Seit wir im Sommer 2007 zum ersten Mal mit einem Wohnmobil unterwegs waren, sind 17 Jahre vergangen. Die ersten drei WoMo Reisen haben wir noch mit Leih-Mobilen bestritten, dann haben wir uns im Frühjahr 2010 ein eigenes gekauft – unser Schneckchen. Inzwischen haben wir mit unserem geliebten Nasenbären sagenhafte 127 Reisen unternommen und das Campen ist zu unserem liebsten Hobby geworden. Wahrscheinlich haben wir auf über 300 Campingplätzen übernachtet, fast überall in Europa. Und wenn wir alles zusammenrechnen, dann werden wohl an die zwei Jahre lang in unserer „Zweitwohnung auf Rädern“ gelebt haben. Wir nennen unsere Fahrten übrigens längst nicht mehr Urlaub sondern „unser Leben“. Denn das trifft es weit besser. Seit dem 1. März dieses Jahres ist auch Gernot endlich im Ruhestand, Ilse hat ihr Arbeitsleben bereits im September 2019 beendet. Gemeinsam sind wir mittlerweile beinahe 128 Jahre alt und davon haben wir weit mehr als 80 Jahre lang gearbeitet, da darf man getrost von einem wohlverdienten Pensionisten-Leben sprechen. Gesundheitlich haben wir, unserem Alter entsprechend, natürlich schon einige Höhen und Tiefen erlebt, aber dank unseres gnädigen Schicksals sind wir immer noch fit genug für ein lustvolles Camper-Dasein. Zwar machen wir keine 1.000 Kilometer lange Fahrten mehr auf einmal, mittlerweile hat sich eine für uns ideale Tagesetappe auf ca. 300 Kilometer eingependelt. Schließlich haben wir keinerlei Termine mehr und müssen nicht hetzen. Finanziell sind wir zwar nicht gerade auf Rosen gebettet, aber da wir keinerlei Schulden und erträgliche Fixkosten haben, bleiben uns pro Tag ca. 70 Euro zur freien Verfügung. Damit lässt es sich nahezu überall campen und wir müssen auch bei unseren zahllosen Restaurantbesuchen nicht jeden Cent zweimal umdrehen.
Unser braves Wohnmobil hat inzwischen satte 244.000 Kilometer am Tacho stehen, wir sind also weit über 100.000 Kilometer mit unserer Schnecke unterwegs gewesen. Das ist mehr als der doppelte Umfang unseres Planeten, eine tolle Leistung unseres Hymer Camp 56. Dabei hat uns das WoMo kein einziges Mal (!!) im Stich gelassen, es gab lediglich zweimal einen Reifenschaden zu beheben und das direkt hintereinander, weil beim ersten Reifentausch ein falsches Ventil verwendet worden ist. Auch ist uns in all den Jahren kein anderes Fahrzeug oder sonst ein Hindernis zu nahegekommen, wir haben also keinen Unfall gehabt. Wären wir gläubige Menschen, dann würden wir wohl Gott dafür danken, so sind wir nur froh, dass wir stets so ein Glück gehabt haben.
So ziemlich die aufregendste Zeit jeder Saison ist für uns Camper die alljährliche TÜV-Überprüfung unseres Wohnmobiles. Schließlich wird unser geliebter Nasenbär in ein paar Monaten 35 Jahre alt, da kann natürlich immer irgendwo irgendwas sein. Und es gibt auch fast immer irgendetwas zu reparieren, meistens lassen wir das bei der Werkstätte unseres Vertrauens, bei der Firma Fuchs im Tiroler Ort Itter, in Ordnung bringen. Chefmechaniker Karli hat auf Wohnmobilen wie dem unserem seinen Beruf erlernt und er ist ein wahrer Meister seines Faches. Er kennt unser Häuschen inzwischen natürlich in- und auswendig und wir befolgen brav alle seine Ratschläge. So haben wir z.B. gerade erst den Zahnriemen erneuern lassen, übrigens bereits zum zweiten Mal. Allein diese Tatsache zeigt, wie sicher wir – und natürlich auch Karli – sind, dass uns Schneckchen noch lange eine Freude machen wird. Bis auf ganz kleine, eigentlich unbedeutende Stellen, zeigt sich bei unserem Hymer Camp nirgendwo Rost, der etwas morsch gewordene Holzboden ist längst saniert und wenn wir das Dach unseres Häuschens regelmäßig mit einem speziellen Dichtungsanstrich versehen, dann regnet es uns auch nirgendwo herein. Das ist bei einem derart betagten Fahrzeug alles andere als selbstverständlich und wir sind sehr froh darüber. Schließlich fühlen wir uns nirgends geborgener, als wenn auf irgendeinem Campingplatz schwere Gewitter niedergehen und der Regen heftig auf unsere Schnecke eintrommelt.
Ende dieser Woche setzen wir unser Nomadenleben wieder fort und brechen zu einer wochenlangen Reise durch Italien auf. Diese 128. WoMo Fahrt wird uns mit Sicherheit erneut nach Apulien bringen und es ist leicht möglich, dass es die längste Fahrt unserer bisherigen Camper-Karriere werden wird. Immerhin planen wir eine Reisedauer von mehreren Wochen ein, Ilse hat eh spaßhalber gemeint, erst der Einbruch des Winters wird uns zurück nach Hause schicken. Das sind mehr als nur wundervolle Aussichten und wir sind uns zu jeder Zeit unseres privilegierten Lebens bewusst.
Innsbruck, 27. August 2024
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