vom 25. August bis 27. August 2018
Samstag, 25. August 2018
Die paar Tage seit unserer letzten Fahrt hat Gernot
genutzt, um sein Buch-Projekt voranzubringen. Schaut gut aus, es wird
jedenfalls pünktlich fertig werden. Für das Buch hat Gernot mehrere Personen
interviewt, die darin zu Wort kommen werden. Diese mit dem Datenrecorder
aufgenommenen Gespräche müssen abgehört und stichwortartig niedergeschrieben
werden – diese Aufgabe muss man aber nicht zwangsweise in den eigenen vier
Wänden machen. Außerdem war Samstag – Samstag ist Grilltag am Campingplatz
Kesselberg, also nichts wie raus zum Kochelsee.
Für den einen Tag haben wir uns nur ein wenig Kleidung
und ein paar Getränke eingepackt, wir werden uns – wie immer bei Luis und Gitti
– rundum verwöhnen lassen. So war es dann auch, eine knappe Stunde nach unserem
Aufbruch aus Innsbruck und keine fünf Minuten nach unserer Ankunft am
Kochelsee, sind wir schon am Mittagstisch gesessen. Wir wollen nur eine
Kleinigkeit essen, quasi als Vorbereitung für die zu erwartende Völlerei am
Abend. Also hat sich Ilse ein Rührei mit Schinken kommen lassen und Gernot
kasteite sich vorbildlich mit einem Seelachs in der knusprigen Kartoffelpanade
samt Kartoffelsalat. Eine runde Sache, auch das Bier und die Weißweinschorle
haben voll entsprochen.
Am Platz ist relativ wenig los, die seit Tagen
angekündigten Schlechtwetter-Prognosen haben Wirkung gezeigt. Und tatsächlich
hat es dann bereits am Nachmittag zu regnen begonnen, die Temperatur sank
schnell auf unter 14 Grad. Schönen Gruß an die mutigen Zeltler. Mit einem Pasch
und einem feinen Schläfchen überbückten wir dann die Zeit bis zum Abendessen –
gearbeitet hat Gernot vorerst noch nichts. Wir haben nämlich beschlossen, dass
wir noch einen Tag hier anhängen und erst am Montag heimfahren. Also hat er
noch Zeit genug dafür.
Beim Abendessen hat es diesmal doch glatt eine kleine
Enttäuschung gegeben, denn Ilses Knusper-Hendl war leider nur teilweise
knusprig. Aus unerfindlichen Gründen war ausgerechnet ihr Hendl nicht völlig
durchgebraten, es war auf der Brustseite maximal rosarot und am Knochen
überhaupt noch blutig. Luis war aufrichtig entsetzt und hat sofort – so
unauffällig wie möglich natürlich – bei den Hendln der anderen Gäste
nachkontrolliert. Doch bei allen war das Fleisch schön weiß und die Haut
herrlich knusprig. Ein Teil von Ilses Hendl muss irgendwie zu wenig Hitze
abbekommen haben, anders können wir uns das nicht erklären. Ilse ist aber
trotzdem satt geworden und Luis hat sich das halbgare Hendl natürlich nicht bezahlen
lassen. Übrigens war Gernots Haxe wieder einmal eine der besten aller Zeiten
und beinahe wäre nur der blanke Knochen übriggeblieben. Aber eine Haxe lässt
sich nur in den seltensten Fällen vollständig verputzen, es sind aber eh nur
drei, vier Bissen zurückgegangen. Das geht.
Im Wohnmobil haben wir dann noch einen Pasch gemacht und
wie wir später schlafen gegangen sind, hat heftiger Regen gegen die Fenster und
auf das Dach getrommelt. Was für eine herrliche Nachtmusik in einem trockenen
und wohlig warmen Häuschen.
Sonntag, 26. August 2018
In den frühen Morgenstunden hat dann der Dauerregen
aufgehört, er hat die Temperatur aber auf unter 10 Grad sinken lassen. Gernot hat
sich dann selbstlos als erster aus den warmen Decken geschält und die Heizung
angeworfen. Mit Gebläse, damit es schneller warm wird. Bald war dann auch Ilse
auf und wir sind frühstücken gegangen. Das war wie immer ein guter Start in den
Tag, auch wenn heute jeder von uns nur eine Semmel gegessen hat.
Gernot ist dann zuerst ins WoMo zurück und prallte beim
Eintritt beinahe zurück. Wir hatten die Heizung nicht abgeschaltet und während
des Frühstücks hat sich unser Häuschen auf beinahe 29 Grad erwärmt. Jetzt aber
schnell alle Fenster aufgerissen, draußen hatte es noch keine 18 Grad und so
hat das mit dem Luftaustausch auch gut geklappt. An die 30 Grad im Inneren, das
hatten wir in den letzten Wochen wirklich zur Genüge, das brauchen wir heuer
nicht mehr. Und selbstverursacht schon gar nicht.
Gernot hat dann seinen Laptop angestöpselt und in den
folgenden Stunden die Interviews abgehört. Ein Riesenvorteil ist, dass man beim
Abhören der Aufnahmen die Geschwindigkeit regeln kann und so hat sich Gernot
alles doppelt so schnell vorspielen lassen. Das geht nach einer kurzen
Eingewöhnungsphase völlig problemlos und spart natürlich enorm viel Zeit. Exakt
die Hälfte natürlich – sehr lässig.
Zwischendurch hat sich ein neu angekommenes Ehepaar aus
Holland mit ihrem VW-Bus neben unser Womo gestellt. Und zwar in einem derartig
knappen Abstand, dass man das nur als dreist bezeichnen kann. Ilse hätte nicht
einmal ihr Fenster ganz aufmachen können, das sagt alles. Und das auf einem
maximal halbvollen Campingplatz. Wirklich deppert und es ist auch verwunderlich,
dass diese Deppen ausgerechnet Holländer gewesen sind. Das sind ja sonst die
angenehmsten und perfektesten Camper schlechthin. Die waren wahrscheinlich die
berühmte Ausnahme von der Regel. Zum Glück ist dann zufällig Luis angeradelt
gekommen und so haben wir die Holländer nicht selber auf ihre – nennen wir es
großzügig Unachtsamkeit – aufmerksam machen müssen. Sie haben sich dann
natürlich sofort woanders hingestellt.
Ach ja – Platzkater Gustl hat uns auch besucht, von den
Knuspertaschen war er heute nicht gerade begeistert, wahrscheinlich war er
schon satt. Ein paar der Leckerlis hat er natürlich trotzdem verputzt und sich
auch ausgiebig streicheln lassen.
Gegen 13 Uhr hat Gernot dann seine Arbeit unterbrochen
und wir sind Mittagessen gegangen. Ilse hat sich mit drei „Reiberdatschi“ und
zwei Spiegeleiern zufriedengegeben, Gernot konnte und wollte dem Tafelspitz in
der Meerrettich-Sauce nicht widerstehen – ein wunderbares Gericht, Gernot liebt
ja scharfen Kren und in der Sauce war eine ganze Menge davon verbaut. Zum Essen
haben wir uns in den Gastgarten setzen können, die Mittagssonne hat das ohne
Weiteres ermöglicht. Im Gegenteil – wenn die Sonne einmal ein paar Minuten lang
durchgehend geschienen hat, dann ist es sofort wieder unangenehm warm geworden
– ist halt doch noch August.
Im Wohnmobil hat sich Gernot dann wieder die Kopfhörer
aufgesetzt und Interviews abgehört, Ilse hat sich derweil als Kampf-Löscherin
betätigt. Bei ihren schulrelevanten Daten, sie hat ja gerade mal noch 300 Tage
bis zur Pension abzudienen, da darf man schon ein wenig aufräumen. Es reist
sich bekanntlich leichter mit weniger Gepäck, auch wenn Ilses digitales Schulgepäck
genau null Gramm wiegt. Wie Gernot dann für heute mit seiner Arbeit fertig war,
konnte auch Ilse stolz verkünden: „421 Elemente gelöscht!“
Zur Belohnung sind wir dann essen gegangen, sonst war’s
das mit unserem dezenten Übergewicht. Dagegen muss man vorgehen, also
bestellten wir uns beide ein Wiener Schnitzel mit Pommes, Ilse wählte die
Kinder-Variante. Aber nicht wegen der Figur, sondern wegen dem Platz. Denn nach
dem Essen sollte noch ein Eis in Ilse Platz haben, Gernot hat sich stattdessen
zwei eiskalte Flaschen Bier mitgenommen. Selbstredend haben wir auch diesen Tag
mit einem lockeren Päschchen ausklingen lassen und gegen 23 Uhr sind wir dann
schlafen gegangen. Mittlerweile war ein extrem starker Wind aufgekommen, die
Böen erreichten mit Sicherheit 80 km/h und mehr, unser Häuschen wurde die ganze
Nacht lang wild durchgebeutelt. Und damit auch wir – Schiff Ahoi!
Montag, 27. August 2018
Der heftige Sturm hat die ganze Nacht lang angehalten,
Gernot konnte unmöglich das Fenster im Alkoven offenlassen. Dabei schließen wir
es nicht einmal, wenn es draußen extrem kalt ist. Aber der Wind war derart
stark, dass er Gernots Bettdecke verweht hat und das geht natürlich gar nicht.
Nach dem Aufstehen war die Innentemperatur schnell auf
angenehme 22 Grad aufgeheizt und wir sind zum Frühstückstisch geschritten.
Danach hat Gernot die letzten paar Gespräche abgehört und Ilse hat erneut ihr
Schularchiv aufgeräumt. Dann noch ein schneller Pasch und schon war Zeit zum
Mittagessen. Heute hat die Tageskarte gewechselt und Gernot hat die
selbstgemachten Original bayrischen „Fleischpflanzerl“ mit Bratkartoffel
bestellt und Ilse gönnte sich Bratkartoffel ohne „Fleischpflanzerl“, dafür mit
zwei Spiegeleiern. Wieder hat alles wunderbar gut geschmeckt und wir loben hiermit
die ausgezeichnete Küche am Kesselberg gern zum wiederholten Male. Nach dem
Essen haben wir in Ruhe alles zusammengeräumt, viel war ja nicht zu tun. Ach ja
– eine leere Gasflasche haben wir gegen eine volle eingetauscht, dann brauchen
wir deshalb nicht extra nach Hall fahren. Ganz davon abgesehen ist das Gas beim
Luis heraußen sogar billiger als bei uns daheim.
Nach herzlichen Verabschiedungen haben wir uns dann nach
Innsbruck aufgemacht und sind ohne nennenswerte Zwischenfälle dort angekommen.
Schnell war das WoMo ausgeräumt – jetzt darf es wieder ein paar Tage lang
rasten. Kommendes Wochenende fahren wir vielleicht noch einmal weg, bleiben
dabei aber wahrscheinlich bei uns in Tirol. Es wäre dies die letzte Fahrt in
Ilses allerletzten Schulferien, ab nächstem Juli gibt es nur mehr Urlaub. Nur
mehr Urlaub – das klingt verdammt gut in unseren Ohren …
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