Sonntag, 31. August 2025
Am 24. Juli sind wir von unserer letzten Fahrt
nach Hause gekommen und erst heute, genau fünf Wochen später, starten wir in
die 133. Fahrt mit unserem geliebten Wohnmobil. Das ist für den Hochsommer eine
sehr lange Pause, aber wir haben einfach anderes zu tun gehabt. So hat uns
Gernots Bruder Robert mit seinem Enkel Elay besucht, wir sind gleich dreimal
bei unserer Freundin Marietta zu Essen eingeladen gewesen und haben ein paar
sehr relaxte Wochen gehabt. Ganz davon abgesehen, dass wir während der Schulferien
gerne die Campingplätze Familien mit ihren Kindern und Hunden überlassen 😊. Ach ja, wir sind gleich zu mehreren Spielen
unseres FC Wacker Innsbruck ins Tivoli-Stadion gepilgert, einmal standen wir
sogar im Fanblock bei einem Auswärtsspiel (!!), ausgerechnet in der Innsbrucker
Reichenau 😊. Und ganz nebenbei bemerkt, außer beim
ausverkauften Cup-Schlager gegen Rapid Wien (0:1) hat Wacker jedes Spiel ohne
Gegentreffer gewonnen und ist mittlerweile bereits Tabellenführer in der
3.Liga. Und wir als Fans und Abo-Besitzer mittendrin – echt lässig, das ist
jetzt unser neues, gemeinsames Freizeitvergnügen. So, jetzt aber genug vom
Fußball, lassen wir unsere 133. Reise losgehen. Ach ja, ganz untätig waren wir
WoMo-technisch gar nicht, wir sind zweimal zu unserem Spezialisten von
„WebCamping“ nach Wiesing runtergefahren. Beim ersten Mal haben wir unseren
Kühlschrank untersuchen lassen, auf Gas gestellt ließ er sich nämlich nicht
mehr zünden. Meister Hans Ascher hat das natürlich bestens hingekriegt und
zudem bestellte er uns Hagelschutz-Hauben für unsere Dachluken-Fenster. Die
sind wir dann ein paar Tage später abholen gefahren bzw. wollten wir das. Aber
– nobody is perfect – das gilt in dem Fall auch für Hans, denn er hatte sich
die falschen Schutzhüllen liefern lassen. Völlig wurscht, wir haben den Kauf
dann übrigens eh storniert, Ilse hat da schon eine andere Idee. Aber, umsonst
sind wir gar nicht nach Wiesing gefahren, denn am Retourweg hat sich Ilse beim
„Motor-Bär“ in Schwaz einen wunderhübschen, neuen Sturzhelm zugelegt. Ein
wahrhaftiger Hingucker, eine limitierte Auflage, mit grellbunten Motiven aus
Sizilien. Das passt ja sehr, sehr gut zu einem unserer Reiseziele und damit
starten wir jetzt endgültig in unsere 133. WoMo Reise: Geplant war, wie jedes Mal wenn es über den
Brenner geht, eine möglichst frühe Abfahrt. Das haben wir super hingekriegt,
vor allem deshalb, weil Gernot schon um 1 Uhr 45 aufgestanden ist 😊. Nach dem Kaffee mussten wir nur noch die
restlichen Lebensmittel aus dem heimischen Kühlschrank ins WoMo verfrachten,
alles andere ist schon eingeräumt, sogar den Pasch und die Notebooks haben wir
schon gestern eingetütet. So sind wir um exakt 3 Uhr 03 von unserer Garage
abgefahren, knappe 500 Kilometer liegen nun vor uns. Schnell noch vollgetankt,
dann rauf mit uns auf die A13 Brennerautobahn. Durch das sehr frühe Wegfahren
haben wir die Autobahn fast nur für uns alleine und werden nur sehr vereinzelt
überholt. Bei der berühmt-berüchtigten Lueg-Brücke gibt es nicht einmal den
Hauch einer Verkehrsbehinderung und das bleibt auch durch Südtirol und dem
Trentino so. Wir bleiben zwei-, dreimal bei Rasthäusern stehen und trinken den
Rest unseres Frühstückkaffees. Es tut uns dann richtig gut, wie die schwarze
Nacht ganz langsam zum Tag wird und ziemlich genau bei Verona geht dann endlich
richtig die Sonne auf. Herrlich, Ciao bella Italia. Jetzt hat natürlich längst
der Frühverkehr eingesetzt, aber weil am Sonntag keine LKW fahren dürfen, kommt
es nie zu einem Stau. Wir umfahren Bologna und halten uns dann in Richtung
Florenz. Diesen Weg sind wir schon mehrmals gefahren, in beide Richtungen. Und
so wissen wir auch um die vielen, kilometerlangen Tunnel, von denen der längste
satte 8,7 Kilometer misst. Wir schwimmen im Verkehr mit, meistens an die 95
km/h schnell, nachts sind wir höchstens 80 gefahren. So fliegt uns die Ausfahrt
Barberino nur so entgegen und beim Bezahlen der Maut (32,50) klaubt Ilse gleich
die ersten Fundmünzen auf – man beachte den Plural 😊. Die vier Münzen hatten einen Wert von 2,22
Euro, da freut sich das Sammlerherz. Schon kurz zuvor warnten die
Überkopfanzeiger von starkem Nebel im Bereich Barberino und tatsächlich, schon
kurz vor der Ausfahrt war alles in dichtes Grauweiß getaucht. Zwar reichte der
Nebel nie bis zur Fahrbahn herunter, aber über und neben uns versank alles in
der grauen Suppe. Wurscht, Frühnebel verschwindet eh wieder. So gondelten wir
die letzten 12 Kilometer bis zum Campingplatz gemütlich dahin und um 9 Uhr 47
trafen wir beim „Mugello Verde“ ein.
Die Anmeldung verlief problemlos und wir
suchten uns einen Platz in der Nähe eines Waschhauses. Schnell waren wir
eingerichtet, die Vespa hat sich auch nicht gegen das Abladen gewehrt und
schließlich legten wir uns ein wenig nieder. Sehr rasch wurden wir dann daran
erinnert, dass wir uns im Land der notorischen Raser befinden, denn mehrmals
fetzten Autofahrer mit einem guten 50er (!!) an unserem WoMo vorbei, am
Campingplatz stehen überall „10km/h“ Schilder. Das kümmert hier natürlich
niemanden, und weil noch dazu genau vor unserem WoMo eine Ablaufrinne quer über
die Straße führt, rumpeln uns diese Idioten natürlich gleich mehrmals aus dem
Schlaf. Wurscht, wir haben eh schon ausreichend geruht, also stehen wir auf und
machen uns für eine erste Ausfahrt mit der Vespa bereit. Die Temperatur erlaubt
es uns, ohne Jacken loszufahren, es wird wohl an die 27 Grad haben. Der erste
Ort, der sich uns in den Weg stellte, nannte sich San Piero a Sieve und wir
durchfuhren ihn auf der Suche nach einer Cafeteria. Da musst du auch im
kleinesten Kaff nicht lange danach suchen und wir parkten uns direkt vor einem
netten Kaffeehaus ein. Schnell waren ein Espresso für Ilse und ein Doppio für
Gernot bestellt, für ihn gab es noch ein Dolci oberndrein. Und nach dem ersten
Bissen der kleinen Süßigkeit hätte es Gernot doch beinahe die Tränen in die
Augen getrieben, so sehr erinnerte ihn der Geschmack an seinen ersten
Italienurlaub im Jahr 1967. Herrlich! Nach dem feinen Break ist Gernot zahlen
gegangen, die Rechnung hat 5,20 ausgemacht. Übrigens, am ersten Beleg sind über
12 Euro gestanden, worauf sich der Angestellte sofort wortreich entschuldigte.
Gernot hat eh gescherzt, dass das in Österreich ein ganz normaler Preis für
einen Espresso, einen Doppio und ein Dolci sei, im Gegenteil, das wäre sogar
eher günstig 😊. Weil Gernot nur einen 5er eingesteckt hatte,
wollte er gleich Ilses Geldtasche holen, aber der junge Mann winkte lässig ab.
Nein, nein, wir bleiben unserem Vorsatz weiterhin treu, dass wir von der
arbeitenden Bevölkerung keine Trinkgelder annehmen – also hat er einen 2er
gekriegt mit dem Zusatz: „Un Caffe‘ per te“ 😊. Bei unserer Weiterfahrt sind wir dann spontan
den zahlreichen „Outlet“ Schildern gefolgt, die uns schließlich nach Barberino
zu einem großen Einkaufsspot mit 130 Geschäften führten. Die ganze Anlage
besteht aus einzelnen Häusern, wir kennen das aus dem burgenländischen Parndorf
oder aus dem niederländischen Roermond. Normalerweise ist das eh nix für uns,
aber mal schauen, ob hier auch Sketchers oder Lewis vertreten sind. Sind sie
beide, also haben wir uns zu den jeweiligen Läden begeben, einen davon haben
wir sogar betreten, nämlich den mit den Sketchers-Schuhen. Beide sind wir
sämtliche Regalreihen abgeschritten und keiner von uns hat ein Paar gekauft.
Passt, let’s go to Lewis. Das wurde dann der Laden, den wir nicht betreten
haben, denn ein gutes Dutzend kaufwilliger Leute standen schon in einer
Warteschlange und harrten auf Einlass. Genau – soweit kommts noch, dass wir uns
für etwas anstellen, dass wir eigentlich gar nicht brauchen. Und tschüss,
liebes Outlet, es lockt uns eh die Straße. Ilse wusste von einer Straße, die
sich „Panoramica“ nennt und das nicht zu Unrecht. Sie führte uns in zahlreichen
Kurven um den pittoresken „Lago di Bilancino“, immer wieder boten sich schöne
Aussichten auf den See. Wir waren dann schon am Rückweg zum Campingplatz, als
wir einem Hinweisschild nach „San Giovanni di Petroio“ folgten, denn als
Kindsköpfe wollten wir natürlich wissen, was es mit dem „betreuten heiligen
Hans“ auf sich hat 😊. Nun, ganz verarschen hat sich der Heilige von
uns nicht lassen, denn wir haben seine Kirche verrammelt und verriegelt
vorgefunden und sind nach ein paar abenteuerlichen Kilometern über Stock und
Stein endlich wieder zur Landstraße zurückgekommen. Danach aber nix wie zurück
zum WoMo. Wir würden gern den Platz wechseln, weil uns die notorischen
Rennfahrer zunehmend auf die Nerven gehen, der Platzwart rumpelt übrigens auch
stets mit einem 50er an uns vorbei. Weil ein Platzwechsel für die Rezeptionistin
okay ist, machen wir uns zuerst auf die Suche nach einem Ausweichquartier.
Das
ging schnell, wir stehen jetzt auf der obersten Ebene des
Terrassen-Campingplatzes, schräg vis-a-vis von uns steht ein großes
Sanitätsgebäude. Passt, wir haben uns eindeutig verbessert. Den Rest des
Nachmittages vertreiben wir uns mit einem Pasch im Freien, einen Tisch im
Restaurant haben wir uns auch schon reserviert. Die Speisekarte ist unglaublich
vielfältig, es stehen dutzende Gerichte drauf, zu Preisen, die uns wieder einmal
fassungslos machen, im positiven Sinn. Aber eine „Pizza Marinara“ für 4 Euro –
solche Preise sind halt wirklich sensationell. Es wird dann endlich 19 Uhr und
natürlich fahren wir mit der Vespa hin, es sind ja einige hundert Meter von
unserem Platz aus, da brauchen wir gar nicht erst ans zu Fuß gehen denken. Denn
der Rückweg geht teilweise steil aufwärts, da würde Gernot an die zwei Tage für
den Heimweg brauchen 😊. Wir kriegen einen schönen Platz auf der
Terrasse, direkt am Swimmingpool. Wir tafeln in der Folge absolut gut, Ilse hat
sich 300 Gramm geschnittenes Rindfleisch kommen lassen, mit Rucola und
Parmesan. Ein absoluter Traum! Für Gernot gab es eine „Pizza Gorgonzola“ mit
extra Sardellen, ebenfalls ein Hochgenuss. Dazu Wein und Bier, für die 0,66 Liter
Flasche Moretti nehmen sie schlanke 4 Euro, das ist sehr human. Gernot hat dann
noch einen Espresso Doppio nachgelegt, Ilse einen „Affogato“. Der ist
normalerweise ein Espresso mit einer Kugel Vanilleeis, hier ist er als
fulminanter Eisbecher dahergekommen, eh fast noch einmal eine vollständige
Mahlzeit 😊. Passt, sehr vollgegessen sind wir danach zum
WoMo zurückgefahren und haben völlig unterschätzt, dass der Fahrtwind bei 19
Grad Außentemperatur empfindlich kühl ist. Und so haben wir mehr oder weniger
unfreiwillig die 10 km/h Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten 😊. Wir haben dann gar keinen Gute-Nacht-Pasch mehr
gemacht und uns stattdessen, zutiefst gesättigt, unseren zahlreichen Pölstern
überantwortet. Montag, 1. September 2025 Wir haben ohne Unterbrechung bis nach 9 Uhr
geschlafen, die Ruhe hier heroben ist phantastisch. Zwar haben wir einen Hund
in der direkten Nachbarschaft, der hat aber bislang noch keinen Ton von sich
gegeben. Brav. Gernot hat dann die ersten Zeichen in unseren Blog gehämmert,
Ilse hat gelesen und später haben wir noch einen feschen Pasch gemacht. Dann
war es uns warm genug und wir sind mit der Vespa los. Zuerst bekam unser Roller
frischen Sprit nachgefüllt und danach folgten wir den Hinweisschildern zum „Autodromo
Mugello“. Die berühmte Rennstrecke ist auch uns seit Jahrzehnten ein Begriff,
spätestens seit Valentino Rossi hier in Serie am obersten Siegestreppchen
gestanden ist. Wir finden problemlos zum Autodromo hin und werden beim Eingang
von einem großen „Free Entrance“ Schild begrüßt. Das ist ja super und sofort
suchen wir uns einen feinen Platz. Es findet gerade ein Trainingslauf von
Supersportwägen statt und wir sehen extremst auffrisierte Ferraris, Porsches
und Lamborghinis, die sich gegenseitig um den weitläufigen Kurs jagen. Die
Motoren der Boliden drehen gefühlsmäßig bis weit über 10.000 Touren hoch, was
für eine unfassbar geile Geräuschkulisse! Von unserem Platz aus überblicken wir
fast die gesamte Strecke, wirklich ein tolles Erlebnis, noch dazu völlig
unerwartet. Wir sind dann bis zum Ende des Trainingslaufes geblieben, aber
danach hatte uns die Straße wieder. Wir cruisten durch den nahegelegenen Ort
mit dem schönen Namen Scarperia, was wir mit „Schuhgeschäft“ übersetzten. Das
hat dann sogar gestimmt, sagt zumindest das Google Übersetzer Tool. Der Ort
wird von einer großen Burg dominiert, die schon seit gut 800 Jahren hier steht.
Wir schauen uns die alten Steine aber gar nicht näher an, viel mehr steht uns
der Sinn nach einem guten Kaffee. Den hätten wir mit Sicherheit auch hier in
Scarperia bekommen, aber hey – wir haben ja schon gestern die perfekte,
italienische Bar entdeckt und die ist nur wenige Kilometer entfernt. Also nix
wie hin mit uns nach San Piero a Sieve, natürlich finden wir die kleine Bar auf
Anhieb. Schnell ist der Doppio für Gernot bestellt, dazu wie gestern ein Dolci,
Ilse gibt sich heute mit einem Glas Aranciata zufrieden. Wir genießen erneut
eine total feine Zeit vor dieser netten Bar und bezahlen schließlich 4,90 für
alles zusammen. Anschließend fahren wir zum WoMo zurück und strecken erstmal
die müden Haxen aus. Danach haben wir gerade noch Zeit genug für einen Pasch
und eine feine Dusche, schon ist wieder Essenszeit – was wir mitmachen 😊! Heute gab es für Ilse „Tagliatelle Ragu con
Insalata verde“ und Gernot wagte sich über die „Frittura Misto“, also
frittierte Meeresfrüchte, dazu wurden handgeschnitzte „Patate fritte“ serviert.
Erneut war das Essen ein lukullischer Hochgenuss, dieses Restaurant schafft es
wohl locker unter die Top 5 der besten Lokale, die wir je auf einem
Campingplatz besucht haben. Also diese Reise fängt schon mal wirklich gut an.
Beim Bezahlen haben wir uns dann noch zwei große Flaschen Wasser mitgenommen
und heute hatten wir klugerweise auch unsere Jäckchen eingepackt. So kamen wir
ohne „Zitterflash“ beim WoMo an und waren danach vielleicht noch eine
Viertelstunde lang munter. Gute Nacht! Dienstag, 2. September 2025 Ziemlich genau um 6 Uhr hat uns ein ordentliches
Gewitter mit Starkregen aus dem Schlaf gedonnert und getrommelt. Die Dachluken
und Fenster waren aber eh alle verschlossen, also haben wir uns umgedreht und
bis beinahe 9 Uhr 30 weitergeschlafen. Nach dem Kaffee hat sich Gernot ein
wenig unserem Blog gewidmet und Ilse hat einen veritablen Energieanfall
genutzt, um alle Fenster und auch die Kastentüren innen zu putzen. Und sie hat
es endlich auch geschafft, den hässlichen, braunen Fleck an der Seite unseres
WoMo zu beseitigen, da dürfte in unserer Garage jemand einen Kaffee drauf
verschüttet haben. Jetzt ist wieder alles picobello, sehr gut, Danke Ilse! Nach
einem Pasch sind wir dann mit der Vespa losgefahren, als erstes reservierten
wir uns im Restaurant einen Platz für heute Abend. Danach fahren wir in den
Nachbarort San Piero a Sieve rüber, zu der uns bereits bekannten Caffe‘-Bar
„Barretino“. Da gibt es für Ilse wieder ein Glas eiskalter Aranciata, Gernot
kommt natürlich nicht an einem Caffe‘ Doppio vorbei. Heute gibt’s dazu ein mit
Vanillecreme gefülltes Dolci, sehr köstlich. Nach dem feinen Break sind wir ein
wenig herumgefahren und so in den kleinen Ort Pieve di San Lorenzo gekommen.
Eine eh nette Ansammlung alter und noch älterer Häuser, der Dorfkirche statten
wir einen Besuch ab. Die war relativ einfach ausgestattet, statt
Deckenmalereien dominierte ein hölzerner Dachstuhl den Innenraum, der
allerdings derartig lichtlos war, dass wir die Gemälde an den Seiten der Kirche
nur erahnen konnten. Für etwas mehr Sicht hätten wir wohl unsere Stirnlampen
verwenden müssen, aber irgendetwas bleibt immer im WoMo zurück 😊. Am Weg retour zum Campingplatz haben wir noch
bei einem „Supermercato“ Halt gemacht, wir brauchen aber nur Milch und
Mineralwasser. Zurück am Platz haben wir uns mit Duschen und einem Pasch die
Zeit bis zum Abendessen vertrieben und um ca. 18:59:32 Uhr haben wir auf der
Terrasse des Restaurants Platz genommen. Wie erwartet, speisten wir erneut
ausgezeichnet, Ilse wagte sich über „Verdure al Forno mit Pommes“ und hat die
verschiedenen gebratenen Gemüse sehr genossen. Gernot war heute um eine Spur
weniger experimentierfreudig und bestellte sich noch einmal die „Pizza
Gorgonzola con extra Sardelle“, erneut ein absoluter Gaumenjubel. Dazu Rotwein
für Ilse und Bier für Gernot, Ilse legte zum Abschluss noch ein Glas Limoncello
nach, Gernot einen Doppio. Wieder war das ein ausgesprochen gutes Abendessen
und das Restaurant ist auch der Hauptgrund, warum wir unseren Aufenthalt hier
bis Samstag (!) verlängert haben, ursprünglich wollten wir nur für einen,
maximal zwei Tage hierbleiben. Jaja, man muss auch im Camperleben Prioritäten
setzen und für ein gutes Restaurant sind wir immer zu haben. Ganz davon
abgesehen, dass sich unsere Pläne ohnehin laufend ändern bzw. adaptiert werden.
Viel haben wir an diesem Abend nicht mehr auf die Reihe gebracht und es wird
wohl noch nicht einmal 22 Uhr gewesen sein, als wir uns zur Ruhe begeben haben.
Ruhe ist übrigens ein gutes Stichwort – denn hier heroben ist es teilweise fast
unheimlich ruhig und still – einfach nur herrlich.

Mittwoch, 3. September 2025 Wieder liegen wir bis gegen 9 Uhr in unseren
Betten, ehe wir den Tag gemütlich angehen lassen. Das Wetter zeigt sich vorerst
eher durchwachsen, es regnet aber nicht. Gernot geht sich dann den Bart aus dem
Gesicht schaben und am Retourweg glitzert ihm auf einem leeren Stellplatz etwas
Silbernes entgegen. Wahrscheinlich ein Bierkapselverschluss. Oder? Eine
genauere Nachschau ergab dann – Nix Bierkapsel – ein wunderschönes 2-Euro-Stück
darf unsere Fundmünzensammlung bereichern. Nach gemütlichem Faulenzen und einem
Pasch war es uns dann warm genug für eine Ausfahrt mit der Vespa, die Jacken
durften zur Vorsicht mitkommen. Bei der Durchfahrt von San Piero a Sieve suchen
wir zuerst die richtige Auffahrt zu einer Burg, finden diese aber nicht.
Stattdessen gehen wir auf einem wüsten Waldweg verloren, der so extrem
unterspült war, dass wir doch tatsächlich mit der Vespa aufgesessen sind.
Deshalb ist Ilse abgestiegen und hat Gernot die gefährlichsten 50 Meter des
Hindernisparcours lieber alleine bewältigen lassen. Alles gut gegangen und wie
wir dann ans Ortsende von San Piero di Sieve gekommen sind, lockte uns eine
Hinweistafel nach Vaglia, das 7 Kilometer entfernt ist. Dort angekommen war die
Straße unvermittelt mit Sperrgittern abgeriegelt, also bogen wir kurzerhand
nach links ab. Das war eine richtig gute Entscheidung, denn es erwartete uns
eine Straße, wie wir sie noch nie zuvor befahren haben. Der Weg windete sich
steil nach oben, der Straßenbelag war nigelnagelneu und wir durchfuhren das
erste Mal in unserem Leben sechs (!!) Haarnadelkurven hintereinander. Wie auf
einer Achterbahn! Wie kann man nur auf die Idee kommen, eine Straße zu planen,
die dann derart kompromisslos in einen steilen Hügel geschnitten wurde. Das ist
ja wie am Maloja-Pass, wobei dort nie eine Haarnadelkurve direkt in die nächste
übergeht. Und hier gleich sechsmal hintereinander – wie gesagt, einzigartig,
ein Traum für jeden Zweiradfahrer und das Ganze ohne nennenswerten Verkehr. Oben angekommen standen nur ganz vereinzelt Häuser und hie und da warnten nette
Schilder vor freilaufenden Katzen. Irgendwann war dann allerdings auch diese
Straße von Sperrgittern blockiert und wir mussten umkehren. Zum Glück – denn so
konnten wir die superlässige Kurvenorgie gleich noch einmal genießen. Danach
mussten wir dann leider wieder auf die Bundesstraße wechseln und, wohl oder
übel, mit 70, 80 km/h im Verkehr mitschwimmen. Aber eh nur die paar Kilometer
bis San Piero di Sieve und dort parkten wir uns vor unserem „Stammlokal“ ein.
Natürlich kennt man uns dort inzwischen, der Caffe‘ Doppio für Gernot wurde
bereits hergerichtet, als er die Bar noch gar nicht betreten hatte 😊. Ilse blieb bei ihrem Glas Aranciata und als
Dolci gönnten wir uns heute ein sehr gutes Schokoküchlein. Beim Wegfahren
erlebten wir noch eine nette Überraschung, denn ein Mann in unserem Alter
deutete auf unsere Vespa und sagte: „Oh, Frank Zappa!“ Das ist das erste Mal,
dass jemand des Bild von Zappa richtig erkannt hat, das freute uns natürlich
sehr. Wir sind danach zum Campingplatz zurückgecruist – übrigens wurden wir bei
der Rückfahrt die ganze Zeit heftig von einem Fiat Uno bedrängt – obwohl wir in
der 30 km/h Zone mit über 70(!!) unterwegs waren. Es muss den Fahrer sehr
gewurmt haben, dass wir ihn nicht und nicht vorbeigelassen haben, teilweise war
er mit der halben Karre schon neben uns – krank! Am Platz haben wir dann einen
feinen Restnachmittag verbracht, mit Lesen oder einfach nur mit
in-die-Landschaft-schauen. Überpünktlich sind wir dann ins Restaurant gepilgert
und noch vor unserer Bestellung kam völlig überraschend ein älterer Herr zu uns
und meinte zu Gernot: „Buonasera, Frank Zappa!“ War das doch tatsächlich jener
Mann, der vor unserer „Stamm-Bar“ das Zappa-Bild auf unserer Vespa erkannt
hatte. So ein netter Zufall, dass der Mann mit seiner Frau ausgerechnet hier am
Campingplatz zu Abend isst. Gernot ist dann nach dem Essen aufgestanden und
schnell mit dem Moped zu unserem WoMo hinaufgedüst, übrigens sind es fast genau
1,2 Kilometer bis dorthin. Im WoMo hat dann Gernot aus seiner Zappa-Sammlung
eine CD ausgesucht, „Zappa live in Italy“, das passt ja eh super. Und diese CD
hat er dann dem netten Mann auf den Tisch gelegt: „Un piccolo regalo – da un
fan di Zappa per un fan di Zappa!“ (Ein kleines Geschenk von einem Zappa-Fan
für einen Zappa-Fan). Wow, der hat sich wirklich sehr darüber gefreut und für
Gernot ist diese eine CD kein allzu großer Verlust, weil er ja Vinyl-Platten
sammelt und keine Compactdiscs. Das Essen war übrigens erneut hervorragend,
Ilse gab sich heute mit einer „Pizza Margherita“ zufrieden, dass die
tatsächlich mit nur 5 Euro auf der Karte steht, mag man echt nicht glauben –
die „Pizza Marinara“ kostet übrigens gar nur 4 Euro. Gernot delektierte sich
heute an den „Spaghetti Carbonara“, besser kann man die wohl nicht hinkriegen.
Dazu wie immer Wein und Bier, Ilse hat heute noch zwei Limoncelli nachgelegt,
Gernot wie immer einen Doppio. Im WoMo sind wir übrigens gar nicht sofort in
unsere Betten gefallen, sondern haben noch einen Gute-Nacht-Pasch geklopft.
Danach aber – zack und weg! Donnerstag, 4. September 2025 Und wieder haben wir bis knapp vor 9 Uhr 30 (!!)
geschlafen, aber es ist vor allem die Ruhe, die uns so lange in den Betten
liegen lässt. Am Vormittag schreibt Gernot ein wenig unseren Blog weiter,
danach machen wir einen Pasch. Wenig verwunderlich führt uns die einzige,
kleine Ausfahrt rüber in die „Barretino“, da sind wir mittlerweile wirklich
Stammgäste. Erneut gönnen wir uns einen Doppio und ein Glas Aranciata, dazu
wieder ein Dolci, das vierte verschiedene schon, bald haben wir sie durch 😊. Auf eine größere Ausfahrt haben wir heute gar
keine Lust, also fahren wir zum Campingplatz zurück und jeder von uns schnappt
sich ein Buch. Darin lesen wir, bis wir noch einen Frühabend-Pasch machen,
danach ist es endlich Zeit fürs Abendessen. Ilse kriegt ein „Kinder-Schnitzel
mit Pommes“ serviert, Gernot wagt sich über die „Spaghetti Putaresca“ mit
Schwertfisch, Sardellen, Oliven und Kapern. Das war ein absoluter Hochgenuss,
jeder Bissen ein Geschmackserlebnis der Sonderklasse. Dazu haben wir wie immer
Wein und Bier getrunken, zum Abschluss gab es dann noch einen Caffe` Doppio für
Gernot und einen eisgekühlten Limoncello für die liebe Ilse. Das war erneut ein
hervorragendes Abendessen, leider steht zu befürchten, dass wir so schnell
nicht mehr so gut speisen werden wie hier, im „Ristorante l‘Cavatappi“, was
übrigens „Der Korkenzieher“ bedeutet. Aber, man weiß es nicht … Wir sind dann
noch gemütlich im WoMo gesessen, da sagt Ilse plötzlich: „Was ist denn das für
ein Tier?“ Tatsächlich, etwa 150 Meter von uns entfernt zeichnete sich in der
späten Dämmerung ein Tier ab, das 1. kein Hund, 2. keine Katze, sondern 3.
etwas ganz anderes war. Gernot hat das Tier gar für einen Wolf (!) gehalten,
Ilse tippte eher auf einen Fuchs. Das noch unbekannte Tier streunte direkt an
den Wohnmobilen vorbei, bis es schließlich auch von anderen Campern entdeckt
wurde. Sofort stieg ein Mann mit einer megastarken Taschenlampe aus, die ganze
Gegend war plötzlich taghell erleuchtet. Der Mann ist dem Tier dann gleich
nachgelaufen – also eher kein Wolf, denn da müsste der „Jäger“ ja ziemlich blöd
sein. Jedenfalls hat Gernot an diesem Abend noch für einige Zeit immer wieder
aus seinem Alkoven-Fenster geblickt und nach dem „Wolf/Fuchs“ Ausschau
gehalten. Und siehe da, irgendwann mitten in der Nacht, tauchte das Tier direkt
neben unserem WoMo auf, aber Gernot konnte es mangels Beleuchtung wieder nicht
eindeutig erkennen. Am nächsten Tag erfuhren wir dann aber eh, dass es sich um
einen Fuchs handelt, der schon seit Tagen immer wieder auftaucht und der offenbar
keinerlei Scheu vor Menschen zeigt. Das ist natürlich eher bedenklich, Tollwut
ick hör dir trappsen … Kann uns aber wurscht sein, keiner von uns würde je
einem Tier mit der Taschenlampe nachjagen …
Freitag, 5. September 2025
Schon beim Aufstehen wissen wir, dass wir keine
Ausfahrt mit der Vespa machen werden. Dazu ist uns auch das Wetter eine Spur zu
unsicher. Übrigens war es beim Aufstehen schon wieder nach 9 Uhr, wir haben uns
echt zu richtigen Lang- und vor allem Durchschläfern entwickelt. Passt. Leider
macht uns die Kaffeemaschine langsam Sorgen, denn die Fertigstellung einer
Kanne dauert mehr als eine dreiviertel Stunde, Tendenz steigend. Da hat’s was.
Wir schnappen uns dann wieder unsere Bücher und lesen mit einigen Unterbrechungen
eigentlich den ganzen Tag lang. Natürlich haben diese „Unterbrüche“ mit unserer
Leidenschaft fürs Paschen zu tun und wir liefern uns gleich zwei lässige
Partien. Morgen geht es wieder weiter und wir können den „Camping Mugello
Verde“ getrost unter die besten jener Plätze reihen, auf denen wir je gecampt
haben. Der beste Beweis dafür – wir wollten ursprünglich nur für eine Nacht
bleiben, sozusagen als Zwischenstation in den Süden – und jetzt sind wir schon
fast eine ganze Woche lang hier. Am Abend reißen wir dann der fulminanten Küche
die letzten Geheimnisse raus – Ilse kriegt ein „Pollo con Insalata“ auf den
Tisch gewuchtet, Gernot wusste schon seit gestern, dass er sich den
„Schwertfisch mit Pommes“ einverleiben wird. Und wieder können wir das Essen
nur in den höchsten Tönen loben, also die haben es hier wirklich drauf! Als
Draufgabe trinken wir heute beide einen Espresso, für Gernot darf/muss es
natürlich ein doppelter sein. Ach ja – Ilse hat sich heute noch zwei Glas
Limoncello gegönnt – allerdings ohne Inhalt, also nur die Gläser. Die sind
nämlich ausgesprochen formschön und es ziert sie zudem der Spruch „Alter
verbitterter Mann“ – was auch immer das bedeuten mag, mit Gernot hat das
jedenfalls nix zu tun 😊. Wie wir schließlich vom Restaurant zurück zum
WoMo gefahren sind, hatte die Dämmerung schon voll eingesetzt und mit dem
allerletzten Hauch von Tageslicht haben wir die Vespa aufgeladen. Kein Problem,
Ilse meinte locker: „Also dafür brauche ich längst kein Licht mehr.“ 😊. Morgen gehts nach Ceprano, zum Stellplatz „Le
Ganze“ mit den vielen Katzen, wir freuen uns.
Samstag, 6. September 2025 Auch die letzte Nacht hier in Mugello war von
himmlischer Ruhe, die einzigen Geräusche überhaupt werden von den Zikaden
erzeugt. Heute stehen wir mal ausnahmsweise wieder etwas zeitiger auf, die
Kaffeemaschine bricht ihren eigenen Rekord an Trägheit, heute haben wir schon
beinahe eine Stunde lang auf das Brühen des schwarzen Goldes gewartet.
Zugegeben, das nervt etwas. Trotzdem sind wir, nach dem Tanken in unmittelbarer
Nähe, um 9 Uhr 40 abgefahren, jetzt liegen knappe 400 Kilometer Fahrtstrecke
vor uns. Wie wir schon seit Jahren beobachten, gibt es – je weiter man in den
Süden kommt – immer weniger LKW-Verkehr. Nur vereinzelt lassen sich die
schweren Brummis blicken und wenn – zack und weg, wir überholen aber während
der ganzen Fahrt keine zehn Stück. Das Wetter ist ideal für einen Reisetag,
nicht zu heiß und kein Regen. Zweimal machen wir eine kleine Kaffeepause und
vertreten uns für ein paar Minuten die Beine.

So spulen wir Meile um Meile ab,
es kommt nirgendwo zu Stauungen und deshalb sind wir selber überrascht, dass
wir schon nach 5 Stunden und 5 Minuten Fahrtzeit in Ceprano ankommen. Das ist
für 402 Kilometer ein verdammt guter Schnitt von fast 80 km/h. Schnell haben
wir uns einen Platz ausgesucht, natürlich wieder genau gegenüber des kleinen,
aber feinen Waschhauses. Dann gehen wir uns anmelden, zahlen die (übrigens seit
Jahren gleichbleibenden) 20 Euro für die Nacht und reservieren uns einen Platz
fürs Abendessen. Im „Le Ganze“ gibt es nicht nur unzählige Katzen, sondern auch
zwei Haushunde, von denen wir gleich nett besucht werden. Sofort legen sie sich
in unmittelbarer Nähe von uns hin und wie dann eine der Katzen über den Platz
flaniert, sehen wir, wer hier der Chef ist. Denn die Hunde stehen sofort auf
und würden der Katze ihren Platz überlassen. Die ist aber gerade am
Spazierengehen, grüßt lässig zu uns Großkatzen rüber und schleicht sich dann
wieder. Gernot hat sich dann mit der Wasserflasche ein wenig besprüht,
schließlich messen wir deutlich über 30 Grad. Und dann dachte er, vielleicht
möchten ja die Hunde in ihrem heißen Fell auch einen kleinen Spritzer Wasser
abkriegen – nein, das wollten die nicht 😊. Schwer beleidigt ob dieser Attacke ist einer
der kleinen Racker aufgestanden und hat sich – mit todesverachtender Mine – 15
Meter entfernt einen neuen Platz gesucht. Erst eine Stunde später war seine
Empörung endlich verraucht und er hat uns wieder mit seinem Besuch geehrt 😊. Irgendwann am Nachmittag sind wir dann ins
Restaurant rauf, haben uns Espressi bestellt, Ilse nahm noch ein kleines Dolci
dazu. Das war zwar höchsten halb so groß wie ein Prinzenrollen-Keks, hatte aber
laut Ilse an die 50.000 Kalorien, sie hat es schlicht nicht runtergebracht.
Also musste sich mal wieder Gernot opfern 😊. Um einen alten Kalauer zu bemühen, sind wir
natürlich um exakt 19:29:56 zu unserem reservierten Tisch geschritten, gleich
mehrere Katzen erwarteten uns bereits sehnsüchtig. Schnell waren wir von
unglaublich süß bettelnden Fellnasen umzingelt, aber weder von Ilses
„Kalbsschnitzel in Weißweinsauce“ noch von den Pommes und auch nicht von
Gernots „Spaghetti Carbonara“ ist auch nur ein Krümel für die Katzenschar
angefallen. „Wir dürfen die nicht füttern, sonst werden wir sie nicht mehr los
und haben dann 15 Katzen um uns herum“, warnte Gernot noch vorsorglich, doch
dann bekam er seinen „Manzo di Burger“ serviert. Dabei handelt es sich um die
in Italien scheinbar beliebte Variante „Burger without Bread“, also es wird nur
der nackte Rindfleisch-Patty serviert – ohne irgendwas. Tja – und dieser
Burger-Patty war in der Mitte noch rosarot – und mag das bei einem Filetsteak
okay sein, so ist es das bei einem Trumm Faschiertem definitiv nicht. Also gab
es reichlich Manzo für die Katzen, die sich erstaunlich wenig um die Happen
gestritten haben – wer es erwischt hat, dem gehörte es, ganz ohne Futterneid.
Lange waren wir dann aber nicht mehr im Gasthaus, denn ein besonderer Höhepunkt
stand schließlich noch bevor – das WM-Qualifikationsspiel Österreich gegen
Zypern. Empfang ist super, Ilse legt einen Hotspot an und keine Minute später
sind wir schon live mit dabei, gerade werden die Bundeshymnen abgespielt. Das
für die WM-Qualifikation so wichtige Spiel war dann ein echter Thriller, die
spielstarken Zyprier haben es den Österreichern brutal schwer gemacht. Um es
kurz zu machen – Österreich hatte zwar weit mehr Ballbesitz, aber Zypern
spielte sich die viel besseren Chancen heraus und traf gleich zweimal nur die
Torstange. Außerdem glänzte unser Torhüter Alexander Schlager mit unglaublichen
Paraden und wurde später sogar zum „Man of the Match“ gewählt. Schließlich
passierte dann aber doch noch ein Wunder und ein äußerst fragwürdiger Elfmeter
bescherte der rot-weiß-roten Heimmannschaft das 1:0, Marcel Sabitzer
verwandelte trocken. Aber wie gesagt, der Elfmeter war ein Witz, 99 von 100
Schiedsrichtern geben den garantiert nicht. So hat es mit dieser
Fehlentscheidung halt die Zyprier getroffen, denn das Match ist schließlich
tatsächlich mit 1:0 an Österreich gegangen. Das waren extrem wichtige drei
Punkte für die Quali-Tabelle, also lässig wäre es schon, wenn Österreich
nächstes Jahr bei der WM in den USA, Kanada und Mexico dabei wäre. Das nächste
Spiel ist dann am Dienstag gegen Bosnien – das werden wir uns, aller
Wahrscheinlichkeit nach, in Salerno anschauen, wohin wir bereits morgen fahren.
So der Empfang am Campingplatz gut genug ist, denn via W-Lan lässt sich ein
Match leider nicht streamen – Werberechte und so.Sonntag, 7. September 2025 Mit unseren bisherigen beiden Etappen sind wir
exakt 878 Kilometer in Richtung Süditalien gekommen, heute stehen dafür
lediglich etwas über 180 Kilometer Fahrstrecke an. Aber Salerno liegt schon
deutlich unterhalb von Neapel, wir waren schon mehrmals dort, einmal mussten
wir genau hier unsere geplante Sizilienreise abbrechen, weil sich Ilse die
Platzwunde auf ihrer Stirn zugezogen hat. Mal schauen, was uns diesmal erwartet
😊. Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir den
Stellplatz „Le Ganze“, winken der Katzenschar um 9 Uhr 45 einen imaginären
Abschiedsgruß zu und gießen bei der nahegelegenen Tankstelle Diesel nach.
Schauschau, bei der Herfahrt haben wir doch glatt über 11 Liter pro 100 km
verbraucht, das ist sehr selten. Aber wir sind fast durchgehend mit 95/100 km/h
unterwegs gewesen, also ist der etwas größere Durst unserer Schnecke durchaus
nachvollziehbar. Ohne LKW sind die 180 Kilometer nach Salerno natürlich ein
Freispiel, zudem werden wir von keiner Baustelle oder so in unserem
Vorwärtsdrang eingebremst. So wundert es nicht, dass wir schon um 12 Uhr 20 am
„Camping Lido di Salerno“ ankommen. Schnell sind wir angemeldet, suchen uns
einen Platz, in den wir uns wieder einmal so schräg reinstellen, dass uns das
WoMo Schatten geben kann. Dann holen wir die Vespa vom Träger und füllen den
Zettel mit der Bestellung für unser Abendessen aus. Dass es hier einen
Time-Slot gibt und man Essen und Getränke exakt vorbestellen muss, wird uns
immer unsympathisch bleiben und findet zum Glück kaum irgendwo Nachahmer. Nach
einem Pasch hätten wir Lust auf einen Kaffee, aber die Platz-Bar hat leider
großzügige Schließzeiten. Kein Problem, rauf auf die Vespa und raus auf die
Straße, wir finden schon was. Zuerst biegen wir vom Campingplatz rechts ab – da
waren wir noch nie. Und das zurecht, denn in dieser Richtung gibt es rein gar
nichts mehr, keine Bar, kein Restaurant, nix. Nur eine immer noch schlechter
werdende Straße, also kehren wir um. Nach gut und gern fünf Kilometern halten
wir dann bei einer Bar, durch die geöffnete Eingangstür sehen wir, dass die
eine Terrasse zum Meer haben. Also rein mit uns, wir kriegen von einer eher
mürrischen, älteren Donna einen Cappuccino und einen Doppio serviert, dazu ein
„Cornetto con Chocolatta“. Das Schoko-Croissant war genießbar, der Kaffee
hingegen eine Katastrophe, speziell für Italien. Der Cappuccino für Ilse war so
kalt wie ein Eiskaffee (!) und Gernots Espresso war so, wie wir alle einmal
sein werden: Alt, schwach und hilflos 😊. Wurscht, da haben wir 5 Euro schon für weniger
rausgeschmissen, was soll’s? Zurück am Platz haben wir uns dann im Schatten
unseres großen Nasenbären einen Pasch ausgespielt und entsprechend unseres
vorgegebenen „Zeitfensters“ sind wir dann um 18 Uhr 30 zum Abendessen
geschritten. Tja – und ab jetzt wurde dieser an sich nette Tag richtig
ärgerlich. Die Kellnerin meinte gleich, leider wäre Gernots um 13 Uhr 15
vorbestellte „Seafood Pasta“ nicht erhältlich. Echt, ein Tiefkühlprodukt ist
nicht vorrätig und da kommen sie nach über 5 Stunden drauf? Na super. Die eher
einfach gestrickte Kellnerin bot Gernot denn gleich ein Ersatzgericht an,
zufällig eines, das um 40 Prozent teurer war als das vorbestellte. Nein Danke,
Gernot verzichtet heute auf ein Essen, also „Bringen Sie mir das Bier und
meiner Frau den Wein und ihre vorbestellte Mahlzeit.“ Die Kellnerin geht ab,
kommt wieder und verkündet freudenstrahlend, dass sich Gernot eine Pasta nach
Wahl aussuchen könne, um nur 10 Euro. „Nein, ich habe entschieden, nichts zu
essen, aber bringen Sie mir endlich mein Bier.“ Und was macht darauf die
Dumpfbacke einer Bedienung? Sie geht zurück in den Gastraum und kommt mit einem
leeren (!!) Glas wieder, das sie zu den anderen vier leeren Gläsern stellt, die
sich bereits auf unserem Tisch befinden. Ist das zu fassen, ist das noch real
oder schon versteckte Kamera? Da haben wir in den vergangenen Tagen in Mugello
derart grandios gespeist, mit hervorragendem, bestens geschultem Personal und
hier passiert uns das exakte Gegenteil. Wir brauchen uns nur kurz anzuschauen
um zu wissen – hier lassen wir nicht einen müden Cent, lieber gehen wir hungrig
schlafen. Ganz davon abgesehen, dass wir gleich mehrere so genannte
Notmahlzeiten an Bord haben. Der Unmut über den vermaledeiten Restaurantbesuch
war dann schnell verraucht und wir sind nach Einbruch der Dunkelheit zum Meer
runtergegangen. Dort gibt es, ein paar Meter über dem Strand, eine kleine
Aussichtsplattform mit einem Tisch und zwei Stühlen. Dort sind wir lange
gesessen und haben auf die herrlich beleuchtete Amalfi-Küste rüber geschaut,
was für ein großartiger Anblick. Ilse hatte vorher schon, von unserem Platz
aus, ein Bild von den in der ersten Reihe beim Meer stehenden Wohnmobilen
gemacht und eines der Bilder ist in der mystischen Abendstimmung derart gut
geworden, dass Ilse zu den Besitzern rüber gegangen ist. Das waren Spanier, zum
Glück Englisch sprechend, und sie haben sofort ihre Telefonnummer hergegeben,
damit Ilse das Foto via WhatsApp schicken konnte. Sie haben sich danach
vielfach bedankt – jaja, jeden Tag eine gute Tat 😊. Das ausgefallene Abendessen haben wir dann
insofern raffiniert kompensiert, indem wir vor unserem WoMo Bier, Cola und
einen Limoncello Crema nach dem anderen gekippt haben – natürlich aus den
Gläsern mit dem „Alten verbitterten Mann“. Übrigens wäre heute in Österreich
eine totale Mondfinsternis zu sehen, hier herunten sollte sich unser treuer
Trabant zumindest als „Blutmond“ zeigen. Einen angekündigten „Blutmond“ haben
wir schon seinerzeit am „Alten Rhein“ nicht gesehen und heute ist es uns in
Salerno nicht anders ergangen. Aber zumindest haben wir eine partielle
Mondfinsternis mitgekriegt, als er sich endlich über den Horizont bemüht hatte.
Eh schön. Absolut unschön ist es dann ab ca. 22 Uhr 30 geworden, als
unvermittelt schwere, dröhnende Bässe den Platz überfluteten – verdammt, eine
Disco in der unmittelbaren Nachbarschaft ist immer kacke. Vor allem dann, wenn
die erst so spät loslegen. Das kann sich erfahrungsgemäß ziehen – und es zog
sich. Letztendlich verstummten die letzten, irre laut hämmernden Bässe erst um
3 Uhr 30 (!!), eine halbe Stunde lang lärmten danach noch die letzten
Feierwütigen am Weg zu ihren Fahrzeugen – auch am Höhepunkt werden nie mehr als
15, 20 Leute dort gewesen sein. Und für die paar Hanseln beschallt man
vollkommen rücksichtslos das Areal eines benachbarten Campinglatzes, wo
dutzende Camper gerne schlafen würden. Da ist sie also wieder, diese
hemmungslose Unverschämtheit und diese blanke Egozentrik der Süditaliener,
daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Was nicht leicht sein wird,
schließlich schleppen wir in unseren Genen 650 Jahre Habsburg mit 😊. Befremdlich war übrigens durchaus auch die Art
der Musik, denn so gut können wir Englisch, dass es sich bei den Texten um
bösartigen, hyperaggressiven Gangster-Rap aus der arabischen Community
gehandelt hat, die sich wenig schmeichelhaft über westliche Frauen und die
italienische Lebensart geäußert haben – um das mal vorsichtig zu formulieren 😊. Ach ja – es muss wohl nicht extra geschrieben
werden, dass wir sofort von hier abhauen und dass uns der Campingplatz in
Salerno nie wieder sehen wird. Ganz großes Camper-Ehrenwort 😊. Montag, 8. September 2025 Es war eine verdammt kurze Nacht heute, denn
schon vor 8 Uhr stehen wir auf. Ilse räumt noch die letzten Sachen im WoMo auf
ihren Platz, Gernot geht derweil unseren Aufenthalt bezahlen. Da zeigt sich
dann der Juniorchef ganz verwundert, dass Gernot den Discolärm von heute Nacht
anspricht. Wir wären die einzigen Gäste, die das gestört hätte – niemand würde
sich darüber beschweren. Eine selten dämliche Ausrede, wie wir finden.
Jedenfalls ist er Gernot noch ein wenig gefolgt und der ist dann spontan bei einem
Paar aus der Schweiz stehengeblieben und hat sie gefragt, ob sie die Musik in
der Nacht gestört hätte: „Ja sicher, wir haben doch bis fast 4 Uhr in der Früh
keinen Schlaf gefunden.“ Damit direkt konfrontiert, machte das Herzchen von
Juniorchef nur noch eine verächtliche Handbewegung und meinte frech: „Old
people like you.“ Dafür hätte ihm eigentlich eine Ohrfeige gebührt, aber Gernot
lachte nur und sagte: „Wir fahren jetzt weiter nach Sizilien und du darfst den
Rest deines Lebens auf diesem abgefuckten Campingplatz verbringen. Schöne Zeit
noch!“ Schnell noch die Vespa aufgelegt und schon waren wir draußen aus diesem
zukünftigen „Lost Place“. Die gibt es hier links und rechts der Straße zur
Genüge, dieser Campingplatz wird einer der nächsten sein. Uns ist das natürlich
wurscht, wir ärgern uns keine Minute lang über den unverschämten Typ von
Betreiber und fahren stattdessen lieber in freudiger Erwartung unserem heutigen
Tagesziel Tropea entgegen. Die Distanz dorthin ist nicht gerade ein Hüpferchen,
über 360 Kilometer werden zusammenkommen.
Seit Neapel ist die Autostrada in
Richtung Süden übrigens mautfrei, wohl ein Tribut an die deutlich ärmere
Bevölkerung – es gibt ja, was die Wirtschaftsleistung anbelangt, ein beinahe
schon dramatisches Nord-Süd-Gefälle. Trotzdem ist die kostenlose Autobahn in
einem erstaunlich guten Zustand, weite Teile wirken auf uns neu bzw. eben erst
neu asphaltiert. Es herrscht kaum Verkehr, LKW fahren nur sehr vereinzelt,
obwohl Montag ist, bei uns ist das ein besonders verkehrsreicher Tag. Hier
nicht und wir kommen dementsprechend super gut voran. Übrigens, wir haben
inzwischen gelernt, dass man die üblichen 60 km/h Schilder in einem
Baustellenbereich getrost ignorieren darf. Wir haben nämlich bei einer dieser
Beschränkungen auf ca. 75 km/h verlangsamt, um wenigsten den Schein zu wahren,
worauf eine Polizeistreife mit über 100 an uns vorbeigezogen ist. Und diese
wurde gleichzeitig von einem Audi-Fahrer mit ca. 130 km/h überholt, wie gesagt,
bei einem 60er-Gebot 😊. Alles ganz normal, Italien halt. Wir befahren
auf dieser Strecke wieder einmal unendlich viele Tunnel und der Weg führt uns
gleich mehrmals über verschiedene Berg- und Hügelketten. Rauf und runter,
Schneckchen muss sich heute mal wieder richtig anstrengen. Einmal umrunden wir
ein ziemlich hohes Bergmassiv, an dessen Flanken es zu einem Waldbrand gekommen
ist, wir sehen das Feuer schließlich aus allen Richtungen. Zum Glück geht jede
Etappe einmal zu Ende und so waren wir – speziell nach dieser kurzen Nacht –
schon froh, als wir bei Pizzo endlich die Autobahn verlassen konnten. Jetzt
folgten noch gut 30 Kilometer Provinzstraße, auf der wir ziemlich gut
vorangekommen sind. Ein großer Vorteil war, dass es auf der ganzen Strecke
keine halbwegs vernünftige Überholmöglichkeit gegeben hat. So ist zum Beispiel
ein wunderschöner AMG-Mercedes, der direkt hinter uns ebenfalls in Pizzo
abgefahren ist, die ganzen 30 Kilometer lang nicht an uns vorbeigekommen – er
hat es nicht ein einziges Mal probiert, da nützen auch 600 PS nichts. Um exakt
14:00 sind wir dann am „Camping Sambalone“ eingetroffen und parkten uns vor
einem großen Eisentor ein. Das öffnete sich dann wie von Zauberhand und wir
konnten einchecken. Der Platz liegt direkt am Meer, es gibt einen eigenen
Zugang und direkt oberhalb des Strandes gibt es eine ausgewachsene Bar.
Sonnenliegen, Tisch und Sonnenschirm sind im Preis inbegriffen, wir zahlen
übrigens nur 22 Euro pro Tag inklusive Allem. Wir suchen uns zu Fuß einen
Platz, dass Gernot beim Parken unseres WoMo gleich eine 1-Euro Münze findet,
macht uns den Ort gleich noch sympathischer 😊. Die Stellplätze sind hier mit Netzen überspannt
und es stehen genügend schattenspendende Bäume herum. Ilse wählt uns einen
Platz in der Nähe zum Meer und zur Strandbar, das Waschhaus ist auch nicht
allzu weit entfernt. Wir fahren dann mit dem WoMo zu, lassen die Vespa vom
Träger und statten dann gleich der Strandbar einen ersten Besuch ab – den
Doppio und das eingekühlte Fanta trinken wir mit Blick aufs tiefblaue Meer. Wir
sehen direkt zur Insel Stromboli hinüber, deren berühmter Vulkan einer der
aktivsten der Welt sein soll und praktisch jeden Tag (!) ausbricht. Das müssen
wir aber zur Vorsicht noch alles googeln. Mit einer kleinen, aber notwendigen
Nach-Ruhung und einem Pasch vertreiben wir uns die Zeit bis zum Abendessen im
Restaurant, um 19 Uhr 30 ist es dann endlich so weit. Die haben hier nicht nur
eine große Pizza-Karte, sondern legen jeden Tag eine eigene Speisekarte auf,
gespickt mit Köstlichkeiten aus der Region. Vieles davon aus eigener, landwirtschaftlicher
Produktion, auch der kleine „Mercato“ am Platz ist gefüllt mit Pesto, Nudeln,
Aufstrichen, Salami und so weiter. Die Bedienung im Restaurant ist
hervorragend, man spricht sogar englisch. Wobei, gerade bei Essensbestellungen
sind wir ziemlich firm in unserem Italienisch und so kommt Gernot seine
Tintenfisch-Vorspeise mit „Polpa a Patate marinata“ ebenso locker über die
Lippen, wie Ilse ihr Kalbsteak, dass sie als „Bistecca al vitello con Patatine
fritte“ bestellt. Das Steak ist medium gebraten als 300 Gramm schweres Teil
dahergekommen, trotz Hunger hat es Ilse nicht geschafft, alles aufzuessen.
Gernot hat zuerst die butterweichen, marinierten Stücke vom Tintenfisch
genossen, dazu kleinwürfelig geschnittene, gekochte Kartoffeln, ebenfalls kalt
serviert. Der ultimative Traum einer Vorspeise – das konnte auch der zweite
Gang, eine Pizza Tropea, nicht mehr toppen, obwohl die Pizza auch sehr gut
geschmeckt hat. Da gehen wir morgen gleich wieder hin, das ist ja gar keine
Frage. Übrigens, die Kellnerin freute sich, dass sich Ilse ihr Glas Rotwein
nicht mit Wasser verdünnt hat, wie das viele Camper offenbar machen. Herrlich
gesättigt sind wir danach noch einmal ans Meer runterspaziert – eigentlich
wollten wir an der Bar noch einen Caffe‘ und/oder einen Limoncello trinken. Denn im Restaurant streikte ausgerechnet heute die Espressomaschine und der
Patrone zeigte uns entsetzt die Flasche Limoncello, die sein Personal nicht
eingekühlt hatte. Das kann man schon mal durchgehen lassen – an der 5 von 5
Sternen-Kritik unseres Restaurantbesuches ändert das gar nichts 😊. Natürlich gibt es auch hier Abendunterhaltung,
der italienische Urlaubsgast will nun mal spätabends bespaßt werden, am besten
irre laut. Und so hallten vom Nachbargrundstück discoartige Klänge zu uns
rüber, aber es war eher Musik für das aufgeweckte Kleinkind. „Gully, Gully oder
Compania!Allegria!" und so weiter. Das Publikum dürfte, dem Applaus nach zu
schließen, nur im einstelligen Bereich vorhanden gewesen sein, dementsprechend
war auch um punkt 23 Uhr finito angesagt! Passt – alles bis Mitternacht ist
okay, natürlich gilt für uns „alte Leute“ je früher, desto besser 😊. Jetzt brummen am Platz nur noch die
Klimaanlagen der WoMo und die Lüftungsanlage des benachbarten Restaurants ist
auch zu hören, das stört uns aber nicht. Dienstag, 9. September 2025 Wir haben wunderbar geschlafen und sind
selbstverständlich von Hundegebell geweckt worden. Wir sind umgeben von Hunden,
in jedem Wohnwagen rund um uns gibt es welche. Wir haben aber auf dieser Reise
zum ersten Mal eine so genannte Hundepfeife mit. Die produziert einen
Ultraschallton, der für den Menschen unhörbar, für einen Hund aber sehr
unangenehm ist. Und siehe da, das Ding funktioniert bestens, zumindest auf
einer Distanz bis zu zehn Metern. Zwar verstummen die Hunde nicht
augenblicklich, aber nach ein paar Drückern kapieren sie offenbar, dass ihr
Bellen das ätzende Geräusch auslöst und hören damit auf. Passt ja super, genau
dafür haben wir die Hundepfeife gekauft 😊. Was wir die letzten Tage bereits geahnt haben
ist heute Morgen eingetreten – unsere Kaffeemaschine hat ihr Zeitliches
gesegnet. Mit anderen Worten – sie ist endgültig hin. Heute hat das
Kaffeekochen fast eineinviertel (!) Stunden lang gedauert, das ist natürlich
kein Zustand mehr. Darüber hinaus wird der ganze Korpus der Maschine glühend
heiß, das Ding könnte ohne Weiteres Feuer fangen und schmelzen. Aber nicht im
Inneren unseres Wohnmobils! Tschüss, du eh halbwegs treue Kaffeebrüherin,
immerhin etwas über drei Jahre hast du durchgehalten, aber jetzt geht’s auf den
Sperrmüll. Natürlich werden wir nicht auf unseren Frühstückskaffee verzichten
müssen, wir haben schließlich noch einen Wasserkocher mit an Bord und Ilse hat
den Platz dafür bereits eingerichtet. Die Thermoskanne der Maschine behalten
wir und einen Kaffeefilter-Aufsatz haben wir auch, also brühen wir wieder von
Hand, das dauert keine zehn Minuten lang. Daheim schauen wir uns dann nach
einem neuen Automaten um, unterwegs werden wir uns keinen anschaffen. Nach dem
verspäteten Frühstückskaffee hat sich Gernot mal wieder um unseren Blog
gekümmert, das dauerte heute bis tief in den Nachmittag hinein. Das Wetter
zeigt sich von seiner schönen Seite und auch wenn es nicht brutal heiß wird, so
hat es im Inneren des WoMo doch über 30 Grad. Trotzdem wagen wir ein Schläfchen
und pennen bis nach 17 Uhr. Danach gönnen wir uns ein Käffchen am Meer und
verkürzen anschließend die Zeit bis zum Abendessen mit einem Pasch. Die letzten
Würfe machen wir fast schon im Dunkeln, dann pilgern wir endlich die knapp 300
Meter bis zum Restaurant hinauf. Weil die jeweilige Tageskarte auch bei der
Strandbar aushängt, weiß Gernot schon seit Stunden, dass er sich als Vorspeise
„Crostini a Alici marinara“ kommen lassen wird – also gebackene Brötchen mit
marinierten Sardellen. Ein absoluter Hochgenuss. Und weil er schon mit
Meeresfrüchten gestartet ist, legte Gernot gleich noch mit „Fritture Calamari“
die von ihm so geliebten Gebackenen Tintenfische nach. Mit Pommes, weil es eh
schon wurscht war 😊. Ilse gab sich mit einer „Pizza Tropeana mit
Zwiebeln“ zufrieden und ist ebenfalls wunderbar satt geworden. Schon wieder
haben wir auf dieser Reise ausgezeichnet gespeist, mit der unrühmlichen
Ausnahme Salerno sind wir jeden einzelnen Tag kulinarisch verwöhnt worden. Und
das zu Preisen, die in Tirol völlig undenkbar geworden sind. Möge das bitte
noch möglichst lange so bleiben 😊. Heute haben wir übrigens weder nach einem
Doppio noch nach einem Limoncello gefragt, denn es drängte die Zeit.
Tatsächlich stand nämlich der Höhepunkt dieses Tages für uns noch bevor – das
WM-Qualifikationsspiel unserer Österreicher gegen das starke Bosnien-Herzegowina.
Wenn wir bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko im kommenden Jahr dabei sein
wollen, dann sollten wir in diesem Spiel unbedingt punkten. Gernot wusste schon
im Vorfeld, dass es gegen Bosnien – noch dazu auswärts – sehr schwierig werden
würde und er hat Recht behalten. Das Match war wirklich nichts für schwache
Nerven, zwar hatten die Österreicher wieder mehr Ballbesitz, aber die Bosnier
kämpften wie besessen um jeden Ball. Das war über weite Strecken mehr Schlacht
als Spiel und es war irre spannend. Österreich ist durch ein Supertor von
Marcel Sabitzer 1:0 in Führung gegangen, aber die Bosnier haben postwendend
ausgeglichen, kaum eine Minute später. Danach ist es andauernd hin und her gegangen,
mit Torchancen auf beiden Seiten. Schließlich hat ausgerechnet der
eingewechselte Rekord-Nationalspieler Marko Arnautovic wieder einmal den
Unterschied ausgemacht – er legte das 2:1 auf, Torschütze Konrad Laimer. Und
bei diesem hart umkämpften Sieg ist es dann auch geblieben, damit hat
Österreich die ersten vier Spiele der Qualifikation allesamt gewonnen und kann
sich die Teilnahme an der Fußball-WM aus eigener Kraft sichern. Chapeau! Mit
einem Gute-Nacht-Drink stießen wir dann noch auf den grandiosen Auswärtserfolg
„unseres“ Teams an und haben uns dann von, eh dezenter, Bumm-Bumm Musik in den
Schlaf wummern lassen. Morgen fahren wir mit der Vespa aus, wird eh langsam
Zeit …
Mittwoch, 10. September 2025 Auch wenn es Ilse einiges an Mehraufwand kostet,
so ist der Einsatz des Wasserkochers doch ein Segen für uns. Natürlich war es
einfacher, nur auf den Knopf einer Maschine zu drücken, aber auch in seinen
Anfangstagen hat der Kaffeeautomat immer mehr als eine halbe Stunde lang
gebraucht. Das nervt auf Dauer und über die letzten Tage der Kaffeemaschine
brauchen wir ja gar nicht mehr reden. Jedenfalls haben wir jetzt nach weniger
als einer Viertelstunde unseren heißen Kaffee in den Tassen, ein echter Mehrwert
am Morgen 😊. So starten wir fein in den Tag und machen uns
dann bald einmal bereit für die Vespa-Ausfahrt. Wir werden ins benachbarte
Tropea cruisen, das ist keine zehn Kilometer entfernt. Die Straßen sind
eigentlich nur als erbärmlich zu bezeichnen, kaum ein Meter ist ohne Schlagloch
oder anderen Straßenschäden und manchmal ist ein Teil der Fahrbahn sogar
abgesperrt, weil ein Schlagloch einfach zu groß geworden ist. Und bei
derartigen Schlaglöchern musst du weder Siegfried noch Roy sein, damit du einen
weißen Tiger spurlos verschwinden lassen kannst 😊. Aber natürlich schlägt sich unsere Vespa auch
auf diesem unwirtlichen Terrain hervorragend und die üblen Straßen haben den
feinen Nebeneffekt, dass die notorischen Raser ihrem liebsten Hobby nicht
nachgehen können – dafür sind Panda, Uno und Konsorten nicht stabil genug
gebaut 😊. Hier geben eher wir das Tempo an und das ist
mal eine angenehme Abwechslung. In Tropea angekommen sind wir dann sowieso King
und Queen of the road, denn in den engen Gassen geht vielfach gar nichts mehr
weiter, wir hingegen schlüpfen locker überall durch. Auch wenn es vielleicht
zynisch klingen mag, aber einige Stadtteile von Tropea erinnern uns sehr stark
an Indien – alles wirkt ärmlich, die Häuser sind in einem ähnlichen wirren Wildwuchs
gebaut, die Gassen sind eng und die Luft ist stickig. Fehlen eigentlich nur
noch die Kühe 😊. Nun ja, ganz so schlimm ist es nicht, Tropea
ist trotz allem eine recht saubere Stadt, der Bär steppt hier offenbar
hauptsächlich in einer Art Touristen-Zone. Wir fahren zu diesen Straßenzügen
aber gar nicht hin, ein Blick auf die Reihen von extra herausgeputzten
Geschäften, Bars und Restaurants genügt uns.
Wir fahren lieber in Richtung Meer
hinunter und parken uns schließlich in der Nähe einer Kirche ein. Das stellt
sich dann als ehemaliges Kloster heraus, Gernot schätzt das Entstehungsjahr der
im barocken Stil ausstaffierten Kirche auf Anfang 20. Jahrhundert. Ilse findet
dann beim großen Turm die Inschriften 1589 und 1898 – letztere Zahl dürfte das
Baujahr der Kirche sein. Ist Gernot mit seiner Schätzung also gar nicht so
schlecht gelegen 😊. Nach dem kleinen Break haben wir uns wieder ins
Verkehrsgewühl von Tropea gestürzt, wir sollten Ausschau halten nach einem
größeren Supermarkt. Denn heute hat das Restaurant am Campingplatz geschlossen,
wenngleich man sich trotzdem eine Pizza zum Mitnehmen bestellen könnte. Das
wollen wir aber gar nicht, denn seit Tagen schon schwärmen wir von einer
italienischen Jause, mit Salami, Parmesan, Prosciutto, Gernot sehnt sich zudem
nach einer ordentlichen Portion „Alici marinara“. Bislang ist uns ja immer ein
Top-Restaurant in die Quere gekommen, aber heute ist es endlich so weit. Die
Supermarktdichte in Süditalien ist nicht mit dem Irrsinn von daheim zu
vergleichen, wo sich ja an jeder Ecke Billa, Lidl, Spar, Adeg, Hofer oder
M-Preis gegenseitig auf die Zehen steigen. Hier herunten finden wir erstmal gar
keinen Supermarkt, die mit „Mercato“ gekennzeichneten Geschäfte entsprechen den
„Tante-Emma-Läden“ bei uns, allerdings von vor 50 Jahren. Das soll nicht
despektierlich klingen, aber bei so vielen, kleinen Geschäften musst du einfach
vorher wissen, was du wo kaufst. Und diese Erfahrung fehlt uns natürlich, also
muss ein DeSpar, ein Piu, ein Coop-Markt oder – am besten – ein großer Conad
her. Am südlichen Stadtrand von Tropea wurden wir dann schließlich fündig – ein
Spar-Markt ist es geworden. Zwar haben wir sogar auf Campingplätzen schon
größere Supermärkte gesehen, etwa beim „Camping Ca Savio“ gegenüber von
Venedig, aber immerhin hatten sie auch hier ausreichend Salami, Parmesan und
frisches Brot im Angebot. Und die heißgeliebten marinierten Sardellen für
Gernot, da durften gleich 30 Deka mitkommen. Wie auch eine Pulle vom delikaten
Limoncello Crema, man gönnt sich ja eh sonst so wenig 😊. Nach dem Einkauf wollten wir eigentlich wieder
dieselbe Straße nehmen, aber weil wir von der anderen Seite Tropeas gekommen
sind, versäumten wir irgendwie den Anfang. Also mussten wir auf eine größere
Landesstraße wechseln, auf der konnten die Wagemutigsten durchaus auch mal auf
über 100 km/h beschleunigen. Um zumindest eine Vespa zu überholen, für mehr hat
es im relativ dichten Verkehr eh nicht gereicht 😊. Schließlich trafen wir dann wieder auf den
räudigen Herweg und bei einem Kreisverkehr bogen wir zur Camping- und
Hotel-Area ab. Beim „Sambalone“ angekommen mussten wir auch heute die Tür nicht
mit unserer Code-Karte öffnen, die Angestellte hatte uns schon bemerkt. Jetzt
erstmal die Haxen ausstrecken, später haben wir noch einen Pasch geklopft. Dann
ist es endlich Zeit für unsere erste italienische Brotzeit geworden und es hat
alles einfach nur phantastisch geschmeckt. Gernot hat übrigens überschlagsmäßig
die Anzahl seiner marinierten Sardellen geschätzt – es dürften über 60 gewesen
sein. Damit dürfte man auch einen Seehund sattkriegen 😊. Am frühen Abend herrschte dann plötzlich
Aufregung am Platz, als ein großes Löschflugzeug über die Köpfe der Camper
donnerte. Schnell ist Ilse nachschauen gegangen, das Flugzeug hat aus dem Meer
Wasser aufgenommen, denn auf etwa halber Strecke in Richtung Tropea ist ein
massiver Waldbrand ausgebrochen. Gernot hat sich das dann auch angeschaut, man
sah hell die Flammen lodern und der Rauch zog sich kilometerweit der Küste
entlang. Etwas später ist dann noch ein zweites Löschflugzeug dazu gekommen und
bei jedem Löschangriff führte ihre Route über unseren Platz. Ilse hat
recherchiert, dass es in ganz Italien weit über 400 dieser gelben Wasserbomber
gibt, kein Wunder, es brennt ja speziell im Süden, fast immer irgendwo. Und so
auch heute – plötzlich änderten die beiden Flugzeuge ihre Richtung, haben zwar
weiterhin vor unserem Campingplatz Wasser aufgenommen – übrigens jeweils 6.000
Liter – und sind zu einem Waldbrand geflogen, der ein paar Kilometer nördlich
von hier liegt. Dabei war der eine Waldbrand noch gar nicht richtig gelöscht,
in der Dunkelheit sahen wir den Feuerschein deutlich. Naja, der andere Brand
wird wichtiger gewesen sein. Wir kriegen heute natürlich wieder Unterhaltung,
diesmal sogar am Platz. Dafür sorgt eine Band, deren „Aufwärm-Programm“ mit
ihren zahlreichen Instrumenten schon sehr vielversprechend geklungen hat. Nix
mit Bumm-Bumm, sondern italienische Lieder mit leicht orientalischem Einschlag,
in jedem Fall aber Könner. Das Konzert hat dann um ca. 22 Uhr begonnen und die
ca. zwei Stunden Musik waren sehr unterhaltsam, wir haben im Freien auf unseren
Liegen zugehört, Gernot ist dabei sogar eingeschlafen. Dann begann es leicht zu
regnen, Ilse hat schnell alles brav weggeräumt und ganz zum Schluss wurde auch
Gernot ins Innere verfrachtet. Den ziemlich heftigen Sturm in der Nacht hat er
dann gar nicht mehr mitgekriegt …
Donnerstag, 11. September 2025
Heute würde unser lieber Freund Wolfgang seinen
70. Geburtstag feiern, leider ist er vor fast 10 Jahren plötzlich verstorben.
So fängt dieser Tag eigentlich schon mit trüben Gedanken an, vor allem Gernot
ist nicht besonders gut drauf. Das gibt’s manchmal. Das Wetter ist prinzipiell
schön, schon vor 9 Uhr hat es gut 29 Grad, wir werden aber trotzdem nicht
ausfahren. Stattdessen schreibt Gernot bis in den Nachmittag hinein unseren
Blog weiter, Ilse liest. Zwischendurch gehen wir uns immer wieder mal abduschen,
sodass sich auch die drückenden Stunden am Nachmittag, 33 Grad wird es gehabt
haben, locker aushalten lassen. Allerdings sollte das jetzt einer der
allerletzten heißen Tage gewesen sein, sowohl in ganz Süditalien, als auch auf
Sizilien wird es kaum mal mehr über die 30er Marke gehen. Die Hitze ist zwar
aus Italien noch nicht vollständig verschwunden, aber derzeit ist es vor allem
in Apulien besonders warm, da gehen die Temperaturen immer noch rauf bis 35
Grad. Passt, in die Gegend kommen wir eh erst in einigen Wochen 😊. Ilse hat den Betreibern hier schon gestern von
unserem Blog erzählt und sowohl der Patrone selber, als auch seine Tochter
lesen schon eifrig darin. Der Patrone hat unseren Blog in der italienischen
Version auf seinem Handy (immerhin weit über 4.000.000 Zeichen und tausende
Fotos 😊), die Tochter liest ihn im Original, denn sie
hat in Perugia am Goethe-Institut Deutsch studiert. Es wird dann 19 Uhr und
erneut pilgern wir erwartungsfroh ins Restaurant hinauf, die aushängende
Tageskarte hat uns schon seit Stunden den Mund wässrig gemacht. Und so kriegt
Gernot als Vorspeise gebackene Sardellen serviert, als Hauptgang lässt er sich
ein Steak vom Schwertfisch bringen, dazu Pommes, das labt ausreichend 😊. Ilse bestellt sich „Rigatoni con Guanciale“,
das ist eine Pasta mit diesem speziellen, italienischen Speck. Wieder hat alles
derartig gut geschmeckt, dass wir einfach nicht von diesem Platz loskommen und
noch bis mindestens Samstag hierbleiben. Es passt einfach alles und das
Restaurant ist ja fast schon unüberbietbar gut. Den Spätabend haben wir wie
immer vor unserem WoMo verbracht, haben uns ein bisschen von den Stechmücken
sekkieren lassen, ehe wir ins Innere umgezogen sind. Gute Nacht.
Freitag, 12. September 2025 Der Tag beginnt wie immer mit einem Käffchen und
wieder freuen wir uns kindisch, dass es schon nach einer knappen Viertelstunde
heiß aus unseren Tassen dampft. Manchmal sind wir ganz, ganz leicht
zufriedenzustellen. Morgen werden wir auf die Insel Sizilien übersetzen, Ilse
ist schon mit einer groben Planung beschäftigt. Vor 10 Jahren haben wir die
Insel im Prinzip gegen den Uhrzeigersinn bereist, diesmal machen wir es
umgekehrt. Von unserem lieben Freund Andreas aus Hamburg haben wir uns
wertvolle Tipps über Campingplätze mit gutem Restaurant informiert, er war ja
erst im vergangenen Jahr mit seiner Tochter hier. Jetzt wissen zumindest schon,
welchen Platz auf Sizilien wir zuerst anfahren werden. Aber noch ist es nicht
so weit, noch sind wir am „Camping Sambalone“ bei Tropea. Am späten Vormittag
gönnen wir uns einen Doppio und ein Fanta in der Strandbar und schauen zur
Insel Stromboli rüber.

Der Vulkan ist eindeutig aktiv, zwar sehen wir keine
Lava oder so, aber es sind deutliche Rauchschwaden zu sehen. Gernot hat sich ja
vor ein paar Tagen gegenüber deutschen Campern fast ein wenig blamiert als er
behauptet hat, der Stromboli würde jeden Tag ausbrechen und das seit hunderten
Jahren. Da wurde er nicht ernst genommen und es hat geheißen, er würde wohl
alles glauben. Doch weil das nicht stimmt, hat Gernot heute mal ChatGPT über
die Aktivität des Vulkanes Stromboli befragt. Hier die kurz zusammengefasste
Antwort, die übrigens in weniger als 1 Sekunde gekommen ist: Also, der
Stromboli bricht nicht, wie Gernot behauptet hat, jeden Tag aus, sondern
mehrmals pro Stunde. Und das seit vielen Jahrhunderten, deshalb wird er auch
„Leuchtturm des Mittelmeers“ genannt. Er gilt als aktivster Vulkan der Welt und
weil er derart häufig ausbricht, können die Anbieter von Touristen-Bootsfahrten
zum Vulkan, sichtbare Eruptionen zu 100 Prozent garantieren. Na schau, so
unrecht hat Gernot also gar nicht gehabt 😊. Übrigens, fotografieren haben sich die für uns
sichtbaren Rauchschwaden nicht lassen, es war einfach eine Spur zu trübe. Wurscht,
wir haben den ersten aktiven Vulkan auf unserer Reise gesehen, denn der Ätna
auf Sizilien ist ja auch gerade ziemlich mit Rauchen beschäftigt. Und rein
zufällig bietet unser erster Campingplatz auf der Insel einen direkten Blick
auf den aktiven Ätna, das hat Ilse mal wieder wunderbar ausgecheckt. Am frühen
Nachmittag, wir haben mal wieder einen Pasch gemacht, da steht plötzlich der
Patrone mit seiner Frau neben uns. Er wollte wissen, was es denn mit einem
„Pasch“ auf sich hat, von dem im Blog ja immer wieder zu lesen ist und für das
Google garantiert keine taugliche Übersetzung liefern kann 😊. Jetzt weiß er, dass es sich dabei um ein
Würfelspiel handelt und nach einem erleichterten „Ahhh“ hat er sich wieder
verabschiedet. Nach dem Pasch ist manchmal vor dem Pasch 😊 und so ist es gemütlich Abend geworden. Kurz vor
Einbruch der Dämmerung haben wir die Vespa aufgeladen und nach einer
erfrischenden Dusche sind wir im Restaurant zu Tisch geschritten. Wie jeden Tag
waren wir die allerersten Gäste 😊 und heute ist das Tagesangebot besonders
verlockend. Als wüsste man, dass das unser letztes Abendessen hier sein wird.
Ilse hat eine ausgezeichnete „Lasagne Bolognese“ genossen und für Gernot
öffnete sich überhaupt ein lukullisches Paradies. Als Vorspeise kam ein
„Antipasto misto di mare“ daher, wie er es noch nie am Teller hatte. Wieder
waren einige gebackene Sardellen dabei, dazu mehrere, mit einem extrem guten
Pesto gefüllte Muscheln, kalte Stücke vom marinierten Tintenfisch und noch
gebackene Muscheln obendrein. Und das alles als Vorspeise wohlgemerkt 😊. Unfassbar aber war, dass der Hauptgang diesen
fulminanten ersten Gang gar noch toppen konnte – aber das „Risotto ai granchio
blu“ war wirklich unvergleichlich gut. Die Blaukrabbe war vom Geschmack her
derart intensiv, so was hat Gernot weder bei Krebsen, Hummer oder Langusten
jemals erlebt. Einfach nur einzigartig und wie wir dann später eine Rezension
des Restaurants verfasst haben, da bedauerten wir aufrichtig, dass man nur 5
von 5 Sternen vergeben kann. Ganz ehrlich – in Österreich würden wir gerne
einmal ein Hauben-Lokal besuchen, welches derartige
Meeresfrüchte-Köstlichkeiten zusammenbringt, man wird wohl sehr lange danach
suchen müssen. Bis jetzt haben wir übrigens nur einmal außerhalb Italiens
phantastische Meeresfrüchte-Antipasti genossen – und das ausgerechnet bei einer
abendlichen Schifffahrt auf dem Tiroler Achensee 😊. Wie wir uns dann später vor dem WoMo noch mit
kühlen Drinks verwöhnt haben, da bedauerten wir ein wenig, dass wir morgen von
hier abfahren werden. Aber es zieht uns halt einfach wieder weiter, wir sind
nun mal Nomaden. Aber diesen Campingplatz werden wir sicher nie vergessen,
Grazie mille per tutti! Samstag, 13. September 2025 An Abreisetagen stehen wir gewöhnlich früh auf,
so auch heute. Bereits kurz nach 8 Uhr blubberte unser Wasserkocher und nach
dem Duschen als auch unsere letzte Habe an ihrem Platz verstaut war, fuhren
wir von diesem sehr liebgewonnenen Platz ab. Ob wir noch einmal auf dieser
Reise so gut essen werden? Nun ja, wir haben immerhin Manfredonia mit seinem
„Lido Salpi“ und Vieste mit seinem „Camping Molinella“ am Plan. Und dass man
auf diesen Plätzen sehr gut essen kann, das wissen wir bereits von unzähligen Besuchen
😊. Und außerdem, hoffen darf man immer, wir hätten
ja auch nach dem „L’Cavatappi“ in Mugello nicht geglaubt, so schnell ein
vergleichbar gutes Restaurant auf einem Campingplatz zu finden. So, genug jetzt
vom Essen – Sizilien, wir kommen! Um 9 Uhr 20 sagen wir endgültig „Ciao bella
Camping Sambalone“ und machen uns auf den Weg in Richtung Autostrada. Dieser
Weg zieht sich und er zieht sich viele Kilometer über eine sehr kurvenreiche
Strecke, auf der es fast nur bergauf geht. Da muss sich Schneckchen mal wieder
ein wenig plagen, aber als erfahrene Bergziege meistert sie diese Prüfung
erwartungsgemäß mit Bravour. Es werden letztendlich wohl mehr als 30 Kilometer
Fahrt auf teils katastrophalen Bundesstraßen gewesen sein, ehe wir endlich auf
die Autobahn wechseln konnten.
Was für eine Wohltat, jetzt mussten wir nur mehr
ein, zwei Schlaglöchern pro Kilometer ausweichen, kurz zuvor waren es gefühlt
zwei Löcher pro Meter. Zweimal fahren wir für eine kurze Rast auf einen
Parkplatz, trinken den restlichen Frühstückskaffee und die Ausfahrt „Villa San
Giovanni“ fliegt uns nur so entgegen. Die letzten 20 Kilometer dorthin führt
die Autobahn fast ausschließlich durch Tunnel, manchmal sind mehrere
hintereinander nur durch eine 50 Meter lange Brücke getrennt. Hier herunten
geht kein Stück Autobahn mehr über festen Boden, nur Brücken oder Tunnel. Bei
der Ausfahrt Villa San Giovanni ist schon der Hafen ausgeschildert und jetzt
wurde es ein wenig spannend, weil wir keine Tickets reserviert haben. Aber
Gernot hat darauf spekuliert, dass an einem Samstagmittag auf den Fähren nach
Sizilien nicht allzu viel los sein sollte – erstens ist längst touristische
Nachsaison und zweitens sind die zahlreichen Festland-Pendler wohl schon seit
gestern Abend bei ihren Familien. Und siehe da – es wurde so unkompliziert, wie
wir uns das gar nicht erhofft hatten. Zuerst hatten wir die Wahl zwischen
mehreren Fahrspuren, Ilse wählten die der „Blue Ferries“, das ist der größte
Anbieter. 

Wir sind 30 Meter neben dem Ticketschalter stehengeblieben, der
Kaufprozess dauerte keine Minute und wir bezahlten für die Überfahrt nach
Messina um 9 Euro weniger als vor 10 Jahren. Ohne jegliche Verzögerung wurden
wir samt unserem Nasenbären an Bord gelotst – diese Fähre ist übrigens x-fach
größer als jene, die wir damals benutzt hatten. Wir nahmen am Oberdeck Platz,
die strahlende Sonne störte gar nicht – trotzdem hat uns Ilse zur Vorsicht noch
Getränke aus dem WoMo Kühlschrank raufgeholt. Kaum zehn Minuten später sind wir
schon losgefahren, etwas unangenehm war das Geräusch der Motoren der Fähren,
denn die erzeugten einen fast schon schmerzhaften, extrem tiefen Brummton. Das
änderte sich die ganze Fahrt über nicht, aber erstens gewöhnte man sich ein
bisschen daran und zweitens war das für diese 20 Minuten eh auszuhalten.
Trotzdem waren wir sehr froh, als wir endlich in den Fährhafen von Messina
eingelaufen sind. Die Ausschiffung erfolgte dann mehr oder weniger blitzartig
und wir stauten uns danach ein paar Minuten lang durch die Innenstadt.
Faszinierend war dabei wieder einmal das Verhalten der italienischen
Autofahrer, denn natürlich wurde die ganze Kolonne gleich mehrmals frech
überholt und beim bewährten Reißverschlusssystem“ ist in Italien sowieso „Ende
Gelände“, das kapieren sie einfach nicht. Und darum gibt es auch in ganz
Italien keine Rettungsgasse – nirgendwo. Ziemlich einzigartig in Europa. Aber
natürlich sind wir trotzdem irgendwann zur Autostrada gekommen, bei der sehr
steilen Auffahrt verzweifelten die Autofahrer hinter uns mal wieder vollkommen
und sahen sich wohl allesamt zu spät zu Mamas Pasta zu kommen 😊. Und weil ein altes Wohnmobil, das mit 40 km/h
bei vorgeschriebenen 40 km/h dahinzuckelt, für den Normalbürger hierzulande
eine reine Provokation darstellt, wurden wir bei dieser Auffahrt gleich
mehrmals über eine Sperrfläche überholt, demonstrativ mit über 100. Aber, das
Jammern über die Idioten am Volant ist keine Marotte von uns, in den Gesprächen
mit anderen Campern ist das eines der Hauptthemen. Die Autobahn führt von
Messina genauso weg, wie sie in Villa San Giovanni geendet hat – nahezu
ausschließlich durch Tunnels und über Brücken. 

Und das auch über 20, 30
Kilometer weit. Dann kommen wir in die Gegend, wo wir vor zehn Jahren gecampt
hatten, einer der Tunnel nennt sich Letojanni, gleich in der Nähe befindet sich
der „Camping Paradiso“. Wir passieren auch die Ausfahrt „Taormina“, das sind
wir damals auf die Autobahn in Richtung Messina aufgefahren. Heute liegt unser
Ziel weiter südlich und nach weiteren 20 Kilometern wechseln wir bei Fiumefreddo,
was wir mit „Kalter Rauch“ übersetzen, auf eine Provinzstraße. Nach der
Durchfahrt mehrerer Dörfer biegen wir bei einem Hinweisschild zu unserem
Campingplatz ab, möglicherweise etwas zu früh. Wurscht, eine unfassbar
schlechte Straße hätten wir auch aus der anderen Richtung her bewältigen
müssen, sie besteht ausschließlich aus Schlaglöchern, das ist nicht ein
einziger Meter heil. Muss man hinnehmen, aber im Wohnmobil scheppert es, dass
es eine Art hat 😊. Heilfroh über unsere Ankunft fahren wir um exakt
13 Uhr 29 beim „Camping Mokambo“ zu und werden von einem Angestellten begrüßt.
Die Rezeption hat Mittagspause, wir können uns frei irgendeinen Platz aussuchen
und dann später am Nachmittag anmelden. Das gefällt uns und schon nach einem
kurzen Rundgang ist unser Aufenthaltsort für die nächsten Tage fixiert. Wir
stehen den ganzen Tag über im tiefsten Schatten teils uralter Bäume, die beiden
Sanitärgebäude sind betagt, aber nutzvoll genug und vor allem – es gibt ein
Restaurant am Platz, das gute Rezensionen aufzuweisen hat. Blitzartig wie immer
sind wir eingerichtet und kaum eine Viertelstunde nach unserer Ankunft sitzen
wir schon neben der abgeladenen Vespa in unseren Stühlen. Der Ätna zeigt sich
wegen einer dicken Wolkendecke nicht, dafür brennt es gleich an mehreren
Stellen an den Hängen gegenüber. Die Feuer gehen nach Stunden offenbar von
selber aus und wir schauen mal zum Meer rüber. Das liegt nur wenige Meter
entfernt und in einer Strandbar gönnen wir uns ein Käffchen. Der Espresso
kostet hier tatsächlich nur 80 Cent, das macht uns echt ein wenig sprachlos.
Aber eben nur wenig und Gernot nimmt sich gleich einen Doppio 😊. Gegen 15 Uhr melden wir uns dann an und weil es
bis zum Abendessen noch etwas dauert, fahren wir mit der Vespa zu einem
nahegelegenen großen „Conad“ Supermarkt. Vorher reservieren wir zur Vorsicht
zwei Plätze im Restaurant, wer weiß, bei den guten Rezensionen kommen
möglicherweise auch Gäste von außerhalb. Der Weg zum „in der Nähe“ befindlichen
Supermarkt entpuppte sich dann als eine Art Mini-Expedition, denn wir finden
ihn schlicht und ergreifend nicht. Dabei sind wir gleich mehrmals an einem
Schild vorbeigekommen, das uns den „Parkplatz beim Conad“ angezeigt hat – aber
der Richtungspfeil führte uns gleich mehrmals in die Irre. Irgendwo im
Häusermeer hat Ilse dann noch einmal Google befragt und ein paar hundert Meter
war dann endlich der heißersehnte „Conad“ gefunden. Viel haben wir nicht
gekauft, das Peroni Bier war im Angebot, drei 0,66 L Flaschen kamen mit. Dazu
ein paar Frucht- bzw. Schokojoghurts, eine Mini-Dose Sardellen und Gernots
geliebte Dattarini-Tomaten. Den Weg zurück zum Platz haben wir dann gleich
gefunden, die Straße ist derart schlecht, dass man den Roller auch bei nur 30
km/h kaum auf der Straße halten kann. Schon nach zwei Kilometern fangen da die
Arme an zu schmerzen, weil der Lenker mit aller Kraft festgehalten werden muss.
Endlich gut am Platz angekommen, belohnten wir uns für die Strapazen des
Einkaufs mit kühlen Drinks und harrten dem Abendessen entgegen. Um 19 Uhr sind
wir dann zu Tisch geschritten – zum Glück hatten wir reserviert. Denn im Zuge
unseres Abendessens wurden gleich mehrmals Gäste abgewiesen, übrigens allesamt
Camper. Da schaust dann echt blöd aus der Wäsche … Ilse hat sich heute mal
wieder ihre „Scaloppine in Vino Bianco“ gegönnt dazu „ein Glas Rotwein“,
welches dann zur Vorsicht in der Viertelliter-Karaffe gekommen ist. Die zwei
Achtel Wein sind dann mit schlanken 2,50 auf der Rechnung gestanden. Gernot
bestellte sich als „Primo Piatti“ eine Portion „Spaghetti Carbonara“ – eine
Vorspeise also. Es sind dann aber sage und schreibe ein Kilo (!!) Nudeln
aufgetischt worden, ungelogen, wir haben eh ein Foto gemacht. Natürlich kann
das kein normaler Mensch aufessen, noch dazu als Vorspeise. Und wie Gernot so vor
sich hin überlegt, wie er denn auf Italienisch „das Essen war sehr gut, aber
leider viel zu viel“ seinen halbvoll zurückgehenden Teller rechtfertigen solle,
wurde der Haufen der delikaten Pasta immer kleiner und kleiner. Und schließlich
packte Gernot sogar noch ein wenig der Ehrgeiz und er hat die gigantische
Portion restlos aufgegessen. Und das, obwohl noch die als Hauptspeise
bestellten „Calamari Fritte“ auf ihn warteten. Aber das bisserl Meeresfrüchte
geht immer, das flutscht, kein Problem. War es dann auch nicht, aber mit dem
letzten Ringerl musste Gernot fast schon kämpfen. Vollkommen gesättigt sind wir
gerade noch zum WoMo gekommen, schnell noch ein Gute-Nacht-Drink und keine
halbe Stunde später werden wir wohl schon in unseren Betten gelegen haben, aber
keiner von uns hat auf die Uhr geschaut. Sonntag, 14. September 2025 Wir lassen uns heute lange Zeit mit dem aktiven
Erwachen, erst gegen 9 Uhr werfen wir unseren Wasserkocher an. Schau an, dem
Stromverteiler am Platz sind die 700 Watt des Gerätes zu stark und es haut uns
gleich mehrmals die Sicherungen am Stromkasten raus. Wir schaffen es aber
trotzdem irgendwie, allerdings müssen wir mehrmals die Sicherung wieder
„hochklappen“. Danach gilt unser erstes Interesse dem Ätna, dazu müssen wir nur
20 Meter neben unser WoMo treten, am Platz versperren uns Palmen den Ausblick.
Zum Glück, denn jetzt am Morgen sehen wir, dass wir tatsächlich den ganzen Tag
über im Schatten stehen werden. Super! Der Ätna zeigt sich heute von seiner
schönsten Pracht und er hört sich weit aktiver an als gestern, den ganzen Tag
über grummelt er vor sich hin und stößt richtig große Rauchwolken aus seinen
Kratern. Wir verbringen einen völlig relaxten Tag am Platz, gehen in eines der
betagten Waschhäuser duschen und paschen vor uns hin. Zwischendurch kommen wir
mit einer Österreicherin aus Hallein ins Gespräch – sie und ihr Mann paschen
auch. Auch sie spielen das System „Besserer Wurf“ und auch die Salzburger haben
die Regeln im Lauf der Jahre so verändert, dass ein Match andauernd spannend
bleibt. Genau wie bei uns und wir sind uns sehr schnell einig, dass ein Pasch
beim Campen wohl eine der besten Varianten eines Spieles ist 😊.

Wir haben dann geduldig auf die Essenzeit
gewartet; Gernot ist dann extra noch einmal duschen gegangen, damit wir nicht
schon wieder als erste Gäste „auf der Matte“ stehen. Natürlich war es dann bei
unserem Eintritt trotzdem erst 19 Uhr 01 und genauso natürlich waren wir wieder
die ersten Gäste. Ilse hat heute einen vegetarischen Tag eingelegt, mit
„Verdure grigliata con Patatine fritte“, also gegrilltes Gemüse mit Pommes.
Gernot hat sich eine formidable „Pizza Quattro Formaggi“ bestellt, mit extra
Sardellen. Das war erneut ein sehr gutes Abendessen und gegen Ende haben wir
uns mit dem Ehepaar neben uns unterhalten. Die sind ein ausnehmend
sympathisches Paar aus der Hamburger Gegend, Petra und Jürgen sind mit 70 bzw.
73 Jahren etwas älter als wir, aber wir verstehen uns auf Anhieb blendend.
Interessant wurde es dann, als Gernot fragte, wie lange sie denn schon
unterwegs seien und wie lange ihre Reise mit dem Eriba-Wohnwagen noch dauern
würde, denn da kam als Antwort: „Wir sind seit 2021 unterwegs, während der
Pandemie haben wir unsere zwei Häuser verkauft und wir werden solange auf
Reisen sein, wie es gesundheitlich geht.“ Na Bumm – echte Nomaden. Und mit
einer derart authentischen Art, dass man nur den Hut ziehen kann. Jürgen und
Petra geben ein Paradebeispiel von Campingbegeisterten ab, die sich tatsächlich
ein „Global Living“ als Lebensentwurf gewählt haben. Chapeau! Wir sind an
diesem Abend noch lange im Restaurant zusammengesessen, haben aus unseren Leben
erzählt und eine super Zeit gehabt. Jürgen hat eine außergewöhnlich liebe Art,
auch Petra natürlich, und sie sind beide ziemlich verrückt. So wollten sie
einmal unbedingt Malta sehen, haben in Sizilien ihren Kastenwagen und den Eriba
geparkt und sind mit der Fähre zur Insel rüber geschippert. Doch sie fanden
Malta eher trostlos und viel zu heiß, also retour nach Sizilien. Dort
angekommen, war es Jürgen auch hier viel zu viel Hochsommer und er meinte nur:
„Lass uns nach Norwegen fahren, da ist es sicher kühler.“ Und sie haben sich
dann gleich auf die wochenlange und 6.000 Kilometer lange Reise begeben, nur um
am Nordkap festzustellen, dass es auch dort beinahe 30 Grad gehabt hat 😊. Wie gesagt, zwei verrückte Camper, aber im
allerpositivsten Sinn. Wir haben dann noch zwei Runden Limoncelli gekippt und
es wird kurz vor 23 Uhr gewesen sein, wie wir Vier zu unseren Häuschen
zurückschlurften. Petra und Jürgen haben sich übrigens trotz Wohn- und
Kastenwagen einen kleinen Bungalow gemietet – nur zum Kochen und wegen der
Toilette, schlafen tun sie ausnahmslos im Eriba 😊. Montag, 15. September 2025 Wir haben heute früh sogar den Kühlschrank vom
Stromnetz genommen, damit der Wasserkocher seine 700 Watt voll entfalten kann.
Und tatsächlich hat die Sicherung am Stromkasten nicht ganz so oft abgeschaltet
und der Kaffee dampfte bald in unseren Tassen. Heute werden wir mit der Vespa
ausfahren, ohne Ziel, irgendwo die Berge in Richtung Ätna hinauf. Aber nicht
zum Vulkan selber, da waren wir schon und wir würden da oben wohl nur im
Ascheregen stehen. Denn heute ist vulkantechnisch wirklich was los, hunderte Meter
hoch stehen die Rauchwolken über dem Ätna. Da will man sich als Zaungast nicht
unnötig aufdrängen. So gegen 10 Uhr 30 werden wir vom Campingplatz
losgeknattert sein, zuerst nach Mascali rüber. Der Weg dorthin ist wirklich ein
Alptraum, manchmal fährt die ganze Horde auf der falschen Straßenseite, um den
ärgsten Schlaglöchern zu entgehen. Im Ort selber ist dann Stopp-and-Go
angesagt, mit der Vespa fürchten wir aber keine Kolonnen, weil wir sie meist
einfach überholen 😊. Schließlich biegen wir nach Nunziata ab und
sind nach wenigen hundert Metern beinahe alleine unterwegs. Die Straße schraubt
sich höher und immer höher hinauf, bald liegt das blaue Meer tief unter uns und
wir sehen kilometerweit bis nach Taormina hinüber.
So wunderbar die Gegend auf
uns wirkt, so peinlich ist der weggeworfene Hausmüll, der links und rechts die
Straße säumt. Säckeweise wird alles Mögliche einfach aus dem Auto geworfen und
es steht zu befürchten, dass sich das auch in Zukunft nicht ändern wird. Zwar
sind seit kurzem die Strafen für illegale Müllentsorgung auf bis zu 18.000 Euro
angehoben worden, aber solange das nicht exekutiert wird, fürchten sich die
Müllfrevler nicht davor. Wie beim Autofahren – 120 bei erlaubten 50 sind ganz
normal, wenngleich die Strafen dafür astronomisch wären und auch das Fahrzeug
eingezogen würde. Aber – wie beim hirnlosen Rasen werden wohl auch bei der
illegalen Müllentsorgung nur Touristen Strafe bezahlen, wie z.B. 300 Euro für
das achtlose Wegwerfen einer Zigarette … Wurscht, wir müssen hier ja nicht
leben und könnten das auch nicht. Wir finden dann eine kleine Ausweiche im
Schatten und im Gestank der Müllhalden versuchen wir die wunderbare Aussicht zu
genießen. Wir kommen dann über die Weiler Vena und Presa nach Linguaglossa, das
ist einer der größeren Orte her und seinen Namen übersetzen wir als „Glänzende
Zunge“. Wir machen Halt an einer Cafeteria in einem kleinen Park und bestellen
Espresso und Doppio. Wir sind eigentlich allein, aber nach und nach treffen
weitere Gäste ein. Und jeder einzelne wird demonstrativ vor uns bedient, bis es
uns zu blöd wird. Wir stehen auf und gehen, jetzt ist es dem Bediensteten
offenbar peinlich, er verspricht uns sofort unsere Kaffees. Aber wir winken nur
ab, wir sind nicht die großen Freunde von benachteiligender Behandlung 😊. Schon bei der Herfahrt hat Ilse ein Geschäft
entdeckt, welches Bodenbeläge in großen Rollen anbietet. Wir bräuchten so etwas
durchaus für unser Badezimmer im WoMo, die alte Matte ist schon vor vielen
Jahren gekauft worden. Schnell ist ein Meter davon heruntergeschnitten und das
typisch, sizilianische Muster gefällt uns sehr gut. Dann darf auch noch eine
große Flasche Anti-Ameisen-Spray mitkommen, denn die Biester tummeln sich zu
tausenden auf unserem Stellplatz. Heute hatten wir zum ersten Mal seit Sorrento
vor 10 Jahren einen Ameisenangriff im WoMo, da waren wir allerdings selber
schuld. Ein zum Salamischneiden benutztes Brettchen war ungewaschen im WoMo
zurückgeblieben und sogleich von, sicherlich über 100, kleinen, roten Ameisen
übersät. Gernot hat sie sofort (lebend!) entsorgt – wie durch ein Wunder haben
wir danach kein einziges Insekt mehr aufgespürt. Und wir haben ganz genau
nachgeschaut 😊. Wir haben ja beim Einchecken von der
Rezeptionistin einen Becher Ameisengift bekommen, das haben wir um die Reifen
und aufs Stromkabel geschüttet. Jetzt haben wir noch den Spray zusätzlich, das
sollte uns nun die Plagegeister weitgehend fernhalten. Nach dem Kauf des
Bodenbelages stand noch der Kauf von Espresso und Doppio an – nach einem Kaffee
musst du in Italien nicht lange suchen. Wir parkten uns vor einem Lokal mit dem
schönen Namen „Ristorante Tradizionie Siciliana“ ein, hier hätte man sicherlich
auch sehr gut speisen können, denn das Lokal war gut gefüllt mit lauter
Einheimischen. Die beiden Caffe‘ waren erwartungsgemäß ausgezeichnet und
zufrieden cruisten wir zurück in Richtung Fiumefredda. Dort haben wir dem
„Conad“ noch ein paar Flaschen Bier abgekauft und – zur Überbrückung bis zum
Abendessen – eine Packung „TUC-Kekse“. Am Campingplatz haben wir dann erstmal
eine kleine Rast eingelegt, auch wenn wir nur 62 Kilometer weit unterwegs
waren, hat das ewige rauf, runter, links, rechts doch etwas geschlaucht. Um 19
Uhr haben wir uns dann wieder im Restaurant kulinarisch verwöhnen lassen – Ilse
hat sich eine „Pizza Margherita“ einverleibt und Gernot wusste gestern schon,
dass er nicht am „Schwertfisch mit Pommes“ vorbeikommen würde. Petra und Jürgen
haben heute selber gekocht, aber nach dem Abendessen sind wir mit Bier, Wein
und Limoncello zu den beiden rüber. Dort haben wir auf der Terrasse ihres
Bungalows einen weiteren, netten und feuchtfröhlichen Abend verbracht, die
beiden „Nordlichter“ sind wirklich außergewöhnlich coole Leute. Vielleicht
erzählen sie uns morgen, was sie beruflich so gemacht haben, bislang ist das
noch nicht Thema gewesen, es würde uns aber schon sehr interessieren –
neugierig wie wir sind 😊. Dienstag, 16. September 2025 Das Kaffeemachen wird mit jedem Tag einfacher,
heute haben wir nach dem ersten Blackout unser Kabel einfach in eine andere
Buchse gesteckt und konnten ungehindert das Wasser aufkochen. Gernot hat danach
ein wenige Blog geschrieben und Ilse hat akribisch genau unser WoMo gesäubert,
der Ameisen-Einfall lässt ihr natürlich keine Ruhe. Es ist aber tatsächlich
nicht einmal mehr ein Einzelstück oder ein Nachzügler aufgetaucht, die sind
alle wieder weg. Passt, unser Protest dagegen hält sich in äußerst engen Grenzen
😊. Danach hat Ilse den gestern gekauften
Bodenbelag verlegt, er kommt aber mangels Größe nicht ins Badezimmer, sondern
unter den Tisch im Heck. Der alte dort hat eh längst ausgedient, der neue Belag
schaut wirklich gut aus. Wie wir erfahren haben, bleibt das Restaurant heute
geschlossen – die Seniorchefin feiert ihren 70er, das ist mal ein richtiges
Motiv. Kein Problem, ein Essen mit italienischen Spezereien aus dem eigenen
Kühlschrank ist schließlich auch nicht zu verachten. Noch vor Mittag brechen
wir zu einer Moped-Tour auf, wieder in die Berge natürlich. Eine ungefähre
Richtung wissen wir, Ilse hat sich auf einem Zettel ein paar Ortsnamen notiert,
das sollte reichen. Als erstes fahren wir nach Mascali und danach ins
benachbarte Giarre. Wir haben beinahe kein Bargeld mehr, also müssen wir
Ausschau nach einer „Money-Machine“ halten. Wir sind auf unserem Konto mit 6
Euro 74 im Minus 😊, was uns grundsätzlich noch nicht nervös macht,
vor allem nicht bei einem Überziehungsrahmen von 5.000 Euro. Aber – theoretisch
könnte es sein, dass ein ausländischer Bankomat bei einem Minusstand nix mehr
auszahlt, also haben wir Ilses Schwester gebeten, uns zur Vorsicht 400 Euro zu
überweisen. Der Bankomat in Giarre hat dann aber eh brav die gewünschten 400
ausgegeben, Minus hin oder her. Frisch begeldet haben wir dann unsere Fahrt
fortgesetzt und mitten in Giarre sind wir rechts abgebogen und den
Hinweisschildern nach Milo gefolgt. Das kleine Bergdorf ist in ganz Italien und
darüber hinaus berühmt, auch weil der Sänger und Liedermacher Lucio Dalla hier
alljährlich seinen Sommerurlaub verbracht hat. Und deshalb steht in Milo auch
eine lebensgroße Bronzeskulptur des Künstlers, neben einem Klavier stehend, an
dem sein Freund Franco Battiato spielt, ebenfalls ein berühmter Musiker. Ein
wahrlich beeindruckendes Denkmal und wir haben es ausführlich bewundert. Ebenso
wie den phantastischen Ausblick auf das tiefblaue Meer, welches sich unter uns
bis zum Horizont hin ausbreitet. Ein Traum! Wir müssen uns von dieser Szenerie
fast schon mit Gewalt losreißen, aber unsere Vespa wartet. Unser nächstes Ziel
ist Sant‘ Alfio und das hat als Besonderheit einen sehr großen und sehr alten
Baum anzubieten. Ganz ehrlich gesagt – so besonders verlockend hat das für uns
nicht geklungen, aber in Sant’ Alfio angekommen, sind wir doch den
Hinweisschildern zur „Castania dei cento Cavalle“ gefolgt, also zur „Kastanie
der hundert Pferde“. Ilse hat gestern schon im Internet recherchiert, dass die
Legende besagt, dass die Königin von Aragon mit ihrem Gefolge – und eben
mitsamt 100 Pferden – unter dieser großen Kastanie Schutz vor einem schweren
Gewitter gesucht und auch gefunden hätte. Also dann muss der Baum wirklich groß
sein 😊. In der Nähe des Naturdenkmales befindet sich
ein netter Parkplatz mit einer noch netteren Cafeteria, dort ließen wir unser
Moped ein wenig ausschnaufen und sind die letzten 300 Meter zum Baum zu Fuß
hingegangen. Und was wir dort in den folgenden 30 Minuten erlebten, das hätten
wir niemals erwartet. Das ganze Areal rund um den Baum ist abgesperrt und am
Eingang trafen wir auf einen Mann. Der hat uns gleich nach unserer Herkunft
gefragt und dann ein recht gutes Deutsch ausgepackt. Er war mit der Herstellung
von Ketten-Anhängern und dem Schnitzen von kleinen Tierskulpturen beschäftigt,
für das er das abgeworfene Totholz des Kastanienbaumes verwendete. Wir haben
ihm sofort eine kleine Eule abgekauft, die ist offenbar exakt einer
Zwergohreule nachgebildet, wir haben natürlich nicht einmal nach dem Preis der
kleinen Kunstwerkes gefragt (eh nur 15 Euro). Und dann hat der Mann sein Wissen
über die Kastanie mit uns geteilt – und zwar mit einer Leidenschaft und einer
Freude, dass es wirklich mitreißend war. Die Kastanie ist über 4.000 Jahre alt
und damit der älteste Baum der Welt, der noch Früchte trägt. So wurden
vergangenes Jahr 500 Kilogramm Edelkastanien geerntet. Die Kastanie hat einen
Umfang von – seinen Angaben nach – 62 Metern und ist damit der dickste Baum der
Welt, auch wenn die Angaben diesbezüglich variieren. Aber auch wenn man die geringste
Schätzung des Umfangs annimmt, so beträgt dieser immer noch 53 Meter, der
zweitdickste Baum der Welt misst nur 37 Meter. Die Kastanie besteht zwar
optisch aus vier mächtigen Stämmen, aber DNA-Proben aus 30 Metern Tiefe haben
ergeben, dass es nur eine gemeinsame Wurzel gibt. Der überaus nette und sehr
redselige Mann ist dann das ganze Naturdenkmal mit uns abgeschritten und hat
uns „Phantasie-Bilder“ gezeigt, die sich in der alten Rinde abbilden: Ein
Hirsch mit Geweih, ein Löwe, ein Krokodil, ein Bärenkopf, ein Raubvogel, der
„Schrei“ von E. Munch, das Ying/Yang-Zeichen, ja sogar ein Bildnis von Jesus
Christus. Ilse hat alle Gebilde fotografiert und unser Führer war ganz
begeistert, dass Ilse jedes Motiv perfekt in Szene setzen konnte. Was für eine lässige
Führung, was für ein tolles Erlebnis. Und das für je 1 Euro (!!)
Eintrittsgebühr. Genau das sind die Sachen, die uns am meisten Spaß machen –
wenn wir etwas Wunderbares erleben, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet
hatten. Direkt beseelt sind wir dann die paar hundert Meter zur Cafeteria
zurückflaniert und haben uns dort Käffchen und Fanta gegönnt. Anschließend sind
wir wieder auf Meereshöhe runtergefahren, haben in Giarre bei „Conad“ noch ein
paar Sachen gekauft (Milch, Salami und Brot), um unser heutiges Abendessen
weiter abzusichern. Am Campingplatz war dann ein wenig Ruhe angesagt, heute
waren wir übrigens gar nur 43 Kilometer weit unterwegs, der Erlebnisfülle nach
sind uns die aber wie 100 vorgekommen. Nach einem Pasch haben wir, gerade noch vor
Einbruch der Dämmerung, die Vespa aufgelegt, ein untrügliches Zeichen dafür,
dass es morgen wieder weitergeht. Wir waren dann gerade beim Abendessen mit
Salami, Parmesan, Tomaten und Sardellen, da sind Petra und Jürgen gekommen. Ob
wir noch Lust auf einen gemeinsamen Abend haben? Na Hallo – natürlich und wie,
nach dem Essen kommen wir sofort. „Nein, nein – heute kommen wir zu euch
rüber“, lachten sie und schon schleppten sie ihre Stühle und eine Flasche Wein
heran. Es ist dann ein wunderbarer Abend geworden und Gernot hat endlich
gefragt, was sie denn beruflich so gemacht haben. Die genaue Antwort würde
leider den Rahmen hier sprengen, deshalb die Kurzfassung: Jürgen ist gelernter
Tuchmacher und war seit seiner Lehrzeit über viele Jahre beim selben Betrieb
angestellt. Eines Tages hat es ihm plötzlich gereicht, er hat fristlos
gekündigt, zum Entsetzen aller. Außer bei seiner Frau Petra, denn die meinte
nur: „Sehr gut. Und jetzt hast du mal richtig Zeit für dich, setz dich auf dein
Motorrad, fahr in der Gegend rum, dann wird dir schon einfallen, was du in
Zukunft machen willst.“ So geht Ehefrau 😊, und wer sollte das besser wissen, als Gernot.
Zurück zu Jürgen – der hatte einen Freund, der Honig verkaufte. Er half ihm ein
wenig beim Standaufbau und so, womit er erstmals mit Wochenmärkten in Berührung
kam. Dann wurde plötzlich Jürgens Mutter krank und am (zum Glück nur
vermeintlichen) Sterbebett hat sie ihrem Sohn das Versprechen abgerungen, im
großen, erntereifen Garten ja nichts verkommen zu lassen. Als braver Sohn hat
Jürgen seiner Mama natürlich gefolgt und so stapelten sich bald Unmengen an
Einmachgläsern im Keller, viele davon mit Marmelade. Mit den Marmeladen hat
Jürgen von Anfang an herumexperimentiert, die seiner Mutter waren ihm ein
bisschen zu süß und überhaupt … So, Muttern ist zum Glück wieder gesund
geworden und meinte bei ihrer Rückkehr und angesichts der Mengen an Marmeladen
zu Recht: „Um Himmelswillen – wer soll denn das alles aufessen?“ Tja – der Rest
ist eine deutsche Erfolgsgeschichte: Jürgen erinnerte sich an seinen
Honigfreund und fuhr mit ihm auf Wochenmärkte, um die unzähligen Gläser mit
Marmelade loszukriegen. Unter die Deckel waren übrigens bunte Stofftücher
gelegt, die aus den poppigen Hemden von Jürgens Vater hergestellt worden sind.
Vom ersten Tag an fanden Jürgens Marmeladen reißenden Absatz, es kamen dann
schnell noch Fruchtsäfte hinzu, später noch Senf und schließlich bald einmal
auch Petra 😊. Denn die kündigte tatsächlich ihren sicheren
Job als Hebamme und stieg mit Jürgen in eine Firma ein, die es zu dem Zeitpunkt
noch gar nicht gab. Also kochten beide fortan tagein, tagaus Marmeladen – immer
mit etwas ausgefallenen Rezepturen. Jürgen hat sich übrigens nicht ein einziges
Mal nach irgendeinem Rezept umgeschaut, er hat sich alles selber ausgedacht.
Bald einmal musste man dem Unternehmen einen rechtlichen Rahmen verpassen, vor
allem was die strenge Einhaltung der Lebensmittelsicherheit und die ganzen
hygienischen Vorschriften anbelangte. Das bekamen die beiden hin und gründeten
schließlich die Firma „Freche Früchtchen“. Übrigens ein Name, den wir auch als
Innsbrucker schon mal gehört haben. Der Erfolgslauf war dann nicht mehr zu
stoppen und schließlich klopften auch Karstadt, KdW und andere, namhafte
Großkunden an. Nun hatten Jürgen und Petra eher das Problem, dass die
Kaufhäuser derart große Mengen orderten, dass sie zunehmend Schwierigkeiten
bekamen, am Markt genügend leere Gläser aufzukaufen. Einmal, so lachte Jürgen,
hatte er gerade bei Karstadt in Berlin eine große Lieferung zugestellt und
befand sich auf dem Rückweg nach Hamburg. Da rief seine Petra an und meinte:
„Karstadt Berlin hat soeben nachbestellt, die haben schon fast nix mehr.“ Es
war so lässig, den spannenden Erzählungen der beiden zu lauschen. Einmal ist in
Wien ein vermeintlicher Kunde zu ihrem Stand gekommen und hat gemeint: „Ich
kaufe Ihnen alles ab, auch den Stand.“ Jürgen lachte nur und winkte ab, aber
der Mann blieb hartnäckig und meinte: „Gut, aber dann müssen sie mit mir nach
Saudi-Arabien kommen, da gibt es einen Markt, der nur das Beste vom Besten der
Welt anbietet und da gehören Sie hin. Ich kümmere mich um Alles und ich bezahle
für Alles!“ Und so war es dann auch, die zugesagten Flugtickets für Petra,
Jürgen, sowie die Frachtpapiere für den Container mit den Marmeladen und
Säften, waren nichts anderes als ein paar Zeilen auf einem normalen Fax.
Allerdings mit dem Wappen und den Insignien des saudischen Königs. „Da haben
sie aber schön geschaut am Flugschalter“, erinnert sich Jürgen lachend und der
ganze Trip wurde schließlich ein wunderbares Erlebnis, mit lobender Anerkennung
und Dankesworten von allerhöchster Seite. Was für tolle Geschichten. Fehlt nur
noch die, wie sie sich im Frühjahr 2020 ein bisschen über den geringen Verkehr
wunderten, als sie mit 500 Kilogramm Orangen von Sizilien am Heimweg waren. Als
der Verkehr schließlich komplett versiegte, machten sie sich mal zur Vorsicht
im Internet kundig, denn da muss wohl irgendwas passiert sein. Stimmt – Corona 😊. Die beiden haben den Beginn der Pandemie und
die europaweiten Lockdowns überhaupt nicht mitgekriegt, sind aber auch danach
nahezu ungehindert überall herumgefahren, sie hatten ja Waren auszuliefern 😊. Trotzdem haben sie bald einmal danach Schluss
gemacht, die Firma ruhend gestellt und alle Habe verkauft. Und jetzt sind sie
eben ewige Nomaden – die Zeit hier am Campingplatz haben sie übrigens genutzt,
um wieder mal ein bisschen Marmelade zu kochen – diesmal mit Zitronen von der
Amalfi-Küste, das sind angeblich die besten der Welt. Und so schmeckt die
Marmelade auch, Gernot hat sie gekostet und dann noch ein Glas davon geschenkt
bekommen. Danke Petra, Danke Jürgen, eure Bekanntschaft hat uns mit tief
empfundener Freude erfüllt. Unsere Visitenkarten habt ihr ja, bei eurer
nächsten Vorbeifahrt an Innsbruck würden wir uns sehr geehrt fühlen, wenn wir
euch unsere schöne Heimatstadt zeigen dürften. Mittwoch, 17. September 2025 Wir sind schon vor 8 Uhr aufgestanden und freuten
uns sogleich, dass der Wasserkocher in seiner Arbeit nicht vom brustschwachen
Stromnetz behindert wurde. Also – nicht über Gebühr, aber ein, zwei Mal die
Sicherung wieder einschalten, das passt. Und wer weiß, vielleicht schaut es ja
am nächsten Campingpatz schon wieder anders aus mit der Stromversorgung. Nach
dem Kaffee waren eigentlich nur noch ein paar letzte Handgriffe zu erledigen
und nach der herzlichen Verabschiedung von den liebgewonnenen Hamburgern Petra
und Jürgen fuhren wir ab. Vorher noch haben wir den Aufenthalt hier bezahlt,
für vier Tage und zusätzlich den zwei frischen „Cornetti con Crema“ legten wir
faire 125 Euro ab. Noch vor 9 Uhr 30 sind wir dann endgültig vom Platz
weggekommen, jetzt galt es erst einmal sich durch die Orte Mascali und Giarre
zu stauen, aber dann ging es für uns auf die Autobahn. Das nahegelegene Catania
hatten wir bald hinter uns, dann stoppte uns plötzlich eine Mautstation. Wir
berappten furchterregende 80 Cent 😊 ab hier wird der Rest der Autostrada kostenfrei
sein. Wir werden heute sozusagen auf vertrauten Pfaden wandeln, denn den
anvisierten „Camping Valle dei Templi“ kennen wir schon von unserem ersten
Besuch Siziliens. Darum wissen wir auch über das ziemlich gute Restaurant am
Platz Bescheid und Ilse erinnert sich besondere daran zurück, dass sie damals
ihr Zitroneneis in einer echten, ausgehölten Riesenzitrone serviert bekommen
hat. Sowas vergisst man nicht 😊. Es ist heute ein sehr heißer Tag, sogar beim
Fahren mit 90 km/h spüren wir die starke Hitze, 34 Grad wird es letztlich
gehabt haben, im Führerhaus noch mehr. Wir sind die gleiche Strecke schon vor
zehn Jahren gefahren, wenn auch von der anderen Richtung her. 




Damals befand
sich die heutige Autobahn noch im Bau und wir sind ununterbrochen zwischen den
einzelnen Bauabschnitten hin und hergewechselt. Immer ca. 5 Kilometer neue
Autobahn und dann wieder 5 Kilometer Schotterstrecke. Da ist das jetzt
tausendmal bequemer, noch dazu herrscht de facto kein Verkehr und wir überholen
auf der ganzen Fahrt maximal drei LKW. Natürlich haben wir wieder das eine oder
andere Rasthaus „angegriffen“, gekauft haben wir nirgends etwas, aber den
Restkaffee und eines der „Cornetto con Crema“ haben wir auch ihrer Bestimmung
überführt. Nach insgesamt 199 Kilometer sind wir dann in Agrigento beim
„Camping Valle dei Templi“ vorgefahren, da war es 12 Uhr 45 und brutal heiß.
Gernot erkennt mal wieder überhaupt nix mehr, aber auch Ilse hatte den Platz
irgendwo anders verortet, mit weniger Häusern rundherum. Nun, da wird
diesbezüglich was dazugekommen sein, denn schnell erkennen wir den Platz
wieder. Unser Stellplatz von damals, auf den wir eigentlich „gespitzt“ hatten,
ist jetzt ausschließlich für Zelt-Camper reserviert, aber dahinter ist der Platz
erweitert worden und da stellen wir uns hin. Schon wenig später merken wir,
dass wir auf dieser Ebene den allerbesten Platz gewählt haben, denn wir werden
nur früh am Vormittag in der Sonne stehen, sonst ist bei uns nur Schatten –
geil!Leider gibt es am Platz kein Restaurant mehr, aber bei einer kurzen
Internet-Nachschau finden wir 20, 30 Lokalitäten innerhalb eines 1-km-Radius –
da wird sich was finden lassen 😊. Das mit dem Restaurant ist natürlich schade,
aber dafür ist der Swimmingpool neu errichtet worden und macht einen sehr guten
Eindruck mit seinen zwei Duschen und den vielen Sonnenliegen. Während des
Höhepunktes der Nachmittagshitze schnappen wir unsere grellfarbigen Badehauben
und erfrischen uns im feinen Wasser des Pools. Es sind kaum andere Camper hier,
nicht nur am Swimmingpool, sondern überhaupt. Maximal ein schwaches Dutzend
WoMo und Wohnwagengespanne stehen herum, ein untrügliches Zeichen der
Nachsaison. Uns kann das natürlich nur Recht sein, je weniger Leute, desto
weniger Krawall usw. Und dass nun überall in Europa wieder der Schulunterricht
angefangen hat, macht das Camping gleich zu einem noch größeren Vergnügen. Nach
einem obligatorischen Pasch ist es dann 18 Uhr geworden, um die Zeit sperren
die ersten Restaurants auf. Wir haben einen ungefähren Plan und fahren mal mit
der Vespa in Richtung Meer hinunter, denn im Ortsteil San Leo reiht sich ein
Lokal an das andere. Viele haben noch geschlossen, aber dann sieht Ilse im
Vorbeifahren einen geöffneten Burger-Laden. Wir parken uns ein, gehen ins Lokal
und fragen nach etwas zum Essen. Der Mann weiß aber nicht einmal, dass er hier
Burger verkauft, er redet immer nur von „Panini si, solo Panini!“ Also so
geht’s nicht, also gehen wir. Da kommt von der nebenan ansässigen Pizzeria ein
Mann daher gelaufen (buchstäblich), entschuldigt sich auf Englisch für die
Komplikationen und verweist auf die umfangreiche Speisekarte. Uns interessieren
heute ausnahmslos Burger und es gibt eine ganze Reihe davon im Angebot. Und bei
jeder Variante kann man zwischen „Single, double oder gar tripple“ wählen. Ilse
wählte sich die Single-Version des „Super Crispy Chicken-Burger“, Gernot war
hungrig und wagte sich über den „Tripple-Smash-Burger“. Bei den Preisen für die
Burger wurde Gernot erstmals ein wenig skeptisch, denn Ilses Burger sollte nur
8 Euro kosten, Gernots Tripple-Wahnsinn gar nur 12,50, mit jeweils Pommes
dabei. Kann das stimmen? Und plötzlich, als er den Namen des Lokals las,
checkte Gernot, dass ihm genau dieses Restaurant bei der nachmittäglichen
Internet-Suche aufgefallen war – es hatte nämlich nur sagenhafte 2,9 Sterne bei
84 Bewertungen, so üble Rezensionen sind extrem selten 😊. Na, servas! Die Kritiken reichten von
Lebensmittelvergiftung, über unfreundliches Personal, bis hin zu eiskalten,
also ungenießbaren Burgern. Wir schauten uns aber nur kurz an und waren unisono
der Meinung: „No risk, no fun.“ Notfalls lassen wir den Scheiß stehen und gehen
nebenan eine Pizza essen 😊. Die beiden Burger sind dann nach gerade mal 10
Minuten an den Tisch gekommen, sie haben schon mal großartig ausgeschaut. Und
sie haben alles gehalten, was ihre Optik versprochen hat, denn beide haben wir
kaum einmal einen besseren Burger gegessen. Gernots Dreifach-Irrwitz war
unfassbar delikat, das Fleisch knusprig gebraten, der Käse ein zähfließender,
gelber Traum und der gegrillte Speck hat beim Reinbeißen derart gekracht, dass
es wahrscheinlich noch auf der anderen Straßenseite zu hören war. Auch Ilse war
mit ihrem knusprigen Hühner-Burger absolut zufrieden, was für ein unerwartetes
Festmahl. 

Aber, wie könnte es an einem Touristen-Hotspot auch anders sein,
endete dieses ausgesprochen gute Essen mit einem, wenn auch kleinen, Ärgernis.
Ilse hatte beim Kellner im Lokal einen Doppio bestellt, der Kaffee wollte aber
nicht und nicht an den Tisch kommen. Also ist Gernot nach zehn Minuten
nervenzerrender Wartezeit – außer uns waren nur zwei Frauen zu Gast –
nachfragen gegangen. Und? „Sorry, but we don’t have a Coffeemachine here!“ Ist
das zu fassen, ist es echt zu viel verlangt, dass einem das der Kellner gleich
sagt? Gernot hat dem Burschen dann genau das gefragt, Antwort hat er keine
bekommen 😊. Nur Budda weiß, was in den Köpfen von solchen
Leuten vorgeht bzw. kann das in dem Fall nur Lord Shiva wissen, denn der
Kellner war ziemlich sicher indischstämmig 😊. Trotzdem, es ist leicht möglich, dass wir noch
einmal dort einkehren, aber dann wohl eher in die Pizzeria nebenan, die beiden
Lokal gehören eh zusammen. Es war dann schon beinahe dunkel, als wir mit der
Vespa zum Campingplatz zurückgefahren sind. Vorher waren wir noch kurz beim
Meer unten, mal schauen, vielleicht gönnen wir uns dort mal ein Käffchen, wir
bleiben ja noch ein paar Tage lang hier. Am Platz haben wir uns dann fein in
unsere Stühle gesetzt und mit kalten Drinks haben wir den Tag schön ausklingen
lassen. Wir haben auch hier Ameisen am Platz, die sind ziemlich „pissfreudig“,
aber die Freude liegt auf beiden Seiten. Denn auch wenn die Ameisensäure
höllisch brennt, so tut sie das nur eine Sekunde lang, es bleibt auch keine
Schwellung oder Rötung zurück. Und eine Sekunde lang geht, das stecken wir
locker weg. Es erinnert uns höchstens daran, dass wir nicht allein auf der Welt
sind. Das tut der neurotische Hund unseres italienischen Nachbarn übrigens
auch. Nur gut, dass sich der Köter einige Parzellen weiter über alles und jeden
laut bellend aufregt. Etwas später haben wir dann Besuch von einer
schwarz-weißen Platzkatze bekommen, haben natürlich sofort das stets
mitgeführte Futter in eines der Katzen-Schüsselchen geleert – aber der kleine
Tiger war etwas zu schüchtern. Aber kaum hatten wir das Licht im Inneren des
Wohnmobils gelöscht, da hörten wir es schon knuspern und krachen, die Katze
muss direkt unter dem WoMo auf diesen Moment gewartet haben 😊.Donnerstag, 18. September 2025 Die erste Nacht auf einem süditalienischen, in
unserem Fall sizilianischen Campingplatz, ist auch immer so eine Art
Lackmustest. Nämlich, ob es irgendwo in der Nähe (oder gar am Platz selber!) eine Disco gibt. Jetzt wissen wir – zumindest
unter der Woche ist nicht mit mitternächtlichem Bumm-Bumm zu rechnen. Das ist
schon mal sehr gut. Überhaupt haben wir eine ruhige Nacht verbracht und haben
fein geschlafen. Das Stromnetz am Platz hat an unserem Wasserkocher auch nichts
auszusetzen, den innerhalb von zehn Minuten aufgebrühten Kaffee genießen wir in
der leeren Nachbarparzelle. Die liegt am frühen Vormittag noch schön im
Schatten, bei uns brennt uns zu stark die Sonne hin, obwohl wir unser rotes
Sonnensegel aufgespannt haben. Das wirkt aber erst ab ca. 10 Uhr 30. Gernot
scheibt dann an unserem Blog, Ilse nutzt die Zeit und die Sommerhitze, um ein
paar Sachen zu waschen. Übrigens direkt am Platz, wir haben einen
Wasseranschluss vor unserem WoMo. Beim unachtsamen Hochheben der mit Wasser
gefüllten Waschwanne verreißt sich die arme Ilse dann böse das Kreuz, also ist
für den Rest des Tages maximale Schonung angesagt. Das bedeutet aber nicht,
dass wir auf eine Abkühlung im Pool verzichten müssen, ganz im Gegenteil, das
Schwimmen tut Ilse gut. Wir werden heute nicht mit der Vespa ausfahren, nicht
einmal zum Abendessen. Stattdessen gehen wir in einem kleinen, aber sehr gut
sortierten, „Mercato“ einkaufen. Dafür müssen wir nur die Straße vor unserem
Campingplatz überqueren, sehr praktisch. Viel brauchen wir nicht, Brot, ein
schönes Stück Maasdamer-Käse, zwei winzig kleine Döschen mit Sardellen und
Bier. Da es beim Bier kein Lockangebot gegeben hat und Gernot sich nicht
wirklich entscheiden hat können, haben wir von jeder verfügbaren Marke eine
0,66 Liter Flasche mitgenommen. Jetzt haben wir Forst, Peroni, Becks, Moretti
und Heineken eingelagert, da kann wahrscheinlich nicht einmal jede Bar
mithalten 😊. Nach einer weiteren Runde im Pool haben wir
dann gepascht und danach unser Abendessen im Freien zu uns genommen. Erneut hat
alles wunderbar geschmeckt, wir haben jetzt fast alle unsere Vorräte
aufgegessen – jetzt „dürfen“ wir uns auch wieder nach Salami, Tomätchen und
Sardellen umschauen. Wir haben dann noch Besuch von einer zweiten Platzkatze
gekriegt, diesmal eine dreifärbige, so genannte Glückskatze. Sie ist sehr
schüchtern, gibt uns aber wenigstens die Chance, das Futter in eines unserer
Katzenschüsselchen zu geben. Sie lässt es dann sofort krachen und auch das
angebotene Wasser nimmt sie gerne an.
Freitag, 19. September 2025
Nach dem Kaffee hat sich Gernot mal wieder eine
freudvolle Zeit lang ans Notebook gesetzt und danach haben wir kurz den
Swimmingpool aufgesucht. Ilse hat ihre Kreuzschmerzen halbwegs im Griff,
zumindest sind sie nicht stärker geworden. Gegen Mittag fahren wir dann mit der
Vespa los, natürlich führt uns der Weg hinüber nach Agrigento, die Stadt müssen
wir einfach noch einmal besuchen. Es sind nur ein paar Kilometer bis dort hin
und heute „entern“ wir die beeindruckende Stadt von der anderen Seite her. Sehr
schnell gehen wir im Häusermeer verloren und knattern über derart steil
ansteigende oder abfallende Gässchen, dass einem echt ein wenig schummrig dabei
werden könnte. Aber die Vespa ist so wendig, dass wir quasi am Stand umdrehen
können, dafür ist hier jede Gasse breit genug. Nach einigen Kilometern
freiwilliger Irrfahrt finden wir dann ein Hinweisschild zur Kathedrale von
Agrigento, da wollen wir hin. Die große Kirche markiert sozusagen den höchsten
Punkt der Stadt, dementsprechend steil ist die Zufahrt.


Noch dazu finden dort
gerade die letzten Vorbereitungen zu einer Hochzeit statt und so ist auch der
Andrang der automobilen Gäste hoch. Wir stellen die Vespa am einzigen,
schattigen Parkplatz ab 😊 und steigen die Stufen zum Eingangstor der
Kathedrale hoch. Wir betreten die beeindruckende Kirche, die einerseits
bescheiden wirkt, andererseits aber auch mit Prunk und Goldgetöns daherkommt.
Ilse bewundert dann die sehr schöne Kassettendecke des Gotteshauses und es
fällt ihr dabei ein mächtiger Doppelkopfadler auf, mit rotweißrotem
Brustschild. Eine kurze Nachschau auf Google hat dann ergeben, dass
Vorläufer-Kirchen dieser „Cathedrale San Gerlando“ schon seit dem 11.
Jahrhundert hier gestanden sind und dass der Habsburger Herrscher Karl V. sie
im 16. Jahrhundert zu heutiger Größe hat umbauen lassen, er war zu der Zeit
König von Sizilien. Wir haben dann unseren Rundgang durch sie Kirche recht
schnell beendet, denn immer mehr festlich gekleidete Hochzeitsgäste trudelten
ein. Da haben wir als Zuschauer natürlich nichts verloren und werfen uns viel
lieber ins Gassen-gewühl dieser einzigartigen Stadt. Allerdings ist dieses hin,
her, rauf, runter, kreuz, und quer ziemlich anstrengend, also waren wir gar
nicht unfroh, dass wir uns plötzlich auf einer „richtigen“ Straße wiederfanden.
Allerdings handelte es sich dabei um eine Stadtautobahn und schon startete die
Jagd auf unsere Vespa. Die ersten beiden Kilometer galt eine 30er Beschränkung
auf der einspurigen Fahrbahn, um die irren italienischen Autofahrer vom
gefährlichen Überholen abzuhalten, haben wir auf über 70 km/h beschleunigt.
Dann wechselte die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h, wir passten unser
Tempo dementsprechend an und gasten mit 95 – 100 km/h dahin, schneller geht
unser Moped nicht. Und wen würde es wundern, dass wir die ganze Zeit über einen
schwarzen BMW-SUV hinter uns hatten, meist nur mit einem, maximal zwei Metern
Abstand.
Selbstverständlich sind wir bei der ersten Gelegenheit abgefahren und
wurden für unseren Umweg mit einer wirklich lässigen Straße belohnt, die uns
ohne jeden Verkehr nach Agrigento zurückführte. Dort brauchten wir dann nur
noch die Abzweigung nach San Leo nehmen und sind schließlich ziemlich geplättet
am Campingplatz angekommen. Na servas, das war mal wieder ein Trip! Und genau
so haben wir uns das vorgestellt 😊. Unser Stellplatz liegt schon im tiefen
Schatten, wir machen es uns in den Stühlen bequem und lassen die Stadtrundfahrt
durch Agrigento ein wenig sacken. Da kommt plötzlich die schöne Glückskatze von
gestern vorbei und schiebt ein junges Kätzchen nach dem anderen unter dem Zaun
durch, der unseren Platz vom Pool trennt. Wir glauben es ja überhaupt nicht
mehr – sofort schießen wir auf und verteilen Knuspertaschen auf gleich zwei
Schüsselchen, natürlich stellen wir auch Wasser auf. Die vier Katzenbabys,
wahrscheinlich erst 8 oder 10 Wochen alt, stürzen sich auf das Futter und es
ist eine Freude, ihnen beim Fressen zuzuschauen. Die Mutterkatze beäugt alles
ganz genau, vor allem jede unserer Bewegungen. Aber von Minute zu Minute wird
sie lockerer, dreht uns schließlich den Rücken zu und schläft sogar ein.
Währenddessen liefern uns die nun satten und dementsprechend energiegeladenen
Kätzchen ein Schauspiel der Sonderklasse. Sie rangeln miteinander, springen mit
großem Anlauf auf die herumstehenden Bäume, jagen Heuhüpfern hinterher, es ist
einfach eine wunderbare Szenerie und wir fühlen uns sehr, sehr privilegiert,
dass wir das alles beobachten dürfen. Da gäbe es keinen Film, keine
Dokumentation und kein noch so interessantes Fußballmatch, das dieses
Katzen-Casino toppen könnte. Wir werden heute nicht essen gehen, stattdessen
pilgern wir nach 17 Uhr zum Mercato runter und kaufen uns dort eine
Riesen-Grillschnecke für Gernot, kleine Frankfurter-Würstchen für Ilse, dazu
Salat, Essig und Olivenöl. Das hat dann Ilse im WoMo zusammengebrutzelt und wir
sind danach zur ernüchternden Erkenntnis gekommen, dass das keine besonders
gute Idee war. Denn Gernots Grillwurst bestand zu sicherlich 50 Prozent aus
reinem Fett, was zwar gut geschmeckt hat, aber halt leider auch wie wild
herumspritzte. Und so hat Ilse nicht nur nach dem Essen bereits aufwändig alles
putzen müssen, am nächsten Tag musste sie sogar alle Kästen und Kastentüren
aufwändig reinigen, weil sich das Fett überall festgesetzt hatte. Während der
ganzen Kocherei, dem Herumklappern mit Töpfen, Tellern und Besteck und auch bei
unserem Essen im Freien ist uns die süße Katzenschar nicht von der Pelle
gerückt, im Gegenteil, sie haben sich alles sehr interessiert angeschaut.
Gernots Grillwurst war mit ihrem knapp 500 Gramm natürlich nicht alleine
essbar, also setzte es für die Kätzchen noch einen Nachschlag. Da gab es dann
fast schon ein wenig Streit um die Leckerbissen und wir konnten schön die
Rangfolge innerhalb der Geschwister erkennen. Nach guten vier Stunden
ununterbrochenem Aufenthalt, es hatte gerade die Dämmerung eingesetzt, erhebt
sich dann unvermittelt die Mutterkatze und schreitet vom Platz. Alle Kätzchen
folgen ihr sofort, aber eines, ein kleiner Kater, bleibt bei uns zurück. Er ist
das einzige Tier, welches sich streicheln lässt und das sehr genießt. Er lässt
sich auch hochheben und kommt, wenn Gernot mit den Fingern schnippt, immer
sofort angelaufen. Extrem süß! Einen Namen hat der Kleine auch schon gekriegt –
wir nennen ihn für uns „Gento“, nach seiner Heimatstadt. Wir haben ja einmal
darüber geredet, was wir tun würden, sollte sich eine Streunerkatze uns
aussuchen. So wie es einem Bekannten von uns passiert ist, dem in Süditalien
eine junge Siamkatze zugelaufen ist und die ihm unmissverständlich signalisiert
hat, dass sie bleiben wird. Nun, das lassen wir natürlich bleiben, der junge
Kater bleibt selbstverständlich hier, da kann er noch so sehr mitwollen. Er war
ja sogar schon im WoMo drinnen, hat alles inspiziert und es hat ihm offenbar
gefallen. Aber – auch wenn „Gento“ extrem süß ist und er uns ganz
offensichtlich gern mag, wären das die einzigen Gründe für eine „Adoption“ –
alles andere spricht dagegen. Es wäre Irrsinn, den Kleinen von seinen
Geschwistern zu trennen, es wäre unentschuldbarer Egoismus unsererseits,
„Gento“ aus seiner vertrauten Umgebung herauszureißen – auf eine solche Idee
würden wir nie kommen. Aber heute Abend hatten wir für kurze Zeit eine „eigene
Katze“ – bis dann der Vater-Kater aufgetaucht ist. Der kohlrabenschwarze
Panther hat „Gento“ unmissverständlich klar gemacht, wo er hingehört und brav
ist der Kleine seinem Papa hinterhergelaufen. Sehr glücklich und zufrieden
haben wir uns dann noch einen kühlen Drink im Freien gegönnt, die blutrünstigen
Mücken lassen wir fatalistisch gewähren. So banal es klingen mag, aber dass uns
die Mutterkatze derart vertrauensvoll ihre Babyschar anvertraut hat und wir das
herzerwärmende Herumtollen der Kleinen beobachten durften, das war bislang
einer der Höhepunkte dieser Reise. Samstag, 20. September 2025 Ilse steht erstmals um 5 Uhr 30 auf, die ganze
Katzenschar hat vor unserem WoMo übernachtet 😊. Wie Gernot dann um 7 Uhr 15 aufsteht, haben
sich die Kätzchen zu viert auf einem unserer Campingstühle zusammengekuschelt,
was für ein herziger Anblick. Selbstredend beginnt Gernot sofort mit der
„Raubtierfütterung“, zum Glück hat Ilse noch in Innsbruck gleich mehrere
Packungen Knuspertaschen besorgt. Die werden jetzt auf gleich drei Schüsselchen
verteilt, um unnötigen Futterneid zu unterbinden. Dazu gibt es frisches Wasser,
die entsprechende Schüssel muss laufend nachgefüllt werden. Mutterkatze ist
auch anwesend und nach den Knuspertaschen holen sich die kleinen Nimmersatte
noch ein paar Tropfen Muttermilch. Dann schläft die große Glückskatze wieder
ein und überlässt uns ihre Babys. Wir denken beim Beobachten der quirligen
Kätzchen gar nicht an eine Ausfahrt mit der Vespa, unser Moped ist übrigens
bereits fest in den Spielplan der kleinen Racker eingebaut. Wir stellen nämlich
nach dem Fressen die Schüsseln mit den übriggebliebenen Knuspertaschen auf
unseren Motoradträger, damit nicht die Ameisen am Platz über die Reste
herfallen. Es dauert nämlich keine fünf Minuten lang, dann sind die
Schüsselchen von Ameisen übersät und die kleinen Biester wissen sich gegen Fressfeine
zu wehren. Jetzt ist unser Motorradträger ein wenig zu hoch, als dass ihn die
Kätzchen erreichen könnten. Also klettern sie auf unsere Vespa, denn von dort
können sie den 30 cm Sprung zum Träger wagen und damit das restliche Futter
erreichen. Sehr klug. Wir machen dann einen feschen Pasch und suchen den
Swimmingpool auf, der uns heute ganz alleine gehört. Danach legen wir uns im
Inneren des Häuschens zu einer kleinen Siesta hin, auch wenn wir herinnen 31,9
Grad messen. Aber wir setzen unseren Ventilator ein, der sorgt für ausreichend
bewegte Luft und wir können tatsächlich schön schlafen. Die Katzen machen es
uns gleich und liegen wie tot im Gebüsch oder einfach so im Schatten. Heute ist
die Familie übrigens komplett, also haben wir sechs Katzen zu versorgen 😊. Wir haben übrigens einen Wechsel der
Aufsichtspflicht wahrnehmen können, denn irgendwann ist die Mutterkatze
aufgestanden und hat ihre Jungen bei uns zurückgelassen. Aber keine fünf
Minuten später ist der wunderschöne, schwarze Vater-Kater daher getrottet, hat
kurz gefressen und getrunken und sich dann unter unserem WoMo zum Schlafen
hingelegt. Später ist dann die Mutter wieder zu uns gestoßen, die fühlen sich
wirklich wohl hier und das macht uns richtig glücklich. Weil wir derart viele
Mäuler zu stopfen haben, statten wir dem „Mercato“ erneut einen Besuch ab,
heute fahren wir sogar mit der Vespa hin. Aber das macht schon Sinn, denn weil
wir neben dem Katzenfutter auch noch ein paar Flaschen Bier einkaufen, erspart
sich Gernot so die Schlepperei zurück zum WoMo. Und außerdem werden wir sowieso
gleich danach zum Essen ausfahren – also schnell das Futter und das Bier in
unserer Schnecke gebunkert und schon sind wir am Weg zur Strandpromenade von
San Leo. Wir steuern zielsicher den Burger-Laden an, von dessen 2,9
Sterne-Bewertung wir uns am Mittwoch nicht haben abschrecken lassen. Außerdem
hat Ilse noch einmal Lust auf einen knusprigen Chicken-Burger, das allein ist
Argument genug 😊. Aber, die Betreiber dort sind wirklich Feinde
ihres Geldes, denn wir dürfen um 18 Uhr 51 nicht auf der Terrasse Platz nehmen,
weil das Lokal erst um 19 Uhr öffnet. Okay – Ciao tutti! Wir müssen danach
wegen des Einbahnsystems einen kleinen Umweg machen, aber dann finden wir uns
in jenem Teil der Strandpromenade von San Leo wieder, wo sich buchstäblich ein
Ristorante, eine Rottiseria, eine Trattoria, eine Pesceria und eine Pizzeria an
die andere reiht. Wir tuckern mit dem Roller einige Lokale entlang und machen
schließlich vor einer Pizzeria Halt, vor allem deshalb, weil wir auf der
Terrasse bereits besetzte Tische sehen. Direkt vor dem „Ristorante Il Canale“
parken wir die Vespa ein und werden sofort von einem freundlichen Kellner
begrüßt, einen Tisch können wir frei wählen. Der ältere Herr kann ausreichend
gut Englisch, sehr schnell kommt Wein und Bier zu Tisch, Ilse kriegt auf Wunsch
noch ein großes Glas mit Eiswürfeln dazu. Bei der Essensbestellung geht es bei
Ilse schnell – „Gegrillte Hühnerbrust mit Pommes“ hat sie sich kommen lassen.
Gernot schafft es tatsächlich, trotz einer sehr umfangreichen Speisekarte,
einen Sonderwunsch zu haben. Nicht bei der Vorspeise, die verlockend klingenden
„Gegrillten Sardinen“ standen so auf der Karte. Aber dann modelte Gernot die
„Pizza Quattro Formaggi“ in eine „Pizza con solo Gorgonzola“ um – und bitte mit
Anchovis bzw. Acughe, also mit salzigen Sardellen. Der wirklich professionelle
Kellner schrieb sich alles akribisch auf und keine Minute später kam er wieder
und meinte, eine „Pizza nur mit Gorgonzola“ gäbe es nur ohne „Pomodore“, also
eine so genannte weiße Pizza, ohne Tomatensauce. Passt! Die gegrillte
Hühnerbrust hat Ilse ausgezeichnet gemundet und bei den gegrillten Sardinen für
Gernot, die als fünf sehr große Fische auf einem bunten Salatbett dahergekommen
sind, müsste man zu Superlativen greifen, um deren Geschmack zu beschreiben.
Allerdings wäre das auch eine ausreichende Hauptspeise gewesen, doch es folgte
noch die Pizza. Die war wirklich der Hammer schlechthin, der Gorgonzola war
unvergleichlich delikat und der Pizzaiola hat nicht mit den Sardellen gespart.
Wenn es daran etwas auszusetzen gab, dann war es die Tatsache, dass Gernot nur
etwas mehr als die Hälfte der Pizza runtergebracht hat, aber die Vorspeise
hatte einfach schon ordentlich ausgegeben. Er hat sich dann eh die Mühe gemacht,
im Google-Übersetzer mal wieder einen Satz auswendig zu lernen, um die nicht
aufgegessene Pizza zu rechtfertigen 😊. Der Satz lautet übrigens „A volte la meta` e`
meglio del tutto.“ Und bedeutet: „Manchmal ist die Hälfte besser als das
Ganze.“ Leider war der Kellner beim Abservieren derart schnell und konzentriert
(passt eh!), dass der mühsam eingelernte Satz unausgesprochen blieb 😊. Dafür ist Ilse einen Satz in rudimentärem
Italienisch losgeworden – in ihrem Zitronen-Sorbet war nämlich keinerlei Zitrone
herauszuschmecken. Also ist sie mit ihrem Glas an die Bar gegangen und hat laut
gefragt: „Dove`la Limone?“ Und sofort hat der distinguierte Patrone einem
seiner Angestellten mit dem Kopf das Zeichen gegeben, Ilse aus dem Kühlschrank
ordentlich Limoncello ins Glas zu gießen. Und es hat den ehrwürdigen Seniorchef
sehr amüsiert, wie forsch Ilse ihr „Wo die Zitrone?“ deponiert hatte. Heute hat
Gernot übrigens anstandslos seinen Caffe` Doppio gekriegt und das war der
perfekte Abschluss eines wirklich guten Abendessens. Ach ja, das Paar am
Nebentisch ist uns irgendwie unangenehm aufgefallen, weil sie mit der
größtmöglichen Selbstverständlichkeit ganz normal auf Deutsch ihre Bestellung
aufgegeben haben. Wenn der Kellner etwas nicht genau verstanden hat, haben es
die beiden in „schönem Deutsch“ wiederholt, wie bei einem Volksschüler. Das hat
fast schon Fremdschämen bei uns ausgelöst, weil ein bisschen kann man sich ja
nun wirklich bemühen – vor allem bei so alltäglichen Dingen wie Speisen oder
Getränken. Übrigens, wie Gernot dann beim Patrone die Rechnung bezahlt hat, da
wusste der schon, dass wir Österreicher sind. Er hatte nämlich, Gernot ist das
während des Essens aufgefallen, einen Angestellten angewiesen, sich das
Kennzeichen unserer Vespa anzuschauen 😊. Die Behandlung ist danach sofort eine noch
bessere geworden. Morgen gehen wir ziemlich sicher noch einmal dorthin essen,
auch wenn uns ein spätabendlicher Blick auf die Rezensionen fast die Rede
verschlagen hat – denn die lautete ebenfalls nur 2,9 von 5 Sternen, eine völlig
unterirdische Bewertung also. Wenn du das vorher liest, gehst du da
hundertprozentig nicht hin. Unglaublich, dass wir da so gut gegessen haben –
bzw. unglaublich, was die Leute sofort für extrem schlechte Bewertungen
abgeben, wenn ihnen irgendwas nicht passt. Solches Heruntermachen, noch dazu an
einem öffentlichen Pranger, können für Restaurants eine echte Gefahr
darstellen. Aber wer weiß was da in Wirklichkeit dahintersteckt –
Wichtigtuerei, Machtphantasien oder Konkurrenzneid würden uns als Beispiele
einfallen …
Sonntag, 21. September 2025
Nach einer ruhigen Nacht werden wir vom
Glockenspiel der nahen Kirche geweckt, also um punkt 8 Uhr. Nach dem Kaffee
frisiert Gernot mal wieder unseren Blog zurecht, Ilse räumt das WoMo innen so
richtig schön auf. Danach spaziert sie zum Mercato runter und kauft uns ein
paar Flaschen Wasser. Von der Katzenschar lassen sich heute nur die Eltern
blicken, die Jungen tauchen den ganzen Tag über nicht bei uns auf. Passt. Wir
gehen uns dann am Pool ein bisschen abkühlen, das Schwimmbecken ist von
feierlustigen Italienern bevölkert, die mit Bierflaschen aus Glas (!!) fröhlich
im Wasser anstoßen und Handyvideos davon drehen lassen. Bis einer der
Platzverantwortlichen gekommen ist, da war es dann vorbei mit den coolen Insta-
oder Facebook-Postings – denn die ganze Gruppe wurde kurzerhand
rausgeschmissen. Die hätten eigentlich einen Geburtstag hier feiern wollen oder
so, zumindest haben wir schon das „Tanti Aguri“ vernommen. Und jetzt sind sie
weg. Zuvor hat ihnen der Mann vom Platz noch ordentlich die Leviten gelesen, da
war kein Mucks mehr von den coolen Zu-prostern zu hören. Ob sie eingesehen
haben, dass es eine Idiotenaktion war, mit Glasflaschen in einen Pool zu
steigen? Ob ihnen klar war, was eine zerbrochene Flasche in einem Schwimmbecken
bedeutet? Eher nicht, sonst hätten sie es ja nicht lustig gefunden. Solche
Deppen … Am Vormittag ist übrigens dieser Mitarbeiter (vielleicht sogar der
Chef?) den Platz abgeschritten und hat mit gelben Hütchen eine ganze Menge an
Parzellen reserviert. Wie Ilse erfahren hat, sollen ca. 20 Personen mit ihren
Camping-Mobilen aus Frankreich anreisen, die feiern hier irgendwas. Na servas,
das kann ja was werden 😊. Wir haben einen ganz gemütlichen Nachmittag vor
unserem WoMo verbracht, viel gelesen und natürlich haben wir uns eine Partie
unseres Lieblingsspieles geliefert. Und wie jeden Tag, so ist es auch heute 19
Uhr geworden und wir fuhren mit der Vespa an die Strandpromenade von San Leo
runter. Vorher mussten wir uns am Campingplatz noch durch eine regelrechte
Menschenmenge durchwursteln, besagte französische Gruppe hatte am Zufahrtsweg
ca. 20 Stühle aufgestellt und blockierte damit alles. Aber, in bewährter
Kippstangen-Technik schlängelte sich Gernot durch die Leute durch, lautstarker
Jubel und Geklatsche war die Antwort 😊. Danach gings auf die Zufahrt zur
Strandpromenade, der ganze Weg war heillos verstopft mit Autos, alle wollten
ans Meer. Wir überholten kurzerhand die ganze Horde mit einem 40er, da sagt in
Italien keiner was. Ohne dass wir vorher darüber geredet haben, steuerten wir
zielsicher das „Ristorante Il Canale“ an und der Chef grüßte uns schon von
Weitem, kaum waren wir von der Vespa abgestiegen. Wir waren gar nicht die
ersten Gäste (sondern die zweiten 😊) und wir nahmen am gleichen Tisch wie gestern
Platz. Der Patrone kam an unseren Tisch, lud uns gleich auf einen Aperitif ein
und stellte die rein rhetorische Frage, ob mit oder ohne Alkohol 😊. Es dürften dann zwei Aperol-Spritz gekommen
sein, aber weil wir dieses Modegetränk beide noch nie getrunken haben, raten
wir nur. Ilse entschied sich heute für das „Gegrillte Gemüse mit Pommes“, dazu
„Prosciutto Crudo con Mozzarella ma senza Mozzarella“, also mit Rohschinken mit
Mozzarella aber ohne Mozzarella. Hat hingehauen, der Schinken ist ohne den Käse
dahergekommen. Gernot hat sich über das „Tris Il Canale“ gewagt, ein
Fisch-Antipasto aus Räucherlachs, Shrimps-Cocktail und kalt marinierten,
butterweichen Stückchen vom Tintenfisch. Ein absoluter Traum, unbeschreiblich
köstlich. Als Hauptspeise sind dann noch frittierte Tintenfischringe und
mindestens 10 Stück Garnelen aufgetischt worden, zugegeben – mit dem
allerletzten Tintenfischringerl hat Gernot wieder einmal kämpfen müssen. Er hat
schließlich alles aufgegessen, bis auf einen Teil der dazu bestellten Pommes,
aber die heutigen Portionen waren doppelt so groß als die von gestern.
Wurscht.
Trotz der großartigen Abfüllung hatten bei Ilse noch eineinhalb große Gläser
Limoncello Platz, bei Gernot immerhin ein Doppio. Was war das wieder für ein
gutes Essen, da gehen wir morgen gleich noch einmal hin. Offen haben sie,
Gernot hat sich extra erkundigt. Wir sind danach ein paar hundert Meter die
Strandpromenade entlang gecruist, da lockten uns einige große Verkaufswägen.
Wir parkten uns ein und trauten dann beinahe unseren Augen nicht: Ungelogen
hunderte (!!) Menschen saßen auf Holzbänken und -tischen zusammen, holten sich
von den Food-Trucks etwas zu essen und parlierten lautstark miteinander. Die
fünf, sechs sehr großen Verkaufswägen hatten im Prinzip alle dasselbe Angebot:
Kebap, Würstel und Pommes. Und das zu sehr niedrigen Preisen, bei einem
Döner-Kebap um 4 Euro und Pommes für 2,50 kannst echt nichts mehr sagen.
Wahrscheinlich deshalb der riesige Andrang. Wir sind dann noch eine feine Zeit
lang in der Nähe der großen Ausspeisung gesessen und haben uns danach, bereits
bei völliger Dunkelheit, auf den Rückweg begeben. Problemlos sind wir zum
Campingplatz gekommen und auch der Zufahrtsweg zu unserer Parzelle war
mittlerweile stuhlfrei – überhaupt hatte sich der Großteil der Camper bereits in
ihr Wohnmobile verzogen. Kein Wunder, die sind schließlich allesamt weit
jenseits der 70, da sind wir ja geradezu Jungspunde dagegen 😊. Lange sind wir dann noch im Freien auf unseren
Campingstühlen gesessen, haben eisgekühlte Getränke genossen und den angenehmen
Tag Revue passieren lassen
Montag, 22. September 2025 Manfredonia verabschiedet sich von uns mit einer
Frühtemperatur von 11 Grad, herinnen hat es nur 3 Grad mehr. Da darf sich unser
kleiner Ofen mal wieder so richtig ins Zeug legen, das letzte Frühstück am
„Lido Salpi“ genießen wir dann schon bei über 23 Grad. Die meisten Tätigkeiten
für einen Platzwechsel haben wir gestern schon erledigt, wir brauchen nur Luft
in die Klokassette lassen und die Kaffeetassen abspülen. Ilse geht dann die
Rechnung bezahlen und siehe da – wir haben ungefragt einen Tag unseres Aufenthaltes
geschenkt gekriegt. Auch nett. Kurz vor halb 11 Uhr haben wir schließlich noch
ein lautes „Arrivederci“ aus den Fenstern gerufen und weg waren wir. Unser
erstes Ziel wird der große „Conad“ Laden im Einkaufszentrum in Manfredonia
sein, wir brauchen vor allem Wasser, Milch, Katzenfutter, Bier, Salami, Käse,
Brot und mindestens die Zutaten für ein, zwei selber gekochte Mahlzeiten. Denn
die Pizzeria vor dem Campingplatz in Vieste hat ausgerechnet heute ihren
Ruhetag und ein Essen brauchen wir sowieso immer als Reserve. Ilse hatte
übrigens noch vor den Einkäufen den großen Elektro-Markt aufgesucht, wo uns ein
Mitarbeiter den guten Tipp für die Handy-Reparatur gegeben hat. Und genau
diesen Mitarbeiter erkannte Ilse gleich, bedankte sich noch einmal und drückte
ihm eine Packung Manner-Schnitten in die Hand. Der Bursche hat sich echt
darüber gefreut, wir uns natürlich auch 😊. Nach dem Einkauf fahren wir dann auf die uns
bestens bekannte SS 89 auf, die bringt uns jetzt direkt nach Vieste. 
Bis zum
ersten Tunnel passte der Weg perfekt und wir wussten, dass jetzt noch drei
Tunnel aufeinander folgen. Tja – sind sie nicht, denn schon unmittelbar nach
der Durchfahrt des ersten Tunnels wurden wir von der gut ausgebauten
Schnellstraße abgeleitet – auch die nannte sich übrigens SS 89. Wir fanden uns
auf einer relativ engen, extrem kurvenreichen Straße wieder, die kilometerweit
nur aufwärts führte. In jeder Kurve mussten wir voll auf der Hut sein, denn
zwei Autos oder gar wir und ein Bus, wären nur schwer aneinander vorbeigekommen.
Sehr abenteuerlich, wo wir doch wissen, dass italienische Autofahrer sehr gerne
Kurven schneiden, vor allem die nicht offenen. Aber oh Wunder – es begegnete
uns die ersten 30, 35 Kilometer kein einziges (!!) Fahrzeug und wir hatten nie
eines hinter uns. Nur einmal sahen wir ein Firmenfahrzeug der
Autobahnmeisterei, so wussten wir wenigstens, dass diese Straße überhaupt
befahren wird. Und gerade als Gernot scherzte „Wirst sehen, jetzt kommt bald
eine Unterführung mit 2 Meter 50 und wir müssen den ganzen Weg wieder
zurückfahren“ da kam uns ein britisches Wohnmobil entgegen. Der Fahrer grüßte
uns sogleich mit der Lichthupe, wahrscheinlich war auch er froh, dass er hier –
zumindest halbwegs – richtig ist. Die ganze Fahrt über ging es ohne Unterbrechung
links, rechts, über enge Brücken, Haarnadeln – eine echte Herausforderung.
Wobei man dazusagen muss, dass die schmale Bergstraße in einem ausgezeichneten
Zustand war, so gute Nebenstraßen sieht man in Süditalien sehr selten. Doch
plötzlich war Schluss mit guter Fahrbahn – die Straße wurde ebenso schlechter,
wie sie gleichzeitig breiter wurde. Gernot musste andauernd riesigen
Schlaglöchern ausweichen und fuhr teilweise hundert Meter auf der anderen
Straßenseite – der wenige Gegenverkehr hat das zugelassen. Und auf einmal
erinnerte sich Gernot „Diese Straße sind wir schon einmal gefahren“, nämlich
als wir von Google-Maps auf diesen abenteuerlichen, über 20 Prozent steilen,
Stichweg geführt wurden. „Wirst sehen, bald einmal taucht die ‚Shanti Lodge‘ auf“
– und tatsächlich sahen wir keine 5 Minuten später das entsprechende Schild.
Jetzt wussten wir, dass wir ganz nah an unserem Ziel waren, zudem funktionierte
auch das Netz wieder. Schon wenige Kilometer später fuhren wir beim „Camping
Molinella“ vor und Ilse checkte uns den Stellplatz. Das hat den altehrwürdigen
Chef erstaunt, weil das offenbar sonst „Männersache“ ist. Nicht bei uns und
kurze Zeit später wurde Gernot von Ilse auf unseren Platz geleitet. Passt
wunderbar, wir haben vielleicht den allergrößten Platz überhaupt hier, auch
wenn er uns pro Tag 5 Euro mehr kostet. Schnell wie immer sind wir eingerichtet
und spazieren eine kleine Runde über den Platz. Alles wie gehabt, die kleine
Platz-Bar hat noch Mittagsruhe, es ist ja erst kurz nach 13 Uhr. Wir gehen raus
zum Meer und Gernot sieht einen wunderbar bunten Vogel – einen Eisvogel,
Bienenfresser oder einen Kingfisher. Herrlich! Danach flanieren wir zum Strand
rüber und lassen uns in der dortigen Bar mit Kaffee, Bier und Camparis
verwöhnen, die dazu gereichten Erdnüsse und Chips dienen uns als willkommene
Zwischenmahlzeit. Vor dem WoMo jausnen wir dann noch eine Kleinigkeit und nach
einem Pasch und Gute-Nacht-Drinks legen wir uns noch vor 20 Uhr ins Bett – darf
auch mal sein … Dienstag, 14. Oktober 2025 Das Wetter ist am Morgen etwas trübe, auch die
Außentemperatur von 14 Grad deutet auf den beginnenden Herbst hin. Allerdings
stimmen uns die Wetterprognosen optimistisch und nach einem vormittäglichen
Pasch brechen wir mit der Vespa nach Vieste auf. Wir brauchen frisches Geld und
Milch, das sind schon mal zwei gute Gründe. Vieste ist uns mittlerweile
ziemlich vertraut und ohne Umweg fahren wir zur Post. Dort entlockt Ilse dem
Bankomaten mittels Doppelbehebung einiges an neuen Scheinen und wir fahren anschließend
die drei, vier Kilometer zum großen Euro-Spin-Supermarkt. Wir laufen natürlich
den ganzen Laden ab, kaufen Milch und Tuc-Kekse, beim Bier sticht uns ein
besonders günstiges ins Auge – die haben doch tatsächlich das durchaus
trinkbare „Best-Bräu“ mit 59 Cent für die 0,5 L Dose im Angebot. Da schlagen
wir gleich ordentlich zu, was wir halt im Roller Platz haben. Am Campingplatz
haben wir dann nur schnell die Einkäufe ausgeladen und zack – sind wir gleich
noch einmal zum EuroSpin rüber, um weiteren Hopfenblütentee zu kaufen.
Und wie
wir dann auch diese Dosen im WoMo verstaut hatten, beschlossen wir spontan,
dass wir nach Peschici fahren werden – wo wir doch eh schon das ganze
Moped-Gewand anhaben 😊. Wir sind natürlich auf der kleinen Straße
gefahren und während der kompletten Fahrt – immerhin über 20 Kilometer – haben
wir kein anderes Fahrzeug gesehen. So ist das Cruisen entlang dieser extrem
kurvenreichen Straße natürlich total lässig, noch dazu geht es andauernd rauf
und runter, manchmal sind wir richtig hoch über dem Meer und wir genießen die
wunderbare Aussicht. In Peschici angekommen, stellten wir uns wieder auf
„unseren“ Parkplatz, auf dem exklusiv ein Motorrad Platz hat. Heute sind wir
sogar etwas zu früh abgebogen und mussten eine Ehrenrunde durch die
Fußgängerzone drehen, mit einer roten Vespa darf man das 😊. Selbstverständlich sind wir wieder durch das
gesamte „Centro Storico“ von Peschici gewandert, bis hinaus zur Burg und danach
den alternativen Weg zurück. Unsere „Stamm-Bar“ zeigt sich heute etwas schütter
besetzt, dementsprechend schnell haben wir unser Fanta und unseren Caffe‘
Doppio am Tisch. Für das wir dann relativ unkeusche 8 Euro bezahlten, einen
Doppio für 4 Euro musst du in Italien lange suchen, den hatten wir schon für
1,60 😊. Wurscht, das sind wir uns natürlich allemal
wert – und nebenbei bemerkt, der Kaffee war das auch. Nach dem kleinen Break
sind wir unmittelbar zum nächsten kleinen Break hingefahren – die Kirche „Maria
Loreto“ haben wir auf einer Rückfahrt von Peschici noch jedes Mal besucht. Und
wieder sind wir komplett alleine vor der netten Kirche gesessen und haben uns
das mitgebrachte Wasser schmecken lassen. Von unserem Platz aus sehen wir auf
ein Nachbargrundstück, dort stehen zwei uralte Autowracks. Bei einem, vermutlich
ein Auto-Bianchi aus den 1970er Jahren, sind seit unserem letzten Besuch hier
wieder einige Teile der Karosserie weggekommen 😊. Am Rückweg zum WoMo sind wir dann bald einmal
bei einem Shop vorbeigekommen, der handgearbeitete Holzsachen angeboten hat.
Den hat Ilse schon bei unserer Herfahrt gesehen und wir kehren zu. Wir suchen
eh schon länger ein taugliches Salat-Besteck und hier sind wir heute fündig
geworden. Der aus Olivenholz gefertigte Löffel und die dazugehörige Gabel sind
zwar ziemlich groß, aber sie werden uns an Vieste und Peschici erinnern. Der
Verkäufer hat die beiden Teile noch schön mit Olivenöl eingerieben und wir sind
zum Campingplatz zurückgecruist. Übrigens, bei der Rückfahrt sind wir genau
einmal überholt worden und dieser einzige Autofahrer hat sich mit seinem Fiat
Panda ausgerechnet unmittelbar vor (!) einer scharfen Rechtskurve an uns
vorbeigedrängt, bei Gegenverkehr hätte es unweigerlich einen schweren
Frontalcrash gegeben. Unfassbar immer wieder, so viel Risiko für überhaupt
nichts! Heil am Campingplatz haben wir erstmal ausgeschnauft und sind später
zur Strandbar rüber spaziert. Dort hätten wir unser kleines Hüngerchen gerne
mit einem Toast in die Schranken gewiesen, aber leider „Today no Food“. Also
haben wir auch nichts getrunken, Bier und Limoncello haben wir selber im
Kühlschrank. Nach einem kleinen Schläfchen matchten wir uns am Paschteller,
danach haben wir ein wenig gelesen. Mit dem Essen haben wir geduldig bis 19 Uhr
gewartet und dafür dann so richtig zugeschlagen. Ilse kannte ihre „Tagliata
Manzo con Grana e Bussola“ schon von früheren Besuchen und das in Streifen
geschnittene „Rindfleisch mit Parmesan und Rucola“ hat ihr ausgezeichnet
gemundet. Gernot wagte sich bei der Vorspeise über „Polpa con Crema“ und
bereute die Bestellung seiner in Stücke geschnittene „Krake auf Bohnenpüree“
keine Sekunde lang. Was für ein Gaumenjubel und diese täglich genossenen
Meeresfrüchte werden Gernot daheim schmerzlich abgehen. Genau deshalb hat er
sich dann als Hauptgang „Frittura Mista di Mare“ kommen lassen, ein gebackenes
Sammelsurium diverser Meeresbewohner, die allesamt köstlich geschmeckt haben.
Als Abschluss gab es für Gernot wie immer einen Caffe‘ Doppio, Ilse bestellte
sich noch einen Limoncello. Auf den sie übrigens vom Chef hier eingeladen
worden ist, denn der Zitronenlikör fand sich nicht auf der Rechnung. Nett –
aber wir wären morgen sowieso wieder hergekommen 😊. Im WoMo war danach bald einmal „Licht aus“
angesagt, es ist übrigens herrlich ruhig rund um uns – trotz Hunden! Mittwoch, 15. Oktober 2025
Um exakt 8 Uhr 03 wird Ilse vonmkäglichem Miauen geweckt, natürlich steht sie sofort auf.
Draußen bettelt ein wunderschöner,
schwarzer Kater sehr vehement um Futter, welches ihm selbstredend sofort
serviert wird. Der stramme Kerl lässt sich gerne streicheln und frisst das
ganze Schüsselchen leer, ehe er lautstark jammernd die nächsten Camper
heimsucht 😊. Nach der Fütterung legt sich Ilse noch einmal
nieder, wir haben es mal wieder nicht eilig mit dem Aufstehen. Nach dem
Käffchen stellen wir uns beide lange unter die herrlich heiße Dusche und – wie
sollte es auch anders sein – spielen wir uns einen Pasch aus. Weil es jederzeit
zu regnen anfangen könnte, legen wir gleich die Vespa auf, dafür brauchen wir
gar nicht rangieren, es geht sich um zwei, drei Zentimeter genau aus. Weil der
Regen dann doch ausbleibt, gehen wir zur Strandbar rüber, ein Doppio und ein
Campari Orange gehen immer. Heute sind dem Wallah hier leider die Orangen
ausgegangen, er bietet Ilse ihren Campari stattdessen mit Zitronensaft an. Okay,
warum nicht? Das hat dann gar nicht mal schlecht gemundet und der Mann an der
Bar war gleich ganz stolz wegen seiner „Novita“, wie er das Getränk gleich als
„Neuigkeit“ bezeichnete. Die dazu gereichten Erdnüsse und Chips haben uns dann
wieder locker über den Nachmittag gebracht und kurz nach 18 Uhr 30 sind wir
wieder erwartungsfroh ins Restaurant gepilgert.
Heute hat es für Ilse ein
„Cotoletta Milanese con Patatine fritte“ gegeben, also ein profanes
„Wienerschnitzel mit Pommes“, welches aber genauso geschmeckt hat. Gernot ist
natürlich wieder nicht an den Meeresfrüchten vorbeigekommen, dieses Mal durfte
es als Vorspeise ein „Insalata di Mare“ sein und die verschiedenen Fischsachen,
allesamt kalt mariniert, waren einfach nur traumhaft gut. Als Hauptspeise wurden
ihm dann noch, so ganz eigen gekringelte, große Nudeln serviert, mit einer
Sauce aus Krabben und Muscheln, obenauf waren zwei riesige, „Mantas“ genannte,
Garnelen platziert. Ein Genuss der Sonderklasse und Gernot hat sich aufopfernd
bemüht, ja kein Krümelchen des Festmahls übrig zu lassen. Schnell noch ein
Käffchen und danach gleich einmal in die Heia-Bettchen. Morgen geht’s wieder
weiter, wieder ein Stück näher an die Heimat, aber daran wollen wir noch gar
nicht denken, denn noch sind wir unterwegs. Donnerstag, 16. Oktober 2025 Wir haben ja sogar schon unsere Campingstühle und
den Tisch eingepackt, also bleibt uns für den Aufbruch nicht allzu viel zu tun.
Erst mal genießen wir einen guten Kaffee, danach räumen wir die letzten Sachen
auf ihre angestammten Plätze und um 10 Uhr 10 fahren wir vom liebgewonnen
„Camping Molinella“ ab. Natürlich hat Gernot dem Patrone noch seinen neuen
Lieblingssatz „Ci siamo sentiti come ospiti d’honore“ dagelassen, er hat sich
wie erwartet sehr gefreut 😊. Unser heutiger Weg wird uns in die Gegend von Grottamare
führen und wir werden dort auf einem uns unbekannten Platz übernachten. Es ist
ein ordentliches Stück bis dorthin, über 300 Kilometer, wenigstens führt fast
der gesamte Weg über Autobahnen. Allerdings, um von Vieste zur begehrten
Autostrada zu kommen, ist für Gernot viel Handarbeit notwendig. Damit meinen
wir die unendlich vielen Kurven, die wir bei der Überquerung von mehreren
Hügelketten durchfahren müssen. Da geht es selten mal schneller als 30 km/h,
von allzu gewagten Überholvorgängen bleiben wir aber verschont, es ist einfach
zu eng hier.
Doch dann kommen wir endlich auf die breite und meistens
kerzengerade verlaufende Bundesstraße und wir können wieder mit 80, 90 km/h im
mäßigen Verkehr mitgondeln. Auf der Autobahn sind wir dann ganz über die Menge
an LKW überrascht, auch ein sicheres Zeichen, dass wir immer mehr in den Norden
Italiens kommen. Manchmal überholen wir fünf, sechs Stück auf einmal, eine
richtige Lücke zwischen den Brummis lässt sich aber die ganze Fahrt über kaum
einmal finden. Zwei- oder dreimal geraten wir in einen kleinen Stau, immer bei
Fahrbahnverengungen. Das Reißverschlusssystem funktioniert hierzulande nicht,
aber heute beobachten wir, wie die LKW-Fahrer den Verkehr flüssig halten: Ca.
einen Kilometer vor der Sperre der Fahrspur scherte einer der Brummis aus und
fuhr parallel zu einem anderen LKW. So ist es tatsächlich zu keinem Stau
gekommen – zumindest nicht vor uns. Und wie es danach hinter uns ausgeschaut
hat, welche erbitterten Zweikämpfe sich die Autofahrer um das Hineinquetschen
in die freie Spur geliefert haben, das können wir uns eh vorstellen 😊. Nach fast 5 Stunden Fahrt konnten wir die
Autobahn dann wieder verlassen und die letzten paar Kilometer bis zu unserem
Ziel in Angriff nehmen. Wieder einmal lotste uns Google-Maps auf eine
„verlängerte Abkürzung“, solche Fehler sind aber einfach nicht zu erkennen.
Diesmal durften wir uns durch eine schmale Einbahn kämpfen, die dicht von
Olivenbäumen gesäumt war. Immer wieder kratzen Äste am Dach unseres WoMo – und
schlimmer noch: auch an den Fensterscheiben. Und natürlich ist uns auf dieser
definitiv als Einbahn gekennzeichneten Straße ein Auto entgegengekommen, bzw.
hat es die Fahrerin kurz probiert. Aber weil es keinen Zentimeter Platz für sie
gegeben hat, musste sie sich im Retourgang schleichen. Die letzte Zufahrt zum
Stellplatz war dann so kriminell steil, dass wir gegen eine Einbahn gefahren
sind, wenngleich die völlig übersichtlich und keine 10 Meter lang war. Danach
ging es noch einige hundert Meter über eine wüste Straße und dann standen wir
am „Agritourismo Bricola“. Und wir standen völlig alleine da, keine
Menschenseele war zu sehen und am Platz standen nur ein abgestellter Wohnwagen
und ein zum Verkauf stehendes Wohnmobil. Na servas. Dass das Restaurant
geschlossen sein würde, das wussten wir, aber wir suchten auch vergeblich nach
einer Rezeption oder einer Waschgelegenheit bzw. einer Toilette. Die Suche
hätten wir uns sparen können, denn bald erfuhren wir, dass es hier weder Klo
noch Dusche gibt. Das erklärte uns Signore Adriano, der nach einiger Zeit
nahezu lautlos mit seinem E-Auto heranknirschte. Er hat uns über die Kameras
kommen gesehen und kassierte 15 Euro für die Nacht. Und weg war er, wir blieben
alleine zurück. Irgendwie ein ganz eigenartiges Gefühl, so komplett alleine,
irgendwo in der Pampa zu stehen. Wurscht, machen wir das Beste daraus. Das war
einmal in erster Linie ein fescher Pasch, danach hat Gernot gekocht. Dazu hat
er zuerst ein paar Schalotten-Zwiebel und eineinhalb ganze Knollen (!) Knoblauch
gehäckselt, das Ganze mit viel Olivenöl und Butter angebraten und danach die
frischen Bandnudeln untergehoben. Noch reichlich Parmesan drüber und fertig war
das schnelle Camper-Menü. Das übrigens ausgezeichnet geschmeckt hat – und eines
steht für heute Nacht auch schon fest: Vor Vampiren brauchen wir uns nicht zu
fürchten 😊. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde es dann noch
ein wenig unheimlicher und hätten nicht in der Ferne ein paar Hunde gebellt, so
wäre überhaupt kein Geräusch zu uns heraufgedrungen. Übrigens – das Koch- und
Essgeschirr von heute muss draußen übernachten, hier gibt es kein heißes
Wasser, das Ganze wird erst in San Marino abgewaschen, da fahren wir eh schon
morgen hin. Gute Nacht! Freitag, 17. Oktober 2025 Wir sind die ganze Nacht über alleine geblieben,
es hat keine anderen Camper hierher verschlagen. Es hat immer wieder leicht
geregnet und wir waren mal wieder froh über unsere Kuscheldecken. Und noch
froher waren wir nach dem Aufwachen über unseren kleinen Ofen, der uns nach
einer knappen Stunde Laufzeit bei angenehmen 23 Grad frühstücken hat lassen.
Mangels Toilette brauchen wir eine solche auch nicht aufzusuchen, also wird der
Stoffwechseln halt bis zur ersten Raststation verschoben – no Problem. Noch vor
9 Uhr sind wir schließlich von diesem – zumindest außerhalb der Saison und
unter der Woche – „Lost Place“ abgefahren, es geht heute in die älteste
Republik der Welt, also nach San Marino. Das wird aber keine Monsteretappe, es
werden nur 200 Kilometer bis dorthin sein. Nach der Durchfahrt eines
mittelgroßen Dorfes sind wir bald einmal auf die Autostrada gekommen, wo uns
sehr viel Verkehr erwartet hat. Der ist dann die ganze Fahrt über nie weniger
geworden und es hat sich immer mal wieder kurz gestaut. Manchmal war die ganze
rechte Spur ausschließlich von LKW besetzt und wir haben unzählige davon
überholt, teilweise 15 Stück und mehr hintereinander. Ausnahmsweise tankten wir
heute bei einer Autobahnraststätte unser Häuschen voll, obwohl wir
wahrscheinlich eh bis San Marino durchfahren hätten können. Aber das gelbe
Tankwarnlicht flackerte bereits ab und zu auf und es wäre an Peinlichkeit nicht
zu überbieten, würden wir ohne Sprit irgendwo liegenbleiben. Im Gegensatz zu
Österreich sind die Kraftstoffpreise auf den Autobahnen in Italien aber eh
nicht so unverschämt hoch, trotzdem wäre uns eine Tankfüllung in San Marino um
gute 15 Euro billiger gekommen. Passt schon. Durch die vielen
LKW-Überholmanöver waren wir heute viel mit 100 km/h und schneller unterwegs,
dementsprechend flott ist uns die Ausfahrt „Rimini Sud“ zugeflogen. Von dort
sind es dann nur noch knappe 15 Kilometer bis zum Campingplatz und weil wir
heute gleich mehrmals hintereinander grüne Ampeln erwischt haben, sind wir
problemlos am „Camping San Marino Vacanze“ angekommen. Gernot hatte übrigens
schon eineinhalb Stunden zuvor angekündigt, dass wir ziemlich genau um 12 Uhr
hier eintreffen sollten und bei unserer Ankunft zeigte die Uhr 11:59 Uhr –
naja, nobody is perfect 😊. Wir können unter mehreren Plätzen wählen und
entscheiden uns für den allergrößten. Der kostet uns zwar 3 Euro mehr pro Tag,
aber jetzt bezahlen wir halt 25 Euro pro Nacht, was soll’s? Schnell sind wir
eingerichtet und als erste Handlung gehen wir ausgiebig duschen – danach haben
wir uns gefühlt wie neue Menschen. Die Reservierung fürs heutige Abendessen hat
Gernot bereits gecheckt und die brave Ilse hat das Kochgeschirr von gestern
abgewaschen – eine mühselige Arbeit, das fettige Zeug war ja schon ziemlich
eingetrocknet. Den Rest des Nachmittages verbringen wir mit einem kleinen
Schläfchen und nach einem Pasch ist es dann eh schon Zeit fürs Abendessen. Wir
mögen das „Garden Restaurant“ sehr gern, nicht nur wegen dem ausgezeichneten
Essen, sondern auch wegen der perfekten Bedienung. Und so war es auch heute –
sofort kriegen wir die Speisekarten, dabei nimmt der freundliche Kellner gleich
die Getränkebestellung auf und wie er das Glas Wein und das Bier an den Tisch
bringt, haben wir schon unser Essen ausgewählt. Ilse bestellt mit der „Pizza
Margherita“ wieder ihr Leibgericht, Gernot wagt sich über die ihm unbekannten
„Polipo Piastri“ und bekommt wunderbar gegrillte Kraken-Stücke, die auf
feinstes Kartoffelpüree gebettet sind. Ein Traum! Nach diesem
Meeresfrüchte-Genuss hatte Gernot zwar leichte Bedenken, ob die als Hauptspeise
bestellte „Pizza Tony“ überhaupt noch in seinem Magen Platz fände, aber die
Sorge war unbegründet – vor allem weil die knusprige Pizza reichlich mit
Sardellen, Oliven und scharfer Salami belegt war 😊. Üblicherweise gibt es im „Garden Restaurant“
nach dem Essen einen Limoncello auf Haus – genauer gesagt, eine ganze
Viertelliter Flasche davon. Heute trauten wir unseren Augen nicht, denn der
Kellner brachte uns gleich drei (!) unterschiedliche Flaschen mit geeisten
Likören an den Tisch. In den Geschmacksrichtungen Zitrone (eh klar), Pistazie
und Lakritze (!!), dazu vereiste Gläschen. Zugegeben, der pechschwarze
Lakritze-Likör war etwas gewöhnungsbedürftig, Ilse hat er überhaupt nicht
geschmeckt. Sie hat dafür mehr beim Limoncello zugeschlagen, während sich
Gernot opferbereit durch alle drei Liköre mehrmals durchkostete. Aber immerhin
waren wir ebenso diszipliniert bis standhaft, sodass wir die drei Flaschen
nicht leergetrunken haben, ja nicht einmal eine davon. Und probieren wird man
ja noch dürfen, hat schließlich auch was mit kultureller Bereicherung zu tun … 😊. Den Weg zurück ins WoMo haben wir jedenfalls
problemlos geschafft, fein, dass wir uns morgen in aller Ruhe ausschlafen
können – wie eh jeden Tag.
Samstag, 18. Oktober 2025
In der Nacht hat es auf 14 Grad abgekühlt, solche
Frühtemperaturen haben wir jetzt schon jeden Tag. Vielleicht ist auch das der
Grund, dass wir uns schön langsam mit Gedanken an daheim beschäftigen. Immerhin
sind wir jetzt bald sieben Wochen lang unterwegs, das wird höchstwahrscheinlich
unsere längste WoMo Reise überhaupt werden. Und sie ist ja noch nicht zu Ende,
heute steht sogar eine richtige Mission an: Wir haben Nadja mal eine Ente aus
dem hiesigen „Duck-Store“ mitgebracht, eine mit Einhorn. Die hat sie sich sogar
in den Urlaub mitgenommen 😊. Heute besorgen wir uns das große Schwesterchen
der Einhorn-Ente, man könnte bei dem Teil getrost von einer Riesen-Schwester
reden, Nadja wird schön schauen! Zuerst waren wir noch sehr skeptisch, ob es
den Laden überhaupt noch gibt, denn die Homepage im Internet meldet das
Geschäft als dauerhaft geschlossen. Auch andere Seiten führen keinerlei
Öffnungszeiten an – das werden wir uns selber anschauen müssen. Vorerst ist es
uns noch zu kalt, aber gegen 13 Uhr richten wir uns für die Ausfahrt mit der
Vespa her. Das dauert, denn es braucht seine Zeit, um in die langen Unterhosen,
dicken Hemden und Kuschelpullis und Kuscheljacken zu schlüpfen. Von den Jacken,
Handschuhen und Gesichtstüchern ganz zu schweigen. Eingepackt wie die
Polarforscher sind wir dann die paar Kilometer zum Zentrum San Marinos
hochgefahren, Ilse hat sich den Weg noch mal kurz auf Google-Maps angeschaut
und natürlich parkten wir uns unmittelbar neben der „Porta San Francesco“ ein.
Gleich ganz in der Nähe hat sich der „Duck-Store“ befunden – dort befindet er
sich noch heute und er hat ganz normal geöffnet. Schon von außen sehen wir
unser Wunschexemplar einer großen – einer sehr großen – Einhorn-Ente und nehmen
sie gleich aus dem Regal. Mit dem Riesenteil dürfen noch zwei weitere Enten mit
uns kommen, eine im Pippi-Langstrumpf-Look und eine weitere, diesmal allerdings
kleine Einhorn-Ente. Mission erfüllt – jetzt gönnen wir uns ein Käffchen.
Natürlich cruisen wir zu „unserer“ Stammbar hinauf, die sich neben dem
höchstgelegenen Parkplatz befindet. Aber leider – schon beim Abstellen des
Mopeds sehen wir, dass die Bar geschlossen hat, der ganze Platz rundherum wird
gerade aufwändig umgestaltet. Schade – aber einen Kaffee gibt es hier ja nun
wirklich an allen Ecken und Enden, wir werden nicht lange suchen müssen. Die
Angebote in fußläufiger Nahe sagen uns nicht besonders zu, also machen wir uns
mit der Vespa auf die Suche. Nach ein paar Kehren sieht Gernot aus dem
Augenwinkel eine Kaffee-Bar, wir wenden und fahren zu. Wir könnten hier auch
einen Toast oder ein Piatine essen, wir trinken aber nur Cappuccino und einen
Doppio. Dazu gönnen wir uns drei winzige Croissants, die vor dem Servieren noch
schön warm gemacht worden sind – für alles zusammen haben wir übrigens nur 9
Euro bezahlt, in einem Touristenlokal! Ein wirklich günstiger Snack und
gestärkt verfügten wir uns die paar eisigen Kilometer zurück zum Campingplatz.
Schnell noch die Reservierung fürs Abendessen abgegeben, danach war erst Mal
ein wenig Ruhe angesagt. Was uns ehrlich gesagt total wundert – wir sehen hier
keine Platzkatzen mehr. Wir haben mindestens mit den zwei schwarzen Katzen
gerechnet, die uns bei den letzten Aufenthalten jeden Tag mehrmals besuchten.
Nix, nada, niente – keine einzige Fellnase lässt sich blicken. Auch im
Restaurant sind keine Tiere mehr zu sehen, sonst sind hier gleich mehrere
Katzen und natürlich auch der Haushund ein- und ausgegangen. Irgendwie seltsam,
vielleicht sind die alle schon in ihren Winterquartieren oder so. Und wir haben
in Manfredonia extra noch ein ganzes Kilo Knuspertaschen nur für die beiden
schwarzen Streuner eingekauft. Nun ja, jetzt kriegt es halt unsere Zugehkatze
Liam daheim in Innsbruck … Einen kleinen Energieanfall haben wir dann dazu
genutzt, unsere Vespa aufzuladen. Übrigens nicht ganz ohne Wehmut, denn
höchstwahrscheinlich werden wir auf dieser Reise nicht mehr mit unserem Roller
unterwegs sein können. Das zeigt uns ein Blick auf die Wetterprognosen, es ist
nahezu in ganz Norditalien Regen angesagt. Ach ja, ausgerechnet als Ilse beim
Aufladen des Mopeds mit dem so wichtigen Festzurren der Spanngurte beschäftigt
war, fragte sie ein deutscher Camper von der Seite: „You go?“, weil er unseren
großen Platz haben wollte. Abgesehen vom nicht mal volksschulreifen Englisch,
der Typ stand ja direkt neben unserem Kennzeichen und da ist neben dem großen
„I“ für Innsbruck auch ein schönes „A“ für Austria angebracht. Immer wieder
erstaunlich, mit wie wenig Verstand Menschen durch ihr Leben kommen. Oder sagt
man taumeln? 😊 Nach einem kleinen Schläfchen haben wir uns
einen Pasch ausgespielt und damit ideal die Zeit bis zum Abendessen überbrückt.
Wieder sind wir ungemein gut verköstigt worden, Ilse hat sich mit ihrem „Potto
Pollo con Patatine fritte“ auf unbekanntes kulinarisches Terrain gewagt und ist
von den „Gegrillten Hühnerfilets mit Rosmarin und Pommes“ nicht enttäuscht
worden. Gernot wusste schon seit gestern, dass er heute als Vorspeise
„Antipasti di Mare“ vertilgen wird – der Berg an köstlichen Meeresfrüchten war wieder
einmal überwältigend. Und weil Gernot eh schon wusste, dass die Vorspeisen hier
de facto vollständige Mahlzeiten sind, hat er sich in weiser Voraussicht als
Hauptgang lediglich „Spaghetti Carbonara“ nachgelegt. Denn die flutschen schon
alleine wegen ihrer cremigen Konsistenz immer noch locker runter, so satt kann
man gar nicht sein. 
Übrigens muss heute die Bedienung besonders gelobt werden,
denn das Restaurant ist bis auf den letzten Platz besetzt – wir haben nicht
nachgezählt, aber es waren sicher über 100 Personen. Und trotzdem haben wir im
Service nichts davon gespürt, alles ist so schnell gegangen wie gewohnt. Ach ja
– heute hat es nicht drei Flaschen Likör als gratis Nachschlag gegeben, auch
nicht zwei oder eine. Sondern gar keine. Wir erklären uns das damit, dass an
einem Samstag vor allem Gäste von außerhalb des Campingplatzes kommen,
sozusagen „echte Sanmarinesen“, das sieht man eigentlich sofort an deren
Kleidung. Der Gratis-Limoncello wird halt so eine Art Lockangebot für die
Camper darstellen, damit sie jeden Tag brav zum Essen kommen. Ganz davon
abgesehen, bei einer derart großen Gästeschar wie heute, müssten – bei zwei
vollen Durchgängen – gleich mehrere hundert Fläschchen Likör verschenkt werden
… Pappsatt und sehr zufrieden sind wir ins WoMo geschlurft und bald einmal war
auch das letzte Licht herinnen gelöscht. Morgen geht es an den Gardasee und
damit wieder ein ordentliches Stück der Heimat entgegen.
Sonntag, 19. Oktober 2025 Beim Aufstehen waren wir ganz verwundert, denn
die Uhr zeigte doch tatsächlich 9 Uhr 19, dabei hat es gestern ja gar keinen
Limoncello mehr gegeben 😊. Wir haben trotzdem alle Zeit der Welt, auch
weil wir schon gestern fast alles für die Abfahrt vorbereitet hatten. So kommen
wir noch kurz vor halb 11 vom Platz weg, jetzt geht’s ab in Richtung Lago di
Garda. Der größte See Italiens liegt aber nicht gerade ums Eck, es sind über
300 Kilometer bis dorthin. Das Wetter ist zum Reisen absolut perfekt – es
scheint zwar andauernd die Sonne, aber Schleierwolken und Hochnebel sorgen
dafür, dass sie nie richtig runterbrennt.
Noch dazu fahren am Sonntag keine
LKW, so dass das Fahren nie stressig wird. Natürlich greifen wir die eine oder
andere Raststätte an und trinken wie immer den Rest unseres Frühstückkaffees
aus Plastikbechern. Für den einzigen aufregenden Moment der ganzen Fahrt
sorgten zwei Organ-Transporter kurz vor Verona, denn schon der erste
erschreckte uns, weil er mit seinem Mercedes und mit weit über 150 km/h an uns
vorbeibretterte. Aber der zweite Fahrer hat den Vogel überhaupt abgeschossen –
denn der überholte uns mit demselben Tempo am Pannenstreifen – da hat es uns
dann so richtig gerissen. Man darf nicht vergessen, dass Gernot dutzende Male
am Tag ein Stück des Pannenstreifen benützt, um großen Schlaglöchern
auszuweichen. Und dabei schaut er eigentlich nie in den rechten Außenspiegel.
Wozu auch? Wer rechnet mit einem derart riskanten Manöver? Das hätte böse ins
Auge gehen und mit einem schweren Unfall enden können. Glück gehört halt auch
dazu. Im Nahbereich des Gardasees ist der Verkehr dann spürbar stärker
geworden, wir befinden uns ja jetzt auf der Autobahn nach Mailand. Aber wir
haben es nicht mehr weit und von der Autobahnabfahrt in Desenzano sind es dann
eh nur mehr an die 10 Kilometer bis zu unserem Tagesziel, dem „Camping La Ca“
in Padenghe sul Garda. Wir kommen dort um 14 Uhr 35 an, Ilse checkt die
Anmeldung und wir schauen uns die Plätze an, die zur Auswahl stehen. Wir waren
schon so oft hier campen, dass Ilse bereits die Nummern fast aller Plätze
auswendig weiß und so sind wir eigentlich eh nur pro Forma zuerst zu Fuß hin
spaziert. Danach haben wir das WoMo geholt und uns quer auf unseren Platz
gestellt, sodass wir beide schön aufs „Meer der Tiroler“ hinausschauen können. Viel gibt’s aber eh nicht zu sehen, es ist stark bewölkt und es könnte
jederzeit zu regnen beginnen, prognostiziert wäre es. Gernot hat uns dann für
den Abend einen Platz im Restaurant reserviert und mit einer kleinen Nachmittagsruhe
und einem Pasch ist es relaxed Abend geworden. Es ist fast schon Tradition,
dass sich Ilse am ersten Abend im „La Ca“ immer die „Scaloppine a vino bianco e
Patatine fritte“ bestellt und natürlich hat sie sich auch heute ihre
„Kalbsschnitzel in Weißweinsauce und dazu Pommes“ bringen lassen. Gernot wusste
schon seit Stunden, dass er erstens irgendein „Antipasto di Mare“ essen wird
und danach die „Pizza Lanciafiamme“, weil es die nur hier gibt. Die Vorspeise
ist dann ein fulminanter „Krabben-Cocktail“ geworden, mit mehr als 15 großen
Shrimps und reichlich Sauce. Und die „Lanciafiamme“ ist für Gernot sowieso
immer ein Highlight, kommt die Pizza doch mit reichlich Sardellen und sehr,
sehr scharfer Salami daher – deshalb auch der Name „Flammenwerfer“ 😊. Danach noch einen Limoncello und einen Doppio –
schon wieder haben wir gespeist wie die Fürsten und das auf einem Campingplatz.
Übrigens, eine der fleißigen Kellnerinnen war total verblüfft, als sie Gernot
zum ersten Mal gesehen hat. Er soll nämlich einem italienischen Sportreporter
sehr ähnlich schauen und die nette Frau war sich zuerst ganz sicher, dass sie
einen richtigen TV-Star bedienen durfte. Das Italienisch von Gernot dürfte sie
aber rasch auf den harten Boden der Realität zurückgeholt haben 😊. Im Wohnmobil haben wir dann nur mehr die Kraft
für einen Gute-Nacht-Drink aufbringen können und die Gute Nacht begann heute
schon kurz nach 21 Uhr … Durch das frühe Zubettgehen gestern Abend sind
wir schon vor 9 Uhr topfit und unser Stromofen stellt sich tapfer den niedrigen
Temperaturen entgegen. So können wir bald einmal gemütlich im T-Shirt
frühstücken. Gernot nutzt unseren letzten Tag am Gardasee zum Blog schreiben,
Ilse ruht vorerst noch ein wenig nach. Später haben wir beide ein bisschen
geschlafen und gegen 14 Uhr 30 hat es dann so richtig zum Schütten angefangen.
Bis zum Abendessen war dann mal wieder Zeit für einen Pasch, es wurde übrigens die
100. Partie, die Gernot in dieser Saison im WoMo gewonnen hat. Ilse ist 66-mal
als Siegerin vom Pasch-Ring aufgestanden und wenn man bedenkt, dass ein Spiel
ca. 1 Stunde und 20 Minuten dauert, dann weiß man erst, was Pasch-Leidenschaft
wirklich bedeutet 😊. Es ist vor allem der beste Zeitvertreib bei
Schlechtwetter und es ist ein Spiel, das uns wohl niemals langweilig wird. Gut
so! Um 18 Uhr regnet es derart heftig, dass wir sogar erstmals die Regenjacken
auspacken müssen, wegen der Kapuzen. Wir kommen dann aber eh halbwegs trocken
im Restaurant an und freuen uns natürlich sehr aufs Essen. Heute wird es das
letzte Mal sein, dass Gernot auf dieser Reise Meeresfrüchte genießen kann. Zwar
fahren wir morgen gar nicht direkt nach Hause, aber am angepeilten Campingplatz
im Südtiroler Vintschgau gibt es nur Tiefkühl-Pizza und kleine Snacks. Aber
heute darf er noch einmal so richtig zuschlagen und macht das auch mit einem
fantastischen „Insalata Frutti di Mare“ – in dem sich die köstlichsten
Meeresbewohner in freudvoller Vielfalt und in feinstem Dressing tummelten. Was
für eine Riesenportion und was für ein Glück, dass sich Gernot schon wieder
„nur“ eine „Carbonara“ als eigentliche Hauptspeise bestellt hat, was anderes
hätte nicht mehr Platz gehabt. Ilse hat sich hingegen mit einer „Lasagne per
Bambini“ zufriedengegeben, den dazu bestellten „Insalata mista“ hat dann eh zum
Großteil Gernot zu seinen Spaghetti gegessen. Dafür hatte Ilse danach noch
Freiraum für ein ganz besonders gutes „Gelato Tartuffo“, also für ein köstliches
Trüffeleis mit Kekskern. Bei Gernot war eine Nachspeise nicht mehr
unterzubringen, er schloss das wunderbare Essen wie immer mit einem doppelten
Espresso ab. Beim Bezahlen ist Gernot ein letztes Mal seinen Spruch mit den
„Ehrengästen“ losgeworden und die Kellnerin war darob völlig von den Socken.
Noch beim Hinausgehen haben wir gehört, wie sie den Spruch jedem ihrer
KollegInnen erzählt hat 😊. Das war es dann aber mit „ospiti d’honore“, im
Vintschgau reden die Betreiber natürlich Tirolerisch. Jo – morgen geht’s auf
die vorletzte Etappe dieser unserer 133. WoMo Reisen und der Zeitpunkt könnte
kaum besser sein. Wir spüren schon überdeutlich den vielzitierten Magnetismus
der heimischen Couch wirken und das miserable Wetter der letzten Tage lässt uns
noch lieber nach Hause fahren. Aber eine Übernachtung in Südtirol hängen wir
noch dran … Dienstag, 21. Oktober 2025 Die ganze Nacht hat es geregnet, draußen ist es
nass, kalt und trüb, die Heizung müht sich redlich und schließlich haben wir
noch in aller Ruhe gefrühstückt, Ilse hat die vorbestellten Brötchen (Integrale
heißen die, müssen wir uns merken) und die Croissants abgeholt und wir konnten
abfahren. Im Vorjahr ist uns ja genau bei der Wegfahrt vom Platz der Starter
hochgegangen, heute sind wir problemlos weggekommen. Wir sind aber gar nicht
von unserer Ebene, die sich übrigens „Panormastraße“ nennt, rechts auf die
steile Auffahrt gefahren, sondern stattdessen nach links hinunter. Dort haben
wir noch unsere Klokassette geleert und sind danach mit genug Schwung – und vor
allem ohne Gefahr zu laufen, mit dem Motorradträger aufzusitzen – die
regennasse Straße hochgetuckert. Schnell noch ein „Ciao“ in die Rezeption
hineingerufen und der „Camping La Ca“ befand sich im Rückspiegel. Der erste Weg
führte uns nur wenige hundert Meter weit, es galt im großen „Conad“ Markt
Mitbringsel für die Lieben daheim einzukaufen. Wir haben wieder ordentlich
zugeschlagen und viel Wein, Olivenöl, Parmesan, scharfe Peperoncino-Öl,
Süßigkeiten und ein paar Packungen frische Nudeln eingekauft. Sodala – jetzt
aber rüber nach Desenzano und dort rauf auf die Autostrada. Die ersten gut 25
Kilometer, bis zur Auffahrt auf die A22 Brennerautobahn waren der Wahnsinn, auf
der dreispurigen Autostrada waren zwei Spuren fast ausschließlich von LKW
belegt. Wenn wir mal wieder eine Horde davon überholen wollten, mussten wir auf
die dritte Spur wechseln und bis auf 110 km/h beschleunigen, damit die
Autofahrer hinter uns nicht vollends durchdrehen 😊. Was waren wir froh, als wir endlich auf die A
22 wechseln können, hier schaut es verkehrstechnisch sogleich um einiges
gemütlicher aus. Zwar sind auch hier massenhaft LKW unterwegs, aber wegen dem
strikten LKW-Überholverbot auf der gesamten Strecke ballen sich die Laster
immer wieder hinter einem besonders langsamen Brummi zusammen und können so von
uns ratzfatz in einem Aufwaschen überholt werden. Danach sind wir dann wieder
dutzende Kilometer ohne LKW unterwegs, bis halt irgendwann die nächste Rotte
auftaucht. Zugegeben, Gernot hat unterwegs schon darüber nachgedacht, gleich
bis Innsbruck durchzufahren, aber der Brennerpass ist uns so unsympathisch
geworden, dass wir lieber den großen Umweg über den Reschenpass nehmen.
Wahrscheinlich sind wir einfach schon zu oft über den Brenner gefahren … Also
biegen wir bei Bozen Süd von der A22 ab, freuen uns bei der Mautstation über
einen 1-Euro-Münzfund und wechseln bruchlos auf die Me-Bo, die uns bis nach
Meran bringen wird. Für uns bedeutet diese Schnellstraße keinen Unterschied zu
einer Autobahn, weil wir eh ständig mit einem 90er dahingondeln können. So
kommen wir locker und ohne Pause nach Algund, ab da beginnt jetzt sozusagen die
Steigung rauf zum Reschenpass. Mittlerweile hat Gernot schon die Sonnenbrille
auf und wir schwimmen gemütlich im Verkehr mit. Unser Ziel ist Schlanders, da
waren wir schon einmal vor vielen Jahren, damals haben wir auf einem Stellplatz
übernachtet. Diesen Stellplatz am „Campo Sportivo“ gibt es nicht mehr, dafür
ist in unmittelbarer Nähe der „Campingplatz Vogelsang“ entstanden. Wird sicher
mehr Geld einbringen und mit dieser Vermutung sind wir gold- bzw. geldrichtig
gelegen. Denn ausgerechnet dieser kleine, unscheinbare Platz – ohne
Swimmingpool, ohne Kinderspielplatz und ohne Restaurant – ist doch tatsächlich
der teuerste Campingplatz der gesamten Reise geworden. Stramme 50,50 Euro haben
sie uns rausgerissen, dabei haben wir eh noch Glück gehabt, weil wir einen
„normalen Platz“ ausgewählt haben. Die so genannten „Komfortplätze“ wären
teurer, warnte uns die Rezeptionistin. Wahrscheinlich hätten wir dafür einen
Investitionskredit andenken müssen. Übrigens haben wir für die zwei Tage
Aufenthalt am „La Ca“ 37 Euro 60 bezahlt und dieser Campingplatz hat einen
großartigen Swimmingpool, einen netten Kinderspielplatz und ein hervorragendes
Restaurant aufzubieten. Von der hundertmal schöneren Lage brauchen wir gar erst
nicht reden … Aber wie heißt es so schön: „Von den Lebenden musst du es
nehmen“. Das tun sie hier definitiv und das nicht zu knapp. Und sie tun es,
unserer Meinung nach, bis weit über die Schamgrenze hinaus. Denn auf der
Restauranttheke standen zwei Trinkgläser, gefüllt mit diesen kleinen Briefchen,
in denen Salz und Pfeffer drin sind. Für jedes dieser Briefchen verlangen sie
hier 5 Cent (!!), falls sich ein Gast eine der wenigen Speisen nachsalzen
möchte oder gar – Gott bewahre – seinem Essen gern etwas mehr Pfeffer verleihen
würde. So eine dreiste Gier haben wir noch nirgendwo gesehen, weltweit nicht.
Man schämt sich fast, selber ein Tiroler zu sein, aber in diesem Fall kann die
Scham ohne Weiteres die Seite wechseln. Natürlich werden wir diese Frechheit
posten, Ilse hat die peinliche Beutelschneiderei ohnehin fotografiert. Mangels
Lust auf eine Jause haben wir dem Wirt dann noch einen Toast und eine
Tiefkühlpizza abgekauft, wenigstens das dazu getrunkene Forst-Bier war
genießbar. Über den Rest der Mahlzeiten schweigen wir lieber, nur so viel sei noch
gesagt: Gernots Pizza hätte auf Sizilien, und überall in Süditalien, gerade
einmal die Hälfte gekostet – und da reden wir von einer frisch zubereiteten und
nicht von Tiefkühlware. Schwamm drüber. Morgen geht’s heim!
Mittwoch, 22. Oktober 2025
Kalt wars mal wieder, kein Wunder, Schlanders
liegt auf gut 800 Metern. Aber wahrscheinlich sind die Temperaturen gar nicht
unter 10 Grad gefallen, am Morgen hatte es jedenfalls immerhin 10,5 Grad. In
warme Sachen gut eingepackt sind wir bald einmal ins Waschhaus rüber gepilgert
und nach Erledigung der letzten Aufbruch-Arbeiten waren wir vor 10 Uhr vom
Platz weg. Natürlich wird uns der „Campingplatz Vogelsang“ nicht mehr als Gäste
sehen, diese schamlose Gier ist uns einfach zuwider. Dabei geht es gar nicht um
die 50 Euro 50, wenn es ein super Platz ist, dann zahlen wir das ohne großes
Murren. Aber für diese Parodie eines Campingplatzes, es gibt ja nicht einmal
richtige Schattenplätze, derart unverschämt zuzugreifen, das geht uns gegen den
Strich.
Heute muss sich unsere brave Schnecke als Morgensportlerin betätigen,
denn ab Schlanders geht es oft kilometerweit nur hinauf. Teilweise ist es
richtig neblig, aber kurz vor dem Reschenpass reißt es plötzlich auf und
Nordtirol begrüßt uns schon mit Sonnenschein. Wir werden heute nicht über das
Schweizer Martina fahren, auch wenn es auf Tiroler Seite der Straße eine
Baustelle mit längeren Wartezeiten gibt. Die erreichen wir dann kurz vor der
Kajetans-Brücke bei Pfunds und dieses Bauvorhaben dort ist echt gigantisch. Durch
einen Felssturz ist hier vor gut zwei Jahren ein Teil der Straße weggerissen
worden und alles wird jetzt neu errichtet. Für die Bauarbeiten ist extra eine
hunderte Meter lange Behelfsstraße in die nackten Felsen hineinbetoniert worden
– ein kompletter Wahnsinn, was für eine Ingenieursleistung. Allerdings, auf
dieser „Straße“ geht es teilweise derart kriminell steil rauf und runter, dass
wir echt Angst haben mussten, aufzusitzen. Wir waren dann sehr froh, diese
furchtbare Rumpelpiste hinter uns gebracht zu haben und wieder festen Asphalt
unter den Rädern spürten. Übrigens haben wir während der ca. 10-Minuten langen
Wartezeit ein Wohnmobil hinter uns stehen gehabt – nach der Baustelle war es
dann plötzlich weg und es ist auch kein anderes Fahrzeug aus der ganzen
Warteschlange nachgekommen. Oh je – das ist nie ein gutes Zeichen … Wir
hingegen sind gut weitergekommen und haben dann beim SPAR-Markt in Prutz eine
erste, kleine Rast eingelegt. Zwar sind wir in den Supermarkt reingegangen,
aber mehr um uns die Füße zu vertreten, gekauft oder konsumiert haben wir
nichts. Von Prutz aus sind es dann keine 100 Kilometer mehr bis nach Innsbruck
und wenn uns nicht ein völlig Wahnsinniger mit einem irrsinnig riskanten
Manöver vor einer Kurve überholt hätte, dann gäbe es über den letzten Teil
unserer 133. Reise gar nichts mehr zu erzählen. Der Irre hatte übrigens ein
Landecker Kennzeichen am Auto – ein schlagender Beweis dafür, dass die Idioten
hinter dem Volant nicht nur Italiener sind, sondern sich auf alle Nationen aufteilen.
In Innsbruck sind wir schließlich um exakt 12 Uhr 29 angekommen, es wird das
mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit die letzte Fahrt in dieser WoMo-Saison
gewesen sein. Nie waren wir auf einer Reise länger mit unserer Schnecke
unterwegs, insgesamt 53 Tage hintereinander haben wir in unserem Häuschen auf
Rädern verbracht. Zusammengerechnet sind wir mit dem Wohnmobil 4.326 Kilometer
gefahren und mit der Vespa 745 – alles ohne irgendwelche Probleme, das wollen
wir auch nicht vergessen zu erwähnen. Wir haben auf unserer
Sizilien-Süditalien-Apulien-Runde auf insgesamt 16 verschiedenen Campingplätzen
übernachtet, wahrscheinlich auch ein neuer Rekord. Was uns sicher auch noch
lange in Erinnerung bleiben wird, war das mitunter sensationell gute Essen auf
den Campingplätzen oder auch in den diversen Restaurants. Wenn man das nicht
konsumierte Essen am Platz in Salerno außer Acht lässt, so sind wir kein
einziges (!!) Mal beim Essen-gehen enttäuscht worden – ganz im Gegenteil! Nie
vergessen werden wir auch unsere Begegnung mit Petra und Jürgen und den
Erzählungen über ihre „Frechen Früchtchen“. Da hoffen wir sehr, dass uns die
beiden mal wieder über den Weg laufen und weil sie ja die „ewigen Camper“ sind,
ist das gar nicht mal unwahrscheinlich. So – unsere geliebte Schnecke steht vollgetankt
in ihrer warmen Kuschelgarage und darf sich jetzt bis zum Frühjahr ausruhen. In
den nächsten Tagen werden wir noch die allerletzten Sachen ausräumen, so zum
Beispiel jenen Berg an Kleidung, den Gernot auf dieser Reise nie
angezogen hat 😊. Aber das ist schon wieder eine eigene
Geschichte …