Donnerstag, 11. Dezember 2025

Kilometerleistung von unserem Schneckchen / Vespa












2007          3.362 km      Leihmobil
2008          3.465 km      Leihmobil
2009          4.729 km      Leihmobil
2010          7.398 km
2011        12.621 km
2012          4.865 km
2013          4.857 km
2014          8.448 km
2015          7.926 km       Vespa      864 km
2016          8.241 km       Vespa      350 km
2017        11.135 km       Vespa   1.438 km
2018          8.074 km       Vespa      902 km
2019          4.900 km       Vespa      582 km
2020             973 km                                     CORONA !!! 
2021          5.494 km       Vespa      539 km   CORONA !!! 
2022          7.159 km       Vespa   1.480 km
2023          8.271 km       Vespa   2.843 km  
2024          7.893 km       Vespa   1.201 km   
2025          7.224 km       Vespa   1.936 km  
            
Gesamtkilometerleistung Stand November 2024 - Wohnmobil: 127.035 km 
                                                                                Vespa:            12.135 km
 
 
 

Donnerstag, 13. November 2025

133. WoMo-fahrt "Sizilien, danach Apulien und zurück in den Norden. So ist das unsere allerlängste Reise geworden"

vom 31. August bis 22. Oktober 2025 
Innsbruck-Mugello/Toskana-Ceprano/Latium-Tropea/Campanien-Mascali/Sizilien-Agrigento-Isola delle Femmine-Cefalu-Falerana/Campanien-Pompeij/Neapel-Manfredonia/Apulien-Vieste-Grottemare-San Marino-Gardasee-Schlanders-Innsbruck     
Wohnmobil  4.326 km
Vespa  745 km
Sonntag, 31. August 2025
Am 24. Juli sind wir von unserer letzten Fahrt nach Hause gekommen und erst heute, genau fünf Wochen später, starten wir in die 133. Fahrt mit unserem geliebten Wohnmobil. Das ist für den Hochsommer eine sehr lange Pause, aber wir haben einfach anderes zu tun gehabt. So hat uns Gernots Bruder Robert mit seinem Enkel Elay besucht, wir sind gleich dreimal bei unserer Freundin Marietta zu Essen eingeladen gewesen und haben ein paar sehr relaxte Wochen gehabt. Ganz davon abgesehen, dass wir während der Schulferien gerne die Campingplätze Familien mit ihren Kindern und Hunden überlassen 😊. Ach ja, wir sind gleich zu mehreren Spielen unseres FC Wacker Innsbruck ins Tivoli-Stadion gepilgert, einmal standen wir sogar im Fanblock bei einem Auswärtsspiel (!!), ausgerechnet in der Innsbrucker Reichenau 😊. Und ganz nebenbei bemerkt, außer beim ausverkauften Cup-Schlager gegen Rapid Wien (0:1) hat Wacker jedes Spiel ohne Gegentreffer gewonnen und ist mittlerweile bereits Tabellenführer in der 3.Liga. Und wir als Fans und Abo-Besitzer mittendrin – echt lässig, das ist jetzt unser neues, gemeinsames Freizeitvergnügen. So, jetzt aber genug vom Fußball, lassen wir unsere 133. Reise losgehen. Ach ja, ganz untätig waren wir WoMo-technisch gar nicht, wir sind zweimal zu unserem Spezialisten von „WebCamping“ nach Wiesing runtergefahren. Beim ersten Mal haben wir unseren Kühlschrank untersuchen lassen, auf Gas gestellt ließ er sich nämlich nicht mehr zünden. Meister Hans Ascher hat das natürlich bestens hingekriegt und zudem bestellte er uns Hagelschutz-Hauben für unsere Dachluken-Fenster. Die sind wir dann ein paar Tage später abholen gefahren bzw. wollten wir das. Aber – nobody is perfect – das gilt in dem Fall auch für Hans, denn er hatte sich die falschen Schutzhüllen liefern lassen. Völlig wurscht, wir haben den Kauf dann übrigens eh storniert, Ilse hat da schon eine andere Idee. Aber, umsonst sind wir gar nicht nach Wiesing gefahren, denn am Retourweg hat sich Ilse beim „Motor-Bär“ in Schwaz einen wunderhübschen, neuen Sturzhelm zugelegt. Ein wahrhaftiger Hingucker, eine limitierte Auflage, mit grellbunten Motiven aus Sizilien. Das passt ja sehr, sehr gut zu einem unserer Reiseziele und damit starten wir jetzt endgültig in unsere 133. WoMo Reise: 
Geplant war, wie jedes Mal wenn es über den Brenner geht, eine möglichst frühe Abfahrt. Das haben wir super hingekriegt, vor allem deshalb, weil Gernot schon um 1 Uhr 45 aufgestanden ist 😊. Nach dem Kaffee mussten wir nur noch die restlichen Lebensmittel aus dem heimischen Kühlschrank ins WoMo verfrachten, alles andere ist schon eingeräumt, sogar den Pasch und die Notebooks haben wir schon gestern eingetütet. So sind wir um exakt 3 Uhr 03 von unserer Garage abgefahren, knappe 500 Kilometer liegen nun vor uns. Schnell noch vollgetankt, dann rauf mit uns auf die A13 Brennerautobahn. Durch das sehr frühe Wegfahren haben wir die Autobahn fast nur für uns alleine und werden nur sehr vereinzelt überholt. Bei der berühmt-berüchtigten Lueg-Brücke gibt es nicht einmal den Hauch einer Verkehrsbehinderung und das bleibt auch durch Südtirol und dem Trentino so. Wir bleiben zwei-, dreimal bei Rasthäusern stehen und trinken den Rest unseres Frühstückkaffees. Es tut uns dann richtig gut, wie die schwarze Nacht ganz langsam zum Tag wird und ziemlich genau bei Verona geht dann endlich richtig die Sonne auf. Herrlich, Ciao bella Italia. Jetzt hat natürlich längst der Frühverkehr eingesetzt, aber weil am Sonntag keine LKW fahren dürfen, kommt es nie zu einem Stau.
Wir umfahren Bologna und halten uns dann in Richtung Florenz. Diesen Weg sind wir schon mehrmals gefahren, in beide Richtungen. Und so wissen wir auch um die vielen, kilometerlangen Tunnel, von denen der längste satte 8,7 Kilometer misst. Wir schwimmen im Verkehr mit, meistens an die 95 km/h schnell, nachts sind wir höchstens 80 gefahren. So fliegt uns die Ausfahrt Barberino nur so entgegen und beim Bezahlen der Maut (32,50) klaubt Ilse gleich die ersten Fundmünzen auf – man beachte den Plural 😊. Die vier Münzen hatten einen Wert von 2,22 Euro, da freut sich das Sammlerherz. Schon kurz zuvor warnten die Überkopfanzeiger von starkem Nebel im Bereich Barberino und tatsächlich, schon kurz vor der Ausfahrt war alles in dichtes Grauweiß getaucht. Zwar reichte der Nebel nie bis zur Fahrbahn herunter, aber über und neben uns versank alles in der grauen Suppe. Wurscht, Frühnebel verschwindet eh wieder. So gondelten wir die letzten 12 Kilometer bis zum Campingplatz gemütlich dahin und um 9 Uhr 47 trafen wir beim „Mugello Verde“ ein.  
Die Anmeldung verlief problemlos und wir suchten uns einen Platz in der Nähe eines Waschhauses. Schnell waren wir eingerichtet, die Vespa hat sich auch nicht gegen das Abladen gewehrt und schließlich legten wir uns ein wenig nieder. Sehr rasch wurden wir dann daran erinnert, dass wir uns im Land der notorischen Raser befinden, denn mehrmals fetzten Autofahrer mit einem guten 50er (!!) an unserem WoMo vorbei, am Campingplatz stehen überall „10km/h“ Schilder. Das kümmert hier natürlich niemanden, und weil noch dazu genau vor unserem WoMo eine Ablaufrinne quer über die Straße führt, rumpeln uns diese Idioten natürlich gleich mehrmals aus dem Schlaf. Wurscht, wir haben eh schon ausreichend geruht, also stehen wir auf und machen uns für eine erste Ausfahrt mit der Vespa bereit. Die Temperatur erlaubt es uns, ohne Jacken loszufahren, es wird wohl an die 27 Grad haben. Der erste Ort, der sich uns in den Weg stellte, nannte sich San Piero a Sieve und wir durchfuhren ihn auf der Suche nach einer Cafeteria. Da musst du auch im kleinesten Kaff nicht lange danach suchen und wir parkten uns direkt vor einem netten Kaffeehaus ein. Schnell waren ein Espresso für Ilse und ein Doppio für Gernot bestellt, für ihn gab es noch ein Dolci oberndrein. Und nach dem ersten Bissen der kleinen Süßigkeit hätte es Gernot doch beinahe die Tränen in die Augen getrieben, so sehr erinnerte ihn der Geschmack an seinen ersten Italienurlaub im Jahr 1967. Herrlich! Nach dem feinen Break ist Gernot zahlen gegangen, die Rechnung hat 5,20 ausgemacht. Übrigens, am ersten Beleg sind über 12 Euro gestanden, worauf sich der Angestellte sofort wortreich entschuldigte. Gernot hat eh gescherzt, dass das in Österreich ein ganz normaler Preis für einen Espresso, einen Doppio und ein Dolci sei, im Gegenteil, das wäre sogar eher günstig 😊. Weil Gernot nur einen 5er eingesteckt hatte, wollte er gleich Ilses Geldtasche holen, aber der junge Mann winkte lässig ab. Nein, nein, wir bleiben unserem Vorsatz weiterhin treu, dass wir von der arbeitenden Bevölkerung keine Trinkgelder annehmen – also hat er einen 2er gekriegt mit dem Zusatz: „Un Caffe‘ per te“ 😊. Bei unserer Weiterfahrt sind wir dann spontan den zahlreichen „Outlet“ Schildern gefolgt, die uns schließlich nach Barberino zu einem großen Einkaufsspot mit 130 Geschäften führten. Die ganze Anlage besteht aus einzelnen Häusern, wir kennen das aus dem burgenländischen Parndorf oder aus dem niederländischen Roermond. Normalerweise ist das eh nix für uns, aber mal schauen, ob hier auch Sketchers oder Lewis vertreten sind. Sind sie beide, also haben wir uns zu den jeweiligen Läden begeben, einen davon haben wir sogar betreten, nämlich den mit den Sketchers-Schuhen. Beide sind wir sämtliche Regalreihen abgeschritten und keiner von uns hat ein Paar gekauft. Passt, let’s go to Lewis. Das wurde dann der Laden, den wir nicht betreten haben, denn ein gutes Dutzend kaufwilliger Leute standen schon in einer Warteschlange und harrten auf Einlass. Genau – soweit kommts noch, dass wir uns für etwas anstellen, dass wir eigentlich gar nicht brauchen. Und tschüss, liebes Outlet, es lockt uns eh die Straße. Ilse wusste von einer Straße, die sich „Panoramica“ nennt und das nicht zu Unrecht. Sie führte uns in zahlreichen Kurven um den pittoresken „Lago di Bilancino“, immer wieder boten sich schöne Aussichten auf den See. Wir waren dann schon am Rückweg zum Campingplatz, als wir einem Hinweisschild nach „San Giovanni di Petroio“ folgten, denn als Kindsköpfe wollten wir natürlich wissen, was es mit dem „betreuten heiligen Hans“ auf sich hat 😊. Nun, ganz verarschen hat sich der Heilige von uns nicht lassen, denn wir haben seine Kirche verrammelt und verriegelt vorgefunden und sind nach ein paar abenteuerlichen Kilometern über Stock und Stein endlich wieder zur Landstraße zurückgekommen. Danach aber nix wie zurück zum WoMo. Wir würden gern den Platz wechseln, weil uns die notorischen Rennfahrer zunehmend auf die Nerven gehen, der Platzwart rumpelt übrigens auch stets mit einem 50er an uns vorbei. Weil ein Platzwechsel für die Rezeptionistin okay ist, machen wir uns zuerst auf die Suche nach einem Ausweichquartier.   
   
Das ging schnell, wir stehen jetzt auf der obersten Ebene des Terrassen-Campingplatzes, schräg vis-a-vis von uns steht ein großes Sanitätsgebäude. Passt, wir haben uns eindeutig verbessert. Den Rest des Nachmittages vertreiben wir uns mit einem Pasch im Freien, einen Tisch im Restaurant haben wir uns auch schon reserviert. Die Speisekarte ist unglaublich vielfältig, es stehen dutzende Gerichte drauf, zu Preisen, die uns wieder einmal fassungslos machen, im positiven Sinn. Aber eine „Pizza Marinara“ für 4 Euro – solche Preise sind halt wirklich sensationell. Es wird dann endlich 19 Uhr und natürlich fahren wir mit der Vespa hin, es sind ja einige hundert Meter von unserem Platz aus, da brauchen wir gar nicht erst ans zu Fuß gehen denken. Denn der Rückweg geht teilweise steil aufwärts, da würde Gernot an die zwei Tage für den Heimweg brauchen 😊. Wir kriegen einen schönen Platz auf der Terrasse, direkt am Swimmingpool. 
Wir tafeln in der Folge absolut gut, Ilse hat sich 300 Gramm geschnittenes Rindfleisch kommen lassen, mit Rucola und Parmesan. Ein absoluter Traum! Für Gernot gab es eine „Pizza Gorgonzola“ mit extra Sardellen, ebenfalls ein Hochgenuss. Dazu Wein und Bier, für die 0,66 Liter Flasche Moretti nehmen sie schlanke 4 Euro, das ist sehr human. Gernot hat dann noch einen Espresso Doppio nachgelegt, Ilse einen „Affogato“. Der ist normalerweise ein Espresso mit einer Kugel Vanilleeis, hier ist er als fulminanter Eisbecher dahergekommen, eh fast noch einmal eine vollständige Mahlzeit 😊. Passt, sehr vollgegessen sind wir danach zum WoMo zurückgefahren und haben völlig unterschätzt, dass der Fahrtwind bei 19 Grad Außentemperatur empfindlich kühl ist. Und so haben wir mehr oder weniger unfreiwillig die 10 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten 😊. Wir haben dann gar keinen Gute-Nacht-Pasch mehr gemacht und uns stattdessen, zutiefst gesättigt, unseren zahlreichen Pölstern überantwortet. 
Montag, 1. September 2025
Wir haben ohne Unterbrechung bis nach 9 Uhr geschlafen, die Ruhe hier heroben ist phantastisch. Zwar haben wir einen Hund in der direkten Nachbarschaft, der hat aber bislang noch keinen Ton von sich gegeben. Brav. Gernot hat dann die ersten Zeichen in unseren Blog gehämmert, Ilse hat gelesen und später haben wir noch einen feschen Pasch gemacht. Dann war es uns warm genug und wir sind mit der Vespa los. Zuerst bekam unser Roller frischen Sprit nachgefüllt und danach folgten wir den Hinweisschildern zum „Autodromo Mugello“. Die berühmte Rennstrecke ist auch uns seit Jahrzehnten ein Begriff, spätestens seit Valentino Rossi hier in Serie am obersten Siegestreppchen gestanden ist. Wir finden problemlos zum Autodromo hin und werden beim Eingang von einem großen „Free Entrance“ Schild begrüßt. Das ist ja super und sofort suchen wir uns einen feinen Platz. Es findet gerade ein Trainingslauf von Supersportwägen statt und wir sehen extremst auffrisierte Ferraris, Porsches und Lamborghinis, die sich gegenseitig um den weitläufigen Kurs jagen. Die Motoren der Boliden drehen gefühlsmäßig bis weit über 10.000 Touren hoch, was für eine unfassbar geile Geräuschkulisse! 
Von unserem Platz aus überblicken wir fast die gesamte Strecke, wirklich ein tolles Erlebnis, noch dazu völlig unerwartet. Wir sind dann bis zum Ende des Trainingslaufes geblieben, aber danach hatte uns die Straße wieder. Wir cruisten durch den nahegelegenen Ort mit dem schönen Namen Scarperia, was wir mit „Schuhgeschäft“ übersetzten. Das hat dann sogar gestimmt, sagt zumindest das Google Übersetzer Tool. Der Ort wird von einer großen Burg dominiert, die schon seit gut 800 Jahren hier steht. Wir schauen uns die alten Steine aber gar nicht näher an, viel mehr steht uns der Sinn nach einem guten Kaffee. Den hätten wir mit Sicherheit auch hier in Scarperia bekommen, aber hey – wir haben ja schon gestern die perfekte, italienische Bar entdeckt und die ist nur wenige Kilometer entfernt. Also nix wie hin mit uns nach San Piero a Sieve, natürlich finden wir die kleine Bar auf Anhieb. Schnell ist der Doppio für Gernot bestellt, dazu wie gestern ein Dolci, Ilse gibt sich heute mit einem Glas Aranciata zufrieden.     
Wir genießen erneut eine total feine Zeit vor dieser netten Bar und bezahlen schließlich 4,90 für alles zusammen. Anschließend fahren wir zum WoMo zurück und strecken erstmal die müden Haxen aus. Danach haben wir gerade noch Zeit genug für einen Pasch und eine feine Dusche, schon ist wieder Essenszeit – was wir mitmachen 😊! Heute gab es für Ilse „Tagliatelle Ragu con Insalata verde“ und Gernot wagte sich über die „Frittura Misto“, also frittierte Meeresfrüchte, dazu wurden handgeschnitzte „Patate fritte“ serviert. Erneut war das Essen ein lukullischer Hochgenuss, dieses Restaurant schafft es wohl locker unter die Top 5 der besten Lokale, die wir je auf einem Campingplatz besucht haben. Also diese Reise fängt schon mal wirklich gut an. Beim Bezahlen haben wir uns dann noch zwei große Flaschen Wasser mitgenommen und heute hatten wir klugerweise auch unsere Jäckchen eingepackt. So kamen wir ohne „Zitterflash“ beim WoMo an und waren danach vielleicht noch eine Viertelstunde lang munter. Gute Nacht!
Dienstag, 2. September 2025
Ziemlich genau um 6 Uhr hat uns ein ordentliches Gewitter mit Starkregen aus dem Schlaf gedonnert und getrommelt. Die Dachluken und Fenster waren aber eh alle verschlossen, also haben wir uns umgedreht und bis beinahe 9 Uhr 30 weitergeschlafen. Nach dem Kaffee hat sich Gernot ein wenig unserem Blog gewidmet und Ilse hat einen veritablen Energieanfall genutzt, um alle Fenster und auch die Kastentüren innen zu putzen. Und sie hat es endlich auch geschafft, den hässlichen, braunen Fleck an der Seite unseres WoMo zu beseitigen, da dürfte in unserer Garage jemand einen Kaffee drauf verschüttet haben. Jetzt ist wieder alles picobello, sehr gut, Danke Ilse! Nach einem Pasch sind wir dann mit der Vespa losgefahren, als erstes reservierten wir uns im Restaurant einen Platz für heute Abend. Danach fahren wir in den Nachbarort San Piero a Sieve rüber, zu der uns bereits bekannten Caffe‘-Bar „Barretino“. Da gibt es für Ilse wieder ein Glas eiskalter Aranciata, Gernot kommt natürlich nicht an einem Caffe‘ Doppio vorbei. Heute gibt’s dazu ein mit Vanillecreme gefülltes Dolci, sehr köstlich. Nach dem feinen Break sind wir ein wenig herumgefahren und so in den kleinen Ort Pieve di San Lorenzo gekommen. Eine eh nette Ansammlung alter und noch älterer Häuser, der Dorfkirche statten wir einen Besuch ab. Die war relativ einfach ausgestattet, statt Deckenmalereien dominierte ein hölzerner Dachstuhl den Innenraum, der allerdings derartig lichtlos war, dass wir die Gemälde an den Seiten der Kirche nur erahnen konnten. Für etwas mehr Sicht hätten wir wohl unsere Stirnlampen verwenden müssen, aber irgendetwas bleibt immer im WoMo zurück 😊. Am Weg retour zum Campingplatz haben wir noch bei einem „Supermercato“ Halt gemacht, wir brauchen aber nur Milch und Mineralwasser. Zurück am Platz haben wir uns mit Duschen und einem Pasch die Zeit bis zum Abendessen vertrieben und um ca. 18:59:32 Uhr haben wir auf der Terrasse des Restaurants Platz genommen. Wie erwartet, speisten wir erneut ausgezeichnet, Ilse wagte sich über „Verdure al Forno mit Pommes“ und hat die verschiedenen gebratenen Gemüse sehr genossen. Gernot war heute um eine Spur weniger experimentierfreudig und bestellte sich noch einmal die „Pizza Gorgonzola con extra Sardelle“, erneut ein absoluter Gaumenjubel. Dazu Rotwein für Ilse und Bier für Gernot, Ilse legte zum Abschluss noch ein Glas Limoncello nach, Gernot einen Doppio. 
Wieder war das ein ausgesprochen gutes Abendessen und das Restaurant ist auch der Hauptgrund, warum wir unseren Aufenthalt hier bis Samstag (!) verlängert haben, ursprünglich wollten wir nur für einen, maximal zwei Tage hierbleiben. Jaja, man muss auch im Camperleben Prioritäten setzen und für ein gutes Restaurant sind wir immer zu haben. Ganz davon abgesehen, dass sich unsere Pläne ohnehin laufend ändern bzw. adaptiert werden. Viel haben wir an diesem Abend nicht mehr auf die Reihe gebracht und es wird wohl noch nicht einmal 22 Uhr gewesen sein, als wir uns zur Ruhe begeben haben. Ruhe ist übrigens ein gutes Stichwort – denn hier heroben ist es teilweise fast unheimlich ruhig und still – einfach nur herrlich.

Mittwoch, 3. September 2025
Wieder liegen wir bis gegen 9 Uhr in unseren Betten, ehe wir den Tag gemütlich angehen lassen. Das Wetter zeigt sich vorerst eher durchwachsen, es regnet aber nicht. Gernot geht sich dann den Bart aus dem Gesicht schaben und am Retourweg glitzert ihm auf einem leeren Stellplatz etwas Silbernes entgegen. Wahrscheinlich ein Bierkapselverschluss. Oder? Eine genauere Nachschau ergab dann – Nix Bierkapsel – ein wunderschönes 2-Euro-Stück darf unsere Fundmünzensammlung bereichern. Nach gemütlichem Faulenzen und einem Pasch war es uns dann warm genug für eine Ausfahrt mit der Vespa, die Jacken durften zur Vorsicht mitkommen. Bei der Durchfahrt von San Piero a Sieve suchen wir zuerst die richtige Auffahrt zu einer Burg, finden diese aber nicht. Stattdessen gehen wir auf einem wüsten Waldweg verloren, der so extrem unterspült war, dass wir doch tatsächlich mit der Vespa aufgesessen sind. Deshalb ist Ilse abgestiegen und hat Gernot die gefährlichsten 50 Meter des Hindernisparcours lieber alleine bewältigen lassen. Alles gut gegangen und wie wir dann ans Ortsende von San Piero di Sieve gekommen sind, lockte uns eine Hinweistafel nach Vaglia, das 7 Kilometer entfernt ist. Dort angekommen war die Straße unvermittelt mit Sperrgittern abgeriegelt, also bogen wir kurzerhand nach links ab. Das war eine richtig gute Entscheidung, denn es erwartete uns eine Straße, wie wir sie noch nie zuvor befahren haben. Der Weg windete sich steil nach oben, der Straßenbelag war nigelnagelneu und wir durchfuhren das erste Mal in unserem Leben sechs (!!) Haarnadelkurven hintereinander. Wie auf einer Achterbahn! Wie kann man nur auf die Idee kommen, eine Straße zu planen, die dann derart kompromisslos in einen steilen Hügel geschnitten wurde. Das ist ja wie am Maloja-Pass, wobei dort nie eine Haarnadelkurve direkt in die nächste übergeht. Und hier gleich sechsmal hintereinander – wie gesagt, einzigartig, ein Traum für jeden Zweiradfahrer und das Ganze ohne nennenswerten Verkehr.   
Oben angekommen standen nur ganz vereinzelt Häuser und hie und da warnten nette Schilder vor freilaufenden Katzen. Irgendwann war dann allerdings auch diese Straße von Sperrgittern blockiert und wir mussten umkehren. Zum Glück – denn so konnten wir die superlässige Kurvenorgie gleich noch einmal genießen. Danach mussten wir dann leider wieder auf die Bundesstraße wechseln und, wohl oder übel, mit 70, 80 km/h im Verkehr mitschwimmen. Aber eh nur die paar Kilometer bis San Piero di Sieve und dort parkten wir uns vor unserem „Stammlokal“ ein. Natürlich kennt man uns dort inzwischen, der Caffe‘ Doppio für Gernot wurde bereits hergerichtet, als er die Bar noch gar nicht betreten hatte
😊. Ilse blieb bei ihrem Glas Aranciata und als Dolci gönnten wir uns heute ein sehr gutes Schokoküchlein. Beim Wegfahren erlebten wir noch eine nette Überraschung, denn ein Mann in unserem Alter deutete auf unsere Vespa und sagte: „Oh, Frank Zappa!“ Das ist das erste Mal, dass jemand des Bild von Zappa richtig erkannt hat, das freute uns natürlich sehr. Wir sind danach zum Campingplatz zurückgecruist – übrigens wurden wir bei der Rückfahrt die ganze Zeit heftig von einem Fiat Uno bedrängt – obwohl wir in der 30 km/h Zone mit über 70(!!) unterwegs waren. Es muss den Fahrer sehr gewurmt haben, dass wir ihn nicht und nicht vorbeigelassen haben, teilweise war er mit der halben Karre schon neben uns – krank! Am Platz haben wir dann einen feinen Restnachmittag verbracht, mit Lesen oder einfach nur mit in-die-Landschaft-schauen.   
Überpünktlich sind wir dann ins Restaurant gepilgert und noch vor unserer Bestellung kam völlig überraschend ein älterer Herr zu uns und meinte zu Gernot: „Buonasera, Frank Zappa!“ War das doch tatsächlich jener Mann, der vor unserer „Stamm-Bar“ das Zappa-Bild auf unserer Vespa erkannt hatte. So ein netter Zufall, dass der Mann mit seiner Frau ausgerechnet hier am Campingplatz zu Abend isst. Gernot ist dann nach dem Essen aufgestanden und schnell mit dem Moped zu unserem WoMo hinaufgedüst, übrigens sind es fast genau 1,2 Kilometer bis dorthin. Im WoMo hat dann Gernot aus seiner Zappa-Sammlung eine CD ausgesucht, „Zappa live in Italy“, das passt ja eh super. Und diese CD hat er dann dem netten Mann auf den Tisch gelegt: „Un piccolo regalo – da un fan di Zappa per un fan di Zappa!“ (Ein kleines Geschenk von einem Zappa-Fan für einen Zappa-Fan). Wow, der hat sich wirklich sehr darüber gefreut und für Gernot ist diese eine CD kein allzu großer Verlust, weil er ja Vinyl-Platten sammelt und keine Compactdiscs. Das Essen war übrigens erneut hervorragend, Ilse gab sich heute mit einer „Pizza Margherita“ zufrieden, dass die tatsächlich mit nur 5 Euro auf der Karte steht, mag man echt nicht glauben – die „Pizza Marinara“ kostet übrigens gar nur 4 Euro. Gernot delektierte sich heute an den „Spaghetti Carbonara“, besser kann man die wohl nicht hinkriegen. Dazu wie immer Wein und Bier, Ilse hat heute noch zwei Limoncelli nachgelegt, Gernot wie immer einen Doppio. Im WoMo sind wir übrigens gar nicht sofort in unsere Betten gefallen, sondern haben noch einen Gute-Nacht-Pasch geklopft. Danach aber – zack und weg!
Donnerstag, 4. September 2025 
Und wieder haben wir bis knapp vor 9 Uhr 30 (!!) geschlafen, aber es ist vor allem die Ruhe, die uns so lange in den Betten liegen lässt. Am Vormittag schreibt Gernot ein wenig unseren Blog weiter, danach machen wir einen Pasch. Wenig verwunderlich führt uns die einzige, kleine Ausfahrt rüber in die „Barretino“, da sind wir mittlerweile wirklich Stammgäste. Erneut gönnen wir uns einen Doppio und ein Glas Aranciata, dazu wieder ein Dolci, das vierte verschiedene schon, bald haben wir sie durch 😊. Auf eine größere Ausfahrt haben wir heute gar keine Lust, also fahren wir zum Campingplatz zurück und jeder von uns schnappt sich ein Buch. Darin lesen wir, bis wir noch einen Frühabend-Pasch machen, danach ist es endlich Zeit fürs Abendessen. Ilse kriegt ein „Kinder-Schnitzel mit Pommes“ serviert, Gernot wagt sich über die „Spaghetti Putaresca“ mit Schwertfisch, Sardellen, Oliven und Kapern. Das war ein absoluter Hochgenuss, jeder Bissen ein Geschmackserlebnis der Sonderklasse. Dazu haben wir wie immer Wein und Bier getrunken, zum Abschluss gab es dann noch einen Caffe` Doppio für Gernot und einen eisgekühlten Limoncello für die liebe Ilse. Das war erneut ein hervorragendes Abendessen, leider steht zu befürchten, dass wir so schnell nicht mehr so gut speisen werden wie hier, im „Ristorante l‘Cavatappi“, was übrigens „Der Korkenzieher“ bedeutet. Aber, man weiß es nicht … Wir sind dann noch gemütlich im WoMo gesessen, da sagt Ilse plötzlich: „Was ist denn das für ein Tier?“ Tatsächlich, etwa 150 Meter von uns entfernt zeichnete sich in der späten Dämmerung ein Tier ab, das 1. kein Hund, 2. keine Katze, sondern 3. etwas ganz anderes war. Gernot hat das Tier gar für einen Wolf (!) gehalten, Ilse tippte eher auf einen Fuchs. Das noch unbekannte Tier streunte direkt an den Wohnmobilen vorbei, bis es schließlich auch von anderen Campern entdeckt wurde. Sofort stieg ein Mann mit einer megastarken Taschenlampe aus, die ganze Gegend war plötzlich taghell erleuchtet. Der Mann ist dem Tier dann gleich nachgelaufen – also eher kein Wolf, denn da müsste der „Jäger“ ja ziemlich blöd sein. Jedenfalls hat Gernot an diesem Abend noch für einige Zeit immer wieder aus seinem Alkoven-Fenster geblickt und nach dem „Wolf/Fuchs“ Ausschau gehalten. Und siehe da, irgendwann mitten in der Nacht, tauchte das Tier direkt neben unserem WoMo auf, aber Gernot konnte es mangels Beleuchtung wieder nicht eindeutig erkennen. Am nächsten Tag erfuhren wir dann aber eh, dass es sich um einen Fuchs handelt, der schon seit Tagen immer wieder auftaucht und der offenbar keinerlei Scheu vor Menschen zeigt. Das ist natürlich eher bedenklich, Tollwut ick hör dir trappsen … Kann uns aber wurscht sein, keiner von uns würde je einem Tier mit der Taschenlampe nachjagen …
 
Freitag, 5. September 2025
Schon beim Aufstehen wissen wir, dass wir keine Ausfahrt mit der Vespa machen werden. Dazu ist uns auch das Wetter eine Spur zu unsicher. Übrigens war es beim Aufstehen schon wieder nach 9 Uhr, wir haben uns echt zu richtigen Lang- und vor allem Durchschläfern entwickelt. Passt. Leider macht uns die Kaffeemaschine langsam Sorgen, denn die Fertigstellung einer Kanne dauert mehr als eine dreiviertel Stunde, Tendenz steigend. Da hat’s was. Wir schnappen uns dann wieder unsere Bücher und lesen mit einigen Unterbrechungen eigentlich den ganzen Tag lang. Natürlich haben diese „Unterbrüche“ mit unserer Leidenschaft fürs Paschen zu tun und wir liefern uns gleich zwei lässige Partien. Morgen geht es wieder weiter und wir können den „Camping Mugello Verde“ getrost unter die besten jener Plätze reihen, auf denen wir je gecampt haben. Der beste Beweis dafür – wir wollten ursprünglich nur für eine Nacht bleiben, sozusagen als Zwischenstation in den Süden – und jetzt sind wir schon fast eine ganze Woche lang hier. Am Abend reißen wir dann der fulminanten Küche die letzten Geheimnisse raus – Ilse kriegt ein „Pollo con Insalata“ auf den Tisch gewuchtet, Gernot wusste schon seit gestern, dass er sich den „Schwertfisch mit Pommes“ einverleiben wird. Und wieder können wir das Essen nur in den höchsten Tönen loben, also die haben es hier wirklich drauf! Als Draufgabe trinken wir heute beide einen Espresso, für Gernot darf/muss es natürlich ein doppelter sein. Ach ja – Ilse hat sich heute noch zwei Glas Limoncello gegönnt – allerdings ohne Inhalt, also nur die Gläser. Die sind nämlich ausgesprochen formschön und es ziert sie zudem der Spruch „Alter verbitterter Mann“ – was auch immer das bedeuten mag, mit Gernot hat das jedenfalls nix zu tun 😊. Wie wir schließlich vom Restaurant zurück zum WoMo gefahren sind, hatte die Dämmerung schon voll eingesetzt und mit dem allerletzten Hauch von Tageslicht haben wir die Vespa aufgeladen. Kein Problem, Ilse meinte locker: „Also dafür brauche ich längst kein Licht mehr.“ 😊. Morgen gehts nach Ceprano, zum Stellplatz „Le Ganze“ mit den vielen Katzen, wir freuen uns.
Samstag, 6. September 2025
Auch die letzte Nacht hier in Mugello war von himmlischer Ruhe, die einzigen Geräusche überhaupt werden von den Zikaden erzeugt. Heute stehen wir mal ausnahmsweise wieder etwas zeitiger auf, die Kaffeemaschine bricht ihren eigenen Rekord an Trägheit, heute haben wir schon beinahe eine Stunde lang auf das Brühen des schwarzen Goldes gewartet. Zugegeben, das nervt etwas. Trotzdem sind wir, nach dem Tanken in unmittelbarer Nähe, um 9 Uhr 40 abgefahren, jetzt liegen knappe 400 Kilometer Fahrtstrecke vor uns. Wie wir schon seit Jahren beobachten, gibt es – je weiter man in den Süden kommt – immer weniger LKW-Verkehr. Nur vereinzelt lassen sich die schweren Brummis blicken und wenn – zack und weg, wir überholen aber während der ganzen Fahrt keine zehn Stück. Das Wetter ist ideal für einen Reisetag, nicht zu heiß und kein Regen. Zweimal machen wir eine kleine Kaffeepause und vertreten uns für ein paar Minuten die Beine. 
So spulen wir Meile um Meile ab, es kommt nirgendwo zu Stauungen und deshalb sind wir selber überrascht, dass wir schon nach 5 Stunden und 5 Minuten Fahrtzeit in Ceprano ankommen. Das ist für 402 Kilometer ein verdammt guter Schnitt von fast 80 km/h. Schnell haben wir uns einen Platz ausgesucht, natürlich wieder genau gegenüber des kleinen, aber feinen Waschhauses. Dann gehen wir uns anmelden, zahlen die (übrigens seit Jahren gleichbleibenden) 20 Euro für die Nacht und reservieren uns einen Platz fürs Abendessen. Im „Le Ganze“ gibt es nicht nur unzählige Katzen, sondern auch zwei Haushunde, von denen wir gleich nett besucht werden. Sofort legen sie sich in unmittelbarer Nähe von uns hin und wie dann eine der Katzen über den Platz flaniert, sehen wir, wer hier der Chef ist. Denn die Hunde stehen sofort auf und würden der Katze ihren Platz überlassen. Die ist aber gerade am Spazierengehen, grüßt lässig zu uns Großkatzen rüber und schleicht sich dann wieder. Gernot hat sich dann mit der Wasserflasche ein wenig besprüht, schließlich messen wir deutlich über 30 Grad. Und dann dachte er, vielleicht möchten ja die Hunde in ihrem heißen Fell auch einen kleinen Spritzer Wasser abkriegen – nein, das wollten die nicht 😊. Schwer beleidigt ob dieser Attacke ist einer der kleinen Racker aufgestanden und hat sich – mit todesverachtender Mine – 15 Meter entfernt einen neuen Platz gesucht. Erst eine Stunde später war seine Empörung endlich verraucht und er hat uns wieder mit seinem Besuch geehrt 😊. Irgendwann am Nachmittag sind wir dann ins Restaurant rauf, haben uns Espressi bestellt, Ilse nahm noch ein kleines Dolci dazu. Das war zwar höchsten halb so groß wie ein Prinzenrollen-Keks, hatte aber laut Ilse an die 50.000 Kalorien, sie hat es schlicht nicht runtergebracht. Also musste sich mal wieder Gernot opfern 😊. Um einen alten Kalauer zu bemühen, sind wir natürlich um exakt 19:29:56 zu unserem reservierten Tisch geschritten, gleich mehrere Katzen erwarteten uns bereits sehnsüchtig. Schnell waren wir von unglaublich süß bettelnden Fellnasen umzingelt, aber weder von Ilses „Kalbsschnitzel in Weißweinsauce“ noch von den Pommes und auch nicht von Gernots „Spaghetti Carbonara“ ist auch nur ein Krümel für die Katzenschar angefallen. „Wir dürfen die nicht füttern, sonst werden wir sie nicht mehr los und haben dann 15 Katzen um uns herum“, warnte Gernot noch vorsorglich, doch dann bekam er seinen „Manzo di Burger“ serviert. Dabei handelt es sich um die in Italien scheinbar beliebte Variante „Burger without Bread“, also es wird nur der nackte Rindfleisch-Patty serviert – ohne irgendwas. Tja – und dieser Burger-Patty war in der Mitte noch rosarot – und mag das bei einem Filetsteak okay sein, so ist es das bei einem Trumm Faschiertem definitiv nicht.  
Also gab es reichlich Manzo für die Katzen, die sich erstaunlich wenig um die Happen gestritten haben – wer es erwischt hat, dem gehörte es, ganz ohne Futterneid. Lange waren wir dann aber nicht mehr im Gasthaus, denn ein besonderer Höhepunkt stand schließlich noch bevor – das WM-Qualifikationsspiel Österreich gegen Zypern. Empfang ist super, Ilse legt einen Hotspot an und keine Minute später sind wir schon live mit dabei, gerade werden die Bundeshymnen abgespielt. Das für die WM-Qualifikation so wichtige Spiel war dann ein echter Thriller, die spielstarken Zyprier haben es den Österreichern brutal schwer gemacht. Um es kurz zu machen – Österreich hatte zwar weit mehr Ballbesitz, aber Zypern spielte sich die viel besseren Chancen heraus und traf gleich zweimal nur die Torstange. Außerdem glänzte unser Torhüter Alexander Schlager mit unglaublichen Paraden und wurde später sogar zum „Man of the Match“ gewählt. Schließlich passierte dann aber doch noch ein Wunder und ein äußerst fragwürdiger Elfmeter bescherte der rot-weiß-roten Heimmannschaft das 1:0, Marcel Sabitzer verwandelte trocken. Aber wie gesagt, der Elfmeter war ein Witz, 99 von 100 Schiedsrichtern geben den garantiert nicht.   
So hat es mit dieser Fehlentscheidung halt die Zyprier getroffen, denn das Match ist schließlich tatsächlich mit 1:0 an Österreich gegangen. Das waren extrem wichtige drei Punkte für die Quali-Tabelle, also lässig wäre es schon, wenn Österreich nächstes Jahr bei der WM in den USA, Kanada und Mexico dabei wäre. Das nächste Spiel ist dann am Dienstag gegen Bosnien – das werden wir uns, aller Wahrscheinlichkeit nach, in Salerno anschauen, wohin wir bereits morgen fahren. So der Empfang am Campingplatz gut genug ist, denn via W-Lan lässt sich ein Match leider nicht streamen – Werberechte und so.
Sonntag, 7. September 2025
Mit unseren bisherigen beiden Etappen sind wir exakt 878 Kilometer in Richtung Süditalien gekommen, heute stehen dafür lediglich etwas über 180 Kilometer Fahrstrecke an. Aber Salerno liegt schon deutlich unterhalb von Neapel, wir waren schon mehrmals dort, einmal mussten wir genau hier unsere geplante Sizilienreise abbrechen, weil sich Ilse die Platzwunde auf ihrer Stirn zugezogen hat. Mal schauen, was uns diesmal erwartet 😊. Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir den Stellplatz „Le Ganze“, winken der Katzenschar um 9 Uhr 45 einen imaginären Abschiedsgruß zu und gießen bei der nahegelegenen Tankstelle Diesel nach. Schauschau, bei der Herfahrt haben wir doch glatt über 11 Liter pro 100 km verbraucht, das ist sehr selten. Aber wir sind fast durchgehend mit 95/100 km/h unterwegs gewesen, also ist der etwas größere Durst unserer Schnecke durchaus nachvollziehbar. Ohne LKW sind die 180 Kilometer nach Salerno natürlich ein Freispiel, zudem werden wir von keiner Baustelle oder so in unserem Vorwärtsdrang eingebremst.     
So wundert es nicht, dass wir schon um 12 Uhr 20 am „Camping Lido di Salerno“ ankommen. Schnell sind wir angemeldet, suchen uns einen Platz, in den wir uns wieder einmal so schräg reinstellen, dass uns das WoMo Schatten geben kann. Dann holen wir die Vespa vom Träger und füllen den Zettel mit der Bestellung für unser Abendessen aus. Dass es hier einen Time-Slot gibt und man Essen und Getränke exakt vorbestellen muss, wird uns immer unsympathisch bleiben und findet zum Glück kaum irgendwo Nachahmer. Nach einem Pasch hätten wir Lust auf einen Kaffee, aber die Platz-Bar hat leider großzügige Schließzeiten. Kein Problem, rauf auf die Vespa und raus auf die Straße, wir finden schon was. Zuerst biegen wir vom Campingplatz rechts ab – da waren wir noch nie. Und das zurecht, denn in dieser Richtung gibt es rein gar nichts mehr, keine Bar, kein Restaurant, nix. Nur eine immer noch schlechter werdende Straße, also kehren wir um. Nach gut und gern fünf Kilometern halten wir dann bei einer Bar, durch die geöffnete Eingangstür sehen wir, dass die eine Terrasse zum Meer haben. Also rein mit uns, wir kriegen von einer eher mürrischen, älteren Donna einen Cappuccino und einen Doppio serviert, dazu ein „Cornetto con Chocolatta“. Das Schoko-Croissant war genießbar, der Kaffee hingegen eine Katastrophe, speziell für Italien. Der Cappuccino für Ilse war so kalt wie ein Eiskaffee (!) und Gernots Espresso war so, wie wir alle einmal sein werden: Alt, schwach und hilflos
😊. Wurscht, da haben wir 5 Euro schon für weniger rausgeschmissen, was soll’s? 
Zurück am Platz haben wir uns dann im Schatten unseres großen Nasenbären einen Pasch ausgespielt und entsprechend unseres vorgegebenen „Zeitfensters“ sind wir dann um 18 Uhr 30 zum Abendessen geschritten. Tja – und ab jetzt wurde dieser an sich nette Tag richtig ärgerlich. Die Kellnerin meinte gleich, leider wäre Gernots um 13 Uhr 15 vorbestellte „Seafood Pasta“ nicht erhältlich. Echt, ein Tiefkühlprodukt ist nicht vorrätig und da kommen sie nach über 5 Stunden drauf? Na super. Die eher einfach gestrickte Kellnerin bot Gernot denn gleich ein Ersatzgericht an, zufällig eines, das um 40 Prozent teurer war als das vorbestellte. Nein Danke, Gernot verzichtet heute auf ein Essen, also „Bringen Sie mir das Bier und meiner Frau den Wein und ihre vorbestellte Mahlzeit.“ Die Kellnerin geht ab, kommt wieder und verkündet freudenstrahlend, dass sich Gernot eine Pasta nach Wahl aussuchen könne, um nur 10 Euro. „Nein, ich habe entschieden, nichts zu essen, aber bringen Sie mir endlich mein Bier.“ Und was macht darauf die Dumpfbacke einer Bedienung? Sie geht zurück in den Gastraum und kommt mit einem leeren (!!) Glas wieder, das sie zu den anderen vier leeren Gläsern stellt, die sich bereits auf unserem Tisch befinden. Ist das zu fassen, ist das noch real oder schon versteckte Kamera? Da haben wir in den vergangenen Tagen in Mugello derart grandios gespeist, mit hervorragendem, bestens geschultem Personal und hier passiert uns das exakte Gegenteil. Wir brauchen uns nur kurz anzuschauen um zu wissen – hier lassen wir nicht einen müden Cent, lieber gehen wir hungrig schlafen. Ganz davon abgesehen, dass wir gleich mehrere so genannte Notmahlzeiten an Bord haben. Der Unmut über den vermaledeiten Restaurantbesuch war dann schnell verraucht und wir sind nach Einbruch der Dunkelheit zum Meer runtergegangen. Dort gibt es, ein paar Meter über dem Strand, eine kleine Aussichtsplattform mit einem Tisch und zwei Stühlen. Dort sind wir lange gesessen und haben auf die herrlich beleuchtete Amalfi-Küste rüber geschaut, was für ein großartiger Anblick. Ilse hatte vorher schon, von unserem Platz aus, ein Bild von den in der ersten Reihe beim Meer stehenden Wohnmobilen gemacht und eines der Bilder ist in der mystischen Abendstimmung derart gut geworden, dass Ilse zu den Besitzern rüber gegangen ist.   
Das waren Spanier, zum Glück Englisch sprechend, und sie haben sofort ihre Telefonnummer hergegeben, damit Ilse das Foto via WhatsApp schicken konnte. Sie haben sich danach vielfach bedankt – jaja, jeden Tag eine gute Tat
😊. Das ausgefallene Abendessen haben wir dann insofern raffiniert kompensiert, indem wir vor unserem WoMo Bier, Cola und einen Limoncello Crema nach dem anderen gekippt haben – natürlich aus den Gläsern mit dem „Alten verbitterten Mann“. Übrigens wäre heute in Österreich eine totale Mondfinsternis zu sehen, hier herunten sollte sich unser treuer Trabant zumindest als „Blutmond“ zeigen. Einen angekündigten „Blutmond“ haben wir schon seinerzeit am „Alten Rhein“ nicht gesehen und heute ist es uns in Salerno nicht anders ergangen. Aber zumindest haben wir eine partielle Mondfinsternis mitgekriegt, als er sich endlich über den Horizont bemüht hatte. Eh schön. Absolut unschön ist es dann ab ca. 22 Uhr 30 geworden, als unvermittelt schwere, dröhnende Bässe den Platz überfluteten – verdammt, eine Disco in der unmittelbaren Nachbarschaft ist immer kacke. Vor allem dann, wenn die erst so spät loslegen. Das kann sich erfahrungsgemäß ziehen – und es zog sich. Letztendlich verstummten die letzten, irre laut hämmernden Bässe erst um 3 Uhr 30 (!!), eine halbe Stunde lang lärmten danach noch die letzten Feierwütigen am Weg zu ihren Fahrzeugen – auch am Höhepunkt werden nie mehr als 15, 20 Leute dort gewesen sein. Und für die paar Hanseln beschallt man vollkommen rücksichtslos das Areal eines benachbarten Campinglatzes, wo dutzende Camper gerne schlafen würden. Da ist sie also wieder, diese hemmungslose Unverschämtheit und diese blanke Egozentrik der Süditaliener, daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Was nicht leicht sein wird, schließlich schleppen wir in unseren Genen 650 Jahre Habsburg mit 😊. Befremdlich war übrigens durchaus auch die Art der Musik, denn so gut können wir Englisch, dass es sich bei den Texten um bösartigen, hyperaggressiven Gangster-Rap aus der arabischen Community gehandelt hat, die sich wenig schmeichelhaft über westliche Frauen und die italienische Lebensart geäußert haben – um das mal vorsichtig zu formulieren 😊. Ach ja – es muss wohl nicht extra geschrieben werden, dass wir sofort von hier abhauen und dass uns der Campingplatz in Salerno nie wieder sehen wird. Ganz großes Camper-Ehrenwort 😊.
Montag, 8. September 2025
Es war eine verdammt kurze Nacht heute, denn schon vor 8 Uhr stehen wir auf. Ilse räumt noch die letzten Sachen im WoMo auf ihren Platz, Gernot geht derweil unseren Aufenthalt bezahlen. Da zeigt sich dann der Juniorchef ganz verwundert, dass Gernot den Discolärm von heute Nacht anspricht. Wir wären die einzigen Gäste, die das gestört hätte – niemand würde sich darüber beschweren. Eine selten dämliche Ausrede, wie wir finden. Jedenfalls ist er Gernot noch ein wenig gefolgt und der ist dann spontan bei einem Paar aus der Schweiz stehengeblieben und hat sie gefragt, ob sie die Musik in der Nacht gestört hätte: „Ja sicher, wir haben doch bis fast 4 Uhr in der Früh keinen Schlaf gefunden.“ Damit direkt konfrontiert, machte das Herzchen von Juniorchef nur noch eine verächtliche Handbewegung und meinte frech: „Old people like you.“ Dafür hätte ihm eigentlich eine Ohrfeige gebührt, aber Gernot lachte nur und sagte: „Wir fahren jetzt weiter nach Sizilien und du darfst den Rest deines Lebens auf diesem abgefuckten Campingplatz verbringen. Schöne Zeit noch!“ Schnell noch die Vespa aufgelegt und schon waren wir draußen aus diesem zukünftigen „Lost Place“. Die gibt es hier links und rechts der Straße zur Genüge, dieser Campingplatz wird einer der nächsten sein. Uns ist das natürlich wurscht, wir ärgern uns keine Minute lang über den unverschämten Typ von Betreiber und fahren stattdessen lieber in freudiger Erwartung unserem heutigen Tagesziel Tropea entgegen. Die Distanz dorthin ist nicht gerade ein Hüpferchen, über 360 Kilometer werden zusammenkommen. 
Seit Neapel ist die Autostrada in Richtung Süden übrigens mautfrei, wohl ein Tribut an die deutlich ärmere Bevölkerung – es gibt ja, was die Wirtschaftsleistung anbelangt, ein beinahe schon dramatisches Nord-Süd-Gefälle. Trotzdem ist die kostenlose Autobahn in einem erstaunlich guten Zustand, weite Teile wirken auf uns neu bzw. eben erst neu asphaltiert. Es herrscht kaum Verkehr, LKW fahren nur sehr vereinzelt, obwohl Montag ist, bei uns ist das ein besonders verkehrsreicher Tag. Hier nicht und wir kommen dementsprechend super gut voran. Übrigens, wir haben inzwischen gelernt, dass man die üblichen 60 km/h Schilder in einem Baustellenbereich getrost ignorieren darf. Wir haben nämlich bei einer dieser Beschränkungen auf ca. 75 km/h verlangsamt, um wenigsten den Schein zu wahren, worauf eine Polizeistreife mit über 100 an uns vorbeigezogen ist. Und diese wurde gleichzeitig von einem Audi-Fahrer mit ca. 130 km/h überholt, wie gesagt, bei einem 60er-Gebot 😊. Alles ganz normal, Italien halt. Wir befahren auf dieser Strecke wieder einmal unendlich viele Tunnel und der Weg führt uns gleich mehrmals über verschiedene Berg- und Hügelketten. Rauf und runter, Schneckchen muss sich heute mal wieder richtig anstrengen. Einmal umrunden wir ein ziemlich hohes Bergmassiv, an dessen Flanken es zu einem Waldbrand gekommen ist, wir sehen das Feuer schließlich aus allen Richtungen. Zum Glück geht jede Etappe einmal zu Ende und so waren wir – speziell nach dieser kurzen Nacht – schon froh, als wir bei Pizzo endlich die Autobahn verlassen konnten. Jetzt folgten noch gut 30 Kilometer Provinzstraße, auf der wir ziemlich gut vorangekommen sind. Ein großer Vorteil war, dass es auf der ganzen Strecke keine halbwegs vernünftige Überholmöglichkeit gegeben hat. So ist zum Beispiel ein wunderschöner AMG-Mercedes, der direkt hinter uns ebenfalls in Pizzo abgefahren ist, die ganzen 30 Kilometer lang nicht an uns vorbeigekommen – er hat es nicht ein einziges Mal probiert, da nützen auch 600 PS nichts. Um exakt 14:00 sind wir dann am „Camping Sambalone“ eingetroffen und parkten uns vor einem großen Eisentor ein. Das öffnete sich dann wie von Zauberhand und wir konnten einchecken. Der Platz liegt direkt am Meer, es gibt einen eigenen Zugang und direkt oberhalb des Strandes gibt es eine ausgewachsene Bar. Sonnenliegen, Tisch und Sonnenschirm sind im Preis inbegriffen, wir zahlen übrigens nur 22 Euro pro Tag inklusive Allem. Wir suchen uns zu Fuß einen Platz, dass Gernot beim Parken unseres WoMo gleich eine 1-Euro Münze findet, macht uns den Ort gleich noch sympathischer 😊.   
Die Stellplätze sind hier mit Netzen überspannt und es stehen genügend schattenspendende Bäume herum. Ilse wählt uns einen Platz in der Nähe zum Meer und zur Strandbar, das Waschhaus ist auch nicht allzu weit entfernt. Wir fahren dann mit dem WoMo zu, lassen die Vespa vom Träger und statten dann gleich der Strandbar einen ersten Besuch ab – den Doppio und das eingekühlte Fanta trinken wir mit Blick aufs tiefblaue Meer. Wir sehen direkt zur Insel Stromboli hinüber, deren berühmter Vulkan einer der aktivsten der Welt sein soll und praktisch jeden Tag (!) ausbricht. Das müssen wir aber zur Vorsicht noch alles googeln. Mit einer kleinen, aber notwendigen Nach-Ruhung und einem Pasch vertreiben wir uns die Zeit bis zum Abendessen im Restaurant, um 19 Uhr 30 ist es dann endlich so weit.     
Die haben hier nicht nur eine große Pizza-Karte, sondern legen jeden Tag eine eigene Speisekarte auf, gespickt mit Köstlichkeiten aus der Region. Vieles davon aus eigener, landwirtschaftlicher Produktion, auch der kleine „Mercato“ am Platz ist gefüllt mit Pesto, Nudeln, Aufstrichen, Salami und so weiter. Die Bedienung im Restaurant ist hervorragend, man spricht sogar englisch. Wobei, gerade bei Essensbestellungen sind wir ziemlich firm in unserem Italienisch und so kommt Gernot seine Tintenfisch-Vorspeise mit „Polpa a Patate marinata“ ebenso locker über die Lippen, wie Ilse ihr Kalbsteak, dass sie als „Bistecca al vitello con Patatine fritte“ bestellt. Das Steak ist medium gebraten als 300 Gramm schweres Teil dahergekommen, trotz Hunger hat es Ilse nicht geschafft, alles aufzuessen. Gernot hat zuerst die butterweichen, marinierten Stücke vom Tintenfisch genossen, dazu kleinwürfelig geschnittene, gekochte Kartoffeln, ebenfalls kalt serviert. Der ultimative Traum einer Vorspeise – das konnte auch der zweite Gang, eine Pizza Tropea, nicht mehr toppen, obwohl die Pizza auch sehr gut geschmeckt hat. Da gehen wir morgen gleich wieder hin, das ist ja gar keine Frage. Übrigens, die Kellnerin freute sich, dass sich Ilse ihr Glas Rotwein nicht mit Wasser verdünnt hat, wie das viele Camper offenbar machen. Herrlich gesättigt sind wir danach noch einmal ans Meer runterspaziert – eigentlich wollten wir an der Bar noch einen Caffe‘ und/oder einen Limoncello trinken.     
Denn im Restaurant streikte ausgerechnet heute die Espressomaschine und der Patrone zeigte uns entsetzt die Flasche Limoncello, die sein Personal nicht eingekühlt hatte. Das kann man schon mal durchgehen lassen – an der 5 von 5 Sternen-Kritik unseres Restaurantbesuches ändert das gar nichts 😊. Natürlich gibt es auch hier Abendunterhaltung, der italienische Urlaubsgast will nun mal spätabends bespaßt werden, am besten irre laut. Und so hallten vom Nachbargrundstück discoartige Klänge zu uns rüber, aber es war eher Musik für das aufgeweckte Kleinkind. „Gully, Gully oder Compania!Allegria!" und so weiter. Das Publikum dürfte, dem Applaus nach zu schließen, nur im einstelligen Bereich vorhanden gewesen sein, dementsprechend war auch um punkt 23 Uhr finito angesagt! Passt – alles bis Mitternacht ist okay, natürlich gilt für uns „alte Leute“ je früher, desto besser 😊. Jetzt brummen am Platz nur noch die Klimaanlagen der WoMo und die Lüftungsanlage des benachbarten Restaurants ist auch zu hören, das stört uns aber nicht.
Dienstag, 9. September 2025
Wir haben wunderbar geschlafen und sind selbstverständlich von Hundegebell geweckt worden. Wir sind umgeben von Hunden, in jedem Wohnwagen rund um uns gibt es welche. Wir haben aber auf dieser Reise zum ersten Mal eine so genannte Hundepfeife mit. Die produziert einen Ultraschallton, der für den Menschen unhörbar, für einen Hund aber sehr unangenehm ist. Und siehe da, das Ding funktioniert bestens, zumindest auf einer Distanz bis zu zehn Metern. Zwar verstummen die Hunde nicht augenblicklich, aber nach ein paar Drückern kapieren sie offenbar, dass ihr Bellen das ätzende Geräusch auslöst und hören damit auf. Passt ja super, genau dafür haben wir die Hundepfeife gekauft 😊. Was wir die letzten Tage bereits geahnt haben ist heute Morgen eingetreten – unsere Kaffeemaschine hat ihr Zeitliches gesegnet. Mit anderen Worten – sie ist endgültig hin. Heute hat das Kaffeekochen fast eineinviertel (!) Stunden lang gedauert, das ist natürlich kein Zustand mehr. Darüber hinaus wird der ganze Korpus der Maschine glühend heiß, das Ding könnte ohne Weiteres Feuer fangen und schmelzen. Aber nicht im Inneren unseres Wohnmobils! Tschüss, du eh halbwegs treue Kaffeebrüherin, immerhin etwas über drei Jahre hast du durchgehalten, aber jetzt geht’s auf den Sperrmüll. Natürlich werden wir nicht auf unseren Frühstückskaffee verzichten müssen, wir haben schließlich noch einen Wasserkocher mit an Bord und Ilse hat den Platz dafür bereits eingerichtet. Die Thermoskanne der Maschine behalten wir und einen Kaffeefilter-Aufsatz haben wir auch, also brühen wir wieder von Hand, das dauert keine zehn Minuten lang. Daheim schauen wir uns dann nach einem neuen Automaten um, unterwegs werden wir uns keinen anschaffen. Nach dem verspäteten Frühstückskaffee hat sich Gernot mal wieder um unseren Blog gekümmert, das dauerte heute bis tief in den Nachmittag hinein. Das Wetter zeigt sich von seiner schönen Seite und auch wenn es nicht brutal heiß wird, so hat es im Inneren des WoMo doch über 30 Grad. Trotzdem wagen wir ein Schläfchen und pennen bis nach 17 Uhr. Danach gönnen wir uns ein Käffchen am Meer und verkürzen anschließend die Zeit bis zum Abendessen mit einem Pasch. Die letzten Würfe machen wir fast schon im Dunkeln, dann pilgern wir endlich die knapp 300 Meter bis zum Restaurant hinauf. Weil die jeweilige Tageskarte auch bei der Strandbar aushängt, weiß Gernot schon seit Stunden, dass er sich als Vorspeise „Crostini a Alici marinara“ kommen lassen wird – also gebackene Brötchen mit marinierten Sardellen. Ein absoluter Hochgenuss. Und weil er schon mit Meeresfrüchten gestartet ist, legte Gernot gleich noch mit „Fritture Calamari“ die von ihm so geliebten Gebackenen Tintenfische nach. Mit Pommes, weil es eh schon wurscht war 😊. Ilse gab sich mit einer „Pizza Tropeana mit Zwiebeln“ zufrieden und ist ebenfalls wunderbar satt geworden. Schon wieder haben wir auf dieser Reise ausgezeichnet gespeist, mit der unrühmlichen Ausnahme Salerno sind wir jeden einzelnen Tag kulinarisch verwöhnt worden. Und das zu Preisen, die in Tirol völlig undenkbar geworden sind. Möge das bitte noch möglichst lange so bleiben 😊. Heute haben wir übrigens weder nach einem Doppio noch nach einem Limoncello gefragt, denn es drängte die Zeit. Tatsächlich stand nämlich der Höhepunkt dieses Tages für uns noch bevor – das WM-Qualifikationsspiel unserer Österreicher gegen das starke Bosnien-Herzegowina. Wenn wir bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko im kommenden Jahr dabei sein wollen, dann sollten wir in diesem Spiel unbedingt punkten. Gernot wusste schon im Vorfeld, dass es gegen Bosnien – noch dazu auswärts – sehr schwierig werden würde und er hat Recht behalten. Das Match war wirklich nichts für schwache Nerven, zwar hatten die Österreicher wieder mehr Ballbesitz, aber die Bosnier kämpften wie besessen um jeden Ball. Das war über weite Strecken mehr Schlacht als Spiel und es war irre spannend. Österreich ist durch ein Supertor von Marcel Sabitzer 1:0 in Führung gegangen, aber die Bosnier haben postwendend ausgeglichen, kaum eine Minute später. Danach ist es andauernd hin und her gegangen, mit Torchancen auf beiden Seiten. Schließlich hat ausgerechnet der eingewechselte Rekord-Nationalspieler Marko Arnautovic wieder einmal den Unterschied ausgemacht – er legte das 2:1 auf, Torschütze Konrad Laimer. Und bei diesem hart umkämpften Sieg ist es dann auch geblieben, damit hat Österreich die ersten vier Spiele der Qualifikation allesamt gewonnen und kann sich die Teilnahme an der Fußball-WM aus eigener Kraft sichern. Chapeau! Mit einem Gute-Nacht-Drink stießen wir dann noch auf den grandiosen Auswärtserfolg „unseres“ Teams an und haben uns dann von, eh dezenter, Bumm-Bumm Musik in den Schlaf wummern lassen. Morgen fahren wir mit der Vespa aus, wird eh langsam Zeit … 
Mittwoch, 10. September 2025
Auch wenn es Ilse einiges an Mehraufwand kostet, so ist der Einsatz des Wasserkochers doch ein Segen für uns. Natürlich war es einfacher, nur auf den Knopf einer Maschine zu drücken, aber auch in seinen Anfangstagen hat der Kaffeeautomat immer mehr als eine halbe Stunde lang gebraucht. Das nervt auf Dauer und über die letzten Tage der Kaffeemaschine brauchen wir ja gar nicht mehr reden. Jedenfalls haben wir jetzt nach weniger als einer Viertelstunde unseren heißen Kaffee in den Tassen, ein echter Mehrwert am Morgen 😊. So starten wir fein in den Tag und machen uns dann bald einmal bereit für die Vespa-Ausfahrt. Wir werden ins benachbarte Tropea cruisen, das ist keine zehn Kilometer entfernt. Die Straßen sind eigentlich nur als erbärmlich zu bezeichnen, kaum ein Meter ist ohne Schlagloch oder anderen Straßenschäden und manchmal ist ein Teil der Fahrbahn sogar abgesperrt, weil ein Schlagloch einfach zu groß geworden ist. Und bei derartigen Schlaglöchern musst du weder Siegfried noch Roy sein, damit du einen weißen Tiger spurlos verschwinden lassen kannst 😊. Aber natürlich schlägt sich unsere Vespa auch auf diesem unwirtlichen Terrain hervorragend und die üblen Straßen haben den feinen Nebeneffekt, dass die notorischen Raser ihrem liebsten Hobby nicht nachgehen können – dafür sind Panda, Uno und Konsorten nicht stabil genug gebaut 😊. Hier geben eher wir das Tempo an und das ist mal eine angenehme Abwechslung. In Tropea angekommen sind wir dann sowieso King und Queen of the road, denn in den engen Gassen geht vielfach gar nichts mehr weiter, wir hingegen schlüpfen locker überall durch. Auch wenn es vielleicht zynisch klingen mag, aber einige Stadtteile von Tropea erinnern uns sehr stark an Indien – alles wirkt ärmlich, die Häuser sind in einem ähnlichen wirren Wildwuchs gebaut, die Gassen sind eng und die Luft ist stickig. Fehlen eigentlich nur noch die Kühe 😊. Nun ja, ganz so schlimm ist es nicht, Tropea ist trotz allem eine recht saubere Stadt, der Bär steppt hier offenbar hauptsächlich in einer Art Touristen-Zone. Wir fahren zu diesen Straßenzügen aber gar nicht hin, ein Blick auf die Reihen von extra herausgeputzten Geschäften, Bars und Restaurants genügt uns. 
Wir fahren lieber in Richtung Meer hinunter und parken uns schließlich in der Nähe einer Kirche ein. Das stellt sich dann als ehemaliges Kloster heraus, Gernot schätzt das Entstehungsjahr der im barocken Stil ausstaffierten Kirche auf Anfang 20. Jahrhundert. Ilse findet dann beim großen Turm die Inschriften 1589 und 1898 – letztere Zahl dürfte das Baujahr der Kirche sein. Ist Gernot mit seiner Schätzung also gar nicht so schlecht gelegen
😊
Nach dem kleinen Break haben wir uns wieder ins Verkehrsgewühl von Tropea gestürzt, wir sollten Ausschau halten nach einem größeren Supermarkt. Denn heute hat das Restaurant am Campingplatz geschlossen, wenngleich man sich trotzdem eine Pizza zum Mitnehmen bestellen könnte. Das wollen wir aber gar nicht, denn seit Tagen schon schwärmen wir von einer italienischen Jause, mit Salami, Parmesan, Prosciutto, Gernot sehnt sich zudem nach einer ordentlichen Portion „Alici marinara“. Bislang ist uns ja immer ein Top-Restaurant in die Quere gekommen, aber heute ist es endlich so weit. Die Supermarktdichte in Süditalien ist nicht mit dem Irrsinn von daheim zu vergleichen, wo sich ja an jeder Ecke Billa, Lidl, Spar, Adeg, Hofer oder M-Preis gegenseitig auf die Zehen steigen. Hier herunten finden wir erstmal gar keinen Supermarkt, die mit „Mercato“ gekennzeichneten Geschäfte entsprechen den „Tante-Emma-Läden“ bei uns, allerdings von vor 50 Jahren. Das soll nicht despektierlich klingen, aber bei so vielen, kleinen Geschäften musst du einfach vorher wissen, was du wo kaufst. Und diese Erfahrung fehlt uns natürlich, also muss ein DeSpar, ein Piu, ein Coop-Markt oder – am besten – ein großer Conad her. Am südlichen Stadtrand von Tropea wurden wir dann schließlich fündig – ein Spar-Markt ist es geworden. Zwar haben wir sogar auf Campingplätzen schon größere Supermärkte gesehen, etwa beim „Camping Ca Savio“ gegenüber von Venedig, aber immerhin hatten sie auch hier ausreichend Salami, Parmesan und frisches Brot im Angebot. Und die heißgeliebten marinierten Sardellen für Gernot, da durften gleich 30 Deka mitkommen. Wie auch eine Pulle vom delikaten Limoncello Crema, man gönnt sich ja eh sonst so wenig
😊. Nach dem Einkauf wollten wir eigentlich wieder dieselbe Straße nehmen, aber weil wir von der anderen Seite Tropeas gekommen sind, versäumten wir irgendwie den Anfang. Also mussten wir auf eine größere Landesstraße wechseln, auf der konnten die Wagemutigsten durchaus auch mal auf über 100 km/h beschleunigen. Um zumindest eine Vespa zu überholen, für mehr hat es im relativ dichten Verkehr eh nicht gereicht 😊. Schließlich trafen wir dann wieder auf den räudigen Herweg und bei einem Kreisverkehr bogen wir zur Camping- und Hotel-Area ab. Beim „Sambalone“ angekommen mussten wir auch heute die Tür nicht mit unserer Code-Karte öffnen, die Angestellte hatte uns schon bemerkt. Jetzt erstmal die Haxen ausstrecken, später haben wir noch einen Pasch geklopft. Dann ist es endlich Zeit für unsere erste italienische Brotzeit geworden und es hat alles einfach nur phantastisch geschmeckt. Gernot hat übrigens überschlagsmäßig die Anzahl seiner marinierten Sardellen geschätzt – es dürften über 60 gewesen sein. Damit dürfte man auch einen Seehund sattkriegen 😊
Am frühen Abend herrschte dann plötzlich Aufregung am Platz, als ein großes Löschflugzeug über die Köpfe der Camper donnerte. Schnell ist Ilse nachschauen gegangen, das Flugzeug hat aus dem Meer Wasser aufgenommen, denn auf etwa halber Strecke in Richtung Tropea ist ein massiver Waldbrand ausgebrochen. Gernot hat sich das dann auch angeschaut, man sah hell die Flammen lodern und der Rauch zog sich kilometerweit der Küste entlang. Etwas später ist dann noch ein zweites Löschflugzeug dazu gekommen und bei jedem Löschangriff führte ihre Route über unseren Platz. Ilse hat recherchiert, dass es in ganz Italien weit über 400 dieser gelben Wasserbomber gibt, kein Wunder, es brennt ja speziell im Süden, fast immer irgendwo. Und so auch heute – plötzlich änderten die beiden Flugzeuge ihre Richtung, haben zwar weiterhin vor unserem Campingplatz Wasser aufgenommen – übrigens jeweils 6.000 Liter – und sind zu einem Waldbrand geflogen, der ein paar Kilometer nördlich von hier liegt. Dabei war der eine Waldbrand noch gar nicht richtig gelöscht, in der Dunkelheit sahen wir den Feuerschein deutlich. Naja, der andere Brand wird wichtiger gewesen sein. Wir kriegen heute natürlich wieder Unterhaltung, diesmal sogar am Platz. Dafür sorgt eine Band, deren „Aufwärm-Programm“ mit ihren zahlreichen Instrumenten schon sehr vielversprechend geklungen hat. Nix mit Bumm-Bumm, sondern italienische Lieder mit leicht orientalischem Einschlag, in jedem Fall aber Könner. Das Konzert hat dann um ca. 22 Uhr begonnen und die ca. zwei Stunden Musik waren sehr unterhaltsam, wir haben im Freien auf unseren Liegen zugehört, Gernot ist dabei sogar eingeschlafen. Dann begann es leicht zu regnen, Ilse hat schnell alles brav weggeräumt und ganz zum Schluss wurde auch Gernot ins Innere verfrachtet. Den ziemlich heftigen Sturm in der Nacht hat er dann gar nicht mehr mitgekriegt …
 
Donnerstag, 11. September 2025 
Heute würde unser lieber Freund Wolfgang seinen 70. Geburtstag feiern, leider ist er vor fast 10 Jahren plötzlich verstorben. So fängt dieser Tag eigentlich schon mit trüben Gedanken an, vor allem Gernot ist nicht besonders gut drauf. Das gibt’s manchmal. Das Wetter ist prinzipiell schön, schon vor 9 Uhr hat es gut 29 Grad, wir werden aber trotzdem nicht ausfahren. Stattdessen schreibt Gernot bis in den Nachmittag hinein unseren Blog weiter, Ilse liest. Zwischendurch gehen wir uns immer wieder mal abduschen, sodass sich auch die drückenden Stunden am Nachmittag, 33 Grad wird es gehabt haben, locker aushalten lassen. Allerdings sollte das jetzt einer der allerletzten heißen Tage gewesen sein, sowohl in ganz Süditalien, als auch auf Sizilien wird es kaum mal mehr über die 30er Marke gehen. Die Hitze ist zwar aus Italien noch nicht vollständig verschwunden, aber derzeit ist es vor allem in Apulien besonders warm, da gehen die Temperaturen immer noch rauf bis 35 Grad. Passt, in die Gegend kommen wir eh erst in einigen Wochen 😊. Ilse hat den Betreibern hier schon gestern von unserem Blog erzählt und sowohl der Patrone selber, als auch seine Tochter lesen schon eifrig darin. Der Patrone hat unseren Blog in der italienischen Version auf seinem Handy (immerhin weit über 4.000.000 Zeichen und tausende Fotos 😊), die Tochter liest ihn im Original, denn sie hat in Perugia am Goethe-Institut Deutsch studiert. Es wird dann 19 Uhr und erneut pilgern wir erwartungsfroh ins Restaurant hinauf, die aushängende Tageskarte hat uns schon seit Stunden den Mund wässrig gemacht. Und so kriegt Gernot als Vorspeise gebackene Sardellen serviert, als Hauptgang lässt er sich ein Steak vom Schwertfisch bringen, dazu Pommes, das labt ausreichend 😊. Ilse bestellt sich „Rigatoni con Guanciale“, das ist eine Pasta mit diesem speziellen, italienischen Speck. Wieder hat alles derartig gut geschmeckt, dass wir einfach nicht von diesem Platz loskommen und noch bis mindestens Samstag hierbleiben. Es passt einfach alles und das Restaurant ist ja fast schon unüberbietbar gut. Den Spätabend haben wir wie immer vor unserem WoMo verbracht, haben uns ein bisschen von den Stechmücken sekkieren lassen, ehe wir ins Innere umgezogen sind. Gute Nacht.
Freitag, 12. September 2025
Der Tag beginnt wie immer mit einem Käffchen und wieder freuen wir uns kindisch, dass es schon nach einer knappen Viertelstunde heiß aus unseren Tassen dampft. Manchmal sind wir ganz, ganz leicht zufriedenzustellen. Morgen werden wir auf die Insel Sizilien übersetzen, Ilse ist schon mit einer groben Planung beschäftigt. Vor 10 Jahren haben wir die Insel im Prinzip gegen den Uhrzeigersinn bereist, diesmal machen wir es umgekehrt. Von unserem lieben Freund Andreas aus Hamburg haben wir uns wertvolle Tipps über Campingplätze mit gutem Restaurant informiert, er war ja erst im vergangenen Jahr mit seiner Tochter hier. Jetzt wissen zumindest schon, welchen Platz auf Sizilien wir zuerst anfahren werden. Aber noch ist es nicht so weit, noch sind wir am „Camping Sambalone“ bei Tropea. Am späten Vormittag gönnen wir uns einen Doppio und ein Fanta in der Strandbar und schauen zur Insel Stromboli rüber. 
Der Vulkan ist eindeutig aktiv, zwar sehen wir keine Lava oder so, aber es sind deutliche Rauchschwaden zu sehen. Gernot hat sich ja vor ein paar Tagen gegenüber deutschen Campern fast ein wenig blamiert als er behauptet hat, der Stromboli würde jeden Tag ausbrechen und das seit hunderten Jahren. Da wurde er nicht ernst genommen und es hat geheißen, er würde wohl alles glauben. Doch weil das nicht stimmt, hat Gernot heute mal ChatGPT über die Aktivität des Vulkanes Stromboli befragt. Hier die kurz zusammengefasste Antwort, die übrigens in weniger als 1 Sekunde gekommen ist: Also, der Stromboli bricht nicht, wie Gernot behauptet hat, jeden Tag aus, sondern mehrmals pro Stunde. Und das seit vielen Jahrhunderten, deshalb wird er auch „Leuchtturm des Mittelmeers“ genannt. Er gilt als aktivster Vulkan der Welt und weil er derart häufig ausbricht, können die Anbieter von Touristen-Bootsfahrten zum Vulkan, sichtbare Eruptionen zu 100 Prozent garantieren. Na schau, so unrecht hat Gernot also gar nicht gehabt 😊. Übrigens, fotografieren haben sich die für uns sichtbaren Rauchschwaden nicht lassen, es war einfach eine Spur zu trübe. Wurscht, wir haben den ersten aktiven Vulkan auf unserer Reise gesehen, denn der Ätna auf Sizilien ist ja auch gerade ziemlich mit Rauchen beschäftigt. Und rein zufällig bietet unser erster Campingplatz auf der Insel einen direkten Blick auf den aktiven Ätna, das hat Ilse mal wieder wunderbar ausgecheckt. Am frühen Nachmittag, wir haben mal wieder einen Pasch gemacht, da steht plötzlich der Patrone mit seiner Frau neben uns. Er wollte wissen, was es denn mit einem „Pasch“ auf sich hat, von dem im Blog ja immer wieder zu lesen ist und für das Google garantiert keine taugliche Übersetzung liefern kann 😊. Jetzt weiß er, dass es sich dabei um ein Würfelspiel handelt und nach einem erleichterten „Ahhh“ hat er sich wieder verabschiedet. Nach dem Pasch ist manchmal vor dem Pasch 😊 und so ist es gemütlich Abend geworden. Kurz vor Einbruch der Dämmerung haben wir die Vespa aufgeladen und nach einer erfrischenden Dusche sind wir im Restaurant zu Tisch geschritten. Wie jeden Tag waren wir die allerersten Gäste 😊 und heute ist das Tagesangebot besonders verlockend. 
 Als wüsste man, dass das unser letztes Abendessen hier sein wird. Ilse hat eine ausgezeichnete „Lasagne Bolognese“ genossen und für Gernot öffnete sich überhaupt ein lukullisches Paradies. Als Vorspeise kam ein „Antipasto misto di mare“ daher, wie er es noch nie am Teller hatte. Wieder waren einige gebackene Sardellen dabei, dazu mehrere, mit einem extrem guten Pesto gefüllte Muscheln, kalte Stücke vom marinierten Tintenfisch und noch gebackene Muscheln obendrein. Und das alles als Vorspeise wohlgemerkt 😊. Unfassbar aber war, dass der Hauptgang diesen fulminanten ersten Gang gar noch toppen konnte – aber das „Risotto ai granchio blu“ war wirklich unvergleichlich gut. Die Blaukrabbe war vom Geschmack her derart intensiv, so was hat Gernot weder bei Krebsen, Hummer oder Langusten jemals erlebt. Einfach nur einzigartig und wie wir dann später eine Rezension des Restaurants verfasst haben, da bedauerten wir aufrichtig, dass man nur 5 von 5 Sternen vergeben kann. Ganz ehrlich – in Österreich würden wir gerne einmal ein Hauben-Lokal besuchen, welches derartige Meeresfrüchte-Köstlichkeiten zusammenbringt, man wird wohl sehr lange danach suchen müssen. Bis jetzt haben wir übrigens nur einmal außerhalb Italiens phantastische Meeresfrüchte-Antipasti genossen – und das ausgerechnet bei einer abendlichen Schifffahrt auf dem Tiroler Achensee 😊. Wie wir uns dann später vor dem WoMo noch mit kühlen Drinks verwöhnt haben, da bedauerten wir ein wenig, dass wir morgen von hier abfahren werden. Aber es zieht uns halt einfach wieder weiter, wir sind nun mal Nomaden. Aber diesen Campingplatz werden wir sicher nie vergessen, Grazie mille per tutti!
Samstag, 13. September 2025
An Abreisetagen stehen wir gewöhnlich früh auf, so auch heute. Bereits kurz nach 8 Uhr blubberte unser Wasserkocher und nach dem Duschen als auch unsere letzte Habe an ihrem Platz verstaut war, fuhren wir von diesem sehr liebgewonnenen Platz ab. Ob wir noch einmal auf dieser Reise so gut essen werden? Nun ja, wir haben immerhin Manfredonia mit seinem „Lido Salpi“ und Vieste mit seinem „Camping Molinella“ am Plan. Und dass man auf diesen Plätzen sehr gut essen kann, das wissen wir bereits von unzähligen Besuchen 😊. Und außerdem, hoffen darf man immer, wir hätten ja auch nach dem „L’Cavatappi“ in Mugello nicht geglaubt, so schnell ein vergleichbar gutes Restaurant auf einem Campingplatz zu finden. So, genug jetzt vom Essen – Sizilien, wir kommen! Um 9 Uhr 20 sagen wir endgültig „Ciao bella Camping Sambalone“ und machen uns auf den Weg in Richtung Autostrada. Dieser Weg zieht sich und er zieht sich viele Kilometer über eine sehr kurvenreiche Strecke, auf der es fast nur bergauf geht. Da muss sich Schneckchen mal wieder ein wenig plagen, aber als erfahrene Bergziege meistert sie diese Prüfung erwartungsgemäß mit Bravour. Es werden letztendlich wohl mehr als 30 Kilometer Fahrt auf teils katastrophalen Bundesstraßen gewesen sein, ehe wir endlich auf die Autobahn wechseln konnten. 
Was für eine Wohltat, jetzt mussten wir nur mehr ein, zwei Schlaglöchern pro Kilometer ausweichen, kurz zuvor waren es gefühlt zwei Löcher pro Meter. Zweimal fahren wir für eine kurze Rast auf einen Parkplatz, trinken den restlichen Frühstückskaffee und die Ausfahrt „Villa San Giovanni“ fliegt uns nur so entgegen. Die letzten 20 Kilometer dorthin führt die Autobahn fast ausschließlich durch Tunnel, manchmal sind mehrere hintereinander nur durch eine 50 Meter lange Brücke getrennt. Hier herunten geht kein Stück Autobahn mehr über festen Boden, nur Brücken oder Tunnel. Bei der Ausfahrt Villa San Giovanni ist schon der Hafen ausgeschildert und jetzt wurde es ein wenig spannend, weil wir keine Tickets reserviert haben. Aber Gernot hat darauf spekuliert, dass an einem Samstagmittag auf den Fähren nach Sizilien nicht allzu viel los sein sollte – erstens ist längst touristische Nachsaison und zweitens sind die zahlreichen Festland-Pendler wohl schon seit gestern Abend bei ihren Familien. Und siehe da – es wurde so unkompliziert, wie wir uns das gar nicht erhofft hatten. Zuerst hatten wir die Wahl zwischen mehreren Fahrspuren, Ilse wählten die der „Blue Ferries“, das ist der größte Anbieter.  
 Wir sind 30 Meter neben dem Ticketschalter stehengeblieben, der Kaufprozess dauerte keine Minute und wir bezahlten für die Überfahrt nach Messina um 9 Euro weniger als vor 10 Jahren. Ohne jegliche Verzögerung wurden wir samt unserem Nasenbären an Bord gelotst – diese Fähre ist übrigens x-fach größer als jene, die wir damals benutzt hatten. Wir nahmen am Oberdeck Platz, die strahlende Sonne störte gar nicht – trotzdem hat uns Ilse zur Vorsicht noch Getränke aus dem WoMo Kühlschrank raufgeholt. Kaum zehn Minuten später sind wir schon losgefahren, etwas unangenehm war das Geräusch der Motoren der Fähren, denn die erzeugten einen fast schon schmerzhaften, extrem tiefen Brummton. Das änderte sich die ganze Fahrt über nicht, aber erstens gewöhnte man sich ein bisschen daran und zweitens war das für diese 20 Minuten eh auszuhalten. Trotzdem waren wir sehr froh, als wir endlich in den Fährhafen von Messina eingelaufen sind. Die Ausschiffung erfolgte dann mehr oder weniger blitzartig und wir stauten uns danach ein paar Minuten lang durch die Innenstadt. Faszinierend war dabei wieder einmal das Verhalten der italienischen Autofahrer, denn natürlich wurde die ganze Kolonne gleich mehrmals frech überholt und beim bewährten Reißverschlusssystem“ ist in Italien sowieso „Ende Gelände“, das kapieren sie einfach nicht. Und darum gibt es auch in ganz Italien keine Rettungsgasse – nirgendwo. Ziemlich einzigartig in Europa. Aber natürlich sind wir trotzdem irgendwann zur Autostrada gekommen, bei der sehr steilen Auffahrt verzweifelten die Autofahrer hinter uns mal wieder vollkommen und sahen sich wohl allesamt zu spät zu Mamas Pasta zu kommen 😊. Und weil ein altes Wohnmobil, das mit 40 km/h bei vorgeschriebenen 40 km/h dahinzuckelt, für den Normalbürger hierzulande eine reine Provokation darstellt, wurden wir bei dieser Auffahrt gleich mehrmals über eine Sperrfläche überholt, demonstrativ mit über 100. Aber, das Jammern über die Idioten am Volant ist keine Marotte von uns, in den Gesprächen mit anderen Campern ist das eines der Hauptthemen. Die Autobahn führt von Messina genauso weg, wie sie in Villa San Giovanni geendet hat – nahezu ausschließlich durch Tunnels und über Brücken.   
Und das auch über 20, 30 Kilometer weit. Dann kommen wir in die Gegend, wo wir vor zehn Jahren gecampt hatten, einer der Tunnel nennt sich Letojanni, gleich in der Nähe befindet sich der „Camping Paradiso“. Wir passieren auch die Ausfahrt „Taormina“, das sind wir damals auf die Autobahn in Richtung Messina aufgefahren. Heute liegt unser Ziel weiter südlich und nach weiteren 20 Kilometern wechseln wir bei Fiumefreddo, was wir mit „Kalter Rauch“ übersetzen, auf eine Provinzstraße. Nach der Durchfahrt mehrerer Dörfer biegen wir bei einem Hinweisschild zu unserem Campingplatz ab, möglicherweise etwas zu früh. Wurscht, eine unfassbar schlechte Straße hätten wir auch aus der anderen Richtung her bewältigen müssen, sie besteht ausschließlich aus Schlaglöchern, das ist nicht ein einziger Meter heil. Muss man hinnehmen, aber im Wohnmobil scheppert es, dass es eine Art hat 😊. Heilfroh über unsere Ankunft fahren wir um exakt 13 Uhr 29 beim „Camping Mokambo“ zu und werden von einem Angestellten begrüßt. Die Rezeption hat Mittagspause, wir können uns frei irgendeinen Platz aussuchen und dann später am Nachmittag anmelden. Das gefällt uns und schon nach einem kurzen Rundgang ist unser Aufenthaltsort für die nächsten Tage fixiert. Wir stehen den ganzen Tag über im tiefsten Schatten teils uralter Bäume, die beiden Sanitärgebäude sind betagt, aber nutzvoll genug und vor allem – es gibt ein Restaurant am Platz, das gute Rezensionen aufzuweisen hat. Blitzartig wie immer sind wir eingerichtet und kaum eine Viertelstunde nach unserer Ankunft sitzen wir schon neben der abgeladenen Vespa in unseren Stühlen. Der Ätna zeigt sich wegen einer dicken Wolkendecke nicht, dafür brennt es gleich an mehreren Stellen an den Hängen gegenüber. Die Feuer gehen nach Stunden offenbar von selber aus und wir schauen mal zum Meer rüber. Das liegt nur wenige Meter entfernt und in einer Strandbar gönnen wir uns ein Käffchen. Der Espresso kostet hier tatsächlich nur 80 Cent, das macht uns echt ein wenig sprachlos. Aber eben nur wenig und Gernot nimmt sich gleich einen Doppio 😊. Gegen 15 Uhr melden wir uns dann an und weil es bis zum Abendessen noch etwas dauert, fahren wir mit der Vespa zu einem nahegelegenen großen „Conad“ Supermarkt. Vorher reservieren wir zur Vorsicht zwei Plätze im Restaurant, wer weiß, bei den guten Rezensionen kommen möglicherweise auch Gäste von außerhalb. Der Weg zum „in der Nähe“ befindlichen Supermarkt entpuppte sich dann als eine Art Mini-Expedition, denn wir finden ihn schlicht und ergreifend nicht. Dabei sind wir gleich mehrmals an einem Schild vorbeigekommen, das uns den „Parkplatz beim Conad“ angezeigt hat – aber der Richtungspfeil führte uns gleich mehrmals in die Irre. Irgendwo im Häusermeer hat Ilse dann noch einmal Google befragt und ein paar hundert Meter war dann endlich der heißersehnte „Conad“ gefunden. Viel haben wir nicht gekauft, das Peroni Bier war im Angebot, drei 0,66 L Flaschen kamen mit. Dazu ein paar Frucht- bzw. Schokojoghurts, eine Mini-Dose Sardellen und Gernots geliebte Dattarini-Tomaten. Den Weg zurück zum Platz haben wir dann gleich gefunden, die Straße ist derart schlecht, dass man den Roller auch bei nur 30 km/h kaum auf der Straße halten kann. Schon nach zwei Kilometern fangen da die Arme an zu schmerzen, weil der Lenker mit aller Kraft festgehalten werden muss. Endlich gut am Platz angekommen, belohnten wir uns für die Strapazen des Einkaufs mit kühlen Drinks und harrten dem Abendessen entgegen. Um 19 Uhr sind wir dann zu Tisch geschritten – zum Glück hatten wir reserviert. Denn im Zuge unseres Abendessens wurden gleich mehrmals Gäste abgewiesen, übrigens allesamt Camper. Da schaust dann echt blöd aus der Wäsche … Ilse hat sich heute mal wieder ihre „Scaloppine in Vino Bianco“ gegönnt dazu „ein Glas Rotwein“, welches dann zur Vorsicht in der Viertelliter-Karaffe gekommen ist. Die zwei Achtel Wein sind dann mit schlanken 2,50 auf der Rechnung gestanden. Gernot bestellte sich als „Primo Piatti“ eine Portion „Spaghetti Carbonara“ – eine Vorspeise also. Es sind dann aber sage und schreibe ein Kilo (!!) Nudeln aufgetischt worden, ungelogen, wir haben eh ein Foto gemacht.   
Natürlich kann das kein normaler Mensch aufessen, noch dazu als Vorspeise. Und wie Gernot so vor sich hin überlegt, wie er denn auf Italienisch „das Essen war sehr gut, aber leider viel zu viel“ seinen halbvoll zurückgehenden Teller rechtfertigen solle, wurde der Haufen der delikaten Pasta immer kleiner und kleiner. Und schließlich packte Gernot sogar noch ein wenig der Ehrgeiz und er hat die gigantische Portion restlos aufgegessen. Und das, obwohl noch die als Hauptspeise bestellten „Calamari Fritte“ auf ihn warteten. Aber das bisserl Meeresfrüchte geht immer, das flutscht, kein Problem. War es dann auch nicht, aber mit dem letzten Ringerl musste Gernot fast schon kämpfen. Vollkommen gesättigt sind wir gerade noch zum WoMo gekommen, schnell noch ein Gute-Nacht-Drink und keine halbe Stunde später werden wir wohl schon in unseren Betten gelegen haben, aber keiner von uns hat auf die Uhr geschaut. 
Sonntag, 14. September 2025
Wir lassen uns heute lange Zeit mit dem aktiven Erwachen, erst gegen 9 Uhr werfen wir unseren Wasserkocher an. Schau an, dem Stromverteiler am Platz sind die 700 Watt des Gerätes zu stark und es haut uns gleich mehrmals die Sicherungen am Stromkasten raus. Wir schaffen es aber trotzdem irgendwie, allerdings müssen wir mehrmals die Sicherung wieder „hochklappen“. Danach gilt unser erstes Interesse dem Ätna, dazu müssen wir nur 20 Meter neben unser WoMo treten, am Platz versperren uns Palmen den Ausblick. Zum Glück, denn jetzt am Morgen sehen wir, dass wir tatsächlich den ganzen Tag über im Schatten stehen werden. Super! Der Ätna zeigt sich heute von seiner schönsten Pracht und er hört sich weit aktiver an als gestern, den ganzen Tag über grummelt er vor sich hin und stößt richtig große Rauchwolken aus seinen Kratern. Wir verbringen einen völlig relaxten Tag am Platz, gehen in eines der betagten Waschhäuser duschen und paschen vor uns hin. Zwischendurch kommen wir mit einer Österreicherin aus Hallein ins Gespräch – sie und ihr Mann paschen auch. Auch sie spielen das System „Besserer Wurf“ und auch die Salzburger haben die Regeln im Lauf der Jahre so verändert, dass ein Match andauernd spannend bleibt. Genau wie bei uns und wir sind uns sehr schnell einig, dass ein Pasch beim Campen wohl eine der besten Varianten eines Spieles ist 😊
Wir haben dann geduldig auf die Essenzeit gewartet; Gernot ist dann extra noch einmal duschen gegangen, damit wir nicht schon wieder als erste Gäste „auf der Matte“ stehen. Natürlich war es dann bei unserem Eintritt trotzdem erst 19 Uhr 01 und genauso natürlich waren wir wieder die ersten Gäste. Ilse hat heute einen vegetarischen Tag eingelegt, mit „Verdure grigliata con Patatine fritte“, also gegrilltes Gemüse mit Pommes. Gernot hat sich eine formidable „Pizza Quattro Formaggi“ bestellt, mit extra Sardellen. Das war erneut ein sehr gutes Abendessen und gegen Ende haben wir uns mit dem Ehepaar neben uns unterhalten. Die sind ein ausnehmend sympathisches Paar aus der Hamburger Gegend, Petra und Jürgen sind mit 70 bzw. 73 Jahren etwas älter als wir, aber wir verstehen uns auf Anhieb blendend. Interessant wurde es dann, als Gernot fragte, wie lange sie denn schon unterwegs seien und wie lange ihre Reise mit dem Eriba-Wohnwagen noch dauern würde, denn da kam als Antwort: „Wir sind seit 2021 unterwegs, während der Pandemie haben wir unsere zwei Häuser verkauft und wir werden solange auf Reisen sein, wie es gesundheitlich geht.“ Na Bumm – echte Nomaden. Und mit einer derart authentischen Art, dass man nur den Hut ziehen kann. Jürgen und Petra geben ein Paradebeispiel von Campingbegeisterten ab, die sich tatsächlich ein „Global Living“ als Lebensentwurf gewählt haben. Chapeau! Wir sind an diesem Abend noch lange im Restaurant zusammengesessen, haben aus unseren Leben erzählt und eine super Zeit gehabt. Jürgen hat eine außergewöhnlich liebe Art, auch Petra natürlich, und sie sind beide ziemlich verrückt. So wollten sie einmal unbedingt Malta sehen, haben in Sizilien ihren Kastenwagen und den Eriba geparkt und sind mit der Fähre zur Insel rüber geschippert. Doch sie fanden Malta eher trostlos und viel zu heiß, also retour nach Sizilien. Dort angekommen, war es Jürgen auch hier viel zu viel Hochsommer und er meinte nur: „Lass uns nach Norwegen fahren, da ist es sicher kühler.“ Und sie haben sich dann gleich auf die wochenlange und 6.000 Kilometer lange Reise begeben, nur um am Nordkap festzustellen, dass es auch dort beinahe 30 Grad gehabt hat 😊. Wie gesagt, zwei verrückte Camper, aber im allerpositivsten Sinn. Wir haben dann noch zwei Runden Limoncelli gekippt und es wird kurz vor 23 Uhr gewesen sein, wie wir Vier zu unseren Häuschen zurückschlurften. Petra und Jürgen haben sich übrigens trotz Wohn- und Kastenwagen einen kleinen Bungalow gemietet – nur zum Kochen und wegen der Toilette, schlafen tun sie ausnahmslos im Eriba 😊
Montag, 15. September 2025
Wir haben heute früh sogar den Kühlschrank vom Stromnetz genommen, damit der Wasserkocher seine 700 Watt voll entfalten kann. Und tatsächlich hat die Sicherung am Stromkasten nicht ganz so oft abgeschaltet und der Kaffee dampfte bald in unseren Tassen. Heute werden wir mit der Vespa ausfahren, ohne Ziel, irgendwo die Berge in Richtung Ätna hinauf. Aber nicht zum Vulkan selber, da waren wir schon und wir würden da oben wohl nur im Ascheregen stehen. Denn heute ist vulkantechnisch wirklich was los, hunderte Meter hoch stehen die Rauchwolken über dem Ätna. Da will man sich als Zaungast nicht unnötig aufdrängen. So gegen 10 Uhr 30 werden wir vom Campingplatz losgeknattert sein, zuerst nach Mascali rüber. Der Weg dorthin ist wirklich ein Alptraum, manchmal fährt die ganze Horde auf der falschen Straßenseite, um den ärgsten Schlaglöchern zu entgehen. Im Ort selber ist dann Stopp-and-Go angesagt, mit der Vespa fürchten wir aber keine Kolonnen, weil wir sie meist einfach überholen 😊. Schließlich biegen wir nach Nunziata ab und sind nach wenigen hundert Metern beinahe alleine unterwegs. Die Straße schraubt sich höher und immer höher hinauf, bald liegt das blaue Meer tief unter uns und wir sehen kilometerweit bis nach Taormina hinüber. 
So wunderbar die Gegend auf uns wirkt, so peinlich ist der weggeworfene Hausmüll, der links und rechts die Straße säumt. Säckeweise wird alles Mögliche einfach aus dem Auto geworfen und es steht zu befürchten, dass sich das auch in Zukunft nicht ändern wird. Zwar sind seit kurzem die Strafen für illegale Müllentsorgung auf bis zu 18.000 Euro angehoben worden, aber solange das nicht exekutiert wird, fürchten sich die Müllfrevler nicht davor. Wie beim Autofahren – 120 bei erlaubten 50 sind ganz normal, wenngleich die Strafen dafür astronomisch wären und auch das Fahrzeug eingezogen würde. Aber – wie beim hirnlosen Rasen werden wohl auch bei der illegalen Müllentsorgung nur Touristen Strafe bezahlen, wie z.B. 300 Euro für das achtlose Wegwerfen einer Zigarette … Wurscht, wir müssen hier ja nicht leben und könnten das auch nicht. Wir finden dann eine kleine Ausweiche im Schatten und im Gestank der Müllhalden versuchen wir die wunderbare Aussicht zu genießen. Wir kommen dann über die Weiler Vena und Presa nach Linguaglossa, das ist einer der größeren Orte her und seinen Namen übersetzen wir als „Glänzende Zunge“. Wir machen Halt an einer Cafeteria in einem kleinen Park und bestellen Espresso und Doppio. Wir sind eigentlich allein, aber nach und nach treffen weitere Gäste ein. Und jeder einzelne wird demonstrativ vor uns bedient, bis es uns zu blöd wird. Wir stehen auf und gehen, jetzt ist es dem Bediensteten offenbar peinlich, er verspricht uns sofort unsere Kaffees. Aber wir winken nur ab, wir sind nicht die großen Freunde von benachteiligender Behandlung 😊. Schon bei der Herfahrt hat Ilse ein Geschäft entdeckt, welches Bodenbeläge in großen Rollen anbietet. Wir bräuchten so etwas durchaus für unser Badezimmer im WoMo, die alte Matte ist schon vor vielen Jahren gekauft worden. Schnell ist ein Meter davon heruntergeschnitten und das typisch, sizilianische Muster gefällt uns sehr gut. Dann darf auch noch eine große Flasche Anti-Ameisen-Spray mitkommen, denn die Biester tummeln sich zu tausenden auf unserem Stellplatz. Heute hatten wir zum ersten Mal seit Sorrento vor 10 Jahren einen Ameisenangriff im WoMo, da waren wir allerdings selber schuld. Ein zum Salamischneiden benutztes Brettchen war ungewaschen im WoMo zurückgeblieben und sogleich von, sicherlich über 100, kleinen, roten Ameisen übersät. Gernot hat sie sofort (lebend!) entsorgt – wie durch ein Wunder haben wir danach kein einziges Insekt mehr aufgespürt. Und wir haben ganz genau nachgeschaut 😊. Wir haben ja beim Einchecken von der Rezeptionistin einen Becher Ameisengift bekommen, das haben wir um die Reifen und aufs Stromkabel geschüttet. Jetzt haben wir noch den Spray zusätzlich, das sollte uns nun die Plagegeister weitgehend fernhalten. Nach dem Kauf des Bodenbelages stand noch der Kauf von Espresso und Doppio an – nach einem Kaffee musst du in Italien nicht lange suchen. Wir parkten uns vor einem Lokal mit dem schönen Namen „Ristorante Tradizionie Siciliana“ ein, hier hätte man sicherlich auch sehr gut speisen können, denn das Lokal war gut gefüllt mit lauter Einheimischen. Die beiden Caffe‘ waren erwartungsgemäß ausgezeichnet und zufrieden cruisten wir zurück in Richtung Fiumefredda. Dort haben wir dem „Conad“ noch ein paar Flaschen Bier abgekauft und – zur Überbrückung bis zum Abendessen – eine Packung „TUC-Kekse“. Am Campingplatz haben wir dann erstmal eine kleine Rast eingelegt, auch wenn wir nur 62 Kilometer weit unterwegs waren, hat das ewige rauf, runter, links, rechts doch etwas geschlaucht. Um 19 Uhr haben wir uns dann wieder im Restaurant kulinarisch verwöhnen lassen – Ilse hat sich eine „Pizza Margherita“ einverleibt und Gernot wusste gestern schon, dass er nicht am „Schwertfisch mit Pommes“ vorbeikommen würde. Petra und Jürgen haben heute selber gekocht, aber nach dem Abendessen sind wir mit Bier, Wein und Limoncello zu den beiden rüber. Dort haben wir auf der Terrasse ihres Bungalows einen weiteren, netten und feuchtfröhlichen Abend verbracht, die beiden „Nordlichter“ sind wirklich außergewöhnlich coole Leute. Vielleicht erzählen sie uns morgen, was sie beruflich so gemacht haben, bislang ist das noch nicht Thema gewesen, es würde uns aber schon sehr interessieren – neugierig wie wir sind 😊.
Dienstag, 16. September 2025
Das Kaffeemachen wird mit jedem Tag einfacher, heute haben wir nach dem ersten Blackout unser Kabel einfach in eine andere Buchse gesteckt und konnten ungehindert das Wasser aufkochen. Gernot hat danach ein wenige Blog geschrieben und Ilse hat akribisch genau unser WoMo gesäubert, der Ameisen-Einfall lässt ihr natürlich keine Ruhe. Es ist aber tatsächlich nicht einmal mehr ein Einzelstück oder ein Nachzügler aufgetaucht, die sind alle wieder weg. Passt, unser Protest dagegen hält sich in äußerst engen Grenzen 😊.     
Danach hat Ilse den gestern gekauften Bodenbelag verlegt, er kommt aber mangels Größe nicht ins Badezimmer, sondern unter den Tisch im Heck. Der alte dort hat eh längst ausgedient, der neue Belag schaut wirklich gut aus. Wie wir erfahren haben, bleibt das Restaurant heute geschlossen – die Seniorchefin feiert ihren 70er, das ist mal ein richtiges Motiv. Kein Problem, ein Essen mit italienischen Spezereien aus dem eigenen Kühlschrank ist schließlich auch nicht zu verachten. Noch vor Mittag brechen wir zu einer Moped-Tour auf, wieder in die Berge natürlich. Eine ungefähre Richtung wissen wir, Ilse hat sich auf einem Zettel ein paar Ortsnamen notiert, das sollte reichen. Als erstes fahren wir nach Mascali und danach ins benachbarte Giarre. Wir haben beinahe kein Bargeld mehr, also müssen wir Ausschau nach einer „Money-Machine“ halten. Wir sind auf unserem Konto mit 6 Euro 74 im Minus 😊, was uns grundsätzlich noch nicht nervös macht, vor allem nicht bei einem Überziehungsrahmen von 5.000 Euro. Aber – theoretisch könnte es sein, dass ein ausländischer Bankomat bei einem Minusstand nix mehr auszahlt, also haben wir Ilses Schwester gebeten, uns zur Vorsicht 400 Euro zu überweisen. Der Bankomat in Giarre hat dann aber eh brav die gewünschten 400 ausgegeben, Minus hin oder her. Frisch begeldet haben wir dann unsere Fahrt fortgesetzt und mitten in Giarre sind wir rechts abgebogen und den Hinweisschildern nach Milo gefolgt.
Das kleine Bergdorf ist in ganz Italien und darüber hinaus berühmt, auch weil der Sänger und Liedermacher Lucio Dalla hier alljährlich seinen Sommerurlaub verbracht hat. Und deshalb steht in Milo auch eine lebensgroße Bronzeskulptur des Künstlers, neben einem Klavier stehend, an dem sein Freund Franco Battiato spielt, ebenfalls ein berühmter Musiker. Ein wahrlich beeindruckendes Denkmal und wir haben es ausführlich bewundert. Ebenso wie den phantastischen Ausblick auf das tiefblaue Meer, welches sich unter uns bis zum Horizont hin ausbreitet. Ein Traum! Wir müssen uns von dieser Szenerie fast schon mit Gewalt losreißen, aber unsere Vespa wartet. Unser nächstes Ziel ist Sant‘ Alfio und das hat als Besonderheit einen sehr großen und sehr alten Baum anzubieten. Ganz ehrlich gesagt – so besonders verlockend hat das für uns nicht geklungen, aber in Sant’ Alfio angekommen, sind wir doch den Hinweisschildern zur „Castania dei cento Cavalle“ gefolgt, also zur „Kastanie der hundert Pferde“. Ilse hat gestern schon im Internet recherchiert, dass die Legende besagt, dass die Königin von Aragon mit ihrem Gefolge – und eben mitsamt 100 Pferden – unter dieser großen Kastanie Schutz vor einem schweren Gewitter gesucht und auch gefunden hätte. Also dann muss der Baum wirklich groß sein 😊. In der Nähe des Naturdenkmales befindet sich ein netter Parkplatz mit einer noch netteren Cafeteria, dort ließen wir unser Moped ein wenig ausschnaufen und sind die letzten 300 Meter zum Baum zu Fuß hingegangen. Und was wir dort in den folgenden 30 Minuten erlebten, das hätten wir niemals erwartet. Das ganze Areal rund um den Baum ist abgesperrt und am Eingang trafen wir auf einen Mann. Der hat uns gleich nach unserer Herkunft gefragt und dann ein recht gutes Deutsch ausgepackt. Er war mit der Herstellung von Ketten-Anhängern und dem Schnitzen von kleinen Tierskulpturen beschäftigt, für das er das abgeworfene Totholz des Kastanienbaumes verwendete. Wir haben ihm sofort eine kleine Eule abgekauft, die ist offenbar exakt einer Zwergohreule nachgebildet, wir haben natürlich nicht einmal nach dem Preis der kleinen Kunstwerkes gefragt (eh nur 15 Euro). Und dann hat der Mann sein Wissen über die Kastanie mit uns geteilt – und zwar mit einer Leidenschaft und einer Freude, dass es wirklich mitreißend war. Die Kastanie ist über 4.000 Jahre alt und damit der älteste Baum der Welt, der noch Früchte trägt. So wurden vergangenes Jahr 500 Kilogramm Edelkastanien geerntet. Die Kastanie hat einen Umfang von – seinen Angaben nach – 62 Metern und ist damit der dickste Baum der Welt, auch wenn die Angaben diesbezüglich variieren. Aber auch wenn man die geringste Schätzung des Umfangs annimmt, so beträgt dieser immer noch 53 Meter, der zweitdickste Baum der Welt misst nur 37 Meter. Die Kastanie besteht zwar optisch aus vier mächtigen Stämmen, aber DNA-Proben aus 30 Metern Tiefe haben ergeben, dass es nur eine gemeinsame Wurzel gibt. Der überaus nette und sehr redselige Mann ist dann das ganze Naturdenkmal mit uns abgeschritten und hat uns „Phantasie-Bilder“ gezeigt, die sich in der alten Rinde abbilden: Ein Hirsch mit Geweih, ein Löwe, ein Krokodil, ein Bärenkopf, ein Raubvogel, der „Schrei“ von E. Munch, das Ying/Yang-Zeichen, ja sogar ein Bildnis von Jesus Christus. Ilse hat alle Gebilde fotografiert und unser Führer war ganz begeistert, dass Ilse jedes Motiv perfekt in Szene setzen konnte. 
Was für eine lässige Führung, was für ein tolles Erlebnis. Und das für je 1 Euro (!!) Eintrittsgebühr. Genau das sind die Sachen, die uns am meisten Spaß machen – wenn wir etwas Wunderbares erleben, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet hatten. Direkt beseelt sind wir dann die paar hundert Meter zur Cafeteria zurückflaniert und haben uns dort Käffchen und Fanta gegönnt. Anschließend sind wir wieder auf Meereshöhe runtergefahren, haben in Giarre bei „Conad“ noch ein paar Sachen gekauft (Milch, Salami und Brot), um unser heutiges Abendessen weiter abzusichern. Am Campingplatz war dann ein wenig Ruhe angesagt, heute waren wir übrigens gar nur 43 Kilometer weit unterwegs, der Erlebnisfülle nach sind uns die aber wie 100 vorgekommen. Nach einem Pasch haben wir, gerade noch vor Einbruch der Dämmerung, die Vespa aufgelegt, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es morgen wieder weitergeht. Wir waren dann gerade beim Abendessen mit Salami, Parmesan, Tomaten und Sardellen, da sind Petra und Jürgen gekommen. Ob wir noch Lust auf einen gemeinsamen Abend haben? Na Hallo – natürlich und wie, nach dem Essen kommen wir sofort. „Nein, nein – heute kommen wir zu euch rüber“, lachten sie und schon schleppten sie ihre Stühle und eine Flasche Wein heran. Es ist dann ein wunderbarer Abend geworden und Gernot hat endlich gefragt, was sie denn beruflich so gemacht haben. Die genaue Antwort würde leider den Rahmen hier sprengen, deshalb die Kurzfassung: Jürgen ist gelernter Tuchmacher und war seit seiner Lehrzeit über viele Jahre beim selben Betrieb angestellt. Eines Tages hat es ihm plötzlich gereicht, er hat fristlos gekündigt, zum Entsetzen aller. Außer bei seiner Frau Petra, denn die meinte nur: „Sehr gut. Und jetzt hast du mal richtig Zeit für dich, setz dich auf dein Motorrad, fahr in der Gegend rum, dann wird dir schon einfallen, was du in Zukunft machen willst.“ So geht Ehefrau 😊, und wer sollte das besser wissen, als Gernot. Zurück zu Jürgen – der hatte einen Freund, der Honig verkaufte. Er half ihm ein wenig beim Standaufbau und so, womit er erstmals mit Wochenmärkten in Berührung kam. Dann wurde plötzlich Jürgens Mutter krank und am (zum Glück nur vermeintlichen) Sterbebett hat sie ihrem Sohn das Versprechen abgerungen, im großen, erntereifen Garten ja nichts verkommen zu lassen. Als braver Sohn hat Jürgen seiner Mama natürlich gefolgt und so stapelten sich bald Unmengen an Einmachgläsern im Keller, viele davon mit Marmelade. Mit den Marmeladen hat Jürgen von Anfang an herumexperimentiert, die seiner Mutter waren ihm ein bisschen zu süß und überhaupt … So, Muttern ist zum Glück wieder gesund geworden und meinte bei ihrer Rückkehr und angesichts der Mengen an Marmeladen zu Recht: „Um Himmelswillen – wer soll denn das alles aufessen?“ Tja – der Rest ist eine deutsche Erfolgsgeschichte: Jürgen erinnerte sich an seinen Honigfreund und fuhr mit ihm auf Wochenmärkte, um die unzähligen Gläser mit Marmelade loszukriegen. Unter die Deckel waren übrigens bunte Stofftücher gelegt, die aus den poppigen Hemden von Jürgens Vater hergestellt worden sind. Vom ersten Tag an fanden Jürgens Marmeladen reißenden Absatz, es kamen dann schnell noch Fruchtsäfte hinzu, später noch Senf und schließlich bald einmal auch Petra 😊. Denn die kündigte tatsächlich ihren sicheren Job als Hebamme und stieg mit Jürgen in eine Firma ein, die es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gab. Also kochten beide fortan tagein, tagaus Marmeladen – immer mit etwas ausgefallenen Rezepturen. Jürgen hat sich übrigens nicht ein einziges Mal nach irgendeinem Rezept umgeschaut, er hat sich alles selber ausgedacht. Bald einmal musste man dem Unternehmen einen rechtlichen Rahmen verpassen, vor allem was die strenge Einhaltung der Lebensmittelsicherheit und die ganzen hygienischen Vorschriften anbelangte. Das bekamen die beiden hin und gründeten schließlich die Firma „Freche Früchtchen“. Übrigens ein Name, den wir auch als Innsbrucker schon mal gehört haben. Der Erfolgslauf war dann nicht mehr zu stoppen und schließlich klopften auch Karstadt, KdW und andere, namhafte Großkunden an. Nun hatten Jürgen und Petra eher das Problem, dass die Kaufhäuser derart große Mengen orderten, dass sie zunehmend Schwierigkeiten bekamen, am Markt genügend leere Gläser aufzukaufen. Einmal, so lachte Jürgen, hatte er gerade bei Karstadt in Berlin eine große Lieferung zugestellt und befand sich auf dem Rückweg nach Hamburg. Da rief seine Petra an und meinte: „Karstadt Berlin hat soeben nachbestellt, die haben schon fast nix mehr.“ Es war so lässig, den spannenden Erzählungen der beiden zu lauschen. Einmal ist in Wien ein vermeintlicher Kunde zu ihrem Stand gekommen und hat gemeint: „Ich kaufe Ihnen alles ab, auch den Stand.“ Jürgen lachte nur und winkte ab, aber der Mann blieb hartnäckig und meinte: „Gut, aber dann müssen sie mit mir nach Saudi-Arabien kommen, da gibt es einen Markt, der nur das Beste vom Besten der Welt anbietet und da gehören Sie hin. Ich kümmere mich um Alles und ich bezahle für Alles!“ Und so war es dann auch, die zugesagten Flugtickets für Petra, Jürgen, sowie die Frachtpapiere für den Container mit den Marmeladen und Säften, waren nichts anderes als ein paar Zeilen auf einem normalen Fax. Allerdings mit dem Wappen und den Insignien des saudischen Königs. „Da haben sie aber schön geschaut am Flugschalter“, erinnert sich Jürgen lachend und der ganze Trip wurde schließlich ein wunderbares Erlebnis, mit lobender Anerkennung und Dankesworten von allerhöchster Seite. Was für tolle Geschichten. Fehlt nur noch die, wie sie sich im Frühjahr 2020 ein bisschen über den geringen Verkehr wunderten, als sie mit 500 Kilogramm Orangen von Sizilien am Heimweg waren. Als der Verkehr schließlich komplett versiegte, machten sie sich mal zur Vorsicht im Internet kundig, denn da muss wohl irgendwas passiert sein. Stimmt – Corona 😊. Die beiden haben den Beginn der Pandemie und die europaweiten Lockdowns überhaupt nicht mitgekriegt, sind aber auch danach nahezu ungehindert überall herumgefahren, sie hatten ja Waren auszuliefern 😊. Trotzdem haben sie bald einmal danach Schluss gemacht, die Firma ruhend gestellt und alle Habe verkauft. Und jetzt sind sie eben ewige Nomaden – die Zeit hier am Campingplatz haben sie übrigens genutzt, um wieder mal ein bisschen Marmelade zu kochen – diesmal mit Zitronen von der Amalfi-Küste, das sind angeblich die besten der Welt. Und so schmeckt die Marmelade auch, Gernot hat sie gekostet und dann noch ein Glas davon geschenkt bekommen. Danke Petra, Danke Jürgen, eure Bekanntschaft hat uns mit tief empfundener Freude erfüllt. Unsere Visitenkarten habt ihr ja, bei eurer nächsten Vorbeifahrt an Innsbruck würden wir uns sehr geehrt fühlen, wenn wir euch unsere schöne Heimatstadt zeigen dürften. 
Mittwoch, 17. September 2025
Wir sind schon vor 8 Uhr aufgestanden und freuten uns sogleich, dass der Wasserkocher in seiner Arbeit nicht vom brustschwachen Stromnetz behindert wurde. Also – nicht über Gebühr, aber ein, zwei Mal die Sicherung wieder einschalten, das passt. Und wer weiß, vielleicht schaut es ja am nächsten Campingpatz schon wieder anders aus mit der Stromversorgung. Nach dem Kaffee waren eigentlich nur noch ein paar letzte Handgriffe zu erledigen und nach der herzlichen Verabschiedung von den liebgewonnenen Hamburgern Petra und Jürgen fuhren wir ab.   
Vorher noch haben wir den Aufenthalt hier bezahlt, für vier Tage und zusätzlich den zwei frischen „Cornetti con Crema“ legten wir faire 125 Euro ab. Noch vor 9 Uhr 30 sind wir dann endgültig vom Platz weggekommen, jetzt galt es erst einmal sich durch die Orte Mascali und Giarre zu stauen, aber dann ging es für uns auf die Autobahn. Das nahegelegene Catania hatten wir bald hinter uns, dann stoppte uns plötzlich eine Mautstation. Wir berappten furchterregende 80 Cent 😊 ab hier wird der Rest der Autostrada kostenfrei sein. Wir werden heute sozusagen auf vertrauten Pfaden wandeln, denn den anvisierten „Camping Valle dei Templi“ kennen wir schon von unserem ersten Besuch Siziliens. Darum wissen wir auch über das ziemlich gute Restaurant am Platz Bescheid und Ilse erinnert sich besondere daran zurück, dass sie damals ihr Zitroneneis in einer echten, ausgehölten Riesenzitrone serviert bekommen hat. Sowas vergisst man nicht 😊. Es ist heute ein sehr heißer Tag, sogar beim Fahren mit 90 km/h spüren wir die starke Hitze, 34 Grad wird es letztlich gehabt haben, im Führerhaus noch mehr. Wir sind die gleiche Strecke schon vor zehn Jahren gefahren, wenn auch von der anderen Richtung her.

Damals befand sich die heutige Autobahn noch im Bau und wir sind ununterbrochen zwischen den einzelnen Bauabschnitten hin und hergewechselt. Immer ca. 5 Kilometer neue Autobahn und dann wieder 5 Kilometer Schotterstrecke. Da ist das jetzt tausendmal bequemer, noch dazu herrscht de facto kein Verkehr und wir überholen auf der ganzen Fahrt maximal drei LKW. Natürlich haben wir wieder das eine oder andere Rasthaus „angegriffen“, gekauft haben wir nirgends etwas, aber den Restkaffee und eines der „Cornetto con Crema“ haben wir auch ihrer Bestimmung überführt. Nach insgesamt 199 Kilometer sind wir dann in Agrigento beim „Camping Valle dei Templi“ vorgefahren, da war es 12 Uhr 45 und brutal heiß. Gernot erkennt mal wieder überhaupt nix mehr, aber auch Ilse hatte den Platz irgendwo anders verortet, mit weniger Häusern rundherum. Nun, da wird diesbezüglich was dazugekommen sein, denn schnell erkennen wir den Platz wieder. Unser Stellplatz von damals, auf den wir eigentlich „gespitzt“ hatten, ist jetzt ausschließlich für Zelt-Camper reserviert, aber dahinter ist der Platz erweitert worden und da stellen wir uns hin. Schon wenig später merken wir, dass wir auf dieser Ebene den allerbesten Platz gewählt haben, denn wir werden nur früh am Vormittag in der Sonne stehen, sonst ist bei uns nur Schatten – geil!
Leider gibt es am Platz kein Restaurant mehr, aber bei einer kurzen Internet-Nachschau finden wir 20, 30 Lokalitäten innerhalb eines 1-km-Radius – da wird sich was finden lassen 😊. Das mit dem Restaurant ist natürlich schade, aber dafür ist der Swimmingpool neu errichtet worden und macht einen sehr guten Eindruck mit seinen zwei Duschen und den vielen Sonnenliegen. Während des Höhepunktes der Nachmittagshitze schnappen wir unsere grellfarbigen Badehauben und erfrischen uns im feinen Wasser des Pools. Es sind kaum andere Camper hier, nicht nur am Swimmingpool, sondern überhaupt. Maximal ein schwaches Dutzend WoMo und Wohnwagengespanne stehen herum, ein untrügliches Zeichen der Nachsaison. Uns kann das natürlich nur Recht sein, je weniger Leute, desto weniger Krawall usw. 
Und dass nun überall in Europa wieder der Schulunterricht angefangen hat, macht das Camping gleich zu einem noch größeren Vergnügen. Nach einem obligatorischen Pasch ist es dann 18 Uhr geworden, um die Zeit sperren die ersten Restaurants auf. Wir haben einen ungefähren Plan und fahren mal mit der Vespa in Richtung Meer hinunter, denn im Ortsteil San Leo reiht sich ein Lokal an das andere. Viele haben noch geschlossen, aber dann sieht Ilse im Vorbeifahren einen geöffneten Burger-Laden. Wir parken uns ein, gehen ins Lokal und fragen nach etwas zum Essen. Der Mann weiß aber nicht einmal, dass er hier Burger verkauft, er redet immer nur von „Panini si, solo Panini!“ Also so geht’s nicht, also gehen wir. Da kommt von der nebenan ansässigen Pizzeria ein Mann daher gelaufen (buchstäblich), entschuldigt sich auf Englisch für die Komplikationen und verweist auf die umfangreiche Speisekarte. Uns interessieren heute ausnahmslos Burger und es gibt eine ganze Reihe davon im Angebot. Und bei jeder Variante kann man zwischen „Single, double oder gar tripple“ wählen. Ilse wählte sich die Single-Version des „Super Crispy Chicken-Burger“, Gernot war hungrig und wagte sich über den „Tripple-Smash-Burger“. Bei den Preisen für die Burger wurde Gernot erstmals ein wenig skeptisch, denn Ilses Burger sollte nur 8 Euro kosten, Gernots Tripple-Wahnsinn gar nur 12,50, mit jeweils Pommes dabei. Kann das stimmen? Und plötzlich, als er den Namen des Lokals las, checkte Gernot, dass ihm genau dieses Restaurant bei der nachmittäglichen Internet-Suche aufgefallen war – es hatte nämlich nur sagenhafte 2,9 Sterne bei 84 Bewertungen, so üble Rezensionen sind extrem selten 😊. Na, servas! Die Kritiken reichten von Lebensmittelvergiftung, über unfreundliches Personal, bis hin zu eiskalten, also ungenießbaren Burgern. Wir schauten uns aber nur kurz an und waren unisono der Meinung: „No risk, no fun.“ Notfalls lassen wir den Scheiß stehen und gehen nebenan eine Pizza essen 😊. Die beiden Burger sind dann nach gerade mal 10 Minuten an den Tisch gekommen, sie haben schon mal großartig ausgeschaut. Und sie haben alles gehalten, was ihre Optik versprochen hat, denn beide haben wir kaum einmal einen besseren Burger gegessen. Gernots Dreifach-Irrwitz war unfassbar delikat, das Fleisch knusprig gebraten, der Käse ein zähfließender, gelber Traum und der gegrillte Speck hat beim Reinbeißen derart gekracht, dass es wahrscheinlich noch auf der anderen Straßenseite zu hören war. Auch Ilse war mit ihrem knusprigen Hühner-Burger absolut zufrieden, was für ein unerwartetes Festmahl. 
Aber, wie könnte es an einem Touristen-Hotspot auch anders sein, endete dieses ausgesprochen gute Essen mit einem, wenn auch kleinen, Ärgernis. Ilse hatte beim Kellner im Lokal einen Doppio bestellt, der Kaffee wollte aber nicht und nicht an den Tisch kommen. Also ist Gernot nach zehn Minuten nervenzerrender Wartezeit – außer uns waren nur zwei Frauen zu Gast – nachfragen gegangen. Und? „Sorry, but we don’t have a Coffeemachine here!“ Ist das zu fassen, ist es echt zu viel verlangt, dass einem das der Kellner gleich sagt? Gernot hat dem Burschen dann genau das gefragt, Antwort hat er keine bekommen 😊. Nur Budda weiß, was in den Köpfen von solchen Leuten vorgeht bzw. kann das in dem Fall nur Lord Shiva wissen, denn der Kellner war ziemlich sicher indischstämmig 😊. Trotzdem, es ist leicht möglich, dass wir noch einmal dort einkehren, aber dann wohl eher in die Pizzeria nebenan, die beiden Lokal gehören eh zusammen. Es war dann schon beinahe dunkel, als wir mit der Vespa zum Campingplatz zurückgefahren sind. Vorher waren wir noch kurz beim Meer unten, mal schauen, vielleicht gönnen wir uns dort mal ein Käffchen, wir bleiben ja noch ein paar Tage lang hier. Am Platz haben wir uns dann fein in unsere Stühle gesetzt und mit kalten Drinks haben wir den Tag schön ausklingen lassen. Wir haben auch hier Ameisen am Platz, die sind ziemlich „pissfreudig“, aber die Freude liegt auf beiden Seiten. Denn auch wenn die Ameisensäure höllisch brennt, so tut sie das nur eine Sekunde lang, es bleibt auch keine Schwellung oder Rötung zurück. Und eine Sekunde lang geht, das stecken wir locker weg. Es erinnert uns höchstens daran, dass wir nicht allein auf der Welt sind. Das tut der neurotische Hund unseres italienischen Nachbarn übrigens auch. Nur gut, dass sich der Köter einige Parzellen weiter über alles und jeden laut bellend aufregt. Etwas später haben wir dann Besuch von einer schwarz-weißen Platzkatze bekommen, haben natürlich sofort das stets mitgeführte Futter in eines der Katzen-Schüsselchen geleert – aber der kleine Tiger war etwas zu schüchtern. Aber kaum hatten wir das Licht im Inneren des Wohnmobils gelöscht, da hörten wir es schon knuspern und krachen, die Katze muss direkt unter dem WoMo auf diesen Moment gewartet haben 😊.
 
Donnerstag, 18. September 2025
Die erste Nacht auf einem süditalienischen, in unserem Fall sizilianischen Campingplatz, ist auch immer so eine Art Lackmustest. Nämlich, ob es irgendwo in der Nähe (oder gar am Platz selber!) eine Disco gibt. Jetzt wissen wir – zumindest unter der Woche ist nicht mit mitternächtlichem Bumm-Bumm zu rechnen. Das ist schon mal sehr gut. Überhaupt haben wir eine ruhige Nacht verbracht und haben fein geschlafen. Das Stromnetz am Platz hat an unserem Wasserkocher auch nichts auszusetzen, den innerhalb von zehn Minuten aufgebrühten Kaffee genießen wir in der leeren Nachbarparzelle. Die liegt am frühen Vormittag noch schön im Schatten, bei uns brennt uns zu stark die Sonne hin, obwohl wir unser rotes Sonnensegel aufgespannt haben. Das wirkt aber erst ab ca. 10 Uhr 30.   
Gernot scheibt dann an unserem Blog, Ilse nutzt die Zeit und die Sommerhitze, um ein paar Sachen zu waschen. Übrigens direkt am Platz, wir haben einen Wasseranschluss vor unserem WoMo. Beim unachtsamen Hochheben der mit Wasser gefüllten Waschwanne verreißt sich die arme Ilse dann böse das Kreuz, also ist für den Rest des Tages maximale Schonung angesagt. Das bedeutet aber nicht, dass wir auf eine Abkühlung im Pool verzichten müssen, ganz im Gegenteil, das Schwimmen tut Ilse gut. Wir werden heute nicht mit der Vespa ausfahren, nicht einmal zum Abendessen. Stattdessen gehen wir in einem kleinen, aber sehr gut sortierten, „Mercato“ einkaufen. Dafür müssen wir nur die Straße vor unserem Campingplatz überqueren, sehr praktisch. Viel brauchen wir nicht, Brot, ein schönes Stück Maasdamer-Käse, zwei winzig kleine Döschen mit Sardellen und Bier. Da es beim Bier kein Lockangebot gegeben hat und Gernot sich nicht wirklich entscheiden hat können, haben wir von jeder verfügbaren Marke eine 0,66 Liter Flasche mitgenommen. Jetzt haben wir Forst, Peroni, Becks, Moretti und Heineken eingelagert, da kann wahrscheinlich nicht einmal jede Bar mithalten 😊. Nach einer weiteren Runde im Pool haben wir dann gepascht und danach unser Abendessen im Freien zu uns genommen. Erneut hat alles wunderbar geschmeckt, wir haben jetzt fast alle unsere Vorräte aufgegessen – jetzt „dürfen“ wir uns auch wieder nach Salami, Tomätchen und Sardellen umschauen.   
Wir haben dann noch Besuch von einer zweiten Platzkatze gekriegt, diesmal eine dreifärbige, so genannte Glückskatze. Sie ist sehr schüchtern, gibt uns aber wenigstens die Chance, das Futter in eines unserer Katzenschüsselchen zu geben. Sie lässt es dann sofort krachen und auch das angebotene Wasser nimmt sie gerne an.

 

 

 


Freitag, 19. September 2025
Nach dem Kaffee hat sich Gernot mal wieder eine freudvolle Zeit lang ans Notebook gesetzt und danach haben wir kurz den Swimmingpool aufgesucht. Ilse hat ihre Kreuzschmerzen halbwegs im Griff, zumindest sind sie nicht stärker geworden. Gegen Mittag fahren wir dann mit der Vespa los, natürlich führt uns der Weg hinüber nach Agrigento, die Stadt müssen wir einfach noch einmal besuchen. Es sind nur ein paar Kilometer bis dort hin und heute „entern“ wir die beeindruckende Stadt von der anderen Seite her. Sehr schnell gehen wir im Häusermeer verloren und knattern über derart steil ansteigende oder abfallende Gässchen, dass einem echt ein wenig schummrig dabei werden könnte. Aber die Vespa ist so wendig, dass wir quasi am Stand umdrehen können, dafür ist hier jede Gasse breit genug. Nach einigen Kilometern freiwilliger Irrfahrt finden wir dann ein Hinweisschild zur Kathedrale von Agrigento, da wollen wir hin. Die große Kirche markiert sozusagen den höchsten Punkt der Stadt, dementsprechend steil ist die Zufahrt.

Noch dazu finden dort gerade die letzten Vorbereitungen zu einer Hochzeit statt und so ist auch der Andrang der automobilen Gäste hoch. Wir stellen die Vespa am einzigen, schattigen Parkplatz ab 😊 und steigen die Stufen zum Eingangstor der Kathedrale hoch. Wir betreten die beeindruckende Kirche, die einerseits bescheiden wirkt, andererseits aber auch mit Prunk und Goldgetöns daherkommt. Ilse bewundert dann die sehr schöne Kassettendecke des Gotteshauses und es fällt ihr dabei ein mächtiger Doppelkopfadler auf, mit rotweißrotem Brustschild. Eine kurze Nachschau auf Google hat dann ergeben, dass Vorläufer-Kirchen dieser „Cathedrale San Gerlando“ schon seit dem 11. Jahrhundert hier gestanden sind und dass der Habsburger Herrscher Karl V. sie im 16. Jahrhundert zu heutiger Größe hat umbauen lassen, er war zu der Zeit König von Sizilien. Wir haben dann unseren Rundgang durch sie Kirche recht schnell beendet, denn immer mehr festlich gekleidete Hochzeitsgäste trudelten ein. Da haben wir als Zuschauer natürlich nichts verloren und werfen uns viel lieber ins Gassen-gewühl dieser einzigartigen Stadt. Allerdings ist dieses hin, her, rauf, runter, kreuz, und quer ziemlich anstrengend, also waren wir gar nicht unfroh, dass wir uns plötzlich auf einer „richtigen“ Straße wiederfanden. Allerdings handelte es sich dabei um eine Stadtautobahn und schon startete die Jagd auf unsere Vespa. Die ersten beiden Kilometer galt eine 30er Beschränkung auf der einspurigen Fahrbahn, um die irren italienischen Autofahrer vom gefährlichen Überholen abzuhalten, haben wir auf über 70 km/h beschleunigt. Dann wechselte die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h, wir passten unser Tempo dementsprechend an und gasten mit 95 – 100 km/h dahin, schneller geht unser Moped nicht. Und wen würde es wundern, dass wir die ganze Zeit über einen schwarzen BMW-SUV hinter uns hatten, meist nur mit einem, maximal zwei Metern Abstand. 
Selbstverständlich sind wir bei der ersten Gelegenheit abgefahren und wurden für unseren Umweg mit einer wirklich lässigen Straße belohnt, die uns ohne jeden Verkehr nach Agrigento zurückführte. Dort brauchten wir dann nur noch die Abzweigung nach San Leo nehmen und sind schließlich ziemlich geplättet am Campingplatz angekommen. Na servas, das war mal wieder ein Trip! Und genau so haben wir uns das vorgestellt
😊. Unser Stellplatz liegt schon im tiefen Schatten, wir machen es uns in den Stühlen bequem und lassen die Stadtrundfahrt durch Agrigento ein wenig sacken. Da kommt plötzlich die schöne Glückskatze von gestern vorbei und schiebt ein junges Kätzchen nach dem anderen unter dem Zaun durch, der unseren Platz vom Pool trennt. Wir glauben es ja überhaupt nicht mehr – sofort schießen wir auf und verteilen Knuspertaschen auf gleich zwei Schüsselchen, natürlich stellen wir auch Wasser auf. Die vier Katzenbabys, wahrscheinlich erst 8 oder 10 Wochen alt, stürzen sich auf das Futter und es ist eine Freude, ihnen beim Fressen zuzuschauen. Die Mutterkatze beäugt alles ganz genau, vor allem jede unserer Bewegungen. 
Aber von Minute zu Minute wird sie lockerer, dreht uns schließlich den Rücken zu und schläft sogar ein. Währenddessen liefern uns die nun satten und dementsprechend energiegeladenen Kätzchen ein Schauspiel der Sonderklasse. Sie rangeln miteinander, springen mit großem Anlauf auf die herumstehenden Bäume, jagen Heuhüpfern hinterher, es ist einfach eine wunderbare Szenerie und wir fühlen uns sehr, sehr privilegiert, dass wir das alles beobachten dürfen. Da gäbe es keinen Film, keine Dokumentation und kein noch so interessantes Fußballmatch, das dieses Katzen-Casino toppen könnte. Wir werden heute nicht essen gehen, stattdessen pilgern wir nach 17 Uhr zum Mercato runter und kaufen uns dort eine Riesen-Grillschnecke für Gernot, kleine Frankfurter-Würstchen für Ilse, dazu Salat, Essig und Olivenöl. Das hat dann Ilse im WoMo zusammengebrutzelt und wir sind danach zur ernüchternden Erkenntnis gekommen, dass das keine besonders gute Idee war. Denn Gernots Grillwurst bestand zu sicherlich 50 Prozent aus reinem Fett, was zwar gut geschmeckt hat, aber halt leider auch wie wild herumspritzte. Und so hat Ilse nicht nur nach dem Essen bereits aufwändig alles putzen müssen, am nächsten Tag musste sie sogar alle Kästen und Kastentüren aufwändig reinigen, weil sich das Fett überall festgesetzt hatte. Während der ganzen Kocherei, dem Herumklappern mit Töpfen, Tellern und Besteck und auch bei unserem Essen im Freien ist uns die süße Katzenschar nicht von der Pelle gerückt, im Gegenteil, sie haben sich alles sehr interessiert angeschaut. Gernots Grillwurst war mit ihrem knapp 500 Gramm natürlich nicht alleine essbar, also setzte es für die Kätzchen noch einen Nachschlag. Da gab es dann fast schon ein wenig Streit um die Leckerbissen und wir konnten schön die Rangfolge innerhalb der Geschwister erkennen. Nach guten vier Stunden ununterbrochenem Aufenthalt, es hatte gerade die Dämmerung eingesetzt, erhebt sich dann unvermittelt die Mutterkatze und schreitet vom Platz. Alle Kätzchen folgen ihr sofort, aber eines, ein kleiner Kater, bleibt bei uns zurück. Er ist das einzige Tier, welches sich streicheln lässt und das sehr genießt. Er lässt sich auch hochheben und kommt, wenn Gernot mit den Fingern schnippt, immer sofort angelaufen. Extrem süß! Einen Namen hat der Kleine auch schon gekriegt – wir nennen ihn für uns „Gento“, nach seiner Heimatstadt. Wir haben ja einmal darüber geredet, was wir tun würden, sollte sich eine Streunerkatze uns aussuchen. So wie es einem Bekannten von uns passiert ist, dem in Süditalien eine junge Siamkatze zugelaufen ist und die ihm unmissverständlich signalisiert hat, dass sie bleiben wird. Nun, das lassen wir natürlich bleiben, der junge Kater bleibt selbstverständlich hier, da kann er noch so sehr mitwollen. Er war ja sogar schon im WoMo drinnen, hat alles inspiziert und es hat ihm offenbar gefallen. Aber – auch wenn „Gento“ extrem süß ist und er uns ganz offensichtlich gern mag, wären das die einzigen Gründe für eine „Adoption“ – alles andere spricht dagegen. Es wäre Irrsinn, den Kleinen von seinen Geschwistern zu trennen, es wäre unentschuldbarer Egoismus unsererseits, „Gento“ aus seiner vertrauten Umgebung herauszureißen – auf eine solche Idee würden wir nie kommen. Aber heute Abend hatten wir für kurze Zeit eine „eigene Katze“ – bis dann der Vater-Kater aufgetaucht ist. Der kohlrabenschwarze Panther hat „Gento“ unmissverständlich klar gemacht, wo er hingehört und brav ist der Kleine seinem Papa hinterhergelaufen. Sehr glücklich und zufrieden haben wir uns dann noch einen kühlen Drink im Freien gegönnt, die blutrünstigen Mücken lassen wir fatalistisch gewähren. So banal es klingen mag, aber dass uns die Mutterkatze derart vertrauensvoll ihre Babyschar anvertraut hat und wir das herzerwärmende Herumtollen der Kleinen beobachten durften, das war bislang einer der Höhepunkte dieser Reise.
   
Samstag, 20. September 2025
Ilse steht erstmals um 5 Uhr 30 auf, die ganze Katzenschar hat vor unserem WoMo übernachtet 😊. Wie Gernot dann um 7 Uhr 15 aufsteht, haben sich die Kätzchen zu viert auf einem unserer Campingstühle zusammengekuschelt, was für ein herziger Anblick. Selbstredend beginnt Gernot sofort mit der „Raubtierfütterung“, zum Glück hat Ilse noch in Innsbruck gleich mehrere Packungen Knuspertaschen besorgt. Die werden jetzt auf gleich drei Schüsselchen verteilt, um unnötigen Futterneid zu unterbinden. Dazu gibt es frisches Wasser, die entsprechende Schüssel muss laufend nachgefüllt werden. Mutterkatze ist auch anwesend und nach den Knuspertaschen holen sich die kleinen Nimmersatte noch ein paar Tropfen Muttermilch. Dann schläft die große Glückskatze wieder ein und überlässt uns ihre Babys. Wir denken beim Beobachten der quirligen Kätzchen gar nicht an eine Ausfahrt mit der Vespa, unser Moped ist übrigens bereits fest in den Spielplan der kleinen Racker eingebaut. Wir stellen nämlich nach dem Fressen die Schüsseln mit den übriggebliebenen Knuspertaschen auf unseren Motoradträger, damit nicht die Ameisen am Platz über die Reste herfallen. Es dauert nämlich keine fünf Minuten lang, dann sind die Schüsselchen von Ameisen übersät und die kleinen Biester wissen sich gegen Fressfeine zu wehren. Jetzt ist unser Motorradträger ein wenig zu hoch, als dass ihn die Kätzchen erreichen könnten. Also klettern sie auf unsere Vespa, denn von dort können sie den 30 cm Sprung zum Träger wagen und damit das restliche Futter erreichen. Sehr klug. Wir machen dann einen feschen Pasch und suchen den Swimmingpool auf, der uns heute ganz alleine gehört. Danach legen wir uns im Inneren des Häuschens zu einer kleinen Siesta hin, auch wenn wir herinnen 31,9 Grad messen. Aber wir setzen unseren Ventilator ein, der sorgt für ausreichend bewegte Luft und wir können tatsächlich schön schlafen. Die Katzen machen es uns gleich und liegen wie tot im Gebüsch oder einfach so im Schatten. Heute ist die Familie übrigens komplett, also haben wir sechs Katzen zu versorgen 😊. Wir haben übrigens einen Wechsel der Aufsichtspflicht wahrnehmen können, denn irgendwann ist die Mutterkatze aufgestanden und hat ihre Jungen bei uns zurückgelassen. Aber keine fünf Minuten später ist der wunderschöne, schwarze Vater-Kater daher getrottet, hat kurz gefressen und getrunken und sich dann unter unserem WoMo zum Schlafen hingelegt. Später ist dann die Mutter wieder zu uns gestoßen, die fühlen sich wirklich wohl hier und das macht uns richtig glücklich. Weil wir derart viele Mäuler zu stopfen haben, statten wir dem „Mercato“ erneut einen Besuch ab, heute fahren wir sogar mit der Vespa hin. Aber das macht schon Sinn, denn weil wir neben dem Katzenfutter auch noch ein paar Flaschen Bier einkaufen, erspart sich Gernot so die Schlepperei zurück zum WoMo. Und außerdem werden wir sowieso gleich danach zum Essen ausfahren – also schnell das Futter und das Bier in unserer Schnecke gebunkert und schon sind wir am Weg zur Strandpromenade von San Leo. Wir steuern zielsicher den Burger-Laden an, von dessen 2,9 Sterne-Bewertung wir uns am Mittwoch nicht haben abschrecken lassen. Außerdem hat Ilse noch einmal Lust auf einen knusprigen Chicken-Burger, das allein ist Argument genug 😊. Aber, die Betreiber dort sind wirklich Feinde ihres Geldes, denn wir dürfen um 18 Uhr 51 nicht auf der Terrasse Platz nehmen, weil das Lokal erst um 19 Uhr öffnet. Okay – Ciao tutti! Wir müssen danach wegen des Einbahnsystems einen kleinen Umweg machen, aber dann finden wir uns in jenem Teil der Strandpromenade von San Leo wieder, wo sich buchstäblich ein Ristorante, eine Rottiseria, eine Trattoria, eine Pesceria und eine Pizzeria an die andere reiht. Wir tuckern mit dem Roller einige Lokale entlang und machen schließlich vor einer Pizzeria Halt, vor allem deshalb, weil wir auf der Terrasse bereits besetzte Tische sehen.   
Direkt vor dem „Ristorante Il Canale“ parken wir die Vespa ein und werden sofort von einem freundlichen Kellner begrüßt, einen Tisch können wir frei wählen. Der ältere Herr kann ausreichend gut Englisch, sehr schnell kommt Wein und Bier zu Tisch, Ilse kriegt auf Wunsch noch ein großes Glas mit Eiswürfeln dazu. Bei der Essensbestellung geht es bei Ilse schnell – „Gegrillte Hühnerbrust mit Pommes“ hat sie sich kommen lassen. Gernot schafft es tatsächlich, trotz einer sehr umfangreichen Speisekarte, einen Sonderwunsch zu haben. Nicht bei der Vorspeise, die verlockend klingenden „Gegrillten Sardinen“ standen so auf der Karte. Aber dann modelte Gernot die „Pizza Quattro Formaggi“ in eine „Pizza con solo Gorgonzola“ um – und bitte mit Anchovis bzw. Acughe, also mit salzigen Sardellen. Der wirklich professionelle Kellner schrieb sich alles akribisch auf und keine Minute später kam er wieder und meinte, eine „Pizza nur mit Gorgonzola“ gäbe es nur ohne „Pomodore“, also eine so genannte weiße Pizza, ohne Tomatensauce. Passt! Die gegrillte Hühnerbrust hat Ilse ausgezeichnet gemundet und bei den gegrillten Sardinen für Gernot, die als fünf sehr große Fische auf einem bunten Salatbett dahergekommen sind, müsste man zu Superlativen greifen, um deren Geschmack zu beschreiben. Allerdings wäre das auch eine ausreichende Hauptspeise gewesen, doch es folgte noch die Pizza. 
Die war wirklich der Hammer schlechthin, der Gorgonzola war unvergleichlich delikat und der Pizzaiola hat nicht mit den Sardellen gespart. Wenn es daran etwas auszusetzen gab, dann war es die Tatsache, dass Gernot nur etwas mehr als die Hälfte der Pizza runtergebracht hat, aber die Vorspeise hatte einfach schon ordentlich ausgegeben. Er hat sich dann eh die Mühe gemacht, im Google-Übersetzer mal wieder einen Satz auswendig zu lernen, um die nicht aufgegessene Pizza zu rechtfertigen 😊. Der Satz lautet übrigens „A volte la meta` e` meglio del tutto.“ Und bedeutet: „Manchmal ist die Hälfte besser als das Ganze.“ Leider war der Kellner beim Abservieren derart schnell und konzentriert (passt eh!), dass der mühsam eingelernte Satz unausgesprochen blieb 😊. Dafür ist Ilse einen Satz in rudimentärem Italienisch losgeworden – in ihrem Zitronen-Sorbet war nämlich keinerlei Zitrone herauszuschmecken. Also ist sie mit ihrem Glas an die Bar gegangen und hat laut gefragt: „Dove`la Limone?“ Und sofort hat der distinguierte Patrone einem seiner Angestellten mit dem Kopf das Zeichen gegeben, Ilse aus dem Kühlschrank ordentlich Limoncello ins Glas zu gießen. Und es hat den ehrwürdigen Seniorchef sehr amüsiert, wie forsch Ilse ihr „Wo die Zitrone?“ deponiert hatte. Heute hat Gernot übrigens anstandslos seinen Caffe` Doppio gekriegt und das war der perfekte Abschluss eines wirklich guten Abendessens. Ach ja, das Paar am Nebentisch ist uns irgendwie unangenehm aufgefallen, weil sie mit der größtmöglichen Selbstverständlichkeit ganz normal auf Deutsch ihre Bestellung aufgegeben haben. Wenn der Kellner etwas nicht genau verstanden hat, haben es die beiden in „schönem Deutsch“ wiederholt, wie bei einem Volksschüler. Das hat fast schon Fremdschämen bei uns ausgelöst, weil ein bisschen kann man sich ja nun wirklich bemühen – vor allem bei so alltäglichen Dingen wie Speisen oder Getränken. Übrigens, wie Gernot dann beim Patrone die Rechnung bezahlt hat, da wusste der schon, dass wir Österreicher sind. Er hatte nämlich, Gernot ist das während des Essens aufgefallen, einen Angestellten angewiesen, sich das Kennzeichen unserer Vespa anzuschauen 😊. Die Behandlung ist danach sofort eine noch bessere geworden. Morgen gehen wir ziemlich sicher noch einmal dorthin essen, auch wenn uns ein spätabendlicher Blick auf die Rezensionen fast die Rede verschlagen hat – denn die lautete ebenfalls nur 2,9 von 5 Sternen, eine völlig unterirdische Bewertung also. Wenn du das vorher liest, gehst du da hundertprozentig nicht hin. Unglaublich, dass wir da so gut gegessen haben – bzw. unglaublich, was die Leute sofort für extrem schlechte Bewertungen abgeben, wenn ihnen irgendwas nicht passt. Solches Heruntermachen, noch dazu an einem öffentlichen Pranger, können für Restaurants eine echte Gefahr darstellen. Aber wer weiß was da in Wirklichkeit dahintersteckt – Wichtigtuerei, Machtphantasien oder Konkurrenzneid würden uns als Beispiele einfallen …
 
Sonntag, 21. September 2025
Nach einer ruhigen Nacht werden wir vom Glockenspiel der nahen Kirche geweckt, also um punkt 8 Uhr. Nach dem Kaffee frisiert Gernot mal wieder unseren Blog zurecht, Ilse räumt das WoMo innen so richtig schön auf. Danach spaziert sie zum Mercato runter und kauft uns ein paar Flaschen Wasser. Von der Katzenschar lassen sich heute nur die Eltern blicken, die Jungen tauchen den ganzen Tag über nicht bei uns auf. Passt. Wir gehen uns dann am Pool ein bisschen abkühlen, das Schwimmbecken ist von feierlustigen Italienern bevölkert, die mit Bierflaschen aus Glas (!!) fröhlich im Wasser anstoßen und Handyvideos davon drehen lassen. Bis einer der Platzverantwortlichen gekommen ist, da war es dann vorbei mit den coolen Insta- oder Facebook-Postings – denn die ganze Gruppe wurde kurzerhand rausgeschmissen. Die hätten eigentlich einen Geburtstag hier feiern wollen oder so, zumindest haben wir schon das „Tanti Aguri“ vernommen. Und jetzt sind sie weg. Zuvor hat ihnen der Mann vom Platz noch ordentlich die Leviten gelesen, da war kein Mucks mehr von den coolen Zu-prostern zu hören. Ob sie eingesehen haben, dass es eine Idiotenaktion war, mit Glasflaschen in einen Pool zu steigen? Ob ihnen klar war, was eine zerbrochene Flasche in einem Schwimmbecken bedeutet? Eher nicht, sonst hätten sie es ja nicht lustig gefunden. Solche Deppen … Am Vormittag ist übrigens dieser Mitarbeiter (vielleicht sogar der Chef?) den Platz abgeschritten und hat mit gelben Hütchen eine ganze Menge an Parzellen reserviert. Wie Ilse erfahren hat, sollen ca. 20 Personen mit ihren Camping-Mobilen aus Frankreich anreisen, die feiern hier irgendwas. Na servas, das kann ja was werden 😊. Wir haben einen ganz gemütlichen Nachmittag vor unserem WoMo verbracht, viel gelesen und natürlich haben wir uns eine Partie unseres Lieblingsspieles geliefert. Und wie jeden Tag, so ist es auch heute 19 Uhr geworden und wir fuhren mit der Vespa an die Strandpromenade von San Leo runter. Vorher mussten wir uns am Campingplatz noch durch eine regelrechte Menschenmenge durchwursteln, besagte französische Gruppe hatte am Zufahrtsweg ca. 20 Stühle aufgestellt und blockierte damit alles. Aber, in bewährter Kippstangen-Technik schlängelte sich Gernot durch die Leute durch, lautstarker Jubel und Geklatsche war die Antwort 😊. Danach gings auf die Zufahrt zur Strandpromenade, der ganze Weg war heillos verstopft mit Autos, alle wollten ans Meer. Wir überholten kurzerhand die ganze Horde mit einem 40er, da sagt in Italien keiner was. Ohne dass wir vorher darüber geredet haben, steuerten wir zielsicher das „Ristorante Il Canale“ an und der Chef grüßte uns schon von Weitem, kaum waren wir von der Vespa abgestiegen. Wir waren gar nicht die ersten Gäste (sondern die zweiten 😊) und wir nahmen am gleichen Tisch wie gestern Platz. Der Patrone kam an unseren Tisch, lud uns gleich auf einen Aperitif ein und stellte die rein rhetorische Frage, ob mit oder ohne Alkohol 😊. Es dürften dann zwei Aperol-Spritz gekommen sein, aber weil wir dieses Modegetränk beide noch nie getrunken haben, raten wir nur. Ilse entschied sich heute für das „Gegrillte Gemüse mit Pommes“, dazu „Prosciutto Crudo con Mozzarella ma senza Mozzarella“, also mit Rohschinken mit Mozzarella aber ohne Mozzarella. Hat hingehauen, der Schinken ist ohne den Käse dahergekommen. Gernot hat sich über das „Tris Il Canale“ gewagt, ein Fisch-Antipasto aus Räucherlachs, Shrimps-Cocktail und kalt marinierten, butterweichen Stückchen vom Tintenfisch. Ein absoluter Traum, unbeschreiblich köstlich. Als Hauptspeise sind dann noch frittierte Tintenfischringe und mindestens 10 Stück Garnelen aufgetischt worden, zugegeben – mit dem allerletzten Tintenfischringerl hat Gernot wieder einmal kämpfen müssen. Er hat schließlich alles aufgegessen, bis auf einen Teil der dazu bestellten Pommes, aber die heutigen Portionen waren doppelt so groß als die von gestern. 
Wurscht. Trotz der großartigen Abfüllung hatten bei Ilse noch eineinhalb große Gläser Limoncello Platz, bei Gernot immerhin ein Doppio. Was war das wieder für ein gutes Essen, da gehen wir morgen gleich noch einmal hin. Offen haben sie, Gernot hat sich extra erkundigt. Wir sind danach ein paar hundert Meter die Strandpromenade entlang gecruist, da lockten uns einige große Verkaufswägen. Wir parkten uns ein und trauten dann beinahe unseren Augen nicht: Ungelogen hunderte (!!) Menschen saßen auf Holzbänken und -tischen zusammen, holten sich von den Food-Trucks etwas zu essen und parlierten lautstark miteinander. Die fünf, sechs sehr großen Verkaufswägen hatten im Prinzip alle dasselbe Angebot: Kebap, Würstel und Pommes. Und das zu sehr niedrigen Preisen, bei einem Döner-Kebap um 4 Euro und Pommes für 2,50 kannst echt nichts mehr sagen. Wahrscheinlich deshalb der riesige Andrang. 
Wir sind dann noch eine feine Zeit lang in der Nähe der großen Ausspeisung gesessen und haben uns danach, bereits bei völliger Dunkelheit, auf den Rückweg begeben. Problemlos sind wir zum Campingplatz gekommen und auch der Zufahrtsweg zu unserer Parzelle war mittlerweile stuhlfrei – überhaupt hatte sich der Großteil der Camper bereits in ihr Wohnmobile verzogen. Kein Wunder, die sind schließlich allesamt weit jenseits der 70, da sind wir ja geradezu Jungspunde dagegen
😊. Lange sind wir dann noch im Freien auf unseren Campingstühlen gesessen, haben eisgekühlte Getränke genossen und den angenehmen Tag Revue passieren lassen

Montag, 22. September 2025 
Heute ist unser letzter Tag in Agrigento und wir verbringen in maximal relaxed. Erneut lässt sich niemand aus der Katzenfamilie blicken, nur ein schwarz-weißer Kater und eine graugetigertes Katzentier streunen vorbei, vielleicht sind sie ja verschwägert 😊. Den Pool haben wir heute fast für uns allein, später kommt Gernot mit einem Camper ins Gespräch, einem Wiener. Der hat auch einen Hymer-Camp wie wir, aber ein integriertes Modell, also ohne Alkoven, dafür mit Hubbett. Seine Schnecke ist sogar Baujahr 1988 und er hat den Wagen in Znaim aufwändig sanieren lassen – für unter 1.000 Euro, wie er sagte. Wie auch immer, die Werkstatt ist leicht zu finden „Sie fahren nach Znoimo eini, dann isses der erste Fiat-Betrieb auf der rechten Seite“. Ist notiert, wer weiß … Ilse geht später unseren Aufenthalt bezahlen, der Angestellte an der Rezeption agiert aber äußerst unwillig. Zuerst will er überhaupt nicht kassieren, danach dass Ilse mit Karte zahlen soll, aber die Kurtaxe in bar. Dann will er, dass sie überhaupt erst morgen zahlen soll – und Ciao. Tja, sowas wird schon meistens durchgehen, aber nicht bei Ilse und als der Lümmel sie noch frech fragte, ob sie ein Problem damit habe, morgen zu bezahlen, da sagte Ilse ganz einfach: „Ja, das habe ich.“ Damit war die Diskussion beendet und widerwillig rechnete er die Summe aus. Wenig verwunderlich schaffte er es aber auch mit dem Taschenrechner nicht, den richtigen Betrag zusammenzurechnen und wir bezahlten letztendlich um 16 Euro weniger. Jaja, die Rechenschwäche vieler Italiener, wir haben ja schon erlebt, dass sie für das Zusammenzählen von 80, 80 und 80 Cent einen Taschenrechner benötigen 😊. Daher werden seit kurzem, speziell in Süditalien, die Mitarbeiter an den Supermarktkassen von allen Rechenproblemen erlöst, man muss sein Geld jetzt in einen Automaten stecken, der danach auch die korrekte Herausgabe berechnet. Nach einer weiteren Runde im Pool, einem Pasch und einer feinen Siesta, sind wir schließlich zum Abendessen aufgebrochen. Heute hat das große Coming-In der Franzosen sogar auf unserer Ebene stattgefunden, irgendwer referierte irgendetwas, alle hörten gebannt, auf ihren Stühlen sitzend, zu. Bis wir die Vespa starteten 😊. Wie weiland bei Moses öffnete sich das Meer aus Stühlen und mit einer gewagten Links-rechts-doppellinks-rechts Kombination steuerte uns Gernot sicher durch den Menschenauflauf. Und wieder jubelten die Leute wie bei einem Fußballmatch, heute begleitete Gernot die Welle und den Applaus mit lautem Hupen 😊. Der Weg zum „Ristorante Il Canale“ wird etwas über einen Kilometer lang sein, heute überholten wir auf dieser kurzen Strecke sicher 30 Autos. Wieder parkten wir uns direkt vor dem Lokal ein, obwohl das eigentlich verboten ist. Aber was heißt das schon auf Sizilien, noch dazu mit einer roten Vespa. Vom Patrone wurden wir freudig und mit Handschlag begrüßt und in den folgenden eineinhalb Stunden tafelten wir wieder königlich. Gernot startete erneut mit dem „Tris Il Canale“, als Hauptgang ließ er „Spaghetti Carbonara“ folgen. Und um nicht vollständig vom Fleisch zu fallen, bestellte er sich noch einen „Insalata Capricciosa“ dazu, der mit bunten Blattsalaten, Oliven und mit „Swizzeri“, also mit Schweizer Käse, angerichtet war. Ilse gönnte sich noch einmal „Pollo alla Griglia e Patatine fritte“, die gegrillte Hühnerbrust mit Pommes hat sie schon bei unserem ersten Besuch hier genossen. Wieder hat uns beiden alles wunderbar geschmeckt, auch die obligaten Limoncelli zum Abschluss sowie der Pflicht-Doppio. Für das Bezahlen beim Chef persönlich hat Gernot erneut einen Satz auswendig gelernt, heute „Grazie mille, Signore. Ci siamo sentiti come ospiti d’onore!“ Die paar Worte haben dem altehrwürdigen Patrone buchstäblich feuchte Augen gemacht, denn sie bedeuten: „Tausend Dank mein Herr. Wir haben uns bei Ihnen gefühlt wie Ehrengäste!“. Das hat gesessen 😊
 
Nach dem Essen haben wir noch ein bisschen aufs Meer hinausgeschaut, mangels Licht haben wir es aber mehr rauschen gehört als gesehen. Zurück zum Platz findet die Vespa mittlerweile fast schon alleine und Gernot merkt sich jeden Tag neue Kanaldeckel oder Schlaglöcher, die es zu umfahren gilt 😊. Mit der letzten Fahrt ist diese Lernphase nun abgeschlossen, morgen kommen neue Straßen mit neuen Schlaglöchern auf uns zu. Eigentlich hätten wir ohne Weiteres gleich noch die Vespa aufladen können, Ilse braucht dazu maximal die kleine Taschenlampe. Aber – das behalten wir uns Morgen als Frühsport auf …

Dienstag, 23. September 2025
Wir stehen so früh auf, dass bereits um 8 Uhr der Kaffee am Tisch steht. Danach wird alles im WoMo auf seinen Platz geräumt, der Strom abgesteckt und als allerletztes setzen wir zurück aufs Nachbargrundstück, um die Vespa aufzuladen. Das funktioniert wie geschmiert und nach der Müllentsorgung fahren wir vom „Campingplatz Valle dei Templi“ ab, zuerst zur Tankstelle nebenan. Gernot freut sich mal wieder über einen Verbrauch unseres Häuschens von unter 10 Litern je 100 Kilometern und um exakt 9 Uhr 10 fahren wir unserem heutigen Tagesziel entgegen. Das wird der „Campingplatz La Playa“ in der Stadt Isola delle Fiemme sein, da waren wir vor 10 Jahren auch schon zu Gast, bei unserer ersten Nacht auf Sizilien. Es werden zwar keine 200 Kilometer bis dorthin sein, allerdings führen mehr als die Hälfte davon lediglich über eine Bundesstraße. Wurscht, dann geben halt mal wieder wir mit unserem dicken Nasenbären das Tempo vor. Schon kurz nach der Abfahrt sehen wir dunkelschwarze Gewitterwolken, die sich drohend und schnell in unsere Richtung bewegen. 
Aber zum Glück nicht mit 75, 80 km/h
😊. So können wir sogar bei einer Tankstelle eine kurze Rast einlegen, wo wir uns zum Rest des Frühstückkaffees noch zwei „Cornetto con Crema“ besorgen. Danach nix wie schnell weiter, vom Unwetter werden wir in weiterer Folge nicht einmal gestreift, nur der Vorläufer-Regen nässt ein wenig die Straßen. Es herrscht in unsere Richtung kaum Verkehr und wir kommen sehr gut voran. Trotzdem ist Gernot natürlich froh, als wir endlich die reguläre Autostrada erreichen, ab jetzt kann er unser WoMo quasi alleine laufen lassen und muss nur mehr versuchen, so vielen Schlaglöchern als möglich auszuweichen. Bei hunderten gelingt das auch, bei ebenso vielen nicht … 😊. Wir kommen dem Ende unserer Etappe immer näher und bald einmal passieren wir die Ausfahrt „Partinico“. Heute rumpeln wir noch mit einem 80er daran vorbei, aber dieser Tage wird der Ort eines unserer Ziele sein. Denn hier wurde der Vater von Frank Zappa, Francesco, geboren und hat seine Kindheit hier verbracht. Das Elternhaus von Frank steht noch und es ist eine Art „Wallfahrtsort“ von Zappa-Fans aus aller Welt geworden – und zu denen zählt sich natürlich auch Gernot. Aber noch sind wir am Weg nach Isola delle Fiemme und Gernot hat während der Fahrt ausgerechnet, dass wir knapp vor Mittag dort eintreffen sollten. Wir waren dann schon in der Stadt angekommen und bei der extrem engen Durchfahrt hat uns ein abgestelltes Post-Moped den Weg noch enger und dadurch endgültig unpassierbar gemacht. Hinter uns ist sofort die reine Hup-Hölle losgebrochen, die dachten natürlich, dass wir Schuld am Stau hatten. Aber italienische Autofahrer und denken – das hatten wir schon … 😊. Schließlich eilte der Herr Postler doch noch heran, vertschüsste sich mit seinem E-Moped lautlos und die ganze Meute durfte wieder im Schritttempo hinter uns her zuckeln. Eh nur mehr für ein paar hundert Meter, dann bogen wir links ab aufs Areal des „Camping La Playa“, da war es genau 11 Uhr 56. Gutes Timing, aber eigentlich völlig wurscht, die machen hier keine Mittagspause, sondern halten dafür von 14 Uhr 30 bis 16 Uhr Siesta 😊. Wir waren vor 10 Jahren nur für eine Nacht lang hier, dann hat uns irre lauter Discolärm von irgendwo nebenan verjagt – dabei waren wir damals noch gar keine „alten Leute“ 😊
Den Platz hatten wir schön und gepflegt in Erinnerung, er ist in jedem Fall noch schöner geworden. Und größer. Zwar gibt es kein Restaurant am Platz, aber in der Nähe kann man innerhalb eines Radius von einem Kilometer aus vielen Restaurants auswählen. Mal schauen, das „Ristorante Miramare“, wo wir damals so gut gegessen haben, gibt es übrigens immer noch. Wir checken ein, die Platzbetreiberin spricht erstaunlich gut Deutsch, obwohl sie die Sprache allein durch den Kontakt mit ihren Campinggästen gelernt hat. Chapeau! Wir dürfen aus einigen Plätzen wählen und unsere Entscheidung fällt sofort und einstimmig auf die Nummer 40. Da stehen wir höchstwahrscheinlich den ganzen Tag über im Schatten großgewachsener Olivenbäume, zur Vorsicht spannen wir aber auch unser Sonnensegel auf. Das alles ist rasch erledigt und bald schon sitzen wir mit einem Wässerchen da, die Vespa startbereit neben uns. Noch fahren wir aber nicht aus, denn während der schon erwähnten Siesta ist auch das große Tor von 14 Uhr 30 bis 16 Uhr geschlossen. Passt, wir haben eh anderes zu tun, denn wir werden von gleich drei Platzkatzen besucht. Natürlich kriegen sie was zu fressen, aufgeteilt auf drei Schüsselchen.     
Später erfahren wir von der Chefin, dass es sich dabei nicht um platzeigene Katzen handelt, sondern um Streuner aus den umliegenden Häusern. Die schlagen sich lieber hier die Bäuche voll, ab Mitte Oktober, wenn der „La Playa“ schließt, sind sie wieder auf ihre Besitzer angewiesen. Heute nicht und alle drei Katzen bleiben nach dem Fressen in unmittelbarer Nähe liegen – vermutlich zur Vorsicht
😊. Es macht sich dann ein kleiner Hunger bemerkbar und wie wir aus unserer kurzen Nachschau im Internat wissen, öffnen hier viele Lokale bereits um 17 Uhr. Ach ja, bei einem Rundgang durch den kleinen „Mercato“ am Platz haben wir gesehen, dass man hier auch essen kann. Zwar wird nicht selbst gekocht, aber es stehen eine Vielzahl an typisch italienischen Gerichten zur Auswahl, die von einem nahegelegenen Restaurant angeliefert werden. Das werden wir uns eventuell morgen näher anschauen, heute wollen wir auswärts essen gehen. Es wird ca. 17 Uhr 30 gewesen sein, als wir die langgezogene Strandpromenade entlangfahren. Typischerweise finden sich auf der Meeresseite zahlreiche Restaurants, aber alle haben noch geschlossen bzw. sehen wir auf den Terrassen nur Leute mit Drinks oder Kaffeetassen. Dann fahren wir auch noch aus Versehen am „Miramare“ vorbei und weil das hier ein Einbahnsystem ist, müssen wir eine gut eineinhalb Kilometer lange Ehrenschleife drehen. Aber dann parken wir uns erwartungsfreudig direkt vor dem „Miramare“ ein und werden sogleich von einer freundlichen Angestellten in Empfang genommen. Das gefällt uns, aber dass es erst ab 19 Uhr 30 etwas zu essen gibt, gefällt uns gar nicht. Danke, auf Wiedersehen. Wir finden schon was anderes. Nun ja, so einfach war es dann nicht, keines der Lokale, an denen wir vorbei getuckert sind, hat uns zugesagt und die meisten hatten ohnehin noch geschlossen. Wurscht, wenigstens haben wir dann problemlos zu einem kleinen Spar-Markt gefunden, den Ilse schon bei der Herfahrt mit dem WoMo registriert hatte. Hier kauften wir uns noch ein paar Zutaten für das heutige Abendessen, wie werden uns eine italienische Jause gönnen. Für Gernots geliebte „Alici marinare“ musste Ilse am Feinkostschalter eine Nummer (!!) aus einem Automaten ziehen und danach warten, bis diese Ziffer am großen Bildschirm auftaucht. Das wird nicht anders gehen in einem Land, in dem jeder als Prinz bzw. Prinzessin aufgezogen wird und diesen Status sein ganzes Leben lang verinnerlicht hat. So jemand stellt sich nicht mit dem gemeinen Pöbel an – es sei denn, ein Nummern-Automat zwingt ihn oder sie dazu 😊. Funktionierte prächtig, auch wenn die ungeduldigsten unter den Kunden ihre Wünsche schon mal laut und deutlich vorbestellt haben. Schnell waren wir dann wieder zurück am Campingplatz, haben die italienischen Köstlichkeiten genossen und die ständig hungrigen Katzen natürlich mitessen lassen. Lustig wurde es dann noch, als die direkt vor uns stehenden Camper von ihrem Tagesausflug zurückgekommen sind. Denn ausgerechnet die menschenfreundlichste Katze hatte es sich, nach dem Fressen bei uns, auf einem umgekippten Stuhl der beiden Deutschen bequem gemacht. Der Mann ist dann freundlich mit der Katze in Verhandlungen eingetreten, die hat ihn aber ob seiner Ruhestörung nur vorwurfsvoll und völlig verständnislos angeschaut. „Na gut, dann werde ich wohl am Boden sitzen müssen“, wollte der gute Mann schon resignieren, doch Gernot meinte nur, „Warten Sie, ich räume Ihnen den Stuhl frei“, schnalzte zwei Mal mit der Zunge, schnippte kurz mit den Fingern und sofort schoss die Katze hoch und lief zu uns herüber. Und so schnell als möglich ließ sich der Mann in seinen endlich frei gewordenen Stuhl fallen 😊. Wir sind heute noch besonders lang im Freien gesessen, die Temperaturen sind einfach traumhaft schön, es wird wohl höchstens 23 Grad gehabt haben. Wir sind übrigens mal wieder regelrecht von Hunden umzingelt, aber keine einzige Fellnase stört durch Bellen. Übrigens sind auffallend viele Österreicher hier am Platz, aus der Steiermark, Oberösterreich, Kärnten, Salzburg und einer sogar aus Innsbruck-Land. Ansonsten dominieren Deutsche und Schweizer, italienische Camper sieht man nur vereinzelt. Ein Paar aus Mailand haben wir neben uns, nette Leute, die sich am Abend ziemlich laut eine dieser unerträglich depperten italienischen „Unterhaltungs-Shows“ anschauten. Kein Problem, jeder wie er mag – und außerdem sind sie eh nach der Sendung sofort schlafen gegangen, noch vor uns. Allerdings, im Gegensatz zu unseren Nachbarn, hatten wir die Wetter-App im Auge, weshalb wir vor dem Ruhen noch alles im Freien Befindliche wegräumten, brav die Stühle verstauten und die Vespa abdeckten. Es waren nämlich ziemlich heftige Gewitter angesagt und das sollte sich nicht als Fehlprognose herausstellen …
Mittwoch, 24. September 2025
Wie gesagt, in der Nacht zogen mindestens zwei Gewitter über uns hinweg, das am frühen Morgen war richtig heftig. Es blitze und donnerte, der Wind peitschte Starkregen gegen unser WoMo und die arme Ilse lag plötzlich nicht mehr in trockenen Tüchern. Der Sturm hatte das Regenwasser durch ihr leicht geöffnetes Fenster gedrückt und die Arme musste sich im Stockdunklen umbetten. Gernots Bett blieb trocken, denn Ilse hatte vorsorglich beim ersten Donnern die Dachklappe im Alkoven geschlossen. Dafür klingelte es Gernot andauernd in den Ohren, denn die aufs Dach des WoMo abstürzenden, unreifen (und deshalb steinharten) Oliven machen herinnen ein Geräusch, als würde Kleingeld auf uns herabregnen 😊. Ewig lange dauerte der Spuk dann aber eh nicht und beim ersten Tageslicht sah man allerorts Camper, die dabei waren, die Spuren des Gewitters von ihren Campingmöbeln, Vorlegematten usw. zu befreien. Die bereits erwähnten Italiener neben uns hat es besonders übel getroffen, bis weit in den Vormittag hinein waren sie mit Säuberungsarbeiten beschäftigt. Gernot hat sich später ein wenig mit dem Notebook verlustiert und natürlich haben wir einen lässigen Pasch gemacht. Wir statteten auch dem „Mercato“ einen Besuch ab, kauften hübsche Küchenrollen und zwei Cornetto für einen zweiten Kaffee, das für Gernot war mit giftgrüner Pistazien-Paste gefüllt. Herrlich. Bei der Gelegenheit checkten wir gleich die genauen Details fürs Abendessen – Reservierung ist keine notwendig, die abends erhältlichen Gerichte stehen schon auf Tafeln angeschrieben, ziemlich sicher werden wir beide eine Pizza essen, ab 18 Uhr 30 geht’s los. Das ist eh sehr früh, zumindest für süditalienische Verhältnisse. Es gibt hier am Platz ein kleines Holzhäuschen, das als Bibliothek genutzt wird. Da werden wir sicher ein, zwei unserer bereits gelesenen Bücher tauschen, falls etwas Interessantes dabei sein sollte. Den ganzen Tag über kriegen wir regelmäßig Besuch von den Streunerkatzen, wir hätten sie allerdings gestern nicht mit den Resten unserer Salami verwöhnen sollen, denn jetzt rümpfen sie angesichts der Mini-Knuspertaschen doch tatsächlich ihre Näschen. Wurscht – Hunger ist der beste Koch, wer nicht will, der hat schon. Übrigens wird es nicht mehr lange dauern, bis der/die mutigste der Katzenschar ins WoMo hereinkommt, auf der Staffel war er/sie schon. Einmal haben wir es ja überhaupt nicht mehr geglaubt, das war, als Gernot wegen leichtem Regen mit seinem Notebook ins Innere des WoMo flüchten musste. Denn da tauchte plötzlich am hinteren Fenster ein vertrautes Katzenköpfchen auf und schaute Gernot direkt ins Gesicht. War der Frechdachs doch tatsächlich über den Tisch und dem Heckköfferchen der Vespa bis auf Gernots Augenhöhe hochgeklettert und er/sie hätte einfach beim Fenster hereinspazieren können 😊. Der leichte Regen hat dann bald einmal aufgehört und wir sind noch eine Runde in Richtung Meer runtergegangen. Wir finden aber auf Anhieb keinen Zugang, alles ist wegen einer Baustelle auf hunderten Metern abgesperrt. Wurscht, dafür machen wir uns später noch einmal auf den Weg quer über den Platz, denn wir müssen frische Luft in unsere Klokassette lassen. Heute schleppt sich natürlich Gernot mit dem schweren Trumm ab, trotzdem, wenn man alle „Entsorgungen der Klokassette im Alleingang“ zusammenrechnet, führt Ilse noch immer überlegen und uneinholbar. Einen Pasch geben wir dann der Uhr noch Zeit, endlich auf 18 Uhr 30 zu rücken, selbstredend sitzen wir schon 10 Minuten vorher im Gastgarten am schattigsten Tisch 😊. First come, first serve“, diesen unseren Wahlspruch haben wir noch nie bereut.     
Das Restaurant ist, wie der gesamte Platz, mit sehr, sehr vielen liebevollen Details ausgestatte – Lämpchen, Kerzen, riesige Flaschen voller Bierkapseln, Lampions, Flaschen mit geistreichen Sprüchen in mehreren Sprachen, ein echter Wohlfühlort, in dem kaum finanzielle Mittel eingesetzt worden sind, sondern unendlich viel Fantasie. Bald einmal kommt dann der Chef vorbei – er hat ja nebenbei noch seinen Mini-Markt zu betreuen – und nimmt unsere Bestellung auf. Wie schon vormittags gemutmaßt, essen wir beide eine Pizza, Ilse die „Margherita“, Gernot eine „Diavolo“. Dazu einen „Insalata mista“, sowie Bier und Wein. Die Getränke wurden sofort zu Tisch gebracht, auf die angelieferten Pizzas und den Salat mussten wir gerademal 25 Minuten lang warten, das Essen war noch richtig schön heiß und auf großen Tellern angerichtet. Die „Diavolo“ von Gernot war großzügig mit einer sehr scharfen Salami belegt, wirklich ein Genuss. Und Ilse ist sowieso ins Schwärmen geraten und obwohl sie sicher schon dutzende Male eine „Margherita“ am Teller hatte, war das für sie heute die Beste aller Zeiten. Isst sie ansonsten oftmals lieber den äußersten Rand, so stürzte sie sich heute geradezu auf das „Innenleben“ der Pizza, besonders die zahlreichen „Mozzarella-Inseln“ hatten es ihr angetan. Was unsererseits irgendwie als halbes Experiment angelegt war – schließlich waren wir noch nie in einem Restaurant zu Gast, welches sich das Essen liefern hat lassen – endete als sehr positive Überraschung.     
Auch die Bedienung war sehr gut, ein ansonsten am Platz als „Mädchen-für-Alles“ eingesetzter Mitarbeiter gab den Kellner und machte seine Arbeit gut. Sogar sehr gut, denn als er tatsächlich vergaß, dass Gernot einen Doppio bestellt hatte, kam er nach sechs, sieben Minuten an unseren Tisch, entschuldigte sich, dass er den Kaffee vergessen hat und weitere drei Minuten später kam er mit einem herrlichen, doppelten Espresso daher. Einfach super – keine blöde Ausrede, sondern ein schlichtes „Scusa“. Der Mann ist uns schon gestern positiv aufgefallen, denn wenn er seine Platzrunde macht, dann grüßt er – neben den Campern – auch jede einzelne Katze. Und die Katzen grüßen alle zurück …
😊 Jedenfalls hat uns das Abendessen hier so gut geschmeckt, dass wir selbstverständlich morgen wieder hingehen. Unser Abgang aus dem pittoresken Lokal war dann ein denkbar überstürzter. Denn nur Sekunden nachdem Gernot seinen Doppio ausgetrunken hatte, fielen erste, schwere Tropfen – wenn sie am Tisch aufschlugen hatten sie mehr Umfang als eine 2-Euro-Münze. Wir hatten noch nicht bezahlt, also schob Ilse Gernot rasch die Geldtasche rüber „Geh du zahlen, ich mach sofort die Dachluken zu“. Und weg war sie, gleichzeitig war der Starkregen da. Der Bezahlvorgang dauerte ein wenig, schließlich flüchteten alle Gäste nach innen. Alle Gäste? Nein, ein recht junges Paar aus Deutschland ist mit seiner 4-jährigen Tochter einfach sitzen geblieben, obwohl der winzige Sonnenschirm höchstens den halben Tisch bedeckte. Gegessen hatten sie schon, jetzt machten halt alle mit den Händen einen Deckel auf ihre Gläser und waren nicht dazu zu bewegen, auf einen Tisch im Trockenen zu wechseln. Uns hat dieses Verhalten voll getaugt, denn nass bis auf die Haut werden die drei am Weg zu ihrem WoMo sowieso, also isses eh schon wurscht. Und die Kleine hat ein sensationelles Abenteuer erlebt, von dem sie noch lange erzählen wird 😊. Gernot musste dann übrigens nicht schutzlos im Platzregen die 150, 200 Meter zum WoMo zurücklegen, denn die brave Ilse hat ihn mit einem großen Regenschirm abgeholt. Tropfnass sind wir trotzdem geworden, wahrscheinlich waren wir noch nie zuvor gemeinsam bei einem derartigen Regen unterwegs. Na, das ist ja schon mal was 😊. Im WoMo haben wir danach noch einen feinen Abend genossen, morgen fahren wir mit der Vespa aus, es wird sogar eine mittelgroße Runde werden.

Donnerstag, 25. September 2025

Der abendliche Regenguss hat die Temperaturen naturgemäß schön fallen lassen und wir haben eine dementsprechend feine Nacht gehabt. Aufgestanden sind wir sicher erst gegen 9 Uhr, es hat gerademal 21 Grad – draußen wie drinnen. Rundherum beginnt schon das große Aufbrechen, wie wir dann mit der Vespa losfahren, ist der Platz schon halbleer. Da war es 9 Uhr 30. Zuvor hatte Gernot übrigens noch Ilses großes Badetuch gerettet (ausgerechnet das mit den vielen, bunten Vespas), das beim gestrigen Hals-über-Kopf-Aufbruch im Restaurant liegen geblieben war. Weil wir uns zur Vorsicht vorher „klug gemacht“ haben, wissen wir jetzt, dass Handtuch auf Italienisch „Asciugamano“ heißt. Es war dann aber gar nicht notwendig, das neu eingelernte Wort auszupacken, denn Ilses geliebtes Vespa-Handtuch ist bereits schön an einem Baum zum Trocknen aufgehängt worden – Mille Grazie! Danach aber nix wie los. Wir haben heute ein konkretes Ziel und das heißt Partinico. Die Stadt liegt etwa 30 Kilometer von unserem Campingplatz entfernt und es ist, wie schon einmal erwähnt, der Geburtsort von Frank Zappas Vater Francis. Gernot hat sich für diese Fahrt extra ein Frank-Zappa-Leibchen angezogen, übrigens hatte er zuerst Bedenken, dass es aus einem zu dicken Material besteht. Aber diese Sorgen verflogen spätestens dann, als wir immer höher einen Berg hinauffuhren. Denn da hätte auch die winddichte Jack-Wolfskin-Jacke nicht geschadet. Nun, gefroren hat natürlich keiner von uns, solche Weicheier sind wir als Tiroler Kinder nicht 😊. Aber immerhin war die plötzliche Kühle ein lange vermisstes Körper-Feeling. Wir sind unter anderem durch die Stadt Carini gefahren und die Straße führte ununterbrochen steil nach oben, Gernot schätzte einzelne Steigungen auf bis zu 20 Prozent. Da gibt es zumindest keine Vespa-Jagden, denn da kommt jeder Panda oder Uno an seine natürlichen Grenzen. Schon zuvor hatten wir die Stadt Capaci durchkreuzt und einen großen „Conad“ Supermarkt ausgemacht, den greifen wir dann bei der Retourfahrt an, denn wir brauchen ein paar Sachen. Vorerst sind wir aber noch am Weg nach Partinico und schrauben uns erstmal in das Bergdorf Montolerpo hoch.
Leider liegen überall auf dieser an sich schönen Bergstraße überall links und rechts des Weges Müllsäcke und anderer Unrat herum, sogar ein großer Kühlschrank wurde einfach weggeworfen. Wir werden das Müllthema in Süditalien und Sizilien aber ab jetzt nicht mehr ansprechen, denn das ist nun mal so, damit müssen die Bewohner selber klarkommen. Nach Passieren von Montelerpo geht’s dann nur mehr stetig nach unten und tatsächlich kriegen wir nach einigen Kilometern gar nicht richtig mit, dass wir unser Tagesziel erreicht haben. Aber wir rechneten eher mit einem kleinen Dorf – Partinico ist aber eine Stadt mit fast 40.000 Einwohnern. Wir halten uns gleich mal in Richtung „Centro“, in den engen Gassen haben wir mit unserer Vespa natürlich das ideale Fahrzeug. Hier ist de facto jede Gasse eine Einbahn, für Gegenverkehr ist es überall zu schmal, mit dem WoMo wären wir hier komplett aufgeschmissen
😊. Ilse lotst uns via Google-Maps perfekt durch das Häusermeer und Gassengewirr und ohne den geringsten Umweg stehen wir plötzlich an der Einfahrt zur „Via Frank Zappa“. Wow, geil – wir fahren die kleine Gasse bis an ihr Ende durch und stellen dann, vor den Bildern Graffitis und Wandmalereien zu Ehren Frank Zappas, unsere Vespa ab. Zugegeben, viel gibt die Gasse nicht her und Gernot hat eh gescherzt, dass es kein Wunder war, dass die Ahnen Frank Zappas von hier abgehaut wären. Aber natürlich ist es nun mal ein Ort, der in der Familiengeschichte der Zappas wichtig war und Gernot bereut keine Sekunde lang, dass wie hierher gefahren sind. Natürlich machen wir ausgiebig Fotos von der „Via Frank Zappa“, an dem sich übrigens schon zahlreiche prominente Zappa-Verehrer ablichten haben lassen. Nun eben auch Gernot 😊
Wir haben uns danach wieder halbwegs aus dem Gassen-Labyrinth Partinicos herausgeschält und vorsätzlich eine Cafeteria angesteuert. Den sehr guten Cappuccino und den bärenstarken Doppio haben wir im Freien genossen – der Verkehrs-Wahnsinn rund um uns war gigantisch, schließlich saßen wir quasi mitten in einem Kreisverkehr – und das um 12 Uhr mittags
😊.   
Während des Kaffees beratschlagten wir die weitere Fahrt, angedacht wäre gewesen, auch nach Monreale zu fahren, das hoch über Palermo thront. Ilse hat dann im Netz nachgeschaut und gesehen, dass die Kirche von Monreale, neben der Aussicht auf Palermo der eigentliche Grund, dorthin zu fahren, ab 12 Uhr 45 geschlossen hat. Gut, haben wir das also auch besprochen, Monreale gecancelt. Ilse hat eh gemeint, jetzt haben wir einen echten Grund, Sizilien noch einmal zu besuchen, denn Monreale war eigentlich fix eingeplant. Wie auch der Markt, besser die vielen Märkte, Palermos. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Wir werden also denselben Weg zurückfahren und unterwegs beim „Conad“ einkaufen gehen. Weil um die Mittagszeit kaum Verkehr herrscht, war die Fahrt nach Capaci wirklich lässig und stressfrei, wir sind vielleicht dreimal überholt worden. In der Innenstadt von Capaci hat uns Ilse aus einem Bankomaten frisches Geld rausgedrückt, auch wenn der Blechtrottel mit seinen 250 Euro Höchstbetrag ziemlich geizig war. Wurscht, langt natürlich vorerst auch. Von uns aus gesehen am Ortsende parken wir uns dann vor dem „Conad“ ein und erledigten schnell unseren Einkauf. Natürlich Katzenfutter, gleich zwei große Packungen, diese Nachfüllplättchen für die Gelsen-Stecker, sowie drei Peroni-Bier. Das war’s, die Milch war leider schon ausverkauft. Übrigens auch irgendwie skurril, dass wir sowohl etwas für den Lebenserhalt von Tieren, als auch etwas zur Lebensvernichtung von Tieren gekauft haben. Aber das ist kein Grund moralisch zu werden, wir mögen eh alle Tiere, wenngleich Stechmücken ganz hinten gereiht sind. Gestern hatten wir übrigens eine halbtote Tigermücke vor einem der Gelsen-Stecker liegen – die sind uns ganz tot einfach lieber … Zurück am Platz, insgesamt war die heutige Ausfahrt 70 Kilometer lang und wir haben die 26.000 Kilometer vollgemacht,
 
war erst einmal ein wenig Ruhe angesagt, Ilse hat sich später sogar ein wenig niedergelegt, die Temperatur im Häuschen lässt das ohne Weiteres zu. Gernot hat den Blog weitergeschrieben und mit gezielten Schüssen aus der Wasser-Spritzflasche die lästigen Tauben vom Platz verscheucht. Die trifft er schon längst ohne genaues Zielen, manchmal direkt aus der Hüfte und meist genau zwischen die Flügel 😊. Leider scheinen das einige der Vögel sogar zu genießen, anders ist nicht zu erklären, warum sie vier, fünf Minuten nach einem „Beschuss“ schon wieder auftauchen. Sei‘s drum, wenigstens haben wir hier keine Ameisen 😊. Den späten Nachmittag haben wir dann mit einem Pasch verbracht, danach sind wir uns noch fein Duschen gegangen. Das System mit dem Brausen funktioniert hier mittels Chipkarten, die bei der Rezeption aufgeladen werden können, wir haben gleich 10 Duschen aufgebucht gekriegt. Das sollte reichen. Frisch gekampelt und voller Vorfreude sind wir dann – ausnahmsweise mal überpünktlich 😊 – ins Restaurant rüber und haben am gleichen Tisch wie gestern Platz genommen – der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier. Ilse hat sich heute für „Carne ala Griglia con Patatine Fritte“ entschieden, das gegrillte Fleisch hat ihr ausgezeichnet geschmeckt. Gernot gönnte sich „Spaghetti Frutti di Mare“, wieder mal traf er damit eine gute Wahl, aber ziemlich sicher sind alle angebotenen Speisen hervorragend. Dazu haben wir wieder Wein und Bier getrunken und heute ist der Doppio für Gernot nicht vergessen worden. Ach ja – hier gibt es nach jedem Essen für jeden Gast ein „Dolci di Casa“, also eine Nachspeise auf Haus.         
Das waren gestern und heute so Brandteigkrapfen-mäßige Dinger, die mit heißem, süßen Griespudding gefüllt sind. Sehr delikat, aber beinahe schon eine vollständige Mahlzeit, wie Ilse meinte
😊. Eigentlich wollten wir nach dem Essen gleich noch den Aufenthalt hier bezahlen, denn morgen fahren wir wieder weiter. Aber der Andrang war uns zu groß, dafür ist morgen auch noch Zeit genug. Die Vespa haben wir noch vor dem Abendessen aufgeladen, getreu unserem Motto: „Was getan ist, muss nicht mehr gemacht werden.“ 😊. Den Abend haben wir jeden Tag vor dem WoMo zur Nacht werden lassen und so schön es hier auch war, freuen wir uns auf unser nächstes Ziel, das wird die Stadt Cefalu` sein, es geht also ganz rauf in den Norden von Sizilien.
Freitag, 26. September 2025
Auch heute klettern wir schon relativ früh aus unseren Betten, das ist an Fahrtagen aber eh meistens so. Dabei haben wir heute besonders viel Zeit, denn unsere Etappe ist nur knapp über 80 Kilometer lang. Und weil es zuallererst an Palermo vorbeigeht und wir den Frühverkehr ausweichen wollen, sollten wir dort erst nach 10 Uhr, besser sogar erst um 10 Uhr 30 hinkommen. Nach dem Kaffee hat mal ausnahmsweise Gernot an der Rezeption bezahlt, Ilse hat ihm noch eine Packung „Manner Schnitten“ mitgegeben, worüber sich die Rezeptionistin Frau Daniela sehr gefreut hat. Weil die Camperin, die vor Gernot an der Reihe war, die überaus liebevolle Gestaltung und die unzähligen fantasiereichen Details so überschwänglich gelobt hatte, schloss sich Gernot ebenfalls mit Komplimenten für den Campingplatz an. Und da sagte Frau Daniela einigermaßen überraschend: „Das ist alles das Werk meines Mannes, mit der Platzgestaltung habe ich nichts zu tun.“ Damit hätten wir nicht gerechnet, denn für uns hat alles die Handschrift einer Frau getragen. So kann man sich täuschen … Wir sind dann um 9 Uhr 40 vom Campingplatz weggekommen, waren gleich einmal auf der Autostrada und fuhren in Richtung Messina. Schon einige Kilometer vor Palermo verdichtete sich der Verkehr zusehends und plötzlich war noch dazu die Autobahn zu Ende. Und so fanden wir uns auf einer dreispurigen, innerstädtischen Hauptstraße wieder, in der es aber erstaunlich gut voran ging. Ähnlich wie am Wiener Gürtel, reihten sich die Links- bzw. Rechtsabbieger frühzeitig ein, die Mittelspur ist meistens mit einem 50er dahingefahren. So wurde diese Durchquerung Palermos weit weniger anstrengend, als wir nach dem Ende der Autobahn befürchtet hatten – trotzdem waren wir sehr froh, danach wieder auf eine reguläre Autostrada zu kommen. Jetzt ist es so richtig dahingegangen und mit 90, 95 km/h rumpelten wir der Ausfahrt Cefalu` entgegen. Kurz vorher haben wir uns an einer Raststätte mit dem übriggebliebenen Frühstückskaffee für die Weiterfahrt gelabt und um exakt 11 Uhr 06 sind wir am „Camping Costa Ponente“ angekommen.     
Von der Autobahnabfahrt Cefalu` bis zu unserem Ziel war es übrigens nicht einmal mehr einen Kilometer weit und wir waren fast überrascht, dass wir so schnell da waren. Hier gibt es die Besonderheit, dass die Einfahrten von zwei Campingplätzen direkt nebeneinander liegen – davon hat uns unser Hamburger Freund Andreas schon erzählt. Die beiden Betreiber sind sich spinnefeind, wohl auch deshalb, weil der um einige Meter näher gelegene Platz extra eine Mitarbeiterin vor der Einfahrt platziert hat, die die ankommenden Camper freundlich hereinwinkt. Uns auch, aber wir wussten ja schon vorher, dass der „Camping Costa Ponente“ der bessere Platz ist. Schnell war die Anmeldung erledigt, wir bekamen den Platz zugewiesen und eine Mitarbeiterin fuhr uns mit ihrem E-Moped voraus. Diese Frau Nina ist eine „Biodeutsche“, da gab es bei der Platzbeschreibung natürlich keinerlei Missverständnisse. Wir stehen neben Campern aus Salzburg – und wie wir die Vespa abgeladen haben, hörten wir das Paar über unser Moped reden, zumindest den schönen Satz „Aber wenn, dann nur eine rote“ haben wir verstanden
😊.     
Wir schauen uns ein wenig um, die Sanitäranlagen sind sauber und sehen praktisch aus, das Duschen ist hier gratis. Es gibt eine ausgesprochen schöne Poolanlage, das große Becken ist sicher 30 Meter lang. Natürlich statten wir der Platz-Bar einen ersten Besuch ab, Gernot testet schon mal den Doppio – und kommt zum Ergebnis, es wird nicht der letzte gewesen sein. Hier kann man auch eine Kleinigkeit essen, Pizza zum Beispiel oder verschiedene Panini und Bruschettas. Sehr gut! Und noch besser, schon bei der Kaffeeb
estellung ist uns aufgefallen, dass die hier handgemalte Bilder einer lokalen Künstlerin anbieten und auf einem war eine weiße Vespa abgebildet. Gernot radebrechte in seinem Italienisch „Ci siamo Vespisti ma con Vespa rossa“, worauf die nette Dame gleich drei hübsche Bilder mit einer roten Vespa präsentierte. Das kleinste davon haben wir dann genommen, es ist auf Holz gemalt und wird sich hervorragend in unsere Schlafzimmer-Galerie einfügen. Und es hat nur 25 Euro gekostet, wir hätten auch das Doppelte bezahlt, das muss aber keiner wissen 😊
Eine kleine „Inspektion“ des platzeigenen „Mini-Marktes“ hat uns gezeigt, dass man hier einige Dinge durchaus brauchen könnte, natürlich frisches Brot, aber wenn das Essen hier nicht viel hergibt, dann können wir immerhin unter sechs, sieben Sorten Pasta und ebenso vielen Sugos wählen. Frische Milch gibt’s leider nicht, also werden wir ausfahren müssen. Frau Nina gibt uns gleich den richtigen Tipp und angesichts des sehr wolkenverhangenen Himmels brechen wir sogleich auf. Es sind nur wenige Kilometer nach Cefalu` hinüber und kurz vor der Stadt befindet sich ein großer „MD“ Supermarkt. Der ist wirklich gut sortiert, alleine von der „warmen Theke“ hätten wir gleich einige Mahlzeiten mitnehmen können. Aber stattdessen haben wir uns mit Milch und Brot zufriedengegeben, als „Not-Essen“ besorgten wir uns gefüllte Tortellini, Butter und Parmesan liegen im WoMo-Kühlschrank. Ilse hat sich noch ein Joghurt gekauft und Gernot eine Dose Bier zum Probieren – das in Bozen gebraute „Carintia“ ist nämlich mit 69 Cent im Angebot und wenn es was taugt, kaufen wir uns noch einige davon als Reserve. Anschließend sind wir schnell zum WoMo zurück, das Wetter hat noch gehalten, also haben wir im Freien einen Pasch gemacht. Gegen Ende der Partie sind uns aber vor Müdigkeit schon beinahe die Augen zugefallen, also legten wir uns danach hin und pennten durch bis nach 17 Uhr. Es hat noch immer nicht begonnen zu regnen, als wir etwas später die paar Schritte zur Platz-Bar hinunter gingen. Ilse hat sich eine „Pizza Margherita“ bestellt, Gernot eine „Diavolo“. 
Für Tiefkühlware waren beide Mahlzeiten annehmbar und noch während des Essens hat es zu tröpfeln begonnen. Natürlich wollten wir den Regen zuerst ignorieren, aber er hat uns schnell unter die überdachte Pergola nebenan getrieben. Völlig egal, wir haben dort fertig gegessen und sind danach gut gesättigt zum WoMo spaziert. Der Regen hat uns dann nur herinnen paschen lassen und nach der Partie hat sich Gernot via Live-Stream die zweite Halbzeit des 3. Liga-Spiels Wacker Innsbruck gegen Bischofshofen ins Wohnmobil geholt. Das von der Homepage des FC Wacker auf YouTube gestreamte Match wurde ohne jeden Kommentar gesendet, es war nur der Support der Fans der Innsbrucker Nordkurve zu hören. Und das ununterbrochen, denn in jeder einzelnen Sekunde wurde lautstark gesungen oder es wurden Sprechchöre skandiert. Was für ein großartiger Sound, speziell für Fans wie Gernot – und das auf Sizilien 😊. Das Match endete mit einem 3:0 Sieg der Innsbrucker und das war jetzt das 8. Spiel (!!) hintereinander, dass der 3.Liga-Aufsteiger FCW gewonnen hat, also 24 Punkte in Serie und das bei einem Torverhältnis von 26:3, die überlegene Tabellenführung ist die logische Konsequenz dieses Erfolgslaufes. Bei dem wir „leider“ nicht immer mit dabei sein konnten, aber nach unserer Rückkehr wird man uns wieder bei jedem Heimspiel im Tivoli-Stadion sehen, wir werden auch bei den so genannten „Eiskasten-Spielen“ im Winter vor Ort mit dabei sein.

Samstag, 27. September 2025 
Wir haben gestern schon gewusst, dass das heute ein Schlunz-Tag werden wird, denn die Wetterprognosen waren leider eindeutig. Und so ist es natürlich auch gekommen, sowohl in der Nacht als auch am Morgen und auch am Vormittag regnete es teils in Strömen. Also hat Gernot ein wenig den Blog auf Vordermann gebracht, später haben wir einen Pasch geklopft und nach einem feinen Nachmittagsschläfchen sind wir – während einer Regenpause – zur Platz-Bar runterspaziert. Dort hat sich Gernot noch einmal über eine Fertig-Pizza gewagt, heute die „Siciliana“, die mit viel Pecorino-Schafskäse belegt ist. Nun ja, satt hat sie immerhin gemacht und dass Tiefkühlware lediglich ein kulinarischer Kompromiss sein kann, wussten wir schon vorher 😊. Ilse hat auf eine warme Mahlzeit verzichtet, stattdessen stillte sie ihren kleinen Hunger mit einer Packung Chips. Wir sind danach noch einmal in Richtung Meerblick spaziert, der Campingplatz liegt wirklich wunderschön und die Aussicht auf das nächste, kleine Dorf ist unbeschreiblich schön, eigentlich schon kitschig. Später hat uns das Wetter noch ein bisschen im Freien sitzen lassen – morgen ist übrigens überwiegend Sonnenschein angesagt. Das werden wir ausnützen …

Sonntag, 28. September 2025
In der Nacht hat es sich nach und nach ausgeregnet und der beginnende Tag schaut sehr freundlich aus. Wir dehnen unser Frühstück lustvoll aus, gehen in aller Ruhe duschen und spielen uns danach einen Pasch aus. Dann ist unsere Wohlfühltemperatur erreicht und wir knattern mit der Vespa los. Natürlich geht’s rüber in die Stadt Cefalu`, die ist keine fünf Kilometer entfernt. Dort angekommen, lassen wir uns von den „Centro“ Wegweisern bis mitten in die Stadt hineinführen und exakt am Eingang der Fußgängerzone stellen wir den Roller ab. Frech, aber es wirkt 😊.
Cefalu` hat eine wirklich beeindruckende Altstadt zu bieten und dementsprechend hoch ist auch das Touristen-Aufkommen – es werden sich wohl kaum zehn Prozent Einheimische in den Menschenströmen finden. Wir flanieren eine der Hauptstraßen entlang, links und rechts befindet sich ein Geschäft nach dem anderen. Immer wieder zweigen kleine Gassen ab, in den meisten davon befinden sich Restaurants, Pizzerien, Trattorias und andere Einkehrmöglichkeiten. In einem kleinen Souvenirladen werden wir gleich mehrmals fündig, Pinocchio auf einer roten Vespa zum Beispiel. Aber auch ein hübsches Bildchen für unsere Galerie daheim, ebenfalls mit einer roten Vespa drauf. Wir schlendern dann die Straße weiter entlang und stehen schließlich vor der Kathedrale von Cefalu`. Der große Platz vor der großen Kirche ist quasi eine einzige Verpflegungsstation – ein Lokal reiht sich an das andere, sogar ein China-Restaurant gibt es. Wir sind aber noch nicht richtig hungrig, also nehmen wir in einer Cafeteria Platz, Ilse bestellt sich ein Cola, für Gernot darf es ein Doppio sein, dazu ein Dolci, welches sich „Cassata Gelato“ nannte und mit seinem Pistazien-Eis-Küchlein voll punktete. Herrlich. Im Restaurant nebenan hat sich ein Mann ein Essen servieren lassen – einen Berg mit gegrilltem Fleisch und ein Gebirge an Pommes. Leider hatte Gernot noch sein „Cassata Gelato“ in Arbeit und direkt anschließend ist so ein Gericht wohl wirklich zu üppig. Aber morgen ist auch noch ein Tag …
😊
Leider waren wir zu einer Zeit vor Ort, in welcher die Kathedrale verschlossen war, sie wird erst um 15 Uhr 30 wieder für Besucher geöffnet sein. Und plötzlich zogen sich über uns derart dunkle Wolken zusammen, dass wir jederzeit mit einem ordentlichen Gewitter rechnen mussten. Also schnell bezahlen und nix wie zurück zur Vespa, die einige hundert Meter weiter geparkt war. Unterwegs spürten wir dann schon die ersten Tröpfchen – na super, das Regenzeug haben wir vor der Fahrt ausgeladen. Schnell rauf auf die Vespa und noch schneller weg, vielleicht können wir dem Regen davonfahren. Nach drei vier Straßen, wir waren gerade an mehreren, geöffneten Lokalen vorbeigefahren, begann es dann definitiv zu regnen und neben einem Restaurant stellten wir das Moped unter einem großen Baum ab. Seit unsere Vespa in Desenzano letztes Jahr so schlimm eingeweicht worden ist, führen wir zwei blaue Riesen-Müllsäcke mit – Ilse hat einen davon gleich als Kondom über unsere Sitzbank gezogen. Passt, wir konnten beruhigt essen gehen. Das Restaurant, das wir ja rein zufällig ausgewählt hatten, erwies sich dann als veritabler Volltreffer. Ilse probierte mit „Mixed Verdure“ eine gemischte Gemüse-Variation, die kalt angerichtet und süß-sauer mariniert war. Sehr köstlich. Gernot ist natürlich schon bei den „Antipasti di Pesce“ fündig geworden und hat sich mit „Polpa griglia“ eine große Portion gegrillter Tintenfisch-Tentakel bringen lassen. 
Die butterweichen und gleichzeitig knusprigen Tentakel waren auf kleine, gebackene Kissen gebettet, die mit einer unglaublich delikaten Paste aus Sardellen, Kapern und Oliven gefüllt waren. So was hat Gernot noch nie auf dem Teller gehabt, einfach nur fantastisch! Noch bevor wir das Essen serviert bekamen, hat es so richtig zu regnen begonnen, die Tropfen waren derart riesig, dass wir auf der Vespa blitzartig und bis auf die Haut durchnässt gewesen wären. Stattdessen sitzen wir im überdachten Gastgarten eines netten Restaurants und lassen uns mal wieder von der italienischen Küche verwöhnen. Nach dem Essen hat sich auch der Himmel wieder nach und nach aufgeklart und wir haben auf unserer, übrigens staubtrocken gebliebenen, Vespa noch eine fesche Runde gedreht. Wir sind nämlich zum Wallfahrtsort „Gibilimanna“ hochgefahren – und „hoch“ ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Denn die Kirche liegt auf 800 Metern, das ist nicht nichts. Vor allem dann, wenn es immer wieder zuzieht und sämtliche Formen von Jäckchen im WoMo zurückgeblieben sind. Da wird es dann bei einem 50er ordentlich frisch und wir sehnten uns immer mehr nach kleinen Sonnenfenstern, die uns wieder halbwegs aufwärmten. Nun gut, so schlimm war es natürlich auch wieder nicht, die Temperatur wird immer knapp über 20 Grad gelegen sein, das lässt sich schon mal aushalten. Trotzdem waren wir froh, als wir nach 15 Kilometern auf der stetig ansteigenden Straße bei der Kirche ankamen. Wir waren zwar nicht die einzigen, aber natürlich gibt es bei einer derart weiten Anfahrt auch keine Besucherströme.  
Die Kirche ist durchaus nett anzuschauen und wie wir durch Ilses Internet-Recherche wissen, wurde an diesem Platz bereits im 6. Jahrhundert (!!) ein Kloster errichtet. Was muss das für ein wahnwitziges Unternehmen gewesen sein, im Jahr 500-irgendwas ein Kloster in eine völlig unerschlossene Bergwelt zu bauen, noch dazu 800 Meter über dem Meer und auf einer Insel! Unfassbar und beeindruckend gleichzeitig. Lange haben wir dann nicht mehr in bzw. vor der Kirche gerastet und als unsere Vespa als begehrtes Fotomotiv für eine Pensionisten-Gruppe endlich ausgedient hatte
😊, konnten wir sie starten und fuhren wieder in Richtung Cefalu` hinunter. 
Da kühlte uns der Fahrtwind wegen des schnelleren Tempos natürlich noch stärker ab, allerdings wurde es mit jedem absolvierten Höhenmeter spürbar wärmer. Immer wieder mal mussten wir ganz einfach stehenbleiben und die Aussicht genießen. Wir sehen die alte Stadt Cefalu` aus allen Winkeln und Positionen, haben recht gute Sicht auf zwei große, liparische Inseln (Vulcano?) und vor uns liegt kilometerlang die Nordküste Siziliens. Endlich wieder herunten auf Meereshöhe wollten wir eigentlich noch schnell den Supermarkt aufsuchen. Aber mittlerweile hatte sich eine derart schwarze und wirklich bedrohlich ausschauende Gewitterfront aufgebaut, dass wir schnellstmöglich zum Campingplatz zurückhetzten. Puh, geschafft – das war knapp. Insgesamt 43 Kilometer weit waren wir heute unterwegs, davon über 30 Kilometer auf einer sehr kurvigen Bergstraße. Hat mal wieder so richtig Spaß gemacht, auch weil fast keine anderen Fahrzeuge den Weg nach Gibilimanna auf sich genommen haben. Am Platz mussten wir erstmal die Fahrt ein wenig sacken lassen, danach haben wir gepascht. Zwischendurch hat Ilse den „Bier- und Weinliefer-Dienst“ übernommen und von der Bar Moretti und Rotwein zum WoMo gebracht. So ist es noch ein wunderbarer Spätnachmittag geworden, den wir bruchlos in einen ebenso wunderbaren Abend übergehen haben lassen. La vita e` bella – Das Leben ist schön!
Montag, 29. September 2025
Nach einer feinen Nacht haben wir uns vom köstlichen Frühstückskaffee bereitwillig auf Vordermann bzw. Vorderfrau bringen lassen. Gernot hat sich danach unserem Blog gewidmet, Ilse hat zuerst im WoMo herinnen tatsächlich noch etwas zum Aufräumen gefunden, danach hat sie gelesen. Nach einem Pasch sind wir schließlich gegen 13 Uhr erneut nach Cefalu` hinübergefahren, diesmal haben wir vorsorglich unsere Jäckchen eingepackt. Die paar Kilometer sind rasch abgespult und wir parken erneut frech direkt am Anfang der Fußgängerzone. Allerdings „verstecken“ wir unseren Roller heute hinter großen Blumentrögen. Weil Montag ist, sind natürlich weit weniger Leute unterwegs als gestern und wir können in Ruhe unseren eigenen Weg gehen. Der führt uns zielgerichtet zur Kathedrale, heute wollen wir sie auch im Inneren besichtigen, sie öffnet ja erst wieder um 15 Uhr 30. Die Zeit bis dorthin nutzen wir äußerst sinnvoll, setzen uns in eines der Restaurants und lassen uns zwei Burger kommen. Das Feine an einem Touristen-Hotspot ist, dass praktisch alle Restaurants, schon vom späten Vormittag an, durchgehend geöffnet sind. Woanders muss man in der Regel bis 19 Uhr oder noch länger auf eine warme Mahlzeit warten, aber hier richtet man sich halt nach den Essgewohnheiten der Touristen. Die beiden Burger waren dann überraschend gut und vor allem reichlich, es gab auch Pommes dazu. Ein paar Wespen haben wir bereitwillig mitessen lassen, kein Problem, da sind wir nicht so.   
Anders als ein Paar am Nebentisch, die haben zuerst wild gegen die Wespen „angefuchtelt“, dann aufgegeben und – völlig sinnlos natürlich – den Tisch gewechselt. Wir sitzen ja direkt im Schatten des gewaltigen Doms von Cefalu` und rundum uns formiert sich eine große Hochzeitsgesellschaft. Alle natürlich im schönsten Outfit bzw. in dem, was sie für ihr schönstes Outfit halten. Im Prinzip, so scheint es uns, wollen die Männer alle wie Mafiosi wirken, in ihren schwarzen Anzügen und den dunklen Sonnenbrillen. Wir beobachten dann einen Mann, der an einem der Stehtische ungeniert einen Joint nach dem anderen rollt, das könnte also noch eine lustige Party werden. Kurz nach 15 Uhr 30 sind wir dann die Stufen zum Eingang der Kathedrale hochmarschiert. Die Kirche ist ja weitum berühmt für ihr wunderbares Christus-Mosaik, zumindest für die Bewunderung dieses Meisterwerkes ist uns Zeit geblieben. Dann erfolgte eine Durchsage per Lautsprecher und weil sämtliche italienischen Touristen augenblicklich auf ihren Absätzen kehrt machten, war klar – ab jetzt ist Hochzeit angesagt, die wollen hier keine Zaungäste. Außerdem hörten wir aus der Durchsage die Worte „privato“ und „Famiglia“ heraus
😊. Das war es also mit der Besichtigung, aber das passt schon so.
Wir sind dann in aller Ruhe zu unserem Moped zurückgeschlendert und unterwegs ist Ilse in einen der zahllosen Souvenir-Shops gegangen. Dort hat sie gestern schon ein nettes T-Shirt mit Fischen entdeckt und heute darf das mitkommen. Der Verkäufer korrigierte dann Ilses „Questo T-Shirt con Pesce“ mit einem resoluten „No Pesce Signora – tutto Sardine!“ – wieder was gelernt. Und wir dachten immer, Sardinen seien auch Fische
😊. Mit der Vespa haben wir uns dann aus der Innenstadt von Cefalu` herausgearbeitet, danach stoppte eine geschlossene Bahnschranke die ganze Kolonne. Wie war das herrlich, an Dutzenden Autos vorbeizufahren und sich erste Reihe fußfrei – neben mehreren anderen Zweirädern – wieder einzuordnen. Weil wir noch ein paar Kleinigkeiten brauchen, kriegt der „Conad“ Besuch von uns, vor allem beim „Peroni“ Bier für 1,09 Euro die 0,66 Liter Flasche, schlagen wir kräftig zu. Am Campingplatz matchten wir uns natürlich wieder einen Pasch aus, den wir wegen einsetzender Dunkelheit ins Innere verlegen mussten. Gegessen haben wir heute nichts mehr, die Burger am Nachmittag haben ausgereicht.
 
Dienstag, 30. September 2025
Das wird heute mal wieder ein Faulenzer-Tag, wir haben keinerlei Pläne. Nach dem Kaffee paschen wir, danach schmökert Ilse in einem ihrer Bücher, Gernot liest Zeitung im Internet. Weil es am Platz keine frische Milch gibt, müssen wir am Nachmittag noch einmal zum „Conad“ rüber. Der Einkauf war rasch erledigt, Brot haben wir uns auch noch mitgenommen. Bei der Gelegenheit wollten wir eigentlich gleich noch die Vespa tanken, aber bei der Hinfahrt stauten sich derart viele Autos dort, dass wir das Benzin-Nachgießen auf die Rückfahrt verschoben haben. Und schau an, da fanden wir dann eine vollkommen leere Tankstelle vor, die aber mittlerweile auf Automatik-Betrieb umgestellt war. Dachten wir aber nur, denn als Ilse die Nummer unserer Zapfsäule eingeben wollte, bekam sie als Antwort „Alle Zapfsäulen sind belegt“. Und das auf einer völlig leeren Tankstelle. Mit uns ärgerte sich auch ein italienischer Autofahrer, der ebenfalls umsonst hergefahren war. Wir hörten ihn noch beim Wegfahren schimpfen … 😊. Wurscht, wir sind ja noch nicht einmal auf Reserve, da würden schon noch ca. 50 Kilometer gehen. Das war es dann aber mit der heutigen Aktivität, ab jetzt war wieder vorsätzliches Nichtstun angesagt. Das blieb dann auch so bis in den Abend hinein, Gernot hat sich später noch eine Dose dieser unfassbar delikaten Sardellen aufgemacht, dazu verdrückte er seine letzten „Datterini-Tomaten“. Das wars – morgen ist extremes Schlechtwetter angesagt, im gesamten Adria-Raum bis weit hinüber nach Kroatien fürchtet man das Schlimmste. Uns droht offenbar kein nennenswertes Wetter-Unbill, aber schütten dürfte es den ganzen Tag über. Was uns aber kaum tangiert, wir haben den Kühlschrank voll mit italienischen Köstlichkeiten, Bier, Limoncello und Wein ist ebenfalls ausreichend an Bord – wir müssen also nicht raus 😊.

Mittwoch, 1. Oktober 2025
 Exakt wie prognostiziert, hat es in der Nacht schwere Gewitter mit starkem Regen gegeben, am abschüssigen Platz erreichten die Rinnsale neben der Straße schnell die Dimension von kleinen Wildbächen. Stundenlang blitzte und donnerte es, manchmal lagen zwischen einem Blitz und dem darauffolgenden Donner gerade mal zwei Sekunden. Im Wissen um die totale Dichtheit unserer treuen Schnecke haben wir trotzdem einen ruhigen Schlaf gefunden, auch wenn die dicken Regentropfen heftig auf uns eintrommelten. Am frühen Morgen hat sich dann das Zentrum der gewaltigen Gewitterfront immer mehr nach Osten verschoben und Gernot konnte – allerdings nur mit Regenschirm – den Gang zum Sanitärgebäude wagen. Der Weg dorthin war ein einziger Hindernis-Parkour, denn es reihte sich Pfütze an Pfütze, unterbrochen nur von kleinen Seen 😊. In die, übrigens stets sehr sauberen, Toiletten regnete es fröhlich hinein, denn wenn es wo kein Dach gibt, dann hält auch nichts den Regen auf 😊. Wurscht, „Stoffwechsel unter verschärften Bedingungen“ ist auch mal was Neues. Wir haben uns nach dem Kaffee einen Pasch ausgespielt, währenddessen tauchten draußen am Himmel immer mehr blaue Flecken auf. Das schöne Wetter kehrte dann recht rasch zurück und wir konnten uns gemütlich ins Freie setzen. Gegen 17 Uhr sind wir in die Platz-Bar marschiert, Gernot wollte sich eine Pizza einverleiben, Ilse hätte gerne ein paar Stückchen vom Pizza-Rand gegessen. Aber – die junge Angestellte befand sich kurz vor dem Schichtwechsel und war schlicht zu faul, für uns eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben. Mit einer dummdreisten Ausrede wandte sie sich lieber wieder ihrem Handy zu. Ilse ist heute eh mit der Frau Nina ins Gespräch gekommen, die ist hier nicht nur eine Angestellte, ihr gehört offenbar der Campingplatz, zumindest ist sie die Chefin. Mit der heurigen Saison ist sie zufrieden, allerdings nervt der ständige Kleinkrieg mit den Platzbetreibern direkt nebenan. So haben die extra vier Jungs mit gelben T-Shirts engagiert, die aggressiv jene Gäste abzuwerben versuchen, die sich den „Camping Costa Ponente“ ausgewählt haben. Sogar direkt bei der Anmeldung wurde da noch heftig gestikulierend auf die Camper eingeredet, unfassbar das Ganze. Und bei der Gelegenheit hat Frau Nina auch gemeint, dass ihr das Tiefkühl-Angebot in ihrer Platz-Bar eigentlich gegen den Strich geht. Aber sie habe es auf mehrere Arten probiert, auch mit Nudelgerichten und so. Liebe Frau Nina – wenn sie auf solche Mitarbeiterinnen angewiesen sind, für die das tägliche Aufstehen in der Früh schon genug Arbeit für den ganzen Tag ist, dann kann das nicht funktionieren. Leider. Übrigens, nach dem Schichtwechsel zur weit, weit netteren und vor allem fleißigeren Mitarbeiterin (der älteren), haben wir auf die Pizza verzichtet und stattdessen selber gekocht. Ilse hatte uns gestern noch wohlweislich Schalotten-Zwiebel und eine ganze Knolle Knoblauch besorgt – plus einer 250 Gramm Packung frischer Nudeln. Daraus fabrizierte Gernot binnen weniger Minuten eine „Tagliatelle Aglio e Olio“ und glaubt man Ilse, dann ist dieses Essen fantastisch gelungen – und wer würde jemals an Ilses Worten zweifeln? Gernot ganz sicher nicht 😊. Nach dem Essen und dem darauffolgenden Abwasch haben wir die Vespa aufgeladen, denn morgen geht’s wieder auf Achse. Später hat dann Ilse plötzlich lapidar verkündet „Mein Handy ist hinüber“ und tatsächlich, zumindest das Display hat den Geist aufgegeben. Gernot drückte dann ein bisserl am Handy herum und es „gelingt“ ihm irgendwie, die Notrufnummer anzuwählen. Sofort meldet sich ein italienischer Mitarbeiter, der Gernot aufrichtig besorgt über unseren „Notfall“ ausfragt. Der Mann kann zum Glück auch Englisch und so können wir das Missverständnis rasch aufklären. Das Handy ist also wahrscheinlich nicht komplett kaputt, wer weiß, vielleicht kann man es sogar noch reparieren. Ilse nimmt das übrigens völlig gelassen hin, zwar programmiert sie sogleich unsere nächsten Fahrtziele via Google-Maps auf Gernots Handy, aber ansonsten ist es ihr ziemlich egal. Kurz noch Sigrid und Nadja darüber informiert, dass nur mehr das Handy von Gernot funktioniert – das wars. Wir kümmern uns dann frühestens in Manfredonia darum.
Donnerstag, 2. Oktober 2025
Auch in dieser Nacht sind heftige Gewitter über uns drüber gefegt, wieder war der Weg zu den Duschen eine zerklüftete Seenlandschaft. Zusammengepackt haben wir eh schon alles, also brauchen wir lediglich den Sonnenschutz im Führerhaus abnehmen und den Strom abstecken. Zur Chemie-Toilette fahren wir schon mit dem WoMo hin und werden wieder einmal mit der brutalen Rücksichtslosigkeit von Italienern konfrontiert: Es war schon ein WoMo vor uns bei der Wasser-Ablassstelle, das störte uns aber nicht, weil wir eh nur die Klokassette zu entleeren hatten. Kaum waren wir damit fertig, hatte auch das erwähnte WoMo sein Brauchwasser abgelassen. Wir wollten also abfahren, da drängte sich ein Italiener mit seinem WoMo so gnadenlos knapp an uns heran, dass es um ein Haar zur Kollision gekommen wäre. Er hat sich uns einfach in den Weg gestellt und nur durch lautes Schreien von Gernot hat der Idiot noch abbremsen können. Er wollte unbedingt vor uns bei der Ablassstelle sein, obwohl wir schon lange vor ihm dort waren und natürlich konnte er nicht ahnen, dass wir gar kein Brauchwasser an Bord haben. Ich, ich, ich – Io, Io, Io – manchmal ist diese selbstherrliche und dummdreiste Art vieler Italiener schwer auszuhalten. Muss man hinnehmen – ist irgendwie wie in Indien: Take it or leave it – Nimm es hin oder hau ab! Heute entscheiden wir uns mal ausnahmsweise fürs Abhauen – zumindest verlassen wir Sizilien. 
Bei Messina werden wir via Fähre aufs Festland wechseln, bis dorthin sind es gut und gern 170 Kilometer. Ursprünglich wollten wir sogar noch eine Zwischenetappe einlegen, aber weil die gesamte Fahrtstrecke heute eh nur knapp über 300 Kilometer beträgt, haben wir darauf verzichtet. Noch vor 10 Uhr kommen wir vom Campingplatz weg und von Anfang an gut voran. Zwischendurch regnet es ein bisschen, aber die Unwetter haben sich längst verzogen. Unfassbar ist erneut die Vielzahl der Tunnel, wir durchfahren Dutzende. Nach einer kurzen Rast erreichen wir schließlich problemlos Messina und dort machen wir den kleinen Fehler, dass wir ausnahmsweise mal nicht auf Google-Maps vertrauen. Denn entgegen der Anweisung des Naviapps folgen wir lieber dem Schild zum „Porta per Villa San Giovanni“, finden dort aber nur den Anlege-Hafen. Also alles retour, das Falschfahren nutzen wir wenigstens zum Volltanken. Danach aber nix wie hin zum richtigen Fährhafen, dort herrscht das erwartete Chaos. Ilse geht uns die Tickets besorgen – sie kosten übrigens deutlich mehr als bei der Herfahrt. Gernot versucht derweil, die ständigen „Angriffe“ der hinter uns in der Warteschlange stehenden Autofahrer abzuwehren. Links und rechts versuchen sie sich dauernd vorzudrängen, wenigstens probieren sie es nicht oben drüber
😊. Völlig lächerlich, denn wenn es auf einer anderen Spur etwas schneller geht, geht das Wechselspiel von vorne los, natürlich ohne jede Rücksicht. Und so schaffen es einige Drängler, dass sie vor uns an Bord der großen Fähre kommen und weil wir dann noch von einem der Platzanweiser schändlich benachteiligt werden, stehen wir schließlich an allererster Stelle derjenigen, die auf die nächste Fähre warten müssen. Kann uns natürlich echt wurscht sein und ist es uns auch, die Wartezeit beträgt keine halbe Stunde.   
Und dann kommen wir tatsächlich als allerallererste an Bord und werden direkt vor der blauen Abfahrts-Rampe platziert. Übrigens, der gelbe VW-Bus neben uns hätte sich eigentlich hinter uns aufstellen müssen – er ignorierte aber alle diesbezüglichen Anweisungen des Mitarbeiters und quetschte sich in die erste Reihe. Völlig egal, ob das richtige Parkieren eventuell wichtig für die Lastenverteilung der Fähre sein könnte – Io, Io, Io. Wir sind heute gar nicht an Deck gegangen, stattdessen haben wir uns im WoMo fein ausgestreckt und eiskaltes Wasser aus dem Kühlschrank genossen. Die Überfahrt machte sich nur durch leichtes Schwanken bemerkbar und hat gerademal 20 Minuten lang gedauert. Dann senkte sich die blaue Abfahrtsrampe und natürlich startete der Italiener neben uns sofort seinen VW-Bus. Aber auch nachdem die Rampe vollständig ausgefahren und gesichert war, blieb die Wegfahrt durch ein Stahlkabel abgesperrt, weil zuerst die Fußgänger die Fähre verlassen durften. Wie dann der Mitarbeiter endlich das Stahlkabel löste, starteten wir unsere Schnecke und weil der gute Mann das Kabel von links nach rechts aufrollte, kamen wir vor dem gelben Bus aus der Fähre. Was für ein Hochgefühl
😊
 Denn jetzt hatte der Möchtegern-Drängler keine Möglichkeit mehr, uns bis zur Autobahn zu Überholen und plötzlich schaffte Schneckchen den steilen und schmalen Anstieg zur Auffahrt nur mehr im 2. Gang und mit maximal 25 km/h. Da können sich auch zwei, drei Kilometer ganz schön hinziehen
😊. Bis zu unserem heutigen Tagesziel sind es jetzt noch etwas über 100 Kilometer und wieder durchfahren wir unzählige Tunnel. Der Verkehr ist vernachlässigbar und wir kommen stets mit dem selbst gewählten Tempo voran. 
Wieder müssen wir maximal drei, vier LKW überholen und wie wir nach insgesamt 303 Kilometern am Stellplatz „Area Sosta Lido di Bernardelli“ ankommen sind, da haben wir das Gefühl, dass wir ein gutes Drittel der Fahrtstrecke in Tunnel verbracht haben
😊. Wird wahrscheinlich sogar hinkommen. Der Stellplatz liegt direkt am Meer und wir werden sofort und mit großem Hallo vom Chef persönlich empfangen. 
Der Mann ist ausgesprochen nett und man sieht seinem Gesicht an, dass er fast andauernd lacht. Bei der Bezahlung der 26 Euro für die Nacht, gibt er Ilse locker einen Rabatt von einem Euro, er hat offenbar gerade keine Lust, ihren 2er zu wechseln. Mit großer Geste erklärt er uns dann, dass wir freie Platzwahl haben und siehe da – der allerbeste Platz in der ersten Reihe ist noch frei. Wir stehen direkt am Meer, haben eine unverbaubare Aussicht aufs blaue Wasser und blicken – schon wieder
😊 – auf die Insel Stromboli hinüber. Direkt neben uns befindet sich eine kleine Bar und nachdem wir den Strom ansteckten, statten wir ihr gleich einen ersten Besuch ab. Ilse gönnt sich einen Campari-Orange und Gernot ordert ein „Birra Grande“. Der Chef lacht und fragt, ob Gernot denn ein richtig großes Bier haben möchte. „Si si“ und schon zapfte der gute Mann lachend einen ganzen Liter Bier in einen Maßkrug aus Glas. Oktoberfest, ick hör dir trappsen. Geil, eine Maß hat Gernot in Italien noch niemals gesehen, also her damit und runter damit 😊
Dazu bekamen wir noch Erdnüsse und Knabbergebäck gereicht, was für ein lässiger Empfang. Überhaupt wird uns der Platz noch lange in Erinnerung bleiben, denn Gernot hat unmittelbar nach dem Parken des WoMo eine kleine Plastikfigur im Sand entdeckt – ausgerechnet Super-Mario, den so ziemlich einzigen, italienischen Helden. Wenn das kein Zeichen ist …
😊. Nach dem ersten „Durchgang“ in der Bar legten wir uns ein wenig nieder, aber nach einer kleinen Jause mit Salami, Schinken und Brot, verfügten wir uns erneut in die kleine Bar. Gernot hat sich formlos noch eine frische Maß zapfen lassen, Ilse hat lieber einen Limoncello gekippt – sagen wir besser: einen nach dem anderen 😊. Wir haben uns den fulminanten Sonnenuntergang in seiner kompletten Länge und Schönheit angeschaut und in den Wolkenformationen unendlich viele Figuren entdeckt. Was für ein schöner Abend und das so völlig unerwartet. Denn ein Stellplatz ist normalerweise nur ein Stellplatz für eine schnelle Nacht bei der Durchreise, aber das hier ist richtiges Campen neben einer netten Bar, mit einem noch netteren Chef. Was für ein Volltreffer und wenn wir mal wieder in der Gegend sind, werden wir diesen Platz unter Garantie noch einmal für eine Übernachtung anfahren. Übrigens, beim Bezahlen der Rechnung haben wir registriert, dass wir die 48 Euro heute ausschließlich für Alkohol ausgegeben haben. Ein neuer Rekord – auch wenn man davon noch 2 Euro für Gernots Doppio abziehen muss 😊. Gute Nacht!


Freitag, 3. Oktober 2025
In der Nacht hat die kräftige Brandung die Wellen lautstark ans Meeresufer gespült, es ist starker Wind aufgekommen und Gernot musste sogar sein kleines Fenster im Alkoven schließen, weil es ihm sonst die warme Bettdecke vom Körper geweht hätte. Und das kann bei allerhöchstens 10 Grad Außentemperatur niemand wollen. Die strahlende Sonne hat aber am Morgen schnell für eine gewisse Wärme gesorgt und wir konnten gemütlich in den neuen Tag starten. Nach dem Kaffee und der üblichen Morgentoilette haben wir das WoMo mit wenigen Handgriff auf Fahrbetrieb umgestellt, schnell noch den Strom abgesteckt und los geht’s. Zuvor haben wir uns noch herzlich vom Chef verabschiedet und Gernot ist wieder seinen Spruch mit dem „gefühlt wie Ehrengäste“ losgeworden. Der geht ihm inzwischen locker flockig von den Lippen und auch der Chef vom Stellplatz war darob offensichtlich sehr gerührt. Ilse nennt den Spruch übrigens „das reine Einschleimen“, das ist auch Gernot klar, schließlich ist das ja die Absicht dahinter 😊. Geplante Abfahrt wäre um 10 Uhr gewesen, dass es schließlich 10 Uhr 04 wurde, lässt sich verschmerzen. 
Die heutige Zwischenetappe wird uns bis nach Neapel hinaufführen, besser gesagt nach Pompeij. Die Fahrstrecke ist unwesentlich weiter als die von gestern, dafür ohne Fähre. Prinzipiell herrscht auf dem ganzen Weg nur wenig Verkehr, allerdings geht es oft viele, viele Kilometer nur bergauf, unser Häuschen muss sich manchmal richtig fest plagen und wir müssen mehrmals in den 4. Gang zurückschalten. Trotzdem wird es unserem betagten WoMo nie zu anstrengend, die Temperatur des Kühlwassers bleibt immer im normalen Bereich. Absolut brutal war hingegen der ständige, sehr starke Wind. Manchmal hatten wir das Gefühl, dass er von allen Seiten gleichzeitig daherkommt und Gernot musste wegen der starken Stürme andauernd gegenlenken. Anstrengend, aber es geht, ist wenigstens ein gutes Training für die gesamte Armmuskulatur
😊. Kurz vor unserem Ziel verpassen wir dann die richtige Abfahrt, nutzen das Falschfahren aber wieder für einen Tankstopp. Danach hatten wir wieder einmal das untrügliche Gefühl, dass wir beim Tankvorgang betrogen worden sind. Denn unsere äußerst verlässliche Tank-Reserve-Anzeige hatte erst zwei Kilometer zuvor das erste Mal aufgeleuchtet, das bedeutet, dass wir noch gute 10 Liter Diesel im Tank haben. Trotzdem sind mehr als 57 Liter in den 60 Liter fassenden Tank geronnen. Wir hätten also auf 446 Kilometern über 57 Liter verbraucht – völlig ausgeschlossen, das wären fast 13 Liter/100 km. Es ist nicht das erste Mal, dass wir in Süditalien „plötzlich“ einen derart hohen Verbrauch haben, überall sonst in Europa sind wir in der Regel mit weniger als 10 Litern 100 Kilometer weit unterwegs. Es wird halt so sein, dass ein manipuliertes Bezahlsystem ausländische Kredit- oder Debitkarten erkennt und sich dadurch die Durchflussmenge des Kraftstoffes entsprechend auswirkt. Natürlich wird das unmöglich zu beweisen sein, vor allem deshalb, weil niemand nach Beweisen suchen wird. Aber unsere Schnecke verbraucht keine 13 Liter je 100 Kilometer, nur hier herunten in Süditalien. Wurscht, wir nehmen das als Bestätigung unserer Vorurteile hin, wo in Italien etwas problemlos gestohlen werden kann, da wird es gestohlen und wo jemand ohne Konsequenzen betrogen werden kann, da wird er betrogen – bevorzugt natürlich Ausländer, eh klar, denn einem Uno oder Panda-Fahrer brauchst du nicht mit 10 Litern Verbrauch oder so kommen … Wurscht, kurz ärgern und dann abhaken. Wir sind dann schon drei Kilometer nach der Tankstelle am „Camping Zeus“ angekommen und da wussten wir bereits seit fünf Minuten, dass wir nur für eine Übernachtung hierbleiben werden. Denn schon auf dem letzten Kilometer – unser Campingplatz befindet sich nur 140 Meter vom Haupteingang der Ausgrabungen des zerstörten Pompeijs entfernt – waren derartige Menschenmassen unterwegs, dass wir darüber nur den Kopf schütteln konnten. Vor den vielen, riesigen Parkplätzen warfen sich junge „Einweiser“ buchstäblich vor unser WoMo, auf dass wir ja bei ihnen einparken würden. Mit großen Gesten wurde uns signalisiert, dass eine Weiterfahrt verboten wäre, dabei ist das der Weg, der zur Autobahn führt. Einfach nur widerlich. Endlich am Campingplatz angekommen, nervte auch hier eine idiotische Einweiserin, die unserer regelgerechten Zufahrt andauernd nur im Weg gestanden ist. Wir wissen nach über 300 verschiedenen Campingplätzen, wie wir uns in der Nähe einer Rezeption zu platzieren haben, da brauchen wir nicht diese italienische „Fachkraft“. Das Einchecken funktionierte dann klaglos und wir suchten uns auf dem engen und dicht mit Bäumen bewachsenen Areal einen Platz. Die Auswahl war nicht mehr sehr groß, dafür haben wir es eigentlich eh gut getroffen. Wir stehen ganz in der Nähe des – übrigens topmodernen und offenbar nagelneuen – Sanitärgebäudes im tiefsten Schatten, hier könnte man es auch im Hochsommer gut aushalten. Wie schon erwähnt, in Touristen-Hotspots haben Restaurants meist durchgehend geöffnet, zumindest diejenigen, die Geld verdienen wollen. So ist es auch hier in Pompeij – ein kurzer Blick ins Internet zeigte uns zahlreiche, offene Restaurants an. Ohne ein bestimmtes Lokal ausgewählt zu haben, marschierten wir schließlich kurz nach 16 Uhr los. Das „Ristorante Zeus“ gleich neben der Rezeption ließen wir links liegen, denn eine Bewertung von 2,5 Sternen ist uns echt zu niedrig und die Anzahl der Begriffe „Abzocke, klassische Touristenfalle, Menü-Betrug oder unfähiger und unfreundlicher Service“ in den Rezensionen war uns echt zu hoch 😊. Aber dann sahen wir in der Nähe des Bahnhofes das Schild des „Ristorante e Pizzeria Le Gare“ und Gernot erinnerte sich an die überdurchschnittlich gute Bewertung des Lokals. Auch hier stellte sich uns direkt vor dem Eingang ein „Animateur“ in den Weg, der uns dann dem eigentlichen Personal übergab, ganz so, als hätte er uns zu einem Besuch überreden können. Lächerlich und mitleiderregend gleichzeitig. Wir wurden dann an unseren Tisch geführt, der ältere Herr durfte aber keine Bestellung aufnehmen, er war nur der Platzanweiser. Dafür kam dann nach einigen Minuten der eigentliche Kellner an unseren Tisch und fragte Gernot, was er denn trinken möchte. Natürlich ein großes Peroni. Der Kellner bedauerte, diese Marke nicht zu führen und fragte nach, ob es stattdessen ein lokales Bier sein dürfe. Okay, lokal ist immer gut. Und mit einem „Grazie“ wollte der Mann abgehen, aber Gernot holte ihn mit einem lauten „Und was ist mit meiner Frau? Kriegt die nichts zu trinken?“ sofort wieder an unseren Tisch zurück. Hat der uniformierte Wichtigtuer doch tatsächlich vergessen, Ilse nach ihren Wünschen zu fragen. Was für ein Knallkopf und es war ihm natürlich selber peinlich, dass er sich als derart unfähig erwiesen hat. Zwar versuchte er noch mit einem vollkommen deplatzierten, weil viel zu unverschämten, „Scusa Mama!“ die Situation zu retten, aber Gernots vernichtender Blick hat ihm sein dämliches Lächeln sofort gefrieren lassen. Kein guter Start in ein feines Essen 😊. Aber es war dann gar nicht so schlimm, Ilse hat sich einen „Hamburger con Verdure griglia“ bestellt, das Fleischlaibchen ist dann mal wieder als italienische Spezialität „Burger senza Pane“ dahergekommen, also nur das Faschierte ohne Brot. Zumindest das gegrillte Gemüse war gut. Gernot hat es eine Spur besser erwischt, seine „Sardine fritte“ als Vorspeise war ein gigantischer Berg von über 20 großen Sardinen, die er unmöglich aufessen konnte. Denn als Hauptspeise warteten noch “Spaghetti Carbonara“ – und die waren wirklich hervorragend, der knusprig gebratene Speck schmeckte sogar überragend. Schnell noch einen Doppio nachgelegt, der hat das Kraut auch nicht mehr fett gemacht, denn die Rechnung hat schließlich 87 Euro betragen.   
Das vom Kellner angepriesene „local beer“ ist mit 10 Euro für die Halbliter-Flasche auf der Rechnung gestanden, soviel zahlst du für eine Halbe nicht einmal in Venedig am Canale Grande
😊. Wurscht, die 87 Euro hat Gernot übrigens genau abgezählt, bei einem guten und aufmerksamen Kellner hätte er garantiert auf einen Hunderter aufgerundet. Aber heute war das Trinkgeld spätestens seit dem Ignorieren von Ilse gestrichen und es war zumindest eine kleine Wiedergutmachung, dass der Kellner seine Enttäuschung darüber nur schlecht verbergen konnte. Maximal satt gegessen schleppten wir uns die 600 Meter zum WoMo zurück und hatten anschließend gerade noch die Kraft für einen Pasch aufbringen können. Morgen fahren wir wieder weiter und wir fahren endlich nach Apulien, darauf freuen wir uns schon seit Anbeginn dieser Reise. Unsere erste Station wird Manfredonia sein – „Camping Lido Salpi“, wir kommen!

 

Samstag, 4. Oktober 202

Wir sind wieder einmal relativ früh aufgestanden, heute geht’s also nach Apulien. Zusammengeräumt haben wir schnell, die Vespa ist ja auf ihrem Träger stehen geblieben, also haben wir nicht allzu viel zu tun. Gernot opfert sich heute mal ausnahmsweise und pilgert die 300 Meter zur Rezeption rauf um unseren eintägigen Aufenthalt hier zu bezahlen. Dort war noch ein Paar aus China vor ihm an der Reihe, sie hatten Probleme mit ihren Tagestickets für den Besuch der Ausgrabungen. Obwohl der Rezeptionist des Campingplatzes dafür eigentlich nicht zuständig ist, warf er einen kurzen Blick auf die Handys der beiden und meinte dann kopfschüttelnd: „Sorry, but this is not a regular Ticket.“ Oje, leider reingefallen – das Internet und seine Tücken. Bei uns hat es hingegen keinerlei Probleme gegeben, Gernot hat die 31 Euro pro Tag abgedrückt und mit einem „Ciao“ und dem Ausfahrtsticket für den Schranken waren wir abfahrtsbereit. Ein wenig tricky gestaltete sich dann noch das Ausparken von unserem Stellplatz, denn die schief gewachsenen Bäume sorgen für ungute Verengungen. Aber dank Ilses Einweisungen ist Gernot mit ein paar Mal reversieren den Ast-Fallen schön ausgewichen und zu den vielen Schrammen an den Bäumen sind keine neuen dazugekommen 😊. Um 10 Uhr 15 haben wir schließlich den Schranken passiert und nachdem wir uns die paar hundert Meter bis zur Autobahnauffahrt durchgestaut hatten, war endlich freie Fahrt angesagt. Den Moloch Neapel umfahren wir elegant und bald einmal haben wir kaum mehr Fahrzeuge vor oder hinter uns. 
Ganz gemütlich können wir frei unser Tempo fahren, nichts hält uns mehr auf. Diesen Weg sind wir schon gefahren, sogar in beide Richtungen. An manche Namen von Autobahnabfahrten erinnern wir uns sogar und auch die beiden Raststätten, die wir anfahren, kommen uns sehr bekannt vor
😊. So cruisen wir locker dahin, bis wir dann bei Candela von der regulären Autobahn abfahren. Dabei erwischen wir den Abzweig in Richtung Foggia nicht, aber der mäßige Verkehr lässt es zu, dass wir nach ein paar hundert Meter mitten auf der Bundesstraße wenden können. Jetzt kann uns auch das bisschen Verkehr egal sein, denn mit stets 90 km/h fahren wir zuerst nach Foggia und anschließend, auf einer anderen zweispurigen Schnellstraße, direkt nach Manfredonia. Noch vor der Stadt müssten wir eigentlich rechts in Richtung Lido abbiegen, aber wir durchqueren Manfredonia und steuern das große Einkaufszentrum außerhalb der Stadt an. Wir brauchen wirklich ein paar Sachen, denn am „Camping Lido Salpi“ gibt’s ja nur einen kleinen Laden und der nächste „Alimentari“ ist kilometerweit entfernt. Also kaufen wir uns gleich zwei Sorten Salami, ein schönes Stück Parmesan, Milch, Brot, Cola und zwei 6er Packungen Peroni Bier. Dazu noch Chips, ein paar Alici für Gernot und auch eine Packung Pappteller verlassen mit uns den großen „Conad-Markt“. Mit der Beute geht es dann direkt die letzten 10, 12 Kilometer zum Campingplatz und schließlich kommen wir knapp vor 15 Uhr beim „Lido Salpi“ an. Zwar haben wir während der Herfahrt noch gescherzt, dass die wahrscheinlich auch heuer wieder ihr „Oktoberfest in Puglia“ abhalten, aber wir haben nicht damit gerechnet, dass wir Recht behalten sollten 😊. Tatsächlich haben wir diesen Platz noch nie so voll gesehen, es stehen garantiert weit über 100 (!!) Camper-Mobile herum, zu über 90 Prozent Italiener. Na servas. Trotzdem gibt es für uns noch ein freies Plätzchen, auch wenn es sich dabei nur um eine Notlösung handelt. Wir stehen jetzt praktisch direkt am Meer, nur ein Sandwall trennt uns vom Strand.
Unsere Nachbarn sind leider allesamt unsympathisch, niemand grüßt, wir werden offenbar als Störenfriede angesehen. Kann uns aber wirklich egal sein, jetzt sind wir da und hier bleiben wir auch, bis sich die Oktoberfest-Horde wieder vertschüsst hat. Wir richten uns ein und danach fährt Gernot sogleich mit der Vespa zum Restaurant rauf, es gilt die Reservierung fürs Abendessen zu fixieren. Und wir kriegen noch einen Platz, eigentlich eh klar, denn die Besucher des Oktoberfestes bekommen ja ein eigenes Menü serviert. So, das Wichtigste ist vorerst erledigt, also machen wir einen Pasch und anschließend legen wir uns noch ein Stündchen hin. Danach schreiten wir zu Tisch und freuen uns, dass sich die Mannschaft seit letztem Jahr nicht verändert hat. Wir werden also absolut perfekt bedient und essen erwartungsgemäß hervorragend. Ilse schnabuliert köstliche „Hühnerbrustfilets in Zitronensauce mit Pommes“ und Gernot lässt sich eine „Teuflische mit Hörnern“ bringen, wie die „Pizza Diavolo con le corne“ auf Deutsch heißt. Mit den Hörnern sind Alici gemeint, also Gernots so geliebte Sardellen. Ein wirklich gutes Essen und mit Bier, Wein und Fanta haben wir keine 35 Euro bezahlt. Keine Frage, dass wir da morgen gleich wieder hingehen. Und natürlich auch übermorgen und überübermorgen und …
😊
Wir waren gerade so richtig schön am Schmausen, da ist fünf Meter neben uns das „Oktoberfest“ eröffnet worden. Weit mehr als 100 (!!) Personen haben auf der Terrasse Platz genommen und wurden gleichzeitig abgefüttert. Ein DJ begrüßte die Feierwilligen – und genau wie Gernot scherzhaft vorausgesagt hatte – spielte der Mann keinerlei Musik, sondern plapperte eine gute halbe Stunde lang ununterbrochen in sein viel zu laut eingestelltes Mikrophon. Im Restaurant herinnen konnte man sich nicht mehr unterhalten, alle Gespräche versiegten, Lippenlesen müsste man können
😊. Dann spielte der DJ plötzlich das dramatische „Also sprach Zarathustra“ in voller Lautstärke kurz an, nur um die Musik sofort wieder herunterzufahren und weitere 20 Minuten ununterbrochen zu quasseln. Wir waren dann schon mit dem Essen fertig, da quatschte der DJ immer noch in einem fort, also der Typ hörte sich verdammt gerne reden. Wie wir dann nach dem Bezahlen der Rechnung und dem obligaten Käffchen an der Bar zum WoMo zurückgekommen sind, da ist dann endlich die Musik losgegangen. Aber nix mit Hump-Tata oder so, sondern ganz normale italienische Schmonzetten. Gernot hat eh gescherzt, ein Äquivalent zu dieser Pervertierung eines „Oktoberfestes“, wäre eine in Innsbruck groß angekündigte „Kumbah Mela Party“, auf der dann nur Austro-Pop gespielt werden würde, vielleicht noch eine Helene Fischer 😊. Jedenfalls stehen wir so weit abseits, dass wir die Musik nicht störend empfinden, außerdem dürften die Platzbetreiber eh die Lautstärke limitiert haben. Das galt aber leider nicht für das Mikrophon des DJ, denn den hörten wir glasklar bis zu uns herüber. Verstanden haben wir seine permanenten Meldungen aber zum Glück nicht. 😊. Trotzdem haben wir beide das Ende der bizarren Veranstaltung gar nicht mehr mitbekommen, der Schlaf der Gerechten hatte uns schon vorher ereilt.

Sonntag, 5. Oktober 2025
Das wird der wohl bislang kürzeste Blog-Beitrag auf dieser Reise, der Tag ist nämlich rasch erzählt: Regen, Regen, Regen, Blog-schreiben, Lesen, Pasch. Den Nachbarhund mittels Hundepfeife auf Abstand halten – funktioniert prächtig. Der Hund ist übrigens mit einer ca. 15 Meter langen Leine an einen Baum gebunden, er könnte also ohne Weiteres bis in unser WoMo kommen. Aber auf so etwas brauchst du Hundebesitzer gar nicht erst ansprechen, da kommt höchstens ein „Haben Sie sich mal nicht so, unser Hund hat auch Urlaub“. Höhepunkt des Tages war heute eindeutig das Abendessen: Ilse hat sich mit einer „Pizza Margherita“ beschieden, Gernot genoss die „Antipasti di casa mista del mare“ und so eine Vielzahl an Meeresfrüchten hatte er wohl noch nie auf dem Teller. Alici marinata, Räucherlachs, Sardinen, gewürfelter, marinierter Tintenfisch, gefüllte Miesmuscheln, gefüllte Jakobsmuscheln, einen ganzen, gegrillten Tintenfisch und natürlich Garnelen. Was für ein Traum und zum Glück hat sich Gernot nicht, wie ursprünglich geplant, danach noch eine „Carbonara“ bestellt. Die hätte heute keinen Platz mehr gehabt. So endete der an sich ereignislose Tag mit einem kulinarischen Feuerwerk. Die italienischen Oktoberfest-Besucher sind mittlerweile fast alle wieder weg, morgen ziehen wir ca. 50 Meter weiter.
Montag, 6. Oktober 2025
In der Nacht ist es richtig kühl geworden, beim Aufstehen lag die Temperatur gerade noch so im zweistelligen Bereich. Im Häuschen herinnen haben wir 16 Grad gemessen, also starteten wir unsere treue Truma-Heizung. Aber nach wenigen Minuten begann sie zu schwächeln – ohne Gas keine Gasheizung 😊. Aber wir haben ja eine zweite Gasflasche an Bord und mussten nur den Anschluss tauschen. Bald einmal aktivierten wir aber unseren kleinen Keramik-Heizlüfter, der seine Arbeit hervorragend erledigt. 
Nach dem Kaffee starteten wir die Aktion „Umzug“. Schnell war das WoMo auf Not-Fahrbetrieb umgestellt, dazu mussten wir nur die Fensterverkleidungen abnehmen und den Fahrersitz freimachen. Dann haben wir uns mit der Vespa den neuen Platz ausgesucht und sofort waren wir uns diesbezüglich einig. Also Vespa abgestellt, zurück zum WoMo, dort galt es nur noch, unseren Tisch zusammenzuklappen und einzuräumen. Das war Ilse aber zu mühselig und sie hat den Tisch kurzerhand zu Fuß zu unserem neuen Platz gebracht
😊. Gernot ist ihr im Schritttempo hinterher getuckert und nach nur wenigen Minuten waren wir wieder vollkommen eingerichtet. Passt, hier bleiben wir jetzt bis zu unserer Abfahrt. Wir haben heute eine Mission zu erfüllen und die nennt sich „Ilses Handy wiederherstellen“. Wir haben ja schon im großen Einkaufszentrum in einem Elektronikladen einen guten Tipp für einen Handy-Reparatur-Service erhalten und das Internet bestätigte uns das. Das Geschäft befindet sich mitten in Manfredonia und ein Blick auf Google-Maps zeigte uns, dass wir den Laden auch ohne Navi finden werden. Gegen 11 Uhr war es uns dann warm genug und ausgestattet mit Jeans, Jacken und Handschuhen sind wir ins ca. 10 Kilometer entfernte Manfredonia rübergefahren. Durch den Fahrtwind sind uns bei 80 km/h die knappen 20 Grad viel kühler vorgekommen und wir waren froh, dass wir in der Stadt nur mit einem 40er unterwegs sein konnten. Wie erwartet haben wir das Handy-Geschäft problemlos gefunden und stellten uns ganz in der Nähe ab. Wir wurden von einer jungen Frau begrüßt, sie nahm Ilses Handy in Empfang und hat das kaputte Teil kurz zu einem Gerät hingehalten. Sie nickte sich selber zu und meinte, die Reparatur würde bis übermorgen dauern, allerdings wird Ilses Handy danach ein weißes Gehäuse haben, anstatt des schwarzen. Völlig egal, das Ding steckt ja eh in einem roten Cover. Dann sagte sie uns noch die Kosten dafür, aber wir haben beide eine andere Zahl verstanden – Gernot 130 Euro, Ilse 230. Völlig egal, auch 230 Euro wären okay, in Innsbruck würde der Austausch des Gehäuses samt Bildschirm ca. 600 Euro kosten. Dann bekam die nette Frau noch Gernots Visitenkarte, drückte Ilse noch ihre SIM-Karte in die Hand und mit einem „Mille Grazie, Arrivederci“ waren wir bei der Tür draußen – das Ganze hat vielleicht fünf Minuten lang gedauert. So mögen wir das. Es ist jetzt das vierte Mal, dass wir in Italien eine Reparatur veranlassen müssen – einmal Gernots Handy, einmal die kaputte Vespa und einmal der Starter beim WoMo. Und jedes Mal wurden wir perfekt bedient und vollkommen zufriedengestellt. Von den Kosten dieser Reparaturen brauchen wir ja gar nicht reden, die liegen in allen genannten Fällen bei ca. einem Drittel von denen in Österreich. Wir sind zuversichtlich, dass das bei Ilses Handy nicht anders sein wird. Für den erfolgreichen Einsatz belohnten wir uns mit einem Kaffee, dazu mussten wir nur zwei Häuser weitergehen. In einer richtig großen Bar holte uns Gernot Cappuccino und Doppio, getrunken haben wir die Käffchen im Freien. Nach diesem feinen Break mussten wir Teil 2 unserer „Mission Manfredonia“ erfüllen – wir brauchen frisches Bargeld, also zurück zur Vespa. Gernot meinte noch „Da brauchen wir gar nicht bei Google-Maps nachschauen, eine Bank finden wir selber“, als er beim Aufsetzen des Sturzhelmes sah, dass wir direkt gegenüber von einem Geldautomaten geparkt hatten 😊. Schnell war der gemolken und er gab uns sogar 400 Euro, bislang haben wir stets nur 250 rausgekriegt. Passt. Damit war alles Notwendige erledigt, denn Teil 3 der Mission hatten wir schon bei der Herfahrt abhaken können – die Vespa volltanken. Also zurück zum Campingplatz, die 10 Kilometer waren blitzartig absolviert, kein Wunder, wir waren außerhalb der Stadt immer mit 80 bis 100 km/h unterwegs. Am „Lido Salpi“ war dann Relaxen angesagt, Gernot hat irgendwann die Reservierung fürs Abendessen klar gemacht und später haben wir uns natürlich einen Pasch ausgespielt. Ohne Scherz – um 20 Sekunden vor 19 Uhr haben wir das Restaurant betreten, wir waren aber bei Weitem nicht die Ersten. Heute haben die Damen das Kommando, die junge Kellnerin kennen war aber auch schon länger, normalerweise arbeitet sie im Laden oder an der Kaffeetheke. Kaum zu glauben, aber sie ist tatsächlich noch flinker als der angestammte Kellner, dessen Schnelligkeit wir auch jedes Mal bewundern. Sofort hatten wir Oliven und Weißbrot am Tisch, nach zwei Minuten die Speisekarten, nach fünf Minuten die Getränke – Chapeau! Ilse ist heute leicht angeschlagen, sie dürfte sich irgendwo einen Virus aufgerissen haben oder es handelt sich um eine Erkältung. Die Nase läuft, der Kopf tut ihr weh usw. Deshalb hat sie auch keinen richtigen Hunger und wegen der eingenommenen Tabletten gibt es heute auch keinen „Vino rosso di Casa“. Nur einen Teller mit „Spaghetti Aglio e Olio, senza Peperoncino“. Gernot wusste schon seit Stunden, dass er sich erneut die „Diavolo mit Hörnern“ bestellen würde und so ist es natürlich auch gekommen. Beide Mahlzeiten schmeckten wieder ausgezeichnet, das kann vor allem Gernot gut beurteilen, weil er nach seiner Pizza noch den halben Teller von Ilses Spaghetti aufgefuttert hat 😊. Die Rechnung für unser Abendessen hat dann gerademal 25 Euro betragen und die fixe Kellnerin durfte sich über einen 5er Trinkgeld freuen – und sie hat sich wirklich gefreut. Zurück im WoMo war Ilse dann sozusagen „streichfähig“ und hat keine Kraft mehr für einen Gute-Nacht-Pasch aufbringen können. Arme Ilse – morgen ist ein neuer Tag und es wird schon wieder werden …

Dienstag, 7. Oktober 2025 
Schon am frühen Morgen ist klar, für Ilse wird das heute ein Tag der Rekonvaleszenz. Sie ist immer noch malad, hustet, hat Kopfweh und ihre Nase rinnt wie ein undichter Wasserhahn. Trotzdem versucht sie weitgehend ohne Tabletten über den Tag zu kommen und legt schon vormittags ein erstes Schläfchen ein. Gernot malträtiert derweil sein Notebook, denn der Blog will weitergeschrieben werden. Das Wetter ist so lala, es regnet zwar nicht, aber wegen dem ziemlich heftigen Wind verzichten wir aufs Sitzen im Freien. Zum Glück haben wir in unserem Häuschen ausreichend viel Platz, sodass wir nicht unbedingt nach draußen müssen. Irgendwann hören wir dann ein klägliches Maunzen, eine der Platzkatzen hat sich so ins Spiel gebracht. Natürlich spuren wir augenblicklich und füllen eines unserer Katzen-Schüsselchen mit Knuspertaschen. Con Manzo – mit Rindfleisch, damit den Streunern ja nix abgeht 😊. Sofort macht sich die Katze über das Futter her und bis auf zwei „Anstands-Bröckchen“ frisst sie alles auf. Brav – bei Bedarf gibt es jederzeit einen Nachschlag. Mit einem Pasch haben wir dann die Zeit zwischen zwei Schläfchen überbrückt und dann war eh schon Zeit fürs Abendessen. Wir werden heute offenbar wieder einmal nach Nationalitäten geordnet, denn man platziert uns neben einem Paar aus Wien, die 200 Meter außerhalb der Stadt wohnen. Die Gegend kennen wir, da haben wir uns einmal verfahren, wie wir mit der Vespa bei Tuttendörfel unterwegs waren. Die beiden haben sich – für unsere Verhältnisse – eine unglaubliche Tour auferlegt: Sie fahren morgen mit ihrem VW-Bus in Richtung Bari weiter, wollen danach nach Agripoli und anschließend ganz an die südlichste Fußspitze des italienischen Stiefels. Das wäre an sich nichts Besonderes – aber die beiden müssen am Sonntagabend (!!) wieder in Wien sein. Das sind, Gernot hat extra bei Google Maps nachgeschaut, von der Südspitze Italiens aus exakt 1.823 Kilometer. Na servas, der Mann fährt wohl wirklich sehr gerne Auto. Noch dazu vermeiden sie, wo immer das möglich ist, auf Autobahnen zu fahren, sondern gondeln lieber über Bundes- und Landesstraßen. Jeder wie er mag, für uns wäre das, wie gesagt, nichts. Das Essen war dann wieder wie erwartet gut, obwohl Ilse der Küche heute keine großen Leistungen abverlangte, weil sie sich mit einer Portion Pommes zufriedengab. Mehr Hunger hatte sie nicht und mit Todesverachtung hat sie sich ein Viertel vom guten Roten bestellt, um, wie sie sagte, „die Viren endgültig aus dem Körper raus zu schwemmen“ 😊.  Möge die Übung gelungen sein! Gernot war mit seinen „Spaghetti Carbonara“ übrigens auch sehr zufrieden, der „Insalata mista“ war ebenfalls sehr gut und wieder haben wir weit weniger als 30 Euro bezahlt. Der Wein dürfte Ilse jedenfalls nicht sofort geschadet haben, denn immerhin brachte sie noch die Kraft für einen Pasch auf und mit dem Gläschen Limoncello wird sie ihre Gesundheit wohl endgültig wiederhergestellt haben 😊.

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Ilses „Alkohol-Kur“ hat offenbar gewirkt, denn als wir um 9 Uhr aufstehen, ist sie schon fast wieder „auf dem Damm“. Sehr gut. Heute sollten wir Bescheid kriegen, wann wir Ilses repariertes Handy in Manfredonia drüben abholen können. Mal schauen, Gernot hat immer noch die Stimme der Rezeptionistin vom „Hotel Plaza“ in Desenzano im Hinterkopf, die uns mit ihrem lapidaren „Nothing works in Italy“ voraussagte, dass die Reparatur unserer Schnecke nicht am nächsten Tag fertig sein würde. Und sie hat ja damals Recht behalten … Nun ja, so pessimistisch sind wir gar nicht, vor allem weil’s ja eh wurscht ist, wann wir das Handy wieder haben. Ilse geht es nicht besonders ab, schade ist nur, dass wir jetzt schon länger die Super-Kamera ihres Handys nicht nutzen können. Natürlich ist die Kamera von Gernots Handy auch brauchbar, aber kein Vergleich zum Galaxy S20 Ultra von Ilse. Den Vormittag verbringen wir größtenteils im WoMo denn der starke Wind lässt uns die knapp 20 Grad Außentemperatur weit kühler empfinden. Gernot fixiert im Laden dann wieder die Reservierung fürs Abendessen und nimmt bei der Gelegenheit gleich noch Milch und Klopapier mit. Tja, und hätten wir anschließend nicht noch eine große Runde über den Platz (sogar bis zum Strand hinaus!) gedreht, dann wäre das, bis in den Nachmittag hinein, die einzige Aktivität gewesen – denn ein Pasch gilt nicht 😊. Ilse hat sich später wieder ein Buch geschnappt, übrigens das bereits siebente (!) auf dieser Reise. Jetzt brauchen wir dann bald wieder eine „Bücher-Tausch-Station“, wie es sie mittlerweile auf vielen Campingplätzen gibt. Eh hier auch, aber da ist nix Interessantes für Ilse dabei. Nach einem kleinen, feinen Schläfchen hat dann um exakt 17:03 Uhr Gernots Handy gepiepst – eine WhatsApp Nachricht, dass das Handy von Ilse wieder o.k. sei. Juhu! Von wegen – „Nothing works in Italy“.   
Augenblicklich machten wir uns für die Abfahrt nach Manfredonia bereit, lange Unterhosen inklusive
😊. Helme auf, Handschuhe an und ab mit uns in die benachbarte Stadt. Diese Nachbarschaft ist etwas mehr als 10 Kilometer entfernt, weil wir aber im Verkehr mit einem 80er mitschwimmen, sind wir in wenigen Minuten drüben. Heute parken wir direkt vor dem Geschäft und keine zehn Minuten später verlassen wir den Laden schon wieder, mit Ilses repariertem Handy. Das Ganze hat 210 Euro gekostet, wir haben ungefragt 10 Euro Rabatt bekommen und Ilses Handy ist nicht wie angekündigt weiß geworden, sondern schwarz geblieben, mit einem silbernen Rand. Eh schön. Wichtig ist natürlich, dass alles funktioniert, das hat Ilse gleich noch im Geschäft ausprobiert, deshalb waren wir zehn Minuten drinnen 😊. Super, dass eine weitere Reparatur in Italien so gut gepasst hat, immerhin das vierte Mal in Folge. Unmittelbar nach Verlassen des Geschäftes haben wir eine so genannte Hinterhand-Wende vollzogen und sind sofort zum Campingplatz zurückgebrettert. Es wird nämlich mit jeder Minute kühler und es hat garantierte keine 20 Grad mehr. Trotzdem sind wir nicht tiefgefroren am „Lido Salpi“ angekommen, allerdings schalteten wir zur Vorsicht unseren kleinen Stromofen auf seine höchste Stufe. Ein weiterer Höhepunkt des Tages war dann natürlich wieder das Abendessen – Ilse kam mal ereut nicht an der „Pizza Margherita“ vorbei und Gernot hat sich den „Schwertfisch mit Pommes“ einverleibt, den er natürlich als „Pesce Spado di griglia con Patatine Fritte“ bestellt hat. Überhaupt hat er heute wieder einen „Italienisch-Kurs Tag“ und hat sich extra für unseren flinken Kellner einen neuen Satz eingelernt. Gernot hat dann nur darauf gewartet, dass sich der gute Mann mal wieder für ein verspätetes Servieren entschuldigt, so wie er das jedes Mal macht. Heute tröstete ihn Gernot mit einem formvollendeten „Hanno solo due piedi e mani“ – „Sie haben nur zwei Füße und zwei Hände“. Da hat er wirklich lachen müssen, dabei hat ihn Gernot heute während des Essens Ilse gegenüber schon als „Buster Keaton von Apulien“ bezeichnet, weil er nämlich niemals lacht. Er hat dann noch, mit einem gespielten Jammern erklärt, dass er ja alleine für 21 Tische zuständig sei und die ganzen Bestellungen aufnehmen müsse und die Reservierungen checken und und und … Gernot hat ihn dann unterbrochen, ihm auf die Schulter geklopft und den Adriano Celentano Song „Chi no lavore …“ angestimmt worauf der Kellner sofort mit „… non fa L’Amore“ antwortete. Da hat der Mann dann wirklich lauthals lachen müssen – siehste, geht ja 😊. Das Essen war wieder hervorragend und wir werden selbstredend auch morgen nicht selber kochen. Höchstens ein Brötchen am Nachmittag, Schinken und Salami sind ja noch im Kühlschrank. Gute Nacht 😊.
Donnerstag, 9. Oktober 2025
 
Wir liegen heute tatsächlich bis fast halb 10 in den Betten – aber ist das nicht vollkommen wurscht? Draußen wird es jetzt mit jedem Tag kühler in der Früh, wobei man bei 11 Grad ruhig auch von Kälte sprechen darf. Egal, wir haben unser treues Öfchen und weil schon vom Morgen an die Sonne scheint, wird es ohnehin schnell wärmer. Nach dem Kaffee und einem Pasch ist es eh schon Mittag und bald einmal danach satteln wir unser rotes Pferdchen. Wir werden mal wieder nach Monte San Angelo hinauffahren, aber heute nehmen wir einen anderen Weg. Der führt uns zuerst nach Manfredonia rüber, dort durchqueren wir die Stadt und lassen uns von den Hinweisschildern zu einem „Familia“ Großmarkt leiten. Von dort fahren wir in Richtung Monte San Angelo und bald einmal bemerken wir, dass wir diesen Weg schon kennen, denn das ist die Straße mit den vielen Kehren. Also müssen wir beim „Familia“ irgendwie falsch abgebogen sein … Auch egal, die kurvenreiche Straße ist eh lässig und es herrscht nicht übermäßig viel Verkehr. Wegen einem vor uns fahrenden LKW halten wir sogar kurz an um ihm genügend Vorsprung zu verschaffen und ein paar PKW lassen wir sofort passieren.   
Lustig war, als wir bei einer Ausweiche kurz stehengeblieben sind, haben uns zwei bergabwärtsfahrende Motorradfahrer lässig gegrüßt, der eine von einer Harley aus, der andere von einer Straßenmaschine – letzterer sogar mit lautem Hupen! Das passiert uns Vespistis nur ganz, ganz selten
😊. Wir fahren heute mindestens das vierte Mal nach Monte San Angelo und wieder stellen wir die Vespa auf denselben Platz. Zielsicher steuern wir das winzige „Illy“ Kaffeehaus an – aber es hat leider geschlossen. Schade, aber die Enttäuschung futtern wir uns sogleich mit Kastanien weg, die wir einer Standlerin abkaufen. Die Maroni sind dann derartig gut, dass wir gleich noch ein zweites Stanitzel nachlegen. Kurz darauf wird die Verkäuferin überhaupt von einer Busreisegruppe „überfallen“, allzu viele Kastanien werden ihr danach nicht mehr übriggeblieben sein 😊. Wir sind dann von Monte San Angelo in Richtung San Giovanni Rotondo weitergefahren, davor mussten wir vom Berg auf das Hochplateau runter. Monte San Angelo liegt ja 796 Meter hoch und da wird es bei einem 80er sehr, sehr frisch auf dem Roller. Die ganze Abfahrt liegt im tiefsten Schatten, darum haben wir Gas gegeben, um nicht unnötig lange in diesem Kühlschrank bleiben zu müssen. In der Sonne war es dann natürlich weit gemütlicher und wir gondelten mit maximal 50, 60 km/h dahin. Beide glaubten wir von einer Abzweigung nach Manfredonia zu wissen, immerhin sind wir diesen Weg nach San Giovanni Rotondo schon öfter gefahren. 
Und tatsächlich sind wir bald einmal zu dieser Kreuzung gekommen, sind nach Manfredonia abgebogen, mal schauen, wo wir dort genau landen werden. Die Straße ist in einem ziemlich schlechten Zustand, kein Wunder, dass andere Fahrzeuge nur vereinzelt unterwegs sind. Bald einmal geht’s dann kilometerweit nur mehr abwärts und wir sehen ganz Manfredonia unter uns liegen, dahinter das tiefblaue Meer. Sehr schön. Nach dem Passieren eines kleinen Tunnels und nach ein paar Kehren sind wir dann auf die Stadt zugefahren und landeten – genau! – akkurat beim „Familia“ Großmarkt. Jetzt hatten wir die Bestätigung, wo wir falsch abgebogen sind, auch wenn das kein wirklicher Fehler war. Denn wir hätten die Hinweisschilder nach Monte San Angelo ignorieren und in die Gegenrichtung fahren müssen. Und das ist für Ortsunkundige nicht gerade die ideale Strategie
😊. Natürlich spielte das keine Rolle, sonst wären wir die ganze Runde halt in der anderen Richtung gefahren. Vom „Familia“ waren es dann noch knapp 15 Kilometer bis zum „Lido Salpi“ und nach exakt 79 Kilometern stellten wir die Vespa beim WoMo ab. Eine lässige Runde, auch wenn „unsere“ Illy-Cafeteria heute geschlossen war. Am Campingplatz war dann erstmal Ruhe angesagt und wir legten uns ein wenig nieder. Überpünktlich sind wir hernach zum Abendessen geschritten und heute waren wir überhaupt die allerersten Gäste. Wir hatten dann den Kellner sogar ein paar Minuten für uns allein, später tröpfelten nach und nach weitere Camper ein. Aber heute war augenscheinlich kaum etwas los, kein Wunder, der Campingplatz ist ja nur mehr schütter besetzt. Aber das wird sich zum Wochenende sicher wieder ändern. Was sich zum Glück nicht so schnell ändern wird, ist das hervorragende Essen hier. Ilse hat sich wieder einmal die „Hühner-Filets in Zitronensauce“ bestellt, Gernot isst heute zum dritten Mal die „Pizza Diavolo con le Corne“. Und beide sind wir wieder komplett zufrieden gewesen. Heute haben wir es nach dem Essen ziemlich eilig gehabt und nicht mal mehr ein schnelles Käffchen an der Bar getrunken. Es steht nämlich das WM-Qualifikations-Spiel Österreich gegen San Marino auf dem Programm und da wollen wir von Anfang an dabei sein. Spannend war dann noch, ob wir denn überhaupt einen stabilen Handy-Hotspot herstellen können, denn über das platzeigene W-Lan lässt sich das Match aus rechtlichen Gründen nicht streamen. Zwar haben wir lediglich ein, maximal zwei Strichlein bei der Empfangs-Anzeige, aber siehe da – von Anfang an funktionierte der ORF-On Stream klaglos. Wir erlebten dann ein Fußballspiel der Extraklasse, welches gleich mit mehreren Rekorden endete. Österreich gewann dieses Spiel zwar wenig überraschend, aber Österreich schoss dabei 10 (!!) Tore. Der höchste Sieg in der Länderspiel-Geschichte überhaupt. Rekord-Nationalspieler Mag. Marko Arnautovic erzielte dabei 4 Tore und ist nun alleiniger Rekord-Torschütze Österreichs, er hält nun bei 45 Treffern. Und ein ganz, ganz besonderer Rekord ist beim ganzen Jubel um Arnautovic und dem 10:0 Kantersieg völlig untergegangen und auch Gernot ist das erst beim Lesen der Matchberichte aufgefallen: Wohl noch nie in der Geschichte des Fußballs haben in einem offiziellen Qualifikationsspiel alle (!!) 10 Feldspieler der Startformation einer Mannschaft entweder ein Tor geschossen oder eine Torvorlage geliefert. Das ist so außergewöhnlich, dass in englischen Medien von einem „epischen Ereignis“ zu lesen ist 😊. Gernot hat sich dann sogar noch alle Interviews angeschaut, vor allem die Emotionen des Herrn Magisters waren ganz großes Kino. Dass Gernot nun kaum mehr Daten für das Auslands-Roaming zur Verfügung hat – wurscht, notfalls kauft er sich um wenige Euro ein paar frische Gigabytes. Und eines steht auch schon fest – wir werden noch bis Sonntag hier am „Lido Salpi“ bleiben, denn an diesem Tag spielt unser National-Team auswärts gegen Rumänien. Dieses Match werden wir uns garantiert anschauen und hier ist der Empfang gut genug dafür – wir wollen nicht riskieren, dass uns in Vieste der Bildschirm dunkel bleibt 😊. Übrigens haben wir am „Camping Molinella“ in Vieste bereits wegen eines Stellplatzes angefragt, denn das wird unser nächstes Ziel sein. Wir brauchen aber gar nicht reservieren, es sind ausreichend freie Plätze vorhanden. Gut so.

Freitag, 10. Oktober 2025 
Heute hat es am Morgen nur knapp über 9 Grad gehabt, also das erste Mal nur einstellig. Wahrscheinlich sind wir deshalb bis nach 9 Uhr in unseren Betten gelegen. Ohne überhaupt darüber reden zu müssen, haben wir einen absoluten Nichts-tun-Tag ausgerufen. Gernot hat sich immerhin irgendwann am Vormittag aufraffen können, den Tisch für heute Abend zu reservieren. Bei der Gelegenheit hat er gleich noch ein Brötchen für Ilse und für sich ein „Cornetto ohne Alles“ mitgenommen. Also gleich mehrere Aufgaben auf einmal 😊. Ilse hat dann die meiste Zeit gelesen, natürlich sind wir nicht an einem Pasch vorbeigekommen und mit dem Brötchen und dem Cornetto haben wir uns später eine kleine Jause gegönnt. Nicht dass der Hunger-Ast bis zum Abendessen zu groß wird. Zu einer Ausfahrt haben wir heute auch keine Lust, wobei man dazusagen muss, dass wir uns hier in dieser Gegend bereits ziemlich gut auskennen, da gibt es im Umkreis von Dutzenden Kilometern kaum mehr unbekanntes Terrain. Außerdem wird auf den schlechten Straßen viel zu schnell gefahren, Gernot muss ja schon beinahe öfter in die Rückspiegel schauen als auf die Straße. Denn überholt werden wir auch bei Gegenverkehr und der Begriff „Ausreichender Sicherheitsabstand beim Überholen“ wird sehr freizügig interpretiert. Also macht das Fahren nicht mehr so viel Spaß, aber in Vieste werden wir sicher wieder mehr mit der Vespa unterwegs sein. Und natürlich das eine oder andere Mal auch rüber nach Peschici knattern, darauf freuen wir uns besonders. Nach einem feinen Schläfchen ist es auch heute wieder Zeit zum Abendessen geworden, Gernot hat seinen Hunger mit einem großen „Grillteller mit Pommes“ erfolgreich niedergerungen, Ilse hat sich mit einem Aufschnitt-Teller zufriedengegeben, der ordentlich mit Schinken und verschiedenen Salamis dahergekommen ist. Anschließend haben wir im WoMo noch einen Pasch nachgelegt und das war es dann für diesen Tag.
 
Samstag, 11. Oktober 2025
Ilse macht sich ja jeden Tag ein paar Notizen in ihr Reisetagebuch, damit Gernot Anhaltspunkte hat, wenn er unseren Blog schreibt. Manchmal schreibt sie gleich zwei Seiten voll, obwohl sie meist nur Stichworte verwendet. Für den heutigen Tag steht da lediglich: „Siehe oben, heute dasselbe in Blau 😊“. 
Und tatsächlich war auch der Samstag von erstaunlicher Inaktivität unsererseits geprägt, wir heben das Nichtstun auf eine höhere Stufe
😊. Wir schmökern in den Tageszeitungen, Ilse hat ein neues Buch angefangen, wir legen uns ein wenig nieder, essen ein übrig gebliebenes Brötchen mit Nutella und selbstredend paschen wir. Wir haben mittlerweile links und rechts von uns direkte Nachbarn stehen, sogar hinter (!) uns steht ein großes Wohnmobil. Auf einer der Zufahrtsstraßen wohlgemerkt, aber die finden keinen anderen Platz, wo sie mit ihrem Dickschiff hinpassen würden. Und alle haben sie mindestens einen Hund mit, wir sind hier tatsächlich als Nicht-Hundebesitzer die absolute Minderheit. Übrigens sind gleich mehrere Hunde nicht angeleint, von ausnahmslos deutschen Campern. Obwohl es in Italien Gesetz ist, dass Hunde auf einem Campingplatz immer an einer maximal 1,5 Meter langen Leine anzubinden sind. Das kümmert hier niemanden, Ilse hat heute eh mit dem Chef darüber geredet und der hat dann behauptet, unseren Nachbarn deshalb eh schon dreimal abgemahnt zu haben „Beim nächsten Mal muss er gehen“, Jaja, das beeindruckt den Mann immerhin so stark, dass er seinen Hund überhaupt andauernd frei herumlaufen lässt. Wenigstens haben wir die Hundepfeife in der Hinterhand, wenn uns einer der Streuner zu nahekommt, dann verscheuchen wir ihn in kürzester Zeit. Wir haben den restlichen Tag dann für ein Schläfchen genutzt und pünktlich sind wir zum Abendessen angetreten. Heute gab es für Ilse wieder eine „Pizza Margherita“ und Gernot hat sich erneut für die „Spaghetti Carbonara“ entschieden, diesmal mit einem „Insalata Salpi“ dazu.     
Der Salat wird in der Speisekarte nicht näher beschrieben, aber wir haben einmal gesehen, wie er an einem Nebentisch serviert worden ist – nämlich in einer Schüssel mit der Dimension eines großen Nachttopfes
😊. Wie der „Insalata Salpi“ dann serviert wurde, da wusste Gernot schon im Vorhinein: „Das wird ein Kampf!“ Die Riesenportion Salat beinhaltete ca. ein halbes Kilo Tomaten, ca. ein halbes Kilo Mozzarella, eine mittlere Dose Thunfisch, ca. 25 Oliven und Unmengen von grünen Pflücksalaten. Was für ein Berg! Trotzdem sind am Ende lediglich ein paar wenige Oliven übriggeblieben, aber bei denen hat Gernot schon beim „Gruß der Küche“ ordentlich zugeschlagen und eh schon 20 Stück verdrückt. Ach ja, die große Portion „Spaghetti Carbonara“ ist so nebenbei runtergerutscht 😊. Und damit Gernot nicht völlig hungrig zu Bett gehen muss, durfte er von Ilse noch ein gutes Drittel ihrer „Margherita“ auffuttern – dann war aber genug und es war wirklich nur mehr Platz für den obligatorischen Caffe` Doppio. Für Ilse hat es zum Abschluss noch einen Limoncello gegeben, auf den sie von unserem Super-Kellner Michele eingeladen worden ist. Sehr nett. Zurück im WoMo haben wir uns dann gar keinen Gute-Nacht-Pasch mehr ausgespielt, das viele Nichtstun hat uns müde gemacht. Ein kaltes Bierchen noch für Gernot, dann sind bei uns noch vor 22 Uhr die Lichter ausgegangen. Ob es morgen mehr Action gibt? Unwahrscheinlich, aber immerhin steht das Match Rumänien gegen Österreich auf dem Programm. Das ist ja schon mal was …!
Sonntag, 12. Oktober 2025
Das ist heute unser letzter Tag in Manfredonia. Auch heute haben wir uns einen ausgesprochen gemütlichen Tag gemacht, zweimal gepascht, ein bisschen was gesnackt, später haben wir dann gleich die Vespa aufgeladen. Damit war das Pflichtprogramm eh schon erledigt und nach einem kleinen Schläfchen sind wir im Restaurant zu Tisch geschritten. Obwohl die Speisekarte noch einiges hergeben würde, wandeln wir kulinarisch wieder auf vertrauten Pfaden – Ilse kriegt noch einmal eine „Salamiplatte“ verpasst, heute aufgepeppt mit einer Portion Pommes. Gernot gönnt sich ein weiteres Mal die „Pizza con le Corne“, die ist einfach ein Traum mit ihrer scharfen Salami und den übergroßen Sardellen. Übrigens hat gestern ein Deutscher am Nebentisch zu seiner Frau gesagt: „Ich nehm‘ diese Pizza le con Corne, ich mag ja Mais.“ 😊. Hoffentlich mag er auch die extrem salzigen Sardellen, die sind bekanntlich nicht jedermanns Sache. Heute hatten wir es wieder besonders eilig, denn es stand ja noch das WM-Qualifikations-Spiel gegen Rumänien am Programm – in Rumänien. Nun ja, Schwamm drüber – Österreich hätte in diesem Match die Qualifikation für die WM in Amerika fixieren können, aber die Partie ging mit 1:0 verloren. Auch wenn die Österreicher heute echt schwach waren, das Tor fiel in der 95. Minute, genauer gesagt in Nachspielzeit der Nachspielzeit. Das ist schon ärgerlich, aber es sind ja noch zwei Matches zu spielen und da sollten die notwendigen Punkte schon noch erreicht werden. Morgen geht’s nach Vieste rüber, es sind ja gerade Mal 80 Kilometer bis dorthin.

Montag, 13. Oktober 2025 
Manfredonia verabschiedet sich von uns mit einer Frühtemperatur von 11 Grad, herinnen hat es nur 3 Grad mehr. Da darf sich unser kleiner Ofen mal wieder so richtig ins Zeug legen, das letzte Frühstück am „Lido Salpi“ genießen wir dann schon bei über 23 Grad. Die meisten Tätigkeiten für einen Platzwechsel haben wir gestern schon erledigt, wir brauchen nur Luft in die Klokassette lassen und die Kaffeetassen abspülen. Ilse geht dann die Rechnung bezahlen und siehe da – wir haben ungefragt einen Tag unseres Aufenthaltes geschenkt gekriegt. Auch nett. Kurz vor halb 11 Uhr haben wir schließlich noch ein lautes „Arrivederci“ aus den Fenstern gerufen und weg waren wir. Unser erstes Ziel wird der große „Conad“ Laden im Einkaufszentrum in Manfredonia sein, wir brauchen vor allem Wasser, Milch, Katzenfutter, Bier, Salami, Käse, Brot und mindestens die Zutaten für ein, zwei selber gekochte Mahlzeiten. Denn die Pizzeria vor dem Campingplatz in Vieste hat ausgerechnet heute ihren Ruhetag und ein Essen brauchen wir sowieso immer als Reserve. Ilse hatte übrigens noch vor den Einkäufen den großen Elektro-Markt aufgesucht, wo uns ein Mitarbeiter den guten Tipp für die Handy-Reparatur gegeben hat. Und genau diesen Mitarbeiter erkannte Ilse gleich, bedankte sich noch einmal und drückte ihm eine Packung Manner-Schnitten in die Hand. Der Bursche hat sich echt darüber gefreut, wir uns natürlich auch 😊. Nach dem Einkauf fahren wir dann auf die uns bestens bekannte SS 89 auf, die bringt uns jetzt direkt nach Vieste. 
Bis zum ersten Tunnel passte der Weg perfekt und wir wussten, dass jetzt noch drei Tunnel aufeinander folgen. Tja – sind sie nicht, denn schon unmittelbar nach der Durchfahrt des ersten Tunnels wurden wir von der gut ausgebauten Schnellstraße abgeleitet – auch die nannte sich übrigens SS 89. Wir fanden uns auf einer relativ engen, extrem kurvenreichen Straße wieder, die kilometerweit nur aufwärts führte. In jeder Kurve mussten wir voll auf der Hut sein, denn zwei Autos oder gar wir und ein Bus, wären nur schwer aneinander vorbeigekommen. Sehr abenteuerlich, wo wir doch wissen, dass italienische Autofahrer sehr gerne Kurven schneiden, vor allem die nicht offenen. Aber oh Wunder – es begegnete uns die ersten 30, 35 Kilometer kein einziges (!!) Fahrzeug und wir hatten nie eines hinter uns. Nur einmal sahen wir ein Firmenfahrzeug der Autobahnmeisterei, so wussten wir wenigstens, dass diese Straße überhaupt befahren wird. Und gerade als Gernot scherzte „Wirst sehen, jetzt kommt bald eine Unterführung mit 2 Meter 50 und wir müssen den ganzen Weg wieder zurückfahren“ da kam uns ein britisches Wohnmobil entgegen. Der Fahrer grüßte uns sogleich mit der Lichthupe, wahrscheinlich war auch er froh, dass er hier – zumindest halbwegs – richtig ist. 
Die ganze Fahrt über ging es ohne Unterbrechung links, rechts, über enge Brücken, Haarnadeln – eine echte Herausforderung. Wobei man dazusagen muss, dass die schmale Bergstraße in einem ausgezeichneten Zustand war, so gute Nebenstraßen sieht man in Süditalien sehr selten. Doch plötzlich war Schluss mit guter Fahrbahn – die Straße wurde ebenso schlechter, wie sie gleichzeitig breiter wurde. Gernot musste andauernd riesigen Schlaglöchern ausweichen und fuhr teilweise hundert Meter auf der anderen Straßenseite – der wenige Gegenverkehr hat das zugelassen. Und auf einmal erinnerte sich Gernot „Diese Straße sind wir schon einmal gefahren“, nämlich als wir von Google-Maps auf diesen abenteuerlichen, über 20 Prozent steilen, Stichweg geführt wurden. „Wirst sehen, bald einmal taucht die ‚Shanti Lodge‘ auf“ – und tatsächlich sahen wir keine 5 Minuten später das entsprechende Schild. Jetzt wussten wir, dass wir ganz nah an unserem Ziel waren, zudem funktionierte auch das Netz wieder. 
Schon wenige Kilometer später fuhren wir beim „Camping Molinella“ vor und Ilse checkte uns den Stellplatz. Das hat den altehrwürdigen Chef erstaunt, weil das offenbar sonst „Männersache“ ist. Nicht bei uns und kurze Zeit später wurde Gernot von Ilse auf unseren Platz geleitet. Passt wunderbar, wir haben vielleicht den allergrößten Platz überhaupt hier, auch wenn er uns pro Tag 5 Euro mehr kostet. Schnell wie immer sind wir eingerichtet und spazieren eine kleine Runde über den Platz. Alles wie gehabt, die kleine Platz-Bar hat noch Mittagsruhe, es ist ja erst kurz nach 13 Uhr. Wir gehen raus zum Meer und Gernot sieht einen wunderbar bunten Vogel – einen Eisvogel, Bienenfresser oder einen Kingfisher. Herrlich! Danach flanieren wir zum Strand rüber und lassen uns in der dortigen Bar mit Kaffee, Bier und Camparis verwöhnen, die dazu gereichten Erdnüsse und Chips dienen uns als willkommene Zwischenmahlzeit. Vor dem WoMo jausnen wir dann noch eine Kleinigkeit und nach einem Pasch und Gute-Nacht-Drinks legen wir uns noch vor 20 Uhr ins Bett – darf auch mal sein …

Dienstag, 14. Oktober 2025
Das Wetter ist am Morgen etwas trübe, auch die Außentemperatur von 14 Grad deutet auf den beginnenden Herbst hin. Allerdings stimmen uns die Wetterprognosen optimistisch und nach einem vormittäglichen Pasch brechen wir mit der Vespa nach Vieste auf. Wir brauchen frisches Geld und Milch, das sind schon mal zwei gute Gründe. Vieste ist uns mittlerweile ziemlich vertraut und ohne Umweg fahren wir zur Post. Dort entlockt Ilse dem Bankomaten mittels Doppelbehebung einiges an neuen Scheinen und wir fahren anschließend die drei, vier Kilometer zum großen Euro-Spin-Supermarkt. Wir laufen natürlich den ganzen Laden ab, kaufen Milch und Tuc-Kekse, beim Bier sticht uns ein besonders günstiges ins Auge – die haben doch tatsächlich das durchaus trinkbare „Best-Bräu“ mit 59 Cent für die 0,5 L Dose im Angebot. Da schlagen wir gleich ordentlich zu, was wir halt im Roller Platz haben. Am Campingplatz haben wir dann nur schnell die Einkäufe ausgeladen und zack – sind wir gleich noch einmal zum EuroSpin rüber, um weiteren Hopfenblütentee zu kaufen. 
Und wie wir dann auch diese Dosen im WoMo verstaut hatten, beschlossen wir spontan, dass wir nach Peschici fahren werden – wo wir doch eh schon das ganze Moped-Gewand anhaben
😊. Wir sind natürlich auf der kleinen Straße gefahren und während der kompletten Fahrt – immerhin über 20 Kilometer – haben wir kein anderes Fahrzeug gesehen. So ist das Cruisen entlang dieser extrem kurvenreichen Straße natürlich total lässig, noch dazu geht es andauernd rauf und runter, manchmal sind wir richtig hoch über dem Meer und wir genießen die wunderbare Aussicht. In Peschici angekommen, stellten wir uns wieder auf „unseren“ Parkplatz, auf dem exklusiv ein Motorrad Platz hat. Heute sind wir sogar etwas zu früh abgebogen und mussten eine Ehrenrunde durch die Fußgängerzone drehen, mit einer roten Vespa darf man das 😊. Selbstverständlich sind wir wieder durch das gesamte „Centro Storico“ von Peschici gewandert, bis hinaus zur Burg und danach den alternativen Weg zurück. Unsere „Stamm-Bar“ zeigt sich heute etwas schütter besetzt, dementsprechend schnell haben wir unser Fanta und unseren Caffe‘ Doppio am Tisch. Für das wir dann relativ unkeusche 8 Euro bezahlten, einen Doppio für 4 Euro musst du in Italien lange suchen, den hatten wir schon für 1,60 😊
Wurscht, das sind wir uns natürlich allemal wert – und nebenbei bemerkt, der Kaffee war das auch. Nach dem kleinen Break sind wir unmittelbar zum nächsten kleinen Break hingefahren – die Kirche „Maria Loreto“ haben wir auf einer Rückfahrt von Peschici noch jedes Mal besucht. Und wieder sind wir komplett alleine vor der netten Kirche gesessen und haben uns das mitgebrachte Wasser schmecken lassen. Von unserem Platz aus sehen wir auf ein Nachbargrundstück, dort stehen zwei uralte Autowracks. Bei einem, vermutlich ein Auto-Bianchi aus den 1970er Jahren, sind seit unserem letzten Besuch hier wieder einige Teile der Karosserie weggekommen
😊. Am Rückweg zum WoMo sind wir dann bald einmal bei einem Shop vorbeigekommen, der handgearbeitete Holzsachen angeboten hat. Den hat Ilse schon bei unserer Herfahrt gesehen und wir kehren zu. Wir suchen eh schon länger ein taugliches Salat-Besteck und hier sind wir heute fündig geworden. Der aus Olivenholz gefertigte Löffel und die dazugehörige Gabel sind zwar ziemlich groß, aber sie werden uns an Vieste und Peschici erinnern. Der Verkäufer hat die beiden Teile noch schön mit Olivenöl eingerieben und wir sind zum Campingplatz zurückgecruist. Übrigens, bei der Rückfahrt sind wir genau einmal überholt worden und dieser einzige Autofahrer hat sich mit seinem Fiat Panda ausgerechnet unmittelbar vor (!) einer scharfen Rechtskurve an uns vorbeigedrängt, bei Gegenverkehr hätte es unweigerlich einen schweren Frontalcrash gegeben. Unfassbar immer wieder, so viel Risiko für überhaupt nichts! Heil am Campingplatz haben wir erstmal ausgeschnauft und sind später zur Strandbar rüber spaziert. Dort hätten wir unser kleines Hüngerchen gerne mit einem Toast in die Schranken gewiesen, aber leider „Today no Food“. Also haben wir auch nichts getrunken, Bier und Limoncello haben wir selber im Kühlschrank. Nach einem kleinen Schläfchen matchten wir uns am Paschteller, danach haben wir ein wenig gelesen. Mit dem Essen haben wir geduldig bis 19 Uhr gewartet und dafür dann so richtig zugeschlagen. Ilse kannte ihre „Tagliata Manzo con Grana e Bussola“ schon von früheren Besuchen und das in Streifen geschnittene „Rindfleisch mit Parmesan und Rucola“ hat ihr ausgezeichnet gemundet. Gernot wagte sich bei der Vorspeise über „Polpa con Crema“ und bereute die Bestellung seiner in Stücke geschnittene „Krake auf Bohnenpüree“ keine Sekunde lang. Was für ein Gaumenjubel und diese täglich genossenen Meeresfrüchte werden Gernot daheim schmerzlich abgehen. Genau deshalb hat er sich dann als Hauptgang „Frittura Mista di Mare“ kommen lassen, ein gebackenes Sammelsurium diverser Meeresbewohner, die allesamt köstlich geschmeckt haben. Als Abschluss gab es für Gernot wie immer einen Caffe‘ Doppio, Ilse bestellte sich noch einen Limoncello. Auf den sie übrigens vom Chef hier eingeladen worden ist, denn der Zitronenlikör fand sich nicht auf der Rechnung. Nett – aber wir wären morgen sowieso wieder hergekommen 😊. Im WoMo war danach bald einmal „Licht aus“ angesagt, es ist übrigens herrlich ruhig rund um uns – trotz Hunden!

Mittwoch, 15. Oktober 2025 
Um exakt 8 Uhr 03 wird Ilse vonmkäglichem Miauen geweckt, natürlich steht sie sofort auf.
Draußen bettelt ein wunderschöner, schwarzer Kater sehr vehement um Futter, welches ihm selbstredend sofort serviert wird. Der stramme Kerl lässt sich gerne streicheln und frisst das ganze Schüsselchen leer, ehe er lautstark jammernd die nächsten Camper heimsucht 😊. Nach der Fütterung legt sich Ilse noch einmal nieder, wir haben es mal wieder nicht eilig mit dem Aufstehen. Nach dem Käffchen stellen wir uns beide lange unter die herrlich heiße Dusche und – wie sollte es auch anders sein – spielen wir uns einen Pasch aus. Weil es jederzeit zu regnen anfangen könnte, legen wir gleich die Vespa auf, dafür brauchen wir gar nicht rangieren, es geht sich um zwei, drei Zentimeter genau aus. Weil der Regen dann doch ausbleibt, gehen wir zur Strandbar rüber, ein Doppio und ein Campari Orange gehen immer. Heute sind dem Wallah hier leider die Orangen ausgegangen, er bietet Ilse ihren Campari stattdessen mit Zitronensaft an. Okay, warum nicht? Das hat dann gar nicht mal schlecht gemundet und der Mann an der Bar war gleich ganz stolz wegen seiner „Novita“, wie er das Getränk gleich als „Neuigkeit“ bezeichnete. Die dazu gereichten Erdnüsse und Chips haben uns dann wieder locker über den Nachmittag gebracht und kurz nach 18 Uhr 30 sind wir wieder erwartungsfroh ins Restaurant gepilgert. 
Heute hat es für Ilse ein „Cotoletta Milanese con Patatine fritte“ gegeben, also ein profanes „Wienerschnitzel mit Pommes“, welches aber genauso geschmeckt hat. Gernot ist natürlich wieder nicht an den Meeresfrüchten vorbeigekommen, dieses Mal durfte es als Vorspeise ein „Insalata di Mare“ sein und die verschiedenen Fischsachen, allesamt kalt mariniert, waren einfach nur traumhaft gut. Als Hauptspeise wurden ihm dann noch, so ganz eigen gekringelte, große Nudeln serviert, mit einer Sauce aus Krabben und Muscheln, obenauf waren zwei riesige, „Mantas“ genannte, Garnelen platziert. Ein Genuss der Sonderklasse und Gernot hat sich aufopfernd bemüht, ja kein Krümelchen des Festmahls übrig zu lassen. Schnell noch ein Käffchen und danach gleich einmal in die Heia-Bettchen. Morgen geht’s wieder weiter, wieder ein Stück näher an die Heimat, aber daran wollen wir noch gar nicht denken, denn noch sind wir unterwegs.
Donnerstag, 16. Oktober 2025
Wir haben ja sogar schon unsere Campingstühle und den Tisch eingepackt, also bleibt uns für den Aufbruch nicht allzu viel zu tun. Erst mal genießen wir einen guten Kaffee, danach räumen wir die letzten Sachen auf ihre angestammten Plätze und um 10 Uhr 10 fahren wir vom liebgewonnen „Camping Molinella“ ab. Natürlich hat Gernot dem Patrone noch seinen neuen Lieblingssatz „Ci siamo sentiti come ospiti d’honore“ dagelassen, er hat sich wie erwartet sehr gefreut 😊. Unser heutiger Weg wird uns in die Gegend von Grottamare führen und wir werden dort auf einem uns unbekannten Platz übernachten. Es ist ein ordentliches Stück bis dorthin, über 300 Kilometer, wenigstens führt fast der gesamte Weg über Autobahnen. Allerdings, um von Vieste zur begehrten Autostrada zu kommen, ist für Gernot viel Handarbeit notwendig. Damit meinen wir die unendlich vielen Kurven, die wir bei der Überquerung von mehreren Hügelketten durchfahren müssen. Da geht es selten mal schneller als 30 km/h, von allzu gewagten Überholvorgängen bleiben wir aber verschont, es ist einfach zu eng hier. 

Doch dann kommen wir endlich auf die breite und meistens kerzengerade verlaufende Bundesstraße und wir können wieder mit 80, 90 km/h im mäßigen Verkehr mitgondeln. Auf der Autobahn sind wir dann ganz über die Menge an LKW überrascht, auch ein sicheres Zeichen, dass wir immer mehr in den Norden Italiens kommen. Manchmal überholen wir fünf, sechs Stück auf einmal, eine richtige Lücke zwischen den Brummis lässt sich aber die ganze Fahrt über kaum einmal finden. Zwei- oder dreimal geraten wir in einen kleinen Stau, immer bei Fahrbahnverengungen. Das Reißverschlusssystem funktioniert hierzulande nicht, aber heute beobachten wir, wie die LKW-Fahrer den Verkehr flüssig halten: Ca. einen Kilometer vor der Sperre der Fahrspur scherte einer der Brummis aus und fuhr parallel zu einem anderen LKW. So ist es tatsächlich zu keinem Stau gekommen – zumindest nicht vor uns. Und wie es danach hinter uns ausgeschaut hat, welche erbitterten Zweikämpfe sich die Autofahrer um das Hineinquetschen in die freie Spur geliefert haben, das können wir uns eh vorstellen
😊. Nach fast 5 Stunden Fahrt konnten wir die Autobahn dann wieder verlassen und die letzten paar Kilometer bis zu unserem Ziel in Angriff nehmen. Wieder einmal lotste uns Google-Maps auf eine „verlängerte Abkürzung“, solche Fehler sind aber einfach nicht zu erkennen. Diesmal durften wir uns durch eine schmale Einbahn kämpfen, die dicht von Olivenbäumen gesäumt war. Immer wieder kratzen Äste am Dach unseres WoMo – und schlimmer noch: auch an den Fensterscheiben. Und natürlich ist uns auf dieser definitiv als Einbahn gekennzeichneten Straße ein Auto entgegengekommen, bzw. hat es die Fahrerin kurz probiert. Aber weil es keinen Zentimeter Platz für sie gegeben hat, musste sie sich im Retourgang schleichen. Die letzte Zufahrt zum Stellplatz war dann so kriminell steil, dass wir gegen eine Einbahn gefahren sind, wenngleich die völlig übersichtlich und keine 10 Meter lang war. Danach ging es noch einige hundert Meter über eine wüste Straße und dann standen wir am „Agritourismo Bricola“. Und wir standen völlig alleine da, keine Menschenseele war zu sehen und am Platz standen nur ein abgestellter Wohnwagen und ein zum Verkauf stehendes Wohnmobil. Na servas. Dass das Restaurant geschlossen sein würde, das wussten wir, aber wir suchten auch vergeblich nach einer Rezeption oder einer Waschgelegenheit bzw. einer Toilette. Die Suche hätten wir uns sparen können, denn bald erfuhren wir, dass es hier weder Klo noch Dusche gibt. Das erklärte uns Signore Adriano, der nach einiger Zeit nahezu lautlos mit seinem E-Auto heranknirschte. 
Er hat uns über die Kameras kommen gesehen und kassierte 15 Euro für die Nacht. Und weg war er, wir blieben alleine zurück. Irgendwie ein ganz eigenartiges Gefühl, so komplett alleine, irgendwo in der Pampa zu stehen. Wurscht, machen wir das Beste daraus. Das war einmal in erster Linie ein fescher Pasch, danach hat Gernot gekocht. Dazu hat er zuerst ein paar Schalotten-Zwiebel und eineinhalb ganze Knollen (!) Knoblauch gehäckselt, das Ganze mit viel Olivenöl und Butter angebraten und danach die frischen Bandnudeln untergehoben. Noch reichlich Parmesan drüber und fertig war das schnelle Camper-Menü. Das übrigens ausgezeichnet geschmeckt hat – und eines steht für heute Nacht auch schon fest: Vor Vampiren brauchen wir uns nicht zu fürchten 😊. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde es dann noch ein wenig unheimlicher und hätten nicht in der Ferne ein paar Hunde gebellt, so wäre überhaupt kein Geräusch zu uns heraufgedrungen. Übrigens – das Koch- und Essgeschirr von heute muss draußen übernachten, hier gibt es kein heißes Wasser, das Ganze wird erst in San Marino abgewaschen, da fahren wir eh schon morgen hin. Gute Nacht!
Freitag, 17. Oktober 2025
Wir sind die ganze Nacht über alleine geblieben, es hat keine anderen Camper hierher verschlagen. Es hat immer wieder leicht geregnet und wir waren mal wieder froh über unsere Kuscheldecken. Und noch froher waren wir nach dem Aufwachen über unseren kleinen Ofen, der uns nach einer knappen Stunde Laufzeit bei angenehmen 23 Grad frühstücken hat lassen. Mangels Toilette brauchen wir eine solche auch nicht aufzusuchen, also wird der Stoffwechseln halt bis zur ersten Raststation verschoben – no Problem. Noch vor 9 Uhr sind wir schließlich von diesem – zumindest außerhalb der Saison und unter der Woche – „Lost Place“ abgefahren, es geht heute in die älteste Republik der Welt, also nach San Marino. Das wird aber keine Monsteretappe, es werden nur 200 Kilometer bis dorthin sein. Nach der Durchfahrt eines mittelgroßen Dorfes sind wir bald einmal auf die Autostrada gekommen, wo uns sehr viel Verkehr erwartet hat. Der ist dann die ganze Fahrt über nie weniger geworden und es hat sich immer mal wieder kurz gestaut. Manchmal war die ganze rechte Spur ausschließlich von LKW besetzt und wir haben unzählige davon überholt, teilweise 15 Stück und mehr hintereinander. Ausnahmsweise tankten wir heute bei einer Autobahnraststätte unser Häuschen voll, obwohl wir wahrscheinlich eh bis San Marino durchfahren hätten können. Aber das gelbe Tankwarnlicht flackerte bereits ab und zu auf und es wäre an Peinlichkeit nicht zu überbieten, würden wir ohne Sprit irgendwo liegenbleiben. Im Gegensatz zu Österreich sind die Kraftstoffpreise auf den Autobahnen in Italien aber eh nicht so unverschämt hoch, trotzdem wäre uns eine Tankfüllung in San Marino um gute 15 Euro billiger gekommen. Passt schon. Durch die vielen LKW-Überholmanöver waren wir heute viel mit 100 km/h und schneller unterwegs, dementsprechend flott ist uns die Ausfahrt „Rimini Sud“ zugeflogen.   
Von dort sind es dann nur noch knappe 15 Kilometer bis zum Campingplatz und weil wir heute gleich mehrmals hintereinander grüne Ampeln erwischt haben, sind wir problemlos am „Camping San Marino Vacanze“ angekommen. Gernot hatte übrigens schon eineinhalb Stunden zuvor angekündigt, dass wir ziemlich genau um 12 Uhr hier eintreffen sollten und bei unserer Ankunft zeigte die Uhr 11:59 Uhr – naja, nobody is perfect
😊. Wir können unter mehreren Plätzen wählen und entscheiden uns für den allergrößten. Der kostet uns zwar 3 Euro mehr pro Tag, aber jetzt bezahlen wir halt 25 Euro pro Nacht, was soll’s? Schnell sind wir eingerichtet und als erste Handlung gehen wir ausgiebig duschen – danach haben wir uns gefühlt wie neue Menschen. Die Reservierung fürs heutige Abendessen hat Gernot bereits gecheckt und die brave Ilse hat das Kochgeschirr von gestern abgewaschen – eine mühselige Arbeit, das fettige Zeug war ja schon ziemlich eingetrocknet. Den Rest des Nachmittages verbringen wir mit einem kleinen Schläfchen und nach einem Pasch ist es dann eh schon Zeit fürs Abendessen. Wir mögen das „Garden Restaurant“ sehr gern, nicht nur wegen dem ausgezeichneten Essen, sondern auch wegen der perfekten Bedienung. 
Und so war es auch heute – sofort kriegen wir die Speisekarten, dabei nimmt der freundliche Kellner gleich die Getränkebestellung auf und wie er das Glas Wein und das Bier an den Tisch bringt, haben wir schon unser Essen ausgewählt. Ilse bestellt mit der „Pizza Margherita“ wieder ihr Leibgericht, Gernot wagt sich über die ihm unbekannten „Polipo Piastri“ und bekommt wunderbar gegrillte Kraken-Stücke, die auf feinstes Kartoffelpüree gebettet sind. Ein Traum! Nach diesem Meeresfrüchte-Genuss hatte Gernot zwar leichte Bedenken, ob die als Hauptspeise bestellte „Pizza Tony“ überhaupt noch in seinem Magen Platz fände, aber die Sorge war unbegründet – vor allem weil die knusprige Pizza reichlich mit Sardellen, Oliven und scharfer Salami belegt war
😊. Üblicherweise gibt es im „Garden Restaurant“ nach dem Essen einen Limoncello auf Haus – genauer gesagt, eine ganze Viertelliter Flasche davon.     
Heute trauten wir unseren Augen nicht, denn der Kellner brachte uns gleich drei (!) unterschiedliche Flaschen mit geeisten Likören an den Tisch. In den Geschmacksrichtungen Zitrone (eh klar), Pistazie und Lakritze (!!), dazu vereiste Gläschen. Zugegeben, der pechschwarze Lakritze-Likör war etwas gewöhnungsbedürftig, Ilse hat er überhaupt nicht geschmeckt. Sie hat dafür mehr beim Limoncello zugeschlagen, während sich Gernot opferbereit durch alle drei Liköre mehrmals durchkostete. Aber immerhin waren wir ebenso diszipliniert bis standhaft, sodass wir die drei Flaschen nicht leergetrunken haben, ja nicht einmal eine davon. Und probieren wird man ja noch dürfen, hat schließlich auch was mit kultureller Bereicherung zu tun …
😊. Den Weg zurück ins WoMo haben wir jedenfalls problemlos geschafft, fein, dass wir uns morgen in aller Ruhe ausschlafen können – wie eh jeden Tag.
 
Samstag, 18. Oktober 2025
In der Nacht hat es auf 14 Grad abgekühlt, solche Frühtemperaturen haben wir jetzt schon jeden Tag. Vielleicht ist auch das der Grund, dass wir uns schön langsam mit Gedanken an daheim beschäftigen. Immerhin sind wir jetzt bald sieben Wochen lang unterwegs, das wird höchstwahrscheinlich unsere längste WoMo Reise überhaupt werden. Und sie ist ja noch nicht zu Ende, heute steht sogar eine richtige Mission an:     
Wir haben Nadja mal eine Ente aus dem hiesigen „Duck-Store“ mitgebracht, eine mit Einhorn. Die hat sie sich sogar in den Urlaub mitgenommen
😊. Heute besorgen wir uns das große Schwesterchen der Einhorn-Ente, man könnte bei dem Teil getrost von einer Riesen-Schwester reden, Nadja wird schön schauen! Zuerst waren wir noch sehr skeptisch, ob es den Laden überhaupt noch gibt, denn die Homepage im Internet meldet das Geschäft als dauerhaft geschlossen. Auch andere Seiten führen keinerlei Öffnungszeiten an – das werden wir uns selber anschauen müssen. Vorerst ist es uns noch zu kalt, aber gegen 13 Uhr richten wir uns für die Ausfahrt mit der Vespa her. Das dauert, denn es braucht seine Zeit, um in die langen Unterhosen, dicken Hemden und Kuschelpullis und Kuscheljacken zu schlüpfen. Von den Jacken, Handschuhen und Gesichtstüchern ganz zu schweigen. Eingepackt wie die Polarforscher sind wir dann die paar Kilometer zum Zentrum San Marinos hochgefahren, Ilse hat sich den Weg noch mal kurz auf Google-Maps angeschaut und natürlich parkten wir uns unmittelbar neben der „Porta San Francesco“ ein. Gleich ganz in der Nähe hat sich der „Duck-Store“ befunden – dort befindet er sich noch heute und er hat ganz normal geöffnet. Schon von außen sehen wir unser Wunschexemplar einer großen – einer sehr großen – Einhorn-Ente und nehmen sie gleich aus dem Regal. Mit dem Riesenteil dürfen noch zwei weitere Enten mit uns kommen, eine im Pippi-Langstrumpf-Look und eine weitere, diesmal allerdings kleine Einhorn-Ente. Mission erfüllt – jetzt gönnen wir uns ein Käffchen. Natürlich cruisen wir zu „unserer“ Stammbar hinauf, die sich neben dem höchstgelegenen Parkplatz befindet. Aber leider – schon beim Abstellen des Mopeds sehen wir, dass die Bar geschlossen hat, der ganze Platz rundherum wird gerade aufwändig umgestaltet. Schade – aber einen Kaffee gibt es hier ja nun wirklich an allen Ecken und Enden, wir werden nicht lange suchen müssen. Die Angebote in fußläufiger Nahe sagen uns nicht besonders zu, also machen wir uns mit der Vespa auf die Suche.     
Nach ein paar Kehren sieht Gernot aus dem Augenwinkel eine Kaffee-Bar, wir wenden und fahren zu. Wir könnten hier auch einen Toast oder ein Piatine essen, wir trinken aber nur Cappuccino und einen Doppio. Dazu gönnen wir uns drei winzige Croissants, die vor dem Servieren noch schön warm gemacht worden sind – für alles zusammen haben wir übrigens nur 9 Euro bezahlt, in einem Touristenlokal! Ein wirklich günstiger Snack und gestärkt verfügten wir uns die paar eisigen Kilometer zurück zum Campingplatz. Schnell noch die Reservierung fürs Abendessen abgegeben, danach war erst Mal ein wenig Ruhe angesagt. Was uns ehrlich gesagt total wundert – wir sehen hier keine Platzkatzen mehr. Wir haben mindestens mit den zwei schwarzen Katzen gerechnet, die uns bei den letzten Aufenthalten jeden Tag mehrmals besuchten. Nix, nada, niente – keine einzige Fellnase lässt sich blicken. Auch im Restaurant sind keine Tiere mehr zu sehen, sonst sind hier gleich mehrere Katzen und natürlich auch der Haushund ein- und ausgegangen. Irgendwie seltsam, vielleicht sind die alle schon in ihren Winterquartieren oder so. Und wir haben in Manfredonia extra noch ein ganzes Kilo Knuspertaschen nur für die beiden schwarzen Streuner eingekauft. Nun ja, jetzt kriegt es halt unsere Zugehkatze Liam daheim in Innsbruck …   
Einen kleinen Energieanfall haben wir dann dazu genutzt, unsere Vespa aufzuladen. Übrigens nicht ganz ohne Wehmut, denn höchstwahrscheinlich werden wir auf dieser Reise nicht mehr mit unserem Roller unterwegs sein können. Das zeigt uns ein Blick auf die Wetterprognosen, es ist nahezu in ganz Norditalien Regen angesagt. Ach ja, ausgerechnet als Ilse beim Aufladen des Mopeds mit dem so wichtigen Festzurren der Spanngurte beschäftigt war, fragte sie ein deutscher Camper von der Seite: „You go?“, weil er unseren großen Platz haben wollte. Abgesehen vom nicht mal volksschulreifen Englisch, der Typ stand ja direkt neben unserem Kennzeichen und da ist neben dem großen „I“ für Innsbruck auch ein schönes „A“ für Austria angebracht. Immer wieder erstaunlich, mit wie wenig Verstand Menschen durch ihr Leben kommen. Oder sagt man taumeln?
😊 Nach einem kleinen Schläfchen haben wir uns einen Pasch ausgespielt und damit ideal die Zeit bis zum Abendessen überbrückt. Wieder sind wir ungemein gut verköstigt worden, Ilse hat sich mit ihrem „Potto Pollo con Patatine fritte“ auf unbekanntes kulinarisches Terrain gewagt und ist von den „Gegrillten Hühnerfilets mit Rosmarin und Pommes“ nicht enttäuscht worden. Gernot wusste schon seit gestern, dass er heute als Vorspeise „Antipasti di Mare“ vertilgen wird – der Berg an köstlichen Meeresfrüchten war wieder einmal überwältigend. Und weil Gernot eh schon wusste, dass die Vorspeisen hier de facto vollständige Mahlzeiten sind, hat er sich in weiser Voraussicht als Hauptgang lediglich „Spaghetti Carbonara“ nachgelegt. Denn die flutschen schon alleine wegen ihrer cremigen Konsistenz immer noch locker runter, so satt kann man gar nicht sein.
 

Übrigens muss heute die Bedienung besonders gelobt werden, denn das Restaurant ist bis auf den letzten Platz besetzt – wir haben nicht nachgezählt, aber es waren sicher über 100 Personen. Und trotzdem haben wir im Service nichts davon gespürt, alles ist so schnell gegangen wie gewohnt. Ach ja – heute hat es nicht drei Flaschen Likör als gratis Nachschlag gegeben, auch nicht zwei oder eine. Sondern gar keine. Wir erklären uns das damit, dass an einem Samstag vor allem Gäste von außerhalb des Campingplatzes kommen, sozusagen „echte Sanmarinesen“, das sieht man eigentlich sofort an deren Kleidung. Der Gratis-Limoncello wird halt so eine Art Lockangebot für die Camper darstellen, damit sie jeden Tag brav zum Essen kommen. Ganz davon abgesehen, bei einer derart großen Gästeschar wie heute, müssten – bei zwei vollen Durchgängen – gleich mehrere hundert Fläschchen Likör verschenkt werden … Pappsatt und sehr zufrieden sind wir ins WoMo geschlurft und bald einmal war auch das letzte Licht herinnen gelöscht. Morgen geht es an den Gardasee und damit wieder ein ordentliches Stück der Heimat entgegen.
Sonntag, 19. Oktober 2025
Beim Aufstehen waren wir ganz verwundert, denn die Uhr zeigte doch tatsächlich 9 Uhr 19, dabei hat es gestern ja gar keinen Limoncello mehr gegeben 😊. Wir haben trotzdem alle Zeit der Welt, auch weil wir schon gestern fast alles für die Abfahrt vorbereitet hatten. So kommen wir noch kurz vor halb 11 vom Platz weg, jetzt geht’s ab in Richtung Lago di Garda. Der größte See Italiens liegt aber nicht gerade ums Eck, es sind über 300 Kilometer bis dorthin. Das Wetter ist zum Reisen absolut perfekt – es scheint zwar andauernd die Sonne, aber Schleierwolken und Hochnebel sorgen dafür, dass sie nie richtig runterbrennt. 
Noch dazu fahren am Sonntag keine LKW, so dass das Fahren nie stressig wird. Natürlich greifen wir die eine oder andere Raststätte an und trinken wie immer den Rest unseres Frühstückkaffees aus Plastikbechern. Für den einzigen aufregenden Moment der ganzen Fahrt sorgten zwei Organ-Transporter kurz vor Verona, denn schon der erste erschreckte uns, weil er mit seinem Mercedes und mit weit über 150 km/h an uns vorbeibretterte. Aber der zweite Fahrer hat den Vogel überhaupt abgeschossen – denn der überholte uns mit demselben Tempo am Pannenstreifen – da hat es uns dann so richtig gerissen. Man darf nicht vergessen, dass Gernot dutzende Male am Tag ein Stück des Pannenstreifen benützt, um großen Schlaglöchern auszuweichen. Und dabei schaut er eigentlich nie in den rechten Außenspiegel. Wozu auch? Wer rechnet mit einem derart riskanten Manöver? Das hätte böse ins Auge gehen und mit einem schweren Unfall enden können. Glück gehört halt auch dazu. Im Nahbereich des Gardasees ist der Verkehr dann spürbar stärker geworden, wir befinden uns ja jetzt auf der Autobahn nach Mailand. Aber wir haben es nicht mehr weit und von der Autobahnabfahrt in Desenzano sind es dann eh nur mehr an die 10 Kilometer bis zu unserem Tagesziel, dem „Camping La Ca“ in Padenghe sul Garda. Wir kommen dort um 14 Uhr 35 an, Ilse checkt die Anmeldung und wir schauen uns die Plätze an, die zur Auswahl stehen. Wir waren schon so oft hier campen, dass Ilse bereits die Nummern fast aller Plätze auswendig weiß und so sind wir eigentlich eh nur pro Forma zuerst zu Fuß hin spaziert. Danach haben wir das WoMo geholt und uns quer auf unseren Platz gestellt, sodass wir beide schön aufs „Meer der Tiroler“ hinausschauen können. 
Viel gibt’s aber eh nicht zu sehen, es ist stark bewölkt und es könnte jederzeit zu regnen beginnen, prognostiziert wäre es. Gernot hat uns dann für den Abend einen Platz im Restaurant reserviert und mit einer kleinen Nachmittagsruhe und einem Pasch ist es relaxed Abend geworden. Es ist fast schon Tradition, dass sich Ilse am ersten Abend im „La Ca“ immer die „Scaloppine a vino bianco e Patatine fritte“ bestellt und natürlich hat sie sich auch heute ihre „Kalbsschnitzel in Weißweinsauce und dazu Pommes“ bringen lassen. Gernot wusste schon seit Stunden, dass er erstens irgendein „Antipasto di Mare“ essen wird und danach die „Pizza Lanciafiamme“, weil es die nur hier gibt. Die Vorspeise ist dann ein fulminanter „Krabben-Cocktail“ geworden, mit mehr als 15 großen Shrimps und reichlich Sauce. Und die „Lanciafiamme“ ist für Gernot sowieso immer ein Highlight, kommt die Pizza doch mit reichlich Sardellen und sehr, sehr scharfer Salami daher – deshalb auch der Name „Flammenwerfer“ 😊. Danach noch einen Limoncello und einen Doppio – schon wieder haben wir gespeist wie die Fürsten und das auf einem Campingplatz. Übrigens, eine der fleißigen Kellnerinnen war total verblüfft, als sie Gernot zum ersten Mal gesehen hat. Er soll nämlich einem italienischen Sportreporter sehr ähnlich schauen und die nette Frau war sich zuerst ganz sicher, dass sie einen richtigen TV-Star bedienen durfte. Das Italienisch von Gernot dürfte sie aber rasch auf den harten Boden der Realität zurückgeholt haben 😊. Im Wohnmobil haben wir dann nur mehr die Kraft für einen Gute-Nacht-Drink aufbringen können und die Gute Nacht begann heute schon kurz nach 21 Uhr …
Montag, 20. Oktober 2025
Durch das frühe Zubettgehen gestern Abend sind wir schon vor 9 Uhr topfit und unser Stromofen stellt sich tapfer den niedrigen Temperaturen entgegen. So können wir bald einmal gemütlich im T-Shirt frühstücken. Gernot nutzt unseren letzten Tag am Gardasee zum Blog schreiben, Ilse ruht vorerst noch ein wenig nach. Später haben wir beide ein bisschen geschlafen und gegen 14 Uhr 30 hat es dann so richtig zum Schütten angefangen. Bis zum Abendessen war dann mal wieder Zeit für einen Pasch, es wurde übrigens die 100. Partie, die Gernot in dieser Saison im WoMo gewonnen hat. Ilse ist 66-mal als Siegerin vom Pasch-Ring aufgestanden und wenn man bedenkt, dass ein Spiel ca. 1 Stunde und 20 Minuten dauert, dann weiß man erst, was Pasch-Leidenschaft wirklich bedeutet 😊. Es ist vor allem der beste Zeitvertreib bei Schlechtwetter und es ist ein Spiel, das uns wohl niemals langweilig wird. Gut so!       
Um 18 Uhr regnet es derart heftig, dass wir sogar erstmals die Regenjacken auspacken müssen, wegen der Kapuzen. Wir kommen dann aber eh halbwegs trocken im Restaurant an und freuen uns natürlich sehr aufs Essen. Heute wird es das letzte Mal sein, dass Gernot auf dieser Reise Meeresfrüchte genießen kann. Zwar fahren wir morgen gar nicht direkt nach Hause, aber am angepeilten Campingplatz im Südtiroler Vintschgau gibt es nur Tiefkühl-Pizza und kleine Snacks. Aber heute darf er noch einmal so richtig zuschlagen und macht das auch mit einem fantastischen „Insalata Frutti di Mare“ – in dem sich die köstlichsten Meeresbewohner in freudvoller Vielfalt und in feinstem Dressing tummelten. Was für eine Riesenportion und was für ein Glück, dass sich Gernot schon wieder „nur“ eine „Carbonara“ als eigentliche Hauptspeise bestellt hat, was anderes hätte nicht mehr Platz gehabt. Ilse hat sich hingegen mit einer „Lasagne per Bambini“ zufriedengegeben, den dazu bestellten „Insalata mista“ hat dann eh zum Großteil Gernot zu seinen Spaghetti gegessen. Dafür hatte Ilse danach noch Freiraum für ein ganz besonders gutes „Gelato Tartuffo“, also für ein köstliches Trüffeleis mit Kekskern. Bei Gernot war eine Nachspeise nicht mehr unterzubringen, er schloss das wunderbare Essen wie immer mit einem doppelten Espresso ab. 
Beim Bezahlen ist Gernot ein letztes Mal seinen Spruch mit den „Ehrengästen“ losgeworden und die Kellnerin war darob völlig von den Socken. Noch beim Hinausgehen haben wir gehört, wie sie den Spruch jedem ihrer KollegInnen erzählt hat
😊. Das war es dann aber mit „ospiti d’honore“, im Vintschgau reden die Betreiber natürlich Tirolerisch. Jo – morgen geht’s auf die vorletzte Etappe dieser unserer 133. WoMo Reisen und der Zeitpunkt könnte kaum besser sein. Wir spüren schon überdeutlich den vielzitierten Magnetismus der heimischen Couch wirken und das miserable Wetter der letzten Tage lässt uns noch lieber nach Hause fahren. Aber eine Übernachtung in Südtirol hängen wir noch dran …
Dienstag, 21. Oktober 2025
Die ganze Nacht hat es geregnet, draußen ist es nass, kalt und trüb, die Heizung müht sich redlich und schließlich haben wir noch in aller Ruhe gefrühstückt, Ilse hat die vorbestellten Brötchen (Integrale heißen die, müssen wir uns merken) und die Croissants abgeholt und wir konnten abfahren. Im Vorjahr ist uns ja genau bei der Wegfahrt vom Platz der Starter hochgegangen, heute sind wir problemlos weggekommen. Wir sind aber gar nicht von unserer Ebene, die sich übrigens „Panormastraße“ nennt, rechts auf die steile Auffahrt gefahren, sondern stattdessen nach links hinunter. Dort haben wir noch unsere Klokassette geleert und sind danach mit genug Schwung – und vor allem ohne Gefahr zu laufen, mit dem Motorradträger aufzusitzen – die regennasse Straße hochgetuckert. Schnell noch ein „Ciao“ in die Rezeption hineingerufen und der „Camping La Ca“ befand sich im Rückspiegel. Der erste Weg führte uns nur wenige hundert Meter weit, es galt im großen „Conad“ Markt Mitbringsel für die Lieben daheim einzukaufen. Wir haben wieder ordentlich zugeschlagen und viel Wein, Olivenöl, Parmesan, scharfe Peperoncino-Öl, Süßigkeiten und ein paar Packungen frische Nudeln eingekauft. Sodala – jetzt aber rüber nach Desenzano und dort rauf auf die Autostrada. Die ersten gut 25 Kilometer, bis zur Auffahrt auf die A22 Brennerautobahn waren der Wahnsinn, auf der dreispurigen Autostrada waren zwei Spuren fast ausschließlich von LKW belegt. Wenn wir mal wieder eine Horde davon überholen wollten, mussten wir auf die dritte Spur wechseln und bis auf 110 km/h beschleunigen, damit die Autofahrer hinter uns nicht vollends durchdrehen 😊. Was waren wir froh, als wir endlich auf die A 22 wechseln können, hier schaut es verkehrstechnisch sogleich um einiges gemütlicher aus. Zwar sind auch hier massenhaft LKW unterwegs, aber wegen dem strikten LKW-Überholverbot auf der gesamten Strecke ballen sich die Laster immer wieder hinter einem besonders langsamen Brummi zusammen und können so von uns ratzfatz in einem Aufwaschen überholt werden. Danach sind wir dann wieder dutzende Kilometer ohne LKW unterwegs, bis halt irgendwann die nächste Rotte auftaucht. Zugegeben, Gernot hat unterwegs schon darüber nachgedacht, gleich bis Innsbruck durchzufahren, aber der Brennerpass ist uns so unsympathisch geworden, dass wir lieber den großen Umweg über den Reschenpass nehmen. Wahrscheinlich sind wir einfach schon zu oft über den Brenner gefahren …   
Also biegen wir bei Bozen Süd von der A22 ab, freuen uns bei der Mautstation über einen 1-Euro-Münzfund und wechseln bruchlos auf die Me-Bo, die uns bis nach Meran bringen wird. Für uns bedeutet diese Schnellstraße keinen Unterschied zu einer Autobahn, weil wir eh ständig mit einem 90er dahingondeln können. So kommen wir locker und ohne Pause nach Algund, ab da beginnt jetzt sozusagen die Steigung rauf zum Reschenpass. Mittlerweile hat Gernot schon die Sonnenbrille auf und wir schwimmen gemütlich im Verkehr mit. Unser Ziel ist Schlanders, da waren wir schon einmal vor vielen Jahren, damals haben wir auf einem Stellplatz übernachtet. Diesen Stellplatz am „Campo Sportivo“ gibt es nicht mehr, dafür ist in unmittelbarer Nähe der „Campingplatz Vogelsang“ entstanden. Wird sicher mehr Geld einbringen und mit dieser Vermutung sind wir gold- bzw. geldrichtig gelegen. Denn ausgerechnet dieser kleine, unscheinbare Platz – ohne Swimmingpool, ohne Kinderspielplatz und ohne Restaurant – ist doch tatsächlich der teuerste Campingplatz der gesamten Reise geworden. Stramme 50,50 Euro haben sie uns rausgerissen, dabei haben wir eh noch Glück gehabt, weil wir einen „normalen Platz“ ausgewählt haben.     
Die so genannten „Komfortplätze“ wären teurer, warnte uns die Rezeptionistin. Wahrscheinlich hätten wir dafür einen Investitionskredit andenken müssen. Übrigens haben wir für die zwei Tage Aufenthalt am „La Ca“ 37 Euro 60 bezahlt und dieser Campingplatz hat einen großartigen Swimmingpool, einen netten Kinderspielplatz und ein hervorragendes Restaurant aufzubieten. Von der hundertmal schöneren Lage brauchen wir gar erst nicht reden … Aber wie heißt es so schön: „Von den Lebenden musst du es nehmen“. Das tun sie hier definitiv und das nicht zu knapp. Und sie tun es, unserer Meinung nach, bis weit über die Schamgrenze hinaus. Denn auf der Restauranttheke standen zwei Trinkgläser, gefüllt mit diesen kleinen Briefchen, in denen Salz und Pfeffer drin sind. Für jedes dieser Briefchen verlangen sie hier 5 Cent (!!), falls sich ein Gast eine der wenigen Speisen nachsalzen möchte oder gar – Gott bewahre – seinem Essen gern etwas mehr Pfeffer verleihen würde. So eine dreiste Gier haben wir noch nirgendwo gesehen, weltweit nicht. Man schämt sich fast, selber ein Tiroler zu sein, aber in diesem Fall kann die Scham ohne Weiteres die Seite wechseln. Natürlich werden wir diese Frechheit posten, Ilse hat die peinliche Beutelschneiderei ohnehin fotografiert.
Mangels Lust auf eine Jause haben wir dem Wirt dann noch einen Toast und eine Tiefkühlpizza abgekauft, wenigstens das dazu getrunkene Forst-Bier war genießbar. Über den Rest der Mahlzeiten schweigen wir lieber, nur so viel sei noch gesagt: Gernots Pizza hätte auf Sizilien, und überall in Süditalien, gerade einmal die Hälfte gekostet – und da reden wir von einer frisch zubereiteten und nicht von Tiefkühlware. Schwamm drüber. Morgen geht’s heim!
 
Mittwoch, 22. Oktober 2025
Kalt wars mal wieder, kein Wunder, Schlanders liegt auf gut 800 Metern. Aber wahrscheinlich sind die Temperaturen gar nicht unter 10 Grad gefallen, am Morgen hatte es jedenfalls immerhin 10,5 Grad. In warme Sachen gut eingepackt sind wir bald einmal ins Waschhaus rüber gepilgert und nach Erledigung der letzten Aufbruch-Arbeiten waren wir vor 10 Uhr vom Platz weg. Natürlich wird uns der „Campingplatz Vogelsang“ nicht mehr als Gäste sehen, diese schamlose Gier ist uns einfach zuwider. Dabei geht es gar nicht um die 50 Euro 50, wenn es ein super Platz ist, dann zahlen wir das ohne großes Murren. Aber für diese Parodie eines Campingplatzes, es gibt ja nicht einmal richtige Schattenplätze, derart unverschämt zuzugreifen, das geht uns gegen den Strich. 
Heute muss sich unsere brave Schnecke als Morgensportlerin betätigen, denn ab Schlanders geht es oft kilometerweit nur hinauf. Teilweise ist es richtig neblig, aber kurz vor dem Reschenpass reißt es plötzlich auf und Nordtirol begrüßt uns schon mit Sonnenschein. Wir werden heute nicht über das Schweizer Martina fahren, auch wenn es auf Tiroler Seite der Straße eine Baustelle mit längeren Wartezeiten gibt. Die erreichen wir dann kurz vor der Kajetans-Brücke bei Pfunds und dieses Bauvorhaben dort ist echt gigantisch. Durch einen Felssturz ist hier vor gut zwei Jahren ein Teil der Straße weggerissen worden und alles wird jetzt neu errichtet. Für die Bauarbeiten ist extra eine hunderte Meter lange Behelfsstraße in die nackten Felsen hineinbetoniert worden – ein kompletter Wahnsinn, was für eine Ingenieursleistung. Allerdings, auf dieser „Straße“ geht es teilweise derart kriminell steil rauf und runter, dass wir echt Angst haben mussten, aufzusitzen. Wir waren dann sehr froh, diese furchtbare Rumpelpiste hinter uns gebracht zu haben und wieder festen Asphalt unter den Rädern spürten. Übrigens haben wir während der ca. 10-Minuten langen Wartezeit ein Wohnmobil hinter uns stehen gehabt – nach der Baustelle war es dann plötzlich weg und es ist auch kein anderes Fahrzeug aus der ganzen Warteschlange nachgekommen. Oh je – das ist nie ein gutes Zeichen … Wir hingegen sind gut weitergekommen und haben dann beim SPAR-Markt in Prutz eine erste, kleine Rast eingelegt. Zwar sind wir in den Supermarkt reingegangen, aber mehr um uns die Füße zu vertreten, gekauft oder konsumiert haben wir nichts. Von Prutz aus sind es dann keine 100 Kilometer mehr bis nach Innsbruck und wenn uns nicht ein völlig Wahnsinniger mit einem irrsinnig riskanten Manöver vor einer Kurve überholt hätte, dann gäbe es über den letzten Teil unserer 133. Reise gar nichts mehr zu erzählen. Der Irre hatte übrigens ein Landecker Kennzeichen am Auto – ein schlagender Beweis dafür, dass die Idioten hinter dem Volant nicht nur Italiener sind, sondern sich auf alle Nationen aufteilen. In Innsbruck sind wir schließlich um exakt 12 Uhr 29 angekommen, es wird das mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit die letzte Fahrt in dieser WoMo-Saison gewesen sein. Nie waren wir auf einer Reise länger mit unserer Schnecke unterwegs, insgesamt 53 Tage hintereinander haben wir in unserem Häuschen auf Rädern verbracht. Zusammengerechnet sind wir mit dem Wohnmobil 4.326 Kilometer gefahren und mit der Vespa 745 – alles ohne irgendwelche Probleme, das wollen wir auch nicht vergessen zu erwähnen. Wir haben auf unserer Sizilien-Süditalien-Apulien-Runde auf insgesamt 16 verschiedenen Campingplätzen übernachtet, wahrscheinlich auch ein neuer Rekord. Was uns sicher auch noch lange in Erinnerung bleiben wird, war das mitunter sensationell gute Essen auf den Campingplätzen oder auch in den diversen Restaurants. Wenn man das nicht konsumierte Essen am Platz in Salerno außer Acht lässt, so sind wir kein einziges (!!) Mal beim Essen-gehen enttäuscht worden – ganz im Gegenteil! Nie vergessen werden wir auch unsere Begegnung mit Petra und Jürgen und den Erzählungen über ihre „Frechen Früchtchen“. Da hoffen wir sehr, dass uns die beiden mal wieder über den Weg laufen und weil sie ja die „ewigen Camper“ sind, ist das gar nicht
mal unwahrscheinlich.
So – unsere geliebte Schnecke steht vollgetankt in ihrer warmen Kuschelgarage und darf sich jetzt bis zum Frühjahr ausruhen. In den nächsten Tagen werden wir noch die allerletzten Sachen ausräumen, so zum Beispiel jenen Berg an Kleidung, den Gernot auf dieser Reise nie angezogen hat 😊. Aber das ist schon wieder eine eigene Geschichte …