Wieder sind wir relativ früh wach geworden und um 7 Uhr
30 saßen wir schon beim Kaffee. Erneut erfreuten wir uns der zahlreichen Vögel
am Platz, deren Singvorstellung ist einfach grandios. Mittlerweile hören wir
die Stimmen von Amsel, Spatz, Buchfink, Kohlmeise, natürlich Taube und Rabe,
sowie seit neuesten die vom Stieglitz aus dem Chor heraus. Okay, den „Gesang“
der Zwergohreule würden wir auch erkennen, die wird hier an der Donau aber
nicht zu hören sein 😊. Gernot hat
dann ein wenig den Blog sortiert, Ilse hatte ein bisschen was zum Umräumen und
schließlich vertrieben wir uns die Zeit bis zum Mittagsschläfchen mit einem
Pasch. Das Wetter ist so lala, es könnte jederzeit zu regnen beginnen. Nach dem
Schläfchen zeigte die App dann ein stabiles Schönwetterfenster und wir sind
gegen 16 Uhr mit der Vespa abgefahren. Ohne Ziel, einfach mal so drauflos.
Wobei, ein Ziel haben wir eh, natürlich wollen wir uns Stift Melk und überhaupt
den Ort selber näher anschauen. Also sind wir die paar Kilometer nach Melk gefahren
und es wird niemanden wundern, dass wir uns exakt mitten im Ort einparkten. Das
gewaltige Stift thront direkt über unseren Köpfen und Gernot wollte gleich mal
hinauflatschen. Aber ehrlich gesagt – was wollen wir dort? Für eine
ausführliche Besichtigung des Stiftes bräuchte man wohl ewig Zeit, alleine die
Bibliothek kostet wahrscheinlich einen ganzen Tag. Gernots Bruder Robert hat eh
am Telefon gescherzt, Stift Melk sei gleichzeitig Sehnsuchtsort und Albtraum
für jeden Fensterputzer, denn 1.000 Fenster werden wohl nicht reichen 😊.
Also begnügten wir uns mit einem kleinen
Stadtspaziergang, für den wir uns dann vor einer Konditorei mit Kaffee und
Kuchen belohnten. Sehr köstlich. Danach sind wir noch zu einem lässigen
Aussichtspunkt hingefahren und haben von dort noch einmal einen Überblick über
das ganze Stift Melk genossen. Die ganze Anlage ist wirklich beeindruckend groß
und mächtig, wird allerdings im Winter nicht leicht zu heizen sein 😊. Jetzt hatten wir genug von Melk und Stift, es lockte
wieder die Straße. Ein Hinweisschild lotste uns nach Spitz an der Donau, knapp
20 Kilometer vom Campingplatz entfernt. Wir sind hier schon einmal
durchgefahren, vielleicht schauen wir uns heute den Ort mal näher an. Die Fahrt
der Donau entlang ist zwar von der Gegend her wirklich schön. Leider müssen wir
mal wieder schneller fahren als wir eigentlich wollen. Damit wir halt halbwegs
im Verkehr mitschwimmen, denn es wird durchwegs 100 km/h + gefahren. Naja,
wenigstens sind wir so schon nach kurzer Zeit nach Spitz gekommen, sind aber
gar nicht in den Ort hineingefahren. Stattdessen lockte uns eine kleine Fähre
ans Donauufer. Schau, schau – hier kann man sich für kleines Geld auf die
andere Seite schippern lassen und die Vespa darf mitkommen. Für schlanke 1,50
Euro, wir Menschen haben je 3 Euro bezahlt. Die Fähre nennt sich, vielleicht
ein wenig hochtrabend, „Donauprinzessin“ und es ist eine Rollfähre. Das heißt,
sie bewegt sich und die tonnenschwere Last ohne Motor, sondern nur mit der
Kraft der fließenden Donau. Für den Notfall könnte ein Motor zugeschaltet
werden. Faszinierend. Fast ohne jeden Ruckler sind wir schon nach wenigen
Minuten am gegenüberliegenden Ufer angekommen – Schranken auf und schon hatte
unser Moped samt seinen Passagieren wieder festen Boden unter den Reifen bzw.
Füßen. Diese Überfahrt war wirklich lässig und das im doppelten Sinn – denn
jetzt können wir eine andere Strecke zum Campingplatz zurückfahren. Dieser Weg
führte uns durch einige kleine Dörfer und Weiler, unter anderem sind wir nach
Aggstein gekommen. Dort sind wir von der Straße abgebogen und zur mächtigen
Burg Aggstein hochgefahren. Da musste sich unsere brave Vespa mal wieder als
Bergziege betätigen, sie hat die 20 Prozent Steigung aber tadellos bewältigt.
Wir hätten uns von hier heroben einen wunderschönen Ausblick erwartet, aber den
gibt es hier nur für Geld. Auf die Besichtigung einer Ruine waren wir aber
nicht besonders scharf, also haben wir uns nur ein wenig die Beine vertreten
und sind dann wieder zur Hauptstraße zurückgekehrt. 
Schließlich sind wir dann,
nach gut 75 Kilometern Fahrt, wieder beim Campingplatz in Emmersdorf
angekommen, eine wirklich nette Runde war das. Nach kurzer Rast haben sich dann
unsere Mägen zwecks Nahrungsnachschub gemeldet und eigentlich hätten wir dafür
noch Speck, Käse und leicht knautschige Semmeln mit dabei. Es siegte aber
schließlich die Lust auf Fast Food und wir gingen die paar Schritte zum
Imbisswagen „Onkel Toms Hütte“ runter. Geplant war, auch heute das Essen wieder
mitzunehmen, aber da Ilses Laugenbreze frisch aufgebacken wurde und diese sechs
Minuten lang dauert, haben wir uns an einen freien Tisch gesetzt. Ilse hat dann
zur Breze noch ein Paar Debreziner serviert gekriegt, die entsprachen der Länge
nach in jedem Fall zwei Paar „normaler“ Würstel. Gernot war
experimentierfreudig und bestellte sich ein Gericht namens „Saumais“, noch nie
davon gehört. Dabei handelt es sich um verschiedene Fleischsorten vom Schwein,
die ähnlich wie Faschiertes verarbeitet sind und gesotten und gebraten zu Tisch
kommen. Ein überraschend gutes Essen und die nette Bedienung hat sich sehr über
unser Lob gefreut. Dazu gab es frisch gezapftes Bier von Toifl und einen
Kaiser-Spritzer für Ilse. Und wenn der Toifl auf den Kaiser trifft, dann weißt
du, dass du in Österreich unterwegs bist 😊.
Später haben wir dann gerade noch die Energie für einen Pasch aufbringen
können, ehe wir satt und zufrieden in die Horizontale wechselten.Der Campingplatz hier ist ein reiner Durchreiseplatz,
dementsprechend herrscht schon vom frühen Morgen an ein ständiges Kommen und
Gehen. Das stört uns aber nicht, wir registrieren es nur. Nach dem Kaffee haben
wir es einen Pasch lang draußen wärmer werden lassen und weil es das Wetter
hergibt, knattern wir in die schöne Wachau hinaus. Die Jacken haben wir nur pro
forma mit, es genügt die Kurzarm-Variante. Wir fahren der Donau entlang
stromaufwärts und nach ein paar Kilometern biegen wir rechts ab in Richtung
Pöggstall. Es sind kaum andere Fahrzeuge unterwegs und als wir auf einen LKW
auffahren, den wir eigentlich locker überholen könnten, bleiben wir eine Minute
lang in einer Ausweiche stehen, lassen den Brummi ziehen und sind danach wieder
komplett alleine auf der Straße. Es geht kurvenreich nach links und rechts und
wir kommen durch einige Dörfer, die teils kuriose Namen tragen. Zum Beispiel
„Am Schuß“, „Hinterholz“, „Alte Welt“ oder „Streitwiesen“. Der letztgenannte
Ort beherbergt die „Burgruine Streitwiesen“, wir fahren zwar hinauf, eine
eingehende Besichtigung der zerfallenen Mauern ersparen wir uns. Stattdessen
setzen wir unsere lässige Fahrt fort und kommen in den schönen Ort Pöggstall.
Ilse hat im Internet recherchiert, dass sich hier ein Wehrturm befindet, der im
Jahr 1540 nach Plänen von Albrecht Dürer errichtet worden ist. So eine Anlage
nennt sich Barbakane und solche Wehrtürme finden sich an vielen Orten. Das
„Schloss Pöggstall“, es steht auch schon seit dem Jahr 770 (!!) hier, haben wir
uns sehr ausführlich angeschaut, besonders sind uns die Wandmalereien und
Fresken aus dem 13. Jahrhundert in Erinnerung geblieben. Denn die hat ein
wahrer Meister geschaffen, wunderbar, dass man die freigelegt und dadurch so
erhalten hat. Schließlich sind wir noch in die schöne Kirche von Pöggstall
gegangen, bevor wir uns wieder auf unseren Roller geschwungen haben. Erneut
genossen wir Kurve um Kurve, waren die meiste Zeit alleine auf der Straße
unterwegs und konnten uns fast immer unser eigenes Tempo aussuchen.
Eine
wirklich traumhafte Fahrt, die schließlich elegant zur lässigen Runde wird,
denn irgendwann kommen wir am Hinweisschild nach Marbach vorbei. Dort haben wir
ja schon dreimal gecampt und wir erinnern uns gerne an die „Pizzeria Rialto“,
die dem Campingplatz direkt gegenüberliegt. Schnell sind die paar Kilometer
nach Marbach abgespult, aber wir verfahren uns dann ein wenig und dürfen dafür
das Örtchen Krummnussbaum gleich zweimal durchqueren. Aber dann parken wir uns
schließlich vor der „Rialto“ ein und werden perfekt abgefüttert. Die Kellnerin
kennen wir bereits von unseren vorherigen Aufenthalten und natürlich ist auch
der Patrone kein anderer geworden. Auch wenn der Patrone genau so viel ein
Italiener ist wie wir 😊. Wir essen
erwartungsgemäß hervorragend, Ilse kriegt eine knusprige „Pizza Cardinale“
verpasst und Gernot einverleibt sich das „Champignon-Rahmschnitzel mit Reis und
Salat“. Am Nebentisch unterhalten sich zwei österreichische Fußball-Legenden,
sowohl Ilse als auch Gernot erkennen die beiden sofort, ihre Namen fallen uns
aber nicht ein. Eine von ihnen wird eventuell Karl Daxbacher gewesen sein, aber
man weiß es nicht mit Gewissheit. Wurscht, wir hätten sie eh nicht mit
Autogrammwünschen belästigt. Nach dem feinen Break haben wir unsere kleine Tour
fortgesetzt und sind zum Wallfahrtsort „Maria Taferl“ raufgefahren. Da waren
wir schon einmal mit unseren Freunden Ingrid und Hans, die beiden sind damals
die steile Straße tapfer mit ihren E-Bikes hochgeradelt. Von diesem Besuch her
wissen wir auch von den Kaffee- und Gasthäusern rund um die schöne Kirche, da
werden wir uns einen Espresso gönnen. Es ist dann aber nur ein Schluck aus der
mitgeführten Wasserflasche geworden, denn es war vor keinem Lokal ein freier
Tisch zu erspähen. Völlig egal, wir rasteten auf der Bank einer Bushaltestelle
und weil auch noch eine andere Bank in unmittelbarer Nähe war, drückte uns Ilse
gleich frisches Bargeld aus dem Automaten. Danach sind wir zur Bundesstraße am
Donauufer hinunter gegondelt, die übrigens als Romantikstraße vermarktet wird.
Naja – bei der permanenten Tempobolzerei ist es mit der Romantik nicht weit her
… Nach ein paar Kilometern kommen wir dann beim „Hafenstüberl“ vorbei, da waren
wir vorgestern schon, da hatten sie aber einen ihrer Ruhetage. Heute nicht und
wie sich die sehr redselige Kellnerin nach dem zehnminütigen Verplappern am
Nebentisch (beim Abservieren hat sie dann auch noch ein großes Glas
zertrümmert) endlich Zeit für unsere Bestellung nehmen konnte, bekamen wir zwei
ausgesprochen gute Espressi serviert – doppelte natürlich. Danach aber
endgültig zurück zum WoMo, insgesamt waren wir auf dieser Runde 78 Kilometer
weit unterwegs. Nun wurden erst mal die Haxen lang gemacht und wir sind bis zum
frühen Abend fein in unseren Stühlen gesessen. Ilse hat dann unseren Aufenthalt
bezahlt und ausnahmsweise mal ein Trinkgeld dagelassen. Denn das sehr, sehr
junge Personal hier macht einen außergewöhnlich guten Job, Alex, Pavel und
Larisa kennen wir mittlerweile sogar beim Namen. Und weil Alex am Samstag 18
Jahre alt wird, hat ihm Ilse noch eine Packung Gummibärli geschenkt. Danach
galt es die Vespa aufzuladen, heute hat sich unsere Prinzessin ein wenig
geziert und ist mit ihrem Motörchen hängen geblieben. Da waren allerdings wir
die Alleinschuldigen, weil wir aus lauter Bequemlichkeit auf die
Rampenverlängerung mittels Auffahrkeil verzichtet hatten. Faule Bande 😊. Und wie könnte es auch anders sein, haben wir auch
diesen Abend mit einem Pasch und kühlen Drinks ausklingen lassen. Morgen geht’s
weiter – die Bundeshauptstadt Wien wartet und jeder Besuch der alten
Kaiserstadt ist für uns irgendwie etwas Besonderes
Donnerstag, 5. Juni 2025
Ilse hat gestern Abend noch Brötchen vorbestellt und kurz
nach 8 Uhr ist deren Abholung Gernots erste Aufgabe. Er bewältigt sie großartig
und gibt ein ordentliches Trinkgeld. Für Alex, das Geburtstagskind. Larisa
steckt die Münzen gleich in eine Sparbox und Gernot wundert sich über viele
großzügige Camper, denn in der durchsichtigen Box sind einige Geldscheine zu
sehen. Doch Larisa lacht und sagt: „Wir haben hier während der Arbeit alle
Getränke gratis. Wir bezahlen sie aber trotzdem und das Geld wandert in die
Sparbüchse. Damit wollen wir Alex bei seinem Traum einer Spanienreise
unterstützen.“ Ist das nicht super – was für ein lässiges Team. Großes
Kompliment an die drei vom Platz. Unser Aufbruchsprogramm verläuft wie immer
völlig unspektakulär, allerdings wissen wir jetzt schon, dass uns die
abertausenden Samen des Lindenbaumes, unter dem wir stehen, noch bis tief in
den Herbst hinein begleiten werden 😊. Wie
wir dann vom Platz auf die Bundesstraße abbiegen und beschleunigen, da ziehen
wir die ersten paar Meter eine mächtige Fahne aus Lindenblüten hinter uns her,
was für eine Wolke. Dabei war das nur der erste Teil der Samen, herinnen im
WoMo rieseln fröhlich die Blüten zu Boden, wie dichter Schneefall im Winter. Na
servas, da wird eine totale Grundreinigung notwendig werden. Arme Ilse, aber
derartige Aufräumarbeiten lässt sie sich nicht nehmen, da darf Gernot höchstens
niedere Handlangerdienste leisten. Aber so weit sind wir noch nicht, erstmal
müssen wir tanken, gleich noch in Krems. Der Preis für den Liter Diesel liegt
deutlich unter dem bei uns daheim, wir protestieren aber nicht. Übrigens – zu
unser großen (kindischen) Freude sehen wir später bei der Durchsicht der
Rechnungen, dass wir unsere Schnecke ausgerechnet auf einer Tankstelle
auffüllten, die von einer Frau Antonia Schneck geführt wird. Sehr nett,
vielleicht heißt ja der nächste Tankwart, bei dem wir mit der Vespa zufahren,
Signore Rossa 😊. Direkt nach
dem Tanken fahren wir auf die Autobahn, der wir jetzt bis knapp vor unserem
Ziel folgen werden. Es herrscht ziemlicher Verkehr, aber da es fast immer
dreispurig dahingeht staut es sich nirgends. Trotz der relativ kurzen Fahrt
machen wir ein Päuschen, danach fliegt uns die Ausfahrt Brunn am Gebirge nur so
entgegen. Von hier sind es keine 4 Kilometer mehr bis zum Stellplatz in der
Perfektastraße und um 11 Uhr 20 checken wir ein. Hier wird man übrigens auf
einem Computerbildschirm offiziell mit eingeblendeter Autonummer begrüßt, haben
wir sonst noch nie wo gesehen. Wir haben zwar keinen bestimmten Platz reserviert,
aber Ilse hat da so ihre Vorstellungen: „Am besten ganz hinten und rechts von
uns sollte einer der begrünten Holzzäune stehen.“ Kurzer Blick der sehr netten
Angestellten über den Platz – „Nummer 73 wäre frei“ und schon fuhren wir auf
den „Peter-Weck-Platz“ zu. Schnell die Vespa abgeladen und dann checkte endlich
auch Gernot, warum Ilse gerne einen Zaun in der Nähe haben möchte: Weil wir
dort unser Sonnensegel anbinden können. Es wird nämlich ordentlich heiß werden
in den kommenden Tagen und da tut ein extra Schatten natürlich gut. Kluge
Ilse! Die Arme konnte sich dann aber erstmal überhaupt nicht ausruhen – im
Gegenteil. Der Blütenbefall in unserem WoMo war wirklich grotesk, alles war
übersät. Und wir haben (noch!) keinen Staubsauger an Bord. Aber wenigstens
Kehrschaufel und Beserl, in der folgenden Stunde ist Ilse dann damit auf den
Knien am Boden herumgekrochen und hat Blüte für Blüte aufgekehrt. Gernot konnte
wenigstens unsere Teppiche ausbeuteln und die Getränkekiste aus- und einräumen
– im WoMo wäre er Ilse eh nur im Weg herumgestanden. Schließlich war der erste
Blütenwahnsinn erledigt, aber wie schon mehrfach erwähnt, die tauchen noch
lange und immer wieder irgendwo auf. So wie die Piniennadeln – unser Urlaub in
Süditalien ist nun echt schon ein paar Donnerstage her, trotzdem finden sie
immer mal wieder mit ihren spitzen Enden in unsere Zehen oder Fußsohlen 😊. Wurscht, jeder Camper kennt das. Nach einer feinen Rast
vor dem WoMo hat uns dann die Tageshitze tatsächlich im Inneren ein Schläfchen
halten lassen, bis 32 Grad Raumtemperatur geht’s. Vielleicht hat uns dann der
Hunger geweckt, anders ist nicht zu erklären, warum es uns so schnell und so
zielstrebig zum Restaurant „Perfect Kittchen“ hingezogen hat. Okay, Dürüm und
Kebap-Box sind halt auch unschlagbare Argumente. Zumindest bei uns. Manchmal.
Ziemlich oft eigentlich 😊. Das Essen
war erwartungsgemäß sehr gut und günstig, wahrscheinlich kommen wir eh noch
einmal her. Denn erstens ist es keine 200 Meter weit entfernt und zweitens
mögen und werden wir hier am Stellplatz nicht selber kochen. Es gibt nämlich
keine Gelegenheit zum Geschirrabwaschen hier, noch nicht. Fertiggestellt ist
alles angeblich schon, es hapert wohl an den Genehmigungen dafür. Und in die
Dusche kann man zwar, wie es viele tun, eventuell die Kaffeetassen mitnehmen,
aber eine fettige Pfanne oder Teller voll mit brauner Butter kannst du unter
dem Duschstrahl schlecht sauber kriegen. Gekocht wird dann auf unseren nächsten
Stationen, wir freuen uns eh schon drauf. Den Abend haben wir dann vor unserem
WoMo verbracht, das Sonnensegel flattert fröhlich im Wind und später schauen
wir uns am Notebook das Fußballspiel Deutschland gegen Portugal an, es geht
immerhin um den Einzug ins Finale der Conference-League. Der ewige Christiano Ronaldo
absolviert sein 220. Match (!!!) für Portugal und der über 40-jährige spielt
nicht nur großartig mit, sondern schießt in der zweiten Halbzeit gar noch das
2:1 Siegestor für seine Mannschaft. Chapeau! Morgen werden wir eventuell mit
der Vespa ausfahren, eh nur zur „Shopping City Süd“, Österreichs größtem
Einkaufszentrum, die ist nur 4 oder 5 Kilometer weit entfernt. Da gibt es
natürlich auch einen „Primark“ und Gernot hat fast keine dünnen T-Shirts mit
dabei. Und hey – es ist Sommer 😊
Freitag, 6. Juni 2025
Schon kurz nach 8 Uhr blubbert die Kaffeemaschine
geschäftig vor sich hin, sie nimmt sich übrigens sehr viel Zeit für ihre
Arbeit. Genaugenommen eine gute halbe Stunde lang. Das ist aber nicht ihrer
Arbeitsauffassung geschuldet, sondern ihrer geringen Watt-Leistung. Und wir
haben sie genau deshalb gekauft, also quasi in voller Absicht, denn 1.500 oder
mehr Watt überfordern halt viele Stromsäulen an Campingplätzen, vor allem in
Süditalien. Spielt alles keine Rolle, dafür ist der Kaffee dann wirklich sehr
gut, das langsame Durchlaufen des Wassers spielt dabei sicher eine Rolle. Wir lassen den Tag wie immer ganz gemütlich angehen,
Gernot arbeitet den Blog nach, Ilse schreibt ein ewig langes Mail an Christine.
Dann werkt zufällig ein Mitarbeiter des Stellplatzes neben unserem WoMo und
Ilse spricht ihn an, ob er uns bitte eine Leiter besorgen kann. Hintergrund:
Beim Schließen der Dachklappe im Alkoven hat Gernot einen kleinen Ast des
Lindenbaumes unbemerkt eingeklemmt und beim Wegfahren ist der natürlich
abgebrochen. Wegen dem fix verbauten Fliegengitter der Klappe kommen wir aber
nicht zum Ästchen hin, das geht nur von außen, also Leiter. Der junge Mann hat
sofort seine Arbeit unterbrochen und hat eine Leiter gebracht. Keine Minute
später hatte Ilse den Ast bereits entfernt und einen toten Maikäfer noch dazu.
Beim Quatschen mit dem netten Burschen hat sich herausgestellt, dass er
Ukrainer ist und erst seit Kurzem hier arbeitet, hauptberuflich ist er
Techniker in einem Hotel. Täglich lernt er neues Deutsch dazu und er ist
richtiggehend begierig darauf. Für seinen Extradienst haben wir ihn mit einer
Packung Manner-Schnitten belohnt und noch einen 5er draufgelegt. Den wollte
Vadim aber partout nicht annehmen, denn das dürfe er nicht. Ilse hat das dann
später mit der Platz-Chefin abgeklärt, natürlich darf Vadim Trinkgeld annehmen,
sie wird ihm später den 5er geben. Netter und fleißiger junger Mann, von diesem
Schlag bräuchten wir viel mehr … Nach einem Pasch brechen wir dann mit dem Roller auf und
nach einem schnellen Tankstopp (kein Signore Rossa, dafür ein Herr Pospischil,
typisch wienerischer geht’s kaum mehr 😊) sind
wir dann auf das unfassbar große Gelände der „SCS“ zugefahren. Irgendwie ist
das nicht nur ein Einkaufzentrum, sondern mehrere, vielleicht fünf oder sechs,
mit unzähligen Nebenbauwerken, Tankstellen, Erlebnisbädern und und und. Wir
verfahren uns natürlich gleich mehrmals, cruisen kreuz und quer über die vielen
Parkplätze, parken uns aber schließlich vor dem Shopping-Tempel mit der Nummer
5 ein. Der riesige Einkaufskomplex ist relativ dezent klimatisiert und wir
schauen uns mal ein wenig um. Der „Primark“ ist dann leicht zu finden, nach der
Herrenabteilung im gigantischen Shop suchen wir deutlich länger 😊. Aber schließlich stehen wir vor den Stapeln mit den
Herren-T-Shirts und keine Minute später sind vier Stück ausgewählt. Zur
Vorsicht in XXL, vielleicht kaschieren die ein wenig Gernots kleine Plauze.
Ilse hat sich dann noch in der Damenabteilung umgeschaut und auch sie hat keine
Minute gebraucht, um sich 6 Stück Tank-Leibchen auszusuchen. Die lange
Menschenschlange an den Kassen hat Gernot dann bewogen, sich kurz von Ilse zu
verabschieden „Ich such uns schon mal einen Platz für ein Käffchen. Geh einfach
auch rechts den Gang lang, wir finden uns dann schon.“ Natürlich ist es schon
kurz danach dazu gekommen, Ilse hat mal wieder früher als andere bezahlen
können und hat sich dadurch ein wenig Unmut ausgetrickster Kunden zugezogen – aber
das dürfte mehr der fremden Kultur der Wiener zuzuschreiben sein. Denn sonst
fällt es nie wo groß auf, wenn sich Ilse irgendwo dezent vordrängt 😊. Nach dem feinen Kaffee-Break sind wir gezielt dem
Ausgang zugestrebt, Ilse hat noch ihre Mickey-Mouse-Blase entleert, Gernot hat
brav gewartet. Genau vor einer Filiale von „Crocs“. Ilse mag Schuhe dieser
Marke und Dank seiner neuen, optischen Sonnenbrille konnte Gernot von Weitem
ein Paar Crocs mit Erdbeeren drauf erspähen. Die wären doch was für Ilse? Waren
sie, denn nach kurzem Probieren durften die Erdbeer-Crocs den Shop mit uns
verlassen und das erste Mal mit einer Vespa fahren 😊. Den
Weg zurück zum Campingplatz hat Ilse dann auch ohne Navi ansagen können und an
einer roten Ampel hat unser Roller mal wieder großes Lob eines
Klein-LKW-Fahrers abgekriegt. Gernot hat dann wie immer seinen Paradespruch
aufgesagt „Bitte sag es laut und deutlich, sie ist eine italienische Prinzessin
und liebt Komplimente“ und der Fahrer brüllte lachend durchs offene Fenster: „Du
bist wirklich wunderschön!!“ Und noch bevor die Ampel wieder auf grün
schaltete, erklärte er noch, dass sein Freund drei Vespas aus der allerersten
Serie besitzt. Was für eine nette Begegnung mitten im Großstadtverkehr – Wien
ist wirklich anders. Am Campingplatz haben wir uns dann eine feine Zeit
gemacht, im Freien gepascht und um 17 Uhr sind wir die paar Meter zum
SPAR-Markt rübergegangen. Heute machen wir uns eine Jause und dafür kaufen wir
mit Salami, Käsewurst, Brot, Oliven, Tomaten, Sardellen und Frucht- bzw.
Schoko-Joghurts die Zutaten dafür ein. Ilse hat sogar noch einige 25 Prozent
Rabattmarken von daheim mit dabei, nur ja nix verkommen lassen. Das Abendessen
war dann wirklich gut und reichlich und später haben wir ewig lang Ameisen
beobachtet. Die sind uns wegen ihrer plötzlich steigenden Anzahl aufgefallen
und sie wuselten plötzlich zu dutzenden den Holzzaun entlang. Ilse hatte
nämlich genau dort einen schal gewordenen Rest Cola hingeschüttet und den
sammelten die fleißigen Insekten jetzt auf. Auch als komplette Laien bekamen
wir in der Folge alleine durch das Beobachten einen faszinierenden Einblick in
das Kommunikationsverhalten der Ameisen. Es gibt nämlich Tierchen, die nur
dafür zuständig sind, den anderen den Weg zu weisen. Darum bewegen sie sich
auch gegen die Laufrichtung der anderen, stoßen mit jedem dritten oder vierten
Exemplar zusammen, was die wiederum schneller werden lässt. Wie sich dann das
Cola durch Versickern, Verdunsten und Abtransportieren verflüchtigte,
umkreisten die Kommunikatoren die Entgegenkommenden in weiten Bögen, worauf
diese augenblicklich stoppten und am Stand umdrehten. Wie gesagt, echt
faszinierend und wir werden nie müde werden zu betonen, wie unendlich wertvoll
uns solche Momente sind: Wo wir einfach etwas in aller Ruhe beobachten können,
ohne auf die Uhr schauen zu müssen oder irgendetwas anderes zu tun haben. Wir
sind an diesem Abend noch lange fein vor unserer Schnecke gesessen, haben es
sehr genossen, dass die Temperatur laufend gesunken ist, sodass sich Gernot sogar
ein T-Shirt überziehen musste. Schön langsam macht sich jetzt auch schon
leichtes Bauchkribbeln bemerkbar, denn morgen beginnt für Österreich die
Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft. Erster Gegner sind
ausgerechnet die starken Rumänen – wir werden IM STADION 😊
mitfiebern und die Daumen drücken. Aufgestanden sind wir wieder mal rund um 8 Uhr, vor allem
Gernot spürt nun stündlich mehr die freudige Aufregung wegen des bevorstehenden
Ländermatsches – na, das wird was werden! Das Wetter präsentiert sich
vormittags mit Sonnenschein, das wird sich aber bis zum Abend ändern. Nach dem
Kaffee klopft Gernot ein bisschen in unserem Blog herum, Ilse geht derweil die
Klokassette ausleeren. Die diesbezüglichen Proteste Gernots werden ignoriert
und demonstrativ trägt (!) Ilse die Kassette bis zur Entsorgungsstelle. Das
sind über 100 Meter und sie hätte das über 10 Kilo schwere Trumm auch auf
Rädern hinter sich herziehen können wie einen Trolley. Aber, mit einem lockeren
„Ich mach doch auf diesem Schotterboden nicht die kleinen Räder der Kassette
kaputt“ betätigt sich Ilse halt als „Schlepperin“ 😊.
Später geht sie dann noch schnell zum SPAR rüber und besorgt uns ein paar
Kleinigkeiten. Das mitgebrachte Croissant nimmt Gernot dann sogleich zum
zweiten Kaffee zu sich und nach einem Pasch legen wir uns gegen 13 Uhr nieder.
Ein wenig Ruhe schadet nicht, denn heute wird es gut und gern Mitternacht
werden, bis wir vom Stadion wieder in die Perfektastraße zurückkommen. Das
Wetter hat sich inzwischen deutlich eingetrübt und es kommt starker Wind auf.
Nach dem Nachmittagsschläfchen stärken wir uns noch mit einem kleinen Imbiss
für das Match und – wie immer irrsinnig früh – brechen wir in Richtung Stadion
auf. Wir sind übrigens nicht die einzigen Fußballfans hier am Platz, gemeinsam
mit uns macht sich ein weiteres Camper-Paar auf den Weg, sie sind wie wir mit
rot-weiß-roten Fan-Schals ausgestattet. Mit der U6, der U4 und schließlich der
U2 kommen wir unterirdisch zur Station Ernst-Happel-Stadion, die wir
oberirdisch verlassen. Von hier bis zu den Eingängen sind es vielleicht noch
300 Meter zu gehen und genau in dem Moment fängt es an zu regnen. Zuerst
tröpfelt es nur ein wenig, aber schon bald gießt es wie aus Kübeln. Gernot geht
sich schnell ein Bierchen kaufen – mit 6 Euro 20 ist die Ottakringer-Plörre
nicht gerade eine Mezzie. Wir sind noch um über eine halbe Stunde zu früh dran
für den Einlass und verbringen diese Zeit im Schutz des Stadiondaches.
Schließlich pirschen wir uns unauffällig an „unseren“ Sektor heran und stellen
uns schon mal strategisch raffiniert auf. Einer der Securities macht dann noch
den müden Schmäh, dass sich das Öffnen der Stadiontore um eine Stunde verzögern
würde, aber zehn Minuten später war es dann endlich soweit. Unsere
Anstelltaktik hat sich wieder bestens bewährt und wir sind als so ziemlich erste
Fans reingekommen. Übrigens, ein Security hat Ilse pflichtbewusst nach
verbotenen Gegenständen abgesucht, warum er ihr zuallererst mit beiden Händen
zielgerichtet auf die Brüste gegriffen hat, können wir nur erahnen 😊. Jedenfalls hat Ilse dem jungen Mann, der übrigens
deutlich kleiner war als sie, sofort mit beiden Händen demonstrativ aufs
Brüstchen gegriffen und mit einem schuldbewussten Grinser hat uns „Mister
Grapscher“ durchgelassen. Waren wir letztes Jahr gegen die Serben unter den
ersten 200 Besuchern im Stadion, so haben wir es diesmal gar unter die Top 100
geschafft, 48.450 Zuschauer werden noch dazukommen. Die allesamt
gelbgekleideten Fans von Rumänien bestimmen eindeutig die Lärmkulisse und
obwohl sie letztendlich maximal 30 Prozent des Publikums ausmachten, hörte man
nur rumänische Sprechchöre. Wurscht, das Spiel wird am Rasen gewonnen und nicht
auf den Rängen 😊. Direkt neben
uns ist übrigens eine Frau gesessen, als Teil einer rumänischen Fangruppe. Und
die hatte tatsächlich ihr höchstens drei Monate altes Baby mit dabei. Die der
das Kleine zeigte sich völlig unbeeindruckt von der Lärmkulisse, hat selig vor
sich hingeschlummert und hat sich beim gelegentlichen Aufwachen nie verstört
oder so gezeigt. Die Mutter hat das Baby locker auf dem Schoß liegen gehabt und
gerne aus den Bierbechern getrunken, die ihr regelmäßig von ihren Begleitern
gereicht wurden. Und alle haben offenbar ungetrübten Spaß gehabt, super.
Weniger Spaß werden die rumänischen Hardcore-Fans gehabt haben, denn von Beginn
an dominierten eigentlich die Österreicher. Kurz vor dem Ende der ersten
Halbzeit war es dann endlich soweit und das 1:0 durch Michael Gregoritsch ließ
alle Dämme brechen, jetzt waren nur noch die Österreich-Sprechchöre zu hören.
Auch in der zweiten Halbzeit drückten die Österreicher dem Spiel den Stempel
auf und schon in der 60. Minute erzielte Marcel Sabitzer mit dem 2:0 die
Vorentscheidung. Wir haben dann noch gute 10 Minuten lang gewartet und sind–
wie vorher abgemacht – frühzeitig gegangen. Übrigens, bei der Rückgabe von
Gernots leerem Bierbecher hätte sich Ilse in eine Warteschlange von 30 Personen
einreihen müssen. Also hat sie ihren Bierbecher kurzerhand an einen der
Wartenden verkauft – für 2 Euro statt den 3 Euro Pfand. Der Mann ist gleich auf
das Geschäft eingestiegen und hat sich über den leicht verdienten Euro sogar
noch gefreut 😊. Danach aber
nix wie raus aus dem großen Oval, dieses Spiel verliert Österreich nicht mehr,
also können wir auf uns schauen und mit der erstbesten U-Bahn abfahren. Denn
wenn nach dem Match mehr als 40.000 Menschen gleichzeitig wegfahren wollen,
dann kann sich das erwartungsgemäß ziehen. So sind wir mit jeweils halbleeren
Garnituren der U2, U4 und U6 wieder zurück zur Perfektastraße gefahren –
unterwegs haben wir dann im Netz gesehen, dass die Rumänen tatsächlich noch das
2:1 erzielt haben, aber das Tor fiel schon in der Nachspielzeit der
Nachspielzeit, also hat es statt einem Anstoß gleich den Schlusspfiff gegeben.
Da waren wir, wie gesagt, schon längst am Heimweg und haben uns einmal mehr am
Publikum der U-Bahnen ergötzt – vom schrillen Transmenschen, über einen
redseligen geistig Behinderten, bis hin zum ausgewiesenen Neonazi war alles
vertreten, natürlich auch extrem dicke Menschen, extrem dünne Menschen und
gleich mehrere ausgesprochen hübsche Frauen. Und in der letzten U-Bahn, kurz
vor unserem Aussteigen, ist neben uns ein älteres Ehepaar gesessen, das sich in
breitestem Wienerisch unterhalten hat – fast schon eine Kuriosität heutzutage 😊. Am Platz eingetroffen sahen wir, dass es natürlich auch
hier stark geregnet hat, alles trieft vor Nässe. Die Vespa haben wir schon am
Abend vorsorglich neben unserem WoMo drapiert und hätte sie Gernot nur
eineinhalb Meter weiter vorne platziert, so wäre sie vom Sonnensegel
vollständig vom Regen geschützt worden. So hat sie halt einen nassen Popo
gekriegt, aber natürlich war sie sowieso durch ihre Abdeckplane geschützt.
Erwartungsgemäß haben wir an diesem Abend nicht mehr viel unternommen, ein
kleines Bierchen noch, dann haben wir unsere Häupter gebettet. Da hat es
draußen schon wieder geregnet, wir sind also gerade noch trockenen Fußes
zurückgekommen. Passt 😊.
Sonntag, 8. Juni 2025
Das Fußballspiel von gestern, vor allem das stundenlange
Sitzen auf den Stadionklappsesseln, spüren wir deutlich, vielleicht sind wir ja
deswegen erst um 9 Uhr 30 (!) aus den Federn gekrochen. Draußen regnet es in
Strömen – wurscht – wir haben eh nix vorgehabt. Das Kaffeetrinken, Zeitunglesen
und Duschen dauert allein schon bis Mittag, danach legen wir uns ein wenig
nieder 😊. Was für ein
Schlunz-Tag! Selbstredend paschen wir gleich mehrmals und um ca. 17 Uhr
übernimmt Gernot mal ausnahmsweise die Rolle der stets opferbereiten Ilse und
geht die 200 Meter zum Restaurant „Perfect Kitchen“ rüber. Für Ilse nimmt er
eine kleine „Pizza Margherita“ mit, für sich kauft er ein „Gemischtes Dürüm“.
Mit der heißen Ware ist Gernot dann schnellstmöglich zum WoMo zurück und dort
haben wir uns über das wunderbar schmeckende Fast-Food hergemacht. Geil! Der
spätere Abend ist auch schon vorgeplant, es wird das Finale der Nation League
ausgespielt – Portugal gegen Spanien. Wir – das heißt vor allem Gernot –
bekamen ein würdiges Endspiel verpasst, nach Ende der regulären Spielzeit und
der Verlängerung stand es 2:2 – also Elfmeterschießen. Übrigens hat der
legendäre Ronaldo erneut ein Tor geschossen, der kanns echt nicht lassen 😊. Gut so. Beim Elfer-Krimi war CR7 bereits ausgewechselt,
seine Portugiesen gewannen aber auch ohne ihn. Wir hätten sehr gerne die
Pokalübergabe an Capitano Christiano Ronaldo – und vor allem seine Emotionen –
live miterlebt, aber der in diesem Fall echt fetzendepperte ORF ist ohne
Begründung aus der Übertragung ausgestiegen und hat irgendeinen Schas-Film
gebracht. Ein veritabler Shitstorm gegen den Staatssender am nächsten Tag war
die logische Folge für diese absolute Idiotie – da haben wir uns also nicht als
Einzige genauso gewundert wie geärgert. Seis wie es sei, wir freuen uns auch so
mit den Portugiesen, Spanien wäre uns aber eh auch recht gewesen.
Montag, 9. Juni 2025
Heute ist mit dem Pfingstmontag ein weiterer Feiertag,
uns kann das relativ wurscht sein, wir haben sowieso jeden Tag frei. Die
heutige Nacht war eine sehr stürmische und gegen 3 Uhr früh hat es der Wind
geschafft, die Befestigungsschnur unseres Sonnensegels abzureißen. Und schon
flatterte das hübsche, rote Tuch über unser WoMo hinweg, zum Glück kann es
nicht aus seiner Keder-Schiene auskommen. Ilse ist zum Glück sofort
wachgeworden, hat das Segel eingeholt und auf die Schnelle im Küchenfenster
eingeklemmt. Gernot hat von der ganzen Aktion gar nix mitgekriegt – trotz
Tür-auf, Tür-zu plus Licht an. Brave Ilse! Das Wetter ist relativ durchwachsen,
aber um 13 Uhr herum ist es uns stabil genug, dass wir zu einer kleinen
Sightseeingtour in die Innenstadt von Wien aufbrechen. Zuerst fahren wir mit
der U6 zur Längenfeldgasse und steigen dort in die U4 um. Schon nach wenigen
Stationen verlassen wir den Wiener Untergrund und steigen direkt vor dem
Stephansdom aus. Wir gehen in den größten Dom Österreichs hinein, aber schon
nach wenigen Metern ist Endstation – alles abgesperrt. So bleiben uns die
Schönheiten der ziemlich dunklen Kirche weitgehend verborgen, aber draußen ist
es eh auch nett. Es wird rund um den Dom grad „Wiener Kirtag“ gefeiert, aber
keines der Essens-Stände lockt uns. Statt Waffeln, Eis oder Brezen ist uns mehr
nach etwas Handfestem und wir gehen ein wenig im 1. Bezirk spazieren. Hier
reiht sich Lokal an Lokal, da werden auch die ortsfremden Tiroler was finden.
Zuerst ist Ilse noch schnell in die sehr schöne „Peters-Kirche“ reingegangen,
aber danach hat sich uns Hungernden zum Glück ein „Wienerwald Restaurant“ in
den Weg gestellt. Wunderbar, da sind wir in Innsbruck unzählige Male
hingegangen, hat immer alles gepasst dort, leider gibt es beide Filialen nicht
mehr. Aber hier in Wien schon und keine 20 Minuten später hatten Ilse bereits
ihr „Hendl Gröstl“ und Gernot sein „Wiener Schnitzel“ vor sich stehen. Beide
Gerichte waren erwartungsgemäß gut und auch Ilses Campari-Orange mundete und
mündete sogar in einen zweiten 😊.
Anschließend
haben wir noch einen schönen Spaziergang durch Wiens Innenstadt gemacht und uns
danach via Stephansplatz wieder den „Wiener Linien“ überantwortet. Der
öffentliche Verkehr funktioniert hier wirklich mehr als nur gut, er
funktioniert hervorragend. Und so sind wir wieder bestens in der Perfektastraße
angekommen und gleich noch in die „Piazza d’oro“ gegangen, die liegt dem
Eingang unseres Stellplatztes genau gegenüber. Dort haben wir uns ein fesches
Käffchen gegönnt – essen könnte man hier übrigens auch hervorragend, haben wir
bei unserem ersten Aufenthalt hier schon festgestellt.Nach dem Kaffeebreak im
Freien war nun endgültig Beine langmachen angesagt. Großes haben wir heute dann
nicht mehr in die Wege geleitet, jedoch noch freudvolle Stunden am Pasch-Ring
verbracht, und uns kühle Drinks aus dem Eisschrank gegönnt. Mehr braucht es
nicht – wirklich nicht 😊. Morgen steht
schon wieder Aktivität an, am Abend treffen wir uns mit unseren Freunden
Matthias und Michael zum Essen im „Rüdigerhof“.
Dienstag, 10. Juni 2025
Wieder ruhige Nacht verbracht – wir sind zwar von Hunden
umzingelt, aber bis auf zwei Köter sind alle brav. Und bei den zwei permanenten
Kläffern sieht auch ein Blinder mit Krückstock, dass sich das Problem am
anderen Ende der Leine befindet 😊. Wurscht,
eine nette Frau, die mit ihren beiden Hunde-Ladys Rosie und Daisy unterwegs
ist, hat das ständige Bellen so kommentiert: „Die beiden armen Hunde sind total
verunsichert und voller Angst.“ Passt, sie stören uns eh nicht wirklich. Ilse
gibt dann im SPAR ein paar Dosen retour und bringt uns gleich ein paar
Lebensmittel mit. Mit denen machen wir uns nach einem Pasch eine gute Jause,
dann trifft uns eine Nachricht mit voller Wucht – in Graz hat ein junger Mann
in einem Gymnasium ein Blutbad angerichtet und 10 Menschen erschossen, fast
alles Schülerinnen und Schüler. Ein absoluter Horror natürlich und auch für uns
Außenstehende nur schwer zu verdauen. Der Schock sitzt bei allen im Land tief,
es wurde auch eine dreitägige Staatstrauer verkündet. Aber – so brutal und
herzlos es klingen mag, das Leben geht weiter und gegen 17 Uhr machen wir uns
mit der U-Bahn auf den Weg, unsere Freunde Mike und Matthi zu treffen.
Problemlos finden wir zum Gasthaus „Rüdigerhof“ hin, wir sind naturgemäß als
Erste da und wir nehmen am reservierten Tisch Platz. Kurz darauf kamen dann
nahezu zeitgleich Mike und Matthi an und Dank ihres Stammkundenstatus und ihrer
Prominenz wurden wir sogleich auf einen „besseren“ Tisch umgesetzt. Wir haben
in der Folge sehr gut gegessen, ausgezeichnetes Bier und Sommerspritzer
getrunken und uns wunderbar unterhalten.
Sehr schön, mal wieder mit den alten
und langjährigen Freunden zusammenzusitzen und schön zu sehen, dass es ihnen im
Großen und Ganzen sehr, sehr gut geht. Mike ist inzwischen auch schon 60, hat
übrigens mittlerweile einen Stent am Herzen implantiert gekriegt – darüber kann
Gernot mit seinen vier Bypässen allerdings nur milde lächeln 😊. Matthi ist zurzeit tatsächlich ohne Beschäftigung,
wenngleich nicht arbeitslos. Die Auflösung seines Arbeitsvertrages bei einem
Fernsehsender ist eh vor ein paar Tagen durch sämtliche österreichische Medien
gegangen, also brauchen wir hier nicht näher darauf eingehen. Matthi drängte
dann als erster zum Aufbruch, Töchterchen Carla wartet nämlich zu Hause auf ihr
Essen, das er noch in seinem Rucksack mitführte. Und die Nudeln mit Tomaten und
Basilikum müssen gekocht auch noch werden – was für eine Arbeit 😊. Aber auch wir haben es irgendwie eilig, denn schon in
wenigen Minuten erfolgt der Anpfiff zum WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino
und bei diesem „Pflichtsieg“ wollen wir eigentlich schon live dabei sein. Also
Tschüss lieber „Rüdigerhof“ und vor allem Ciao lieber Mike – herzlichen Dank
übrigens für die großzügige Einladung. Schon in der ersten U-Bahn sahen wir ein
junges Mädchen, welches gespannt das Spiel auf ihrem Handy verfolgte. Dann die
Frage von Ilse: „Willst den Spielstand wissen?“ „Ja, aber es hat ja gerade erst
angefangen.“ „Jo, eh a. 1:0 durch Arnautovic in der 3. Minute.“ Beim Umstieg
von der U4 zur U6 dann erneut Ilse: „Willst noch einmal den Spielstand wissen?
2:0 in der 11. Minute durch Gregoritsch.“ Na super, das wird ja ein Torspektakel.
Und es wurde noch besser, als Ilse lapidar verkündete: „3:0 in der 15. Minute,
wieder Marko Arnautovic.“ Lange Rede kurzer Sinn – wie wir in der
Perfektastraße beim WoMo ankamen und den Laptop zum WM-Qualifikations-Studio
umgebaut hatten, sahen wir gerade noch den Torjubel zum 4:0 durch Christoph
Baumgartner in der 27. Spielminute. Tja – und danach schoss Österreich kein Tor
mehr, wir hatten tatsächlich alle vier Treffer elegant versäumt 😊. Zwar gab es noch zwei Tore der Österreicher, aber beide
wurden aberkannt Und Arnautovic vergab noch einen Elfmeter, wenigstens nicht
kläglich, der Torwart konnte den scharf getretenen Strafstoß mit einer
Wahnsinnsparade an die Querlatte lenken. So, genug jetzt vom Fußball, das
rot-weiß-rote Team hat seine Pflichtaufgabe in San Marino perfekt erledigt. Und
wir diesen Dienstag, denn zeitglich mit dem Match endete der schöne Tag, an dem
Tragödie und Lachen viel zu nahe beieinander lagen. Aber so ist das Leben …
Morgen geht’s wieder auf Achse – Sinabelkirchen in der Steiermark ist unser
nächstes Etappenziel.
Mittwoch, 11. Juni 2025
Wie wir in der Früh aufwachen, da ist es eigentlich nicht
mehr in der Früh, sondern schon satt am Vormitttag. Wir brauchen uns nur einmal
kurz anzuschauen um zu wissen – wir reisen heute nicht ab. Wir spüren den
gestrigen Abend und den doch deftigen Alkoholkonsum deutlich in unseren alten
Knochen – da darf man ruhig noch ein wenig nachruhen, zumal wir ja keinerlei
Termine irgendwo haben. Also geht Ilse formlos unseren Aufenthalt verlängern
und wir wechseln in den ach so geliebten Schlunz-Modus. Also Nichtstun,
unterbrochen von einem Pasch und danach wieder absolutes Nichtstun. Den ganzen
Tag lang ist es aber nicht so weitergegangen, denn immerhin galt es, die Vespa
aufzuladen. Heute hat unser braves Moped wieder etwas gebockt, aber es ist
völlig unschuldig dabei. Es rutscht dummerweise immer wieder der Auffahrkeil
unter der Rampe weg. Da muss jetzt echt eine dauerhafte Lösung her – Ilse hat
da schon so eine Idee und ist bereits mit Konstruktionszeichnungen beschäftigt.
Bevor wir die Vespa mit ihrer Plane abdeckten, hat Ilse den erhöhten Standort
dafür genutzt, endlich die Folie mit dem Zappa-Portrait am Roller anzubringen.
Hat relativ gut geklappt, allerdings haben sich unter der Folie erwartungsgemäß
einige Luftbläschen gebildet. Die sollten aber von selber verschwinden, wenn
das Bild nur mal richtig der Sonne ausgesetzt ist. Wir werden sehen –
ausschauen tut es ja jetzt schon super. Wie es dann Abend geworden ist, hat
sich Gernot ein weiteres Mal zur „Perfect Kitchen“ aufgemacht und uns
Mahlzeiten to go besorgt. Ilse gab sich mit einer Portion Pommes rot/weiß
zufrieden, Gernot inhalierte sich zum dritten Mal das „Gemischte Dürüm“. Für
Ilse gab es als Überraschungs-Nachspeise eine „Topfen-Erdbeeren-Bombe“, die
wohl knapp an die 15.000 Kalorien gehabt hat 😊. War
natürlich unmöglich zu schaffen, die dient Ilse noch ein paar Tage als Dessert
– falls das Ding so lange durchhält. Sodala, das wars mit unserem
Rekonvaleszenz-Tag, wir sind wieder voll auf dem Damm und werden morgen
gepflegt dem schönen Sinabelkirchen entgegenschippern. Weit haben wir es nicht
– es werden so um die 150 Kilometer bis dorthin sein.
Donnerstag, 12. Juni 2025
Wieder gut geruht und nach dem Kaffee räumen wir alles an
seinen Platz. Das geht wie immer ruck-zuck und danach fahren wir vor zur
Rezeption. Ilse entleert noch unsere Klokassette und Gernot bezahlt unseren
Aufenthalt. Das Geld ist schön abgezählt – 7 Nächte zu je 30 Euro ergibt 210
Euro. Das sah die nette Angestellte allerdings anders, die zählte mit den
Fingern unsere Nächte durch, war bei ihrem siebten Finger mit dem Aufzählen
fertig und sagte: „Sechs Nächte – Sie kriegen noch 30 Euro zurück.“ Die lahmen
Proteste Gernots verhallten ungehört und nur sehr ungern ließ er sich
schließlich sechs 5-Euro-Scheine in die Hand drücken. Okay – kleine Scheine
kann man immer brauchen, also lassen wir den Rechenfehler ausnahmsweise mal
durchgehen 😊. 10 Uhr 10
und weg waren wir, vorher kriegten wir noch jede Nacht in unserem VIP-Pass
abgestempelt, das nächste Mal kriegen wir dann schon einen Tag Aufenthalt
geschenkt – und wir kommen garantiert wieder hier her zum Stellplatz in der
Perfektastraße. Nach ein paar unbedeutenden Kilometern durch Liesing sind wir
schnell auf die Autobahn gekommen, der folgen wir jetzt bis zur Abfahrt
Sinabelkirchen. Mit dem Verkehr haben wir Glück, am Stadtrand von Wien ist die
Autobahn vierspurig und danach sind weit weniger Fahrzeuge unterwegs als
erwartet. Natürlich pausieren wir, gönnen uns ein zweites Frühstück mit Kaffee
und Croissants und nach zweieinhalb Stunden Fahrtzeit kommen wir am „Stellplatz
Sinabelkirchen“ an. Es steht überhaupt nur ein Camper hier und wir können uns
frei einen Platz wählen. Das übernimmt Ilse und die Wahl war wieder
hervorragend, denn wir stehen nahezu den ganzen Tag über im Schatten
verschiedener Bäume. Für den Strom gibt es hier bei jeder Anschlussstelle einen
Zähler mit Münzeneinwurf – wir sichern uns mit 2x2 Euro gegen Stromlosigkeit
ab. Schnell war die Vespa abgeladen und Ilse legte sich anschließend ein wenig
nieder. Gernot nutzte mal wieder die Zeit, um unseren Blog zurecht zu hämmern,
später stärkten wir uns mit einer guten Jause, bestehend aus Brot und Käsewurst.
Danach fuhren wir mit der Vespa zum Friedhof von Sinabelkirchen hinauf, hier
hat seit vergangenem Jahr Gernots geliebter Onkel Wolfi seinen letzten Ruheort
gefunden. Der Verlust von Wolfgang schmerzt uns sehr – was hätten wir wieder
für einen Spaß miteinander gehabt, was hätten wir geblödelt und gelacht.
Stattdessen erfreuen wir uns halt an einer wunderschönen und riesengroßen Rose,
die außergewöhnlich gut duftet. Fast wie ein Parfüm, einfach nur herrlich. Weil
es Onkel Wolfi garantiert gehasst hätte, uns zu sehr trauern zu sehen,
verlassen wir das Grab bald einmal wieder. Kerze konnten wir wegen der Hitze
keine anzünden, aber Ilse hat zumindest den großen Rosenstock ausgiebig
gegossen. Unmittelbar nach dem Friedhofsbesuch machten wir einen tausendmal
erfreulicheren Besuch und fuhren bei der „Pizzeria Sinabel“ vor. Die kennen wir
schon, hier kann man hervorragend essen und das zu Preisen, die uns Tirolern
nur den Kopf schütteln lässt. Denn auf der reichhaltigen Speisekarte finden
sich zwar Pizza, Burger, Schnitzel, Cordon Bleu, Rahmschnitzel, Kebap-Teller
mit Reis usw., aber kein Gericht kostet mehr als 12,90 Euro! Wir schlagen
ordentlich zu und bezahlen schließlich für einen Chicken-Burger mit Pommes
(Ilse), einem Gyros-Teller mit Reis und Rahmgemüse (Gernot) sowie für Bier und
Wein nur 31 Euro 20. Das geht 😊. Der Reis hat
Gernot derart gut geschmeckt, dass er dem Kellner ein Kompliment dafür
aussprach. Der war sogar der Reis-Koch und hat uns gleich freimütig sein Rezept
dafür verraten: Basmatireis in Öl und Butter leicht anschwitzen, mit dem ca.
dreifachem an Wasser aufgießen und dann für ca. 10 Minuten bei 180 Grad in den
Backofen schieben. Also das probieren wir sicher einmal daheim aus. Völlig satt
sind wir nach dem Essen noch schnell zum nahegelegenen „Billa“ Supermarkt
hingefahren, wir brauchen Mineralwasser. Eine nette Verkäuferin begrüßte und
mit einem „Wir schließen in zwei Minuten“ dementsprechend schnell war unser
Einkauf des Wassers erledigt. Kleine Flaschen waren ausverkauft, also packten wir
ein Sechser-Gebinde zu je 1,5 Litern Inhalt in unser Vespa-Heckköfferchen. Das
hat sich zwar nicht mehr richtig schließen lassen, aber für den schwachen
Kilometer bis zum Stellplatz war das kein Problem. Jetzt mussten wir erst mal
in unseren Campingstühlen ruhen und verdauen, später haben wir uns noch einen
Spät-Abend-Pasch geliefert. Der Stellplatz hat sich im Laufe des Tages immer
mehr gefüllt, jetzt werden es schon an die zehn Camper sein, die hier parken.
Mit dem Besitzer des Platzes, der mehrmals am Tag nach dem Rechten schaut,
haben wir uns auch schon gut unterhalten. Der Mann hat hier alles perfekt im
Griff, der Platz selbst und sämtliche Sanitäreinrichtungen sind immer sauber
und es ist fast schon als Sensation zu bezeichnen, dass er seinen Gästen für
die Benützung der Waschmaschine keinen Cent berechnet. Das haben wir auch noch
nie wo gesehen. Chapeau. Ilse ist mittlerweile schon in der Endphase ihrer
Überlegungen zur Lösung unseres Auflade-Problems, der Plan mit Abbildung eines
Holzkeiles samt millimetergenauen Abmessungen ist bereits gezeichnet,
vielleicht fahren wir morgen deshalb einen Baumarkt oder eine Tischlerei an.
Wir werden sehen – ausfahren werden wir aber so oder so.
Freitag, 13. Juni 2025
Die durchaus frische Nacht hat uns sehr gut schlafen
lassen, begleitet vom Konzert der Singvögel genießen wir unseren
Frühstückskaffee. Dann kommt bald einmal der Besitzer des Stellplatzes auf ein
Schwätzchen zu uns und Ilse fragt ihn nach einer Tischlerei, wegen unseres
Holzkeiles. Der gute Mann lässt sich alles genau erklären und meint dann wie
selbstverständlich: „Da brauchts ihr zu keinem Tischler fahren, ich habe ja
selber eine Werkstatt daheim, den Keil mach ich euch.“ Na, ist das nicht super?
Die Planzeichnung von Ilse hat er natürlich mitgenommen, mal schauen … Wir
machen uns dann um 11 Uhr mit der Vespa auf den Weg, ein Ziel haben wir auch,
wir wollen uns den Stubenberger See anschauen. Da gibt es einen Campingplatz
und vielleicht hängen wir hier noch zwei, drei Tage Steiermark an. Die Strecke
dorthin führt durch eine sehr schöne Gegend, leider müssen wir auf der stark
befahrenen Bundesstraße mal wieder schneller dahinglühen, als wir das
eigentlich wollen. Aber mit einem 60er wären wir ein zu großes Verkehrshindernis,
zumal auch ständig starker Gegenverkehr daherkommt. Also fliegt uns der Ort
Stubenberg nur so entgegen und gleich am Ortsanfang fahren wir zum
Campingplatz. Wir parken uns ein, lassen unsere Blicke über den Platz wandern,
schauen uns an und wissen beide sofort: Hier campen wir nicht. Das gibt es
manchmal, dass uns ein Platz auf Anhieb nicht sympathisch ist, so etwas
hinterfragen wir aber gar nicht, denn das ist dann halt so 😊.
Tschüss Campingplatz, wir schauen mal in den Ort selbst
rein. Wir parken natürlich direkt am Dorfplatz, unmittelbar vor den Stufen, die
zur Dorfkirche hinaufführen. Die Kirche schauen wir uns natürlich an, sie ist
nicht überladen mit Prunk und Gold, dafür beeindrucken uns die wirklich tollen
Holzfiguren, bei denen vor allem die Gesichter durch ihre Lebendigkeit
herausstechen. Schön. Draußen an der Kirchenmauer befindet sich eine
außergewöhnliche Figurengruppe aus Stein gemeißelt, sie markiert den Eingang
zur Herberstein-Gruft. Die Herbersteins sind ein Grafengeschlecht aus der
Gegend und den Familiensitz Schloss Herberstein schauen wir uns bei der
Rückfahrt an.
Vorher statten wir noch dem am Hauptplatz befindlichen Dorf-Cafe
einen Besuch ab und Gernot lässt sich einen Espresso Doppio und eine
Kardinalschnitte bringen, letztere hatte die Ausmaße eines mittelgroßen
Taschenbuches. Auch Ilse wurde „Opfer“ des hier offenbar typischen Gigantismus,
denn ihre drei Eiskugeln waren jeweils so groß wie die ausgewachsenen
Speckknödel unseres Tuxer-Bauern 😊. Ein
insgesamt gesehen wunderbarer Break. Auf unserer Weiterfahrt sind wir dann zum
Tierpark Herberstein gekommen, dort haben wir kurz gerastet, einen Besuch
sparen wir uns. Danach folgen wir den grünen Hinweisschildern zum Schloss
Herberstein – und finden das Ding tatsächlich nicht. Zumindest nicht auf
Anhieb. Dafür rasten wir ein weiteres Mal, diesmal auf einer einzelnen Bank im
Schatten. Die Rückfahrt zum Campingplatz absolvieren wir dann auf einer anderen
Strecke, Ilse hat da mal wieder super navigiert, denn plötzlich waren wir quasi
die Alleinherrscher auf der Straße. So sind wir nach vielen lustvollen
Kilometern in den Ort Ilz gekommen, am Giebel eines Hauses im Dorfzentrum
nisten Störche, das müssen wir natürlich bildlich festhalten. Dass dann noch
einer der Vögel das Nest verlässt, war dann noch ein Höhepunkt, denn fliegende
Störche aus der Nähe haben wir auch noch nicht oft gesehen. Weit haben wir es
danach nicht mehr gehabt und nach insgesamt 63 Kilometern Fahrt beenden wir
unseren lässigen Ausflug vor dem WoMo.
Und siehe da – am Motorradträger liegt
schon der extra angefertigte Holzkeil und Ilses sofortige Überprüfung ergibt –
er passt perfekt! Zum Glück ist der Chef noch am Platz und wir können uns
gleich bei ihm bedanken. Geld für den netten Gefallen nimmt er erwartungsgemäß
keines an, aber wir haben für solche Fälle eine weit interessantere Währung mit
an Bord – Manner-Schnitten. Und da sagt erfahrungsgemäß niemand nein, auch der
Platzbesitzer freut sich darüber. Danke noch einmal, das war wirklich super.
Wir haben dann ein wenig geruht und später einen Pasch gemacht. Anschließend
sind wir zum nahe gelegenen SPAR-Markt aufgebrochen, denn die führen Ilses
bevorzugten Hollunder-Sirup. Wir kennen den Standort des Supermarktes natürlich
längst, schließlich sind wir schon mehrmals daran vorbeigefahren. Trotzdem ist
uns verborgen geblieben, dass wir stets eine riesige Baustelle passierten, denn
der Supermarkt präsentiert sich uns als leere Hülle, die entweder total
umgebaut oder – eher wahrscheinlich – gerade abgerissen wird. Kann uns wurscht
sein, wir sind eh keine Aktionäre. Stattdessen sind wir hungrig und steuern
zielsicher die „Pizzeria Sinabel“ an. Erneut essen wir hervorragend, Ilse wagt
sich über den gigantischen Kebap-Teller mit Allem, Gernot nimmt eine Pizza zu
sich. Dazu ein kühles Bierchen und einen Sommerspritzer – perfekt.
Lustigerweise zahlen wir auf den Cent genau die gleiche Summe wie gestern, also
31 Euro 20. Geplättet von tiefster Sattheit haben wir uns dann von unserem
braven Moped zum WoMo zurückzerren lassen und gerade noch die Kraft gehabt zu
duschen und einen Pasch zu klopfen. Für die Dusche zahlt man hier einen Euro,
dafür sprudelt 5 Minuten lang heißes Wasser aus der Leitung. Das reicht locker
für uns beide, also duschen wir mal wieder gemeinsam. Den weiteren Abend
verbringen wir vor dem WoMo und beobachten, wie sich der Platz immer mehr
füllt. Neben uns campen übrigens zwei Deutsche, beide um die 60 Jahre alt. Das
Paar bringt den Begriff „spartanisch“ auf ein neues Level, denn die übernachten
doch tatsächlich gemeinsam in einem Ein-Mann-Zelt. Dazu sind sie mit dem
kleinsten Modell der Marke Opel unterwegs, bei vielen Wohnmobilen hätte das
süße Mini-Auto wohl in der Heckgarage Platz gefunden 😊.
Dafür schleppen sie gleich mehrere, schwere Kochtöpfe mit und ihre Kabeltrommel
ist das wohl größte Modell am Markt, ihre Reichweite dürfte mehr als 50 Meter
betragen. Wäre aber gar nicht notwendig gewesen, denn sie stehen keine fünf
Meter vom Stromkasten entfernt. Ob den beiden diese Art des Campens wirklich
Spaß macht? Nun ja, die Frau macht nicht gerade diesen Eindruck, aber damit
müssen sie selber klarkommen. Wir spielen uns dann noch ein Match aus und
bedienen uns an den kalten Drinks aus dem Kühlschrank. Das Moped haben wir –
aus purer Bequemlichkeit – noch gar nicht aufgeladen, der Holzkeil kommt dann
halt morgen zu seiner Premiere.
Samstag, 14. Juni 2025
Der Tag beginnt wie immer mit einem guten Kaffee, heute
gefolgt von der Morgensport-Einlage Vespa-Aufladen. Der handgefertigte Holzkeil
leistet perfekte Arbeit, jetzt kann die Auffahrtsschiene nicht mehr
verrutschen. Genauso, wie es Ilse geplant hat. Wir werden heute das Bundesland
wechseln, es geht rüber nach Kärnten, genauer gesagt zum Pirkdorfer See bei
Bleiburg. Eine lockere Etappe, es werden an die 150 Kilometer bis dorthin sein.
Die meisten davon führen über die Autobahn, wir kommen ohne jede Verzögerung
voran und nach Überfahrt des Packsattels sind wir eh schon in Kärnten. Danach
noch ein paar Kilometer auf Bundes- bzw. Landesstraßen und schon zweigen wir
bei Pirkdorf am See zu unserem Campingplatz ab. Der nennt sich wenig
überraschend „Campingplatz Pirkdorfer See“ und die Anmeldung verläuft denkbar
unkompliziert. Gernot ist ganz fasziniert von den Werbe-Kugelschreibern des
Platzes, denn die sind in echtem Holz ausgestaltet. Wie es sich gehört, fragt
er höflich nach, ob man die auch erwerben könnte, doch die Rezeptionistin
meinte nur: „Stecken Sie in ruhig ein, dafür sind sie ja da.“ Ilse hat dann
natürlich auch gleich einen Kuli abgestaubt. Sehr nett und großzügig, denn
später sehen wir die gleichen Kulis in einem Geschäft für 7 Euro 50. Sehr
netter Empfang 😊. Wir beziehen
unseren Platz Nummer 206, er liegt direkt am See, wenngleich in der prallen
Sonne. Ilse braucht nur ein paar Sekunden, dann hat sie den Lauf der Sonne
ausgerechnet und Gernot das WoMo so platzieren lassen, dass es uns bald einmal
Schatten spenden könnte. Natürlich ist es genauso gekommen und wir haben schon
bald fein die Haxen ausstrecken können. Der See ist wirklich wunderschön und er
liegt traumhaft in Landschaft eingebettet. Die Anzahl der Singvögel ist
fantastisch, wir hören die Stimmen von mindestens zehn verschiedenen Arten.
Einige können wir ja bereits zuordnen, heute ist der Kleiber dazugekommen 😊. Gernot geht dann die Brötchen für morgen Früh bestellen
und bei der Gelegenheit lässt er gleich einen Tisch für heute Abend reservieren.
Dazu hat uns die Rezeptionistin geraten, denn heute ist in der Gegend
Erstkommunion und drei Partien haben Tische bestellt. Den Nachmittag verbringen
wir vor dem Häuschen, wir machen einen Pasch, lauschen den Singvögel,
beobachten die im Wasser herumtollenden Kinder und haben eine wirklich feine
Zeit. Wie es dann Abend wird, pilgern wir die 200 Meter zum Restaurant rüber,
wir können direkt am See entlang über die großzügig bemessene Liegewiese
spazieren. Das Essen ist dann wieder einmal ausgezeichnet, also auf dieser
Fahrt haben wir fast überall hervorragend gespeist. Sehr angenehm ist das
ausgesprochen gut geschulte und freundliche Personal, das zeigte sich auch in
folgendem, kleinen Dialog von Ilse mit einer der Kellnerinnen: „Könnte man aus
dem Kinder-Wiener eventuell auch ein Senioren-Wiener machen?“ Die Kellnerin:
„Okay – und wie würde das dann aussehen?“ Und als Ilse mit einem „Exakt gleich“
antwortete, mussten beide lachen und die „Sonderbestellung“ war perfekt. Gernot
verblüffte Ilse mit seiner Bestellung, denn einen „Thunfisch-Salat“ hat er sich
noch nirgendwo bringen lassen. Doch das Wagnis hat sich ausgezahlt, gemeinsam
mit dem dazu gereichten Knoblauch-Baguette war das eine ausgezeichnete Wahl.
Auch Ilse war zufrieden und wieder einmal rollten wir mehr zurück zum WoMo als
das wir gingen 😊. Wir sind anschließend noch lange im Freien gesessen und
haben dem Tag beim Schlafengehen zugeschaut, ehe wir es ihm gleichmachten. Morgen fahren wir mit der Vespa auf den Petzen, wie der Hausberg der Gegend
hier genannt wird. Genauer gesagt fahren wir mit der Vespa nicht auf den
Petzen, sondern zur Talstation der Petzen-Bahn, die uns in ihren Kabinchen in
lichte Höhen hinauftransportieren wird. So ist der Plan, das Wetter spricht
auch dafür … Das vielstimmige Konzert der Singvögel ist kaum mehr
überbietbar und es beginnt schon lange vor Sonnenaufgang. Was für ein
grandioser Start in diesen Tag. Gernot geht mal gleich die bestellten
Croissants holen, bezahlen muss er sie gar nicht, der Preis dafür wird unserem
Aufenthalt formlos aufgebucht. Wie herrlich unkompliziert hier alles abläuft.
Nach dem guten Frühstück suchen wir die Duschen heim und gleich danach starten
wir mit dem Roller in den schönen Tag hinein. Zur Talstation der Petzen-Bahn sind
es nur ein paar Kilometer und wir finden einen hübschen Schatten-Parkplatz für
unsere noch hübschere Vespa 😊. Ilse checkt
uns die Tickets, die Dank unserer ÖAMTC-Mitgliedschaft um sechs Euro billiger
werden. Passt. Beim Einsteigen in die Gondel finden wir sogleich eine
vergessene Brieftasche und weil der Besitzer eben erst diese Gondel verlassen
hat, können wir ihn gleich zurückrufen. Der Mann hat eine echte Freude und wir
können unser Motto „Jeden Tag eine gute Tat“ schon vor 11 Uhr abhaken 😊. Die Bahn bringt uns auf über 1.700 Meter hinauf, wir
steigen also in hochalpinem Gelände aus. Zuerst spazieren wir ein wenig herum,
besichtigen eine Hochzeits-Kapelle (!!) und lassen uns vom herrlichen Panorama
der Kärntner Berge bereitwillig in den Bann ziehen.
Wir entern dann das große
Restaurant, das sich programmatisch perfekt „Oben“ nennt. Wir beziehen einen
Tisch mit unverbaubarer Aussicht auf die wunderbare Umgebung, die teilweise
eineinhalb Kilometer unter uns liegt. Obwohl wir schon bei unserem Eintritt mindestens
sechs Personen an Personal wahrnehmen, werden wir erst mal zehn Minuten lang
nicht wahrgenommen – und das bei drei besetzten Tischen. Ilse geht dann
nachfragen, ob das hier ein Selbstbedienungs-Lokal sei und erntet eine müde
Entschuldigung der Kellnerin. Weil es bald Mittag sein wird, bestellen wir
Wiener-Schnitzel – Ilse mit Petersilie-Kartoffeln, Gernot mit dem selten
angebotenen Erbsenreis. Dazu Bier und Sommerspritzer.
Machen wir es kurz: Die
Getränke waren gut, aber bei den Hauptspeisen haperte es gewaltig. Das eh schon
vorfabrizierte Tiefkühlschnitzel von Ilse war völlig versalzen, definitiv
ungenießbar. Die Petersilie-Kartoffel sind in der Schale dahergekommen, heillos
in Fett ertränkt, ebenfalls ungenießbar. Und Gernots Schnitzel war zwar weniger
versalzen, dafür bekam er als Beilage Pommes statt Erbsenreis serviert. Wie man
als Kellnerin trotz elektronischem Orderman-System etwas falsch bestellen kann
ist uns ein Rätsel. Naja, wie sagt der Amerikaner in solchen Situationen? „If
you pay peanuts, you only get monkeys“. Dem wollen wir nicht widersprechen.
Wenigstens musste Ilse das ungenießbare Schnitzel nicht bezahlen, auch wenn der
treudoofe Kellner trotz der unzweideutigen Reklamation sowohl mit Doggy-Bag als
auch mit Alufolie antanzte. Wurscht, Fehler passieren und wir sind eh keine
übermäßigen kritischen Gäste. Die zwei „auf Haus“ kredenzten Espressi
versöhnten uns dann eh wieder einigermaßen, zumindest soweit, dass wir auf der
Homepage des „Oben“ keine ätzende Rezension hinterlassen haben 😊. Wir haben dann noch einige Zeit lang den herrlichen
Weitblick von hier heroben genossen und später dann einige seltene Blumen im
Nahbereich der Gondelbahnstation bewundert.
Und dann ging es wieder abwärts mit
uns und keine 20 Minuten später fanden wir uns bei der Vespa wieder. Sie hat
treu auf uns gewartet und durfte uns jetzt zur Belohnung in Richtung Schloss
Bleiberg zerren. Das erledigte sie mit Bravour und in der Stadt Bleiburg
angekommen, folgten wir den Hinweisschildern zum Schloss. Tja, was sollen wir
sagen? Zum zweiten Mal hintereinander finden wir ein mächtiges Schloss (!!)
nicht, zuerst kein Herberstein und jetzt kein Bleiburg. Hat uns da eine seltene
Form der Schloss-Findungs-Amnesie in ihren Krallen? Nun ja, gesucht haben wir
die Schlösser in beiden Fällen nicht, sie sind uns halt nicht auf Anhieb in den
Weg gesprungen 😊. Dafür haben
wir hier in Bleiburg durch die falsche Wahl des Weges eine wirklich coole
Straße gefunden, die einigermaßen steil anstieg und auf der wir komplett
alleine unterwegs waren. Nach einigen Kilometern sind wir dann bei einer
schönen Bank im Schatten stehen geblieben und haben eine sehr feine Rast
eingelegt. Danach wollte Gernot den Weg eigentlich noch weiter hinauffahren,
aber Ilse winkte ab – der Untergrund der Straße war nur geschottert und es
machte nicht den Eindruck, als würde die irgendwann noch besser werden. Also
retour ins Tal mit uns. Etwas später waren wir dann wirklich verdutzt, als
Gernot plötzlich ein SMS aufs Handy geschickt worden ist, mit den Worten „Willkommen
in Slowenien“ samt den üblichen Tarifbestimmungen 😊. Da
waren wir also tatsächlich auf Abwegen unterwegs und eine Grenzkontrolle ist
gar nicht mal unwahrscheinlich gewesen… Bleiburg selbst hat uns dann für einen
ausführlichen Besuch zu wenig gereizt, vielleicht auch deshalb, weil es 32 Grad
heiß war. Also haben wir nur getankt, einen Liter Milch gekauft und sind zum
Campingplatz zurückgefegt. Hier fanden wir den Platz vor unserer Schnecke im
wunderbarsten Schatten, Ilse hat unser WoMo wieder einmal exakt richtig
hingestellt. So störten uns die heißen Temperaturen nicht, Ilse hat sich sogar
im Campingstuhl freiwillig der prallen Sonne ausgesetzt – wenn auch im
einigermaßen kühlen Wasser des Pirkdorfer Sees 😊. Nach einem Pasch ist es dann eh schon Zeit geworden fürs
Abendessen, vor allem Ilse hatte ja heute außer einem Bissen Schnitzel keinen
Bissen Nahrung zu sich genommen. Dem Hunger wurde aber sogleich mit einem
„Crispy Chicken Burger“ Abhilfe geschaffen, Gernot bestellte sich „Calamari vom
Grill“, wieder mit Knoblauch-Baguette. Beide Mahlzeiten lassen sich als
ausgesprochen gut bezeichnen, hier am Pirkdorfer See kann man wirklich gut
essen. Und das zu durchaus annehmbaren Preisen, nebenbei bemerkt. Wie schon gestern,
so sind wir auch heute bis zum Einbruch der Dunkelheit im Freien gesessen und
haben uns des Lebens erfreut. Und womit? Mit Recht 😊.
Montag, 16. Juni 2025
Der Wetterbericht für heute verspricht nicht viel Gutes,
zumindest nicht für Camper. Für die Natur mag der prognostizierte Dauerregen ja
eh gut sein, wir werden aber heute eher weniger unternehmen können. Aber, es
gibt immer was zu tun – Ilse besorgt uns Frühstücksbrötchen (auch ohne
Vorbestellung, Danke!), Gernot kümmert sich nach dem Kaffee um unseren Blog,
Ilse sortiert mal wieder unzählige Fotos in den Ordner. Das Wetter zeigt sich
zwar stark bewölkt, es regnet aber nur ganz in der Früh und dann den ganzen Tag
über nicht mehr. Die angesagten Unwetter und der angebliche Starkregen bleiben
überhaupt aus, da kann aber niemand wirklich was dagegen haben. Ach ja, etwas
Aufregung brachte eine Hornisse in unser Häuschen, die durch das
Alkoven-Fenster hereinflog und irrsinnig laut brummend um Gernots Kopf
herumschwirrte. Aber der weiß, dass Hornissen nur in unmittelbarer Nähe ihrer
Behausungen aggressiv werden können, ansonsten sind die furchterregend
ausschauenden Insekten komplett harmlos. Die Hornisse in Gernots Schlafgemach
war ungefähr so groß wie sein kleiner Finger (!) und nicht gelb-schwarz
gestreift, sondern wunderschön braun gefärbt. Und sie war wie erwartet völlig
harmlos, Gernot hat ihr behutsam den von Ilse gereichten Plastikbecher
übergestülpt (in den sie gerade noch so hineinpasste!) und die Hornisse hat
sich ohne jede Gegenwehr ins Freie befördern lassen. Wir werden heute nicht ins Restaurant gehen, Abwechslung
muss auch sein 😊. Also
begnügen wir uns mit den Croissants, Ilse nimmt abends noch einen Kornspitz zu
sich. Die Brave hat auch zwei von Gernots Lieblings-Shorts durch die
Waschmaschine laufen lassen und zwei T-Shirts noch dazu. Später haben wir dann
noch die Vespa aufgeladen, der Holzkeil wirkt wahre Wunder, unser Moped ist
ohne jedes Problem auf seinen Platz gerollt. Später haben uns ein paar Kids
noch eine lässige Show mit ihren Fahrrädern geboten. Der Vater von zweien der
Buben hatte eine transportable Sprungschanze aus Metall mit, die Kinder fetzten
mit einem echten Zahn über das Hindernis und sprangen meterweit in die Wiese.
Sie mussten bei ihren Stunts direkt an unserem WoMo vorbei, weil schräg hinter
uns ein Weg steil ansteigt und der ideal zum Schwungholen ist. Das hat Ilse
natürlich ausgenützt und ein paar tolle Videos von den Mini-Bikern gemacht.
Einer der Buben war erst 5 Jahre alt und er war der beste von allen. Gernot
taufte ihn gleich „Mister Fearless“, denn der „wilde Hund“ hat sich echt nix
geschissen und ist jedes Mal wie ein Irrer auf die Rampe zugestrampelt. Bis er
es beim letzten Sprung übertrieben hat und böse gestürzt ist. Da ist er dann
seiner Mama weinend in den Armen gelegen, er ist halt doch noch ein erst
fünfjähriges Kind, Wildsau hin oder her. Aber wirklich passiert wird ihm nix
sein, der Papa hat nicht einmal nachgeschaut 😊. Wir
haben unseren letzten Tag am Pirkdorfer See dann ganz gemütlich ausklingen
lassen, sind bis nach 20 Uhr 30 vor unserer Schnecke gesessen und haben später
noch einen Pasch gemacht. Morgen geht’s wieder ein Häuschen weiter, wie man so
schön sagt, wir bleiben aber in Kärnten.
Nach einer feinen Nacht hat Ilse gleich mal Brötchen
geholt und nach dem Kaffee haben wir die letzten Sachen verräumt. Danach noch
schnell den Aufenthalt hier bezahlt und Tschüss lieber „Camping Pirkdorfer
See“, leicht möglich, dass wir mal wieder hierherkommen. Unser heutiges
Tagesziel ist der Ossiacher See. Da waren wir vor vielen Jahren schon einmal,
bei einer unserer allerersten WoMo Reisen überhaupt. Heute steuern wir
allerdings einen anderen Campingplatz an, weit haben wir es nicht, es werden 80
Kilometer sein. Bei Klagenfurt Nord fahren wir von der Autobahn ab und dann
weiter nach Feldkirchen – in Klachl kennt Ilse eine Abkürzung und schon sehen
wir den Ossiacher See vor uns liegen. Wir fahren noch durch den Ort Ossiach
durch und knapp zwei Kilometer danach biegen wir zum „Campingplatz Kölbl“ ab.
Der liegt direkt am See und wir dürfen uns selber einen Platz suchen. Das
übernimmt natürlich die liebe Ilse und schon nach kurzer Inspektion der
Möglichkeiten ist unser Aufenthaltsort für die kommenden paar Tage ausgewählt.
Um kurz vorzugreifen – Ilse hat mal wieder exakt den perfekten Platz für uns
gefunden, denn wir stehen fast den ganzen Tag über im schönen Schatten. Und das
ist auch notwendig, es werden nämlich in den nächsten Tage Temperaturen von
jenseits der 30 Grad Marke vorhergesagt. Nachdem wir uns eingerichtet hatten,
und nach einer kurzen Rast, starteten wir mit der Vespa los, mal rüber nach
Ossiach. Dort parkten wir unseren Roller am „Hauptplatz“ in den Schatten und
schritten die paar Geschäfte und Souvenirläden ab. Tatsächlich fanden wir eine
kleine, ja nahezu winzige, rote Vespa – sie ist nicht im Laden geblieben 😊. Sonst hat das Dorfzentrum von Ossiach nicht viel
hergegeben, das italienische Restaurant wäre eventuell eine Alternative fürs
Abendessen, denn am Campingplatz gibt es ausschließlich Tiefkühl-Pizza. Bei der
Rückfahrt zum Platz hat Gernot dann aus dem Augenwinkel das Schild eines
Restaurants entdeckt, es nennt sich „Bella Vista“ und führ die Italienflagge im
Logo. Na dann! Wir nehmen Platz und sofort fallen uns zwei Sachen positiv auf:
Zum einen der wirklich nette Kellner und zum zweiten die überaus bequemen
Stühle. Sind wir überhaupt schon mal so gut gesessen bei einem
Restaurantbesuch? Wahrscheinlich nicht. Die Speisekarte gibt wirklich viel her,
neben Schnitzel, Cordon Bleu, Spaghetti-Variationen und Pizza, stehen auch
Burger auf der Karte. Und obwohl wir beide nicht die größten Burger-Fans sind,
schlagen wir beide zu. Ilse wählt den „Crispy-Chicken-Burger“, Gernot den
„Double Cheese-Burger“, beide mit Pommes. Das Essen ist rasch an den Tisch
gekommen und hat ausgezeichnet gut gemundet. Und jetzt weiß endlich auch
Gernot, für was das „double“ in seinem Burger gestanden hat – nämlich für die
doppelte Portion Fleisch. Passt! Pappsatt sind wir danach zum Campingplatz
zurückgerollt, haben uns dort erstmal in unsere Stühle fallen lassen, ehe wir
die Kraft aufbrachten, uns eiskalte Getränke aus dem Kühlschrank zu holen. Nach
Sonnenuntergang sind wir dann noch die knapp 150 Meter zum Ufer des Ossiacher
Sees runterspaziert, ehe wir den schönen Tag mit einem feschen Pasch ausklingen
haben lassen. Für morgen steht eine richtige Ausfahrt auf dem Programm, bei der
es einigermaßen hoch hinaus gehen wird. Wunderbar geschlafen und gleich einmal nach dem
Frühstückskaffee brechen wir mit der Vespa auf. Es wird heute ein eher heißer
Tag werden und zur Vorsicht kaufen wir uns bei einem BILLA zwei schön gekühlte
Fläschchen mit Eistee. Dann werfen wir uns der 14 Kilometer langen dauerhaften
Steigung entgegen, die uns bis auf die Gerlitzen hinaufbringen wird. Die Maut
dafür beträgt 9 Euro, eigentlich ist das für eine Panorama-Straße eh günstig.
Allerdings befindet sich der Weg auf die Gerlitzen in einem – gelinde ausgedrückt
– erbärmlichen Zustand. Schlagloch reiht sich an Schlagloch und ununterbrochen
verlaufen mit flüssigem Bitumen ausgegossene Asphaltrisse kreuz und quer über
die Fahrbahn. In der Hitze werden diese „Bitumen-Schlangen“ dann schnell weich
und sind gerade für Zweirad-Fahrer nicht ungefährlich. Mit der Vespa mit ihren
kleinen Reifen müssen wir ganz besonders vorsichtig sein, das Vorderrad kann ja
schnell mal wegrutschen … Was die Fahrt trotzdem zur Genussfahrt werden lässt,
ist einerseits die traumhafte Landschaft und die atemberaubenden Ausblicke –
und andererseits das Glück, dass wir völlig alleine unterwegs zu sein scheinen.
Erst während einer Rast, bei einer schönen Sitzgruppe mit Tisch, kommen ein
paar Fahrzeuge vorbei, auch danach werden wir kein einziges Mal überholt.
So
kommen wir problemlos auf die Gerlitzen und parken uns ein. Zwei-, dreihundert
Meter weiter sehen wir ein großes Hotel, es nennt sich „Feuerberg“. Wir hätten
auch bis vor den Eingang fahren können, aber der kleine Fußmarsch stört uns
nicht, auch wenn es andauernd aufwärts geht. So kommt Gernot mal wieder an
seine Grenzen, schadet eh nicht 😊. Wir treten
in den Luxus-Tempel ein, werden von keinem der zahlreichen Bediensteten
gegrüßt, wahrscheinlich wegen der fehlenden Rolex-Uhren an unseren
Handgelenken. Irgendwas vergisst man halt immer. Wir nehmen auf der schönen
Terrasse Platz und sind ganz erstaunt über die niedrigen Preise in einem
derartigen Ressort. Aber einen Eiskaffee für 7 Euro hätten wir hier echt nicht
erwartet. Mit uns sitzen vielleicht sechs, sieben Leute auf der Terrasse,
trotzdem lässt sich gleich mal eine Viertelstunde lang kein Service-Personal
blicken. Dann kommt ein redseliger und bemüht lustiger Kellner vorbei, nimmt
die Bestellung unserer beiden Eiskaffees auf – und ward nie wieder gesehen.
Nach einer weiteren Viertelstunde Wartezeit geht Ilse mal an der Rezeption
nachfragen und erhält die durchaus offenherzige Erklärung: „Die Bestellung ist
längst in der Küche, aber die streiten sich dort, wer die Eiskaffees anrichten
soll.“ Na bestens. Wir haben dann noch einmal fünf Minuten lang gewartet und
wie wir dann gegangen sind, wären wir fast mit einem Kellner zusammengestoßen,
der unsere zwei Eiskaffees am Tablet hatte. „Tja, jetzt ist es zu spät, über
eine halbe Stunde Wartezeit ist uns zu lange, Tschüss!“ Wir haben uns auch
nicht vom „Die beiden Eiskaffee gehen selbstverständlich aufs Haus“ des
Rezeptionisten zum Bleiben überreden lassen – und weg waren wir. Verarschen
können wir uns schließlich auch selber … Wir sind danach wieder die 14
Kilometer ins Tal zurückgecruist und auch bei dieser Fahrt hatten wir nur ein
einziges Mal ein Fahrzeug hinter uns – zack, kurz rechts ran und schon waren
wir wieder komplett alleine unterwegs. 

Unten im Tal sind wir entlang des Ossiacher
Sees bis nach Villach geglüht und dort sind wir zielstrebig zur Burg Landskron
hinaufgefahren. Die Maut kostet für die Vespa 4,90 Euro und wir kennen oben bei
der Burg von einem früheren Besuch auch den frechsten Abstellplatz für unseren
Roller. Heuer ist auch das große Restaurant geöffnet und wir suchen uns einen
schönen Platz im Schatten, direkt an der mächtigen Burgmauer. Von einer überaus
flotten und kundigen Kellnerin werden wir in der Folge perfekt bedient und auch
unsere Mahlzeiten – Ilse bekam endlich ihr ausgelöstes „Backhendl mit
Kartoffelsalat“, Gernot delektierte sich am „Saurem Rindfleisch mit
Knoblauchbrot“ – schmeckten vorzüglich. Zwischendurch bekamen wir immer wieder
mal Besuch von einer vorwitzigen, giftgrünen Eidechse, die uns neugierig beim
Essen zuschaute. Und ab und zu flog ein mächtiger Adler vorbei, der mit einem
einzigen Flügelschlag gleich mehrere weite Kreise zog – einfach faszinierend.
Nach einem schnellen Käffchen sind wir dann wieder in die Ebene runter und
musste den geschlossenen Ausfahrtsschranken illegal umkurven. Zwar hatten wir
unsere Maut ordnungsgemäß am Automaten bei der Burg bezahlt, aber die Vespa hat
ja vorne kein Kennzeichen, also blieb der Schranken zu. Allerdings haben wir
deshalb kein schlechtes Gewissen, denn schließlich hat uns der Automat mit
einem „Sie können jetzt ausfahren“ die Zahlung de facto bestätigt. Wird schon
passen. Von Villach aus ist es nur ein Katzensprung zum Ossiacher See und schon
nach wenigen Kilometern parkten wir uns vor unserem WoMo ein. Ilse hat sich
dann einem veritablen Fress-Koma hingeben müssen, Gernot hat ein wenig in
unserem Blog herumgetippt. Später am Abend spielten wir uns natürlich noch
einen Pasch aus und sind danach noch lange vor dem WoMo gesessen und haben die
feinen Temperaturen genossen. Morgen steht die nächste Ausfahrt mit der Vespa
an, wir freuen uns schon sehr drauf.
Donnerstag, 19. Juni 2025 Noch vor 6 Uhr morgens wird die Stille am Platz plötzlich
von schrillen Geräuschen geweckt – ganz in der Nähe wird mit mindestens zwei
Kettensägen Holz geschnitten. Vor 6 Uhr! An einem Feiertag! Direkt neben einem
Campingplatz. Muss echt etwas ganz Dringendes gewesen sein 😊. Nach einer halben Stunde war der Spuk dann eh wieder
vorbei, bzw. die beiden Motorsägen so weit entfernt, dass sie nicht mehr
störten. Also haben wir uns von den Vögeln in einen Nachschlaf singen lassen,
ehe Ilse die Kaffeemaschine blubbern hat lassen. Mit einem Pasch verkürzten wir
uns dann noch die Zeit bis Mittag und kurz nach 12 Uhr starteten wir los.
Unseren ersten Halt machten wir dann in Triffen und besuchten die dortige
Wehr-Kirche. Den Begriff kannten wir noch gar nicht, das Gotteshaus schaut
jedenfalls wie eine Befestigungsanlage aus. Das nächste Ziel auf unserer Runde
war der Flatschacher See – wir sind dort aber nur für ein Foto kurz vom Moped
abgestiegen, zu sehr lockte die Landstraße. Und wie so oft, auch heute waren wir
die meistes Zeit über alleine unterwegs, wurden nie bedrängt, die vereinzelten
anderen Fahrzeuge haben wir immer sofort vorbeigelassen. So kamen wir relaxed
nach Himmelberg, da wohnen Jasmin und Michi, die uns übermorgen in Ossiach
besuchen werden. Wir bleiben nur kurz am Ortseingang stehen, danach geht’s zur
nahegelegenen Tankstelle um Benzin nachzuschütten. Mit uns halten sich einige
Harley-Fahrer und andere Biker mit ihren schweren Maschinen auf. Wir lassen der
kleinen Horde bereitwillig die Vorfahrt, denn wir würden ihnen sonst sehr
schnell im Weg umgehen 😊.
Tatsächlich
nehmen sie wie wir die Straße nach Ariach, aber schon nach einer halben Minute
hören wir vom ganzen Pulk keinen Ton mehr. Es folgt der kilometerlange Traum
einer kleinen Landesstraße, einmal reihen sich über eine weite Wiesenfläche
gleich sechs, sieben S-Kurven aneinander. Und das alles ohne jeden Verkehr,
kanns für Zweiradfahrer etwas Schöneres geben? Wir landen in Affritz am See und
obwohl heute ein Feiertag ist, steuern wir einen BILLA Supermarkt an. Denn in
Kärnten haben die Lebensmittelmärkte auch feiertags geöffnet, nachmittags z.B.
ab 15 Uhr. Drei Minuten vor der Öffnung treffen wir bei einem BILLA ein, noch
ist die Tür geschlossen und gut 20 Personen warten schon in der prallen Sonne.
Wir brauchen uns gar nicht anzuschauen um zu wissen – nein! „Ein paar Kilometer
weiter vorne gibt’s eh noch einen BILLA“, gab Ilse erneut einen keinen Einblick
in ihre phänomenalen Ortskenntnisse und natürlich parkten wir uns schon wenige
Minuten später vor einem BILLA ein. Schnell war das Leergut zurückgegeben und
ein paar Sachen wie Milch und Brot eingekauft – Gernot eilte dann gleich
freudig zum Stand mit den Grillhühnern. Schnell waren zwei halbe Hendln
geordert, dazu Kartoffelsalat. Direkt beim Stand war es trotz Sonnenschutz
derart heiß, dass Gernot das Verpacken seiner Bestellung lieber in der prallen
Sonne abgewartet hat 😊. Arme
Verkäuferin, Gernot hat ihr zum Abschied eh noch „Viel Wind“ gewünscht. Mit dem
Knuspervögelchen im Heckkoffer sind wir dann schnurstracks zum Campingplatz
zurückgefegt und haben dort die Vespa nach 80 supergeilen Kilometern
abgestellt. Jetzt war erst einmal Essen angesagt, wir machten uns über die
Grillhendln her – und zwar so lange, bis nur mehr die blanken Knöchelchen zu
sehen waren. Wieder einmal ein Festmahl, mit gegrillten Hühnern haben wir
überhaupt noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist und bleibt eines
unserer Lieblings-Camper-Essen. Zur Verdauung haben wir zuerst beide gelesen –
Ilse ein Buch von Bernd Aichner, Gernot stöberte in den Internet-Zeitungen
herum – danach sind wir zum Seeufer runterspaziert und haben uns am
Kinderspielplatz auf eine große Schaukel gesetzt. So haben wir einen schönen
Tag fein zu Ende gehen lassen, morgen fahren wir schon wieder aus – na sowas? 😊
Freitag, 20. Juni 2025
Heute aufgewacht ohne Kettensägen-Massaker und nach der
Kaffee-Morgenroutine haben wir uns einen Vormittags-Pasch ausgespielt. Gegen
Mittag sind wir dann ohne Ziel losgefahren – ach ja, einen Campingplatz an
einem See möchten wir uns anschauen, vielleicht wechseln wir sogar für ein paar
Tage dorthin. Vom Campingplatz aus blatteln wir zuerst nach Feldkirchen rüber,
das geht schnell, weil wir einen 80er fahren (müssen). Nach Durchfahrt der
Stadt lotsten uns eh schon Hinweisschilder nach Weitenfels und zum Goggau-See.
Am anvisierten Campingplatz fahren wir glatt vorbei, er ist aber auch leicht zu
übersehen. Wir drehen um – der Platz ist nur was für die ganz Harten 😊. Vereinzelt stehen Zelte herum und einige schon ziemlich
heruntergekommene Wohnwägen der Stamm-Camper. Da wären wir mit unserem
Wohnmobil Luxus-Gäste gewesen, ganz abgesehen davon, dass sogleich ein Hund auf
uns zustürmte und uns aggressiv verbellte. Wäre aber gar nicht notwendig
gewesen, denn nach einer Hinterhandwende haben wir dem „Campingplatz Goggau-See“
noch ein kleines Staubwölkchen dagelassen und die Straße hatte uns wieder. Nach
dem Ort Weitenfels sind wir in Richtung Zemmelberg abgebogen, mal schauen, was
uns dort erwartet. Nun ja – zuerst durchfuhren wir ein kühles Wäldchen, es ging
auf und ab über Wiesen, links und rechts an vereinzelten Häusern und kleinen
Bauernhöfen vorbei – doch dann war plötzlich Ende im Gelände, das nette
Sträßchen mündete in die schiere Privatheit eines Gehöftes. Also drehten wir am
Stand um und durften den lässigen Weg gleich noch einmal in die andere Richtung
befahren, solche Umwege sind uns eh die liebsten 😊.
Wieder in Weitenfels angekommen, galt unser Interesse zuerst einmal dem Wetter.
Ilse hatte schon zuvor eine bedrohlich wirkende, dunkelschwarze Wolke am Himmel
entdeckt, genau über dem Gurktal, wo wir eigentlich hinwollten. Jetzt schaute
es so aus, dass sich die Wolke wohl verziehen bzw. nicht über dem Gurktal
öffnen wird. Also haben wir das Gurktal angesteuert und eine gut ausgebaute
Bundesstraße brachte uns rasch in den Hauptort Gurk. Im dortigen Stift wirkte
vor Jahrhunderten die heute noch berühmte und hochverehrte Hemma von Gurk, der
zahlreiche Wunderdinge zugesprochen werden. Natürlich haben wir den
beeindruckenden Dom besucht, für unseren Geschmack ist er viel zu üppig mit
goldglänzenden Verzierungen überfrachtet, man könnte seiner Verehrung auch
weniger bombastisch Ausdruck verleihen.
Und in sehr vielen Kirchen wir das auch
getan, aber das nur nebenbei. Nach dem kurzen Stopp fuhren wir weiter nach Pisweg,
immer noch begleitet von der mächtigen, schwarzen Wolke. Ilse kennt hier
praktisch jede Ortschaft, sie war schon vor Jahrzehnten regelmäßig in dieser
Gegend unterwegs, meistens im Rahmen von Kuraufenthalten in Althofen. Heute
braucht Ilse jedenfalls nie Google-Maps nach dem Weg fragen, wir finden auch so
nach Meiselding. Das heißt, wenn dieser Weg nicht plötzlich gesperrt gewesen
wäre und in eine Umleitung mündete. „Wurscht, fahren wir halt über Gunzenberg,
ist auch schön“, so Ilses Reaktion und wir setzten unsere traumhaft lässige
Runde fort. Nur hie und da wurden wir von anderen Bikern überholt, alles reine
Genussfahrer wie wir. Schon in Sichtweite der Ortschaft Gunzenberg mit seiner
schönen Kirche, lockte uns dann ein gut ausgestatteter Rastplatz zu einer
Pause.
Wir renkten uns auf den Holzbänken unsere verlängerten Rücken wieder ein
wenig ein und genossen die herrliche Landschaft und die wunderbare Ruhe. Ein
ganz klein wenig sorgte sich dann Gernot um den Sprit in unserer Vespa, denn
der ging langsam aber sich dem Ende zu. Noch leuchtete die Tankwarnlampe nicht,
aber weiter als 30 Kilometer kommen wir nicht mehr. „Kein Problem“, meinte Ilse
und fügte an: „Unten in Mail ist eh eine große Tankstelle, die wird LKW-Stopp
genannt, das sind keine zehn Kilometer bis dorthin.“ Wohlgemerkt, ohne
Google-Maps zu konsultieren, einfach aus ihrem fotografischen Gedächtnis
heraus. Selbstredend ist es so gekommen und keine 200 Meter vor dem „LKW-Stopp“
blinkte die gelbe Tankwarnlampe ein paarmal kurz auf – Punktlandung.
Vollgetankt sind wir dann zum Längssee abgebogen, hier wollten wir schon öfter
mal campen. Ist aber nie dazu gekommen und jetzt gibt es den Platz nicht mehr –
verkauft, es werden dort Wohnungen entstehen. Unsere Runde bringt uns dann St.
Peter, da waren wir schon einmal, im Gegensatz zu damals rasten wir heute aber
nicht. Stattdessen fahren wir ein kurzes Stück weiter, Ilse kennt dort ein
großes Landgasthaus namens „Fellner“, mal schauen, ob es noch was hergibt. Gibt
es nicht, der Betrieb ist eingestellt, alles ist zu Wohnungen bzw. zu
Ferienwohnungen umgebaut worden. Anschließend hat uns der weitere Weg nach St.
Veit an der Glan geführt, der aufkommende Hunger fordert Nahrungsnachschub. Am
Rand der Fußgängerzone stellen wir ab und erkunden das Zentrum der Stadt zu
Fuß. Ilse war schon öfter in St. Veit und ist mit ihrer Mutter hier auch immer
gerne shoppen gegangen. Heute präsentiert sich die Innenstadt ziemlich lasch,
sehr viele Geschäfte stehen leer und außer in drei Kaffeehäusern mit ihren
kleinen Gastgärten ist nichts los hier. Natürlich könnten wir einen Kaffee und
ein Törtchen essen, es ist uns aber mehr nach etwas Handfesterem. Und wir haben
da schon eine Idee. Also fegen wir auf dem schnellsten Weg nach Ossiach zurück,
es sind über 20 Kilometer bis dorthin, aber auf der Bundesstraße sind die
schnell heruntergebogen. Bei der Abzweigung nach Ossiach fahren wir dann eine
mehrere hundert Meter lange Uferstraße entlang, wo sich links und rechts
unzählige Wildgänse tummeln. Manchmal stehen sie frech in größeren Gruppen
mitten auf der Fahrbahn, doch weit gefährlicher sind die „Einzelstücke“. Denn
mit ihrem tarnfarbenen Federkleid sind sie am Asphalt nicht sofort sichtbar,
das wird wohl schon für so manchen Gänsebraten gesorgt haben. Wir hingegen
kommen unbeschadet bis zu unserem Campingplatz, doch 300 Meter vorher biegen
wir zum „Gasthaus Martinz“ ab. Wir sehen nämlich jedes Mal beim Vorbeifahren
einen fast restlos besetzten Gastgarten, das muss einen Grund haben 😊.
Das Essen ist auch eine Art Testessen, denn morgen hat
die beste aller Ilsen ihren Geburtstag und den feiern wir, gemeinsam mit Jasmin
und Michi, bei einem Abendessen. Die Bedienung ist schon mal hervorragend, der
Kellner ist von der fixen Profi-Sorte und unsere Getränke stehen sogleich am
Tisch. Auch das Essen lässt nicht lange auf sich warten, Ilse kommt mal wieder
nicht am „Backhendl-Salat“ vorbei, danach hat sie süffisant angemerkt, dass die
Blattsalate als Hauptmahlzeit für zehn Kaninchen gereicht hätte. Gernot war mit
seinem „Jägerschnitzel mit Reis und Gemüse“ sehr zufrieden – Fleisch mit Reis
und Sauce ist nun mal eine seiner Lieblings-Kombis. Trotz dem durchaus guten
Essen war uns schon beim Bezahlen klar, dass wir nicht hier Ilses Geburtstag
feiern, sondern drüben im Ort im „Bella Vista“. Statt nur dort anzurufen um
einen Tisch für morgen zu bestellen, sind wir gleich rübergefahren, die haben
nämlich auch einen sehr guten Kaffee. Und Eis aus eigener Produktion. Ilse hat
sich dann ein Zitronen-Sorbet bestellt, Gernot einen Doppio und ein Eis mit
zwei Kugeln und Schlag.
Gernots Ansage „Die Auswahl der Sorten überlasse ich
Ihnen, ich mag nämlich jedes Eis“ nahm der Kellner sehr wohlwollend zur
Kenntnis und er servierte gleich darauf eine eben erst entwickelte
Eigenkreation. Phantastisch, genauso wie die Kugel Limoncello-Eis, die Ilse in
ihr Sorbet plumpsen hat lassen. Eine wirklich runde Sache und den gewünschten
Tisch für vier Personen haben wir natürlich auch vorbestellt. Der Rest dieses
wunderbaren Tages, an dem wir übrigens satte 147 Kilometer mit dem Roller
unterwegs waren, lässt sich, nach unserer Ankunft am Campingplatz, getrost in
drei Worte fassen: Pasch, Kaltgetränke, Bett 😊.
Der 21. Juni ist immer ein ganz besonderer Tag, denn da
feiert die liebe Ilse ihren Geburtstag. Da man das Alter einer Dame bekanntlich
nicht einfach so ausplaudert, sei hier nur gesagt, dass man Ilse ihre 66 Jahre
nun wirklich nicht ansieht 😊. Zum
Kaffeefrühstück bekam das Geburtstagskind Gernots Geschenke überreicht, man
beachte den Plural! Hat soweit alles gepasst, Ilse hat sich über alles gefreut
und das ist die Hauptsache. Den ganzen Tag über trudelten natürlich die
Glückwünsche ein, den Anfang machte Jasmin um 6 Uhr 11, da war sie bereits in
der Arbeit. Und wie es sich für eine richtige Kärntnerin gehört, hat sie Ilse
ein Ständchen gesungen. Wir verlebten mal wieder einen ganz, ganz gemütlichen
Tag und haben uns kaum einmal vom WoMo wegbewegt. Mit einer Jause, einem
Schläfchen und einem Pasch überbrückten wir die Zeit bis zur Abholung durch
Michi und Jasmin. Um 18 Uhr 45 war es dann soweit und Ilse bekam gleich mal
einen riesigen Geschenkkorb überreicht, gefüllt mit allerlei Kärntner
Köstlichkeiten, mit Wein, Kuchen, einem großen Blumenstrauß – sogar für Gernot
hat es ein feines Geschenk gegeben. Nachdem der Korb im WoMo verstaut war,
chauffierte und Michi in seinem BMW-SUV zum Restaurant „Bella Vista“ rüber.
Michi braucht zurzeit eine Krücke, nach seinem schweren Motorrad-Unfall vor ein
paar Jahren, ist er eben erst zum 27. Mal (!!) unter Vollnarkose an den Knien
operiert worden. Brutal! Aber ist trotzdem guter Dinge, nützt ja eh nix. Wir
verbringen einen wirklich netten Abend, mit viel Quatschen und Lachen, das
Alles bei einem sehr guten Essen. Burger, Schnitzel, Pizza – wir haben der
Küche einiges abverlangt. Danach noch für jeden ein Eis, für Gernot durfte es
noch ein Doppio sein. Wir wunderten uns zwar kurz über die schlanken 104 Euro
für alles zusammen, aber wir sind als Tiroler halt höhere Preise gewohnt.
Gegen
22 Uhr sind wir dann von Michi und Jasmin zurück zum Campingplatz gefahren
worden und bei herzlichen Umarmungen versprachen wir uns ein Wiedersehen,
spätestens bei unserem nächsten Kärnten-Besuch. Im Wohnmobil hat sich Ilse dann
noch einmal die Rechnung vom „Bella Vista“ angeschaut und wir sind aus dem
Staunen gar nicht mehr herausgekommen. Es wurden – unter anderem – Ilse drei
Campari Orange nicht berechnet, Gernot hatte zwei Bier mehr, und es fehlte
Michis gigantischer Eis-Früchte-Becher. Das Limoncello-Eis von Ilse war
offenbar ebenso gratis, wie das alkoholfreie Bier von Michi. Insgesamt hätte
die Rechnung um gut 50 Euro (!!) höher sein müssen – das reklamieren wir
natürlich. Gleich morgen, mittags sperren sie auf.Sonntag, 22. Juni 2025 Wir stehen erst um 9 Uhr auf und nach dem Käffchen
spielen wir uns ein Match aus. Ein bisserl relaxen noch, dann ist es Mittag und
wir brechen zu einer kleinen Vespa-Tour auf. Wohin sie uns führen wird wissen
wir nicht, nur wo sie beginnen wird: nämlich beim Restaurant „Bella Vista“. Der
freundliche Kellner macht natürlich ganz große Augen, als wir ihm nach und nach
sämtlich Posten ansagen, die er vergessen hatte, zu verrechnen. Wir bezahlen
dann 35 Euro nach und erst draußen sehen wir, dass er die drei Campari-Orange
für Ilse schon wieder nicht auf die Rechnung geschrieben hat. Okay, wir können
den guten Mann ja schlecht mit vorgehaltener Waffe zwingen, dass er endlich
unser Geld annimmt, also sieht Ilse die drei Drinks nun endgültig als
Geburtstagsgeschenk an 😊. Unmittelbar
vom Parkplatz des – übrigens sehr empfehlenswerten – Restaurants, steigt schon
die Straße an, die auf die Ossiacher Tauern führt. Wir sind diesen Weg schon
einmal von der anderen Seite her gefahren und hatten die Straße in weit
besserer Erinnerung. Kein Meter Asphalt, ziemlich grober Schotter und sehr
tiefe Furchen, die mal längs und mal quer verlaufen. Das ist speziell in den
zahlreichen Kehren nicht ungefährlich, wenn sich das Vorderrad der Vespa seinen
eigenen Weg sucht. So quälen wir uns mit 15, 20 km/h die Steigung hoch, immer
zick-zack, zum Glück gibt es praktisch keinerlei Verkehr. Endlich oben
angekommen, sehen wir schon von Weitem, dass die einzige Bank am idyllischen
Tauern Teich unbesetzt ist. Allerdings verweilen wir nicht allzu lange dort,
denn noch steht die Bank in der Sonne und es wird einfach zu schnell zu heiß.
Die Straße, die uns von den Ossiacher Tauern wieder herunterführt, ist
unvergleichlich besser als die Auffahrt. Wir durchfahren wieder unzählige,
lässige Kurven und genießen das wunderbare Wetter und die tolle Landschaft. So
kommen wir in den kleinen Ort Glanhofen, rasten dort kurz am Kirchplatz, ehe
wir in Richtung Ossiacher See zurückfahren. Kurz vor dem See kommt uns dann das
„Gasthaus Planner“ in die Quere und wir fahren zu. Wir setzen uns in den
Gastgarten, die Besitzerin des Lokals ist gleichzeitig Kellnerin und Köchin,
das Essen könnte also etwas dauern. Kein Problem, wir haben es nicht eilig.
Ewig lang haben wir aber nicht auf unsere Bestellung warten müssen, Gernot war
mit seinem Eierschwammerl-Gulasch mit Knödel durchaus zufrieden, auch wenn
statt dem Serviettenknödel ein Speckknödel gekommen ist. Ilse hat sich zuerst
bei ihrer Frittatensuppe gewundert, was es denn mit dem in roten Streifen
geschnittenen Dingsbums auf sich hat, das in ihrem Süppchen schwimmt. Es waren
rot gefärbte Frittaten, die Chefin steht auf solche Scherze, wie sie uns
lachend erzählte. Geschmeckt hat die Suppe aber ohnehin gut, also kein Problem.
Nach dem Essen sind wir dann noch nach Glanhofen zurückgefegt, haben uns
Richtung Velden gehalten und beim Golfplatz sind wir nach Villach abgebogen.
Genau unterhalb der Burg Landskron haben wir bei einer Bushaltestelle eine
kleine Rast eingelegt und zum Restaurant hinaufgeschaut, wo wir dieser Tage
eingekehrt sind. Heute begnügen wir uns mit Anschauen und nach der Pause fahren
wir die paar Kilometer zum Campingplatz zurück. Die nette Ausfahrt hat uns
insgesamt 61 Kilometer über Kärntens Straßen geführt, morgen werden wir
höchstens die Pfandflaschen zurückgeben, eine größere Runde ist eigentlich
nicht geplant. Aber was weiß man schon? Denn immerhin reisen wir morgen nicht
wie vorgesehen ab, Ilse hat unseren Aufenthalt hier um einen weiteren Tag
verlängert. Den Abend haben wir wie immer bis zum Einbruch der Dunkelheit vor
unserer Schnecke verbracht, danach haben wir uns im Inneren ein
Gute-Nacht-Match am Paschring geliefert. Für heute haben wir keine Ausfahrt geplant, zwar werden
wir eine Runde mit der Vespa drehen, aber nur um das Leergut abzugeben. Am
späten Vormittag ist es dann soweit, wir steuern einen BILLA an und trennen uns
von leeren Dosen und Plastikflaschen. Dann überfällt uns plötzlich doch die
Lust auf eine lässige Runde und die führt uns zuerst nach Ariach, übrigens ist
das der Mittelpunkt Kärntens. Wir sind diese Strecke eh schon einmal gefahren,
allerdings aus der Gegenrichtung kommend. So führt uns diese unglaublich
lässige Straße nach unzähligen Kurven nach Himmelberg, wo wir – genau wie beim
letzten Mal – unseren braven Roller auftankten. Den weiteren Weg kennen wir
natürlich auch schon, er bringt uns zuerst nach Feldkirchen und abschließend
zurück zum Campingplatz am Ossiacher See. So sind aus einer schnellen
Leergut-Rückgabe sehr lustvolle 82 Kilometer geworden, genau das Richtige bei
dieser Hitze, denn es hat jeden Tag über 30 Grad. Wir bereiten uns eine feine
Jause aus Jasmins Geburtstagsgeschenken zu, später delektieren wir uns noch an
Kaffee und Kuchen, die beiden Kuchenstücke kommen auch aus dem Korb von Michi
und Jasmin. Da werden wir noch lange davon zehren, Danke nochmal! Es hat sich
dann abends am Himmel bedrohlich zugezogen und in der Ferne flammten viele
Blitze auf – Ilse identifizierte die Gegend als Mettniztal. Bei uns tröpfelte
es nur ein wenig, von Blitz, Donner und Sturm sind wir verschont geblieben. Das war unsere letzte Nacht am „Campingplatz Kölbl“ am
Ossiacher See. Schön war es hier, leicht möglich, dass wir wieder einmal hier
campen werden. Heute reduziert sich das Abfahrtsprogramm um das Aufladen der
Vespa – Gernot wird zu unserem nächsten Ziel nämlich selber mit dem Roller
hinfahren. Das Ziel lautet „Camping Wörthersee“ in Klagenfurt und ist nur 30
Kilometer vom Ossiacher See entfernt. Wir räumen alles ganz entspannt zusammen,
gehen noch fein duschen und machen uns dann auf den Weg. Zuerst fährt Gernot
noch brav hinter Ilse her, auch wenn er die Strecke x-mal erklärt bekommen hat.
In Moosburg hat Gernot Ilse überholt – er kennt ja den weiteren Weg. Nicht!
Denn statt bei Klachl abzubiegen, ist er locker flockig bis Feldkirchen
weitergeblattelt. Und weil er dort plötzlich vor einem Hinweisschild zum
Ossiacher See stand, hat er lieber auf Ilse gewartet. Auf einem Firmenparkplatz
haben wir dann eine kleine Rast eingelegt und anschließend hat Ilse wieder die
Führung übernommen – ist wirklich besser so 😊. Aber
in Moosburg war Gernot dann wieder selbstbewusst genug zu überholen, denn
den Weg ist er nun wirklich schon mindestens zehnmal gefahren. Da müsste er ja
unter schwerer Amnesie leiden, wenn er von hier aus nicht zum Campingplatz in
Klagenfurt hinfinden würde. Schließlich trafen wir vor dem Schranken des
Campingplatzes wieder aufeinander und Ilse ging uns anmelden. Die Rezeption
befindet sich seit dem Hochwasser im Vorjahr in einem Container, überhaupt muss
hier einiges renoviert werden. Wir kriegen ein paar Platznummern genannt und
fahren die einzelnen Plätze mit der Vespa ab. Das tun wir normalerweise nicht,
aber die Wege wären uns einfach zu weit gewesen. Ilse gibt sich mal wieder alle
Mühe, einen möglichst schattigen Platz für uns auszusuchen und nach mehreren
Versuchen werden wir schließlich fündig. Schnell sind wir abgestellt, brauchen
auch nicht die Auffahrkeile und keine zehn Minuten nach der Platzwahl sind wir
schon fix für einen längeren Aufenthalt eingerichtet. Nach einem Pasch genehmigen
wir uns ein kleines Nachmittagsschläfchen und um 18 Uhr schreiten wir zum
Abendessen ins Restaurant „Zur Sommer Liebe“. Gernot wusste schon seit Stunden,
dass er sich die Cevapcici bestellen wird und Ilse entschied sich für einen
„Crispy Chicken Burger“. Beide Gerichte waren gut wie erwartet, die Bedienung
ist hier sowieso jedes Jahr super, ein gelungenes Abendessen. Die Temperatur
liegt übrigens noch um 20 Uhr bei fast 30 Grad, morgen soll es überhaupt an die
35 Grad heiß werden. Also kommt unser roter Flitzer zum Einsatz und wir werden
uns mit kühlendem Fahrtwind gegen die drohende Hitze wehren 😊. Der Hochsommer ist da, in Klagenfurt erlebt man gerade
die längste Periode in einem Juni, in welcher es jeden Tag über 30 Grad warm
wird. Heiß wird, besser gesagt. Schon gleich nach dem Aufwachen wissen wir, die
lange Serie der über-30-Grad-Tage wird mit heute um einen Tag länger werden.
Kann uns aber relativ kalt lassen, denn wir stehen Dank Ilses Platzwahl bis in
den frühen Nachmittag hinein im Schatten mehrere Bäume und wenn unser WoMo dann
drei, vier Stunden lang in der prallen Sonne steht, sind wir schon längst mit
unserem Moped ausgeflogen. So auch heute, den Vormittag verbringen wir wie so
oft mit einem Pasch und wie sich die Sonne immer mehr unserer Schnecke
annähert, sind wir losgefahren. Da war es knapp 14 Uhr. Der Hitze entfleucht
man am Besten durch eine Tour in die Höhe, also steuern wir den Loiblpass an.
Wir kennen die Straße schon, aber ganz bis zum Portal des Loibl-Tunnels sind
wir noch nicht gekommen. Die Strecke führt bald einmal durch waldiges Gebiet
und mit jedem Höhenmeter wird die Hitze erträglicher. Weil wir noch nie hier
heroben waren, wussten wir auch nicht, dass sich direkt vor dem Tunnel der
Grenzübergang zu Slowenien befindet. Wir haben aber nicht vor einzureisen, also
bleiben wir auf einem kleinen Platz neben der Grenze stehen. Mit uns sind auch
einige andere Hitzeflüchtlinge heraufgefahren, sie haben Faltstühle mit und
machen sich in 1.068 Metern Seehöhe einen feinen Nachmittag. Übrigens direkt
neben einer Gedenkstätte für die Opfer der Nationalsozialisten, denn hier
befand sich eine Außenstelle des KZ Mauthausen. Der Tunnel nach Slowenien wurde
von Häftlingen und Zwangsarbeitern händisch in den Fels gehauen, die damaligen
Lebensbedingungen der Leute müssen furchtbar gewesen sein. Rascher
Themenwechsel. Auch weil es für uns nirgendwo eine Sitzgelegenheit gegeben hat,
sind wir schon nach ein paar Minten wieder abgefahren. Zwar fahren wir zuerst
wieder der Sommerhitze entgegen, aber nur bis Ferlach. Dieser Ort ist in den
letzten Tagen überhaupt der Hitzepol im heißen Kärnten gewesen, 38 Grad sind
schon gemessen worden. Darum bleiben wir in Ferlach nicht einmal stehen,
sondern fahren weiter in Richtung Schaida-Pass. Da waren wir auch schon einmal,
damals haben wir uns gegen eine Überquerung des Passes entschieden – heute
werden wir drüberfahren. Der Weg zur Passhöhe ist einfach nur ein Traum, es
geht wieder einmal in unzähligen Kurven durch die Landschaft. In einem kleinen
Wald, durch den ein Bach floss, kühlte es plötzlich um gut 10 Grad ab, da hat
es wohl gerade mal über 20 Grad gehabt. Was für ein lässiges Körpergefühl – so
geht Hitzeflucht 😊. Die
Passstraße windet sich dann ziemlich steil bergauf, wir sind wieder einmal fast
alleine unterwegs und wie wir am Schaida-Pass ankommen, sind wir bis auf einen
Radfahrer die einzigen am Rastplatz. Von hier bietet sich ein spektakulärer
Blick in die Landschaft und wie jausnen die mitgebrachten Wurstsemmeln, die wir
uns vorsorglich noch in Klagenfurt besorgt haben. Die Temperatur ins einfach
nur angenehm, wir befinden uns auf 1.069 Metern über dem Meer, also noch um
einen ganzen Meter höher als am Loiblpass. Wir zögern unsere Pause lange
hinaus, es ist einfach wunderbar hier, aber nach einer halben Stunde lockt uns
doch wieder auf die Straße. Wieder geht es spektakulär dahin, eine Kurve folgt
auf die andere, bis wir nach gut 20 Kilometern Fahrt in Eisenkappl eintreffen.
Ist eh höchste Zeit geworden, denn unser Roller braucht dringend eine Füllung
Superbenzin.
Die kriegt er natürlich, Eisenkappl mag zwar „der Arsch der Welt“
sein, aber auch an den abgelegensten Orten müssen die Leute tanken 😊. Wir orientieren uns danach an den Schildern in Richtung
Klagenfurt und weil wir auf einer gut ausgebauten Straße unterwegs sind, kommen
wir mit einem 80er, 90er flott voran. Erneut entern wir Ferlach, cruisen durch
und über Viktring führt unser weiterer Weg nach Klagenfurt und zurück zum
Campingplatz. Das WoMo steht schon brav im Schatten und wie erholen uns von der
geilen Fahrt, die immerhin 139 Kilometer lang war. Die Hitze am Platz ist echt
brutal, aber erstaunlicherweise macht uns das kaum etwas aus. Wir stecken die
37 Grad beinahe locker weg und wir brauchen dazu weder unseren Ventilator, noch
unsere Mini-Klimaanlage. Die Dinger behalten wir uns für den Notfall auf, es
ist immer gut, noch etwas in der Hinterhand zu haben 😊.
Später verstört uns noch eine österreichische Camper-Nachbarin mit ihrer – ähm
– Beschränktheit. In radebrechendem Deutsch – „Ähm, heute hier Schatten noch?“
– versucht sie Ilse den Lauf der Sonne zu entlocken. Und als Ilse sagte: „Mit uns
können Sie normal reden, wir sind auch Österreicher“, da meinte die Dame: „Oh,
ich habe geglaubt das ‚I‘ an Ihrem Fahrzeug steht für Italien.“ Mann, Mann,
Mann – schon wieder! Naja, wenigstens hält man uns nicht für Israelis, denn das
könnte in Tagen wie diesen möglicherweise zu Problemen führen … Nach Ilses eher
mürrischen Aufklärung meinte die Frau zerknirscht „Ach, bin ich dumm“, worauf
Ilse mit einem lockeren „Ja, eh“, das Gespräch beendete. Immer wieder
unglaublich, wer weiß, wie oft wir schon für Italiener gehalten worden sind.
Bei Österreichern ist uns das allerdings noch nie passiert. Vielleicht steht ja
das „GM“ auf ihrem Wagen für „geistig minderbemittelt“ 😊. Nach
dem sehnsüchtig erwarteten Sonnenuntergang sind wir noch lange im Freien
gesessen und haben die schnell kühler werdende Temperatur genossen. Die
Stechmücken und anderes Flug-Getier haben wir erfolgreich mit unseren
Moskito-Killern abwehren können, fast schon zu erfolgreich. Denn die Killer
machten ihrem Namen alle Ehre, Gernot kratzte am nächsten Tag über 100
potenzielle Stechlinge aus den beiden Insektenfallen. Übrigens, das blaue Licht
der Geräte hat offenbar zu Diskussionen bei unseren netten Nachbarn von
gegenüber geführt, denn der Mann des Paares kam rüber und fragte nach der Farbe
des Lichtes: „Meine Frau sagt weiß, ich sage blau.“ Nun ja, die Mücken werden
von einem blauen Licht angelockt, dieser kleine Triumph hat den Mann richtig
aufjubeln lassen und er hat den Sieg über seine Frau sehr genossen 😊.
Donnerstag, 26. Juni 2025
Die Frühsommer-Hitze in Kärnten wird heute ihren
Höhepunkt erreichen, die Prognose für Klagenfurt lautet auf 38 Grad und mehr.
Das packen wir aber, mit Hitze können wir zum Glück gut umgehen. Ganz früh am
Morgen wird Gernot von einer lästigen Fliege geweckt, die immer wieder an
seinem Rücken vorbeistreift. Um 6 Uhr 30 dann wieder und auch um ca. 8 Uhr wird
Gernot erneut von dem Insekt geweckt. Diesmal gelingt es ihm aber, die
vermeintliche Fliege zu fangen und wie er das Ding aus dem Fenster schmeißt, erkennt
er es eindeutig als Wespe. Zwar nicht die gelb-schwarz gestreifte Variante,
sondern eine bräunlich-rote Art. Vielleicht eine Erdwespe? Und dann bemerkt
Gernot plötzlich, dass er auf einer ganzen Menge grauer Blättchen liegt, die
ausschauen wie getrockneter Lehm – kein Zweifel, das ist genau jenes Material,
mit dem Wespen ihre Nester bauen. Das ist ja wohl unglaublich, dass sich das
Tier genau den Platz zwischen Gernots Rücken und dem grauen Spannleintuch für
den Nestbau ausgesucht hat. Was es nicht alles gibt … Aber wenigstens hat die
Wespe nicht zugestochen, als sie von Gernot mit den Fingern angefasst worden
ist – so gesehen fängt dieser Tag eh gut an 😊. Nach dem Kaffee widmet sich Gernot mal wieder unserem
Blog, wir machen natürlich einen Pasch und versuchen, mit so wenig
Anstrengungen wie möglich, gut durch diesen heißen Tag zu kommen. Bald einmal
beschließen wir, dass wir heute nicht mit der Vespa ausfahren werden, allein
schon der Gedanke an den allerorten glühend heißen Asphalt schreckt uns ab.
Stattdessen ruhen wir den ganzen Tag über vor uns hin, besprühen uns ab und zu
mit kaltem Wasser und gehen uns gleich mehrmals kalt duschen. Rund um unser WoMo
finden wir auch in den heißesten Stunden des Nachmittages immer einen
Schattenplatz, so lässt es sich schon aushalten. Tatsächlich wird heute eine
Tageshöchsttemperatur von 37,9 Grad gemessen, das ist der höchste Wert, der in
Klagenfurt je an einem Juni-Tag registriert worden ist. Und wir mittendrin – eh
super. Im Ernst, wir sind fast ein bisschen stolz auf uns, weil wir diese Hitze
so locker weggesteckt haben, schließlich sind wir 63 und 66 Jahre alt, da kann
man diesbezüglich schon mal Probleme kriegen. Wir nicht, aber natürlich meiden
wir die direkte Sonne wie der Teufel das Weihwasser und wir achten sehr darauf,
ja genug zu trinken. Gegen 19 Uhr sind wir dann ins Restaurant gegangen und
haben uns mit je einem Burger wunderbar abfüllen lassen. Apropos Burger –
früher haben wir um dieses Fastfood meistens einen großen Bogen gemacht, aber
seit Neuestem sind wir den variantenreichen Fleischlaibchen sehr zugetan. Auch
heute waren wir wieder mehr als nur zufrieden, Ilses gigantischer
„Cheeseburger“ hat perfekt gepasst und in Gernots „Camping-Burger“ waren
überhaupt gleich 200 Gramm Fleisch vom Angus-Rind verbaut, dazu Speck und Käse
– ein absoluter Traum. Mittlerweile hat es total zugezogen und tiefschwarze
Wolken kündigen schwere Gewitter an. Die gehen dann auch nieder, allerdings
ziehen die Gewitterzellen links und rechts am Campingplatz vorbei, wir sehen
die Blitze, hören den Donner, bleiben aber von jeglichen Wetterunbill
verschont. Erst spät in der Nacht regnet es auch in Klagenfurt, das lässt die
Temperatur noch einmal um ein paar Grad sinken und der Natur tut das Wasser von
oben soundso gut. Morgen fahren wir wieder aus, mit dieser Vorfreude lässt es
sich fein einschlafen.
Bedingt durch den nächtlichen Regen, ist es am Morgen
angenehm kühl. Wir frühstücken im Freien und nach der Morgentoilette geben wir
uns wieder unserem Lieblingsspiel hin. Danach ist eh schon Mittag und wir
starten mit unserem Spaßmobil los. Wir werden heute den kompletten Wörthersee
umrunden, unser erstes Ziel ist Krumpendorf. Hier wäre das „geheime“
Badeplätzchen von Ilse, allerdings fällt das Schwimmen mangels Badekleidung
leider aus. Irgendwas vergisst mal immer 😊. Die
Straße von Klagenfurt nach Velden sind wir schon oft gefahren, die Vespa-Days
miteingerechnet, sicher schon ein Dutzend Mal. In Pörtschach bleiben wir gar
nicht stehen und nach der Ortsdurchfahrt freuen wir uns, dass die
Eisenbahn-Unterführung endlich fertig geworden ist, an der ehemaligen
Schrankenanlage sind mir mehrmals aufgehalten worden. In Velden angekommen,
cruisen wir zuerst im Schritttempo durch den Ort, vor dem mondänen
„Schlosshotel am Wörthersee“ stehen standesgemäß Luxusautos der Marke Rolls
Royce und Ferrari, Ilse fotografiert von der Vespa aus. Schon fast am Ortsende
von Velden machen wir die erste Rast und vertreten uns ein wenig die Beine. Bei
diesem Spaziergang findet Ilse eine nette Glückwunschkarte für ihre Schwester
Sigrid zum bevorstehenden Geburtstag.
Gernot wundert sich derweil über einen
Vespa-Fahrer, der auf seinem weißen Roller den Spruch „My little Harley“ stehen
hat. Geh bitte – als Vespisti sollte man schon ein wenig mehr Selbstbewusstsein
zeigen, wie kann man eine edle italienische Prinzessin überhaupt mit einem
übergewichtigen Amerikaner vergleichen? Da fällt Gernot gleich eine Anekdote
ein: Wie er noch bei Facebook war, hat er mal eine Harley-Davidson-Fanpage
besucht und den Herren dort einen netten Witz hinterlassen: „Was ist der
Unterschied zwischen einer Harley und einem Staubsauger? Antwort: „Die Position
des Drecksacks.“ Darauf hat es in 20 Minuten genau 99 feuerrote
Hass-Emoji-Gesichter gehagelt, von den ätzenden Kommentaren ganz zu schweigen 😊. Nach dem feinen Break haben wir unsere Wörthersee-Runde
fortgesetzt und sind dem Südufer entlang gecruist. Auf dieser Seite gibt es
viel weniger Verkehr als am Nordufer – eh klar, denn dort befinden sich ja die
ganzen Autobahn-Anschlussstellen. Aber hier können wir in den zahlreichen
Kurven immer unser eigenes Tempo fahren, ohne von hinten bedrängt zu werden.
Wir durchfahren unter anderem die Orte Maria Wörth und Reifnitz und dass wir
schließlich in Richtung Viktring abbiegen, hat zwei Gründe: Erstens hat sich
längst ein veritabler Hunger gemeldet und zweitens wussten wir schon vor der
Abfahrt, dass wir hier einen Kebap-Laden angreifen werden. Das Lokal finden wir
auf Anhieb, es nennt sich „Kebap-Kitchen“ und wir parken uns direkt davor im
Schatten ein. Die „Kebap-Box“ für Ilse und Gernots „Kebap-Teller mit Alles und
Reis“ essen wir natürlich im Freien und beide Gerichte schmeckten
erwartungsgemäß gut. Wahrscheinlich wird dieses viele Fastfood nicht unbedingt
sehr gesund sein, aber manchmal gibt es in unserem Leben halt solche Phasen.
Auf dieser Reise haben wir überhaupt noch nie im WoMo gekocht, auf anderen
Fahrten tun wir das drei, viermal in der Woche. Wie es ist, so ist es, aber ist
das nicht vollkommen wurscht? Solange unsere Körper diesbezüglich nicht
„Stopp!“ schreien, werden wir für die schnelle Straßenküche auch weiterhin
äußerst empfänglich bleiben. Vom Kebap-Laden in Viktring war es dann nur mehr
ein Katzensprung zurück zum Campingplatz, unsere Wörthersee-Runde mit dem
Abstecher nach Viktring war immerhin 48 Kilometer lang. Gemütlich vor dem WoMo
sitzend, haben wir den schönen Tag zu Ende gehen lassen, heute ist es „nur“ 35
Grad warm geworden – wir schreiben bewusst „warm“, denn „heiß“ hatten wir
gestern 😊.
Samstag, 28. Juni 2025
Schon unmittelbar nach dem Aufstehen wissen wir, dass wir
heute erneut mit der Vespa ausfahren werden – vielleicht zum Magdalensberg oder
so. Bald einmal nach dem Frühstück gasen wir los, zuerst rüber nach
Krumpendorf. Dort biegen wir nach der Ortsdurchfahrt rechts ab, bis dorthin ist
uns jeder Meter des Weges sozusagen altbekannt. Zum Schloss Hallegg finden wir
auch problemlos hin, aber kurz nach Wölfnitz gehen wir irgendwie in der Pampa
verloren. Wir irren ziellos herum und auch Ilses Fähigkeit der allzeit
perfekten Navigation gerät an ihre Grenzen – und darüber hinaus 😊. Lustig war dann eine Situation in einem namenlosen
Weiler: Wir kamen an eine Weggabelung ohne Hinweisschilder und mussten uns für
eine Richtung entscheiden. Beide Straßen schauten nicht einladend aus und
könnten ohne weiters Sackgassen sein. Da kam plötzlich auf einem der Wege ein
Auto daher und Gernot meinte: „Wenn wer wo herkommt, dann muss es da auch wo
hingehen“ und schon war unser weiterer Weg ausgewählt 😊. Die
Straße ist dann immer abenteuerliche geworden, aber irgendwann hatten wir
wieder richtigen Asphalt unter den Reifen, also sollten wir uns in der Nähe von
Zivilisation befinden. Nach gut und gern 20 Kilometern Irrfahrt landeten wir
dann aber beinahe wieder in der Stadt Klagenfurt, reißen im letzten Moment das
Steuer herum und sehen endlich ein Hinweisschild nach Maria Saal.Das kennen
wir natürlich, wir sind wieder am richtigen Weg. Ist eh Zeit geworden, denn wir
sollten dringend Benzin nachgießen. Bald schon taucht die Kirche von Maria Saal
am Horizont auf, wir fahren in den Ort hinein, finden aber nirgendwo eine
Tankstelle. Zuerst fragen wir Google gar nicht nach der nächsten Zapfsäule und
blatteln folgerichtig in die falsche Richtung. Das grellgebe Tankwarn-Lämpchen
leuchtet längst durchgehend und schließlich bitten wir doch Google um die
richtige Wegbeschreibung. So finden wir noch rechtzeitig zur nächstgelegenen
Tankstelle und können unseren Trip beruhigt fortsetzen. Und wie wir dann an der
unglaublich beeindruckenden Burg Hochosterwitz vorbeikommen, beschließen wir
spontan, dass wir uns heute eine Besichtigung gönnen werden. Wir fahren bis zu
den Parkplätzen hinauf, natürlich werden wir den Lift zur Burg hinauf in
Anspruch nehmen. Ehrlich gesagt, hätten wir vorher gewusst, wie teuer diese
Fahrt ist, dann wären wir höchstwahrscheinlich nicht raufgefahren. Aber Gernot
hat gar nicht auf den Preis geschaut und Ilse hat im Vorbeigehen 18 Euro
gelesen. Es hat aber 28 Euro pro Person gekostet, wurscht, trifft ja eh nicht
die Ärmsten der Armen. Der Lift zur Burg ist wirklich ein Wahnsinn, die außen
an der Felswand angebrachte Panorama-Kabine führt de facto 124 Meter senkrecht
in die Höhe – das haben Lifte nun mal so an sich 😊. Gleich 14 Personen dürften gleichzeitig einsteigen, aber weil mit uns zwei
außergewöhnlich dicke (pardon: mehrgewichtige) Damen zur Burg hochschwebten,
war die Kabine mehr als halbvoll. Zum Glück dauert der Transport nur kurz und
wir schauten uns die Anlage näher an. Hochosterwitz ist sehr gut erhalten und
es ist faszinierend, durch diese jahrhundertealte Burg zu flanieren. Natürlich
steuern wir gezielt das Restaurant an – hier könnte man auch etwas essen. Wir
trinken aber nur einen Kaffee und laben uns stattdessen am herrlichen Ausblick,
der sich von den Burgzinnen aus bietet. Wir machen uns dann langsam wieder auf
den Rückweg und unvermittelt meint Gernot, er würde gerne zu Fuß runtergehen.
Ilse ist darob leicht verwirrt, denn Gernot kann sich wegen seiner
Arterienkrankheit eigentlich keine derart weiten Strecken zumuten. Aber er
bleibt standhaft, immerhin geht es fast nur abwärts und das traut er sich zu.
Die große Besonderheit von Hochosterwitz sind die 14 Tore, die es zu
durchschreiten gibt. Dabei handelt es sich um Wehranlagen, jedes einzelne Tor
ist mit Zugbrücken oder Fallgittern gesichert. So ist es kein Wunder, dass die
Burg Hochosterwitz in ihrer jahrhundertelangen Geschichte kein einziges Mal
(!!) erobert werden konnte. Und sie wurde bereits im Jahr 860 erstmals
urkundlich erwähnt, die 14 Wehrtore wurden um das Jahr 1570 errichtet. Wir
bleiben in jedem der 14 Tore stehen und lesen die Beschreibungen. Die Aussicht
auf die uns umgebende Landschaft ist wirklich atemberaubend und weil wir ja die
Burg völlig umrunden, sehen wir in alle Richtungen. Ilse hat leider die denkbar
falschesten Schuhe für einen relativ steilen Schotterweg an und muss andauernd
aufpassen, dass sie nicht ausrutscht. Also geht sie, wo immer es möglich ist,
im Gras neben dem Weg. Gernot hat hingegen gar keine Probleme, seine Wade spürt
er kein einziges Mal. Allerdings war auch er froh, dass wir schließlich und
endlich auch das Tor Nummer 1 hinter uns lassen konnten und nach 3.300
Schritten zum Parkplatz zurückgekommen sind. Endlich wieder hinsetzen, noch
dazu auf den Sattel unserer Vespa. Am Weg zurück zum Campingplatz haben wir uns
dann nicht mehr verfahren, eh super, denn auf Irrwegen waren wir heute genug
unterwegs 😊. Nach
insgesamt 114 Kilometern stellten wir den Roller dann im Schatten unseres
Nasenbären ab und haben den lässigen Ausflug erstmal ein bisserl sacken lassen.
Mittlerweile sind wir die nachmittägliche Hitze schon so gewohnt, dass uns die
34 Grad nichts ausmachen. Am Abend sind wir dann erneut zur „Sommerliebe“
raufmarschiert und haben unseren Besuch auch diesmal nicht bereut. Ach ja,
Gernot hat schon wieder Besuch der offenbar sehr anhänglichen Wespe bekommen
und wieder hat sie eine Menge Nestbaumaterial dagelassen. Also die ist echt
hartnäckig, wir werden sehr aufpassen müssen, wenn wir übermorgen heimfahren.
Nicht dass wir die Wespe versehentlich mitnehmen und sie in unserem Wohnmobil
eine neue Kolonie gründet. Ein Alptraum! Unsere 131. WoMo Reise neigt sich ihrem Ende zu, wir
merken das auch deshalb, weil wir eigentlich zu nichts mehr richtig Lust haben.
Mit der Vespa sind wir auf dieser Reise rund 1.000 (!!) Kilometer weit
unterwegs gewesen, das sind so viele wie noch nie zuvor. Es werden aber keine
mehr dazukommen, wir werden unseren letzten Tag am Platz verbringen. Unsere
treue Wespe hat uns wieder besucht und Gernot ist wieder auf Nestbaumaterial
aufgewacht. Jetzt reichts dann aber echt langsam. Trotzdem sind wir so tierlieb
und töten die Wespe nicht, auch wenn sie weiterhin fröhlich ein und aus fliegt.
Wir reinigen dann das Spannleintuch und Ilse deckt Gernots Bett mit seiner
Steppdecke ab. Jetzt sollte die lästige Nestbauerin nicht mehr zu ihrem
bevorzugten Platz kommen. Denkste! Als Gernot irgendwann nachmittags seine
Steppdecke zurückschlug um nachzuschauen, traute er seinen Augen nicht. Aber es
war nicht das schon wieder zahlreich vorhandene Baumaterial, was ihn erstaunte,
sondern die fünf toten Spinnen, die schön auf einem Haufen lagen. Eine davon
war fast so groß wie die Wespe selber, die anderen vier klein und beinahe
durchsichtig. Das wird doch nicht eine Art Futtervorrat … Genug spekuliert,
jetzt befragten wir ChatGPT. Und schon nach wenigen Sekunden antwortete das
kluge Helferlein sinngemäß: „Du hast Besuch von einer Spinnenjäger-Wespe
bekommen. Die scheuen die Nähe von Menschen nicht und nisten gern auch hinter
Vorhängen oder in Bettkästen. Die wie getrockneter Lehm wirkenden grauen
Blättchen sind tatsächlich Nestbaumaterial, damit formt die Spinnenjäger-Wespe
röhrenförmige Nester. Die Spinnen waren nicht tot, die Wespe lähmt sie mit
ihrem Gift und hinterlässt sie als Futtervorrat für die Larven.“ Ein einziger
Blick auf das Bild einer Spinnenjäger-Wespe genügte dann, dass wir beide
gleichzeitig ausriefen: „Das ist sie!!“. Übrigens dürfte uns die bis dahin so
treue Vespa von ihrer Besuchsliste gestrichen haben, denn sie ward den ganzen
Tag über nicht mehr gesehen. Vielleicht war ja mit der Hinterlegung der fünf Spinnen
das Programm der Wespe abgespult und die Sache ist für sie erledigt, wer weiß
das schon? Trotzdem werden wir vor der morgigen Abfahrt natürlich noch einmal
gaaanz genau nachschauen 😊. Wir
faulenzen dann gemütlich vor uns hin, machen den einen oder anderen Pasch und
trotzen tapfer der Sommerhitze – auch heute ist es wieder 36 Grad heiß
geworden. Irgendwann laden wir unsere Vespa auf ihren Träger, ein Unterfangen,
das uns heute besonders leicht von der Hand geht. Dafür belohnen wir uns mit
einem letzten Besuch im Restaurant – wieder essen wir beide einen Burger –
Gernot gönnt sich noch einmal den 200 Gramm Angus-Rind-Wahnsinn namens
„Camping-Burger“, Ilse gibt sich mit dem deutlich kleineren „Cheeseburger“
zufrieden. Das war dann auch schon mit dem heutigen Tag, morgen geht es wieder
nach Hause. Und das bitteschön ohne Spinnenjäger-Wespe im Gepäck 😊.
Wir stehen sehr früh auf, zumindest für unsere
Verhältnisse. Die Wespe hat sich heute Nacht und auch in der Früh nicht mehr
blicken lassen, wahrscheinlich hat sie ihr Nachwuchs-Ding ja tatsächlich
erledigt. In aller Ruhe machen wir dann unser WoMo startklar, gehen noch in
aller Ruhe duschen und bei der Abfahrt nehmen wir uns am Verkaufsstand noch
zwei resche Croissant mit auf die Reise. Danach tanken wir noch in Klagenfurt
unsere Schnecke randvoll, ehe wir uns um 8 Uhr 46 auf die nahe Autobahn
verfügen. Gernot hätte sich diese Autobahnauffahrt übrigens für 9 Uhr
gewünscht, so schnell können Wünsche manchmal in Erfüllung gehen 😊.
Wir werden den Weg über den Felbertauern-Tunnel und den
Pass Thurn nehmen also verlassen wir bei Spittal an der Drau die Autobahn.
Jetzt liegen viele, viele Kilometer Bundesstraße vor uns, erst in Wörgl geht es
wieder auf eine Autobahn. An der Drautal-Schnellstraße legen wir dann bei einem
großen SPAR- Markt unsere erste Rast ein und stärken uns mit den Croissants und
dem Rest vom Frühstückskaffee. Wir kommen dann nach Lienz, wo schon am Freitag
eine große Recyclinganlage in Brand geraten ist. Tausende Bewohner im Lienzer
Talkessel müssen schon seit Tagen ihre Fenster geschlossen haben, ein Wahnsinn
bei diesen Temperaturen. Und es brennt immer noch, schon von Weitem sehen wir
die gigantische Rauchsäule. Kurz überlegen wir, ob wir nicht eine unserer
FFP2-Masken aufsetzen sollten, die wir immer noch im WoMo mitführen. Wir
verzichten dann aber darauf und schauen halt, dass wir Lienz so schnell wie
möglich hinter uns lassen. Das gelingt uns auch und gemütlich rollen wir in
sauberer Luft in Richtung Felbertauern. Der Verkehr ist vernachlässigbar, das
einzige Hindernis sind wir 😊. Aber auf der
meist schnurgeraden Strecke lässt es sich eh leicht überholen. Ohne Pause gehen
wir dann den Felbertauern an und kommen sehr locker die Passstraße hinauf, ohne
dass das Kühlwasser unserer Schnecke bedrohlich warm wird. Nach der Mautstation
wartet dann der lange Felbertauern-Tunnel auf uns und direkt nach der
Durchfahrt bleiben wir am großen Parkplatz stehen. Die Pause dauert aber nicht
besonders lange, es zieht uns schnell weiter. Jetzt noch runter nach Mittersill
und über den Pass Thurn drüber, dann sind wir praktisch eh schon in Kitzbühel.
Wir entscheiden uns dann wieder für den Weg durchs Brixental, bleiben auch dort
von starkem Verkehr verschont, der Montag ist halt ein recht guter Reisetag. So
kommen wir schließlich ohne Probleme nach Wörgl und ab da trennen uns nur noch
63 Autobahn-Kilometer von der heimischen Couch. Dort treffen wir um exakt 14
Uhr 14 ein und damit endet unsere 131. WoMo Reise, auf der wir mit unserer
Schnecke 1.257 Kilometer und mit der Vespa sagenhafte 1.014 Kilometer unterwegs
waren. Und es war schon wieder eine der lässigsten Reisen überhaupt, es wird
uns nicht zu blöd, das als Fazit unter nahezu jede unserer Reisen zu schreiben.
Denn wie heißt es so treffend – „Die Wahrheit ist nun mal die Wahrheit“ 😊. Das WoMo darf jetzt erstmal ein wenig ruhen, es wird
erst Mitte Juli weitergehen. Die Vespa haben wir allerdings sofort abgeladen,
denn die können wir bei dem schönen Sommerwetter gut nutzen. Unsere nächste
Fahrt wird nach Haßfurt führen, Gernots Verwandte sind bereits informiert und
die ersten Einladungen sind bereits fixiert 😊.
Lange darf diese Reise aber nicht dauern, denn Ende Juli steht das Cup-Spiel FC
Wacker Innsbruck gegen Rapid statt, wir haben für das blitzartig ausverkaufte
Match gerade noch zwei Karten ergattern können. Ach ja, Vereinsmitglieder sind
wir vor kurzem auch geworden und Abos für die kommende Saison kaufen wir uns
noch. Und wer weiß, vielleicht pilgern wir ja mit dem WoMo zu dem einen oder
anderen Auswärtsmatch, in der dritten Liga spielt Wacker eh nur gegen Tiroler,
Salzburger und Vorarlberger Mannschaften …