vom 30. August bis 15. Oktober 2023
Innsbruck-Mantua-San Marino-Giulianova-Manfredonia-Matera-Agropoli/Foca-Manfredonia-Viesta-Giulianova-San Marino-Sirmione-Padhenge sul Garda-Innsbruck
2.885 km und Vespa 994 km
Schon lange sind wir voller Vorfreude auf unsere große Italien-Reise, die
uns bis runter nach Apulien führen wird. Wie meistens fahren wir ohne konkrete
Pläne weg, Ilse hat sich halt ein paar Campingplätze notiert, die in Frage
kommen könnten. Und unsere erste Station steht auch schon fest – wir werden in
Mantua auf einem Stellplatz übernachten. Den Beginn der Reise haben wir ein
paar Tage nach hinten verlegt, weil uns die gemeldeten Temperaturen von 38 und
mehr Grad doch abschreckten. Aber heute war es soweit und wie immer wollten wir
möglichst früh von Innsbruck wegkommen, vor allem um dem LKW-Wahnsinn am
Brenner zu entgehen. Und so ist es dann auch gekommen, diesmal war Ilse die
extreme Frühaufsteherin und nach einem guten Kaffee sind wir um exakt 3 Uhr 25
(!!) abgefahren 😊. Natürlich war weit und
breit kein LKW zu sehen und völlig relaxed gondelten wir unserem Tagesziel
Mantua entgegen. Das werden knapp über 300 Kilometer sein, mehr wollen wir an
einem Tag auch nicht fahren. Wir haben es ja nicht mehr eilig …
Langsam und wunderschön ist es dann immer mehr Tag geworden, natürlich sind
wir bei einigen Raststationen auf einen kleinen Break zugefahren und haben
gleich mehrmals einen fantastischen Kaffee genossen. So sind wir nach einer
entspannten Fahrt noch vor 8 Uhr früh am Stellplatz „Area di Sosta Sparafacile“
in Mantua angekommen. Hier läuft alles ohne Personal ab, man zieht sich ein
Ticket aus dem Automaten, der aufgedruckten QR-Code öffnet einem dann das
Waschhaus. Theoretisch zumindest. In der Praxis sind wir auch nach dutzenden
Versuchen nicht hineingekommen, das ist natürlich schon ärgerlich. Es gibt zwar
eine Ruf-Taste, aber selbstverständlich meldete sich am anderen Ende niemand.
Willkommen in Bella Italia 😊. Ein freundlicher
Italiener zeigte uns dann, mit welch akrobatischen Verrenkungen der QR-Code vom
Automaten erkannt wird und endlich konnten wir unsere Morgentoilette beginnen.
Gerne hätten wir danach noch ein kleines Schläfchen gemacht, aber ausgerechnet
heute früh wurde am Platz der Rasen gemäht und zwei megalaute Traktoren, ein
nerviger Laubbläser und eine schrille Motorsense verunmöglichten dieses
Unterfangen bereits im Ansatz. Auch egal, davon lassen wir uns die
Urlaubsstimmung nicht vermiesen, also fuhren wir mit der Vespa nach Mantua hinein.
Der Weg in die historische Altstadt hat sich ganz leicht finden lassen und
direkt an der Fußgängerzone parkten wir uns ein. Okay, wir haben schon schönere
Städte besucht, aber wir wollen nicht ungerecht sein. Ein bisschen was gibt
Mantua eh her, zum Beispiel einen Vespa-Magneten und ein Bild mit der
Silhouette der Stadt. Passt. Natürlich sind wir noch zur Hinrichtungsstätte des
Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer gepilgert, der hier am 20. Februar 1810
erschossen worden ist. Haben wir das also auch gesehen. Danach zurück zum
Stellplatz, die multiplen Lärmlinge sind weg, also ruhen wir vorerst ein wenig
nach und machen anschließend einen ersten Pasch. So ist es 17 Uhr geworden und
der Hunger treibt uns erneut in die Altstadt von Mantua hinüber. Wir hätten es
aber wissen können, kurz nach 17 Uhr gibt es in Italien Essen höchstens im
Supermarkt, eventuell würde man zu einem Kaffee ein kleines Dolci bekommen. Uns
war aber mehr nach etwas Handfestem, also haben wir uns nach einer anderen
Möglichkeit umgeschaut und sind – wieder einmal – auf einen Kebap-Laden
gestoßen. Hier wurden wir erwartungsgemäß ordentlich abgefüllt, der
pakistanische Chef war ausnehmend freundlich, allerdings hätte uns eine Portion
auch zu zweit genügt. Da gibt es aber durchaus Schlimmeres. Unseren Spaziergang
durch die Stadt haben wir dann bei einem netten Kaffeehaus unter den Lauben
erneut unterbrochen und einen italienischen Cafe genossen. Übrigens kam der von
Julius Meinl und serviert wurde das köstliche Gebräu mit goldenen (!) Löffelchen.
Anschließend sind wir zum Stellplatz zurück und haben uns bis zum Einbruch der
Dunkelheit ein Match am Pasch-Teller geliefert. Auf das Duschen verzichten wir
übrigens beide, denn das Sanitärgebäude wurde schlicht und ergreifend den
ganzen Tag über nicht gereinigt. Das erkennen wir an einem dreckigen Paar
Socken und diversen, vergessenen Shampoo-Flaschen in den Dusch-Kabinen. Die
scheißen sich hier rein gar nichts, Geld kassieren ja, Service nein, Danke.
Kostet ja nur …
Um auch mal etwas Positives über den Platz zu vermelden – die Nacht war
kühl und angenehm ruhig. Eigentlich wollten wir mindestens zwei Tage lang
hierbleiben, weil wir das Umland von Mantua noch ein wenig mit der Vespa
erkunden wollten. Aber dieser Stellplatz ist uns zu dreckig, also fahren wir
heute schon weiter. Schnell ist das WoMo auf Fahrbetrieb umgestellt und auch
das Bezahlen des Übernachtungstarifes funktioniert klaglos. Bei der Ausfahrt
dann ein richtiger Schock – da befindet sich ein derart tiefes Loch im Asphalt,
dass es uns das WoMo brutal wie noch niemals zuvor durchgebeutelt hat. Sogar
die Vespa hat es auf ihrem Träger verschoben, so etwas haben wir noch nie
erlebt. Viel hätte nicht mehr gefehlt und es hätte unsere brave Schnecke
entzweigerissen. Solche Halsabschneider, nur ja keine Investition in die
Infrastruktur, was kümmern uns zahlende Kunden! Wenn der gröbste Zorn verraucht
ist, dann kriegen die eine ordentliche Rezession verpasst – Rache muss man
schließlich kalt genießen. Auf der Tankstelle gegenüber rückten wir
einigermaßen die Vespa zurecht, füllten unserer Schnecke frischen Diesel in den
Bauch und machten uns zu unserem heutigen Etappenziel auf – dem wunderschönen
San Marino. Den Weg dorthin nahmen wir der Einfachheit halber über die Autobahn
und mit einigen freudvollen Kaffeepausen brauchten wir für die gut 250
Kilometer genau vier Stunden.
Den anvisierten Campingplatz „San Marino
Vacanzie“ kennen wir schon, auf unserer Rückreise von Sizilien waren wir 2015
schon einmal hier. Das Einchecken funktioniert klaglos, wir suchen uns einen
wunderbar schattigen Platz und genießen nach dem Aufstellen unseres WoMo die
herrlich heiße Dusche. Ein Traum, wir sind bestens angekommen. Mit der Vespa
fahren wir heute gar nicht weg, stattdessen sitzen wir einfach nur entspannt
vor dem Wohnmobil und spielen uns natürlich auch einen Pasch aus. So ist es
dann ganz gemütlich Abend geworden, den Tisch im Restaurant haben wir schon am
Nachmittag reserviert und wir schreiten pünktlich zum Essen. Die Küche ist immer
noch so gut, wie wir sie aus 2015 in bester Erinnerung hatten. Für Ilse hat es
„Tagliatelle al Ragu“ gegeben, Gernot hat sich eine „Pizza Frutti die Mare“
kommen lassen. Beide Gerichte waren wirklich gut, aber das Beste kommt oft zum
Schluss. Und dieses „Beste“ hat einerseits aus wunderbaren, kleinen Küchlein
bestanden und andererseits wurden gleich zwei Flaschen Likör gereicht – einmal
ein Limoncello und einmal ein Kaffee-Likör, jeweils 0,25 Liter. Mindestens! Die
Flaschen waren, ebenso wie die Gläser, außen vereist, einfach nur wunderbar.
Obwohl wir nicht alles ausgetrunken haben, waren wir dennoch einigermaßen
angeheitert, als wir zum WoMo zurückschlurften. Das passiert uns in Italien
sonst nie, bei den Preisen für Alkohol ist das aber auch kein Wunder. Aber hey
– wir sind ja gar nicht in Italien, sondern im „Zwergstaat“ San Marino, der
ältesten Republik der Welt! Viel haben wir an diesem Abend dann freilich nicht
mehr gemacht, nach dem Duschen sind wir müde in die Betten gefallen und die
herrliche Ruhe am Platz hat uns blitzartig einschlafen lassen.
Heute ist Herbstanfang, wir werden ihm aber fernbleiben 😊. Bis nach 8 Uhr 30 haben wir wunderbar geschlafen, der Platz hier ist
wirklich super. Nach dem Kaffee montieren wir uns eines der roten Sonnensegel,
das funktioniert klaglos und schattet nun endgültig den ganzen Stellplatz ab.
Wir einigen uns schnell darauf, dass wir heute einen Nichtstun-Tag einlegen
werden, die Vespa bleibt also erneut den ganzen Tag unter ihrer hübschen Plane.
Ein wenig beunruhigen uns gleich mehrere Riesen-Zecken, die Plagegeister sollen
ja nicht ganz ungefährlich sein. Aber – so viel sei vorweggenommen – wir wurden
nicht gestochen. Na wenigstens etwas 😊. Wir haben dann auch
gleich Besuch von zwei Platzkatzen gekriegt, die beiden schwarzen Stubentiger
haben sich sehr über das Futter gefreut, welches wir stets auf Reisen
mitführen. Damit es keinen unnötigen Streit gibt, haben wir die Leckerlis auf
zwei Schüsselchen aufgeteilt.
Samstag, 2. September 2023
Wieder haben wir eine feine ruhige Nacht gehabt und den Tag haben wir wie
immer mit einem Kaffee begonnen, heute zusätzlich die beiden schwarzen Kätzchen
abgefüttert. Danach sind wir mit der Vespa die vierspurige Hauptstraße
hinuntergefahren, da gibt es ein größeres Einkaufszentrum und wir brauchen ein
paar Sachen. Dann sind wir endlich nach San Marino selbst hochgefahren,
sozusagen ins historische Zentrum. Ilse wusste schon vom Stadtplan her, dass
wir den Parkplatz Nummer 6 nehmen werden und so ist es natürlich auch gekommen.
Der ist deswegen ideal, weil sich Gernot so nicht die steilen Straßen
hochquälen muss. Von unserem letzten Besuch her wussten wir noch, dass es hier
in San Marino besonders viele Waffengeschäfte gibt, aber mindestens ebenso
viele Läden haben Spielzeugautos im Angebot. Und gleich beim Betrachten des
ersten Schaufensters sind uns beiden die Augen übergegangen, denn sie hatten
eine riesige, rote Vespa zu verkaufen, noch dazu genau unser Modell, wenn auch
in der 50ccm Ausgabe. Ein absoluter Traum, so eine Vespa suchen wir schon seit Jahren.
Wir sind so begeistert, dass wir gar nicht auf den Preis schauen, eh wurscht
irgendwie, das Teil darf sowieso mitkommen. Aber auf den längeren Spaziergang
nehmen wir sie natürlich nicht mit, das erledigen wir dann am Weg zurück.
Wir haben sogar
Glück gehabt, denn die Vespa war ein Einzelstück und sie war mit ihren 58 Euro
auch nicht unerschwinglich teuer. Da haben wir für einzelne Modelle sogar schon
mehr Geld ausgegeben – in jedem Fall ist diese „Principessa Rossa“ im Maßstab
1:6 (!!) nun das allergrößte Stück unserer umfangreichen Sammlung. Wir sind
dann zu unserer Vespa im Maßstab 1:1 zurückspaziert und wir wussten schon, dass
sich unmittelbar daneben ein kleiner Kiosk befindet. Dort haben wir uns einen
feinen Schattenplatz gesucht und zwei fantastische Tassen Kaffee genossen. Dazu
noch für jeden ein Schinken-Käse-Toast und gegen den Durst einen Red Bull und
eine Cola. Ein wirklich gelungener Break, noch dazu um kleines Geld.
Anschließend sind wir in einem Zug zum Campingplatz zurück-gecruist und haben
ein wenig geruht. Natürlich sind später unsere beiden Platzkatzen
vorbeigekommen – nicht umsonst, wir haben heute extra Nachschub eingekauft. Die
beiden süßen Stubentiger scheinen ununterbrochen hungrig zu sein, und sie sind
auch überhaupt nicht heikel. Heute haben sie, nach den Knuspertaschen, gleich
noch den Rest von Ilse Toast vernichtet. Auch das Brot, nicht nur die
Schinken-Käse-Füllung. Wir selber haben uns noch mit Salami und Parmesan
abgefüttert und nach einem Pasch war es das dann für heute. Morgen fahren wir
wieder aus, einen Grob-Plan für unsere Tour hat Ilse bereits ausgearbeitet.
Sonntag, 3. September 2023
Heute ist Nationalfeiertag in San Marino, die Republik ist im Jahr 331 (!!)
gegründet worden. Wir werden uns das aber nicht anschauen, es ist mit einem
ordentlichen Menschenauflauf zu rechnen und Massen vermeiden wir, wenn möglich.
Nach dem Kaffee und einem kleinen Snack für „unsere“ Katzen (wir haben zur
Vorsicht eine 800 Gramm Packung gekauft), wundern wir uns über ungewöhnlichen
Lärm. Zuerst glauben wir noch, dass sich drei, vier Super-Sportwagen ein
Privatrennen auf der Straße ins Zentrum liefern, aber bald einmal checken wir,
dass sich in unmittelbarer Nähe zum Campingplatz eine Rennstrecke befindet, das
Röhren der Motoren und das permanente Quietschen der Reifen dringt uns durch
Mark und Bein. Na super. Wurscht, wir sind eh bald weg, also starten wir die
Vespa und fahren in Richtung San Leo los. Der Ort liegt gute 25 Kilometer von
unserem Campingplatz entfernt und die Fahrt ist richtig lässig. Auch deshalb,
weil kaum Verkehr herrscht und wir keinen italienischen Kamikaze-Piloten im Weg
sind. Über San Leo thront eine alte Burg, die früher vom Vatikan als Gefängnis
genutzt worden ist. Es schaut nicht so aus, dass eine legale Straße zur Burg
führt, als betrachten wir sie nur aus der Ferne.
Die Nacht war sehr angenehm und nach dem Kaffee spielten wir uns einen
Pasch aus. Heute steht ein Besuch von Rimini auf dem Programm, das Wetter ist
wunderbar, schön sonnig und nicht zu heiß. Heute biegen wir beim Verlassen des
Campingplatzes nach rechts ab, laut Ilse müssten wir auch über diese Straße zur
Hauptstraße kommen. Der Weg ist schmal, der Asphalt schlecht und das Sträßchen
zieht sich kurvenreich und teilweise extrem steil nach unten. Für unser
Wohnmobil wäre diese Abkürzung definitiv nicht geeignet, aber mit der Vespa ist
das natürlich kein Problem. Nach einigen Kilometern kommen wir dann, wie von
Ilse vorhergesagt, auf die zweispurige Hauptstraße und jetzt geht’s gleich
ordentlich dahin. Bald einmal sind wir aus San Marino draußen und jetzt
beginnen die nervigen 10 Kilometer bis Rimini. Nervig deshalb, weil es nach
jedem Kilometer eine Ampel gibt und wir bei ausnahmslos allen (!) Ampeln rot
haben. Eh wurscht irgendwie, weil wir sowieso bei jedem Halt in der
Pole-Position stehen, aber dass es eine derartig unkluge Ampelschaltung gibt,
ist schon verwunderlich. Irgendwann tauchen dann die ersten Häuser Riminis am
Horizont auf, wir folgen den Schildern „Centro“ bzw. „Al Mare“ und finden uns
bald einmal mitten in der Tourismus-Hochburg Rimini. Wir parken unser Moped und
spazieren in Richtung Meer hinunter. Unglaublich eigentlich, aber am
weitläufigen Strand herrscht vollkommen tote Hose, nirgendwo sind Badegäste zu
sehen, praktisch alle Restaurants sind bereits geschlossen und von denen gibt
es wohl an die hundert Stück. Unfassbar, denn erst zwei Wochen liegt der
Saisonhöhepunkt „Ferragosta“ zurück und jetzt ist es hier mit der Saison
vorbei. Und das bei dem traumhaften Wetter. Wir spazieren die einzelnen
Strandabschnitte entlang, stets auf der Suche nach dem Lokal „Basilico“, wo wir
im Jahr 2015 so gut gegessen hatten, Sowas vergessen wir nie 😊. Irgendwann wird uns die
Hatscherei zu viel und wir schauen bei Google-Maps nach, wie weit wir noch von
unserem Ziel entfernt sind. Mmhh – eh nur 800 Meter. Trotzdem kehren wir um, gehen
zur Vespa zurück und suchen uns einen Parkplatz, der näher am „Basilico“ liegt.
Tatsächlich hat „unser“ Restaurant als so ziemlich einziger Betrieb hier
geöffnet, das freut uns sehr.
Dass wir heute nicht allzu viel unternehmen werden, war uns schon nach dem
Aufstehen klar. Im Vergleich zu gestern ist es um einiges kühler geworden,
trotzdem sind die knapp 25 Grad natürlich fein auszuhalten. Unsere Platzkatzen
warten bereits auf der Staffel auf unser Erwachen, natürlich nicht umsonst.
Nach dem Kaffee geben wir uns erneut unserem Lieblingsspiel hin, danach starten
wir die Vespa und fahren – heute mit Jacken – nach Fiorentino hinunter zum
Supermarkt. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten und am Retourweg entscheiden wir
spontan, dass wir noch einmal ins historische Zentrum von San Marino hinauffahren.
Es ist uns nach einem guten Kaffee und mittlerweile haben wir ja unser
„Stamm-Cafe“ dort oben. Heute setzen wir uns direkt in die Sonne, ein guter
Beweis dafür, wie sehr es im Vergleich zu den letzten Tagen abgekühlt hat. Ilse
bestellt sich einen Hotdog und Gernot lässt sich den Schinken-Käse-Toast
bringen. Ein bisschen was kriegt auch der riesige, wollig flauschige Haushund
Mikaela davon ab, sehr süß, wie extrem vorsichtig er Gernot die gereichten
Happen aus der Hand nimmt. Nach einem kleinen Spaziergang durch San Marino –
inzwischen steht eine neue, große rote Vespa in der Auslage des
Spielzeuggeschäftes – glühen wir zum Campingplatz zurück. Durch eine
mittlerweile eingerichtete Baustelle können wir allerdings nicht auf dem
gewohnten Weg zum Platz einbiegen, aber Ilse hat den Stadtplan derart genau im
Kopf, dass sie Gernot via Hospital und einige Nebenstraßen perfekt zum
Campingplatz lotst. Unglaublich eigentlich, sie braucht dazu nicht einmal
Google-Maps, ihr fotografisches Gedächtnis reicht vollkommen.
Leicht geplättet vom gestrigen „Limoncello-Missbrauch“ stehen wir auf und
wissen sofort, dass wir noch einen weiteren Tag am „Camping San Marino Vacanze“
dranhängen werden. Allerdings mit möglichst wenig Aktivität. Wie bereits
vermutet, sind „unsere“ beiden schwarzen Katzen bereits so zutraulich geworden,
dass sich die mutigere der beiden bereits ins Wohnmobil hereinwagt. Dort frisst
sie das von Ilse angebotene Futter, aber natürlich fühlt sie sich draußen
wohler. Nach einem gepflegten Pasch werfen wir dann unser rotes Spaßmobil an
und fahren erneut nach Fiorentina runter. Denn heute wird mal wieder gekocht.
Also steuern wir zielsicher den Supermarkt an und kaufen die Zutaten für unser
„Einser-Menü“, also Schalotten, Panna, Paprika, Faschiertes und frische Nudeln.
Mit der Beute geht’s dann ruck-zuck zurück zum Campingplatz, wo wir inzwischen
neue Nachbarn bekommen haben. Die haben zwei besonders nervige Dackel mit im
Gepäck, also schottet sich Gernot beim Kochen insofern vom Dauergebelle ab, in
dem er Frank Zappas Musik auf die volle Lautstärke aufdreht. Das Essen ist wie
immer in knappen 20 Minuten servierfähig und es ist wieder sehr gut geworden.
Ilse hat sich dann zu einem Besuch des Schwimmbades entschieden, natürlich
bewehrt mit ihrer leuchtend gelben Badehaube. Ist schließlich Pflicht hier. Am
Swimmingpool trifft sie dann auf unsere Nachbarin mit den zwei Dackeln, die
leider keine Badehaube mit dabei hat. Also muss sie sich eine an der
Bade-Rezeption ausleihen, wobei sie mit einigem Entsetzen feststellen muss:
„Die sind ja alle gebraucht!“ Wir vermerken das unter der Rubrik „Karma“ und
können uns ein schadensfrohes Lächeln nicht verkneifen.
Juhu, es geht wieder weiter! So schön es hier – mit Ausnahme des
Autorenn-Wahnsinns – auch war, wir freuen uns sehr auf einen Tapetenwechsel.
Bedingt durch das frühe Aufstehen kommen wir zeitig vom Campingplatz weg, es
war gerade mal 9 Uhr 03 als wir den Ausfahrtsschranken passierten. Allzu weit
haben wir es heute nicht, unser Ziel ist die Stadt Giulianova, die wird knapp
240 Kilometer entfernt sein. Auf Giulianova sind wir gekommen, weil unsere
liebe Kathi aus Haßfurt dort einen Freund hat, den sie eben erst besuchte. Und
sie hat uns einen Besuch der Stadt sehr ans Herz gelegt, wir sollten auch bei
ihrem Freund Liberato vorbeischauen, er würde ich auf uns freuen. Mal schauen –
wir kennen den Mann ja überhaupt nicht. Über die Fahrt nach Giulianova gibt es wenig
zu berichten, der Weg führte uns die ganze Zeit über die Autobahn. Natürlich
sind wir wieder bei nahezu jedem Rasthaus stehen geblieben, der Verlockung
eines Espresso bzw. Doppio können wir nur sehr schwer widerstehen – und müssen
das zum Glück auch nicht. Bei einem dieser Zwischenstopps entdecken wir doch
tatsächlich das Modell einer Vespa, das wir noch gar nicht haben. Es handelt
sich dabei ausgerechnet um eine wunderschöne Vespa 200 Rally – genau dieses
Fabrikat hatte dereinst Gernots Vater und mit diesem Roller sind die beiden
1974 von Innsbruck nach Haßfurt gefahren. Das sind über 500 Kilometer – Gernot
tut bei der Erinnerung an diese Tour heute noch der verlängerte Rücken weh 😊.
Nach einer ziemlich kurzen Nacht sind wir schon knapp nach 8 Uhr
aufgestanden, der Kaffee hat uns dann schnell auf die Beine geholfen. Unser
erster Gedanke heute: Nix wie weg hier! Ilse hat gestern noch nach
Campingplätzen recherchiert, wir werden heute schon in Apulien übernachten. Wie
üblich sind wir mit den Reisevorbereitungen zügig fertig und checken aus.
Eigentlich wollten wir an der Rezeption noch ordentlich unseren Frust ablassen,
aber Zorn verraucht schnell und so hat Ilse dem Personal nur formlos unsere
Cash-Armbänder hingeworfen und unseren Abgang verkündet. Und ausnahmsweise hat
sie sich heute einmal vorgedrängt, was den Wartenden natürlich nicht so
gefallen hat. Aber unser Check-out war nur eine Frage von Sekunden, bezahlt
haben wir ja eh im Voraus. Das hinderte einen in seiner Männer-Ehre gekränkten
Italiener aber nicht, die liebe Ilse für ihr resolutes Vordrängen als „Hündin“
zu beleidigen. Das heißt, er hat versucht, sie als „Hündin“ zu beleidigen.
Aber, was stört es die österreichische Eiche, wenn sich ein kleinwüchsiger
italienischer Kläffer an ihr reibt und sein Haxerl hebt? Uns beide hat der
nutzlose, Zornausbruch des Mini-Machos nämlich nur amüsiert, na wenigstens
haben wir es am Schluss hier noch einmal lustig gehabt 😊.
Nach einer durchwegs relaxten Fahrt fahren wir nach knapp unter vier
Stunden bei Foggia von der Autobahn ab und freuen uns beim Bezahlen der Maut
über einen doppelten Münzfund im Wert von immerhin 1,20 Euro. Das sind fast 10
Prozent der Mautkosten, aber über zwei 5-Cent-Münzen hätten wir uns genauso
gefreut. Von Foggia aus ist es nicht mehr allzu weit zu unserem Tagesziel und
um 13 Uhr 30 treffen wir am Campingplatz „Lido Salpi“ ein. Die Anmeldung ist
angenehm unkompliziert und ein Mitarbeiter leitet uns in jenen Bereich des
Platzes, wo wir uns abstellen können. Der ganze Platz ist dicht mit Bäumen
bewachsen und Gernot kurvt in bewährter „Kippstangen-Technik“ durch die
Schattenspender. Wie immer machen wir kein großes Trara um unseren Stellplatz,
wenn wir das Gefühl haben, halbwegs gerade zu stehen, passt das. Wir laden die
Vespa ab, bringen die Fensterverdunkelungen an, stecken den Strom an, holen
Stühle und Tisch heraus und keine Viertelstunde später sitzen wir schon da und
belohnen uns mit kalten Drinks. Da sind andere Camper noch nicht mal auf ihre
Böcke aufgefahren, aber das nur nebenbei. Der Platz ist uns eigentlich auf
Anhieb sympathisch, auch wenn uns die einfachen sanitären Einrichtungen sehr an
Indien erinnern. Genau so würden Toiletten und Duschen nämlich auch auf einem
Campingplatz in Indien ausschauen. Aber sie sind sauber, für warmes Duschwasser
muss man halt eine Münze einwerfen, die entsprechenden Jetons kauft Ilse an der
Rezeption. Dort gibt es auch einige Lebensmittel, Duschsachen und Toilettenpapier
zu kaufen und die Preise kann man wirklich nur als sensationell niedrig
bezeichnen. Denn wo hat man schon auf einem Campingplatz Barilla-Nudeln für
1,50 Euro oder eine 3er-Packung Thunfisch in Olivenöl für 3,40 Euro gesehen?
Soll uns recht sein. Eine kleine Bar und ein großes Restaurant stehen auch zur
Verfügung, wir werden uns aber heute mit einer Jause zufriedengeben, Salami und
Parmesan harren im Kühlschrank noch ihrer Nutzung. Zum Meer schauen wir
natürlich auch noch runter, der Strand liegt ja direkt am Campingplatz und man
könnte Liegestühle und einen Sonnenschirm mieten. Das werden wir mit Sicherheit
nicht tun, wir sind keine Sonnenanbeter. Das Meer ist zwar offensichtlich
sauber, aber um darin zu schwimmen, müsste man einen Wall aus angeschwemmten
Algen überwinden, also ist kaum anzunehmen, dass wir das tun werden. Wurscht,
der schöne Anblick der Wellen und der Blick ins ca. zehn Kilometer entfernte
Manfredonia entschädigen uns mehr als reichlich. Nach einem Pasch vertilgen wir
dann am frühen Abend unsere Vorräte, dann legen wir uns bald einmal nieder,
denn wir haben von gestern noch einiges an Schlaf nachzuholen. Wir sind sehr
gut hier angekommen und es ist jetzt schon klar, dass wir einige Tage lang
hierbleiben werden.
Wir haben eine wunderbar ruhige Nacht gehabt, was für ein Unterschied zu
gestern. Schon bei unserer Ankunft hier ist uns aufgefallen, dass sehr viele
Wohnmobile aus den Niederlanden zu sehen sind, denn die Camper-Organisation
„NKC“ veranstaltet dieser Tage ein großes Treffen am „Lido Salpi“. Und wie wir
aus langjähriger Erfahrung wissen, sind die Niederländer meistens die perfekten
Camper, so ist es auch zu erklären, dass nach 22 Uhr hier nur noch die Zikaden
zu hören sind. Und natürlich der eine oder andere Hund, eh klar. Den Vormittag
verbringen wir mit Relaxen und spielen uns dann einen Pasch aus. Das Wetter ist
wunderbar und trotz strahlendem Sonnenschein lassen sich die Temperaturen
leicht aushalten. Wir werfen dann gegen Mittag unser feuerrotes Spaßmobil an
und fahren als erstes in die Stadt Manfredonia hinüber. Dort angekommen,
cruisen wir zuerst durch die Hauptstraße und biegen dann zur Strandpromenade
ab. Die Stadt ist nicht übertrieben touristisch, also reiht sich hier nicht
Hotel an Hotel. Wir bleiben in der Nähe des Hafens kurz stehen, trinken einen
Schluck Wasser – die nahegelegene Bar ist von einer Hochzeitsgesellschaft
okkupiert, also müssen wir den erhofften Kaffeegenuss auf später verschieben.
Wir bestellen uns beide
eine Pizza, obwohl die umfangreiche Speisekarte um einiges mehr hergeben würde.
Aber wir bleiben eh noch ein paar Tage hier, da können uns also noch ausgiebig
durch das vielfältige Angebot durchkosten. Wir kommen dann mit unseren
Tischnachbarn ins Gespräch, sie kommen aus Klagenfurt und betreiben dort ein
kleines Restaurant im Universitäts-Viertel. Ilse verblüfft die beiden dann mit
der Frage: „In der Nähe der Apotheke?“ Volltreffer, denn ihr Lokal befindet
sich genau gegenüber. Wir waren ja erst im Mai dort und können uns auch an den
Namen des Lokals erinnern, wir haben es nämlich zuerst für ein griechisches
Restaurant gehalten, dabei kochen sie italienisch. Jedenfalls sind die beiden
Camper sympathische Leute und offenbar leidenschaftliche Gastronomen, der Mann
gibt uns einen kleinen Exkurs über die richtige Zubereitung eines Pizzateiges.
Spätestens jetzt wissen wir, warum wir uns das noch nie angetan haben, denn das
würden wir soundso nicht hinkriegen. Interessant war dann noch, als Gernot
fragte, ob sie aufgrund der Energiepreise auch die Preise erhöht haben und der
Mann antwortete: „Natürlich, die Gasrechnung war schließlich um 700 Euro höher
als im Vorjahr.“ Schnelle Kopfrechnung 700 dividiert durch 12 ergibt weniger
als 60 Euro im Monat, also bei zwei Schließtagen keine 3 Euro Mehrkosten am Tag.
Da muss man natürlich sofort die Preise hochfahren, um nicht pleite zu gehen.
Oder anders formuliert: Die Erhöhung der Energiekosten ist ein verdammt gutes
Geschäft für die Gastronomen 😊. Nach dem Essen haben wir uns an der Bar noch einen Kaffee gegönnt. Bezahlt
wird hier übrigens nicht beim Kellner, der bringt lediglich die Rechnung, die
dann an der Bar erledigt wird. Deshalb hat Gernot dem fleißigen Kellner einen
5er zugesteckt, über den sich der Mann außerordentlich gefreut hat. Scheint
also nicht üblich zu sein – eigentlich eh klar, mit den je 2 Euro Coperto ist
ja das Trinkgeld bereits abgegolten.
Ach ja – weil wir gestern ein wenig gespottet haben über die indische
Anmutung der sanitären Anlagen – heute hat Ilse ein weiters Waschhaus entdeckt.
Das befindet sich keine 50 Meter vom Restaurant entfernt und spielt alle
Stückerln. Groß, relativ modern und aus jeder Dusche sprudelt kostenlos heißes
Wasser, Ende nie. Auch die Waschbecken liefern Warmwasser, warum man bei den
„primitiven“ Waschhäusern fürs Duschen zahlen muss, ist uns unerklärlich. Aber
wir müssen nicht alles wissen. In jedem Fall aber ist der „Lido Salpi“ ein echt
lässiger Campingplatz und man darf nicht vergessen, dass wir pro Tag nur 15
Euro bezahlen, inklusive Strom und allem, Kurtaxe gibt es überhaupt keine. Und
dazu das vorzügliche Restaurant, Ilse hat uns den perfekten Campingplatz
ausgesucht.
Sonntag, 10. September 2023
Wir haben sehr gut geruht, auch wenn gestern abends von einem benachbarten
Campingplatz ziemlich laute Disco-Musik zu hören war. Dafür kann unser „Lido
Salpi“ natürlich nichts und um Mitternacht war eh Schluss. Das lässt sich an
einem Samstag schon mal hinnehmen, noch dazu wurden eh Rock and Roll und
italienische Schmonzetten geboten, weit besser als diese wummernden Bässe bei
reiner Techno-Musik oder gar sinnbefreites Karaoke.
Schon beim Kaffeefrühstück sind wir uns sicher, dass wir heute nicht
ausfahren werden, es steht ausschließlich Relaxen am Programm. Noch am
Vormittag bekommen wir eine neue Nachbarin, die Holländerin Annemarie ist Teil
des großen „NKC“-Treffens. Die 73-jährige ist uns auf Anhieb sympathisch und
wir kommen sofort ins Gespräch mit ihr. Jetzt wissen wir zum Beispiel, dass
sich die „NKC“-Gruppe auf einer wahren Monster-Reise befindet, die viele Wochen
lang dauert und sie noch nach Griechenland führen wird. Annemarie ist
Alleinreisende, früher war sie gemeinsam mit ihrem Mann unterwegs, der während
einer Radtour auf dramatische Weise verunglückt und an den Spätfolgen des
Unfalls verstorben ist. Sinngemäß meint Annemarie im Gespräch, dass sie
glaubten, noch so viel Zeit zu haben, doch „dann war es auf einen Schlag
vorbei“. Wie wahr, man soll wirklich nie etwas „“auf später“ verschieben, weil
man echt nicht wissen kann, welche Tragödien das Schicksal noch bereithält im
Leben. „Carpe diem“ – Genieße den Tag, das ist auch eines unserer Mottos. Ach
ja, Annemarie kann beim Abstellen ihres Wohnmobils auf Auffahrtshilfen
verzichten, sie hat sich elektrische Stahlstützen einbauen lassen, die auf
Knopfdruck ausfahren und das Fahrzeug in die perfekte Lage bringen. „Doch das
war sehr, sehr teuer“, meint sie lachend, als Single-Frau bleibt ihr aber
nichts anderes übrig. An ihrem WoMo hat sie einen Kleber mit einem grünen Apfel
angebracht, darin die Worte „Granny on Tour“. Wie freuen uns sehr, dass sich
die „Oma auf Reisen“ zufällig neben uns eingeparkt hat. Natürlich machen wir am
späten Vormittag einen Pasch, später genehmigen wir uns eine Jause mit Schinken
und Käse. Sofort wollen einige Wespen mitessen und die gelbschwarzen Stechlinge
werden sehr schnell mehr. Zuerst wehren wir uns noch dagegen, zwei der Biester
müssen sogar dran glauben, aber bald einmal geben wir auf – es sind einfach zu
viele. Schließlich lockt Ilse die lästigen Wespen mit einem Blatt Schinken von
uns weg und diese Taktik geht voll auf. Am Höhepunkt der Fressattacke balgen
sich gut 15 Wespen um die Beute, die restlos vertilgt wird. Übrigens – die zwei
bereits toten Artgenossen sind ebenfalls ratzeputz aufgefressen worden. Na
servas …
Wir haben eine wunderbar ruhige Nacht verbracht und es ist auch angenehm
kühl gewesen. Untertags herrschen hier jeden Tag Temperaturen von 35 Grad und
mehr, wenngleich die Wetter-App immer bis zu 38 Grad voraussagt. Aber das gilt
für die Stadt Manfredonia, hier am Platz sind wir schön abgeschattet und das
nahe Meer lässt uns die Hitze nicht so spüren.
Gleich am Morgen gibt es ein wenig Aufregung, denn plötzlich haben wir
keinen Strom mehr. Sofort stellt Ilse unseren Kühlschrank auf Gasbetrieb um und
Gernot versucht, die Ursache für den Power-Cut zu eruieren. Das war dann aber
gar nicht notwendig, denn die Betreiber haben den Stromausfall auch sofort
bemerkt und sogleich behoben. Grazie mille.
Nach dem Guten-Morgen-Kaffee haben wir uns am Paschteller ein heißes Match
geliefert und anschließend sind wir mit der Vespa der steigenden Hitze am Platz
entfleucht. Die Tour führte uns in die kleine Stadt Zapponeta, die wird etwas
über 20 Kilometer entfernt sein. Der Fahrtwind kühlt uns fein ab, inzwischen
halten wir uns auch nicht mehr an die permanente 50 km/h Beschränkung und
cruisen meistens mit 75 km/h dahin. Dass wir trotzdem andauernd überholt
werden, wen würde es wundern. Zumindest niemanden, der mal irgendwo in Italien
mit der Vespa unterwegs war. Gernot hat das irgendwann einmal so formuliert:
„Ein italienischer Autofahrer ist nicht so schnell unterwegs wie er darf,
sondern wie es geht.“ Heute kommt noch eine weitere Erkenntnis dazu: „In
Italien ist ein guter Autofahrer vor allem ein schneller Autofahrer.“ Darum
holen auch Panda-, Fiat 500- oder Fiat Uno-Fahrer alles aus ihren 40 – 50 PS
Geschoßen heraus 😊. Wurscht, wir sind
trotzdem gut in Zapponeta angekommen, haben dort frischen Sprit nachgegossen
und sind durch die halbverschlafene Stadt gecruist. Ohne werten zu wollen,
Zapponeta ist ein reines Straßendorf, wir hätten bei der Durchfahrt auch keine
einladende Kaffee-Bar oder so gefunden. Ein, zwei kleine Alimentari und ein
Gemüseladen, das wars dann auch schon mit den Attraktivitäten. Allerdings wird
gerade eine Art Vergnügungspark aufgebaut, vielleicht steppt ja dieser Tage
doch noch der Bär hier, aber leider werden wir da nicht dabei sein. Wir
passieren die Schlafstadt und fahren vorerst in Richtung Süden weiter, es
sollte bald einmal ein weiterer Ort auftauchen. Den haben wir dann aber gar
nicht erreicht, denn die schnurgerade Strecke ist uns irgendwann zu langweilig
geworden, also drehten wir mitten auf der Straße um.
Bei der neuerlichen
Durchfahrt von Zapponeta haben wir genauestens auf die Chance eines Kaffee-Breaks
geachtet, mussten aber schließlich einsehen, dass es ein sinnloses Unterfangen
war. Egal, am Weg hierher sind wir eh an zahlreichen Campingplätzen und
Urlauber-Ressorts vorbeigekommen, das kriegen wir sicher irgendwo ein Käffchen.
Denkste! Insgesamt werden wir wohl fünf- oder sechsmal von der Hauptstraße
abgebogen, erfolglos. Einmal waren wir knapp dran, das Restaurant eines
ansonsten ziemlich verwaisten Campingplatzes war geöffnet, die große
Espressomaschine blubberte verheißungsvoll vor sich hin. Aber – trotz
geduldigem Warten und mehrmaligem Rufen hat sich kein Personal blicken lassen
und nach einer Viertelstunde sind wir entkoffeiniert weitergefahren. Auch sonst
keine Chance auf eine Bohne, entweder waren die Schranken geschlossen oder – wie
bei einem riesigen Touristen-Komplex – die Saison bereits offiziell beendet.
Vor allem bei dem erwähnten großen Ressort hat und das schon gewundert, denn
hier würden tatsächlich hunderte Ferienwohnungen in zahlreichen Gebäuden zur
Verfügung stehen. Aber die Saison dauert in dieser Gegend offenbar maximal von
Mitte Juni bis Ende August – in diesen zweieinhalb Monaten machen die das
Geschäft fürs ganze Jahr. Ob das Personal hier auch mit zweieinhalb
Monatslöhnen übers Jahr kommt, eher nicht, würden wir mal annehmen. Jedenfalls
sind auch alle weiteren Versuche einen Kaffee zu kriegen gescheitert, also
haben wir entschieden, zum „Lido Salpi“ zurückzukehren. Einen Kaffee können wir
uns schließlich auch selber machen, noch dazu haben wir noch einen schmackhaften
Marmorkuchen im Talon bzw. im Küchenkästchen. Durch das ständige Abbiegen von
der Hauptstraße zu den Campingplätzen und Ressorts ist uns aufgefallen, dass
wir bereits zum dritten Mal dieselbe Radfahrerin überholt haben. Diese meist
schwerstens bepackten Radler haben immer unsere größte Bewunderung, noch dazu
wenn sie, wie diese tapferere Frau, ohne elektrische Unterstützung unterwegs
sind. Und siehe da – auf der Zufahrt zu unserem Campingplatz überholten wir die
Rad-Touristin ein viertes Mal, sie wird also auch am „Lido Salpi“ übernachten.
Und dann sucht sie sich einen Platz ganz in unserer Nähe, wo sie routiniert ihr
kleines Zelt aufstellt. Durch ihre Unterhaltung mit einem Mitarbeiter erkennt
Gernot, dass sie Englisch mit deutschem Akzent spricht – und weil wir schon die
Kaffeemaschine angeworfen haben, laden wir die junge Frau auf eine kleine Jause
ein.
Sie sagt sofort zu und so haben wir Andrea aus der Schweiz kennengelernt.
Sie hat bereits eine (für unsere Verhältnisse 😊) unfassbare Tour hinter
sich – von Luzern über Südtirol, Osttirol, Slowenien, Triest, Istrien,
Kroatien, Albanien und schließlich mit der Fähre nach Bari. Wirklich
unglaublich. Dabei schaut sie völlig frisch aus, ist überhaupt nicht abgekämpft
oder verschwitzt – ein Wahnsinn die Andrea. Sie liebt diese Art zu reisen, mit
dem Auto geht ihr alles zu schnell, zu Fuß zu langsam. Also mit dem Rad,
übrigens ein Rad aus Stahl, wegen der Haltbarkeit. Und sie freut sich über das
Glück, dass sie auf den vielen, vielen Kilometern noch nicht einmal einen
platten Reifen flicken musste. Das sei speziell auf den teils räudigen Straßen
Albaniens echt ein Wunder. Wir unterhalten uns sicher zwei Stunden lang
prächtig mit der extrem sportlichen Schweizerin und erfahren dabei auch ihre
weiteren Pläne – es geht von hier nach Ancona und danach noch an den Comersee,
wo sie sich mit ihrem Bruder treffen wird. Chapeau und ganz, ganz großen
Respekt für deine Tour, liebe Andrea aus Luzern. Wir hätten Andrea sehr gern auf ein Abendessen eingeladen, aber sie hatte
schon für den heutigen Tag eingekauft und wollte nichts verkommen lassen. So
sind wir halt allein ins Restaurant gepilgert und haben uns wieder fantastisch
abfüttern lassen. Viel berichtenswertes haben wir dann heute nicht mehr
unternommen, ein paar kühle Drinks noch und dann bald einmal ab in die
Heia-Bettchen.
Dienstag, 12. September 2023
Waren wir gestern einigermaßen aktiv unterwegs, so ist das heute ganz
anders. Den ganzen Tag über bewegen wir uns kaum vom Wohnmobil weg, mit
Ausnahme des Duschens und dem Gang ins Restaurant zum Abendessen. Wir haben uns
insgesamt drei Mal einen Pasch ausgespielt, die dauern zusammen schon allein
viereinhalb Stunden. Das Nachmittagsschläfchen noch dazugerechnet, dann ist ein
Tag bald einmal ausgefüllt 😊. Ach ja, die Rechnung
für unseren Aufenthalt hat Ilse auch noch beglichen – glatte 15 Euro pro Tag,
ohne Kurtaxe oder sonstige Extras. Sehr fein. Morgen geht’s wieder auf Achse,
wir freuen uns schon sehr drauf. Obwohl wir jetzt schon wissen, dass uns vor
allem das fantastische Restaurant hier sehr abgehen wird, denn so bald werden
wir wohl nicht mehr derart gut speisen können. Obwohl – man weiß es nicht … Oh – einen richtigen Höhepunkt hat dieser Tag aber dann doch noch für uns
bereitgehalten, denn am Abend ist das EM-Qualifikationsspiel Schweden gegen
Österreich auf dem Programm gestanden. Wir haben das Match über Gernots Handy
auf den Laptop gestreamt und uns sehr, sehr über den 3:1 Sieg unserer
rot-weiß-roten Kicker gefreut. Jetzt ist Österreich zu 99,99 Prozent für die
Europameisterschaft 2024 in Deutschland qualifiziert, was für ein toller
Erfolg!
Wieder eine wunderbare Nacht gehabt, wir haben herrlich durchgeschlafen.
Heute fahren wir wieder weiter, natürlich in Richtung Süden. Die Vespa ist
schon seit gestern aufgeladen, der Rest des Aufbruch-Programmes geht uns wie
immer leicht von der Hand. Wir haben es überhaupt nicht eilig, deshalb kommen
wir erst um halb 11 Uhr vom Campingplatz „Lido Salpi“ weg. Wir wissen jetzt
schon, dass uns vor allem das spitzenmäßige Restaurant hier abgehen wird, aber
wir können und wollen schließlich nicht wochenlang bleiben. Aber ziemlich
sicher werden wir in Zukunft noch einmal hierherkommen, denn es hat einfach
alles gepasst.
Bei der Weiterfahrt kommen wir als erstes natürlich wieder durch Zapponeta,
die Stadt gibt immer noch nicht viel her 😊. Das Fahren auf der
Bundesstraße ist sehr entspannend, mit unserem dicken Nasenbären bleiben wir
auch weitgehend von gefährlichen Überholmanövern verschont, denn wir sind nicht
so leicht an den Straßenrand zu drängen, wie mit der Vespa. Wir halten uns vorerst
in Richtung Bari und die Großstadt fliegt uns nur so entgegen. Wir haben für
die heutige Etappe gar kein richtiges Ziel, eventuell fahren wir nach Matera.
Aber unterwegs gibt es einen vielversprechenden Campingplatz direkt am Meer,
den wollen wir uns zumindest näher anschauen. Nach knapp 80 Kilometern Fahrt
treffen wir dort ein und werden von der Chefin freundlich begrüßt. Der Platz
schaut auf den ersten Blick gut aus, aber die heurige Saison liegt hier
offenbar in ihren letzten Zügen. Im Prinzip ist der Campingplatz völlig leer,
gemeinsam mit einem französischen Camper wären wir die einzigen Gäste gewesen.
Nicht, dass wir uns nach Massen sehnen würden, aber so ganz ohne Leute ist das
auch wieder nix für uns. Zudem ist das im Internet vielgepriesene Restaurant
auch schon geschlossen, also machen wir heute etwas, was wir wohl noch nie
vorher gemacht haben: Wir fahren nicht zu. Sonst nehmen wir uns fast immer den
erstbesten Platz, notfalls bleiben wir halt nur für einen Tag, siehe
Giulianova. Aber heute verabschieden wir uns mit einem freundlichen „Ciao“ und
kehren um. Also doch nach Matera, Ilse hat uns schon einen Campingplatz
ausgesucht, es sind keine 100 Kilometer mehr bis dorthin. Entgegen unserer
Befürchtungen müssen wir uns nicht durch den städtischen Moloch Bari
durchquälen, wir umfahren die Metropole elegant und komplett auf der Autobahn.
Sehr fein. Danach verfügen wir uns auf die SS 96, das ist quasi eine Autobahn,
wenn auch ohne Maut. Soll uns auch recht sein. Diese Staatsstraße führt beinahe
kerzengerade durch die Landschaft, die Luft ist fast immer von Rauch
geschwängert. Denn überall brennen die Felder und die Flammen reichen immer
wieder bis zu den Leitschienen der Autobahn heran. Nur dann kommt die Feuerwehr
zum Einsatz, die zahllosen Feuer auf den Feldern scheinen hingegen völlig
normal zu sein.
Wir kommen dann nach Matera, insgesamt waren wir heute keine 180 Kilometer
weit unterwegs, deshalb treffen wir schon um 13 Uhr 15 beim „Campingplatz
Autokart Dromo“ ein. Dieser Stellplatz heißt natürlich nicht zufällig so, denn
eigentlich war das hier einmal eine ausgewachsene Kart-Rennbahn, die nach ihrer
Auflassung für Campingzwecke umfunktioniert worden ist. Bei unserer Ankunft
warten bereits einige Wohnmobile auf die Anmeldung und wir stellen uns an. Der
erste Eindruck des Platzes gefällt uns überhaupt nicht, wir sehen keinen
einzigen freien Schattenplatz und das geht bei über 35 Grad natürlich gar
nicht. Es lassen sich aber auf die Schnelle keine anderen Campingplätze in
erreichbarer Nähe ergoogeln, also warten wir vorerst mal ab. Nach einer halben
Stunde kommt dann der Chef auf seinem Roller angefahren und wie wir mit unserer
Anmeldung an der Reihe sind, zeigt er uns einen Stellplatz direkt neben der
ehemaligen Rennstrecke. Na gut, da herunten gibt es tatsächlich schöne
Schattenplätze, das konnten wir von oben nicht sehen. Der Chef spricht ein
äußerst selbstbewusstes Deutsch, wir verstehen davon gut ein Drittel, aber das
reicht für die notwendigen Informationen. Und obwohl wir uns innerlich bereits
auf die Abfahrt hier vorbereitet hatten (wäre schon das zweite Mal heute
gewesen 😊), buchen wir uns vorerst
für zwei Tage ein. Wir fahren also zu, parken uns direkt neben rot-weiß-roten
Curbs ein, laden die Vespa ab und rasten uns erstmal ein wenig aus. Übrigens
haben wir mit unserem Platz ziemliches Glück gehabt, denn die nachfolgenden
Camper müssen ihre Busse, Wohnwägen oder WoMos in der prallen Hitze parken.
Gut, die meisten haben eh eine Klimaanlage an Bord, aber trotzdem wäre das
nichts für uns, wohl nicht einmal im Notfall.
Speziell bei unserer Ankunft gestern Mittag, ist es uns hier eher sehr heiß
vorgekommen, zumindest im Vergleich zu Manfredonia. Klar, Matera liegt ja auch
nicht am Meer, das macht viel aus. Trotzdem haben wir eine sehr feine Nacht
verbracht, es war wunderbar ruhig und am Morgen hat es gerade mal 20 Grad
draußen. Schon am frühen Vormittag stehen wir im Vollschatten, also trinken wir
den Kaffee im Freien und machen dann gleich einen Pasch. Danach gehen wir
duschen, die Brausen sind hier zwar eher einfach gehalten, aber es ist alles
schön sauber und warmes Wasser ist auch ausreichend vorhanden. Gesäubert und
erfrischt fahren wir gegen Mittag mit der Vespa los, unser Ziel ist die Stadt
Gravina di Puglio, die ist knapp 30 Kilometer von hier entfernt. Kaum haben wir
Matera hinter uns gelassen, sind wir fast das einzige Fahrzeug auf der Straße.
Wir cruisen kilometerweit an verbrannten Feldern vorbei, die vorherrschende
Farbe ist eindeutig schwarz. Immer wieder warnen Verkehrsschilder vor
Wildschweinen, also betätigt Gernot immer wieder mal prophylaktisch unsere
Hupe, vor allem dann, wenn Sträucher oder Gebüsche direkt an die Straße
heranreichen. In Indien hat Gernot bereits einmal ein Schwein überfahren,
damals mit der 11-jährigen Nadja am Sozius. Nur durch eine gute Laune der Natur
sind wir dabei nicht zu Sturz gekommen – ein überfahrenes Schwein pro Leben
reicht …😊. Wir sehen dann Gravina
di Puglio schon von Weitem und in der Stadt angekommen, halten wir uns zuerst
an die Hinweisschilder in Richtung Centro, später wechseln wir zu den
Wegweisern ins „Centro Historico“. So kommen wir zur alten Steinbrücke und
parken uns direkt davor ein. Ilse hat bei ihrer Internetrecherche
herausgefunden, dass diese Brücke in einem James-Bond-Film eine Rolle gespielt
hat, Daniel Craig ist hier einem Mordanschlag nur knapp entkommen. Unsere Vespa
steht genau an dem Platz, wo bei den Dreharbeiten die Kamera gestanden ist und
wir lassen die Atmosphäre auf uns wirken. 



Sehr schön. Weniger schön sind die
Zu- und Abfahrt zu dieser Brücke, denn sie führt über große, völlig
glatt-geschliffene Bachsteine, da suchte sich unser Moped seinen eigenen Weg,
Gernot ist dabei mehr Passagier als Lenker. Schließlich nehmen wir der
Einfachheit halber gleich den Gehsteig als Fahrbahn, sind eh grad keine
Fußgänger am Weg.
Freitag, 15. September 2023
Wieder haben wir eine sehr angenehme Nacht hier verbracht und nach dem
Kaffee räumen wir die letzten Sachen zusammen. Dann gehen wir uns noch in aller
Ruhe duschen, bezahlen die Rechnung und kommen um exakt 9 Uhr 45 vom
Campingplatz weg. Zuerst ist die Straßen noch schön ausgebaut, einen guten Teil
davon sind wir ja gestern schon gefahren. Doch bald einmal werden die Wege
immer schmaler und sie befinden sich in einem teilweise wirklich erbärmlichen
Zustand. Manchmal ist es direkt lebensgefährlich, etwa wenn auf unserer Seite
der Asphalt meterweit komplett aufgeplatzt ist und wir böse von einer großen
Bruchstelle in der Straßendecke in den Gegenverkehr geschleudert werden. Gernot
muss das Lenkrad derart fest in Händen halten, dass es fast schon wehtut. Es
geht rauf und runter, zum Teil mit 20 Prozent Steigung bzw. Gefälle. Eine
wahrhaftige Achterbahn, wir sehnen uns innig eine Autobahn herbei. Schließlich
kommen wir endlich zu einer recht gut ausgebauten, vierspurigen Straße, die man
– bei Nachsicht aller Taxen – auch als Autostrada bezeichnen könnte. Bei der
ersten Gelegenheit bleiben wir stehen, wir brauchen jetzt dringend eine Pause.
Unser WoMo übrigens auch und zur Vorsicht gießen wir unserer Schnecke gleich
einen ganzen Liter Öl in den Bauch. Uns selbst gönnen wir im
Tankstellen-Buffett einen wunderbaren Kaffee, danach sind wir wieder fit für
die Straße.
Gestern abends ist noch einmal Fernando vorbeigekommen, hat unsere Ausweise
fotografiert und das Platzschild gebracht. Ordnung muss sein. Wir erwachen nach
einer ausgesprochen ruhigen Nacht bei erfrischenden 17 Grad – herrlich. Der
Kaffee hilft uns dann schnell auf die Beine und später spielen wir uns einen
Pasch aus. Übrigens findet direkt unter unseren Augen und Ohren gerade eine
Militärübung statt. Mit vielen Soldaten in Motorbooten, das Alter der in
martialische Camouflage-Drilliche gewandeten Kämpfer lässt darauf schließen,
dass es sich offenbar um eine Reservisten-Übung handelt. Denn das ist keiner
unter 40 Jahre alt. Nachdem wir die Szenerie für ein paar Minuten beobachtet
hatten, sind wir zur Überzeugung gekommen: „Vom italienischen Heer braucht sich
niemand wirklich fürchten.“ 😊. Am Nachmittag sind wir
dann das erste Mal mit der Vespa ausgefahren, wir müssen ein paar Sachen
einkaufen. Zuerst tanken wir das Moped auf, danach suchen wir uns einen
Alimentari. Bei einem kleinen, nein winzigen SPAR werden wir fündig, das
Geschäftchen gibt aber wirklich kaum etwas her. Aber immerhin kaufen wir
Knoblauch, Milch und eine Flasche Campari. Danach fahren wir zuerst noch ein
wenig dem Meer entlang, aber schließlich halten wir uns in Richtung Carpaccio
und am Weg dorthin kommen wir dann wieder bei dem richtig großen Euro-Spin
vorbei. Da gibt es alles und sogar noch mehr zu kaufen und wir decken uns mit
Salami, Parmesan, Brot usw. ordentlich ein. Mit der Beute im Köfferchen sind
wir dann zum WoMo zurückgefahren, erstmal den Campari und den Orangen-Juice schön
einkühlen und dann ein wenig rasten. Das Programm für heute Abend steht auch
schon fest, wir werden uns im Restaurant eine Pizza-To-go holen und die dann
gemeinsam mit unseren Innsbrucker Nachbarn genießen. So ist es dann natürlich
auch gekommen, die allzeit opferbereite Ilse hat unsere Teigfladen abgeholt,
bestellt hatten wir sie schon am späten Nachmittag, mit einem exakten
Zeitfenster. Übrigens haben die Pizzen 12,50 Euro gekostet – beide zusammen!!
Die Margerita gibt es hier für schlanke 5 Euro und auch Gernots Capricciosa war
mit 7,50 extrem günstig. Auch Madeleine und Daniel haben sich je eine Pizza
gegönnt und anschließend sind wir stundenlang zusammengesessen. Den
Verlockungen von Gerstensaft und eisgekühlten Campari-Orange haben wir
bereitwillig nachgegeben, wen würde es auch wundern? Wir haben einander aus
unseren Leben und natürlich aus unseren Camper-Leben erzählt, dabei haben wir
beinahe so etwas wie eine Seelenverwandtschaft mit den beiden entdeckt. Und das
trotz des doch recht großen Altersunterschiedes, wir könnten schließlich ihre
Eltern sein 😊. Ein wirklich toller
Abend, mit sehr, sehr netten Menschen und es wird niemanden wundern, dass wir
bis lange nach Mitternacht zusammengesessen sind.
Sonntag, 17. September 2023
Geweckt wurden wir heute Morgen von erbitterten „Feuergefechten“ der
militärischen Clown-Truppe. Da wurden hunderte Platzpatronen geopfert, viel
herumgeschrien und die Außenbordmotoren der Boote bis an deren Leistungsgrenze
aufgedreht. Naja, muss man hinnehmen und immerhin gab es auch unfreiwillig
komische Szenen, zum Beispiel wenn eine Platzpatrone lediglich mit einem
laschen „Blubb“ explodiert ist. Wurscht, wirklich gestört haben uns die
Soldaten-Darsteller auch wieder nicht,
ein bisserl lästig halt das Ganze.
Leider sind unsere Innsbrucker Nachbarn heute schon aufgebrochen, schade,
denn wir hätten sicher noch viel Spaß miteinander gehabt. Ciao Madeleine,
Daniel und Lotti und allzeit gute Fahrt. Wir werden uns sicher mal daheim über
den Weg laufen, wo sie doch eh in der Altstadt wohnen und wir dort oft
spazieren gehen. Nach einem Pasch haben wir uns dann ein wenig niedergelegt und das
darauffolgende Mittagsschläfchen verdiente seinen Namen schon gar nicht mehr,
weil wir erst um 16 Uhr 30 wieder aufgestanden sind. Eigentlich waren wir noch
gar nicht völlig ausgeschlafen, es hat uns mehr der Hunger geweckt. Also machte
sich Gernot ans Zubereiten unseres „Einser-Menüs“ – Nudelpfanne mit Faschiertem
und Paprika. Immer wieder ausgezeichnet, wir werden uns davon wohl nicht so
schnell sattessen. Viel haben wir an diesem Tag dann nicht mehr unternommen,
die Vespa durfte heute mal wieder unter ihrer Plane bleiben. Mittlerweile sind
wir schon von den Platzkatzen „entdeckt“ worden, man beachte die Mehrzahl. Es
sind nämlich mindestens vier Stück und auch die beiden Haushunde kommen regelmäßig
vorbei. Das sorgt natürlich stets für Aufregung unter den vielen, angeleinten
Hunden hier, die „ihr“ Revier lautstark verteidigen. Aber das dürfte mehr der
Neid sein, weil die beiden Platz-Hunde frei herumlaufen dürfen. Uns stören sie
eh nicht und zum Glück haben wir keinen kläffenden Hund direkt neben uns. Da
stört uns eher noch das Brummen des Stromgenerators im Soldaten-Camp gegenüber.
Obwohl, es ist eh relativ weit weg, aber wir hören es trotzdem. Der Generator
versorgt vor allem den großen Lichtmasten, der die Zelte der Kriegsspieler in
gleißendes Licht taucht. Ein Grund mehr, warum wir lieber nicht direkt am
Meeresufer stehen möchten …
Montag, 18. September 2023
Heute wurden wir vorerst von keinen „Feuergefechten“ geweckt, darum sind
wir erst nach 8 Uhr 30 aufgestanden. Die weiße Platzkatze wartet schon
ungeduldig auf Futter, sie hat es offenbar dringend nötig, denn sie sieht
einigermaßen räudig aus. Bald einmal gesellt sich eine zweite Katze zu uns, sie
ist ungleich besser beieinander, ebenfalls weiß, wenn auch mit ein paar
rostroten Flecken. Wir teilen das Futter natürlich auf zwei Schüsselchen auf,
damit es zu keinen Streitereien kommt. Um 10 Uhr 30 starten wir zu einer
Vespa-Runde, die uns in die Stadt Agropoli führen wird. Um den nervigen Vespa-Jägern
auf der Bundesstraße zu entgehen, fahren wir die 20 Kilometer nach Agropoli auf
kleinen Sträßchen und immer dem Meer entlang. Wir kommen gut voran, es gibt
kaum nennenswerten Verkehr und bald schon passieren wir die Stadtgrenze. Wir
fahren selbstredend bis 5 Meter an die Fußgängerzone heran und weil einige
Roller abgesperrt sind, machen wir das auch und legen die Vespa mal wieder an
die Kette. Zuerst erkundigen wir das nicht unhübsche Städtchen zu Fuß.
Vormittag ist hier nicht viel los, Agropoli ist auch nicht besonders
touristisch, vielleicht sind wir sogar die einzigen „Auswärtigen“, die durch
die Stadt flanieren.
Im Gastgarten eines Kaffeehauses mit dem klingenden Namen
„Herkules“ lassen wir uns dann nieder und genießen einen fantastischen Kaffee.
Was für ein Genuss ist das, immer wieder aufs Neue. Gestärkt setzen wir unsere
Runde durch Agropoli fort, landen schließlich wieder bei der Vespa und fahren
den Schildern nach, die uns ins historische Zentrum bringen. Das liegt auf
einer kleinen Anhöhe und hat immerhin eine Burg anzubieten. Wir parken uns ein
und werden gleich von einem Camper-Paar aus Augsburg um Hilfe gebeten. Die
kennen sich einerseits nicht mit dem Parkautomaten aus und haben andererseits
auch kein passendes Kleingeld. Zumindest mit dem Wechseln eines 5-Euro-Scheines
können wir behilflich sein, mit dem Bedienen des Automaten müssen sie sich aber
selber abplagen – mit der Vespa bezahlen wir nämlich nie irgendwo fürs Parken,
also kennen wir uns mit den Automaten auch nicht aus. Wir latschen dann durch
einen Park zur Burg hinauf, aber die kostenpflichtige Besichtigung der, auf
hübsch geschminkten, Ruine sparen wir uns. Stattdessen fahren wir mit dem Moped
auch in diesem Teil der Stadt bis an die Fahrverbotsschilder heran und genießen
von hier heroben den fantastischen Ausblick auf die Bucht von Agropoli und das
tiefblaue Meer.
Heute haben uns wieder die Kriegsspielereien geweckt und diesmal war es
extrem nervig. Denn heute stand eine Gefechtsübung am Programm, bei der die
Kommandos des hochmotivierten Einsatzleiters über einen extrem lauten Funk
ausgegeben wurde. Man kann sich ja eh vorstellen, wie laut die einzelnen
Anweisungen sein müssen, dass sie von den Soldaten in ihren Booten gehört
werden. Denn die PS-starken Außenbordmotoren laufen natürlich auf der
höchstmöglichen Stufe – eh klar, bei einer Rennfahrer-Nation. Trotzdem
amüsieren wir uns über das ständige Gebrüll von „Echo, Bravo, Falco, Avanti“
etc., das ist ja wirklich lächerlich. Natürlich fällt der Funk immer wieder aus
und aus den Kommandos wird dann ein erbärmliches Gestammel. Aber, das muss man
den „Grande Bambini“ lassen – sie sind hartnäckig in ihrem Tun, das „Gefecht“
dauert den ganzen Tag über. Wir wissen das, weil wir heute nicht groß mit der
Vespa ausgefahren sind. Es macht uns kaum mehr einen Spaß, weil es einfach zu
gefährlich ist. Immer wieder werden wir trotz Gegenverkehrs mit dem doppelten
der erlaubten Geschwindigkeit überholt und danach werden wir meist brutal
geschnitten und/oder an den äußersten Straßenrand gedrängt. Das kann auf Dauer
nicht immer gut ausgehen, den AutofahrerInnen ist es vollkommen egal, dass sie
permanent unsere Leben gefährden. Und sollte es wirklich mal zu einem Unfall
kommen, dann werden höchstwahrscheinlich wir Ausländer daran Schuld haben. Weil
wir überhaupt da sind. Der sympathische Daniel aus Innsbruck hat zum Thema
„Irre Autofahrer“ übrigens den schönen atz gesagt: „Mei, schau – die haben ja nur
das Rasen, sonst haben die ja nix!“ Wir sehen das eh auch so und die Polizei
offenbar auch, denn vor einer Radarkontrolle fürchtet sich niemand – vor allem,
weil neben jeden Blitzer per Gesetz eine große Tafel davor warnen muss. Damit
nur ja kein Raser gestraft wird …
Weil wir um die Bedeutung einer Siesta wissen, legen wir uns zu Mittag für
zwei Stunden nieder, weil nämlich auch das Militär um die Bedeutung einer
Siesta weiß 😊. Diese zwei Stunden
waren reiner Balsam für unsere geschundenen Ohren, danach plärrte wieder der
Lautsprecher des Funkers. Wurscht, um dem Lärm zu entkommen und auch weil wir
gestern unsere letzte Salami aufgegessen haben, fahren wir dann die drei, vier
Kilometer zum Euro-Spin. Danach glühen wir noch in den kleinen Ort Capaccio rüber,
dort gibt es einen der wenigen Bankomaten in der Gegend und wir brauche ein
bisschen frisches Geld. Dann aber nix wie zurück zum Campingplatz, dort gehen
wir gleich die paar Schritte zum Restaurant rüber, mal schauen, was es heute
zum Essen gibt. Denn es stehen jeden Tag andere Menüs auf der Tafel, heute
jubeln wir – vor allem Ilse – über das verlockende Angebot einer „Spaghetti
Carbonara“. Das wird ein Festessen werden und wir können es kaum erwarten, dass
es endlich 19 Uhr wird. Extrem pünktlich tanzen wir dann an und schon kurze
Zeit später kommt das ersehnte Essen an den Tisch. Gernot stürzt sich mit
Hochgenuss auf seine Portion, der armen Ilse bleibt jedoch schon der allererste
Bissen buchstäblich im Hals stecken. Denn leider werden hier die „Spaghetti
Carbonara“ mit Pecorino angerichtet, also mit Schafskäse. Und dieser würzige
Käse ist für Ilse wie ein Alptraum, auch weil sie sich so auf die Pasta gefreut
hat. Es handelte sich bei der Verwendung von Pecorino allerdings nicht um einen
Küchenfehler, denn in Süditalien gehört der Schafskäse zum Original-Rezept
einer „Carbonara“. Kann man wissen, muss man aber nicht. Jetzt wissen wir es.
Kaum zu glauben, aber für die wirklich bedauernswerte Ilse ist es an diesem
Abend noch schlimmer geworden. Denn als sie der Kellnerin sagt, dass sie die
Pecorino-Pasta unmöglich essen kann, servierte die nette Frau als Ersatz ein
eiskalte Fisch-Lasagne. Ilse ist Fisch eh nur im „Notfall“ und dann kriegt die
Arme ausgerechnet dieses Essen, das selbst für Gernot ungenießbar war. Und
Gernot ist eigentlich sonst alles, Insekten vielleicht ausgenommen. So musste
sich Ilse heute mit zwei Gläsern Rotwein und einem Espresso zufriedengeben.
Übrigens, beim Bezahlen standen weder Ilses „Carbonara“ auf der Rechnung, noch
die Fisch-Lasagne und auch auf die beiden Espressi wurden wir eingeladen. So
bezahlten wir nur 15 Euro und die Kellnerin durfte sich über ein 5-Euro
Trinkgeld freuen. Später hat sich Ilse dann im WoMo noch ein Brot gemacht, sie
musste also nicht hungrig schlafen gehen, das fehlte noch … Morgen wird die
Vespa ganz unangetastet bleiben, erstens wegen dem, eh schon mehrmals
erwähnten, schwindenden Spaß an einer Tour und zweitens schaut das Wetter
ausnahmsweise nicht besonders gut aus. Es wird doch nicht gar zu regnen anfangen?
Es wäre das allererste Mal bei dieser Reise und wir sind immerhin schon drei
Wochen lang unterwegs.
Gut, dass wir gestern bereits einen so genannten „Schlunz-Tag“ ausgerufen
haben, denn sonst wären wir heute vom Wetter enttäuscht gewesen. Es tröpfelt
nämlich vom frühen Morgen an immer wieder mal, wir müssen sogar herinnen
paschen. Aber da fallen uns viele schlimmeren Dinge ein. Die italienische
Soldateska trotzt vorbildhaft dem nassen Wetter, allerdings halten sie auch heute
wieder eine gut zweistündige Mittags-Siesta ein. Wie im richtigen Krieg 😊. Unsere inzwischen
wahrscheinlich zu verwöhnten Platzkatzen verweigern plötzlich das gereichte
Nassfutter. Haben wir eh mehr aus Versehen gekauft, wir wollten eigentlich
diese Knuspertaschen haben. Aber die Verpackung hat uns getäuscht. Nun ja, wenn
sie wirklich Hunger gehabt hätten, wären sie mit den saftigen Stückchen von
Ente, Fisch oder Rind sehr zufrieden gewesen. So haben sie halt enttäuscht
herumgemaunzt, dafür haben sich die beiden Platz-Hunde am Futter erfreut – mit
einem einzigen „Schlabber“ waren die Schüsselchen leer. Den trüben Tag
erhellten wir uns mit zwei, drei Partien am Paschteller, später haben wir uns
eine feine Jause mit Salami, Parmesan, Oliven, Tomaten und Brot gemacht. Einen
Besuch des Restaurants lassen wir heute ausfallen, Ilse ist immer noch von
gestern „traumatisiert“ 😊. Und der gestrige
Reinfall hat darüber hinaus noch weitere Konsequenzen, denn – eigentlich
unglaublich, aber wahr – wir werden morgen wieder den ganzen Stiefel Italiens
überqueren und erneut den „Campingplatz Lido Salpi“ bei Manfredonia ansteuern.
Nicht allein deshalb, weil es sich dort so lässig campen lässt, ausschlaggebend
für diese eher einmalige Entscheidung ist das hervorragende Restaurant dort.
Das wollen wir ein weiteres Mal genießen, zudem lassen sich in der Gegend noch
freudvolle Vespa-Touren unternehmen. Sonst gibt es vom heutigen Tag nicht allzu
viel zu vermelden, ach ja – als Ilse heute von unnötig lärmenden Kindern aus
dem Mittagsschlaf gerissen worden ist, musste sie sich – ebenfalls lautstark –
Ruhe erbeten. Aber Ilse hat natürlich nicht die Kinder angeknurrt, sondern die
Erwachsenen, die untätig dem sinnlosen Brüllen der Kids zugeschaut haben. Also
bitte, ein wenig Rücksicht auf Erholungssuchende darf auf einem Campingplatz
durchaus erwartet werden. Und siehe da, augenblicklich kehrte eine sozial
verträgliche Lärmreduzierung ein und wir konnten unsere Siesta fortsetzen. Ist
ja schließlich eh eine Art italienisches Kulturgut 😊.
Entgegen unserer sonstigen Gepflogenheiten haben wir heute die Vespa noch nicht aufgeladen, der ständig wiederkehrende Nieselregen hat das nicht zugelassen. Wurscht, morgen in der Früh werden wir schon ein kleines Schönwetter-Fensterchen dafür finden, das Aufladen ist ja in wenigen Minuten erledigt. Später bezahlt dann Ilse noch die Rechnung für unseren Aufenthalt und dann gehen wir relativ früh schlafen. Manfredonia, morgen sehen wir uns wieder.
Entgegen unserer sonstigen Gepflogenheiten haben wir heute die Vespa noch nicht aufgeladen, der ständig wiederkehrende Nieselregen hat das nicht zugelassen. Wurscht, morgen in der Früh werden wir schon ein kleines Schönwetter-Fensterchen dafür finden, das Aufladen ist ja in wenigen Minuten erledigt. Später bezahlt dann Ilse noch die Rechnung für unseren Aufenthalt und dann gehen wir relativ früh schlafen. Manfredonia, morgen sehen wir uns wieder.
Schon um 5 Uhr 30 sind wir wach geworden, denn ein Gewitter zieht von
Neapel herüber, begleitet von vielen Blitzen und heftigem Donner. Nach dem Schließen
sämtlicher Dachluken schlafen wir dann weiter, bis uns die spaßige
Neigungsgruppe Militär mit ihren gebrüllten Parolen „Proba, proba – uno, due,
tre, Echo, Bravo, Falco“ endgültige aufstehen lässt. Wir reisen heute eh ab,
also nerven uns die plärrenden Lautsprecherdurchsagen nicht mehr. Der Kaffee
hilft uns zusätzlich auf die Beine und danach lässt uns eine kurze Regenpause
die Vespa aufladen. Bezahlt haben wir schon gestern, also müssen wir nur noch
unser Identifikations-Schild an der Rezeption abgeben und um exakt 9 Uhr 50
fahren wir ab. Zusammengefasst war das eh ein lässiger Aufenthalt hier, auch
wenn uns die Militärübung um viel Ruhe gebracht hat. Der Platz selbst ist
wirklich ideal, das Restaurant (mit Abstrichen) durchaus brauchbar und der Chef
ausgesprochen nett. Unsere Fahrt beginnt heute mit einigen Kilometern auf der
Bundesstraße, ehe wir bei Battipaglia auf die Autostrada wechseln. Das Gewitter
hat sich längst verzogen und wir spulen locker unsere Tagestappe ab, die heute
eh nur knapp 250 Kilometer beträgt.
Durch die wunderbare Ruhe hier, haben wir heute bis nach 8 Uhr
durchgeschlafen. Unglaublich, wie sehr uns die Militärübung vor unseren Nasen
und Ohren nicht abgeht 😊. Gemeinsam latschen wir ins etwas weiter entfernte,
dafür aber topmoderne Waschhaus, gleich anschließend reservieren wir unsere
Plätze fürs heutige Abendessen. Bei dieser Gelegenheit kaufen wir uns im
kleinen Shop ein paar Sachen, Milch, Joghurt, Brot und eine 3er-Packung
Thunfisch. Ilse war dann so nett und hat für Gernot ein paar Sachen gewaschen,
vor allem seine geliebten, kurzen Hosen. Zwischendurch haben wir uns natürlich
den üblichen Vormittags-Pasch ausgespielt und kurz nach Mittag sind wir dann
mit der Vespa losgedüst. Wir werden wieder jene Runde fahren, die wir schon bei
unserem ersten Aufenthalt hier so genossen haben, aber diesmal in umgekehrter
Reihenfolge. Also zuerst hinauf nach San Giovanni di Rotondo. Das Wetter ist
wunderbar, vielleicht sogar ein bisschen zu heiß, aber mit 37/38 Grad muss man
um diese Zeit in Apulien schon rechnen. Auf der elend langen Geraden hinauf
nach San Giovanni die Rotondo zeigen uns die italienischen Rennfahrer mal
wieder, was sie so draufhaben. Wir werden mit einem Tempo überholt, wie man es
auf österreichischen Autobahnen besser nicht wagen sollte – und das bei einer
durchgehenden Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 km/h. Ist uns natürlich
längst wurscht, die Straße ist eh breit genug und hier gibt es wenigstens
kilometerlang keine Kurve, also werden die verhinderten Formel-1-Piloten
zumindest von keinem Gegenverkehr überrascht. Kurz vor unserem Etappenziel
meldet dann die Tankuhr der Vespa akuten Spritmangel, aber leider akzeptiert
der Tankautomat unsere Karten nicht. Das ist übrigens das erste Mal seit
langem, früher haben wir mit unseren Bankomat- bzw. Kreditkarten viel öfter
Probleme gehabt. Kein großes Problem, San Giovanni di Rotondo ist nicht gerade
ein Kuhdorf, eine Tankstelle wird sich mit Sicherheit finden lassen. So ist es
natürlich auch gekommen und bei einer Agip im Stadtzentrum funktioniert das
Tanken klaglos. Selbstredend besichtigen wir die Kirche des seltsamen Pater Pio
kein zweites Mal, das wäre ja wirklich lachhaft. Stattdessen kämpfen wir uns
aus dem Verkehrsgewühl der Stadt heraus und fahren in Richtung Monte San Angelo
weiter. Ab jetzt sind wir fast alleine auf der Straße unterwegs, trotzdem kommt
es zu einer sehr gefährlichen Situation, als uns ein Kastenwagen trotz
Gegenverkehr überholt. Natürlich bricht der Fahrer den Überholvorgang nicht ab,
das wäre wohl gegen seine Ehre als Rennfahrer gewesen. Stattdessen drängt er
uns rücksichtslos an den Straßenrand, da waren keine 10 Zentimeter mehr Platz
und wir wären schwer verunfallt. Für nichts und wieder nichts. So ein
Irrsinns-Manöver erlebt man in Österreich, der Schweiz, in Frankreich oder
Deutschland praktisch nie, hier in Italien gehört das zum völlig normalen
Alltag. Nur mehr zum Kopfschütteln das Ganze und man muss wirklich jede Sekunde
voll auf der Hut sein.
Zwischendurch machen wir am Straßenrand eine kleine
Pause, auch weil sich eine Leitschiene als bequeme Sitzgelegenheit anbietet.
Dass wir vor einem privaten Grundstück stehen, gefällt den Wachhunden natürlich
gar nicht und sie drehen fast durch deswegen. Das Haus ist leer, das sehen wir
am Eingangstor, das von außen mit einer Kette verschlossen ist. Gernot meint
spaßhalber, wir könnten unser Vespa-Schloss opfern, das Tor damit endgültig
verriegeln und den Besitzern eine unliebsame Überraschung bereiten. Denn ohne
eine hydraulische Schere ist die Vespa-Kette wohl nicht zu knacken. War wie
gesagt nur als Scherz gedacht, aber die Idiotie der italienischen Autofahrer
schreit nachgerade nach Vergeltung. Aber was können diese Hausbesitzer dafür?
Nichts – deshalb verspotten wir nur noch ein wenig die tobenden Hunde, die sich
ob dieser Provokation natürlich noch mehr aufregen. Aber nach zehn Minuten sind
wir dann eh wieder weg und bald einmal geht es die ansteigende Straße nach
Monte San Angelo hinauf. Den Ort erreichen wir dann ohne Probleme und wir
stellen unser Moped wieder auf den gleichen Platz. Heute ist fast gar nichts
los hier heroben, soll uns auch recht sein. Zielstrebig machen wir uns auf den
Weg zu dem kleinen Illy-Kaffeehaus und genießen dort erneut einen fantastischen
Espresso bzw. einen nicht weniger wohlschmeckenden Americana. Hier ist alles
mit „Illy“ gebrandet – natürlich der Kaffee, die Servietten, die Werbeplakate,
die Tassen, die Untertassen, die Wanduhr, die vielen Kaffeedosen und sogar die
Kaffeelöffelchen. Das wäre doch ein nettes Mitbringsel für Nadja, denn Illy ist
ihre Lieblingsmarke, erst kürzlich hat sie sich bei Amazon – auf Ilses Anraten
– gleich zehn Dosen davon bestellt. Natürlich versuchen wir erst gar nicht, so
einen Illy-Kaffeelöffel zu stehlen, das tut man nicht, ist außerdem schlecht
fürs Karma. Also fragt Gernot den ehrwürdigen Signore Patrone nach dem Preis
eines dieser Löffel – der versteht erst gar nicht, was wir wollen, aber dann
winkt er lachend ab und schenkt ihn uns. Wir lachen auch, geben etwas über 2
Euro Trinkgeld und alle sind zufrieden. Nach dem feinen Break machen wir uns
dann auf den Rückweg, umfahren heute das Zentrum von Monte San Angelo und
nehmen die unzähligen Haarnadeln in Angriff. Immer wieder bleiben wir kurz
stehen und lassen ungeduldige Autos vorbei, hier wollen wir echt nicht von der
Straße gedrängt werden. Und so kommen wir ohne weitere Probleme zum
Campingplatz „Lido Salpi“ zurück, nach exakt 101 Kilometer. Unsere erste Runde
war um zwei Kilometer länger, da sind wir aber auch zuerst durch die Stadt
Manfredonia gefahren. In unseren bequemen Campingstühlen erholen wir unsere
Rücken von der Fahrt und werden dann wieder einmal Zeuge, wie einfallsreich der
liebe Gott doch seinen Tiergarten gestaltet hat. Den menschlichen Tiergarten,
wohlgemerkt. Durch ein hässliches Geräusch aufmerksam geworden, sehen wir einen
Mann, der die Matte vor seinem Wohnmobil doch tatsächlich mit einem Laubbläser
(!!) sauber macht. Auf einem Campingplatz. Der Deutsche lässt sich viel Zeit,
seine Matte akribisch von jeder Nadel der Bäume zu reinigen, Blätter gibt’s
hier ja gar nicht. Das haben wir noch nie zuvor gesehen, es gibt also wirklich
nichts, was es nicht gibt. Da geht einem wirklich der Schmäh aus, man stelle
sich vor, wenn das jeder macht. Da könnte man ja gleich auf eine
Autobahnraststätte ziehen, da wäre es wohl erheblich ruhiger …
Samstag, 23. September 2023
Es ist kühl geworden, am Morgen messen wir 16 Grad. Kein Problem natürlich,
wir könnten ja die Heizung anwerfen. Was wir aber nicht tun. Um 7 Uhr 30 sind
wir ausgeschlafen und merken natürlich sofort, dass sich die Stromzufuhr wieder
einmal verabschiedet hat. Zuerst warten wir auf das bewährte Service-Team, die
lassen sich aber nicht gleich blicken. Am Stromverteiler scheint alles in
Ordnung, auch im WoMo herinnen hat sich keine Sicherung verabschiedet. Weil in
den beiden Wohnmobilen vor uns die deutschen Camper bereits beim Frühstück
sitzen, geht Gernot zu ihnen hin, grüßt höflich und fragt, ob bei ihnen der
Strom fließen würde. Die Antwort des Mannes verblüfft dann einigermaßen, denn
er antwortet kauend und mit vollem Mund: „Weiß ich nicht, interessiert mich
auch nicht!“ Das nennen wir mal gelebte Solidarität unter Campern. Auf Gernots
Einwand, das müsse man aber schon wissen, Strom im WoMo sei ja so etwas wie
existenziell auf einem Campingplatz, meint der dicke „Wonneproppen“
gelangweilt: „Ich muss gar nix, ich hab Urlaub.“ Ist das zu fassen? Was für ein
präpotenter Arsch, was für ein arroganter Typ. Übrigens ist er das
Paradebeispiel eines „hässlichen Deutschen“ im doppelten Wortsinn, denn der
Mann ist innen und außen hässlich, mit seiner großen Wampe und seiner ekelig
verschwitzten Halbglatze. Kann man nix machen, solche überheblichen Deppen
trifft man immer wieder mal und es sind natürlich nicht immer Deutsche. Na
hoffentlich brauchen die nicht mal selbst Hilfe …
Ilse hat dann unseren Kaffee halt mit Hilfe des Gasherdes gebrüht und das
Problem mit dem Strom löste sich dann kurze Zeit später auch ohne unser Zutun –
ein Mitarbeiter des Campingplatzes tauschte eine Sicherung und die Elektronen
flossen wieder brav in unser Häuschen. Wahrscheinlich waren sogar die
„hilfsbereiten“ Deutschen die Auslöser des Stromausfalls, schließlich hatten
sie zwei Kaffeemaschinen und einen Toaster in Betrieb und die Kapazitäten eines
Stromverteilers auf einem Campingplatz sind nun mal endlich, vor allem in
Süditalien.
Sonntag, 24. September 2023
In drei Monaten ist Weihnachten und um einen alten Kalauer zu bemühen: Wir
werden auch heuer nicht hingehen. Das Wetter ist unschön, es regnet und es ist
empfindlich kühl geworden, Ilse meint, es sei jetzt Herbst geworden. Am
Vormitttag gibt es ein paar Wohnmobile weiter eine ziemliche Aufregung, weil
ein englisches Paar in einen heftigen Streit gerät. Die Großfamilie ist uns eh
schon negativ aufgefallen, weil sie sich ausgesprochen rücksichtslos verhalten.
So ist der vielleicht 14-jährige Sohn gestern mit einem extrem lauten
Cross-Moped mehrmals über den Platz gerast, in vollem Tempo und sicher
schneller als 60 km/h. Auf einem Campingplatz! So gesehen ist der Streit um
einiges weniger laut gewesen, aber das immer wieder gebrüllte „Get out of my
home“ der Frau war über den ganzen Platz zu hören. Sehr peinlich. Die
Auseinandersetzung endete dann damit, dass zuerst der Mann in einem PKW den
Platz verließ und danach die Frau das gesamte Gewand des Mannes im Freien auf
einen Haufen warf. Und das bei strömenden Regen. Na servas, Gesindel gibt’s …
Am späteren Vormittag statten wir der Bar einen kurzen Besuch ab, ergattern die
beiden letzten Kipferln und reservieren uns einen Platz fürs Abendessen. Zu
Mittag einverleibten wir uns dann die beiden „Cornetti“ mit einem Kaffee, eine
herrliche Zwischenmahlzeit. In einer kurzen Regenpause haben wir uns am Strand
ein wenig die Beine vertreten. Das herbstliche Regenwetter hat natürlich auch
seine schönen Seiten, so ist jetzt die Stadt Manfredonia glasklar und ohne
Schleier zu sehen, hoch oben in Monte San Angelo ließen sich sogar die
einzelnen Fenster der Häuser zählen. Das tun wir nicht, stattdessen machen wir
einen Pasch und später widmet sich Gernot mal wieder unserem Blog. Das dauert
dann bis zum Abendessen, heute gönnt sich Gernot den Schwertfisch und Ilse ist mit einer Pizza zufrieden.
Unnötig zu sagen, dass wieder alles perfekt gepasst hat. Ach ja – der Haufen
mit der Kleidung des englischen Vertriebenen liegt immer noch im strömenden
Regen, Gernot schätzt, dass die Frau den Mann spätestens morgen wieder in die
Arme nehmen wird. Denn, wie das Leben uns gelehrt hat: „Pack schlägt sich, Pack
verträgt sich“ …
Der Regen hat sich verzogen, gestört hat uns das schlechte Wetter aber
nicht wirklich. Wir werden morgen wieder weiterfahren, also wird das zum
wiederholten Male eine Schlunz-Tag. Inzwischen haben wir uns zwei süße
Platzkatzen herangefüttert. Sie sind zwar sehr scheu, aber gleichzeitig
natürlich dankbar für die willkommene Zwischenmahlzeit. Übrigens, Ilse hat
heute einen Nachbarn angewiesen, dass er seinen Hund anleinen möge, „wegen
unserer Katzen“. Da war der Mann natürlich verblüfft: „Und sie lassen ihre
Tiere einfach so herumlaufen? Donnerwetter!“ Ilse bejahte seine Frage, als wäre
es das Natürlichste auf der Welt, seine Katzen auf einem Campingplatz frei
herumlaufen zu lassen. Der Mann hat der stets überzeugenden Ilse den Schmäh
sofort abgenommen und war wirklich sprachlos. Und wir auch 😊. Damit wir nicht als
schlechte Katzenbesitzer dastehen, sind wir dann gleich zum Shop raufspaziert –
es ist uns nämlich das Katzenfutter ausgegangen, heute kriegen die beiden
Streuner halt Thunfisch aus der Dose zu fressen. Bei dieser Gelegenheit haben
wir uns dann gleich fürs Abendessen angemeldet, es wird das letzte Mal sein.
Denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass wir den „Lido Salpi“ bei dieser Reise
noch ein drittes Mal ansteuern werden. Obwohl, was weiß man schon im Vorhinein 😊? Den Tag haben wir dann
sehr relaxet verbracht, zwischendurch schön geruht und später hat Ilse dann
noch unseren Aufenthalt hier beglichen. Das Essen war dann noch einmal ein
Höhepunkt des Tages, aber das ist ja eh schon keine Überraschung mehr. Ilse
konnte einmal mehr dem „Pollo di Limone“ widerstehen, musste sie zum Glück auch
nicht. Und Gernot hat sich einmal mehr den Seafood-Teller kommen
lassen, wieder eines der besten Fisch-Menüs aller Zeiten. Jaja, die Qualität
des Restaurants hier wird uns mit Sicherheit abgehen, wir müssten schon sehr
viel Glück haben, auf unserer weiteren Reise noch einmal derart gut bedient und
verköstigt zu werden. Im Halbdunkel haben wir dann schließlich noch die Vespa
aufgeladen, kein Problem, notfalls bräuchten wir wahrscheinlich überhaupt kein Licht
dafür …
Neues Ziel ruft – Vieste, wir kommen. Das wird heute mit Sicherheit die
kürzeste Etappe unserer Reise, es liegen gerademal 80 Kilometer Fahrt vor uns.
Durch die teils heftigen Regenfälle der letzten Tage ist unser armes
Schneckchen ziemlich dreckig geworden, also spritzen wir sie bei der
Wasserentnahmestelle ein bisschen ab. Das wäre auf Campingplätzen ins
Deutschland oder Holland undenkbar, aber – hey, wir sind in Süditalien, das
scheißt niemand etwas wegen der Umwelt. Und es ist ja auch nicht so, dass wir
eine Motorwäsche durchführen, wir spritzen nur die Reifen und Felgen ab, auch
die Windschutzscheibe kriegt ein paar Schwall Wasser verpasst. Dann fahren wir
ab, da war es ziemlich genau 10 Uhr. Wir gondeln gemütlich nach Manfredonia
hinüber und etwas außerhalb der Stadt fahren wir bei einem großen
Einkaufszentrum zu. Als erstes statten wir der Apotheke einen Besuch ab, Gernot
gehen nämlich zusehends die Haare aus. Mit beginnender Glatze hat das
jedenfalls nichts zu tun, denn außer ein paar kahlen Stellen ist Gernots Haar
weiterhin stark und dicht. Wir haben den Grund für diesen so genannten
„kreisrunden Haarausfall“ längst gegoogelt, wahrscheinlich hat das mit einem
Antibiotikum zu tun, das Gernot kurz vor dem Urlaub eingenommen hat. Zumindest
steht Haarausfall auf der Liste der Nebenwirkungen dieses Medikamentes
(Augmentin). Aber, die Recherche hat zudem ergeben, dass auch Vitaminmangel
eine Ursache für unerklärlichen Haarausfall darstellt und genau deswegen sind
wir heute in dieser Apotheke. Weil wir den Namen kennen, entscheiden wir uns
für Vitaminpillen von „Supradyn“, das sind sämtliche Vitamine enthalten, aber
auch Eisen, Zink, Magnesium und so Zeugs. Das kann nie schaden. Danach entern
wir den Supermarkt, kaufen uns ein paar Lebensmittel und natürlich ordentlich
Katzenfutter. Wer weiß, wie viele hungrige Katzen am nächsten Campingplatz auf
uns warten 😊.
Um ca. 12
Uhr 30 rollen wir dann beim „Camping Molinella Village Vacanze“ vor und kriegen
vom altehrwürdigen Chef einen schönen Stellplatz zugewiesen. Der Platz und
überhaupt das ganze Ambiente sind uns auf Anhieb sympathisch – gut möglich,
dass wir hier länger bleiben werden. Beim Anstecken des Stroms legen wir gleich
eine doppelte Slapstick-Nummer hin. Zuerst geht Gernot mit der Kabeltrommel in
der Hand zum ziemlich genau 50 Meter entfernten Stromkasten hin – super, denn
die Trommel muss beim WoMo bleiben und dort angesteckt werden. Also wieder
retour und das Ganze noch einmal. Und der zweite Teil der unfreiwilligen
Komik-Einlage war, dass wir etwas später bemerkten, dass sich einen (!) Meter
neben unserem WoMo eh auch ein Stromkasten befunden hätte. Da mussten wir dann
wirklich herzhaft über uns selber lachen 😊. Wir kommen dann schnell
mit unseren Nachbarn ins Gespräch, sogar noch vor dem Abladen der Vespa. Wir
plaudern mit Campern aus Wien, Steyr uns Pfaffenhausen, wir sind eindeutig in
einer deutsch-österreichischen Ecke angesiedelt worden. Passt. So erfahren wir
gleich, dass es hier am Platz nur ein kleines Cafe gibt, das Restaurant
befindet sich aber eh nur 200 Meter entfernt. Und es sei sehr gut und relativ
günstig. Das hört man natürlich gerne. Bei einem ausgiebigen Spaziergang
erkunden wir dann gleich die Umgebung, gehen natürlich auch an den sehr
gepflegten Strand hinunter und genießen den schönen Ausblick auf die nur drei,
vier Kilometer entfernte Stadt Vieste. Wir nehmen dann in der hübschen
Strandbar Platz, dort bestellen wir uns Kaffee und für jeden ein Piadine.
Einmal mit Schinken für Ilse, Gernot wagt sich über die Version mit Thunfisch.
Die Snacks waren durchaus genießbar, ein Fertigprodukt halt, aber das wussten wir
natürlich schon vorher. Nach einem feinen Nachmittagsschläfchen und einem Pasch
haben wir dann einstimmig beschlossen, dass wir heute nicht mehr kochen werden.
Und so haben wir uns mit einer Schokoladensemmel (Gernot) und einer Packung
Lachgummi (Ilse) zufriedengegeben. Schön ist es hier, ruhig ist es hier, nette
Nachbarn haben wir hier – wir sind also mehr als nur gut in Vieste angekommen.
Nach einer sehr feinen und angenehmen kühlen Nacht, haben wir uns mit einem
guten Kaffee die heutigen Lebensgeister eingehaucht. Die heiße Dusche hat uns
dann endgültig fit für den Tag gemacht und noch am Vormittag sind wir mit der
Vespa losgefahren. Wir wollen uns die Stadt Vieste näher anschauen und auch die
Einkaufsmöglichkeiten vor Ort abchecken. Weit haben wir es ja nicht dorthin und
schon nach wenigen Kilometern stellen wir uns direkt an der historischen
Altstadt ab. Vieste ist ziemlich touristisch, das sehen wir gleich an den
Preisen der Restaurants. Gleich beim allerersten Souvenir-Shop kaufen wir uns
ein nettes Bildchen von Vieste, danach machen wir einen kleinen Rundgang durch
die Altstadt. Wir überwinden zahlreiche Treppen, es geht fast immer auf und ab,
ziemlich anstrengend das Ganze. So kommen wir dann auch zum Dom von Vieste, um
ihn zu besichtige, hätten wir eine weitere, elendslange Treppe bezwingen
müssen, das war aber sogar Ilse zu anstrengend. Dem Dom wird’s wurscht gewesen
sein 😊.
Nach einem Pasch hat sich dann Gernot ans
Kochen gemacht, heute mal ein wenig früher. Schnell waren die Zutaten
zusammengebrutzelt, übrigens eignen sich die Burger-Pattys hervorragend für
unser 1er-Menü. Nach dem ausgezeichneten Essen – so viel Raum für Eigenlob muss
sein – hat uns das damit verbundene Fresskoma in einen tiefen Verdauungsschlaf
fallen lassen. Der dauerte bis 19 Uhr 30, draußen war es schon dunkel. Wir sind
runter an den Strand spaziert, der fast schon volle Mond hat uns ausreichend
Licht gespendet und wir waren einmal mehr überwältigt vom herrlichen Blick auf
die beleuchtete Stadt Vieste. Der große Leuchtturm warf immer wieder sein
grelles Licht auf uns, einfach nur wunderschön. Wir sind noch lange einfach so
und Hand-in-Hand dagestanden und waren wieder einmal sehr, sehr dankbar, dass
uns das Schicksal ein derart schönes Leben beschert hat. Daheim im WoMo haben
wir uns dann noch einen Spätabend-Pasch ausgespielt und nebenbei besorgt die
Nachrichten über ein schweres Erdbeben bei Neapel (4,6) verfolgt. Das war bis Rom
hinauf zu spüren, passiert ist aber zum Glück nichts, das ist schon mal die
Hauptsache.
Schön ruhig ist es hier am „Camping Molinella Village Vacanze“, lediglich
ein einzelner Vogel sorgte mit seinem seltsamen Balz(?)-Ruf für ein Geräusch.
Zwar hört man ab und zu Hunde bellen, aber die befinden sich außerhalb des
Campingplatzes, stören also nicht wirklich. Wunderbar ausgeschlafen sind wir
schon kurz nach 7 Uhr 30 (!!) aufgestanden und haben in aller Ruhe unseren
Kaffee genossen. Das Wetter ist herrlich, kaum eine Wolke ist am Himmel zu
sehen und es wird auch heute nur knapp über 30 Grad warm. Den Vormittag
verbringen wir mit Relaxen, wir machen einen Pasch und später gönnen wir uns eine
feine Jause mit Salami und Parmesan. Derart gestärkt werfen wir dann gegen 13
Uhr unseren Roller an und als erstes erkunden wir eine kleine Straße, die
außerhalb unseres Campingplatzes direkt am Meer entlangführt.
Das war wieder eine wunderbar ruhige Nacht, es gefällt uns hier mit jedem
Tag noch besser. Schön langsam merken wir den Herbst, denn in der Früh hat es
nur um die 18 Grad, aber natürlich sorgen diese Temperauren für einen
erholsamen Schlaf. Nach dem Frühstück machen wir den obligaten Vormittags-Pasch
und relaxen danach gemütlich vor uns hin. Als es uns dann warm genug ist,
fahren wir nach Vieste rüber, denn wir müssen dringend frisches Benzin in unser
Moped füllen. Bei der Gelegenheit wollten wir dann gleich ein paar Sachen
einkaufen, aber zu unserer Verwunderung waren alle Geschäfte geschlossen. Also
fahren wir zum öffentlichen Strand hinunter, da ist uns schon ein Kunstwerk
aufgefallen, das wollen wir uns aus der Nähe anschauen. Es handelt sich dabei
um überdimensionale Arme, die sozusagen aus dem Boden wachsen. Mit den Händen
formen diese Skulpturen verschiedene Motive, das schaut wirklich nicht schlecht
aus und ist wahrscheinlich einzigartig. Einen Hinweis auf den/die Künstlerin
finden wir nicht, vielleicht googeln wir das später noch genauer nach. Wir
machen natürlich einige Bilder von den Kunstwerken und beobachten auch den
einen oder anderen Schwimmer, der sich hier, mitten in der Stadt, in die Fluten
wagt.
Danach beschließen wir, dass wir „unserem“
Straßen-Cafe noch einen Kurzbesuch abstatten werden, ein Espresso und ein
Schwarztee, dazu vielleicht ein Croissant oder ein Dolci, das würde uns über
den größten Hunger-Ast drüber retten. Aber nix da – auch in diesem stets stark
frequentierten Lokal sind die Rollläden heruntergelassen, nix mit Tee und
Kaffee also. Komisch, vielleicht wird heute irgendein lokaler Feiertag begangen
– wir wissen es nicht. Allerdings werden wir nicht an Hunger und Durst sterben
müssen, denn im WoMo warten sowohl Kaffee, als auch ein Marmorkuchen auf uns,
das wird uns laben. Also zurück zum Campingplatz, erstmal ein bisschen
ausstrecken und danach eine feine Kaffeejause genießen. Gegen 17 Uhr brechen
wir aber noch einmal auf, denn auf der Hauptstraße kommen wir täglich an einem
„Super-Mercato“ vorbei und wie wir uns heute schon versichert haben, wird er am
späten Nachmittag wieder aufsperren. Wir sind die einzigen Kunden, kaufen
wenigstens ein paar relativ günstige Flaschen Bier ein, Brot und eine kleine
Salami dürfen uns auch nach draußen begleiten. Allerdings wollten wir auch die
Zutaten für unser Einser-Menü besorgen. Es gibt zum Glück noch zwei weitere
Einkaufsmöglichkeiten hier und beide greifen wir nacheinander an. Allerdings
machen uns die Supermärkte nicht glücklich, jeweils zwei Drittel der Regale
sind leer, auch hier ist die Saison vorbei und es wird nur mehr abverkauft. So
müssen die Läden in der ehemaligen DDR ausgeschaut haben 😊. Zwar finden wir noch
einen einzelnen Liter Milch, aber der wird schon morgen ablaufen, also bleibt
er im Geschäft zurück. Ein paar Konserven hätten wir kaufen können, aber die
Preise für den angebotenen Thunfisch waren jenseitig und lagen gut um das
Doppelte über den von „normalen“ Supermärkten. Danke, wir müssen ja nichts
zwangsweise in jede Touristen-Falle tappen. Mittlerweile ist es fast
stockdunkel geworden, die Dämmerung setzt hier ziemlich schlagartig ein und wir
schauen, dass wir rasch zum Campingplatz zurückkommen. Schon vor einer halben
Stunde sind wir einem großen Wohnmobil mit Innsbruck-Land Kennzeichen begegnet
und Gernot meinte scherzhaft, dass die sicher auf unseren Platz zufahren. Und
tatsächlich – das WoMo mit der IL-Nummer steht direkt neben uns. Natürlich
kommen wir gleich mit dem Paar ins Gespräch – sie sind noch älter als wir 😊. Leider sind sie mit
ihrem Platz so gar nicht zufrieden, er ist ihnen zu klein, sie hätten gerne
einen mit Meerblick gehabt. Aber die sind erstens noch kleiner und zweitens
ausgebucht. Tja, da kann man nix machen, das muss man hinnehmen. Wir lassen es
dann in aller Ruhe 19 Uhr werden und wandern dann die zwei-, dreihundert Meter
zum Restaurant hinüber, heute gehen wir den Strand entlang. Wir speisen wieder
ausgezeichnet, heute genehmigen wir uns beide eine Pizza, Gernot hat sich als
Vorspeise noch marinierte Anchovis auf Rucola gegönnt – der absolute Traum.
Auch die Pizzen waren hervorragend, vom Doppio bzw. dem Limonensorbet als
Nachtisch brauchen wir gar nicht reden. Bei der Kontrolle der Rechnung haben
wir dann bemerkt, dass der Espresso nicht den Weg auf den Bon gefunden hat,
also reklamierten wir zur Verblüffung der Kellnerin und zahlten nach. Das hat
die gute Frau ziemlich sprachlos gemacht, aber wir sind nun mal ehrliche Gauner
😊. Wir haben uns danach
noch fein vors WoMo gesetzt und das eine oder andere Kaltgetränk zu uns
genommen. Für morgen haben wir noch kleine Pläne, leicht möglich, dass wir gar nichts
unternehmen. Oder das volle Programm, wie gesagt, wir wissen es noch nicht. Und
das ist – neben vielem anderen – wohl das Schönste an unserer Art des Campings
…
Gleich nach dem Frühstückskaffee fällt die wichtigste Entscheidung – wir
rufen einen Schlunztag aus. Das lieben wir. Denn das bedeutet: Paschen,
paschen, paschen, dazwischen ruhen und gut essen. Passt. Unsere Tiroler
Nachbarn sind ziemlich gefrustet schon um 8 Uhr 10 abgefahren, möge es ihnen
woanders besser gefallen. Ilse hat dann wieder einen ausgiebigen
Strandspaziergang unternommen und tolle Fotos gemacht, Gernot hat sich derweil
lieber hingelegt. Eine sehr angenehme Besonderheit auf diesem Campingplatz ist,
dass regelmäßig ein lokaler Obst- und Gemüsehändler mit seinem Klein-LKW
vorbeikommt, heute hat ihm Ilse einen wunderschönen Paprika, eine große Knolle
Knoblauch und einige Zwiebel abgekauft. Übrigens nicht irgendwelche Zwiebel,
sondern eine Sorte, die sich Tropea nennt. Die kennen wir von daheim überhaupt
nicht, sie lassen sich am besten als Schalotten beschreiben, aber in der Form
einer übergroßen Kiwi-Frucht. Für alles zusammen hat Ilse genau 2 Euro
abgelegt, das ist ein sehr fairer Preis. Das sind schon mal die ersten Zutaten
für unser Einser-Menü, das morgen auf dem Programm steht. Also unterbrechen wir
für eine knappe Stunde unser selbstauferlegtes „Dolce far niente“ und fahren
mit der Vespa zum Euro-Spin nach Vieste rüber, um die restlichen Zutaten
einzukaufen. Schnell sind Bier, frische Nudeln, Joghurts und Brot
zusammengekauft – auch heute entscheiden wir uns, statt dem üblichen
Faschierten doch lieber wieder Burger-Pattys mitzunehmen. Die haben sich bei
der Premiere sehr bewährt. Zurück am Platz haben wir uns dann auf die Terrasse
der kleinen Bar gesetzt und einen fantastischen Espresso Doppio und einen
Campari-Orange für Ilse genossen. Übrigens scheint die Kombination von Campari
und Orangensaft in dieser Gegend relativ unbekannt zu sein, zumindest muss Ilse
ihren Lieblings-Drink immer näher erklären. Und wir haben geglaubt,
Campari-Orange sei typisch italienisch …
Als Nachtmahl geben wir uns heute mit
einer fulminanten Jause zufrieden, die kleine, gestern im Supermarkt gekaufte
Salami ist außergewöhnlich gut, dabei hat sie gerade mal 3 Euro irgendwas gekostet.
So geht ein Tag zu Ende, der zwar wenig ereignisreich, dafür aber voll erholsam
war. Vielleicht unternehmen wir morgen wieder eine größere Ausfahrt mit der
Vespa, vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen …
Sonntag, 1. Oktober 2023
Heute ist uns aufgefallen, dass wir einen neuen Rekord aufgestellt haben –
das ist jetzt unsere allerlängste WoMo-Reise überhaupt. Bislang hatte ja die
Reise nach Sizilien im Jahr 2015 mit ihrer vierwöchigen Dauer diese
Spitzenposition inne, aber nun wird sie von unserer 123. Fahrt abgelöst, da wir
ja nun schon den 34. Tag lang unterwegs sind. Geil – und es ist ja noch lange
kein Ende in Sicht, wir haben es nämlich überhaupt nicht eilig nach Hause zu
kommen. Obwohl es da auch sehr schön ist, aber das ist eine ganz andere
Geschichte 😊.
Noch während in der Früh unser braver Kaffee-Vollautomat vor sich hin
blubbert, geht Ilse rüber zum kleinen Bistro und kommt mit zwei fangfrischen
Cornettos zurück. Es waren die beiden letzten uns derart gut, dass wir sie wohl
künftig vorbestellen werden. Bald schon kommen wir überein, dass unser Moped
den heutigen Tag unter seiner Plane verschlafen darf, Kampf-Relaxen ist
angesagt. Wir kommen dann mit einem Paar aus Süddeutschland ins Gespräch, vor
allem deshalb, weil sie eine wunderschöne 300er Vespa mit dabeihaben. Die hat –
wenn man die Spiegel abmontiert – in der Heckgarage Platz, trotz ihrer gut 170
Kilo. Sie ist weiß und der Besitzer hat ein paar nette Extras angebracht, zum
Beispiel LED-Laufblinker, das haben wir auch noch nie gesehen. Und der Roller
hat sowohl einen Seiten- als auch einen Hauptständer, letzteren haben wir schon
öfter vermisst, aber damit könnten wir sie mit unserem Rampensystem leider
nicht aufladen. Ilse hat dann wieder alleine einen kleinen Strandspaziergang unternommen
und später haben wir erneut dem Bistro wohlschmeckenden Kaffee abgekauft. Als
Gernot einen zweiten Espresso Doppio bestellte, war die Dame an der Bar etwas
skeptisch ob der großen Menge an Koffein. Aber Gernot radebrechte in seinem
Mini-Italienisch den schönen Satz: „Forse no bene per Cora mia, ma molto bene
per mio Felicita.“ Also in etwa: „Vielleicht nicht gut für mein Herz, aber sehr
gut für mein Glücklichsein.“ Da musste die Frau herzlich lachen und reichte den
zweiten doppelten Espresso rüber. Natürlich haben wir auch heute wieder den
einen oder anderen Pasch auf den Teller geklopft und wie es dann unter Scherzen
und Lachen Essenszeit geworden ist, hat Gernot den Kochlöffel geschwungen.
Schnell waren Tropea-Zwiebel, Paprika und das Patty-Fleisch zusammengekocht,
schnell noch mit Weißwein ablöschen, Panna dazu und zuletzt die 2 Minuten lang
gekochten Nudeln daruntermischen. Herrlich, wie gut, dass uns das auch beim
x-ten Mal immer noch so schmeckt, zu Hause haben wir dieses Menü übrigens noch
nie gekocht, das ist und bleibt unsere Parade-Mahlzeit im Wohnmobil. Satt und
zufrieden haben wir dann gerade noch die Kraft für einen Gute-Nacht-Pasch
gehabt und ein paar kühle Drinks haben uns darüber hinaus die nötige
Bettschwere geliefert. Camping vom Feinsten! Morgen wird wieder die Vespa zum
Einsatz kommen, sogar ein ungefähres Ziel haben wir schon. Aber jetzt gehen wir
erstmal schlafen …
Montag, 2. Oktober 2023
Was ist das für ein wunderbar ruhiger Campingplatz hier, nur ab und zu
lässt uns der Ruf eines Vogels oder das Bellen eines weit entfernten Hundes
wissen, dass wir nicht alleine auf der Welt sind. Übrigens dürfte heute so
etwas wie der große Abreisetag sein, denn im 5-Minuten-Takt verlassen die
Wohnmobilisten nach und nach den Platz. Nach dem Frühstück starten wir unser
Moped, der erste Weg führt uns ins Zentrum von Vieste, weil wir frisches
Bargeld brauchen. Ilse hat schon im Netz herausgefunden, dass es beim Postamt
einen Geldautomaten gibt, das wissen aber natürlich auch die Einwohner von Vieste.
Und weil gerade Zahltag war, staut es sich ein wenig vor dem Bankomaten, aber
einen derartigen Stau nehmen wir normalerweise gerne hin. Heute nicht, lieber
gehen wir ums Eck in unser „Stamm-Kaffeehaus“ und stärken uns für den heutigen
Tag. Heute gibt es kein Dolci gratis dazu, scheint also eher eine Frage der
Tagesform dieses Lokals zu sein. Nach dem kleinen Break gehen wir wieder die
paar Schritte zum Postamt rüber, die Warteschlange ist deutlich kleiner
geworden, aber vier, fünf Leute warten immer noch. Wurscht, wir haben es ja
nicht eilig. Schließlich spuckt der stark beanspruchte Blechtrottel auch für
uns Geld aus und wir können die geplante Ausfahrt richtig antreten. Es geht dem
Meer entlang in Richtung Süden, nach dem Stadtzentrum folgt eine lange Camping-,
Flanier- und Campingmeile – hier reiht sich ein Hotel, ein Restaurant und ein
Campingplatz an den anderen. In der Hochsaison ist hier garantiert die Hölle
los, aber heute cruisen wir mit einem lockeren 50er dahin. Danach geht es
hügelig weiter, immer wieder rauf und runter. Es sind aber nur wenige Fahrzeuge
unterwegs, also kommen wir gut voran. Immer wieder einmal bleiben wir stehen,
weniger wegen der Erholung, sondern viel mehr wegen den herrlichen Aussichten
auf die Umgebung und das tiefblaue Meer.
Etwas außerhalb von Vieste bleiben wir
bei einer wunderbaren Felsformation stehen, die einen großen Bogen bildet, wo
das Meer darunter durchfließt. Das muss natürlich fotografiert werden und die
Bilder sind einfach nur phantastisch. Unser eigentliches Ziel ist aber der Ort
Pugnochiuso, hier haben unsere Freunde Barbara und Markus mit ihren beiden
Buben Urlaub gemacht – wir wollen mal schauen, warum sie von
diesem Ort so schwärmen. Bald einmal lässt uns dann ein Hinweisschild von der
Hauptstraße nach Pugnochiuso abbiegen und nach wenigen Kilometern kommen wir an
besagtem Ressort vorbei. Auch hier ist bereits die vielzitierte „Tote Hose“
angesagt, wir sehen ca. 15 Golf-Wagerln, die herrenlos ihrer Benutzung harren,
dutzende leerstehende Bungalows und gefühlt tausend Satelliten-Schüsseln. Ohne
darüber überhaupt geredet zu haben wissen wir – hier würden wir nicht mal als
Abziehbild irgendwo angeklebt sein wollen, solche Hotel-Moloche sind nix für
uns. Aber – jeder wie er meint und für unsere Freunde wird es sicher passen.
Hier, im geschützten Rahmen mit vielen Animateuren, Hüpfburgen oder
Trampolinanlagen können sie die Kinder untertags auch mal eine Zeit lang
unbeaufsichtigt lassen und das ist ja schon mal nicht nichts im Urlaub 😊. Wir bleiben übrigens
nicht einmal stehen, der Anblick der gigantischen Bespaßungs-Industrie-Anlage
genügt uns schon beim Vorbeifahren.
Und dann wäre es mit dem Fahren fast schon
wieder vorbei gewesen, denn im Ort Pugnochusio selbst sind wir in einer
Rechtskurve wirklich böse ausgerutscht. Zum Glück hat Gernot noch im letzten
Moment den Sand am Asphalt gesehen, war also schon sturzbereit und konnte die
Vespa gerade noch abfangen. Und das, obwohl sowohl das Vorder- als auch das
Hinterrad einen guten Meter nach links wegrutschte, Ilse wäre beinahe von ihrem
Sitz geflogen. Puh – das war so richtig knapp, Danke liebes Karma, Danke! Mit
etwas Herzklopfen haben wir unsere an sich lässige Tour fortgesetzt, nach wie
vor waren wir fast ausschließlich alleine auf der Straße unterwegs. Nur bei
einer kleinen aber feinen Pause sind zwei PKW vorbeigekommen, selbstredend im
Formel 1 Rennmodus. Was für Deppen, immer wieder verwunderlich. Irgendwann sind
wir dann wieder zur Hauptverbindung zurückgekommen und sind auf der sehr gut
ausgebauten Straße nach Vieste zurückgefahren. Jetzt war wieder deutlich mehr
los, aber auf der kurvigen Straße genügte ein lockerer 70er, um die PKW hinter
uns zu halten. Geradeaus geht Vollgas natürlich leichter, in den engen Kurven
geht den italienischen Kampfpiloten hingegen schnell das Talent aus 😊.
Dienstag, 3. Oktober 2023
Kurz nach 8 Uhr sind wir aus unseren Betten gekrabbelt und mit einem guten
Kaffee starteten wir in den Tag. Wir haben beschlossen, dass das heute unser
letzter Tag hier sein wird. Es war wirklich schön, aber es zieht uns weiter und
irgendwann müssen wir auch wieder nach Hause kommen. Aber wir haben dafür noch
genug Zeit, werden also in keinem Fall hetzen oder so. Heute sind wir nach
einem Pasch gegen Mittag aufgebrochen und noch einmal nach Vieste
rübergefahren. Dort haben wir einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt
gemacht, das ist wirklich ein ziemlich netter Ort hier.
Es geht wieder zurück auf die Straße und so schön es hier auch war, ist es
doch Zeit dafür geworden. Nach dem Frühstück wird unser WoMo routiniert auf
Reise getrimmt und schon knapp nach 9 Uhr sind wir vom Platz abgefahren. Wir
werden bald einmal tanken müssen und ein paar Kilometer außerhalb von Vieste
kriegt unser WoMo eine frische Ladung Diesel verpasst. Es rinnt Kraftstoff für
genau 100,00 Euro in den Tank, nicht billig, aber es wirkt. Die für uns
relevante Autobahn ist exakt 88 Kilometer weit entfernt und dafür brauchen wir
zwei Stunden. Es geht auf und ab, hin und her, manchmal sind die Straßen schmal
und kurvig, dazwischen findet sich aber auch immer mal ein besser ausgebautes
Stück.
Von
unserer Parkposition blicken wir auf ein zweistöckiges Bürogebäude und in einem
der Räume steht doch tatsächlich ein schön aufgeputzter Christbaum. Sehr
skurril und natürlich wird dieses Kuriosum von Ilse bildlich festgehalten.
Fröhlich paschend und eisgekühlte Limonade trinkend freuen wir uns vor allem
darüber, dass wir einen derartigen Stau nicht in der größten Sommerhitze
aushalten müssen. Noch vor wenigen Wochen hat es hier zu Mittag und am frühen
Nachmittag garantiert an die 40 Grad im Schatten gehabt, wenn nicht mehr. Heute
sitzen wir völlig relaxet und ohne zu schwitzen vor dem WoMo und haben keinen
Hitzekoller zu befürchten. Ziemlich genau mit dem letzten Wurf unserer Partie
ist dann langsam Bewegung in die stehende Kolonne gekommen und wie der Verkehr
dann wieder so richtig geflossen ist, haben auch wir uns auf den Weg gemacht.
Und 37 Kilometer später sind wir dann zum zweiten Mal während dieser Fahrt in
Giulianova angekommen, diesmal von der anderen Seite. Den Weg kannten wir ja
bereits und so sind wir um ca. 17 Uhr beim „Agri-Camping Garden Beach“
vorgefahren. Die Begrüßung ist dann sehr herzlich verlaufen, der Platz scheint
recht neu zu sein und wir durften uns frei einen Platz auswählen. Den fanden
wir dann genau zwischen Waschhaus und Restaurant, auch dass unser
10-Meter-Stromkabel für die Verbindung zum Stromkasten auf den Zentimeter genau
passt, freut uns. Hier bleiben wir zwei, drei Tage, also laden wir gleich noch die
Vespa ab.
Wir reisen ab. Die Juniorchefin ist darüber alles andere als erfreut und
zeigt sich leider von ihrer unhöflichsten Seite. Sie will nicht akzeptieren,
dass wir ihren dauernd bellenden Hund störend finden, da helfen dann keine
Argumente. Ehrlich gesagt, es ist uns ziemlich wurscht, wenn die Gute
enttäuscht ist, dass sie mit uns kein Geld mehr verdient. Wir schauen in erster
Linie auf unser Wohlergehen und denken nicht, dass dies abnormal egoistisch
ist. Also Tschüss Campingplatz und auch Tschüss Giulianova – ganz großes
Ehrenwort: Ihr beide seht uns nie wieder 😊. Schon gestern sind wir
übereingekommen, dass wir wieder nach San Marino fahren werden, den
Campingplatz dort mögen wir und das Restaurant ist sowieso eines der
allerbesten. Und wir haben auch keine Lärmorgien durch die Rennstrecke mehr zu
befürchten, weil dieser Wahnsinn nur einmal im Jahr sattfindet. Die Strecke
dorthin beträgt übrigens keine 250 Kilometer und wir werden fast ausschließlich
auf der Autobahn unterwegs sein. Eine lockere Etappe also. Die Abfahrt vom
Campingplatz in Giulianova erweist sich dann noch als ziemlich tricky, denn
unmittelbar nach Verlassen des Platzes sollten wir durch eine Unterführung der
Bahntrasse fahren – die misst aber nur 3 Meter Höhe. Und weist zusätzlich eine
Ab- bzw. Auffahrt von jeweils 15 Prozent auf. Das riskieren wir mit unseren 2
Meter 97 natürlich nicht, also müssen wir einen guten Kilometer gegen eine
Einbahn fahren. Das war möglicherweise nicht einmal illegal, denn das wird wohl
öfter mal vorkommen, dass ein WoMo höher ist als 3 Meter. Beim Einbahnschild
war eh eine Zusatztafel angebracht, aber so gut können wir auch wieder nicht
Italienisch. Jedenfalls ist alles gut gegangen und wie wir uns dann durch die
schmale Unterführung durchquetschten, musste natürlich ein Lancia-Fahrer
ebenfalls durch. Selbstverständlich ohne unseren Vorrang zu beachten,
schließlich waren wir zuerst da. Nachdem die Unterführung gerade mal 5 Meter
breit war, zirkelten wir haarscharf Zentimeter um Zentimeter an dem
ungeduldigen Deppen vorbei, das war wieder einmal typisch für die Idiotie der
meisten Autofahrer hier. Aber heute hat sich Gernot wenigstens elegant rächen
können. Unser WoMo ist nach einem Kaltstart immer sehr ruß-freudig und allzeit
bereit, seine dunkelschwarzen Abgaswolken loszuwerden. Dazu muss man nur
ordentlich Gas geben. Und genau das hat Gernot getan, als sich der Auspuff
unserer Schnecke neben dem geöffneten Seitenfenster des Lancia befunden hat.
Nach dem kurzen Vollgas-Stoß schoss eine derart schwarze Ruß-Wolke ins Innere
des Autos, dass es eine helle Freude war. Für uns wohlgemerkt, der
Lancia-Fahrer wird weniger gelacht haben. Rache ist zwar nicht immer süß, aber
manchmal tut so was einfach richtig gut. Müssen wir zugeben. Wenige Kilometer
nach der erfolgreichen Lancia-Schwärzung sind wir dann auf die Autobahn
gekommen und trotz dem Wahnsinns-LKW-Verkehr zuckelten wir störungsfrei in der
Blechlawine dahin. Unnötig zu erwähnen, dass wir erneut bei nahezu jeder
Autobahnraststätte eingekehrt sind, der Kaffee in Italien ist einfach
unwiderstehlich gut. Bei der Ausfahrt Rimini Sud sind wir schließlich von der
A14 abgefahren und nachdem wir erneut bei jeder einzelnen roten Ampel stehen
bleiben mussten, sind wir doch noch gut am „Camping San Marino Vacanze“
eingetroffen. Schnell waren wir eingecheckt, aber bei der Platzwahl zeigten wir
uns heute ausgesprochen selektiv. Zwar hatten wir schnell einen guten
Stellplatz und sind sogar schon auf die Böcke aufgefahren. Aber plötzlich war
uns dieser Platz nicht mehr gut genug und wir suchten uns auf dem
Terrassenplatz eine andere Abstellmöglichkeit, sozusagen einen Stock tiefer.
Hier brauchten wir gar nicht die Auffahr-Böcke auspacken, denn wir stehen sehr
gerade da, das bemerken wir sofort. Schnell ist die Vespa abgeladen, der Tisch
und die Stühle stehen ebenfalls rasch bereit und kaum war der Strom angesteckt,
da haben wir schon den ersten Besuch der beiden schwarzen Platzkatzen bekommen.
Schön ruhig ist es hier, obwohl wir einen großen Schäferhund in
unmittelbarer Nachbarschaft haben. Aber der ist wohlerzogen und hebt höchstens
mal eine Augenbraue, wenn eine der Platzkatzen zu nahe an ihm vorbeistolziert.
Übrigens ist er meistens nicht angeleint, bleibt aber trotzdem auf seinem
zugewiesenen Platz liegen – alles eine Frage der Erziehung und seine Besitzer
haben das offensichtlich gut im Griff. Das wird erneut ein schöner Tag werden,
noch vor 10 Uhr klettert die Temperatur auf knapp 21 Grad. Nach dem Frühstück
kümmert sich Ilse um unser Frischwasser, das wir im Tank mitführen. Heuer haben
wir von den ca. 60 Litern noch kaum etwas verbraucht und nachdem auch das beste
Tiroler Wasser durch monatelange Lagerung nicht besser wird, soll es heute
abgelassen werden. Dazu bräuchten wir eigentlich nur den Stöpsel im Tank ziehen
und das Wasser würde nur so rausplatschen. Aber Ilse wählt den Weg über die
Wasserleitungen, ein Durchspülen der Plastikschläuche kann nicht schaden.
Unsere brave Pumpe funktioniert klaglos und fröhlich sprudelt das Wasser aus
der Leitung. Doch plötzlich hört Gernot ein Plätschern dort, wo es nicht
hingehört – tatsächlich haben wir (wieder einmal!) vergessen, den Ablassregler
für das Brauchwasser zu schließen. So rinnt das kühle Nass unter unserem WoMo
auf den Boden, peinlich. Schnell ist der Drehregler geschlossen und nun ergießt
sich der Frischwassertankinhalt direkt in den Brauchwassertank – den werden wir
dann vor unserer Abfahrt hier ablassen. Gegen Mittag sind wir dann noch einmal
ins historische Zentrum von San Marino raufgefahren, haben natürlich wieder
ganz oben und auf „unserem“ Parkplatz die Vespa abgestellt und sind dann in
„unserem“ Stamm-Cafe eingekehrt. Ilse hat sich einen Hotdog bestellt und Gernot
hat wieder einen Schinken-Käse-Toast gegessen. Ein feiner Break und danach sind
wir noch ein paar hundert Meter durch die engen Gassen von San Marino spaziert.
Wirklich ein sehr pittoresker Ort ist das hier und wir werden mit Sicherheit
nicht das letzte Mal durch San Marino spaziert sein. Nach dem feinen Break sind
wir schnurstracks nach Fiorentina gefahren und im bereits öfters besuchten
Supermarkt haben wir neben Milch und Bier auch eine kleine Salami mitgenommen.
Beim WoMo angekommen, sind wir schon von den beiden schwarzen Katzen erwartet
worden, auch heute haben sie sich wieder bis auf die Staffel gewagt und das
eine oder andere Pfötchen auch in unser WoMo gesteckt. Sehr süß.
Der erste Blick aus dem Fenster zeigt uns, dass das wieder ein
wunderschöner Tag werden wird. Und der zweite Blick zeigt uns, dass unsere
beiden Platzkatzen bereits sehnsüchtig auf unser Aufwachen gewartet haben. Eine
sitzt auf der Staffel, die andere hat es sich in einen der Campingstühle
gekuschelt. Natürlich füllen wir ihnen sogleich ihre Futterschüsselchen auf,
erst danach bereiten wir uns selbst das Frühstück zu – man muss eben
Prioritäten setzen 😊. Anschließend nutzen wir aus, dass dieser Tage die
Platz-Arbeiter eine große Stehleiter gegenüber von uns stehen haben lassen. Wir
müssen nämlich zu unserem WoMo-Dach raufkommen, denn da hat sich im Dachfenster
oberhalb Gernots Schlafplatz schon bei unserem ersten Aufenthalt hier ein
Olivenzweig verklemmt – und der geht von selbst nicht mehr raus. Mit Hilfe der
Leiter war das dann überhaupt kein Problem, der Einsatz war in drei, vier Minuten
erledigt. Dann noch ein schneller Vormittagspasch und ziemlich genau zu Mittag
sind wir dann mit der Vespa losgefahren. Unser Ziel ist vorerst das Bergdorf
Verucchio, das als eines der schönsten in ganz Italien gilt. Es werden vom
Campingplatz etwas über 20 Kilometer dorthin sein und über die gut ausgebaute
Landesstraße kommen wir rasch voran. Bald schon sehen wir die Silhouette der
großen Burg des Dorfes, allerdings finden wir den Weg ins Zentrum erst im
zweiten Anlauf. Dafür parken wir dann unmittelbar im Schatten der Burg und
gehen die 200 Meter bis zum Eingang hinauf. Besichtigt hätten wir das
mittelalterliche Trumm eh nicht, aber den Ausblick von dort oben wollten wir
uns schon gönnen. Aber – gerade als wir das Gelände betreten wollten, wurde das
große Eisentor von einer Mitarbeiterin geschlossen – Siesta. Passt, Ruhezeiten
sind in Italien heilig, also machen wir unser Sightseeing halt von weiter
unten, da steht ein uralter Turm und auch von dort bietet sich ein herrlicher
Blick in die Umgebung.
Die finden wir dann gleich, das Bauwerk befindet sich einem sehr guten Zustand
und wir gerade für ein Event vorbereitet – wahrscheinlich eine Hochzeit oder
so. Etwas unterhalb des historischen Gemäuers setzen wir uns auf eine Bank,
schauen einfach so in die Landschaft und genießen den Rest unseres
mitgebrachten Wassers. Auch hier werden unsere Augen vom allgegenwärtigen Müll
beleidigt, der einfach in die Gegend geworfen wird. Überall liegen Scherben von
zerbrochenen Flaschen herum, unbegreiflich, dass sich niemand die Mühe macht,
die zusammenzukehren. Vor allem für Hunde ist das gefährlich, die könnte man
hier nirgendwo laufen lassen. Kinder übrigens auch nicht. Nach der
Erfrischungspause setzen wir unsere kleine Tour fort, das nächste Ziel ist das
Dorf Montebello – nomen est omen, könnte man sagen. Denn dieses „Schönberg“ ist
wirklich schön und wir nehmen uns die Zeit, durch die paar Gassen des Ortes zu
spazieren. Von Montebello aus haben wir einen wunderbaren Ausblick auf
Verucchio und das weiter entfernte San Marino.
Wir nehmen dann einen anderen
Rückweg und über eine sehr kurvenreiche und teilweise stark abfallende Straße
kommen wir durch das Dorf Franzolini durch, danach finden wir uns an der großen
Landesstraße wieder. Ilse kann sich dann erinnern, dass wir am Weg hinauf nach
Verucchio an einer Abzweigung nach San Marino vorbeigekommen sind. Wieder
einmal erstaunlich, denn Gernot hat diesen Wegweiser nicht gesehen.
Tatsächlich, kurz vor Verucchio geht es dann plötzlich rechts weg und die
Entfernung nach San Marino ist mit 12 Kilometer angegeben, also ist dieser Weg
noch dazu eine ordentliche Abkürzung. Wir sind dann fast alleine auf dieser
kleinen Straße unterwegs, nur hie und da werden wir von einem Motorrad
überholt. Und schließlich kennt sich dann auch Gernot wieder aus, denn die
letzten Kilometer führen über jene kleine, extrem steile Straße, die wir schon
einmal befahren haben und die uns direkt zum Campingplatz zurückführt. Geil!
Hier schließt sich dann der Kreis unserer kleinen Rundfahrt, insgesamt waren
wir zwar nur 54 Kilometer weit unterwegs, aber es fühlt sich fast so an, als
wären wir in einer anderen Welt gewesen. Wir sind dann gar nicht zum WoMo
gefahren, sondern haben uns im „Garden Restaurant“ mit einem Espresso gestärkt
und gleich für den Abend einen Tisch reserviert. Gestärkt leiteten wir
anschließend unser morgiges Aufbruch-Programm ein und hievten die Vespa auf
ihren Heckträger. Das hat sich heute mal ausnahmsweise als schwierig erwiesen,
weil uns auf dem glatten Asphalt die Auffahrrampe weggerutscht ist und das
gleich mehrmals hintereinander. Aber schließlich bequemte sich unser Moped doch
noch auf seinen Transport-Platz, wo sie wie immer bombensicher festgezurrt
worden ist.
Sonntag, 8. Oktober 2023
Wie immer an Reisetagen stehen wir früh auf, es gibt ja einiges zu tun. Als
erstes kocht uns Ilse den Frühstückskaffee und Gernot füttert die bereits
ungeduldig wartenden Katzen. Dann bezahlt Ilse unseren Aufenthalt hier und
schließlich lassen wir noch das Brauchwasser ab. Bei der Gelegenheit kriegt
unser Häuschen schnell noch eine kleine Grundreinigung, also Windschutzscheibe
und so. Es kann also losgehen und bevor wir uns bei Rimini auf die Autostrada
verfügen, tanken wir unsere Schnecke randvoll. Hier in San Marino ist der
Diesel um gut 30 Cent je Liter billiger, das muss man natürlich ausnutzen.
Unser Ziel ist der Gardasee, bis dorthin sind es knapp 300 Kilometer, fast alle
davon führen über die Autobahn. Dass am Sonntag keine LKW fahren dürfen ist natürlich
ein Segen, denn so kommen wir völlig problemlos voran. Unnötig zu erwähnen,
dass wir gleich mehrmals auf Raststätten auf einen Espresso eingekehrt sind. So
spulen wir Meile um Meile ab, das Wetter ist zum Fahren ideal, es regnet nicht
und im Oktober brennt auch in Italien die Sonne nicht mehr gnadenlos auf uns
runter. Trotz einiger Kaffeepausen brauchen wir letztlich weniger als 5 Stunden
für die Strecke und das, obwohl wir selten schneller als 85 km/h gefahren sind.
Bevor wir auf die Gardasee-Bundesstraße kommen, bezahlen wir bei der
Mautstation unseren Obolus für die Autobahnbenützung und Gernot freut sich
unbändig über die 2 Euro 50, die er neben dem Kassaautomaten vom Boden
aufklauben darf. Das sind immerhin deutlich mehr als 10 Prozent der Mautgebühr,
da darf man sich ruhig freuen. Wir fahren dann bei Sirmione von der
Bundesstraße ab und buchen uns wenig experimentierfreudig beim „Camping Tiglio“
ein. Da waren wir schon mindestens dreimal zu Gast, aber warum nicht, es hat
immer alles gepasst hier. Schnell haben wir dann unseren Stellplatz bezogen und
wie wir das schon von vorherigen Aufenthalten kennen, „regnet“ es den ganzen
Tag über vertrocknete Blätter von den Bäumen.
Nach dem Aufstellprogramm hätten
wir, quasi als Belohnung, Lust auf einen Kaffee gehabt – aber leider, das
Restaurant hat nicht geöffnet. Weil wir aber einen Angestellten sehen, fragen
wir nach und siehe da – wir kriegen unseren Kaffee und unseren Tee und genießen
auf der fast menschenleeren Terrasse diese Sonderbehandlung. Und der nette
Angestellte freut sich über unser großzügiges Trinkgeld 😊. Nach dem obligaten
Pasch ist es dann eh schon Zeit fürs Abendessen und wir delektieren uns an
einer ausgezeichneten Lasagne für Ilse und nicht weniger guten „Spaghetti al
Ragu“ für Gernot. Dazu einen gemischten Salat, eine wirklich runde Sache. Nach
einem kleinen Verdauungsspaziergang über den Platz sind wir dann zum Häuschen
zurück und haben uns im Freien bei kühlen Drinks die notwendige Bettschwere
eingehandelt. Übrigens schwirren auch hier die Baumwanzen in Mannschaftsstärke
herum, bei unseren bisherigen Aufenthalten war von den gepanzerten Tierchen
noch keines zu sehen. Aber die Dinger stechen und beißen nicht, sie stinken nur
im Notfall und sind uns mit ihrem unbeholfenen Flug-Stil nicht mal richtig
unsympathisch. Relativ früh gehen wir dann schlafen.
Montag, 9. Oktober 2023
Dank der frühen Bettruhe sind wir schon um 8 Uhr 30 putzmunter und freuen
uns auf einen schönen Tag. Das Wetter schreit geradezu nach einer Ausfahrt und
weil auch der Ruf eines Wochenmarktes nicht zu überhören ist, starten wir schon
am frühen Vormittag unser Moped. Es geht nach Colombare rüber, das liegt direkt
neben Sirmione. Natürlich parken wir die Vespa in unmittelbarer Nähe zum ersten
Marktstand und schon bei der ersten Tabak Trafik finden wir einen netten
Kühlschrank-Magneten. Der Markt selbst gibt dann nicht viel her, zwar hätten
wir massenhaft Kleidung kaufen können, aber Danke – an Gewand haben wir
wirklich alles. Was man aber immer brauchen kann – ein ganzes, knusprig
gebratenes Hühnchen. Das ist mit seinen 6 Euro 50 fast schon unverschämt
günstig, so ist das heutige Essen bereits eingekauft. Dazu nehmen wir uns noch
ein paar Brötchen und ein Croissant aus einer Bäckerei mit, danach fahren wir
ins „Centro“ von Sirmione. Wie oft wir wohl schon hier waren, zehnmal? Wurscht,
es ist immer wieder lässig hier, die Altstadt von Sirmione ist auch nach dem
x-ten Besuch immer noch eine Attraktion für sich. Wir stellen uns wie immer auf
dem kleinen Motorradparkplatz ab, der liegt keine 200 Meter vom Eingangstor der
Stadt entfernt, das geht. Heute wird die Vespa mal wieder an die Kette gelegt,
soviel Paranoia darf sein. Obwohl eigentlich schon längst die Nachsaison Einzug
gehalten hat, ist erstaunlich viel los, regelrechte Menschenmassen schieben
sich durch die engen Gassen – und wir schieben natürlich mit. In einem kleinen
Straßen-Cafe genehmigen wir uns einen Pott Schwarztee für Ilse, Gernot schlürft
genüsslich einen fantastischen „Espresso Doppio“. Beim Schlendern durch diesen
Tourismus-Hotspot halten wir logischerweise stets die Augen nach
Vespa-Souvenirs offen und in einem Shop werden wir dann so richtig schön
fündig. Wir entdecken die Skulptur einer Vespa samt Fahrer, schon die dritte in
unserer umfangreichen Sammlung.
Das Teil schaut wirklich spektakulär aus und
war mit seinen 24 Euro auch spektakulär günstig. Im gleichen Geschäft kaufen
wir uns dann gleich noch zwei lässige Vespa-T-Shirts, die auch nur je 10 Euro
gekostet haben – Nepp schaut definitiv anders aus. Wie wir dann wieder zur
Vespa zurücklatschen, sehen wir am Dauer-Parkplatz von Sirmione eine Vielzahl
von schwer beschädigten Luxuslimousinen. Vor ein paar Monaten hat es hier am
Gardasee eines der heftigsten Hagelunwetter aller Zeiten gegeben und Sirmione
war so ziemlich am schwersten betroffen. Da sind sagenhaft teure Mercedes SUV
innerhalb von Minuten von einer 150.000 Euro Karre zum 15.000 Euro Schnäppchen
mutiert. Alleine jene Schäden, die heute noch zu sehen sind, gehen garantiert
in die Millionen, nur auf diesem einen Parkplatz. Auch bei uns am Campingplatz
sind sämtliche Wohnwägen der Dauercamper schwerstens beschädigt, da ist bei
keinem der Häuschen auch nur eine Scheibe ganz geblieben. Auch an den
Außenseiten der Fahrzeuge sind teilweise faustgroße (!!) Dellen zu sehen, die
Hagelgeschoße müssen die Größe von Tennisbällen gehabt haben. Und die
zahlreichen Videos in den sozialen Medien bestätigen das auch. Unglaublich und
auch erschreckend, dass so etwas auch uns passieren könnte und sich unsere arme
Schnecke von einer Minute zur anderen in einen Totalschaden verwandelt … Zurück
am Platz haben wir uns dann sogleich über das immer noch schön warme Hendl
gemacht, wie immer ein köstlicher Genuss. Nach einem Verdauungs-Pasch haben wir
dem Shop am Platz einen Besuch abgestattet und kaufen uns Oliven, Tomaten und
einen sensationell gut schmeckenden Marmorkuchen. Gegen 18 Uhr lassen wir dem
Knusper-Hühnchen dann noch eine feine Jause mit Salami, Parmesan, Oliven,
Tomaten usw. folgen, damit ist der Hunger für heute endgültig erledigt. Lange
können wir heute nicht mehr im Freien sitzen, denn Horden an Fliegen und
Stechmücken verjagen uns ins Innere unseres Häuschens. So neigt sich ein feiner
Tag seinem Ende zu, erneut gehen wir relativ zeitig schlafen.
Trotz dem frühen Schlafen-gehen pennen wir doch glatt bis fast 10 Uhr
durch. Das sind beinahe 12 Stunden, aber ist das nicht vollkommen wurscht? Wir
haben nix besonderes vor heute, außer dass wir was einkaufen sollten. Das
machen wir dann auch, bei Peschiera hat Ilse schon einen großen „Conad“
Supermarkt ergoogelt, also nichts wie hin mit uns. Heute ist nämlich wieder
Selber-kochen angesagt, natürlich unser Standard-Menü. Nach Peschiera sind es
keine 10 Kilometer und im Supermarkt sind die Zutaten für das Essen schnell
zusammengesucht und gekauft. Am Platz sind wir später zum See runterspaziert
und dort mit einem Standup-Paddler ins Gespräch gekommen. Uns hat vor allem
interessiert, was es mit den Schilfhütten auf sich hat, die sich in einiger Entfernung
vom Ufer im Gardasee befinden. Und für uns schaut es so aus, als würden sich
dutzende Enten in der Nähe dieser Hütten im Wasser tummeln. Das bestätigte der
nette Deutsche dann auch, er habe sich extra vorsichtig den Schilfhütten
angenähert, auf dass er die friedlich vor sich hin dümpelten Enten nicht
aufschrecke.
Ein paar Stunden später hat ihn Ilse beim Abwaschen noch einmal
getroffen und da musste der nette Mann seine Schilderung richtigstellen – aber
so richtig richtig 😊. Denn die putzigen Schilfhütten sind definitiv nicht als
Rückzug für die Enten gedacht, die übrigens gar keine Enten sind. Zumindest
keine echten Enten. Die Hütten dienen viel mehr Jägern als Unterschlupf und zur
Tarnung, die „friedlich vor sich hindümpelten“ Enten sind aus Plastik, also
sprichwörtliche Lockvögel. Der Deutsche entschuldigte sich lachend über seinen
Fauxpas, aber er hatte leider seine Brille nicht aufgehabt. Irgendwie ist das
ganz schön gemein von den Jägern, aber was verstehen wir schon vom Waidwerk …
Dafür verstehen wir was vom Kochen und gegen 17 Uhr 30 hat sich Gernot
schließlich an die „Arbeit“ gemacht. Vorsorglich haben wir gestern vom
Knusper-Hendl einiges an weißem Fleisch abgezweigt und das ist heute mit
Zwiebel, Paprika und Panna zu unserem Lieblings-Camper-Essen zusammengebrutzelt
worden. Dazu noch die unschlagbar delikaten, frischen Nudeln – und Ilse hat
schließlich noch einen Salat mit Kernöl zubereitet. Herrlich und wie immer ist
kein noch so kleines bisschen des Essens übriggeblieben. Mit einem lässigen
Pasch haben wir uns dann müde genug fürs Bett gemacht – für morgen haben wir
noch keine Pläne, mal schauen, was der Tag bringt.
Mittwoch, 11. Oktober 2023
Die Nacht war heute leider schwer getrübt, denn unser unmittelbarer Nachbar
hatte die ganze Zeit über die laute Klimaanlage seines Wohnmobils laufen. Und
das bei knapp 18 Grad Außentemperatur. Das Ding hat sich alle drei, vier
Minuten eingeschalten, brummte und klapperte dann heftig zwei Minuten lang vor
sich hin, ehe es wieder stoppte. Und dann das Ganze wieder von vorn, die ganze
Nacht lang. Manche Leute sind wirklich vollkommen ignorant ihren Nachbarn
gegenüber, auch wenn wir solche Unverschämtheiten nur sehr selten erleben. Am
Morgen hat Gernot dann den vermeintlichen Schweizer zur Rede gestellt, er war
aber ein nativ Englisch sprechender Brite. Und der Depp zeigte sich völlig
verwundert darüber, dass wir seine Klimaanlage als störend empfunden haben.
Damit hätte er nie gerechnet, meinte er und es tue im aufrichtig leid. Aber –
wir bräuchten nicht mit weiteren Störungen dieser Art rechnen, denn er würde
heute ohnehin abreisen. Na, wenigstens etwas. Nach dem Kaffee dann der nächste
Aufreger. Einer der Platzarbeiter startete unvermittelt einen riesigen
Laubbläser und machte sich daran, die am Boden liegenden Blätter
zusammenzufegen. Das muss man sich mal vorstellen. Es liegen hier ja Millionen
Blätter herum, wohin will er die denn hinbringen? Noch dazu blies er eine
gigantische Staubwolke vor sich her, die sofort zu uns herüberwehte und unser
WoMo in trübes Grau hüllte, Ja sag, ist der denn völlig verblödet?
Ilse hat ihn
dann sofort aufgefordert, sein idiotisches Tun einzustellen und Gernot ist
gleich zur Rezeption hinaufgegangen, um das zu klären. Aber der Angestellte
dort war nicht nur uneinsichtig, sofort bemängelte er, dass Gernot nicht das
obligate Plastik-Armbändchen trug. Und der gute Mann meinte, in gar nicht mal
so schlechtem Deutsch: „Ohne dieses Band müssen Sie sowieso vom Platz abhauen!“
Ist das zu fassen? Denen geht es hier offenbar echt zu gut, da ist der Begriff
„Unverschämtheit“ ja geradezu ein Euphemismus. Aber – über derartige
Dreistigkeiten regen wir uns prinzipiell nur sehr kurz auf, stattdessen haben
wir in Rekordzeit unsere Sachen zusammengeräumt, die Vespa aufgeladen,
anschließend noch fein geduscht und keine halbe Stunde später haben wir den
„Campingplatz Tiglio“ ein allerletztes Mal verlassen. Zum Glück gibt es am
Gardasee Campingplätze wie anderswo Sand am Meer und nach einem kurzen
Telefonat wussten wir, dass wir am „Camping La Ca“ erwartet werden. Da waren
wir auch schon drei- oder viermal und dort hat es immer perfekt gepasst. Es
sind ja kaum 20 Kilometer bis zum „La Ca“ und dort angekommen, kriegen wir den
Platz Nummer 76, auf dem sind wir auch schon mal gestanden. Von hier aus haben
wir einen unverbaubaren Blick aufs „Meer der Tiroler“ und schnell sind wir
eingerichtet.
Als erstes gönnen wir uns ein zweites Frühstück, danach legen wir
uns gleich nieder, wir haben von der heutigen Nacht noch einiges an Schlaf
nachzuholen. Den Nachmittag verbringen wir mit einem feinen Pasch und kurz nach
18 Uhr pilgern wir schon zum Restaurant hinauf. Ilse hat schon bei der Herfahrt
angekündigt, dass sie sich wieder die „Scalopine al Vino Bianco“ bestellen wird
und so ist es selbstverständlich auch gekommen. Dieses Essen hat sie sich
übrigens, das wird schon ein paar Jahre lang her sein, mal drei Tage lang
hintereinander gegönnt 😊. Gernot hatte heute Lust auf eine Pizza und ist in der
Karte auf die Variante „Lanciafiamme“ gestoßen. Von dieser Pizza haben wir noch
nie gehört und eine kurze Überprüfung mit dem Google-Übersetzungs-Tool hat
ergeben, dass das Wort „Flammenwerfer“ bedeutet. Na, eh super. Gernot mag
scharf ohnehin gerne und diese Pizza war dann auch wirklich ganz nach seinem
Geschmack. Das Brennen auf den Lippen und der Zunge hat sich mit einem Bierchen
erfolgreich löschen lassen und schon beim obligatorischen Doppio war die
Schärfe von Salami, Pfefferoni und Tabasco-Sauce längst verflogen. Ein
wunderbares Essen und wir freuen uns, dass wir mit der Entscheidung zum „La Ca“
zu wechseln wieder einmal alles richtig gemacht haben.
Im Vergleich zu gestern haben wir heute gut geschlafen und wäre der blöde
Hund unter uns, der jeden Vorbeigehenden anbellt, nicht gewesen, hätten wir
sogar sehr gut geschlafen. Da kann man leider nichts dagegen tun, sein Herrchen
und sein Frauchen kümmert das ständige Bellen nicht, im Gegenteil – er ist an
den Zaun ihres Stellplatzes gebunden, damit er ja jeden Passanten verbellen
kann. Nach der Morgentoilette und dem Frühstück brechen wir gegen 10 Uhr 30 auf
– in Lonato wird Markt gehalten und da müssen wir natürlich hin. Die Fahrt geht
durch eine wunderbare Landschaft, den Ort kennen wir schon von mehreren
Besuchen und darum wissen wir auch, dass wir bis zum ersten Marktstand zufahren
können. Wir wandern den ganzen Markt entlang, es werden wohl an die hundert
Standler versammelt sein. Tatsächlich werden wir fündig und erstehen gleich mal
drei schöne, bunte Wäscheklammern, so etwas kann man immer brauchen. Später
finden wir dann noch ein hübsches Täschchen für Ilses Handy, damit sie zum
Fotografieren nicht immer ihr Telefon aus dem Heckköfferchen kramen muss. Am
Hauptplatz stärken wir uns danach mit einem Kännchen Tee und dem
unvermeidlichen Doppio, dazu bringt uns die ausgesprochen freundliche Kellnerin
zwei köstliche Kipferln, das für Gernot ist mit Pistazien-Creme gefüllt –
einmalig. Alles zusammen hat dann gerade mal 6 Euro 30 gekostet, da durfte sich
die nette chinesische Angestellte noch über ein schönes Trinkgeld freuen – und
wie immer in Italien ist das Personal geradezu verblüfft, wenn es für ihren
Service ein Extra-Geld gibt. Jetzt waren wir wirklich schon mehrmals in Lonato,
aber jedes Mal war der große Dom verschlossen. Heute nicht und natürlich
schauen wir uns das Gotteshaus an. Es ist wirklich beeindruckend, so verfügt es
über 13 Seitenaltäre, die allesamt im 17. und 18. Jahrhundert aus Marmor
geschaffen worden sind. Ilse darf sich dann gleich noch als Feuerwehrfrau
bewähren, denn beim Anzünden einer Kerze hat sich eine Besucherin derart
ungeschickt angestellt, dass Ilse das dabei entstehende Feuer austreten musste.
Da sieht man mal wieder, wie wertvoll festes Schuhwerk sein kann 😊.
Heute ist mal wieder ein Freitag der 13. – da wir aber immer noch nicht
abergläubisch geworden sind, ist uns das Datum natürlich ziemlich egal. Das
Wetter ist für eine Ausfahrt schön genug, zwar ist es heute ziemlich trüb, aber
die Regenwahrscheinlichkeit beträgt laut Prognose 0 Prozent, das geht. Nach dem
Frühstückskaffe machen wir uns dann gleich auf den Weg nach Manerba sul Garda,
es werden knapp mehr als 10 Kilometer dorthin sein. Der Verkehr hält sich in
Grenzen und auf der relativ schmalen Bundesstraße sind wir mit der Vespa nahezu
unüberholbar, dafür gibt es einfach zu viele Kreisverkehre. In Manerba sul
Garda sind wir heute nicht zum ersten Mal und so verwundert es nur wenig, dass
sich Ilse erinnern kann, wo genau der Markt abgehalten wird. Wir parken uns in
unmittelbarer Nähe zum ersten Marktstand ein und marschieren los. Es ist
erstaunlich viel los, aber die lokalen Märkte rund um den Gardasee sind nun mal
ein Publikumsmagnet, das wissen wir seit vielen Jahren. Die meisten Stände
haben Bekleidung im Angebot, das ist nichts für uns, mit Ausnahme von
Vespa-T-Shirts haben wir auf einem Markt noch nie Gewand gekauft. Dafür finden
wir eine hübsche Eieruhr, unsere bisherige ist vor ein paar Wochen daheim
abgestürzt und hat sich in ihre Bestandteile zerlegt. Jetzt wird uns eine
Eieruhr in Form einer roten Paprika zukünftig melden, wenn die Spaghetti „al
dente“ bzw. die Kartoffeln weichgekocht sind. Für unfreiwillige Komik sorgte
dann noch ein deutscher Tourist, als er sah, wie Gernot das Klingel-Geräusch der
Eieruhr testete. Ganz erstaunt rief er aus: „Oh, die hat ja einen Timer
eingebaut!“ Was für eine Überraschung – bei einer Eieruhr. Tja, was soll man da
noch antworten, außer: „Da sind Sie etwas ganz Großen auf der Spur …“ Das war
es dann aber noch gar nicht mit unseren Einkäufen, denn Ilse hat schließlich
noch ein schönes Tuch gefunden, mit dem wir zukünftig im WoMo die
Waschbecken-Abdeckung abdecken werden. So etwas fällt zwar in die Rubrik „Dinge
die der Mensch nicht braucht“, aber das Tuch ist wirklich hübsch anzusehen 😊. Bei den so genannten
„Fress-Ständen“ hätten wir natürlich auch ordentlich zuschlagen können, egal ob
Fisch, Käse, Olivenöle, Salamis oder Obst und Gemüse – die Auswahl war
gigantisch. Aber wir haben heute sogar die knusprigen Hühnchen auf ihren
Spießen hängen gelassen und sind zur Vespa zurückspaziert. Unser nächstes Ziel
ist Salo und Ilse hat natürlich gewusst, dass es einen eigenen Weg dorthin
gibt, der fast ausschließlich dem See entlangführt. Traumhaft schön. In Salo
parken wir uns bei einer Kirche ein und wandern in der Folge eine riesige Runde
durch Salo. Zuerst dem See entlang bis zum Dom, das große Gotteshaus ist offen
und Ilse geht hinein. Aber bald schon musste sie ihr Sightseeing abbrechen, der
Meßner komplimentierte sie hinaus – Siesta.
Einigermaßen überraschend wird das heute der letzte volle Urlaubstag dieser
123. WoMo Reise. Wobei, wir dementieren ja eh bei jeder Gelegenheit, dass
Campen für uns kein Urlaub, sondern längst unser Leben geworden ist 😊. Es wäre nämlich geplant
gewesen, dass wir diese Fahrt am Comersee ausklingen lassen werden, unser
Lieblings-Campingplatz „Piccolo“ in Domaso hätte noch offen gehabt. Doch leider
wird das Wetter in den kommenden Tag mehr als schlecht und es sind
Frühtemperaturen im tiefen, einstelligen Bereich zu erwarten. Das tun wir uns
lieber nicht an, also werden wir morgen über den Brenner heimfahren, an einem
Sonntag sind ja keine LKW unterwegs, also sollte das passen. Unseren letzten
Tag am Gardasee lassen wir ganz gemütlich angehen, wir frühstücken in Ruhe,
machen selbstredend einen Pasch und faulenzen vor uns hin. Zwischendurch räumen
wir immer wieder ein paar Sachen für die morgige Heimfahrt zusammen und später
fahren wir noch mit der Vespa zum Conad-Markt rüber. Heute nehmen wir aus dem
Kreisverkehr die richtige Ausfahrt und parken uns keine drei Minuten später vor
dem großen Supermarkt ein. Wir brauchen zwar selber keine Lebensmittel mehr,
aber als Mitbringsel kaufen wir für Nadja und Stefan ein ganzes Sammelsurium an
italienischen Köstlichkeiten. Von der Salami über Spaghetti und Parmesan bis
hin zu eingelegten Pilzen – das volle Programm. Das war dann eh schon die
Hauptarbeit heute, irgendwann laden wir dann noch die Vespa hinten auf, jetzt
könnten wir jederzeit abfahren. Das tun wir heute natürlich nicht mehr, viel
lieber gehen wir abends noch einmal zum Restaurant hinauf zum finalen Essen.
Gernot delektiert sich zum letzten Mal an gebackenen Meeresfrüchten, heute
dürfen es Tintenfischringe sein. Ilse kommt natürlich schon wieder nicht an
ihre Kalbsschnitzel in Zitronensauce vorbei, warum sollte sie auch?
Selbstverständlich beendet Gernot auch diese Mahlzeit nicht, ohne sich einen
„Espresso Doppio“ hinter die Binde zu kippen, daheim können wir von einem
derartigen Kaffeegenuss leider nur träumen. Erwähnenswert ist noch der neue
Pächter des Restaurants, er ist Italiener, heißt Patrick und er packt so
richtig mit an, heute gibt er unter anderem den Kellner. Und als Chef kann er
auch großzügig sein, deshalb kriegt Ilse – mit der er die letzten Tage immer
wieder mal nett gescherzt hat – einen Gratis-Limoncello serviert, sozusagen zum
Abschied. Grazie Mille! Nach einem letzten Pasch legen wir uns nieder und jetzt
freuen wir uns wirklich schon sehr auf die heimische Couch – so schön das
Wegfahren und das Weg-sein auch ist, das Heimkommen gehört zu den
allerschönsten Momenten jeder Reise. Wir haben es aber auch wirklich gemütlich
daheim …
Schon kurz nach 8 Uhr stehen wir auf, der Magnetismus der heimischen Couch
wirkt immer stärker. Nach dem Kaffee brauchen wir nur noch die letzten Sachen
auf ihren angestammten Platz zu räumen, dann kann es losgehen – abgefahren sind
wir um exakt 9 Uhr 18. Es gibt einige Möglichkeiten auf die Brenner-Autobahn zu
kommen, wir nehmen heute den Weg über Desenzano. Dort tanken wir unser Häuschen
randvoll und verfügen uns sogleich auf den Zubringer zur Autobahn, die uns dann zur
A22 bringen wird. Der Verkehr ist lediglich mäßig und wir kommen bestens voran.
Natürlich bleiben wir auch an unserem letzten Reisetag immer wieder mal bei
einer Raststation stehen und genießen die letzten Espressi. Bis Bozen kommen
wir völlig klaglos, aber dann meldet Google-Maps einen massiven Stau am
Brenner, der sich minütlich verlängert. Es hat aber kein Unfall diesen Stau
ausgelöst, sondern schlicht und ergreifend Verkehrsüberlastung. Wir sind
erwartungsgemäß nicht die einzigen, die einen LKW-freien Sonntag als idealen
Reisetag angesehen haben, zehntausende Urlauber bzw. Camper hatten dieselbe
Idee. Passt schon, von Staus sind wir während dieser Reise eh kaum genervt
worden und wenn, dann war ein Unfall daran schuld, wie vor Giulianova. Die
prognostizierten knapp zwei Stunden Verzögerung am Brenner wollen wir uns dann
nicht antun und bei Brixen fahren wir von der Autobahn ab. Die Bundesstraße
verspricht weniger Stau, doch war dies leider ein leeres Versprechen.
Damit geht eine Reise zu Ende, die mit ihren 47 Tagen die längste
Wohnmobil-Fahrt bisher war, auch mit der Vespa haben wir mit 994 Kilometer
einen neuen Rekord aufgestellt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
werden wir heuer nicht noch einmal wegfahren, jetzt wird mal wieder für ein
paar Monate in festen Gemäuern gewohnt. Heuer haben wir zwar „nur“ sechs
WoMo-Reisen unternommen, sind dabei aber so lange unterwegs gewesen, wie noch
in keinem Jahr zuvor. Ilse hat von ihrem Mobilfunkanbieter sogar ein Mail
bekommen, dass sie das Fairplay-Gebot bei den Roaminggebühren verletzt habe –
weil sie in diesem Jahr so viel im Ausland unterwegs war 😊. Aber sie haben
wenigstens noch ein Auge zugedrückt und es ist keine Pönale fällig geworden.
Mal schauen, wie A1 im kommenden Jahr reagiert, denn da werden wir unter
Garantie wieder 100 Tage oder mehr unterwegs sein, auch 150 Tage sind nicht so
unwahrscheinlich. Schöne Aussichten sind das und mit diesem motivierenden
Gedanken erklären wir die WoMo-Saison 2023 hochoffiziell als beendet. Ach ja –
für die Statistik: Mit unserer Schnecke sind wir heuer 8.271 Kilometer gefahren
und mit der Vespa satte 2.843 – also zusammen jenseits der 10.000 Kilometer –
das wird sich doch toppen lassen …😊.