieder zurück am
Platz. Aber nicht lange, denn die kurze Ausfahrt mit der Vespa hat uns Lust auf
mehr gemacht. Nach dem Verlassen des Campingplatzes biegen wir auf der
Landesstraße einfach nach rechts ab und lassen uns durch die wunderschöne
Landschaft treiben.
Wir kennen uns „hier herunten“ nicht wirklich gut aus, zwar
sind wir beide schon in der Gegend gewesen, aber wir waren viel öfter in
Neu-Delhi, als in Durchholzen, Sebi oder Kössen. Wir lassen uns den Fahrtwind
in die Gesichter wehen und genießen jeden Meter unseres Ausfluges. Irgendwann
biegen wir spontan nach rechts ab und finden uns auf einer kleinen Straße
wieder, die dann immer schmäler wird. Kein Problem, sollte ein
Fahrverbotsschild auftauchen, drehen wir halt um. Aber es ist keines zu sehen,
dafür befinden wir uns unvermittelt mitten auf einem Golfplatz. Naja, nicht
wirklich AUF dem Golfplatz, sondern schon noch auf einem asphaltierten
Sträßchen, aber rund um uns werden hochmotiviert die Bälle geschlagen. „Zum
Glück haben wir Helme auf!“, scherzt Gernot und dann schauen wir, dass wir da
schnell wieder wegkommen. Das Mini-Wald-Wiesen-Sträßchen bringt uns dann nach
Kössen und von dort finden wir zurück zur Landesstraße. Nach ein paar Kilometern
kommen wir dann zur Abzweigung zum „Camping Seemühle“, den haben wir bei unser
„Erkundigungs-Mission“ auch besucht. Heute lassen wir den Platz sozusagen
rechts liegen und fahren an ihm vorbei. Bald bekommen wir wieder den Walchsee
in den Blick und schon von Weitem sehen wir dann den „Terrassen-Campingplatz“,
den wir ebenfalls ins Auge gefasst hatten. Dort wollten wir eine ganze halbe
Terrasse anmieten, die wäre vor allem für die Kinder (und für die Eltern
natürlich) nicht schlecht gewesen, weil man vom Platz aus den Schwimmbereich im
Auge hat. Aber die Besitzerin wollte keine Reservierung für 15 Personen und
vier Wohnmobile plus Zelte annehmen (!??). Jetzt freuen wir uns innerlich
diebisch, dass de facto alle drei übereinander liegenden Terrassen (mit jeweils
6 Standplätzen) leer sind - lediglich drei Plätze sind besetzt. Manchmal
scheinen die Campingplatzbetreiber ihres eigenen Geldes Feind zu sein, denn
auch auf der Terrasse des Restaurants war nur eine einzige Person zu sehen, die
einen Kaffee getrunken hat. Na, da wären wir aber die trinkfesteren Gäste
gewesen. Wir vollenden dann unsere Runde um den Walchsee und cruisen zum Platz
zurück. Jetzt mal kurz die Beine ausstrecken, dann widmen wir uns wieder
unseren Lieblingsbeschäftigungen - Schmäh führen und Paschen.
Michael ist
inzwischen auch eingetroffen, er ist diesmal alleine unterwegs. Sonst ist
natürlich immer seine Lebensgefährtin mit dabei, denn seit der „Much“ seinen
Malibu-Bus hat, sind sie zu leidenschaftlichen Campern geworden und Michael
nutzt sein WoMo manchmal sogar für auswärtige Dienstreisen. Er schläft halt
lieber im eigenen Bett, als in einem seelenlosen Hotel zu übernachten. Ist für
jeden Camper leicht nachzuvollziehen … Später
kommt dann auch noch Günther an, er ist der Mann von Evi und er ist zu Fuß (!!)
von Kufstein hergekommen. Aber nicht entlang der Bundestraße etwa, sondern über
Berge des „Zahmen Kaisergebirges“ und durchs Kaisertal! Wer den Günther kennt,
den wundert das nicht, denn er ist Berg- und vor allem Wanderführer und würde
ohne Coronakrise wohl irgendwo auf der Welt mit seinen Kunden unterwegs sein.
Heute war er unterwegs zu uns und wir freuen uns sehr über seinen Besuch.
Gernot, Evi und Günther kennen sich schon seit fast 40 Jahren und es ist
einfach wunderbar zu hören, wenn Evi und Günther von den Kindern als Oma und
Opa angesprochen werden. Jaja, so schnell vergeht die Zeit …


Wie dann allerorts die Mägen zu knurren beginnen, werfen Mirijam und Michael ihre Gasgriller an, Babsi und Christian entfachen derweil ein offenes Feuer in einer Art Grillschale. Auf allen verfügbaren Tischen türmen sich die Köstlichkeiten - Fleisch, Würsteln, sämtliche denkbare Beilagen, Saucen, Salate, Kräuterbutter (Nadja und Christian haben gut ein dreiviertel Kilo davon zubereitet) und und und. Wir hätten mit unseren Lebensmitteln auch eine ganze Kaserne glücklich machen können …
Einer der Höhepunkte des Gelages waren sicher
die drei gigantischen T-Bone Steaks, die Gernot besorgt hat. Jedes davon im so
genanntem dry-aged Verfahren vier Wochen lang gereift und jedes davon über 800
(!!!) Gramm schwer. Wir haben eines der Dinger dann am Grill von Michael auf
jeder Seite vier Minuten angebraten und danach 15 Minuten rasten lassen. Ein
unglaublicher Hochgenuss und obwohl wir vorerst nur ein Steak gegrillt haben,
hat es für vier Personen gereicht. Übrigens - nur Gernot hat seine Portion
gesalzen und gepfeffert, alle anderen haben das Fleisch ungewürzt gegessen. Was
eigentlich eh schon alles über dessen Geschmack aussagt. Aber wir wollen all
die anderen Köstlichkeiten nicht vergessen, die fantastischen Berner-Würsteln
etwa oder den Kartoffelsalat, die unglaublich gute, selbstgemachte Mayonnaise,
die gebratenen Champignons - es lässt sich hier gar nicht alles aufzählen. Ein
Traum von einer Grillage, ein Gaumenjubel der Sonderklasse, man hat sich schon
sehr zusammenreißen müssen, um sich nicht vollständig zu überfressen. Herrlich!



Mit einer kollektiven Kraftanstrengung werden dann die Spuren des Festmahls beseitigt, das dauert wohl keine halbe Stunde lang. Dann ist alles Geschirr gewaschen, alle Tische wieder abgeräumt und geputzt - also kann weiter gepascht werden. Und vor allem wird gequatscht und gelacht, erzählt und philosophiert, Bier und Wein getrunken - ein Abend ganz nach unserem Geschmack. Wobei Abend - Dank Ilses Aufzeichnungen wissen wir, dass bei uns im WoMo das letzte Licht um 1 Uhr 38 gelöscht worden ist …
Samstag, 13. Juni 2020
Trotz des gestrigen Feier-Marathons sind alle schon um 8 Uhr munter und gemeinsam räumen wir die Flaschen, Dosen und Sonstiges zusammen. Dann blubbern wieder überall die Kaffeemaschinen und Unmengen des köstlichen Getränkes werden in die noch müden Körper überführt. Michael macht ein Rührei mit Speck für alle - gut 15 Eier hat er dafür verwendet. So erwachen auch die letzten Lebensgeister und der Tag kann beginnen. Es ist wieder traumhaft schön, keine Wolke ist am blauen Himmel zu sehen. Zwar ist die Nacht - hauptsächlich für die Zelter natürlich - wieder ziemlich frisch gewesen, aber eine Minute in der Sonne genügt, um sich so richtig schön aufzuwärmen. Nach dem wunderbaren Frühstück wird dann wieder gepascht - meistens so im Rhythmus: eineinhalb Stunden spielen, zwei Stunden Pause mit Quatschen und Blödeln. Zwischendurch geht Ilse mit Gernot eine ordentliche Runde über den Platz - es sind tatsächlich fast nur Tiroler Camper hier. Das ist wirklich einzigartig und das wird es (hoffentlich!) so nie wieder geben in Tirol. Ab der kommenden Woche dürfen ja auch die Deutschen und vor allem die Holländer wieder reisen - diese beiden Länder machen in der Regel den Großteil der Gäste auf den Campingplätzen in Europa aus. Wie es dann früher Nachmittag wird, kombinieren wir Mittag- und Abendessen, der Einfachheit halber. Evi hat eine fulminante Gulaschsuppe vorbereitet, bei der sie dankenswerterweise nicht mit Chili gespart hat. Das dadurch entstehende Gaumen-Feuerchen lässt sich aber schnell mit einem kalten Bier löschen, Weißbrot tut’s zur Not auch. Die Tische biegen schon wieder vor lauter Köstlichkeiten, Salate, veganes Tomaten-Sugo, Humus, gebratene Zucchini, Honigmelonen, alles da. Und dann knipst Simon seinen Gasgriller an und ein weiteres der gigantischen T-Bone-Steaks wird aufgelegt. Das reicht erneut für gleich mehrere Esser - 800 Gramm kann wohl kein „normaler“ Mensch alleine wegfuttern … Spät aber doch ist dann Stefan angekommen - er will unbedingt noch ins Pasch-Turnier einsteigen, schließlich ist er der Titelverteidiger. Trotz unserer Bedenken („Bei sieben ausständigen Partien würde dein letztes Spiel um ca. 7 Uhr 30 morgens anfangen“) klopft Steve einen Pasch nach dem anderen, er will es also wirklich wissen.
Gegen 17 Uhr bricht dann Günther auf, er wird mit
Bus und Zug heimfahren, das Autofahren ist nicht so seins, wenn es sich
einrichten lässt, bevorzugt er die öffentlichen Verkehrsmittel. Evi wird zwar
auch heute abreisen, aber erst später am Abend. Und wenn irgendwer ihr Auto
startet 😊 Denn leider war über
Nacht eine der Fahrzeugtüren nicht richtig geschlossen und die dadurch
eingeschaltete Innenbeleuchtung hat die eh schon altersschwache Batterie
endgültig leer gesaugt. Wir haben aber zum Glück ein Starterkabel mit, später
wird Evi dann von Steve Starthilfe kriegen. Der weitere Verlauf des letzten
Abends ist dann geprägt vom süßen Nichtstun - außer Steve haben alle ihre
Spiele absolviert. Der Wetterdienst warnt dann vor schweren Gewittern mit
Starkregen und nur ein paar Minuten später geht’s dann schon los. Zwar trotzen
noch ein paar Mutige dem Wetterunbill unter ihren scheinbar dichten Markisen
und Planen, aber spätestens als der Sturm den Regen quer über den Platz jagt,
flüchten alle ins Innere ihrer Häuschen und Zelte. So auch wir. Aber nicht für
lange, denn ein heftiger Windstoß zerrt derartig an unserer Plane, dass wir sie
dringend abbauen müssen. Gewitterregen hin oder her. Die Rettungsaktion gelingt
und schon kurz danach sitzen wir wieder im Trockenen.
Viel haben wir zwei dann
heute nicht mehr unternommen, einen kühlen Drink noch und sicher schon vor
Mitternacht sind wir schlafen gegangen. Da haben immer noch die Paschwürfel
geklappert, Stefan wollte nicht und nicht aufgeben. Chapeau!
Sonntag, 14. Juni 2020
Gernot ist schon um 6 Uhr topfit, kein Wunder, sind wir doch zeitig schlafen gegangen. Und er hat sich gestern beim Biertrinken zurückgehalten. Am Donnerstag hat er noch unzählige „Hülsen“ vernichtet, am Freitag hat man die Anzahl der getrunkenen Bier schon grob schätzen können und gestern waren es überhaupt nur noch vier oder sechs. Man wird halt ganz einfach älter, mehrmals hintereinander richtig „Gas geben“ spielt es nicht mehr. Und das ist auch gut so! Draußen herrscht früh am Morgen ein derartiger Nebel, dass man keine 50 Meter weit sehen kann. Wurscht, wir kennen den Weg zum Waschhaus eh auswendig. Es hat praktisch die ganze Nacht lang durchgeregnet, Nadja hat überhaupt in ihrem Mantel (!!) geschlafen. Ilse macht gleich mal eine zweite Kanne Kaffee, denn niemand hat Lust, die vor Regenwasser triefenden Gas-Kochplatten zu verwenden. Danach herrscht allerorten Aufbruchstimmung. Wir nutzen eine Regenpause und laden die Vespa auf, das ist immer die Hauptarbeit. Der Rest geht uns - vor allem Ilse - wirklich leicht von der Hand. Man könnte jetzt flachsig sagen „Haben wir schon hundertmal gemacht“ - aber heute stimmt das punktgenau: Wir machen das heute zum genau 100. Mal. Also brauchen wir gerade mal eine halbe Stunde, um unser WoMo wieder in den Fahrtmodus umzurüsten. Stefan hat es übrigens leider nicht geschafft, seine Spiele aufzuholen und musste irgendwann mitten in der Nacht w.o. geben, er trägt es aber mit Fassung.
Gewonnen hat das
Turnier der „Bö“, so der Spitzname von Christian, unserem Schwiegersohn in spe.
Nur einen Hauch vor Babsi, den dritten Platz hat sich Evi erwürfelt. Die
Siegerehrung wird mit der gebotenen Würde und Ernsthaftigkeit durchgeführt und
die Gewinner durften sich über sehr schöne Preise freuen. Leider fehlen diesmal
die legendären Bilder mit dem Sieges-Pokal und dem so kleidsamen
Sieges-Krönchen. Beides hat Steve daheim liegen lassen, tja, irgendwas vergisst
man immer … Dann folgte ein Hug-Marathon der Sonderklasse, social-distancing hin oder
her. Wir waren dann - nach Simon, Mirijam und den drei Kindern - die ersten,
die den Platz verlassen haben, aber zu dem Zeitpunkt waren auch alle anderen schon
zum Aufbruch bereit, Nadja und Christian sind übrigens mit Michael
heimgefahren. Die knapp 100 Kilometer bis Innsbruck führen zu drei Viertel über
die Autobahn und ohne LKW ist das natürlich eine reine Routinefahrt. So geht
unsere 100. WoMo Reise zu Ende und sie war einer runden Jubiläumsfahrt wirklich
würdig. In Innsbruck angekommen stellen wir unser Schneckchen wieder auf seinen
wunderbaren Platz, die Vespa laden wir gar nicht erst ab. Wir würden am
kommenden Wochenende gerne an den Kesselberg fahren, so es die Corona-Regeln und
das Wetter zulassen. Ilse hat am Sonntag Geburtstag und es wäre wirklich schön,
wenn wir den gemeinsam mit Luis und Gitti am Kochelsee feiern könnten. Wir
werden sehen.
11. Juni bis 14. Juni 2020
Innsbruck-Walchsee-Innsbruck 191km
Die ganze Nacht lang hat es in Strömen geregnet, auch gestern war das Wetter so schlecht, dass wir nicht einmal unsere Vespa aufladen konnten. Wurscht, machen wir das halt heute vor der Abfahrt. Die meisten Dinge wie Lebensmittel, Getränke, Note-Books etc. haben wir schon gestern ins WoMo geladen, heute brauchen wir nur mehr unser Gewand einräumen. Um 10 Uhr haben wir mit Nadja und Christian ausgemacht, also fahren wir so gegen 8 Uhr 30 in unsere WoMo-Garage - Ilse mit dem PKW, Gernot mit der Vespa. Weil heute Feiertag ist können wir hemmungslos alle Parkplätze für unsere Vespa-Auflade-Aktion nutzen, natürlich völlig unabhängig vom Wetter. Aber das passt eh halbwegs, zumindest regnet es nicht. Unser Roller lässt sich dann widerstandslos auf seinen Träger hieven und ist keine 10 Minuten später fahrfertig vertäut. Danach noch schnell die Kennzeichentafeln ummontieren und weg sind wir. Zuerst fahren wir zu einer Tankstelle, vor allem, weil wir noch Milch kaufen müssen. Bei der Gelegenheit tanken wir gleich voll, unser Häuschen hat uns mal wieder mit einem 10-Liter-Verbrauch je 100 Kilometer durch die Gegend kutschiert - brav. Dann holen wir Nadja und Christian ab. Sie haben ziemlich viel Gepäck für drei Tage campen, man könnte die beiden durchaus mit Auswanderern verwechseln 😊 Passt natürlich, wir haben einiges an Stauraum im WoMo, ihre zwei Kisten Bier haben wir schon gestern eingeladen. Unser Ziel für das kommende verlängerte Wochenende ist der Walchsee, scharf an der Grenze zu Bayern gelegen und an die 100 Kilometer weit entfernt. Nach dem tagelangen Schlechtwetter ist es fast unglaublich, dass es morgen und übermorgen wolkenlos sein soll, mit Temperaturen bis weit über 25 Grad. Heute ist es noch ein wenig trüb, die Sonne zeigt sich nur ganz selten. Aber Hauptsache ist, vorerst kein Regen! Wir haben den „Camping Seespitz“ am Walchsee ja schon vor ein paar Tagen „ausspioniert“ und sind gemeinsam mit Nadja drei in Frage kommende Campingplätze abgefahren. Wir werden ja an die 15 Personen sein, da wollen wir lieber nichts dem Zufall überlassen.
Das war ausgezeichnet bis hervorragend, die Bedienung exzellent, eine runde Sache. Christian hat sich das Zanderfilet kommen lassen, Gernot das Tagesgericht Schweinebraten mit Knödel, Ilse und Nadja haben Toasts gegessen. Übrigens sind wir von Nadja und Christian aufs Essen eingeladen worden, sehr nett! Pünktlich zum zweiten Bier hat dann endlich auch die Sonne ein paar Strahlen auf den Platz geworfen, manchmal scheint das Leben wie ein Wunschkonzert zu sein … Eher ungewohnt ist, dass am Campingplatz fast ausschließlich Tiroler Camper anzutreffen sind, nur vereinzelt sehen wir andere Österreicher und noch vereinzelter Camper aus Deutschland. Das wird sich jetzt aber ganz rasch wieder ändern, denn ab nächster Woche gehen fast überall in Europa die Grenzen wieder auf. Nach und nach trudeln dann unsere Freunde ein, zuerst Babsi und Christian mit ihren drei Hunden, danach Evi und kurz darauf Mirijam und Simon mit ihren zwei Kindern plus der besten Freundin der Tochter.
Die Nacht war relativ kurz und sie war relativ frisch. Schon unmittelbar nach dem Aufstehen wissen wir, dass das heute ein wunderbarer Tag werden wird. Keine Wolke ist zu sehen und in der direkten Sonne wird es schon ab 10 Uhr zu warm. Ein Traum! Überall wird Kaffee gekocht, es duftet sozusagen aus allen Richtungen, es werden Müslis angerührt und Obst aufgeschnitten. Wir geben uns wie immer mit Kaffee zufrieden, heute haben wir nicht einmal einen Nussstrudel oder einen Marmorkuchen mit. Später werden wir dann eh eine Runde mit der Vespa fahren und dann können wir ja beim Spar in der Nähe ein wenig einkaufen, Brot brauchen wir eh auch noch. Schon am Vormittag geben sich die TeilnehmerInnen des Pasch-Turniers wieder ihrer Leidenschaft hin und es wird gelacht, gejubelt, geflucht und gehadert - einfach nur lässig!
Wie dann allerorts die Mägen zu knurren beginnen, werfen Mirijam und Michael ihre Gasgriller an, Babsi und Christian entfachen derweil ein offenes Feuer in einer Art Grillschale. Auf allen verfügbaren Tischen türmen sich die Köstlichkeiten - Fleisch, Würsteln, sämtliche denkbare Beilagen, Saucen, Salate, Kräuterbutter (Nadja und Christian haben gut ein dreiviertel Kilo davon zubereitet) und und und. Wir hätten mit unseren Lebensmitteln auch eine ganze Kaserne glücklich machen können …
Mit einer kollektiven Kraftanstrengung werden dann die Spuren des Festmahls beseitigt, das dauert wohl keine halbe Stunde lang. Dann ist alles Geschirr gewaschen, alle Tische wieder abgeräumt und geputzt - also kann weiter gepascht werden. Und vor allem wird gequatscht und gelacht, erzählt und philosophiert, Bier und Wein getrunken - ein Abend ganz nach unserem Geschmack. Wobei Abend - Dank Ilses Aufzeichnungen wissen wir, dass bei uns im WoMo das letzte Licht um 1 Uhr 38 gelöscht worden ist …
Trotz des gestrigen Feier-Marathons sind alle schon um 8 Uhr munter und gemeinsam räumen wir die Flaschen, Dosen und Sonstiges zusammen. Dann blubbern wieder überall die Kaffeemaschinen und Unmengen des köstlichen Getränkes werden in die noch müden Körper überführt. Michael macht ein Rührei mit Speck für alle - gut 15 Eier hat er dafür verwendet. So erwachen auch die letzten Lebensgeister und der Tag kann beginnen. Es ist wieder traumhaft schön, keine Wolke ist am blauen Himmel zu sehen. Zwar ist die Nacht - hauptsächlich für die Zelter natürlich - wieder ziemlich frisch gewesen, aber eine Minute in der Sonne genügt, um sich so richtig schön aufzuwärmen. Nach dem wunderbaren Frühstück wird dann wieder gepascht - meistens so im Rhythmus: eineinhalb Stunden spielen, zwei Stunden Pause mit Quatschen und Blödeln. Zwischendurch geht Ilse mit Gernot eine ordentliche Runde über den Platz - es sind tatsächlich fast nur Tiroler Camper hier. Das ist wirklich einzigartig und das wird es (hoffentlich!) so nie wieder geben in Tirol. Ab der kommenden Woche dürfen ja auch die Deutschen und vor allem die Holländer wieder reisen - diese beiden Länder machen in der Regel den Großteil der Gäste auf den Campingplätzen in Europa aus. Wie es dann früher Nachmittag wird, kombinieren wir Mittag- und Abendessen, der Einfachheit halber. Evi hat eine fulminante Gulaschsuppe vorbereitet, bei der sie dankenswerterweise nicht mit Chili gespart hat. Das dadurch entstehende Gaumen-Feuerchen lässt sich aber schnell mit einem kalten Bier löschen, Weißbrot tut’s zur Not auch. Die Tische biegen schon wieder vor lauter Köstlichkeiten, Salate, veganes Tomaten-Sugo, Humus, gebratene Zucchini, Honigmelonen, alles da. Und dann knipst Simon seinen Gasgriller an und ein weiteres der gigantischen T-Bone-Steaks wird aufgelegt. Das reicht erneut für gleich mehrere Esser - 800 Gramm kann wohl kein „normaler“ Mensch alleine wegfuttern … Spät aber doch ist dann Stefan angekommen - er will unbedingt noch ins Pasch-Turnier einsteigen, schließlich ist er der Titelverteidiger. Trotz unserer Bedenken („Bei sieben ausständigen Partien würde dein letztes Spiel um ca. 7 Uhr 30 morgens anfangen“) klopft Steve einen Pasch nach dem anderen, er will es also wirklich wissen.
Sonntag, 14. Juni 2020
Gernot ist schon um 6 Uhr topfit, kein Wunder, sind wir doch zeitig schlafen gegangen. Und er hat sich gestern beim Biertrinken zurückgehalten. Am Donnerstag hat er noch unzählige „Hülsen“ vernichtet, am Freitag hat man die Anzahl der getrunkenen Bier schon grob schätzen können und gestern waren es überhaupt nur noch vier oder sechs. Man wird halt ganz einfach älter, mehrmals hintereinander richtig „Gas geben“ spielt es nicht mehr. Und das ist auch gut so! Draußen herrscht früh am Morgen ein derartiger Nebel, dass man keine 50 Meter weit sehen kann. Wurscht, wir kennen den Weg zum Waschhaus eh auswendig. Es hat praktisch die ganze Nacht lang durchgeregnet, Nadja hat überhaupt in ihrem Mantel (!!) geschlafen. Ilse macht gleich mal eine zweite Kanne Kaffee, denn niemand hat Lust, die vor Regenwasser triefenden Gas-Kochplatten zu verwenden. Danach herrscht allerorten Aufbruchstimmung. Wir nutzen eine Regenpause und laden die Vespa auf, das ist immer die Hauptarbeit. Der Rest geht uns - vor allem Ilse - wirklich leicht von der Hand. Man könnte jetzt flachsig sagen „Haben wir schon hundertmal gemacht“ - aber heute stimmt das punktgenau: Wir machen das heute zum genau 100. Mal. Also brauchen wir gerade mal eine halbe Stunde, um unser WoMo wieder in den Fahrtmodus umzurüsten. Stefan hat es übrigens leider nicht geschafft, seine Spiele aufzuholen und musste irgendwann mitten in der Nacht w.o. geben, er trägt es aber mit Fassung.