Die WoMo Saison 2020 steht vor der Tür!
Und plötzlich war alles anders …
Nach unserer Rückkehr aus Indien Mitte Dezember verlebten wir ein
gemütliches Weihnachtsfest, einen feinen Jahreswechsel und freuten uns schon
sehr auf die WoMo-Saison 2020. Es wird unsere erste „volle“ WoMo Saison sein,
keiner von uns hat mehr berufliche Termine. Zumindest keine, die ein
dauerhaftes Reisen verhindern. Dann erhielten wir im Februar einen ebenso unerwarteten, wie auch
unerfreulichen Anruf von unserem WoMo-Garagen Vermieter. Kurz, aber leider
nicht schmerzlos, erklärte er uns, er habe das Gebäude verkauft, wir müssen mit
unserem Nasenbären leider ausziehen - „Schönen Tag noch“. Das war natürlich ein
Schock, schließlich hatten wir es uns in der Garage längst gemütlich gemacht,
sogar ein sehr hübsches Regal haben wir angeschafft und rundum mit einem
selbst genähten Staubschutz versehen. Jetzt musste alles weg - aber wohin?


Dann
hatte Ilse DIE Idee … Nur ein paar hundert Meter von uns daheim befindet sich ein
Seniorenwohnheim und schon vor Monaten ist Ilse beim Spazierengehen das riesige
Einfahrtstor zur Tiefgarage aufgefallen. Mehr als vier Meter hoch, da könnten
wir doch mit unserem Schneckchen … Ilse „inspizierte“ daraufhin die Garage und
traute ihren Augen nicht - auf einem der vielen Parkplätze stand ein Wohnmobil!
Die werden doch nicht Plätze vermieten? Doch, taten sie. Und blitzartig verhandelte
Ilse einen Vertrag für unseren dicken Nasenbären aus, auch den Platz bekamen
wir sofort zugewiesen. Der war aber nur suboptimal, weil Säulen die Zufahrt
komplizierten (und eine Reparatur des linken Außenspiegels notwendig machen
wird ☹). Doch schließlich
erfuhren wir, dass das andere WoMo eh nur über den Winter hiersteht, wir können
dann ab Mai dessen Platz übernehmen. JUHU!!! Was für ein Glück - jetzt steht
unser geliebtes Schneckchen sogar in einer beheizten (!!) Garage und unter
zahlreichen Videokameras. Und das Ganze für weniger als 100 Euro pro Monat.
Zwar ist das ein wenig mehr als wir bis jetzt bezahlt haben, aber der Platz ist
das allemal wert. Jetzt könnten wir ohne Weiteres zu Fuß zum WoMo spazieren,
sind ja nur ein paar hundert Meter dorthin. Schöner geht’s wirklich nimmer, wir
sind sehr, sehr froh darüber. Die „alte“ Garage war dann - zack-zack-zack - schnell ausgeräumt. Unsere
Reifen lagern wir in Zukunft bei einer Reifenfirma, den Felgenbaum haben wir
verschenkt. Ebenso unser Regal mit dem hübschen Vorhang rundherum - das haben
wir kurzerhand hinten aufs WoMo geschnallt und unseren Freunden Barbara und
Markus frei Haus geliefert. Aktion Garagenwechsel erfolgreich absolviert - wir
haben uns mit dem neuen Standort wieder verbessert, das war bis jetzt jedes Mal
so. Aber jetzt brauchen wir bitteschön so bald keinen Wechsel mehr. Danke!
Dann durchkreuzte etwas unsere Pläne, womit wir nie gerechnet hätten: ein
Virus namens Corona. Schon seit Jänner verfolgten wir ständig die Entwicklung
der Covid 19 Pandemie und spätestens mit dem brutal heftigen Ausbruch in der
Lombardei war uns klar, ab jetzt wird alles anders. Zwar sind bei uns in Tirol
die Urlauber noch bis Mitte März fröhlich feiernd in die Apres-Ski-Bars
gepilgert, auch wenn keine 400 km entfernt bereits jeden Tag dutzende neue
Todesfälle gemeldet wurden. Wir hatten uns schon mit 25. Februar in die
freiwillige Quarantäne begeben und unterbrachen diese nur, um Nadja und
Christian vom Flughafen in München abzuholen. Sie hatten ihre beinahe zwei
Jahre (!!) lang dauernde Kanada-USA-Mittel- und Südamerika-Reise beendet -
exakt zum richtigen Zeitpunkt. Genau an dem Tag, an dem sie aus Brasilien in
Richtung Europa abhoben, wurde in Rio der erste Corona-Infizierte gemeldet.
Tja - und dann folgten die Wochen der Quarantäne, mit strengen
Verhaltensregeln, Ausgangsverboten, sozialer Isolierung und und und. Wir haben
Nadja und Christian wochenlang nicht gesehen, obwohl sie ganz in der Nähe
wohnen. Nur manchmal haben wir uns auf offener Straße getroffen, bei einer
Schule, wo wir den notwendigen Abstand halten konnten. Scheiß-Zeit. An ein
Wegfahren mit dem WoMo war nicht einmal zu denken, wir durften ja wochenlang
unsere Stadt nicht verlassen. Es hagelte heftige Strafen für Leute, die
verbotenerweise in der Nachbargemeinde einkaufen waren. Auch wenn der
Supermarkt nur ein paar hundert Meter „über der Grenze“ lag. Ein echter
Wahnsinn, das alles. Das Denunzieren feierte fröhliche Urstände, einmal wurden
wir von der Polizei kontrolliert, als wir zu viert in der Wohnanlage von Nadja
und Christian im Freien zusammengesessen sind. Ein Nachbar hatte uns vernadert.
Das war am Ostersamstag - die Polizisten sahen aber sofort, dass wir die
geforderten Abstände einhielten und wünschten uns nur freundlich einen schönen
Tag. Was für verrückte Zeiten, wo man mit 500 Euro bestraft werden könnte, weil
man sich mit seinen Kindern trifft und sich fröhlich unterhält. Bei uns ist dann noch dazugekommen, dass sich die strengen Ausgangsbeschränkungen
sehr negativ auf Gernots aktuelles Buchprojekt ausgewirkt haben. Zwar reden wir
nicht gerne über ungelegte Eier, aber nachdem der Verlag eh schon kräftig
Werbung für das neue Buch macht, sei verraten, dass Gernot ganz Innsbruck zu Fuß
erkunden will - und zwar jede einzelne Straße. Das sind gut 650 Straßen,
Gassen, Wege oder Plätze, insgesamt über 360 Kilometer. Eine Strecke von
Innsbruck bis nach Venedig.
Das Projekt ist dann - sämtlichen Corona-Regeln zum Trotz - super
angelaufen, schnell waren die ersten 100 Straßen abgehakt. Alles unter
ziemlichen Schmerzen, denn von Beginn an machte Gernots linke Wade Probleme.
Manchmal war der Muskel so „beleidigt“, dass Gernot eine halbe Minute lang
stehen bleiben musste. Dann ging es wieder für ein paar hundert Meter weiter.
Sehr mühsam das Ganze. Ilse war stets mit dabei, hat Gernot teilweise mit dem
Auto begleitet, um Doppelbegehungen tunlichst zu vermeiden. Viele Straßen ist
Ilse auch selber mitgegangen und sie hat dabei unzählige Bilder gemacht. Doch
dann - es war bei Straße Nummer 112 in der Innsbrucker Roßau, war plötzlich
Schluss mit Lustig, aus und vorbei. Schon nach 300 Metern konnte Gernot keinen
Schritt mehr gehen und musste unter brutalen Schmerzen abbrechen. So - und jetzt
muss ein Arzt her. Wir wollen jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber Gernot hat leider
keinen Dauer-Muskelkater, sondern PAVK - die Periphere Arterien Verschluss
Krankheit. Der Volksmund kennt das als „Schaufenster-Krankheit“ - weil die
Betroffenen nach wenigen Schritten vor Schmerzen stehen bleiben müssen. Deshalb
gehen sie gerne in Innenstädten spazieren, weil beim Schaufensterschauen das
häufige Stehenbleiben nicht so auffällt … Im Prinzip ist PAVK kein sehr
exklusives Leiden, jeder Vierte ab 70 Jahren und jeder Zehnte ab 55 ist davon
betroffen. Auch wenn die Krankheit unheilbar ist, gibt es doch verschiedene
Therapiemöglichkeiten. Wir starten das Ganze vorerst mit einem Medikament, eine
Arterien-erweiterung mittels eines Ballons bzw. die Legung eines Bypasses wären
die operativen Alternativen. Das will Gernots Arzt aber nicht und Gernot schon
gar nicht. Das Medikament schlägt zum Glück sehr gut an, Gernot kann schon
wieder einige hundert Meter weit gehen und kommt jeden Tag auf gut und gern
4.000 Schritte. Richtig weite Strecken über mehrere Kilometer wird es aber
nicht mehr spielen, das ist jetzt halt so und wird sich auch durch Jammern
nicht mehr ändern.
Das Buch wird aber trotzdem vollendet, Gernot wird halt nicht alle Straßen
zu Fuß gehen können. Aber die meisten werden wohl trotzdem zu bewältigen sein.
Die langen Straßen werden wir halt mit unserer roten Vespa abfahren. Das Buch
„lebt“ ja eh nicht nur vom Wandern, sondern vor allem von Gernots Erinnerungen
und Anekdoten. Und der Titel „Ich bin dann mal nicht weg“ passt schließlich
immer noch. So, genug jetzt von Garagen-Wahnsinn, Corona und PAVK. Widmen wir uns lieber
den schönen Dingen des Lebens, so zum Beispiel dem WoMo-Reisen. Durch die
bewundernswerte Disziplin der allermeisten Österreicherinnen und Österreicher
sanken die Neuinfektionen mit dem Corona-Virus auf ein derart niedriges Niveau,
dass - nach wochenlangen Restriktionen - zuerst der Handel und endlich auch die
Gastronomie sowie die Hotellerie wieder aufsperren durften. Und damit auch die
Campingplätze. Unserer 99. WoMo Reise stand also nichts mehr im Wege und auch
ein Ziel war schnell gefunden. WoMo-Saison 2020 - wir kommen!


