Wieder sehr gut geschlafen und wenn die Inder nicht die undurchschaubare Angewohnheit hätten, ihre Türen zuzuknallen (gerne auch drei-, viermal hintereinander), dann wäre es sogar eine ungestörte Nacht gewesen. Und das in Indien! Wir gehen gegen 8 Uhr zu „unserem“ Tea-Stall an der Ecke runter, der Wallah begrüßt uns mit einem breiten Lächeln und mit „Black Tea with sugar and Coffee double strong without sugar!“. Da macht sich doch gleich Stammgast-feeling breit. Nach dem kleinen Frühstück ist uns nach einem größerem zumute und wir tippen einfach „German Bakery, Mysore“ in die Suchmaschine. Zack, zack, zack - drei Treffer in 1,7 Sekunden. Wir entscheiden uns für die „SAPA Bakery - SAPA steht für Sauerteig und Pastry. Na bitte! Eine junge Deutsche hat sich hier in Mysore mit Brotbacken selbständig gemacht, wir lesen das in einem langen Interview, das sie vor ein paar Monaten gegeben hat. Wir rufen uns eine Rikscha und fahren zu der Adresse hin. Dort angekommen, weist so gar nix auf eine Bäckerei hin, aber wir sind an der richtigen Adresse - soviel steht fest. Wir rufen dann an, Frau Dina meldet sich persönlich und wir reden Deutsch miteinander. Ja, leider - das fehlender Firmenschild - der Hausbesitzer erlaubt das nicht. Und heute gäbe es kein Brot - oh je, habe ich die geänderten Öffnungszeiten noch gar nicht in der Homepage ausgebessert? Sorry aber auch. Wurscht - wir haben ja noch zwei Adressen. Bei der nächsten Adresee - die wir nach langem Suchen tatsächlich und 100-prozentig finden, gibt es auch keine German Bakery, hat es vielleicht auch nie eine gegeben. Auch wurscht, es gibt ja noch die dritte Chance. An dieser Anschrift befindet sich tatsächlich eine German Bakery und hoffnungsvoll steigen wir in den dritten Stock hoch. Am Rooftop finden wir ein recht lässiges Lokal und nehmen Platz. Der Kellner holt uns dann mit einem freundlichen „Sorry, but today no Coffee and no Toast, Butter, Jam“ auf den Boden der indischen Realität zurück. Mission „German Bakery“ erfolglos abgeschlossen - wir suchen uns irgendeinen Tea-Stall.
Gestärkt sind wir dann herumspaziert, das Wetter war traumhaft, sonnig, aber nicht mehr als 25 Grad. Wir sind an einem Spielzeugladen vorbeigekommen und da hat es uns regelrecht gerissen - denn die hatten eine feuerrote Elektro-Vespa für Kinder vor dem Geschäft stehen. Gernot ist dann reingegangen, um nach dem Preis zu fragen - 8.200 RP, also etwas über 100 Euro. Der Verkäufer ist dann sofort und ungefragt auf 7.800 RP heruntergegangen, also etwas unter hundert Euro. Echt geil, aber was sollen wir damit? Aber - für unser - sagen wir - vierjähriges Enkelkind hätten wir das Teil gekauft und uns schicken lassen …
Wir sind dann einfach drauflosmarschiert, zwischendurch hat sich Gernot auf die Schnelle rasieren lassen. Ilse durfte im Geschäft zuschauen und hat auch fotografiert und gefilmt. Der Mann hat das wieder perfekt hingekriegt, diesmal war Gernot in einem ganz, ganz einfachen Laden. Darum hat er auch nichts gesagt, dass er zum Abschluss kein Aftershave draufgekriegt hat - der alte Mann hatte halt keines. Und wir wollten ihn nicht deshalb beschämen. Statt dem verlangten 50er hat er dann das Doppelte gekriegt, aber bei guten Dienstleistungen sind wir sowieso großzügig.
Nach einer guten Stunde bemerkten wir dann, dass wir gerade an der Rückseite vom Hotel „Parascheiß“ vorbeigehen und ab da kannten wir uns dann schon wieder aus. Wir haben bei dem uns bekannten Tea-Stall Halt gemacht, Kaffee und Tee getrunken, Ilse hat sich ein Egg-Sandwich gegönnt. Sehr gut! Und wie wir da so sitzen, werden wir von einem Mann angesprochen. Natürlich zuerst das übliche „Where do you come from?“, aber wir haben ihn nicht abgewimmelt, er war uns eigentlich gleich sympathisch. Er hat auch bedeutend besser Englisch gesprochen als wir und so war die Unterhaltung mit ihm echt lässig. Samir führt einen Familienbetrieb, er produziert mit seinen MitarbeiterInnen Räucherstäbchen und reine Pflanzenextrakte, die er zu Ölen verarbeitet. Beim Gehen meinte er dann, er müsse noch schnell seinen Scooter zur Reparatur bringen, aber er würde uns an der Ampelkreuzung treffen und uns dann sein Geschäft zeigen.
Und wir müssten wirklich nichts kaufen. Samir sagte das alles so unaufdringlich, dass wir einwilligten und nach einem ca. halbstündigen Fußmarsch gelangten wir zu seinem Haus. Im Parterre war eine Inderin mit der Produktion von Räucherstäbchen beschäftigt und Sami erklärte uns jeden Schritt.
Die Begegnung mit Samir war wirklich etwas Besonderes, da haben wir jemanden getroffen, der für seine Arbeit brennt und der auch zu Recht stolz ist, auf das was er tut. Er hat uns auch erzählt, wie nahe bei ihm Erfolg und Misserfolg zusammenliegen. Ein paar Tage zu viel Regen oder ein paar Tage zu viel Sonne - und das eine oder andere Produkt kann er vergessen. Und irgendwas ist immer …
Weils heute eh schon wurscht war, sind wir dann von Samir zu Fuß ins „Banyan Tree Comfort“ marschiert, heute kommen wir insgesamt auf satt über zehn Kilometer. Im Hotel haben wir uns dann flachgelegt und bis nach 18 Uhr geschlafen. Danach mit der Rikscha in den „Beer Garden“ - heute keine Steirer, dafür gutes Essen, kaltes Bier und hohe Rechnung wie gehabt. Dann nur mehr mit der Rikscha ins Hotel „Gute Nacht“ und tschüss …
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
wir freuen uns auf eine Nachricht von dir